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Autor Thema: [FM 20 bis 24] Lavayeuxs Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers  (Gelesen 157597 mal)

Bayernfahne

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Absolut richtige Entscheidung, es wäre sowieso langsam an der zeit gewesen, weiter zu ziehen. Nur schade, dass es unter solchen Bedingungen passiert. Dennoch eine sehr respektable Saison und die davor war ohnehin nicht zu toppen. Du kannst stolz auf das Erreichte sein. Und ich muss jetzt wohl meine Sachen packen und aus dem schönen Prag ins Ruhrgebiet ziehen, aber das ist okay. NRW hat was und die Lava-Ultras stehen auch an diesem Flecken Erde hinter dir! Der erste deutsche Europapokalteilnehmer also, mal sehen ob du daran anknüpfen kannst, viel Erfolg!


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...und der Teufel schickt uns einen Kuss, wir haben von alledem gewusst!

Sonzee87

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Wow da ging ja echt alles in die Binsen am Ende und nein du hast dir nicht in den Fuß geschossen, das ist halt einfach passiert und du hast dem Spiel überlassen es "auszuspielen". Das da halt nur Vollidioten arbeiten und den Verein jetzt massiv in die Schei*** reiten, dafür kannst du ja nichts. Bringt ja doch etwas Abwechslung und Spannung rein.
Der Wechsel ist natürlich jetzt sehr überraschend, wenn man bedenkt welche anderen Teams angefragt haben. Aber das könnte jetzt sehr lustig werden, denke ich. Freue ich mich drauf als alter Ruhrpottler.
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Olé, olé, Olé, ola, der FCK ist wieder da,

Olé, olé, Olé, ola, die roten Teufel sind ganz wunderbar

Karagounis

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Wow das waren nun drei heftige Posts die ich nachlesen durfte. Da las ich die sehr schöne Historie und konnte mich noch viel mehr mit dem Verein identifizieren und dem was kommt, sportlich wurde es dann etwas besser und dann der Schock mit dem Verkauf deines Dreh- und Angelpunkten und der darauffolgenden sportlichen Talfahrt, mit der Krönung des Rücktritts. Sehr schade, da ich den Verein äusserst spannend fand, aber natürlich absolut nachvollziehbar. Nun viel Erfolg bei der neuen Station!

Noergelgnom

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Sommer 2030, Essen, Deutschland



GERARD


Die Schlagzeile am Abend nach meiner ersten Pressekonferenz als neuer RWE-Trainer bereitet mich subtil darauf vor, dass das hier allein schon im Hinblick auf das Medieninteresse eine völlig andere Nummer wird als in Prag - trotz der Tatsache, dass die einen Europapokal spielen und die anderen in der deutschen Regionalliga um finanzielle und sportliche Stabilität kämpfen.




Ich schließe aus der skandalfreien Überschrift, dass ich mich wohl ganz gut geschlagen habe.

Kurzer Rückblick:

Sportdirektor Jamro - der sich laut Buschfunk nachdrücklich für meine Verpflichtung eingesetzt und noch angeblicher seine Weiterbeschäftigung an meine Verpflichtung geknüpft haben soll - hat mich in den wenigen Stunden zwischen Vertragsunterschrift und Antrittspressekonferenz mit einem Ultrakurz-Briefing auf die wichtigsten Stolpersteine und Prioritäten eingeschworen.

Erstens - Tobias Bauck, der Quasi-Haus-und-Hof-Reporter von RWE und seines Zeichens Journalist bei der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung, kurz WAZ, bekommt IMMER eine Antwort, wenn er freundlich um ein Statement bittet. "Und wenn der Himmel einstürzt!", sind Jamros Worte. Na gut, dann ist das so. Gute Kontakte zur Presse - insbesondere wenn der entsprechende Pressevertreter Sympathien für Verein und Angestellte hat - sind immer wichtig, soviel hab ich ja auch schon gelernt.

Zweitens - es werden nie, niemals, nie nicht, unter gar keinen wie auch immer gearteten Umständen, öffentlich allzu positive Worte über den "FC Meineid 04" verloren.
Wir werden uns auch nicht abfällig über sie äußern, weil wir ein professioneller, hochanständiger Verein sind - aber distanzierte Neutralität ist wirklich das Höchste, was dieser Club von uns erwarten kann.
Auf meine Frage, was für ein komischer Verein sich denn bitte "FC Meineid" nenne, schaut sich Jamro mißtrauisch um und flüstert mir dann "Eigentlich heißt die Truppe Schalke 04, aber den Namen nennen wir hier nicht." ins Ohr.
Meinen jetzt wahrscheinlich noch verwirrteren Gesichtsausdruck quittiert er mit einem verschwörerischen Augenzwinkern und den ebenfalls geflüsterten Worten "Erklär ich Ihnen nach der PK."
Okay, ich versuchs mir zu merken.
Sonst noch was?
Ja, drittens: sollte die Frage aufkommen, ob ich schon von disziplinarischen oder sonstigen verhaltensrelevanten Problemen im Kader gehört habe, lautet meine Antwort gefälligst "Solcherlei Probleme kann ich nicht bestätigen." und nichts weiter.

Oh und natürlich viertens: was auch immer behauptet wird, der Verein ist auf dem Weg der finanziellen Besserung. Zahlungsunfähigkeit ist keine realistische Gefahr.
Sieh an!

Solcherart gewappnet, hangele ich mich dann durch meine erste Medienrunde als RWE-Trainer und lasse professionell-geduldig allerlei mehr oder weniger fachlich relevante Fragen gefallen.
Bei manchen dieser Fragen denke ich mir das Eine - und antworte dann das Gegenteil.
Und NATÜRLICH kommt auch die Frage, inwieweit ich mich als im Nachbarland aufgewachsener Fussballbegeisterter mit den Vereinen hier in der Gegend im Allgemeinen und mit RWE, dem BVB, Schalke oder auch der Aachener Alemannia im besonderen auskenne? Und was ich von ihnen halte?
Ich halte mich so bedeckt wie möglich ("große Namen auch in Luxemburg bekannt" ... "RWE absolutes Traumlos als Trainer, weil der Club Tradition und Potential gleichermaßen verströmt", "Vereinsdichte hier im Ruhrgebiet phänomenal, freue mich auf viele emotionsgeladene Derbies") ... etc bla bla, das übliche also.
Scheint für den Anfang zu reichen.

Die Pressekonferenz dauert auch gar nicht mal sooo lange - eigentlich nicht verwunderlich, weil der neue Trainer ja das einzige Thema ist, bei dem es wirklich Neues gibt.
Nach zwanzig Minuten ist der Spuk schon wieder vorbei und Jamro dirigiert mich ins Vereinsheim, das sich als Mischung aus Erinnerungsschublade und Eckkneipe herausstellt.
"Enno, mach ma zwei!", ergeht eine kurze Aufforderung an den Tresenwächter mit dem mächtigen Gerstensaftgewölbe unterm zum Zerreißen gespannten "Meister '55"-Leibchen.
"Jo, kommt.", lautet die lapidare Antwort.

Wenige Momente später finde ich mich mit einem Bier in der Hand am Tresen stehend (oder besser lümmelnd) wieder, Jamro neben mir.
"So, Lawa", hebt er an, "denn man Prost, nech?"
Ich bin kein Einheimischer - aber dass sein Ruhrpottisch schon ein bissl aufgesetzt wirkt, fällt selbst mir auf. Und das sag ich ihm auch so.
Er lacht.
"Ist ja gut, war ja auch eher n Scherz. Ich komm nicht von hier - bin eigentlich aus Hamburg - und ich mach den Job auch noch nicht so lange, um Deiner nächsten Frage gleich vorzubeugen. Genaugenommen bin ich erst seit letzten November hier, weil das neue Präsidium und der neue Aufsichtsrat nach der Wahl gezwungenermaßen tabula rasa gemacht haben."
Das Fragezeichen in meinem Gesicht muß deutlich gewesen sein, denn Jamro schiebt die Erklärung gleich hinterher:

"Im Sommer '29 ist der Club in die Regionalliga abgestiegen, obwohl das Saisonziel eigentlich AUFstieg lautete. Als Ergebnis sind nicht nur diverse Sponsoren abgesprungen, RWE hat auch den Großteils des 'Tafelsilbers' verloren, weil die Toptalente allesamt Ausstiegsklauseln für den Relegationsfall hatten.
Die damalige Führung hat das aber nicht etwa zum Anlaß genommen, die Kosten zu reduzieren, sondern hat das letzte bißchen Vereinsvermögen zusammengekratzt, nochmal locker zweieinhalb Millionen in neue Spitzengehälter versenkt und damit den Gehaltsetat, der schon für die Dritte Liga echt knackig war, aufs Dreifache aufgebläht."

Ich schlucke und frage leise:
"Also ist der Verein pleite und wir sind nur bessere Insolvenzverwalter?"
Jamro lacht und nimmt einen Schluck aus seinem Glas.
Dann schüttelt er grinsend den Kopf.
"Nein, aber sie habens echt versucht, das kann ich Dir sagen! Als Alex Schumacher und der neue AR im November antraten, hatte der Club jedenfalls zwei Millionen kurzfristige Verbindlichkeiten, pro Monat kamen zweihundertfünfzigtausend dazu und die halbe Mannschaft wollte nur noch weg, weil es auch sportlich nicht lief.
Zum Glück hat Schumacher dann als erste Amtshandlung mich installiert und ich hab damit begonnen, diesen Augiasstall auszumisten."
Diesmal ist mir wohl die Erleichterung ins Gesicht geschrieben, denn mein Gegenüber hebt mahnend den Zeigefinger.
"Freu Dich nicht zu früh, wir haben immer noch eine Herkulesaufgabe vor uns. Die Ausgaben müssen immer noch um mindestens eine Million runter, weil wir uns mehr als etwa anderthalb Millionen pro Jahr einfach nicht leisten können.
Dummerweise sind die gutbezahlten Spieler auch der Kern der Mannschaft, sportlich gesehen - wir verschwerbeln in der vor uns liegenden Sommerpause also idealerweise eine komplette Stammelf und holen dafür billige Ergänzungsspieler. Und Dir obliegt es dann, aus denen ein Team zu formen, das in der oberen Tabellenhälfte mitspielt und sich perspektivisch - also in den nächsten drei bis fünf Jahren - Richtung Dritte Liga orientiert."
Ich seufze.

