MeisterTrainerForum

Bitte loggen sie sich ein oder registrieren sie sich.

Einloggen mit Benutzername, Passwort und Sitzungslänge
Erweiterte Suche  

Autor Thema: [FM 20 bis 24] Lavayeuxs Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers  (Gelesen 132937 mal)

KoniCutshot

  • Sesselfußballer
  • **
  • Offline Offline

Weg mit dem Stinkstiefel! Der Aufstiegszug roll! Let's go!
Gespeichert

Noergelgnom

  • Profi
  • ****
  • Online Online

(click to show/hide)




Oktober 2032, Essen, Deutschland



GERARD


10. Oktober - Ligaspiel gegen Ingolstadt (H)

"Herr Lavayeux, auf ein Wort?"
Mit den Gedanken noch halb beim Spiel, drehe ich mich um, um den vorlauten Störer abzuwimmeln, sehe dann aber, dass es Tobias Bauck ist - der "Ruhrnachrichten"-Reporter, den abzuwimmeln man mir ja strikt verboten hat.
Ich stoppe also meinen eiligen Ewald-Lienen-Gedächtnis-"Ich muß weg!"-Lauf und wende mich dem Journalisten vollends zu.
"Ach hallo, Herr Bauck!"

Ich gebe zu, dass ich bei Amtsantritt alles andere als begeistert war ob der Aussicht, einen "Zwangsreporter" an meinen Hacken zu wissen - eine potentielle Klette der Sonderklasse, immer bereit, mir eins reinzuwürgen und für ein bißchen Auflage oder ein paar Klicks extra die Mannschaft vor den Bus zu werfen.

Nachdem ich den Herrn nun allerdings einige Zeit quasi täglich gesehen und gesprochen haben, muß ich gestehen, dass ich mich da ziemlich getäuscht habe.
Klar - "am Ende des Tages" (wo war nochmal das Phrasengrunzgetier?) ist er Journalist und kein Vereinsangestellter und er hat mehrfach bewiesen, dass er extrem kritisch sein kann.
Aber er ist weder nervig noch unfair.
Ganz im Gegenteil - zum einen beweist er ein ums andere Mal, dass er sich wirklich für den Verein interessiert und zum anderen hat er für einen Tintenkleckser echt Ahnung von der Materie!
(Möglicherweise mehr als ich, aber das Gefühl kenn ich ja...)

Weil das an Positivem noch nicht reicht, verfügt der Herr Bauck auch noch über einen wahlweise staubtrockenen und mitunter auch ziemlich finsteren Humor, der ihn mir unabhängig von allem anderen sowieso sympathisch macht.
Die kurzen Interviews, die wir beide führen, sind oft genug mehr Albernheit als ernsthaftes Gespräch - finden aber wohl nicht zuletzt deswegen auf dem RN-youtube-Kanal ordentlichen Anklang.

Und jetzt möchte er also ein kurzes Statement zu einem Spiel, das mich in der Kabine soeben zu einem reichlich unbeherrschten Flaschenwurf veranlaßt hat.

Zitat

"Null zu eins zuhause gegen Ingolstadt - ein Satz mit x, oder?"
"Wir müssen leider konstatieren, dass in manchen Spielen noch einiges fehlt, ja.
Eigentlich war das Spiel meiner Mannschaft nicht so schlecht, aber solange wir die einfachen Fehler nicht abstellen, werden wir Gegentore wie das heutige leider auch weiterhin bekommen."
"Was macht das mit den Aufstiegsplänen des Vereins?"
"Soweit ich weiß, ist der Aufstieg kein Teil unserer Saisonerwartungen. Falls Sie da mehr wissen, klären Sie mich bitte auf."
"Naja, ganz ehrlich, nach dem herausragenden Saisonstart wäre es doch eher enntäuschend, jetzt nicht weiterhinauf den Aufstieg hinzuarbeiten, oder?"
"Fans und Journalisten dürfen sehr gern träumen und was-wäre-wenn-Szenarien entwerfen - für Vereinsverantwortliche wäre eine solche Herangehensweise eher kontraproduktiv, weil sie uns den Blick für die Realitäten versperren würde. Es gibt etliche Vereine - den VfL Bochum oder Dynamo Dresden oder auch unseren heutigen Gegner Ingolstadt beispielsweise, die in der Liga-Hackordnung unter normalen Umständen deutlich bis sehr deutlich vor uns stehen."
"Hat Sie eigentlich schon mal jemand einen Pessimisten genannt?"
"Nein, wie kommen Sie darauf?"
"Ach, nur so."


13. Oktober - Ligaspiel gegen Regensburg (A)

Zitat

"Regensburg geschlagen und überhaupt: endlich mal wieder gewonnen ... sind Sie zufrieden mit dem Erfolgserlebnis - oder überwiegt der Ärger über die schwache Leistung?"
"Die erste Hälfte war schwach, darüber wird zu reden sein - aber ich kann der Mannschaft nur für die Art und Weise applaudieren, wie sie in den zweiten 45 Minuten zurückgekommen ist und dieses Spiel noch herumgerissen hat."
"Ist Niklas Freitag nach seinem Trainingsstreik nun dauerhaft rehabilitiert oder war sein heutiger Einsatz ausschließlich der Verletztenmisere im Mittelfeld zu verdanken?"
"Niklas ist ein guter Spieler, der uns selbstverständlich verstärkt, wenn er spielt - leider war er aufgrund der Verletzung und des darauffolgenden Trainingsrückstandes im September kaum einsetzbar. Wir hoffen, dass das jetzt wieder besser wird, werden aber nichts überstürzen. Die Gesundheit unserer Spieler hat oberste Priorität."
"Also war seine Spielpause keine Konsequenz aus der unschönen Wechselsaga?"
"Ich habe keine Ahnung, wovon Sie sprechen."
"Ich verstehe..."



17. Oktober - Ligaspiel gegen Augsburg II (H)

Zitat

" 'Mit dem letzten Aufgebot zum Sieg über Augsburgs Reserve' - würden Sie diese Schlagzeile unterschreiben?"
"Ganz falsch ist sie nicht - aber ich kann mich ehrlich gesagt nicht dazu durchringen, die Jungs, die heute auf dem Platz standen, als 'letztes Aufgebot' zu bezeichnen, das wird weder ihnen noch ihrer Leistung gerecht."
"Möchten Sie einen bestimmten Spieler herausheben?"
"Ich weiß, dass Sie gern hören würden, dass unser Zweikommafünf-Tore-Stürmer das Spiel im Alleingang entschieden hat - aber das wäre ja gelogen. Alle elf haben herausragend gespielt und das drei zu eins ist eigentlich noch zu niedrig ausgefallen."