"Na, jetzt schon keine Lust mehr auf den Posten?", feixt Jamro.
Ich schüttele den Kopf.
"Unsinn - aber ich freu mich echt drauf, irgendwann mal einen Verein als Trainer zu übernehmen, wo ich nicht erstmal alles Porzellan zerschlagen und danach komplett von Null anfangen muss."
Er schaut mich fragend an, woraufhin ich ihm den einen oder anderen datenschutzrechtlich unbedenklichen Schwank aus meinen vorherigen Stationen erzähle.

Eine Stunde und zwei Bier später versiegt mein Redeschwall dann erstmal und ich lehne mich ein bißchen zurück.
"So, Chef, und nun bist Du dran."
Jamro schaut verständnislos.
"Dran? Womit?"
"Was soll dieser komische Name für den FC Schalke?"
Ich hab wohl ein bißchen zu laut gesprochen, denn Enno verzieht das Gesicht.
Jamro tuts ihm gleich, bevor er fragt:
"Hast Du schonmal vom Bundesligaskandal gehört?"
"Welchem denn?", frage ich zurück. "Hoyzers Schiedsrichter-Bestechung, Kießlings Phantomtor ...?"
"Nee, der echte, DER Skandal halt." Er schaut mich einen Moment an und verzieht dann wieder das Gesicht, diesmal eindeutig mit einem enttäuschten Gesichtsausdruck.
"Das sagt Dir echt nichts? - Unfaßbar! Na gut, dann sperr die Lauscher auf."

In der folgenden Stunde erfahre ich des langen und breiten - und unter eifriger Mithilfe des Wirts, der die eine oder andere Information beisteuert - vom wohl größten Skandal, der in der Saison 1971/72 die damals noch recht junge Bundesliga erschütterte.
Nach wenigen Minuten schwirrt mir ob all der Zahlen und Namen der Kopf und ich bin sicher, dass ich den Großteil der ungeheuerlich anmutenden Informationen sofort wieder vergessen werde, einfach weil es so viel ist, was da auf mich einprasselt.

Einiges setzt sich aber doch sofort fest - Namen wie Klaus Fischer, Klaus Fichtel oder Rolf Rüssmann, Dieter Burdenski oder Reinhard "Stan" Libuda beispielsweise, die sich ohne mit der Wimper zu zucken der Bestechlichkeit hingaben und dennoch gefeierte Stars der Liga und/oder der WM 74 wurden, Vereine wie Eintracht Braunschweig, Kickers Offenbach, Arminia Bielefeld, Hertha BSC, VfB Stuttgart oder MSV Duisburg, die gleiches taten und mit mehr oder minder lächerlichen Strafen davonkamen...
... und ein einziger Verein aus der unteren Hälfte der Tabelle, der bei all den flächendeckenden Schiebungen nicht mitmachte und folgerichtig abstieg: Rot-Weiss Essen.

Oh und natürlich nahezu eine komplette Schalke-04-Startelf, die mehrfach unter Eid aussagten, dass sie natürlich niemals nie nicht Bestechungsgelder annehmen würden.
Bis sie schlußendlich zugeben mußten, genau das doch getan zu haben.
"Daher also der Name 'FC Meineid', richtig?"
"Korrekt!", grummelt Enno. "Bis zu dieser Unsportlichkeit der Sonderklasse waren die Blauweißen und wir auf Fanebene übrigens echt gut befreundet, aber seit diesem Verrat sind die Nullvierer hier komplett persona non grata und kein Essener Fan, der etwas auf sich hält, will auch nur im selben Raum mit denen sein, wenn es sich irgendwie vermeiden läßt. - Allein schon die Unverfrorenheit, sich auch danach öffentlich für Arbeitertugenden feiern zu lassen und so zu tun, als sei man ein 'ehrlich arbeitender Club für ehrliche Leute', ist einfach unerträglich. Falsche Schlangen sind es, Ende der Diskussion."

"Klingt, als wären sie der Erzfeind", sinniere ich.
"Nee", lacht Enno, "das sind immer noch Schwarz-Weiß und neuerdings der FC Kray. Oh und Bochum und Wuppertal und Oberhausen und Aachen und Duisburg und Düsseldorf und Münster und ein Dutzend weitere Vereine aus der Gegend ... oh und der HSV natürlich. Das sind wir unseren Bremer Freunden einfach schuldig."
"Ihr habt eine Fanfreundschaft mit Werder Bremen?"
"Na klar! Und mit Dortmund und der Wiener Austria ebenfalls!"

Jamro schaltet sich wieder ein.
"Ohne den verschobenen Abstieg, für den RWE übrigens nie auch nur einen müden Cent Wiedergutmachung erhalten hat, wäre die Geschichte des Clubs womöglich ein bißchen anders verlaufen.
So aber gings ab den Siebzigern schleichend abwärts.
Eine Zeitlang war man noch Zweitligist, dann gings noch weiter runter.
Und wer weiß, was aus dem Club geworden wäre, wenn er nicht so viele loyale Fans hätte?
Wir haben letzten Saison mit knapp 14.200 Zuschauern einen neuen Besucherrekord in der vierten Liga aufgestellt, trotz sportlicher Misere strömen die Fans wie eh und je ins 'Stadion an der Hafenstraße'."

"Das erinnert mich an was", werfe ich ein. "Ich hab irgendwo gelesen, dass der Verein dank einer Fanaktion die Namensrechte am Stadion kaufen konnte und als Namen 'Stadion an der Hafenstraße' gewählt hat. Wieso denn das?"
"Na ganz einfach - weil das der traditionelle Name des alten Stadions war, bevor es nach dem Tod von Georg Melches seinen Namen trug."
"Georg Wer?"
"Ach Du lieber Himmel, Gerard - Deine Wissenslücken sind ja groß genug, um einen Bus drin zu wenden!"
Jamro und Enno lachen, danach schaut Letzterer auf dei Uhr.
"Das erklären wir dir auch noch - aber nicht mehr heute, sondern irgendwann bei Gelegenheit. Für heute ist hier Schicht im Schacht."
"Jo", nickt mein Sportdirektor und wendet sich mir zu, "wird Zeit. Morgen haben wir ein straffes Programm - AR-Treffen zwecks Finanzierung der nächsten 12 Monate, Kennenlernen des Staffs und der Mannschaften, kurzer Abriß der Vereinsphilosophie.... Du wirst den Schlaf brauchen, Gerard!"

Gesagt, getan, wir wanken also ins Bett. Also Jamro in seins und ich in die kleine Gästewohnung unter der "Helmut-Rahn-Tribüne", die mir der Verein vorübergehend zur Verfügung gestellt hat, bis ich was angemessenes gefunden habe.

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~



Bereits um 8.00 Uhr am nächsten Morgen treffen Jamro und ich mit den obersten Hütern des Clubs zusammen und wir lassen uns erklären, was in naher Zukunft finanziell möglich ist und was (das ist die längere Liste) nicht.













Kurz zusammengefaßt lautet die  Marschroute "sparen", insbesondere die noch unter dem Vorgängerboard verpflichteten und in den meisten Fällen viel zu teuren Neuzugänge müssen schnellstmöglich wieder von der Payroll.
Zum Glück war man trotz allen Größenwahns schlau genug, keine Kredite aufzunehmen, so dass wir wenigstens keine Zinszahlungen von den sowieso schon schmalen Einnahmen abziehen müssen - aber auch so ist es eine echte Herausforderung, den rot-weißen Kahn wieder in sicheres finanzielles Fahrwasser zu bekommen.

Der Finanzrahmen, den man uns steckt, bedeutet in Klartext, dass wir perspektivisch (also innerhalb der vor uns liegenden Saison) eine Situation schaffen müssen, in der die 4 bis 5 Führungsspieler des Kaders maximal 100.000 Euro pro Jahr verdienen, der Rest der erweiterten Stammelf (weitere 8 bis 10 Spieler) maximal 75.000 Euro und alle anderen Seniorenspieler maximal 30.000 Euro.
Zusammen mit den Obergrenzen für Spieler in der "Zwoten" (max. 25.000 Euro) und in der Jugend (max 17.500 Euro) gibt uns das hoffentlich die Möglichkeit, innerhalb des vor uns liegenden Jahres aus der niederschmetternden Prognose einen freundlichen Ausblick (also mindestens eine "schwarze Null") zu machen.


Kaum ist dieser Termin abgehakt, treffen wir uns im Trainingszentrum mit den Übungsleitern, Masseuren und Scouts.
Jamro erzählt mir auf dem Weg dorthin, dass er bereits heftig aussortiert hat, aber dass vor allem die Personalie meines Co-Trainers ihn nicht gerade mit Begeisterung erfüllt.
Meine Frage, warum er solche Vorbehalte hat, beantwortet er mit dem lapidaren Satz:
"Aktuell heißt Dein Co-Trainer Paul Freier und blickt auf eine lange Bochumer Vorgeschichte zurück. Solche Leute will ich hier nicht im Verein haben. Wir brauchen Essener Jungs, keine Karrieristen, die den Verein nicht im Blut haben."
Ich verkneife mir die Frage, aufgrund welcher Vereinsbeziehung denn er oder ich hier angestellt sind...

Das Treffen verläuft äußerst konstruktiv, denn zum einen ist der Staff gut aufgestellt, wie ich binnen kurzem merke:




Vor allem aber kann ich der Vereinsphilosophie und den Taktikideen der anwesenden Damen und Herren einiges abgewinnen.
Defensiv sicherer, direkter Fussball ohne zuviele Schnörkel und vor allem ohne das superhippe Gerümpel, das dem durchschnittlichen Sky- oder DAZN-Abonnenten als der "haise Schais" angepriesen wird.