23. Oktober - Ligaspiel gegen Balingen (A)

Zitat

"Vier zu drei nach vier zu null....Haben Sie schonmal was von 'Jekyll & Hyde' gehört? Ich mußte heute mehrfach daran denken..."
"Kann ich mir vorstellen, ich bin auch immer noch konsterniert darüber, wie wir dieses Spiel beinahe noch aus der Hand gegeben hätten."
"Welchen Einfluß hatten Ihre Wechsel auf diesen Spielverlauf?"
"Wir hatten ja keine große Wahl - alle Wechsel wurden durch Blessuren verursacht. An dieser Stelle vielen Dank an den Gegner und dessen faire, sportliche Spielweise."
"Höre ich da einen Hauch Verärgerung ob der ultraharten Defensive der Balinger heraus?"
"Man hört ja immer das, was man hören will, nicht wahr?"


27. Oktober - Viertelfinale im Niederrheinpokal gegen Straelen (A)

Zitat

"Erneut Pokalspiel in Straelen - und wie im letzten Jahr wieder so ein Tanz auf der Rasierklinge. Haben Sie zur Halbzeit noch ans Weiterkommen gelaubt?"
"Natürlich! Die ersten zwanzig Minuten waren wirklich unterirdisch, danach haben wir uns aber sukzessive reingekämpft und zur Halbzeit hätten wir auch locker bereits ausgeglichen haben können."
"In der zweiten Hälfte waren Sie nicht nur besser im Spiel, sondern hatten auch eine gehörige Menge Dusel, oder?"
"Sie meinen den nicht gegebenen Elfmeter? Ja, das war ein bißchen glücklich, gebe ich zu. Wenn der gepfiffen wird und Straelen nach 47 Minuten zwo zu null führt, wird das ultrahart."
"Warum spielt Siegtorschütze Felipe eigentlich nicht immer im zentralen offensiven Mittelfeld?"
"Weil er auf dem Flügel super aufgehoben ist und weil wir in unserem normalen 4222 keinen zentralen offensiven Mittelfeldspieler haben."
"Wenn Sie das so ausdrücken, klingt es richtig logisch."
"Das liegt daran, dass es das ist."
"Was?"
"Logisch."


30. Oktober - Ligaspiel gegen Borussia Dortmund II (H)

Zitat

"Endlich wieder mal ein defensiv sicheres Spiel - die Taktikänderung hat sich ausgezahlt, oder?"
"Nun, eigentlich ist es ja nur eine Formationsänderung gewesen - von 4222 auf 4231 - aber ja, die defensive Stabilität tat unserem Spiel sicher gut."
"Redzepagics Treffer war bereits der neunte Treffer, den RWE nach einer Standardsituation erzielt hat - was ist Ihr Geheimnis?"
"Wir üben heimlich."
"Ach was!"
"Ja, ernsthaft. So richtig mit Ball und Tor und Spielern."
"Manchmal habe ich den Eindruck, Sie nehmen diese Kurzinterviews gar nicht so richtig ernst."
"Und ich habe manchmal den Verdacht, dass Sie Ihre Fragen und Formulierungen spontan auswürfeln."


(click to show/hide)


06. November - Ligaspiel gegen Borussia Mönchengladbach II (A)

Zitat

"Auf die Gefahr hin, dass Sie das wieder für eine Phrase halten - stimmen Sie zu, wenn ich sage, dass Ihre Defensive definitiv noch nicht aufstiegsreif ist, weil Sie viel zuviele Chancen zulassen?"
"Ja, das ist leider richtig."
"Wird RWE infolgedessen im Winter auf dem Transfermarkt nachlegen?"
"Da sind wir noch im Entscheidungsprozess - denn ganz ehrlich: ich kann mich nicht guten Gewissens hier hinstellen und den Spielern den Schwarzen Peter alleine zuschieben. Wir müssen auch die Taktik analysieren."
"Also keine Winterzugänge?"
"Doch, definitiv - denn immerhin verlieren wir mit Freitag und Perez ja unser Stamm-Mittelfeld-Duo."
"Perez wechselt?!"
"Ach, stimmt, das hatten wir ja noch gar nicht öffentlich gemacht. Ja, er wechselt im Winter nach Belgien zu Royal Antwerpen."
"Haben Sie schon einen Ersatz im Auge?"
"Nein, das täte mir zu weh."
"Ihre Scherze werden immer flacher."
"Ihre Phrasen auch."
"Touché."


20. November - Ligapsiel gegen Köln II (H)

Zitat

"Das dritte eins zu null in Folge und inklusive Pokal das vierte Spiel in Folge, in dem eine Standardsituation den Sieg bringt."
"Ja, das können wir inzwischen ganz gut, nicht wahr?"
"Richtig - nur ... haben Sie keine Angst, was passiert, wenn eine Mannschaft Ihre Standards mal konsequent wegverteidigt?"
"Dann müssen wir die Tore eben aus dem Spiel heraus erzielen."
"Aber genau das fällt Ihnen ja in letzter Zeit sehr schwer, wie es scheint."
"Guter Hinweis, vielleicht sollten wir wieder mal Passpiel üben."
"Ein wie immer äußerst erhellendes Interview, vielen Dank."
"Ihre Freude ist auch meine Freude, Herr Bauck."


23. November - Ligaspiel gegen Braunschweig (H)

Zitat

"Frustrierend, oder? Acht sogenannte Hundertprozentige, aber nur ein einziges Tor durch Freitags Elfmeter - und im Gegenzug ein einziges Mal nicht aufgepaßt und schon hat RWE gegen Kellerkind Braunschweig zwei Punkte liegenlassen."
"Passiert. Wir können nicht immer gewinnen, nur fast immer."
"Ja, nur hat dieser Punktverlust dazu geführt, dass Sie wieder aus den gerade erst mühsam zurückeroberten Aufstiegsrängen gepurzelt sind."
"Die Saison ist noch lang - und abgesehen davon liegen wir mehr als nur im Saisonziel."
"Wollen Sie ernsthaft behaupten, Ihr Saisonziel ist immer noch der Mittelfeldplatz?!"
"Natürlich, was denn sonst?"
"Sie sind ein hoffnungsloser Pessimist."
"Ein Pessimist ist ein Optimist mit Erfahrung."
"Hey, Phrasen sind MEIN Metier!"


27. November - Ligaspiel gegen Trier (A)

Zitat

"Zu Null gewonnen, mit mehr als einem Tor Unterschied - und alle Tore aus dem Spiel heraus erzielt - können Sie sich erinnern, was das zuletzt passiert ist?"
"Nicht genau, nein. Letzte Saison, schätze ich."
"Wie zufrieden sind Sie mit Ihrer Mannschaft?"
"Komische Frage - wollen Sie jetzt eine Punktwertung hören, so nach dem Motto 'siebenkommasechs auf einer Skala von eins bis zehn?' Wir haben ordentlich gespielt, waren defensiv für meinen Geschmack aber zu anfällig und offensiv zu verschwenderisch."
"Themawechsel: stimmen die Gerüchte um Stjepanovic?"
"Ja, leider. Mirza wechselt im Winter nach Frankreich, zu Girondins Bordeaux. Wenn sich klangvoller Name und sechsfaches Gehalt die Hand geben, bleibt uns nur, auf Widersehen zu winken."
"Haben Sie schon Ersatz im A... äh ... auf dem Zettel?"
"Unsere Recruitingabteilung schiebt schon seit Wochen Überstunden. Wir werden passenden Ersatz präsentieren, verlassen Sie sich darauf. Dank der drei guten Ablösesummen, die unser Sportdirektor ausgehandelt hat, haben wir ja auch ein bißchen Spielraum."
"Wie hoch sind die Ablösesummen denn?"
"Netter Versuch, wirklich, sehr nett."


(click to show/hide)


15. Dezember - Ligaspiel gegen Schalke II (H)

Zitat

"Ein sehr passendes Abschiedsgeschenk Ihres scheidenden Stürmers, oder?"
"Ja, wir haben ihm gedroht, ihn nicht gehenzulassen, wenn er den FC Meine... äh ... Schalke nicht nochmal einen mitgibt."
"Nun hat er ihnen ja sogar zwei mitgegeben. - Ist Stjepanovic überhaupt ersetzbar?"
"Das Geheimnis eines erfolgreichen Fussballclubs lautet: jeder ist ersetzbar. Vom Präsident bis zum Greenkeeper - und die Spieler selbstverständlich inklusive - gibt es niemanden, der auch nur im Ansatz so groß ist wie der Verein.
Und deswegen - ja, auch Mirza wird sich als ersetzbar herausstellen, irgendwie. Selbstverständlich ist sein Abgang ein riesiger Verlust und wir hätten ihn wirklich gern behalten - aber er ist nicht der einzige, der Tore schießen kann."
"Was ist dran am Gerücht um den Oberhausener Mittelstürmer Müller?"
"Also bitte! Mäßigen Sie sich! Es hören hier auch Kinder zu! Wir holen doch niemanden aus Lüg... Oberhausen!"



(click to show/hide)


Das Jahr endet mit der Wiederwahl von Alex Schumacher - eine gute Nachricht für uns, denn sein Herausforderer schlug einige entschieden schräge Töne im Wahlkampf an.
Seine "beste" Idee war die Aufnahme eines riesigen Kredits, um die "häßlichen offenen Stadionkurven endlich mit Tribünen zu bebauen".
Hätte uns voraussichtlich zehn oder mehr Millionen gekostet, die wir dann über zwanzig Jahre abbezahlt hätten.
Was eine Schnapsidee!
Neenee, da lob ich mir doch einen "Langweiler" der Sorte Schmumacher - wirkt wie ein Buchhalter im Vorruhestand, ist aber einerseits immer top informiert über den Verein, dem er präsidial vorsteht und hat andererseits einen angemessen realistischen Blick auf unsere Möglichkeiten.


« Letzte Änderung: 03.April 2025, 10:42:34 von Noergelgnom »
Gespeichert
Ex-Achtelprofi


“Goodness is about what you do. Not who you pray to.” (Terry Pratchett)

Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers

Sonzee87

  • Halbprofi
  • ****
  • Offline Offline

Herrlich diese kurzen Gespräche mit den Reporter. Sehr unterhaltsam, schade das natürlich jetzt so wichtige Spieler abhauen, aber wie man soll bei dem Geld das geboten wird auch mithalten können.
Gespeichert
Olé, olé, Olé, ola, der FCK ist wieder da,

Olé, olé, Olé, ola, die roten Teufel sind ganz wunderbar

Noergelgnom

  • Profi
  • ****
  • Online Online

(click to show/hide)




Winter 2032/33, Essen, Deutschland



GERARD


Die Frage des Winters lautet selbstverständlich: "Wie groß soll der Umbruch ausfallen?" und unsere Antwort lautet ebenso selbstverständlich: "JA!!!".
Denn wir verlieren im Winter mal eben acht (ACHT!) Spieler.
Zuerst mal natürlich die drei, bei denen uns das schon im Laufe des Hernstes klar war (oder klargemacht wurde):
Niklas Freitag geht für 1,9 Millionen und ohne weitere Klauseln nach England zu Coventry City in die Sky Bet One. Mit etwas Glück spielt er aber schon nächstes Jahr in der Championship - aktuell liegt Coventury auf einem Playoffplatz.
Aritz Perez, sein kongenialer Mittelfeldpartner und unser zweites Riesentalent, wechselt für 825.000 Euro plus 20% der nächsten Transfersumme zum ältesten belgischen Verein Royal Antwerpen.
Und Mirza Stjepanovic erliegt dem Werben der Franzosen von Girondins Bordeaux und soll ihnen helfen, den Aufstieg in die Ligue 1 einzutüten.
Kostenpunkt: 600.000 Euro plus 20 Prozent der nächsten Transfersumme.

Dann tritt unser dritter Keeper Niklas Alter an uns heran und teilt uns mit, dass er jetzt enndgültig die Faxen dicke von den blöden Kalauern auf Kosten seines Nachnamens hat - oder vielleicht auch nur keine Lust mehr auf den permanenten Stammplatz auf der Tribüne. Er will unbedingt weg. Und da Rathenow - aktuell tief im Abstiegsschlamassel der Zweiten Bundesliga - einen neuen Keeper braucht, weil deren Torwart gerade fluchend fesstellt, wie schlecht man mit gerissenem Kreuzband fussballspielen kann, wechselt Alter eben eine Liga hoch und ein paar hundert Kilometer nach Nordosten.

Unser vierter Innenverteidiger Detlef Tenhagen wollte einen neuen Kontrakt, weil seiner ausläuft - als wir ihm mitteilen, dass das aufgrund seiner vielen Defizite (die Paßgenauigkeit einer Schrotflinte, die filigrane Technik eines B.A. Baracus oder auch die Geschwindigkeit einer gehbeeinträchtigten Stehschnecke) eher nix wird, will er lieber gestern als heute weg.
Als der benachbarte regionalligist Rödinghausen das mitbekommt, winkt er mit einem Stammplatz für Tenhagen und einem winzigen Geldkoffer für uns und der Deal ist perfekt.