Nach diesem Termin treffen sich die Cheftrainer aller drei Mannschaften, der Jugendabteilungsleiter und der Sportdirektor in kleiner Runde zum Austausch - vor allem, um festzulegen, wer vorerst in welche Mannschaft gesteckt wird.
Jamro teilt uns mit, dass er gedenkt, aus der Ersten minimum zehn bis zwölf Spieler abzugeben - idealerweise nämlich alle, die über 100.000 Euro pro Jahr verdienen.
Das betrifft dummerweise die gesamte Startelf in einem 433, so dass die vordringlichste Aufgabe darin besteht, aus den beiden anderen Mannschaften geeignete Ersatzkandidaten zu bestimmen, sollten die Abgänge wie geplant passieren.
Unsere Aufgabe wird durch äußerst großzügige Kaderregeln erleichtert - die kann man nämlich mit "maximal vierzig Spieler können für die Erste registriert werden, sie müssen alle mindestens 16 Jahre alt sein." zusammenfassen.
Wenn wir die charakterlich ungeeigneten und die für jede Essener Mannschaft Unbegabten aussortieren, kommen wir knapp auf diese Zahl, sobald die Stammelf verkauft ist.
Paßt.
Fürs Erste jedenfalls.


Erste Mannschaft



Zweite Mannschaft



U 19



In drei Wochen ist erstes Training, mal sehen, wo wir bis dahin stehen...
« Letzte Änderung: 12.März 2025, 18:25:44 von Noergelgnom »
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Finanziell gibt es wenig Spielraum, bin gespannt, was du da aus dem Hut zaubern wirst ;)

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Sommer 2030, Essen, Deutschland



GERARD


Bevor wir uns morgen mit voller Kraft in die Vorbereitung der neuen Saison werfen, nutze ich den halben Abend, der mir noch bleibt, um mal wieder das Netz zu durchstöbern.
Was ist im Rest Europas so passiert, auf fussballerischer Ebene?



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Red Bull rückt das Weltbild den eigenen Ansprüchen entsprechend vorerst wieder gerade und holt sich relativ souverän den Titel vor den beiden Wieder Schwergewichten Rapid und Austria.
Interessiert außerhalb Österreichs wahrscheinlich nicht allzuviele Menschen - in Österreich selbst geht nun aber die Angst um, dass die Brause wieder Dauermeister wird.
Mal sehen, wie berechtigt das ist...


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In Belgien ist es diesmal der Club Brugge, der nach einer schon enttäuschend zu nennden Vorrunde (der Club landet mit neun Punkten Rückstand auf Platz fünf) das Kunststück fertigbringt, die Meisterrunde als ... nunja,: Meister abzuschließen.
Beim RSC in Andelecht gibts lange Gesichter.


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Na, da ist der Plan doch aufgegangen!
Unter Interimstrainer Jan Holenda sichern sich die Bohemians am Ende ziemlich souverän Platz vier und damit die Qualifikation für die Conference League.
Wie mir Günter Honegger (der Datenanalyst, den ich aus Locarno nach Prag mitgenommen hatte und der diesmal nicht mit umziehen wollte) telefonisch mitteilt, sind reichliche europäische Einnahmen allerdings auch ein Muß - und vielleicht nichtmal ausreichend.
Der finanzielle Größenwahn der Südost-Prager scheint noch nicht gebrochen zu sein.


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Arsenal tütet eine schlußendlich souveräne Meisterschaft ein, auch wenn noch vier Runden vor Schluß alles auf einen engen Vierkampf hinweist.
Die drei ärgsten Verfolger, Man United, Liverpool und Newcastle lassen im Endspurt jedoch im Gleichschritt und sehr heftig Federn und belegen in der Endtabelle, nur durch das Torverhältnis getrennt, die Ränge zwei bis vier.
Tottenham und Chelsea müssen mit der Europa League vorlieb nehmen - und Manchester City hat richtig Glück: der frühere Abomeister kann sich in der nächsten Saison komplett auf die nationalen Wettbewerbe konzentrieren.


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Eine Ebene tiefer hat der Hollywoodclub Wrexham A.F.C. trotz Hollywoodsuperstar Ryan Reynolds am Ende nichts zu lachen: nach jahrelangem, großzügig fremdfinanzierten und scheinbar unaufhaltsamem Aufstieg ist nun ein heftiger Rückschlag zu verbuchen.
Southampton, Nottingham Forest und Norwich dagegen jubeln über den Aufstieg und den damit verbundenen finanziellen Sturzbach, der sich in ihre Vereinsschatullen ergießt.


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Und noch eine Stufe darunter steigen mit Cambridge, Port Vale und Carlisle drei League One-Dauergäste ab, die Queens Park Rangers, Plymouth und die Blackburn Rovers dagegen versuchen sich nächste Saison wieder mal als Zweitligist.
Und eine Handvoll anderer ehrwürdiger Ex-Erstligisten (wie beispielsweise Accrington, Preston North End, Watford oder auch Sheffield Wednesday treten auf der Stelle und versuchen nicht pleitezugehen, während sie ihren Ansprüchen meilenweit hinterherhinken.


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PSG ist wie üblich eine Klasse für sich, diesmal sind es 27 Punkte Vorsprung auf den "Ewigen Zweiten", die AS Monaco.
Der AS Saint-Etienne gelingt etwas überraschend die Qualifikation für die Europa League, Lyon, Nizza und Rennes verpassend genauso überraschend jegliche Europa-Qualifikation.
Und ganz unten sieht der FC Metz bis zur letzten Minute des Relegationsrückspiels gegen den FC Niort wie ein glücklich Geretteter aus - nach einem 0:2 auswärts führen die Granatroten bis in die letzte Minute der Nachspielzeit mit 3:0.... und fangen sich dann mit der letzten gegnerischen Ecke doch noch das entscheidende Gegentor zum 3:1, womit sie durch die Auswärtstor-Regel geschlagen sind und den bitteren Gang in Liga Zwei antreten müssen.


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Aus ebendieser Liga steigen der überlegene Meister Paris FC sowie Girondins Bordeaux und der bereits erwähnte Playoff-Sieger FC Niort auf.
Caen, Guincamp, Nantes, Le Havre sowie Stade Reims dagegen müssen auch in der nächsten Saison mit dem Unterhaus vorlieb nehmen.


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Nach mehreren enttäuschenden Spielzeiten holt der Rekordmeister zum großen "Phönix-aus-der-Asche"-Rundumschlag aus und wird mit sage und schreibe 21 Punkten vor RB Leipzig Meister. Dass die Dortmunder Borussia erst auf den letzten Metern am Überraschungsteam FC St. Pauli vorbei auf Platz 3 ziehen kann, wird dem langjährigen Trainer Edin Terzic beinahe zum Verhängnis. Die glimpfliche Endplatzierung verhilft ihm dann aber dennoch dazu, die Schwarzgelben im zehnten Jahr in Folge trainieren zu dürfen, auch wenn er in den zurückliegenden neun Spielzeiten lediglich einen DFB-Pokalsieg vorzuweisen hat.
Vorjahresmeister Eintracht Frankfurt stürzt auf Platz 8 ab, Vorjahres-Pokalfinalist VfB Stuttgart rettet sich erst in der Relegation.


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Des einen Freud, des anderen Leid - während die VfB-Fans die Rettung feiern, herrscht in Magdeburg lähmendes Entsetzen, als die Relegation beendet ist.
Auch nächste Saison wird an der Elbe also Zweitligafussball zu sehen sein - und das kostet Alexander Zorniger nach dreieinhalb Jahren seinen Job.
Wolfsburg (überlegen) und der HSV (knapp) heißen also die beiden Aufsteiger, andere große Namen wie Hertha, Nürnberg, Bochum oder Düsseldorf bleiben dagegen in Liga Zwei.
Für Darmstadt, Sandhausen und den Karsruher SC kommt es dagegen richtig dick - die drei Vereine dürfen sich in der neuen Spielzeit in Liga drei neu aufstellen.


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Apropos Liga Drei - Dynamo Dresden, SV Meppen und Wehen-Wiesbaden heißen die Aufsteiger in dieser wild gemischten Liga, in der von gefühlt viel größeren Vereinen wie 1860 München bis zu besseren "Dorfclubs" wie Barockhausen, Spelle-Venhaus oder Heimstetten eine breite Palette von Vereinen vertreten ist. Die beiden Letztgenannten allerdings nicht mehr in der nächsten Saison, denn sie belegen, genauso wie Rödinghausen und Weiche Flensburg, einen der vier Abstiegsplätze.


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In der Serie A setzt sich die AC Milan vor Napoli und der Fiorentina durch, Inter wird Vierter.
Für Juve bleibt immerhin die Europa League, für Lazio nichtmal das, die Römer belegen einen enttäuschenden 15. Platz.
Und dennoch zeigen sie nach Saisonende hämisch mit den Fingern - und zwar auf den Erzrivalen.
Denn die Roma spielt eine katastrophale Saison und steigt am Ende sang- und klanglos als Vorletzter ab!


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Serie B: Brescia und der FC Genua steigen genauso auf wie Pisa (die sich in den Playoffs gegen Salernitana durchsetzen).
Empoli, Bari oder auch Hellas Verona haben nicht so viel Glück und spielen auch in der nächsten Saison zweitklassig.


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Die erste luxemburgische Liga zeigt das gewohnte Bild (Progres Niederkorn vor F91 Düdelingen) - aus der Eirepromotion gibt es dagegen Überraschendes zu vermelden:
die vermuteten Aufstiegsfavoriten Wiltz, Luxembourg City, Käerjeng, Rosport oder auch FOLA und Jeunesse Esch enttäuschen nahezu komplett, stattdessen sichern sich Wormeldange (!) und Bettembourg den Aufstieg.
Verkehrte Welt im Großherzogtum.


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In den Niederlanden herrscht dagegen "business as usual": PSV, Ajax und Feyenoord sind durch jeweils einen Punkt getrennt, danach klafft eine 15-Punkte-Schlucht zum Vierten.
AZ Alkmaar sieht sich zwar eigentlich immer noch als vierte Kraft, bleibt den Nachweis dafür aber immer öfter schuldig. Platz acht kostet auch hier den Trainer den Job.