Bernhard Paterok wiederum, unsere Offensivallroundwaffe auf dem Abstellgleis, hat die harte Ersatzbank satt und wechselt nach Gütersloh, wo auch er einen Stammplatz bekommen soll.




Alles in allem nehmen wir mit den Verkäufen satte 3,5 Millionen Euro ein.
Und da der übergroße Teil dieser Summe bereits seit Wochen, teilweise seit Monaten, fix ist, können wir auch lange vor Öffnung des Transferfensters den einen oder anderen Zugang festzurren.

Ganz oben auf der Liste neuer Wunderspieler für Rot-Weiss Essen steht ein Schweizer mit dem typischen Alpentalnamen Abdoulaye Guirassy.
Der Sturmallrounder spielz zurzeit noch beim Challenge-League-Aufsteiger Lausanne-Ouchy, hat allerdings eine relativ günstige Ausstiegsklausel von 190.000 Euro.
Nachdem wir ihn ein paarmal beobachtet haben, wissen wir, dass wir unsere neue Stammkraft im Sturmzentrum gefunden haben.

Guirassy ist hochgewachsen (knapp 1,90m), schnell, wendig, trickreich, hat ein gutes Spielverständnis, eine klasse Technik, ist natürlich abschluß- und nervenstark und kommt mit der Empfehlung von 60 Toren in 135 Spielen für den FC Aarau, Lausanne Sports und eben Lausanne-Ouchy. Der 24jährige fühlt sich als Abschlußspieler im Zentrum am wohlsten, kann aber auch den Vorbereiter in einem Zweiersturm geben oder sogar hinter den Spitzen agieren.
Ach ja, ausdauernd, teamdienlich und ehrgeizig ist er auch noch.

Wenn Guirassy seinen Vorschußlorbeeren halbwegs gerecht wird, haben wir hier einen 1:1-Ersatz für Stjepanovic geholt, der uns sogar ein paar Cent weniger Gehalt kostet.
Als Backup für ihn greifen wir bei Abdulman Mawutor zu, der mit seinem Berater gerade durch Deutschland tingelt und einen Verein scht.
Mawutor ist in der Luft sogar noch etwas stärker als Guirassy, allerdings in allen anderen Bereichen deutlich schwächer. Na gut, dafür will er aber auch nur die Hälfte des Gehaltes haben.
Als Dritten im Bunde verpflichten wir Emmanuel Augustine, der erstmal in der U19 Erfahrungen sammeln und den Stammplatz des an Bayern Alzenau verliehenen Mohou Sanneh übernehmen soll.
(Sanneh wiederum könnte, weitere gute Entwicklung in der bayrischen Regionalliga vorausgesetzt, im Sommer schon eine Option für die U23 oder gar die Senioren werden, der verbessert sich mit Riesenschritten.)

Für Alter holen wir mit Lautaro Corvalan den zweiten Keeper der argentinischen U23 (!) - die sind gerade zu einem Vorbereitungsturnier in Europa und unser Jugendkoordinator kennt deren Technischen Direktor von einem Lehrgang ... eins ergibt das andere, man kennt das ja. Die berühmten "Netzwerke" halt.
Jedenfalls ergattern wir Corvalan für ds Butterbrot von 200.000 Euro.
Natürlich ist das für uns kein Butterbrot im klassichen Sinne - aber Corvalan hat jetzt schon einen Marktwert von mehr als einer Million Euro.

Als nächstes verpflichten wir Dylan Rustico vom luxemburgischen Erstligisten Swift Hesperingen. Der Mittelfeldspieler soll die offensiveren Aufgaben im Zentrum übernehmen, für die defensive Absicherung wird Maximilian Teichmann zuständig sein.
Der Franzose Georges Descamps wiederum  kommt inmitten eines wochenlangen Tauziehens um unsere beiden Linksaußen Daiber und Felipe, die beide mit ungelogen einem Dutzend verschiedener Vereine in Verbindung gebracht werden und mehrfach kurz vor dem Wechsel zu stehen schein.
Am Ende bleiben beide da, Descamps ist bereits verpflichtet und wir haben jetzt fünf Spieler die die linke Seite als ihre Heimat ansehen. Antoni Plotka ist der einzige der Fünferbande, der sich rein defensiv versteht, Betinho und Descamps können sowohl defensiv als auch auf dem offensiven Flügel eingesetzt werden... und Daiber sowie Felipe sind dann reine Offensivoptionen.
Mindestens einer ist jedenfalls zuviel - das wird bestimmt spaßig.

Und zu guter Letzt holen wir aus Domzale einen absoluten Knaller für die Abwehr. Tadej Rozman kann grundlegend alles - sogar ein halbwegs vernünftiges Paßspiel bringt er mit.
Zusammen mit Kapitän Strietzel, dem spielstarken Polen Bilinski, dem "kroatischen Turm" Bergman und meinem Landsmann Redzepagic haben wir eine wirklich gute Innenverteidigung!




Ein perfektes Transferfenster sieht natürlich anders aus, wir haben allerdings zumindest wieder einen Kader zusammen, der ausgewogen genug ist, um sowohl das 4222 als auch das 4231 positionstechnisch gut abzudecken.
Eigentlich sind hannes und ich uns einig, dass wir perspektivisch doch wieder über ein 433 nachdenken müssen, weil wir die Mitte auch mit der Doppelsechs nicht so richtig zubekommen, aber dafür reicht die kurze Winterpause nicht aus - und wir gehen lieber mit einem suboptimalen System in die Rückrunde, in dem die Spieler aber wissen, was sie zu tun haben, als im laufenden Betrieb zu versuchen, komplett neue Abläufe und Abstimmungen einzustudieren.

Damit haben wir ganz nebenbei immerhin schonmal die erste Aufgabe für die Sommerpause definiert.

Als das Transferfenster schließt, sieht der Kader jedenfalls zumindest auf dem Papier gut aus:




Und falls wir noch eine Bestätigung dafür gebraucht hätten, dass unsere Aktivitäten den heftigen Aderlaß durch die Abgänge gut aufgefangen haben, so finden wir ihn in der Rückrundenerwartung, die die "Ruhrnachrichten" veröffentlichen - und diese tabelle sieht uns in der gleichen Region wie vor der Saison: unteres Mittelfeld (die ganzen vermaledeiten Zweiten Mannschaften kann ja stärkemäßig keine Sau verläßlich einschätzen. Die schicken plötzlich drei Spieler aus der ersten Mannschaft auf den Platz, dann kannste Dir Deine Prognose komplett sauerkochen.)




Und dann, nach zwei Freundschaftsspielen, in denen Guirassy schon mal einen guten ersten Eindruck hinterläßt und Zweitligist Duisburg (im eigenen Stadion) ganz schön doof aus der Wäsche guckt:
Rückrunde!

Und gleich ein ordentlicher Härtetest, denn die "kleinen Bayern" sind ja nicht irgendeine Laufkundschaft. Das 2:4 aus dem vorigen Jahr hängt uns immer noch nach.

Zitat

"Falls sich die Fans von RWE sorgenvoll gefragt haben sollten, was von der auf etlichen Positionen durcheinandergewürfelten und zwangsweise neuformierten Mannschaft zu halten und zu erwarten sei, dann war das Testspiel beim MSV Duisburg ja dazu angetan, ihre Nerven zu beruhigen.
Was das Team allerdings gestern abend beim Rückrundenauftakt im Stadion an der Hafenstraße ablieferte, war - und ist heute noch immer, ehrlich gesagt - kaum zu fassen.
FÜNF zu eins lautete das Endergebnis in einem denkwürdigen Spiel, das die Zuschauer zu Begeisterungsstürmen hinriß. Mann des Abends war sicherlich Neuzugang Guirassy. Der Schweizer erzielte zwei Tore selbst und lieferte dazu noch den pre assist zu Lorenz' Treffer , indem er einen eigentlich viel zu langen Paß mit letztem Einsatz erlief, von der Grundliniekratzte und direkt nach innen flankte - und zwar so präzise auf Lorenz' Kopf, als hätte er eine halbe Stunde gezielt.
Dass es RWE nach 5:0-Pausenstand in der zweiten Hälfte etwas ruhiger angehen ließ und den bedauernswerten Gästen kurz vor Schluß noch den Ehrentreffer gestattete, konnte den Genuß jedenfalls nicht wesentlich trüben.
Wer nicht da war, hat was verpaßt!"


(T. Bauck für RN)


Als nächstes fordern uns die Hessen vom FSV Frankfurt. Der Aufsteiger hat den Playoffrang fest im Blick und will uns vor heimischem Publikum selbstverständlich keinen Punkt überlassen ,ganz zu schweigen von drei!

Zitat

"Zweite Machtdemonstration der Rot-Weißen innerhalb Wochenfrist!
Nach dem fulminanten 5:1 gegen Bayern legte derAufstiegsaspirant beim Spitzenspiel in Frankfurt mit den gleichen Ergebnis nach.
Die Gastgeber wurden zu Beginn der Partie kalt erwischt, als Neuzugang Guirassy eine Daiberecke unter die Latte drosch ... und dann wurden sie gleich mehrfach eiskalt ausgekontert.
Der Doppelschlag kurz vor der Pause war genaugenommen bereits die Vorentscheidung - und Türmers 1:3 in der 68. Minute beantworteten die Essener postwendend und doppelt.
Sturmtank Guirassy war an vier Toren direkt beteiligt, drei schoß er selbst - womit er sein Scorerkonto nach nur zwei Spielen auf unglaubliche sechs geschraubt hat.
Es scheint, als habe Damian Jamro hier einen absoluten Volltreffer aus dem Hut gezaubert."


(T. Bauck für RN)

Den Monatsabschluß bildet ein Heimspiel gegen Darmstadt 98.
Deren Saison ist eigentlich schon fast vorbei - theoretisch müssen sie noch mit einem Auge nach unten schauen, aber wenn sie sich nicht allzu dämlich anstellen, sollte da nichts mehr passieren.
Und nach oben?
Da geht wohl auch nicht mehr viel.
Klar, fünfzehn Spiele klingt nach einer Menge - aber eigentlich ist es ds nicht.
Wie es auch sein, die Lilien spielen ziemlich befreit auf und bereiten uns mehr Probleme als die beiden Mannschaften zuvor.

Zitat

"Zur Abwechslung mal kein Erdrutsch, sondern 'nur' ein knapper Sieg. Wie ordnen Sie die Partie ein?"
"Wir können ja nicht immer solche Wahnsinnsspiele abliefern - und vor allem tun uns die Gegner nicht immer die gefallen, mit offenem Visier in unsere tempogegenstöße zu laufen.
Darmstadt hat heute sehr konzentriert und diszipliniert dagegengehalten und wenn ich ehrlich bin, dass hätten sie einen Punkt auf jeden Fall verdient gehabt."
"Stattdessen hat Ihre Mannschaft den frühen Rückstand innerhalb von nichtmal 30 Sekunden in einen Sieg gedreht - was war da los?"
"Ganz einfach, wir haben zwei Tore geschossen."
"Sensationell!"
"Ja, fand ich auch. - Nein, im Ernst: das erste Tor warein Geniestreich von Guirassy, ich weiß nicht, wie man sowas verteidigen soll. Annahme mit dem Rücken zum Tor, Ball blind am Verteidiger hinter ihm vorbeilegen, sich drehen, kurzer Sprint, Schuß - das ist reiner Instinktfussball, da muß der Verteidiger schon absolute Weltklasse sein, um das zu antizipieren.
Und dieses Tor hat - das hat man gesehen . Darmstadt kurz aus dem Konzept gebracht.
Sehr kurz, ein, zwei Minuten höchstens - hat Lorenz und Guirassy aber gereicht, um sie gleich nochmal auseinanderzuspeielen."
"Die beiden scheinen sich gesucht und gefunden zu haben, oder?"
"Ja, das sieht schon sehr gut aus nach der kurzen gemeinsamen Trainingszeit."
"Ist der Aufstieg für Sie inzwischen eigentlich ein ernsthaftes Thema?"
"Mit dem heutigen Sieg haben wir eine Punktzahl zusammen, die auch rechnerisch in jeder 20er-Liga mit 3-Punkte-Regel zum Klassenerhalt reicht, ab sofort arbeiten wir auf unser eigentliches Saisonziel 'sicherer Mittelfeldplatz' hin."
"Sie sind unglaublich."


(click to show/hide)
Gespeichert
Ex-Achtelprofi


“Goodness is about what you do. Not who you pray to.” (Terry Pratchett)

Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers

Agariel

  • Kreisklassenkönig
  • ***
  • Offline Offline

"Joa, dieser Guirassy da, der scheint kein kompletter Fehlkauf zu sein. Vielleicht schaffen wir damit den Klassenerhalt doch noch." (Walther, RWE-Fan und der einzige Mensch, der dem Trainer in Sachen Pessimismus das Wasser reichen kann.
Gespeichert

KoniCutshot

  • Sesselfußballer
  • **
  • Offline Offline

Die interviews! Ich weine vor Lachen.
Gespeichert

FlutLicht1900

  • Halbprofi
  • ****
  • Online Online

Ich schließe mich lachend an!
Gespeichert

Karagounis

  • Nationalspieler
  • *****
  • Offline Offline

Sie sind wirklich unglaublich - immer noch vom Mittelfeldplatz zu sprechen.... Tolle Interviews, wäre auch im Reallife mal sehr erfrischend. Und natürlich überragende Saison bisher. Ich sag aber mal nicht vom Aufstieg sondern herzliche Gratulation zum sicheren Klassenerhalt!