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In Polen hat es Gornik Zabrze nun doch erwischt: nach mehreren Jahren, in denen der Verein dem Abstieg ein ums andere Mal knapp entrissen konnte, trauern die Fans diesmal doch.
Oben sichert sich durchaus überraschend Rakow den Titel.
Lech und Legia tauschen nach enttäuschenden Saisons jeweils die Trainer aus.
Mal sehen, obs hilft...


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Sensation in Portugal!
Naja, fast: zwei Törchen fehlen Sporting Braga am Ende, um in die jahrzehntelange Langeweile einzubrechen und den dritten Platz holen.
So aber heißt es erneut: "the usual three...."



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In Schottland triumphiert wieder Celtic, diesmal achtzehn Punkte vor den Rangers, die sich immerhin freuen können, mal wieder Zweiter geworden zu sein...


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In Spanien stehen bis zum 34. Spieltag Real und Barca punktgleich und nur durch ein einziges Tor getrennt an der Spitze.
Dann gewinnt Real das Heimspiel gegen Barca mit 2:1 und entscheidet damit das Titelrennen in einer Saison, die keinen Zweitplatzierten verdient hat.
Und selbst Atletico, am Ende mit 19 Punkten Rückstand (und einem um exakt 50 (!) Tore schlechteren Torverhältnis) spielt eine Klassesaison.
Das kann man von Racing Santander nicht behaupten, die am Ende einer fürchterlichen Spielzeit die Rote Laterne zwar dalassen dürfen, aber den Weg in die ZWeitklassigkeit antreten müssen.


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Den umgekehrten Weg gehen Rayo Vallecano und der FC Granada - während für den FC Getafe ein Seuchenjahr mit mehreren langzeitverletzten Mannschaftssäulen und etlichen unglücklichen Niederlagen im GAU endet: Abstieg in die dritte Liga!
Dieses Schicksal bleibt dem "Altersrpäsidenten" des spanischen Fussballs, Recreativo de Huelva nämlich, nach einem beeindruckenden Schlußspurt mit 5 Siegen aus den letzten 7 Spielen erspart.


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Die Super League sieht ein Photo Finish zwischen dem FC Basel und den Berner Young Boys, in dem der Erstgenannte Club am Ende hauchzart die Nase vorn hat.
Servette Genf spielt nach Jahren des Mittelmaßes lange vorn mit und wird am Ende verdient Dritter.
Dagegen verläuft die Spielzeit für Lausanne und die Zürcher Grasshoppers lausig, für den FC Thun sogar katastrophal - am Ende steigt der Verein als Letzter ab.
Dieses Schicksal bleibt dem FC Winterthur gerade erspart - in der Relegation besiegt "Winti" Xamax Neuchatel mit insgesamt 3:1.


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Der einzige Aufstieger in die Super League heißt daher FC Wil - und zusätzlich krönt der FC Vaduz seine herausragend unspektakuläre Saison mit dem Europapokaleinzug.
Wer das komisch findet, ruft sich bitte jetzt in Erinnerung, dass Vaduz in Liechtenstein liegt.
Komisches System, das, aber ist nunmal so.


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Zu guter Letzt ein Blick an den Bosporus, wo der Meister genauso heißt wie schon letztes Jahr: Galatasaray.
Und auch sonst sieht die Tabelle wieder sehr vertraut aus...


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Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers

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Nachdem ich nun einiges nachgeholt habe, muss ich dir natürlich zu deiner grandiosen Zeit in Prag gratulieren. Dort das Double gegen die anderen Prager Schwergewichte zu holen, ist schon etwas ganz Besonderes. Wie es dann weitergelaufen ist, ist sehr unschön, kommt aber leider bei kleineren Vereinen vor, vor allem wenn man dann noch dem Sportdirektor die Verantwortlichkeiten zubilligt. Da wird leider zu oft unsinnig transferiert. Aber du hast es ja in deiner Story toll verpackt. :)

Ich hingegen habe keine Vorbehalte, was deinen neuen Verein angeht. Eher ist RWE einer der wenigen Vereine aus dem Ruhrgebiet, dem ich echte Sympathie entgegenbringe. Ich drücke dir die Daumen!  :)
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Spätsommer 2030, Essen, Deutschland



GERARD


"Lava! - Hey, Lava!"
Jamro kommt winkend und rufend Richtung Trainingsplatz gehastet.
Meine Spieler feixen sich eins, während ich einen Seufzer unterdrücke.
Es hat nicht lange gedauert, bis ich eine der Grundregeln des Ruhrgebiets gelernt hatte - niemand, also wirklich niemand, der irgendeine wie auch immer geartete Bedeutung hat, heißt hier so wie er eigentlich heißt, stattdessen hat jeder einen mehr oder weniger witzigen, originellen oder sonstwie herausragenden Spitznamen.

Fast jeder.
Mein Spitzname nämlich, auf den man sich im Verein ohne mein Wissen und ohne mein Einverständnis geeinigt hat, ist weder witzig noch originell noch herausragend, sondern lautet schlicht und langweilig "Lava".
Oh wow.
Ich habe selten derart bemüht Überraschung heucheln müssen wie in dem Moment, als mich mein Sportdirektor das erste Mal ernsthaft mit diesem Meilenstein der Wortspielakrobatik angesprochen hat.
Das allererste Mal war ja am ersten Abend im "Eckstein", der kleinen Vereinskneipe - da hab ich es aber noch gar nicht für voll genommen.
Zwei Tage später dann schon - aber meine Proteste verhallten ungehört und inzwischen nennt mich hier jeder so.
Also fast jeder - die Spieler haben sehr schnell gelernt, dass sich sich mit dieser Ansprache einen Felix-Magath-Gedächtnis-Waldlauf einhandeln und verkneifen es sich, mich mit dieser Bezeichnung zu ärgern.
Was gäb ich drum, auch Sportdirektoren, Präsidenten, Aufsichtsratsmitglieder oder Kneipenwirte so strafen zu dürfen!
Grummel.

Na jedenfalls kommt Jamro jetzt mit offensichtlich guten Neuigkeiten auf mich zu - er strahlt jedenfalls derart, dass er sich glatt als Brennstab bewerben könnte.
"Wer hat Dir denn solch gute Laune verpaßt?", frag ich neugierig.
"Wir haben einen großartigen Ersatz für Paul Freier verpflichtet, Du wirst begeistert sein!"
Jetzt bin ich aber richtig neugierig - denn auch wenn Freier Bochumer und damit für die neue Führungsriege untragbar war, hatte er doch durchaus Fachkompetenz vorzuweisen, soweit ich das nach den paar gemeinsamen Tagen bis zu seiner Demission einschätzen kann.
"So? Wen denn?"
"Du wirst Dich sicher freuen - ihr kennt euch nämlich! Er hat uns davon erzählt, wie gut ihr in eurer gemeinsamen Zeit in Locarno zusammengearbeitet habt. Er scheint ja ein echter Teamplayer zu sein und ..."
Mir schwant Übles.
"Sag mir bitte, dass ihr nicht Hannes verpflichtet habt", bringe ich krächzend hervor.
Ich hoffe so, dass mich diese Ahnung trügt - aber wer sollte es sonst sein als mein "bester Freund", der in Locarno nichts Eiligeres zu tun hatte als sich beim erstbesten Angebot zu verdünnisieren?
Das kann ja heiter werden...

Jamro stutzt ob meiner Reaktion, die er wohl ganz anders erwartet hatte.
"Doch, natürlich. Hannes Ringlwadl. Freust Du Dich etwa nicht? Er hat Dich in seiner Bewerbungs-E-Mail in höchsten Tönen gelobt und uns garantiert, dass er voller Begeisterung als Dein Assistent hier arbeiten wird, auch wenn er in Locarno noch derjenige war, der Dir 'alles beigebracht hat', wie er sich ausdrückte."
"Großartig ... Ich hab das richtig verstanden - der Vertrag ist schon unterschrieben?"
"Äh ... ja?"
Jamro sieht mich jetzt noch ein bißchen verwunderteran.
"Was ist denn? Passt Dir was daran nicht?"

Ich seufze.
"Ach naja, .... wir ...", ich seufze nochmal und rufe mich innerlich zur Ordnung. Wenn ich Jamro jetzt stecke, dass ich Hannes ganz bewußt nichts davon erzählt habe, dass wir hier einen Assistenztrainer suchen, weil ich ihm nach dem Holterdipolter-Abschied in Locarno einfach nicht so richtig über den Weg traue, ändert das nix mehr daran, dass er mein Co ist. Vertrag ist Vertrag - den wieder aufzulösen, kann sich der Verein schon aus finanziellen Gründen nicht leisten - von der desaströsen Außenwirkung, die so ein Schritt hätte, ganz zu schweigen.

"... werden das Ding schon rocken.", setze ich den Satz mit einem bemühten Lächeln fort.

Und so stellt sich am nächsten Morgen ein kleiner österreichischer Großkotz bei den Spielern von Rot-Weiß Essen vor und versucht schon in der ersten Trainingseinheit die Zügel an sich zu reißen, wie erwartet:
Wir sind noch nicht richtig aus der Begrüßungsrunde raus, da beginnt Hannes damit, den Co-Trainern zuzurufen, was sie machen sollen.
Immerhin bemerkt er anhand der Reaktionen von Spielern und Staff jedoch binnen kürzester Zeit selbst, dass irgendwas komisch ist und schaut fragend zu mir.
Mein Gesichtsausdruck bringt ihn dann auf die richtige Fährte:
"Ach ja ... DU bist ja der Cheftrainer ... klar, mein Fehler ... sorry!"
Er hebt in einer fast überzeugenden Geste der Entschuldigung die Hände und "ordnet sich unter".
Mal sehen, wie lange.

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Am Nachmittag habe ich jedenfalls einen kurzen Plausch mit unserem Herrn Sportdirektor und bitte ihn inständig, mich bei zukünftigen Entscheidungen bezüglich des Trainerteams der ersten Mannschaft mit ins Boot zu nehmen.
Und wo wir schon mal dabei sind, zurren wir auch gleich noch mal die anderen Verantwortlichkeiten fest.


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Die Infrastruktur des Vereins, soviel verrät mir Jamro bei diesem Treffen noch, wird vorerst nicht ausgebaut oder auch nur modernisiert werden können, da einfach an allen Ecken das Geld fehlt.
Zum Glück sind die Trainingsanlagen in einem vernünftigen (wenn auch nicht herausragenden) Zustand, so dass wir auch ohne große Investitionen in diesem Bereich ordentlich arbeiten können.




Am Abend überredet mich Hannes dann zu einem Bier im "Eckstein" - genaugenommen ist da aber nicht allzuviel Überredung nötig, schließlich müssen wir dringend miteinander sprechen und ein paar Dinge klären.
Mein neuer Co-Trainer scheint ein ähnliches Ziel zu haben, denn kaum haben wir unser Pils bekommen und uns in eine ruhige Ecke zurückgezogen, kommt er sofort zum Punkt und ... äh .... macht mir Vorwürfe?!

"Warum hast Du mich nicht angerufen und mir gesagt, dass hier ein Co-Trainer gesucht wird? Ich bin echt ein bissl enttäuscht von Dir!"
"Bitte?! Wer hat mich denn in Locarno einfach sitzen lassen, kaum dass irgendein Krepelverein aus irgendeinem Gletschertal gerufen hat, hm?"
"Na hör mal! Du hast mir doch den Rücken zugedreht und dich mit diesem ... Zurbriggen gemein gemacht, statt zu mir zu halten!"
"Na, weil es um den Verein und um eine Chance aufs Trainergeschäft ging und nicht um irgendein aufgeblasenes Ego!"
"Wen nennst Du hier aufgeblasen?!"

Zur Belustigung von Enno streiten wir uns in diesem Kindergarten-Style noch ein paar Minuten weiter - erst als der Wirt sich gar nicht mehr beherrschen kann und lachend zu uns herüberruft, ob wir wirklich Freunde seien, wachen wir aus dem "Der hat mein Förmchen gestohlen!"- Modus auf.
Peinlich, peinlich!
Aber zumindest sorgt diese kleine Unterhaltungseinlage (für die es mit Enno zum Glück nur einen einzigen Zeugen gibt) dafür, dass wir uns gegenseitig mal an den Kopf geknallt haben, was schon mal lange gesagt werden mußte.
Fast - eine Sache wäre da noch:

"Hannes, nur damit eins klar ist - wenn Du vorhast, längerfristig Teil dieses Trainerteams zu sein, dann erwarte ich von Dir, dass sich eine Aktion wie heute nachmittag auf dem Platz nicht wiederholt.
Ich muß mich auf meinen Staff genauso verlassen können wie ihr umgekehrt auf mich. Dazu gehört aber auch, dass ihr nicht öffentlich meine Autorität infragestellt."

Hannes schaut mich mit großen Augen an.
"Meine Güte! Brauchst nicht gleich so förmlich zu sein! ... Du hast Dir aber auch ein Auftreten angewöhnt ...."
"Ich habe einfach ein paar Jahre Erfahrung als Cheftrainer - und vor allem ein paar Jahre Erfahrung damit, mir meine Autorität hart erarbeiten zu müssen. - Also, denkst Du, dass Du damit leben kannst, hier die Nummer Zwei zu sein?"
Hannes überlegt einen Moment, dann nickt er.
"Ja, ich denke schon. Immerhin ist es ein riesiger Schritt vorwärts im Vergleich zu Klagenfurt - und zwar nicht nur finanziell. Auch das Scheinwerferlicht ist hier ja potentiell ein ganz anderes. - Ich habe nur eine Bedingung."
"Ich höre?"
"Benimm Dich nicht wie Zurbriggen, okay? Wenn ich das Gefühl bekomme, dass Du hier den Alleinunterhalter spielst und wir anderen nur Randfiguren sind, kriegen wir Probleme."
Ich grinse etwas schief.
"Glaubst Du wirklich, ich bin ganz allein mit Locarno aufgestiegen oder mit den Bohemians Doublesieger geworden? - Keine Sorge, Hannes: ich weiß genau, dass 'Lava und die Sidekicks' das Gegenteil von guter Teamarbeit wäre. Von Zurbriggen hab zugegebenermaßen ich eine Menge gelernt - aber einiges davon fällt in die Kategorie 'so möchte ich nie im Leben sein!'."

Jetzt grinst auch Hannes.


~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~


In den Folgetagen und -wochen nimmt die Vorbereitung auf die neue Saison Fahrt auf.
Wir wühlen uns dabei natürlich auch durch die Statistiken des Vorjahres und stellen (nicht überrascht, eher unangenehm berührt) fest, wie weit Anspruch und Wirklichkeit, Aufwand und Nutzen in der letzten Saison bei Essen auseinanderklafften.
Der Verein hatte die höchsten Gehaltsausgaben für den Lizenzspielerkader und spielte auch ansonsten weit oben mit, wenn es um finanzielle Kennzahlen geht.
Leider gilt dies auch für das Defizit.
Die fast 3 Millionen Euro, die trotz Rekordzuschauerzahlen am Ende der Spielzeit als Deckungslücke übrigbleiben, sind fast so hoch wie die Lücken aller anderen Vereine zusammengenommen.
Hier MUSS etwas passieren.






Und das tut es auch - Jamro wirft sich mit Feuereifer in seinen Verantwortungsbereich und bietet die teuren Spieler (von Rechtsaußen Fuchsberger mit seinen 175.000 Euro Jahresgehalt bis hin zum unangefochtenen Krösus, Linksverteidiger Doumbia nämlich, der glatte 360.000 Euro verdient) überall an, wo es nur geht.

Mit Erfolg, wie sich zeigt, denn während einige der größten "Gehaltsfresser" dank auslaufender Verträge ganz automatisch von der Lohnliste verschwinden, sind Verkäufe wie der Wechsel von Kadri Özkan (für 350.000 Euro plus 25% Weiterverkaufsbeteiligung zu Dynamo Dresden) einfach nur heruasragend verhandelt.
Als Sahnehäubchen handelt unser famoser Sportdirektor sowohl bei Özkan als auch bei Innenverteidiger Lorenz, den es nach Magdeburg zieht, Rückleihen ohne Gehaltsübernahme für die kommende Saison aus!
Da beide klare Stammspieler sind, kann das in seiner Bedeutung gar nicht überschätzt werden.




Alles in allem verlassen uns bis zur Schließung des Transferfensters sechs ("netto" vier) Stammspieler in allen Mannschaftsteilen - von Pohlmann im Tor bis zu Flotho in der Strurmspitze.
Die Abgänge werden aufgrund des vereinbarten Sparkurses hauptsächlich aus der eigenen U19 sowie der Zwoten ersetzt - wobei es ein paar erwähnenswerte Ausnahmen gibt.
Franco Schädlich beispielsweise, der uns, aus Wiesbaden kommend, zum 01.07. verstärkt, ist ein Zugang, der noch von Jamros Vorgänger im letzten Oktober (!!!) festgezurrt wurde ... und dessen Verpflichtung keiner von uns zugestimmt hätte, schon gar nicht zu den Konditionen.
Schädlich ist nomineller Rechtsverteidiger, kann aber auch links hinten und als Rechtsaußen spielen, angeblich sogar als Sechser oder Lenker im Mittelfeld.
Was auf dem Papier nach einer Allzweckwaffe klingt, die bei 71.000 Euro Gehalt ein echtes Schnäppchen ist, entpuppt sich in Wirklichkeit als ein Mitläufer mit einigen Schwächen, die ihn für jede der genannten Positionen bestenfalls zum Backup prädestinieren.
Und mit dieser Erkenntnis wird sein Gehalt plötzlich zum Bumerang, weil diese Summe uns mindestns zwei vernünftigen Kaderspieler ermöglicht hätte, die wir jetzt nicht holen können.
Naja - er wandert jedenfalls sofort auf die "bei passendem Angebot abgeben!"-Liste.

Auf der anderen Seite gelingt uns mit der Verpflichtung von Mohamed Konatè von Racing Luxemburg ein gutes Schnäppchen für die Innenverteidigerposition.
Konaté wird zwar nur alles Nummer drei im Abwehrzentrum eingeplant (hinter Vizekapitän Strietzel und dem bereits erwähnten Lorenz), aber seine Kopfballstärke und sein Spielverständnis machen ihn bei allen vorhandenen technischen Schwächen zu einer Option, die wir wohl bedenkenlos ins Defensivgetümmel werfen können.

Leider verzögert sich der Papierkram seiner Verpflichtung derart, dass wir ihn schlußendlich erst nach Transferfensterschließung begrüßen können.
Hat für ihn den unangenehmen Nebeneffekt, dass er bis zum Winter nur im Niederrheinpokal auflaufen kann (wo wir bestenfalls drei Spiele haben werden) - für uns bedeutet es, dass wir bis zu besagtem Winter drauf hoffen müssen, dass sich Strietzel und Lorenz nicht verletzen, denn dahinter haben wir mit Tenhangen und Kartal nur zwei blutjunge Nachwuchshoffnungen - und Tenhagen ist zu allem Überfluß gleichzeitig noch der Backup für Mohammed, den Stammsechser.

Rein finanziell ist der (nun etwa zur Hälfte) runderneuerte Kader ein gutes Geschäft gewesen: wir nehmen knapp 900.000 Euro ein, freuen uns auf ein Freundchaftsspiel gegen Nürnbergs Zweitvertretung (das in der wegen der WM sehr langen Winterpause stattfinden wird) und haben für die Neuzugänge nicht einen einzigen Euro an Ablösen gezahlt.
Zusätzlich sparen wir insgesamt in beiden Mannschaften fast einskommazwei Millionen Euro an Gehältern ein, was Präsident Schumacher mit einem anerkennenden Nicken Richtung Jamro und der zugehörigen Aussage "Sie sind auf einem sehr guten Weg!" kommentiert.

(Die Kosten der Zwoten sind kein Teil unserer Bilanz.)