Muffi

  • Weltstar
  • *****
  • Online Online

Genaiele Idee mit den Interviews, da kann ich mich meinen Vorrednern nur anschließen! Aber im Ernst, 8 Punkte Vorsprung auf den Aufstiegs-Relegationsplatz, 14 auf Platz 5, ich denke RWE wird den Aufstieg klar machen! :)
Gespeichert

knufschu

  • Halbprofi
  • ****
  • Offline Offline

Ich möchte mich zu diesem Wortspiel hinreißen lassen, danach werde ich mich ggf. dreckig fühlen oder gar beschmutzt. Wäre vllt ein möglicher Titel für schlechte RN-Journalisten mit boulevardeskem Anspruch: "RWE guirassyert (oder doch "guirasiert"?) die 3. Liga - Lavayeuxs geheime Vertragsabsprachen mit dem neuen Stürmerstar der Rot-Weissen: Droht schon bald der Absprung?"

Weiterhin bin ich glücklich, dass ich mein Felipe-Trikot noch nicht einmotten muss und ich hole mir eine RWE-Stehplatzdauerkarte in der hoffentlich noch lange luftigen Westkurve, um bei Walther, dem Pessimisten, zu stehen.
Gespeichert

Sonzee87

  • Halbprofi
  • ****
  • Offline Offline

Wir wollen mal die Kirche im Dorf lassen, es sind ja noch 14 Spiele also 42 Punkte zu vergeben, der Abstieg ist also rechnerisch noch im Bereich des möglichen, wir wollen daher mal nicht zu hohe Ansprüche stellen. Man hat ja angeblich doch schon Pferde vor Apotheken unschöne Dinge machen sehen. :D

Aber ich denke mal darüber müssen wir uns keine Sorgen mehr machen, jetzt geht´s mit Volldampf Richtung Aufstieg!
Gespeichert
Olé, olé, Olé, ola, der FCK ist wieder da,

Olé, olé, Olé, ola, die roten Teufel sind ganz wunderbar

Noergelgnom

  • Profi
  • ****
  • Online Online

(click to show/hide)




Februar 2033, Essen, Deutschland



GERARD



Im Februar gibt es vier Pflichtspiele für uns, alle in der Liga.
Und während manch einer unserer Fans inzwischen ziemlich lauthals vom Aufstieg träumt, macht sicher realistischere Teil der Supporter doch so seine Gedanken über den Zustand von Mannschaft, Umfeld und Verein...


(click to show/hide)



(click to show/hide)



(click to show/hide)



(click to show/hide)



(click to show/hide)
Gespeichert
Ex-Achtelprofi


“Goodness is about what you do. Not who you pray to.” (Terry Pratchett)

Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers

Noergelgnom

  • Profi
  • ****
  • Online Online



März 2033, Essen, Deutschland



GERARD


Walter führt ein ziemlich verdattertes Gesicht spazieren, als er - gemütlich auf seinem angestammten Dauerkartenplatz sitzend - plötzlich ein Mikro unter der Nase hat.
An dem Mikro hängt eine Hand, an der Hand ein Arm und an dem Arm ... da hängt Tobias Bauck, sozusagen.

TB (fröhlich): "Hallo - Sie sind der Mann, denn alle hier als 'RWW' kennen, oder? Der 'Rot-Weiß-Walter'?"
W (verdattert): "Äh ... j..ja. Ja, der bin ich, aber ... öhm ...wieso...?"
TB (immer noch fröhlich): "Sehr erfreut, Walter - ich darf Sie doch Walter nennen, oder? - Mein Name ist Tobias Bauck. Ich bin Journalist bei den 'Ruhrnachrichten' und ..."
W (verdattert): "Sie sind vonne 'RN'? Das ist ja großartig! Mich hat noch nie einer interviewt und jetzt sind Sie der erste und und und ...ich hab ein Abo vonne 'RN' - seit achtundvierzich Jahren!'
TB (interessiert): "Wow, das ist ja länger als ich auf der Welt bin, haha! Nun, was ich..."
W (auftauend): "Ja, ich les die schon eeeeeewig! Also gut, zugegeben, manchmal hol ich sie auch nur ausm Briefkasten, guck aufs Titelblatt und wenn mir die Schlagzeile nicht gefällt, leg ich das Blatt aufn Küchentisch. Aber die Trude, die liest die 'RNB' immer. - Die Trude, nä ... dat ist fast dat Einzige, was ich noch länger hab als das Abo. Die Trude ... und die Dauerkarte hier vonne RWE!"
TB (leicht verzweifelt, weil ihm das gespräch zu entgleiten droht): "Gutes Stichwort, Walter! Sie sind mir als der 'wahrscheinlich pessimistischste RWE-Fan der Welt' beschrieben worden - rechnen Sie wirklich immer mit dem Schlimmsten?"
W (jammernd): "Na is das denn ein Wunder? Wissen Sie, was passiert ist, DIRKET nachdem ich mit die dauerkarte gekauft habe?"
TB (widerwillig fasziniert): "Nein, was denn?"
W (fast heulend): "Essen is abgestiegen! Inne Oberliga! Da war der Merzig noch Trainer, den kennse bestimmt noch, das war so'n Schlesier mit schwatte Haare."
TB (kurz grübelnd): "Ach Sie meinen den Siegfried Melzig? Aber der war doch im Winter schon wieder weg, den hatten sie doch durch den ... na den ... den Dings .. ach ich komm nicht drauf..."
W (nachdenklich): "..Schafstall? Ach nee, der war ja vorher ... hah! Ich habs! Hrubesch!"
TB (überzeugt): "Quatsch! Der kam doch erst nach dem Wiederaufstieg ... wars vielleicht der Mandziak?"
W (überrascht): "War der echt mal Trainer hier?"

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Fünfzehn Minuten später.