Nachdem Jamro mit dem eisernen Besen durch die Kader gefegt hat, bleiben in der Zwoten noch genau drei Spieler übrig, die eventuell mal eine Rolle bei uns spielen könnten. In der U19 ist er im engen Austausch mit den Jugendtrainern behutsamer vorgegangen - da die meisten dort allerdings lediglich symbolische Aufwandsentschädigungen kassieren statt eines echten Gehalts,wäre der Einfluß auf die Bilanz auch zu gering, um dort tabula rasa zu machen.

Dennoch - die bisherigen Einsparungen verändert die Dreijahresfinanzprognose signifikant zum Besseren.
Wir werden auch weiterhin über die Saison gesehen monatlich Verluste machen, diese werden aber zumindest zum Großteil über Sponsoreneinnamen, Dauerkarten, Mitgliedschasftsbeiträge und Tageskasseneinnahmen abgedeckt werden.
Wenn wir (hoffentlich!) im Winter noch die letzten Großverdiener des Kaders (allen voran Doumbia) veräußern können, ist der Turnaround endgültig gelungen.








Aber natürlich ist nicht alles eitel Sonnenschein, denn das Großreinemachen hat selbstverständlich sportliche Konsequenzen.
Wer eine halbe Stammmannschaft abgibt und durch Talente und Backups ersetzt, braucht sich nicht zu wundern, wenn die lokale Presse von "Ausverkauf" spricht und der Trainer in den Interviews öfter mal die Frage hört, inwiefern das Ziel "obere Tabellenhälfte" denn noch realistisch sei ... und übrigens, ganz nebenbei gefragt: wollte RWE nicht ursprünglich mal wieder in die Dritte Liga aufsteigen?

Da bleibt mir dann eigentlich immer nur eins übrig: den Journalisten freundlich zu erklären, dass die finanzielle Stabilität des Vereins über allem steht und dass auch diese neue Mannschaft stark genug ist, um eine gute Rolle in der Liga zu spielen.










Die Vorbereitung liefert uns immerhin das eine oder andere Argument, auf das wir in diesen Interviews verweisen können - denn nicht nur im Auswärtsspiel bei RWO zeigt das TEam, was in ihm steckt.
Nein, auch bei der knappen (wenn auch zugegebenermaßen verdienten) Niederlage gegen den Bundesligisten (!) VfL Wolfsburg oder beim Unentschieden gegen den niederländischen Zweitligisten Katwijk zeigt die Truppe gute Ansätze.
Dass schlußendlich sogar ein Derbysieg gegen den lokalen Erzrivalen Schwarz-Weiß Essen gelingt, freut uns besonders.
Es scheint, als seien wir gerüstet und das flache 4141 passe gut zum neuen Kader.




Ziemlich genau einen Monat, sechs Pflichtspiele und eine Taktikänderung später kann der Saisonstart als "überraschend gut" eingeordnet werden.
In den Pflichtspielen hat sich schnell herausgestellt, dass wir offensivere Außen brauchen, um die Abwehrreihen der Ligagegner in Verlegenheit bringen zu können.
Die von Hannes schlußendlich vorgeschlagene Umstellung auf ein 433 mit einem zentralen Zielspieler (wofür sich neben dem leider scheidenden, weil zu teuren, Moritz Flotho, auch sein Ersatz Preßler erstaunlich gut eignet) sorgt dafür, dass wir - von der sehr unglücklichen Niederlage bei Fortuna Köln abgesehen - einen defensiv stabilen und offensiv zumindest ausreichend guten Ansatz auf dem Rasen haben, um auch gegen Teams aus dem Aufstiegsdunstkreis (wie beispielsweise Lotte oder den zugegebenermaßen katastrophal startenden Absteiger Rödinghausen) eine gute Figur abzugeben.

Platz fünf nach 5 Spielen ist natürlich nur eine erste Momentaufnahme, gefällt uns aber ausnehmend gut.


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« Letzte Änderung: 15.März 2025, 22:49:04 von Noergelgnom »
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Danke, dass du mir die Griechenland-Tabelle erspart hast... PAO nur 7., tragisch!

Ansonsten, gute Arbeit von Jamro, da wurde gut ausgemistet und im Budget ist enorm viel Spielraum geschaffen worden, im in Zukunft agieren zu können. Das ihr bei den Buchmachern so einen Sprung nach hinten gemacht habt, geschenkt! Der Saisonstart ist immerhin gelungen! Viel Erfolg!

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Danke, dass du mir die Griechenland-Tabelle erspart hast... PAO nur 7., tragisch!

Ansonsten, gute Arbeit von Jamro, da wurde gut ausgemistet und im Budget ist enorm viel Spielraum geschaffen worden, im in Zukunft agieren zu können. Das ihr bei den Buchmachern so einen Sprung nach hinten gemacht habt, geschenkt! Der Saisonstart ist immerhin gelungen! Viel Erfolg!

Spielraum ist da auch relativ. ;D
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Hömma, dass "Lava" zum RWE geht, hat mich aus dem Tiefschlaf hier im Meistertrainerforum erweckt! Das Nachlesen hatte aber auch seine Zeit gedauert.

Als in Essen lebende Person bin ich natürlich jetzt wieder etwas aktiver dabei. Ich packe auch direkt noch eine Anekdote dazu: Mein erster Besuch beim RWE war damals noch im Georg-Melches-Stadion, es war ein ereignisreiches Derby zwischen RWE und dem Wuppertaler SV, mit dem vollen Programm an Gewalt und Lokalkolorit. Ich habe zu diesem Zeitpunkt erstmals im meinem Leben "Reizgas" eingeatmet. (Zum Nachlesen: https://www.wz.de/nrw/wuppertal/wsv-in-essen-gewalt-ueberschattet-das-derby_aid-30009833) Und trotz dieser Vorfälle hat Rot-Weiss einen kleinen Teil meines Herzens an diesem Tag erobern können, wenngleich ich weit davon weg bin, mich als Fan zu bezeichnen. Die Umschreibung Sympathisant trifft es vermutlich und diese Saison war ich auch bisher nicht einmal an der Hafenstraße, denn der Ex-Verein von Paul Freier aus der direkten Nachbarschaft braucht meine volle Aufmerksamkeit. Achja und es gbit noch eine Auffälligkeit: Ich bin im Kontext von RWE-Spielen (vermutlich) schon zwei Mal in Menschenkot getreten. Das hat insofern eine statistische Relevanz, da mit derartiges sonst bisher nie passiert ist.

Nun möchte ich noch die angehäufte und dennoch vermutlich nicht vollständige Liste an Lob über deine Beiträge ausschütten:

1.) Grandiose Schreiberei erwähne ich gerne und zum wiederhlten Male! Es bereitet wirklich Freude, diese Beiträge und die darum gesponnene Story zu genießen.
2.) Nachträgliche Gratulationen zu den sportlichen Erfolgen bei Prag!
3.) Ich habe den historischen Abriss über die Bohemians sehr genossen. Danke!
4.) Meine Position zum RWE? Siehe oben ;-)
5.) Ich freue mich, dass du das klassische Testspiel gegen Schwarz-Weiß auch gemacht hast! Ungefragt möchte ich den Uhlenkrurg jedem Interessierten empfehlen.

Nun noch eine Frage: Du hast den FC Kray erwähnt, wo spielen die in diesem Spielstand denn?

Viel Erfolg anne Hafenstraße! (Auch ich kann als gebürtiger Niedersachse Ruhrpöttisch nur unzulänglich nachahmen, nicht sprechen)
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Herbst 2030, Essen, Deutschland



GERARD


"Sich regen bringt Segen!"
"Der frühe Vogel fängt den Wurm."
"Wer die Hände in'n Schoß legen will, soll in'n Puff gehen!"

Es gibt ungefähr eine Milliarde Redewendungen und Bonmots zum Thema "Einsatz" - nicht alle davon unbedingt druckreif, zugegeben.
Was das mit unserem Zweitrundenspiel im Niederrheinpokal zu tun hat?
Nichts - außer dass wir in Baumbach nach 10 Minuten 2:0, nach 20 Minuten 4:0, nach 30 Minuten 6:0 und zur Halbzeit 8:0 führen und den frühen Vogel damit nach nur 45 Minuten nicht nur gefangen, sondern auch ausgeweidet, filetiert, gebraten, verspeist, verdaut und wieder ausgeschis ... ach, ihr wißt schon, was ich meine.
Was ein Spiel!
Klar, Baumbach spielt irgendwo tief in den Amateurligen, die Mannschaft hat nichtmal semiprofessionellen Status und ihr größter Star ist ein Enddreißiger in der Innenverteidigung, der "vorm Kriech" mal ein Probetraining bei der U17 vom MSV Duisburg absolviert hat - aber dennoch:
die Leichtigkeit, mit der wir die bedauernswerten Gastgeber vom Geläuf kicken, ist schon beeindruckend.

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Schade, dass nicht alle Pflichtspiele derart nervenschonend sind!
Wobei ... beim Bonner SV sind nach Özkans frühem Freistoßknaller und Dzheliovs 25-Meter-Strich nach einer knappen halben Stunde die Messen auch relativ früh gelesen.
Die Gastgeber (deren Saisonstart nur deswegen nicht "schlecht" genannt wird, weil man sonst nicht wüßte, wie man die bisherigen Leistungen von Ennepetal, Frechen oder Absteiger Rödinghausen nennen soll) lassen jegliches Aufbäumen vermissen, fangen sich in der Nachspielzeit der ersten Hälfte noch das 0:3 durch Fuchsberger und spielen in der zweiten Hälfte brav mit uns "Ballverwaltung".

Bei Rot-Weiß Oberhausen (die sich mal wieder über ein "Rot-Weiß Lügenhausen"-Banner im Gästeblock freuen dürfen, das natürlich auf 1971/72 anspielt) sehen wir nach einem Doppelschlag Mitte der ersten Hälfte auch schon wie sichere Sieger aus - mit dem Pausenpfiff murmelt sich Ricardo Rey allerdings den Anschluß selbst ins Netz und alles ist wieder offen.
Rey ärgert sich in der Kabine mächtig über sein Mißgeschick, macht das aber in Hälfte Zwei mehr als nur einfach "wieder gut", indem er gleich drei Hundertprozentige der Gastgeber entschärft.
Nichtmal ein Kopfball aus knapp drei Metern schafft es an ihm vorbei!