W (konsterniert): "Warten Sie mal, junger Mann ... wollten Sie nicht was fragen?"
TB (guckt wie Schell Daus wenns donnert): "Wollte ich? Echt? Was denn?"
W (schulterzuckend): "Weiß nich, Sie haben ja noch nicht gefragt."
TB (klatscht Hand an Stirn): "Ach jetzt weiß ichs wieder! - Sie, als anerkannter Oberpessimist hier auf der Tribüne - was glauben Sie, wie die letzten beiden Spiele ausgehen? Und wo RWE landet?"
W (resigniert seufzend): "Na das ist doch wohl klar, so wie wir in diesem Frühjahr spielen! Wir verlieren zweimal und werden Vierter."
TB (zweifelnd): "Das geht doch gar nicht mehr - RWE hat doch dreizehn Punkte Vorsprung auf Ingolstadt."
W (aufbrausend): "Und was ist mit der BVB-Reserve, häh?"
TB (lachend): "Die dürfen doch gar nicht aufsteigen."
W (noch tiefer resignierend): "Na dann werden wir eben Dritter und versemmeln die Relegation. In diesem Kalenderjahr haben wir ja quasi noch überhaupt nichts auf die Reihe gekriegt."
TB (verwundert): "Das stimmt doch gar nicht. Wie haben Münster auswärts auseinandergenommen, Altona 93 besiegt, das Spitzenspiel-Derby gegen die kleine Borussia in deren Stadion gewonnen, Gladbach Zwo niedergekämpft ..."
W (abwertend): "Ja, aber alles super glückliche Siege! Münster hätte sechs Tore schießen müssen, Dortmund hat zwei Elfmeter nicht gekriecht, Gladbach ne viel zu harte Rote kassiert ... und wenn wir mal kein unfaßbares Spielglück hatten, gings doch alles in die Hose, doer etwa nicht? Ingolstadt? Null drei und das war noch Glück. Null acht wär gerechtfertigt gewesen! Oder zuhause gegen den Vorletzten Regensburg: zich Mal hat uns Rey im Spiel gehalten. Dann kassieren wir in in der neunzichsten das null eins, gleichen postwendend aus und was macht unser famoser Supertrainer? Scheucht alle vor, so dass wir in der siebenunneunzichsten noch einen Konter kassieren und zuhause gegen den Vorletzten verdient baden gehen! ....

(click to show/hide)

... Oder Augsburg Zwo? Das war doch peinlich! Da trifft der Guirassy schon mal, und dann ziehen wir uns alle zurück, als wär das Spiel schon vorbei ... und verlieren prompt. - Neeneenee, dat wird nix mit dem Aufstieg, glauben Se mir."
TB (widerborstig): "Aber Walter - wir haben drei Punkte Vorsprung! Wir brauchen nur einen Sieg und ein Unentschieden - und wir spielen gegen den Dreizehnten und den Neunzehnten. Also bei aller Liebe, das schaffen wir doch! Zumal Dresden ja nun auch nichtz die Sterne vom Himmel spielt! Die haben grad erst in Balingen unentschieden gespielt - beim Letzten!"
W (seufzend): "Wir sprechen uns einfach nach dem Saisonfinale wieder. Und wer von uns dann unrecht gehabt hat, gibt dem anderen ein Bier aus."
TB (grinsend): "Einverstanden!"

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Auch wenn Walter ein ergebnisunabhängiger Pessimist ist - er hat in diesem Frühjahr durchaus ein paar nicht von der Hand zu weisende Argumente.
Das Spielglück zB ist nicht zu leugnen - und dass wir ohne unfaßbare gegnerische Fehler (oder Fehlentscheidungen) nicht gewinnen können, ist leider auch wahr.
Unser großes Glück ist es, dass alle anderen Aufstiegskandidaten genauso schwankend in ihren Leistungen sind - bis auf den VfL Bochum, der zwischen Januar und April einfach ein bißchen konstanter ist als alle Konkurrenten und daher Ende April bereits als Aufsteiger (und Meister) feststeht.

Wir dagegen schlingern zusammen mit den Dresdner Dynamos durch die letzten Spieltage und haben nur Glück, dass die immer dann auch patze, wenn uns wieder mal nach einer völlig unerklärlichen Niederlage zumute ist.
Zwei Spieltage vor Schluß steht damit nur fest, dass Rot-Weiß Essen und Dynamo Dresden das Rennen um den zweiten direkten Aufstiegsrang noch immer nicht entschieden haben und dass kein anderer mehr eingreifen kann.
Die Fans und Medien freuts natürlich - weil Spannung und so - wir findens eher ätzend.
Weil völlig unnötige Spannung und so.

(click to show/hide)


Eine Entscheidung ist allerdings schon gefallen...


(click to show/hide)
Gespeichert
Ex-Achtelprofi


“Goodness is about what you do. Not who you pray to.” (Terry Pratchett)

Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers

Karagounis

  • Nationalspieler
  • *****
  • Offline Offline

Haha geile Sache mit dem April Scherz, das habe ich noch nie erlebt!

FlutLicht1900

  • Halbprofi
  • ****
  • Online Online

Das gibt Punktabzug bei der Wahl. :police:
Gespeichert

Elemotion

  • Vertragsamateur
  • ***
  • Offline Offline

Läuft doch ziemlich gut. Den Aufstieg werdet ihr schon packen.

Der gute alte Aprilscherz, SI hat noch mind. 3 andere in Petto.
Gespeichert

Muffi

  • Weltstar
  • *****
  • Online Online

Ausgerechnet jetzt in eine kleine Krise zu schlittern, ist ja blöd, aber zumindest hat es zu 3 Punkten Vorsprung vor dem ärgsten Verfolger gereicht. Jetzt alles in der eigenen Hand zu haben ist schon eine gute Situation und ich bin auch guter Dinge, dass Lava das rocken wird.
Was den Aprilscherz angeht - genial, ich kannte bisher nur den mit dem Sugar Daddy, der Abermillionen in den Verein stecken will.  :D
Gespeichert

Noergelgnom

  • Profi
  • ****
  • Online Online

(click to show/hide)




Saisonfinale 2033, Essen, Deutschland



GERARD L. und HANNES R.


Tja, damit hat die Mannschaft genau das herbeigeführt, was alle im Club gerne vermieden hätten - nämlich ein Saisonfinale, das an unseren Nerven zerren wird.
Blöderweise haben die Schwarzgelben aus dem tiefen Osten das deutlich bessere Torverhältnis, so dass unser Vorsprung eigentlich nur zwei Punkte beträgt.
Sofern sie ihr vorletztes Spiel nicht verlieren, während wir in Essen gewinnen, wird das Fingernägelkauen bis buchstäblich in die letzte Saisonsekunde andauern.

Und selbstverständlich tun uns die Dynamos den Gefallen nicht.
Die Mannschaft hat am vorherigen Spieltag gegen den enteilten Spitzenreiter Bochum mit 2:1 gewonnen und läßt auch am Spieltag 37 nichts anbrennen. Das Auswärtsderby in Aue verlangt ihnen zwar einiges ab, doch ein Doppelschlag nach knapp einer Stunde bedeutet weitere drei Punkte für den früheren Bundesligisten.