Am Ende bleibt ein knapper und etwas glücklicher Auswärtssieg - was unsere Fans natürlich nicht daran hindert, nach Abpfiff den einen oder anderen ziemlich gemeinen Schmähgesang anzustimmen.
Ich lass mir nicht anmerken, dass ich die dichterischen Ergüsse ziemlich witzig finde und lobe lieber in der Kabine meine Mannschaft für den Derbysieg - abern icht ohne den Hinweis, dass es zukünftig auch gern wieder weniger nervenraufreibend werden darf.

Und weil meine Jungs alle brav und folgsam sind und mich furchtbar lieb haben, machen sie das nun folgende Heimspiel gegen den schon jetzt klaren Tabellenletzten Ennepetal zu einer sehr entspannten Angelegenheit. Nach einer eher ruhigen Anfangsviertelstunde (und einhergehendem erfolgreichen Einlullen der Gäste) zieht die Mannschaft das Tempo urplötzlich an und macht innerhalb von knapp 10 Minuten alles klar.
Die zweite Halbzeit inklusive Preßlers Treffer zum 4:0-Endstand ist dann nur noch Schaulaufen.
Ennepetal bleibt mit einem einzigen Pünktchen am Tabellenende und kann realistisch betrachtet eigentlich jetzt schon für die Oberliga planen.
Denn auch im heutigen Spiel zeigten die meisten ihrer Spieler wieder, dass sie eigentlich nicht das Format für Liga Vier haben.

Den Monatsabschluß bildet ein weiteres von vielen Duellen zweier abgestürzter Traditionsmannschaften.
Es ist jetzt ziemlich genau 35 Jahre her, da spielte das damalige Bayer 05 Uerdingen noch in der ersten Liga - mit Spielern wie Markus Feldhoff, Bernd Dreher oder Rainer Krieg.
Lang lang ists her.
Heute, ganz ohne Bayer als KFC Uerdingen und um diverse eher bemitleidenswerte Episoden als Investorenspielwiese reicher, gehts ums Überleben in Liga Vier.
Oder idealerweise vielleicht sogar um den Aufstieg?
Dafür müßte nach dem ordentlichen, aber nicht herausragenden Saisonstart aber noch eine Schippe draufgepackt werden. Die Leistungsdichte in der Regionalliga West ist derart hoch, dass man sich hier nicht einfach mit einer "okayen" Saison durchmogeln kann.

Im Duell Fünfter gegen Dritter gibt es am Ende leistungsgerecht keinen Sieger - aber das dass Spiel nur 1:1 ausgeht, verwundert etwas und verweist darauf, wer die besten Spieler auf beiden Seiten waren.
Richtig, die Torhüter.

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Der Oktober beginnt mit einem weiteren Highlight - Derby gegen Wuppertal!
Vor fast ausverkauftem Haus schicken wir die Gäste ohne Punkte, aber dafür mit etwas Gratishäme zurück "über die Wupper".
In die Häme mischt sich allerdings ein ordentlicher Schuß Erleichterung, denn nach Doumbias frühem 1:0 brachten wir nicht mehr viel zustande und können uns mal wieder bei der guten Abwehrreihe sowie Keeper Rey bedanken, dass wir die drei Punkte behalten dürfen.
Verdient ist was anderes!

Vier Tage später beim Vorletzten Frechen, verläßt uns unser Glück dann.
Oder seien wir ehrlich, es war einfach nach 92 Minuten aufgebraucht.
Die Partie läuft nämlich bis in die Nachspielzeit genauso wie das Wuppertalderby:
frühe Essener Führung (diesmal durch einen Preßler-Kopfball nach Ecke Daiber) und danach spielt eigentlich nur noch der Gegner.
Strietzel, Lorenz und Rey vereiteln eine Frechen-Chance nach der anderen, der Schlußpfiff rückt immer näher ... und in der dritten Minute der Nachspielzeit nimmt Frechen-Mittelstürmer Reiher ein halbhohes Zuspiel an der Strafraumkante volley und jagt die Pille mit dem vollen Risiko der Verzweiflung in den rechten Winkel.

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Zwei völlig zurecht verlorene Punkte werfen uns im Aufstiegsrennen ein bißchen zurück ... und dass wir jetzt gegen Aufsteiger, Ligakrösus und Tabellenführer Wattenscheid ranmüssen, ist echt scheiß Timing!

Wir nehmen die Mannschaft in die Pflicht, verdeutlichen ihnen, wie groß der Abstand werden könnte, wenn wir hier verlieren - aber dass wir Erster sind, wenn wir gewinnen.
Und die Mannschaft setzt den Matchplan grandios um:
sicher von hinten raus spielen, ganze Breite des Spielfelds gegen Wattenscheids enges 433 nutzen und frühe Flanken auf Preßler versuchen, damit der auf einen mitgelaufenen Offensivmann ablegen kann.
Ist zwar nicht von Erfolg gekrönt, streßt die Gäste aber sichtbar.
Kurz vor der Halbzeitpause stößt der gegnerische Defensivsechser unseren Linksverteidiger Doumbia plump um, als der zwanzig Meter vor dem Tor eine solche Preßlerablage annehmen will.
Freistoß!
Özkan läuft an, Bogenlampe in den Strafraum, Preßler steigt hoch, verpaßt den Ball, Doumbia dahinter erwischt ihn - 1:0!

Nach der Pause das gleiche Bild - Wattenscheid ist oft genug nur zweiter Sieger in den Duellen.

80. Minute - tiefe Flanke von rechts, ein bißchen zu weit vors Tor, Preßler und der Keeper gehen zum Ball, Preßler ... 2:0!
Sieg im Spitzenspiel?
Noch nicht, sind ja noch mindestens 10 plus zwei, drei Minuten.
82. Minute: Wattenscheid ersetzt den Defensivsechser durch einen weiteren Offensiven, volles Risiko also.
Ich möchte auch wechseln - Preßler raus und durch den defensiv deutlich stärkeren Paterok ersetzen.
Vorher noch die Gäste-Ecke, kommt hoch, Lorenz steht zum ersten Mal in diesem Spiel nicht seinem Gegenspieler auf dem Fuß, sondern 20cm zu weit weg - Tor. 2:1.
Waaaaaaaah!
Ich könnte kotzen.
Aber gut, wir führen ja noch immer.
Paterok ist jetzt drin.
Wir spielen langsamer und noch risikoärmer - Devise: Ball halten!
Das Spiel beruhigt sich sichtlich.

Nachspielzeit.
Ecke für uns, Daiber bringt sie rein, das ebenfalls eingewechselte IV-Talent Tenhagen überspringt gleich drei gegnerische Spieler - Latte!
Der Ball springt an den Elfmeterpunkt, ein Wattenscheider bolzt ihn einfach blind raus, findet mehr durch Zufall den einzigen Gästespieler, der vorn geblieben ist.
Dummerweise ist der deutlich schneller als unsere doppelte Absicherung Kartal und Dony.

Der Wattenscheider läuft also allein auf Rey zu ... ist am Strafraum, schießt, Rey fliegt ... nee, er hat den Schuß nur angetäuscht, läuft jetzt um den hilflos daliegenden Keeper herum, schießt...
Tor.
2:2.

"So eine verdammte Scheiße!"

Diesen vier Worte, mit denen ich direkt nach dem zweiten Gegentor meinem Frust Luft mache, bilden am nächsten Tag die Schlagzeile der Essener Ausgabe der "Ruhrnachrichten".
Und bringen mir eine Verbandsstrafe von 1000€ wegen unsportlichen Verhaltens ein.
Yippieh.

Zum Glück für meine Nerven und meinen Geldbeutel zieht die Mannschaft aus der frustrierenden Schlußphase des Spitzenspiels die richtige Konsequenz: zwei Tore Vorsprung sind einfach zuwenig!
Der SC Verl liegt demzufolge am folgenden Spieltag nach einer halben Stunde mit 0:3 hinten.
Als die Gastgeber das 1:3 erzielen, legt Doumbia sofort wieder einen vor - und als sie nach 70 Minuten das 2:4 erzielen, trägt sich auch Franco Schädlich in die Torschützenliste ein.
Am Ende steht ein auch in dieser Höhe verdientes 5:2 in Verl auf unserer Habenliste und wir können jetzt den Monat so beenden, wie wir ihn angefangen haben.

Mit Heimderby gegen Wuppertal nämich.
Diesmal im Pokal statt in der Liga.
Und noch ein bißchen enger umkämpft als zu Beginn des Oktobers.
Nach 90 Minuten ohne große Torraumszenen, dafür mit 8 Gelben Karten (ganz fair 4/4 verteilt) gehts in die Verlängerung.
Die erste Hälfte ist schon fast vorbei, da wuchtet Tenhagen eine Fuchsberger-Ecke zur Führung ins Netz.
Die hält leider keine 60 Sekunden ... und danach neutralisieren wir uns wieder.
Konsequenz:
Elfmeterschießen.

Und weil Rey ziemlich groß ist und die Wuppertaler auf die Essener Fankurve schießen müssen und dadurch ziemlich nervös sind, gewinnen wir diese Lotterie mit einem unerwartet klaren 3:0.
Insgesamt lautet das Ergebnis also 4:1 und wir stehen im Halbfinale!

Die Auslösung am nächsten Tag zeigt uns, dass irgendeine der vielen Glücksgöttinnen, die sich die Menschheit im Laufe ihrer langen und selten ruhmreichen Geschichte ausgedacht hat, wohl auf unserer Seite steht.
Denn statt einen der beiden "Ach Du Kacke!"-Gegner zu ziehen (womöglich gar noch auswärts), bekommen wir das Traumlos.
Im Klartext: statt Wattenscheid oder Drittliga-Spitzenteam MSV Duisburg treffen wir im Halbfinale auf den SC St. Tönis.
Die haben allerdings nacheinander Uerdingen und Aachen rausgeworfen (jeweils auswärts!), wir sind also gewarnt.

Alles in allem war das trotz der beiden ärgerlichen Unentschieden ein ziemlich guter Monat - das zeigt auch die Tabelle.