Da an den letzten beiden Spieltage aber entgegen der üblichen "marktgerechten" (also in Richtung Pay-TV-Sender einnahmenorientierten) Stückelung alle Partien zeitgleich laufen, bekommen wir das erst nach dem Spiel mit.
Interessanterweise entscheidet sich auch das Duell Köln II gegen Rot-Weiß Essen nach knapp einer Stunde - bei uns wird Rechtsaußen Petr Hrubes zum umjubelten Matchwinner, der zum dritten Mal in dieser Saison eine technisch herausragende, mit viel Effet geschossene Direktabnahme von der linken Strafraumecke ins rechte obere Eck schlenzt.
Er tut das leider nicht allzuoft - aber wenn er es tut, ist es jedesmal eine Augenweide, das zu sehen.

Abgesehen von diesem Tor vergeben wir noch drei, vier gute Gelegenheiten - inklusive einer Hundertprozentigen, die Guirassy aus fünf Metern freistehend am Keeper vorbeispitzelt und an den Pfosten knallt.

Da wir die Gastgeber aber kaum mal vor unser Tor kommen lassen und nicht eine einzige auch nur halbwegs klare Torgelegenheit zulassen, reicht das eine Tor.
Im Endeffekt hat sich an der Ausgangslage also absolut nichts verändert - nur das Torverhältnis ist um ein weiteres, an dieser Stelle relativ belangloses Tor Richtung Dynamo gerutscht. Denn ob sie nun ein um 10 oder um 11 Tore besseres Verhältnis haben, ist ja ehrlich gesagt wurscht.




Die Entscheidung um den Aufstieg wird also ein letztes Mal vertagt ... und als wir uns an die Vorbereitung dieses letztes Ligaspiels der Saison 2023/33 machen, sind das die Rahmenbedinungen:




Dresden hat Heimspiel gegen Altona 93.
Für die Norddeutschen geht es um quasi überhaupt nichts mehr. Wenn sie nicht 12:0 gewinnen und Darmstadt gleichzeitig verliert, ist ihr aktueller achter Platz das erreichbare Maximum.
Wenn dagegen es richtig blöd läuft, werden sie noch Elfter.
Beide Extreme sind für einen Aufsteiger eine grandiose Endplatzierung.
Platzierungsprämien gibt es in der Dritten Liga nicht - also kann der Hamburger Vorortclub ganz entspannt aufspielen.
Das kann natürlich ein ein kleiner Nachteil für Dresden sein...

Bei unserem Spiel sieht es ähnlich aus - wir müssen nach Braunschweig.
Die Eintracht steht schon seit einigen Wochen als Absteiger fest - die Frage ist nur: gehen sie als Träger der Roten Laterne runter oder ziehen sie (im Idealfalle) noch an Balingen und Trier vorbei und verabscheiden sich damit halbwegs versöhnlich aus der Liga?

Wir müssen auf Teichmann (DM), Betinho (LV) und Vizekapitän Dittgen (RV) verzichten - und gleichzeitig wird dieses Spiel das letzte sein, dass Kapitän Bastian Strietzel als Spieler erlebt.
Wir überlegen hin und her - entscheiden uns in einem Sechs-Augen-Gespräch mit Basti dann aber dagegen, ihn starten zu lassen.
Wir haben die Chance auf eine Riesensensation und dürfen diese nicht dadurch gefährden, dass wir aus rein fussballsentimentalen Gründen einen Innenverteidiger starten lassen, der die gesamte Saison über nur noch IV Nummer drei, nach Rozmans Verpflichtung im Winter sogar Nummer 4 war und nicht nur kaum Spielpraxis hat, sondern auch leider (LEIDER!) nicht mehr das Niveau für ein solch wichtiges Drittligaspiel hat.

Strietzel in in dem Gespräch selbstverständlich nicht begeistert, hat aber wohl mit nichts anderem gerechnet und bittet nur darum, dass er bei "günstigem Spielverlauf vielleicht noch einige Minuten" bekommt.


Also wir am Spieltag ins Stadion einlaufen, empfängt uns ohrenbetäubender Lärm - die Heimfans wollen augenscheinlich die vorerst letzte Gelegenheit wahrnehmen, der Dritten Liga ihren Stempel aufzudrücken.
Aber sie schreien und singen nicht allein - denn wir werden von unglaublichen 7500 mitgereisten Rot-Weißen angefeuert, die diese Partie fast zu einem Heimspiel machen.

Der Nervosität und Anspannung sind für uns fast mit Händen zu greifen - und damit sind wir nicht allein...


(click to show/hide)


Was tut sich sonst in Deutschlands Profifussball?
Nun, in der ZWeiten Liga steigt die Gladbacher Borussia überlegen auf, gefolgt von Hoffenheim, die den untröstlichen Hamburgern am letzten Spieltag im direkten Duell noch den zweiten Platz klauen (!)
Der HSV wiederum hält sich in der Relegation schadlos und stürzt den Bundesligasechzehnten Nürnberg ins Tal der Tränen.




Und apropos Bundesliga ... Preisfrage:
Was ist die größere Sensation - Lautern in der Champions League oder Paderborn in der Conference League?




Oder ist es am Ende doch der Heidenheimer Pokalsieg gegen die Eintracht, der die größte Überraschung darstellt?




Uns ist das ehrlich gesagt schnuppe, denn wir haben ja noch ein großes Ziel vor Augen - Niederrheinpokal!
Leier haben wir wieder mal die Verletzungsseuche, so dass auf der Bank am Ende gleich sechs Jugenspieler Platz nehmen dürfen.







Eindeutiger Favorit sind wir natürlich dennoch und wir wollen nicht nur ein besseres Spiel als letztes Jahr gegen Bocholt liefern, sondern den Pokal vor allem auch holen ...


(click to show/hide)
Gespeichert
Ex-Achtelprofi


“Goodness is about what you do. Not who you pray to.” (Terry Pratchett)

Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers

FlutLicht1900

  • Halbprofi
  • ****
  • Online Online

Denke es gibt so ne Wahl zur Story des Jahres oder so.  ??? So Aprilscherze sind schon so ne Sache.  :D
Gespeichert

Karagounis

  • Nationalspieler
  • *****
  • Offline Offline

Packendes Saisonfinale, wäre typisch gewesen gegen den Tabellenletzten zu straucheln, aber ist ja noch mal alles gut gegangen und schlussendlich sechs Punkte Vorsprung auf Platz 3 und nur zwei Punkte auf den ersten Platz. :) Herzlichen Glückwunsch dazu! Natürlich bittere Niederlage im Pokal, aber wenn nur eines der beiden zur Auswahl gestanden hätte, dann nehmen wir doch den Aufstieg, oder? ;)