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Und weil das an guten Nachrichten noch nicht reicht, gibts am letzten Oktobertag noch eine:
Eigengewächs Benjamin Mohammed, unser Staubsauger vor der Abwehr (der nebenbei auch immer wieder mit präzisen langen Pässen in die Spitze glänzt) wird zwar seit Monaten von der halben Dritten und Zweiten Liga gejagt, entscheidet sich aber, seinen Vertrag mit nur marginal erhöten Bezügen noch einmal zu verlängern.
Yeehaw!


« Letzte Änderung: 17.März 2025, 17:26:05 von Noergelgnom »
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Winter 2030/31, Essen, Deutschland



GERARD


"Herr Lavayeux, wie kommt es eigentlich, dass Ihre Mannschaften immer wieder so verletzungsgebeutelt sind? Wie erklären Sie sich das?"

Tobias Baucks Frage nervt gewaltig - aber sie ist leider durchaus berechtigt.
Denn nach den heftigen Verletzungswellen in Locarno und Prag kämpfen wir auch in Essen im Spätherbst und Winter mit einer regelrechten Seuche unter den Spielern des Kaders.
Aus unserem 26-Mann-Seniorenkader fehlen zu Beginn des Novembers gleich 11 Spieler entweder verletzungsbedingt oder weil sie nach erlittenen und überstandenen Blessuren noch nicht wieder fit genug für einen Einsatz sind.
Über zwei Drittel davon sind Spieler, die in der Abwehr und auf der Sechs eingeplant sind - wodurch die defensive Aufstellung in diesen Wochen einfach nur eine Frage der Verfügbarkeit ist.
Nicht die besten Voraussetzungen, das ist uns auch klar.
Und genauso ist uns klar, dass wir nicht einfach die Schultern zucken und das ganze als Pech abtun können.
Da es allerdings keine gehäuften Verletzungsarten gibt, kann sich auch unsere Metzgerabteilung keinen Reim drauf machen, wieso das Thema uns grade jetzt wieder so gehäuft trifft.

Kann man dem Herrn Bauck so natürlich nicht sagen, also lautet die Antwort ganz diplomatisch:

"Die Situation ist uns natürlich auch bewußt und ist für uns genauso unbefriedigend wie für die Spieler. Wir analysieren die Rahmenbedingungen und eventuelle Einflußfaktoren, haben jedoch noch kein eindeutiges Ergebnis vorzuweisen.
Ziel ist und bleibt es natürlich, solche Häufungen zu vermeiden und wir sind optimistisch, das auch zu erreichen.
Nein, ein Zeitlimit dafür gibt es nicht, das wäre aktuell nicht hilfreich."


Klingt fast wie aus dem Phrasenbaukasten - und da kommt es auch her.
Unser Phrasenbaukasten wird in diesem Fall gemanagt von Damien Jamro, der hat ja unter anderem Sport- und Medienwissenschaften studiert, da ist die Aneignung einer solchen Ausdrucksweise gerüchteweise Teil des heutzutage "Bachelor" genannten Grundstudiums...




Während Jamro also eine Art verbales Schattenboxen mit der Presse durchführt, konzentrieren sich die sportlichen Führungskräfte unter Leitung eines gewissen Gerard L. aus E. am AdW darauf, die einsatzfähigen Reste der Mannschaft zu möglichst erfolgreichem Spiel zu führen.
Insbesondere in den großen altehrwürdigen Derbies sollen natürlich Erfolge her - zum Beispiel zuhause gegen die Aachener Alemannia.

Heimspiel, volle Hütte, nur 7 Grad Celsius, aber immerhin trocken und nicht allzu windig - viel besser können die Bedingungen an einem zweiten November eigentlich nicht sein, oder?
Finden die Aachener auch und schenken uns in den ersten drei Minuten zwei Tore ein.
Grandioser Auftakt!
Danach igeln sie sich ein und konzentrieren sich darauf, uns von ihrem Tor fernzuhalten.
Gelingt ihnen bis in die Schlußphase hinein super, dann erzielen wir durch einen Özkan-Gewaltschauß den Anschlußtreffer.
Geht etwa noch was?
Nicht doch - im Gegenzug stellen die Schwarzgelben den Zwei-Tore-Abstand prompt wieder her.
Zu allem Übel verletzt sich kurz vor Schluß noch Torschütze Özkan.
Und gute Nacht!

In dieser Form haben wir mit dem Aufstieg wahrscheinlich eher nichts zu tun, da muß Besserung her, egal wie viele Verletzte wir haben.
Zum Glück kommt mit Rot-Weiß Ahlen gleich die nächste Mannschaft an die Hafenstraße, mit der RWE zum einen schon öfter die Klingen gekreuzt hat (also Derbytime!) und die mit uns zusammen im erweiterten Kreis der Aufstiegsanwärter lauert.
Ein ziemlich großer Kreis, der fast die Hälfte der Liga umfaßt - aber wir lauern da mit drin herum, mehr interessiert uns erstmal nicht.
Wir brauchen eine halbe Stunde, um den Abwehrriegel der Gäste zu knacken, danach treffen wir aber im Zehn-Minuten-Takt.
Ahlens erster Treffer in der 83. ist schlußendlich nur noch bedeutungslose Ergebniskosmetik.
Klarer, völlig verdienter Heimsieg - und im Gegensatz zu so manchem Konkurrenten aus der Spitzengruppe haben wir jetzt zwei "leichte" Spiele vor der Brust, Velbert und Ennepetal stecken tief bzw sehr tief unten drin und unsere Chancen auf sechs Punkte werden von Presse und Fans gleichermaßen als sehr gut eingestuft.
Mancher Fan spricht sogar von zwei Pflichtsiegen.

Wir tun zwar unser Möglichstes, die Spieler von etwaigen Überheblichkeiten abzubringen, aber ...

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... *seufz*

Damit stehen wir in Ennepetal tatsächlich ein bißchen unter Druck - eine weitere Niederlage dort und wir wären nach ca der halben Saison vielleicht schon acht Punkte vom einzigen Aufstiegsrang weg.
Und bei der Dichte an starken Vereinen in der oberen Tabellenhälfte, wäre es extrem schwierig, da nochmal ranzukommen.
Ergo - ein Sieg muß her!
Und den holen wir auch - über da "Wie" möchte ich nach dem Spiel allerdings keine großen Worte verlieren.
In der Kabine frage ich allerdings schon nach, wieso wir schon wieder ein frühes Gegentor herschenken und wieso selbst ein 3:1 keine Sicherheit in unser Spiel bringt?
Noch dazu gegen den Tabellenletzten, der in den bisher 18 Ligaspielen ein einziges Pünktchen ergattern konnte?!
(Dass ich mir zur Verdeutlichung meines Standpunktes einen Kasten Mineralwasser geschnappt und die darin befindlichen Flaschen einzeln gegen die Wand gepfeffert hätte, gehört übrigens ins Reich der Fabel!)

Alles in allem war der November also ein sehr durchwachsener Monat und wir gehen mit einem Rückstand von erstaunlicherweise nur 3 Punkten auf einem guten fünften Rang in die extrem lange Winterpause (die wegen der völlig fair vergebenen Winter-WM alternativlos ist).

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Während alle Welt vor dem Fernseher sitzt und der erneuten Wüsten-WM zuschaut, feilen wir hier in Essen still und leise an Verbesserungen im Kader und dem Umfeld.
Dazu gehört, dass wir die defensiv mitunter viel zu anfällige und offensive manchmal etwas zahnlose Standardtaktik nachjustieren.




Hintergrund für diese Änderung ist allerdings auch, dass wir während der fast zweimonatigen Pause einige Spieler nach Essen holen, die  hoffentlichnicht nur die beiden extrem schmerzenden Abgänge kompensieren werden, sondern uns auch mehr Breite im Kadergeben.
Im Einzelnen: wir verlieren den besten Torschützen der bisherigen Saison (Doumbia, 7 Treffer) und den mit weitem Abstand besten Vorbereiter (Rechtsaußen Fuchsberger, 13 (!) Assists). Zumindest Letzteren hätten wir gern noch bis zum Sommer gehalten, aber die Kombination aus "175.000 Euro Gehalt sparen" und "175.000 Euro Ablöse erhalten, plus 20% des Weiterverkaufserlöses" war einfach zu gut in unserer finanziellen Situation. Und Doumbias 361.000 Euro von der Gehaltsliste zu bekommen war sogar die Top-Priorität des Transferwinters, Ablöse war ziemlich egal, gibt am Ende auch nicht viel, wir sind froh, dass er überhaupt geht.
Natürlich nur vom finanziellen Standpunkt aus gesehen - sportlich und menschlich ist er ein riesiger Verlust!

Mit Clemes Havertz, der in der Hoffenheimer Reserve keinen Stich sah, haben wir den Fuchsberger-Ersatz hoffentlich bereits verpflichtet.
Ethan Kohler dagegen soll Doumbias Platz im Mittelfeld erben - wenn er sich gegen Michel Ludwig und Halil Yilmaz durchsetzt.
Den Dreierpack haben wir geholt, um bei etwaigen Verletzungen nicht gleich wieder die U19 auf den Platz schicken zu müssen - zumal uns im Sommer mit Özkan ja noch ein weiterer Sechser verlassen wird.

Konatès Verpflichtung fürs Abwehrzentrum (als Ersatz für Dennis Lorenz, der ebenfalls im Sommer geht) stand ja schon länger fest, Arnaud Dony soll mindestens für die Rückrunde die linke Seite beackern.Und danch muß man schauen - hundertprozentig überzeugt sind wir nicht, aber wir mußten dringend etwas auf der Position tun und bessere (und dennoch bezahlbare) Optionen gab es halt aktuell nicht.




Und dann haben wir zu guter Letzt noch die Verpflichtung eines neuen Stürmers zu vermelden.
Seit Flothos Abgang versuchen sich ja Preßler, Paterok und Manga abwechselnd auf der Neun, aber so richtig überzeugt hat bisher keiner.
Wir holen daher mit Dennis Bohrer ein absolutes Schnäppchen vom Abstiegskandidaten Viktoria Köln.
Schnäppchen nicht nur deswegen, weil er ablösefrei ist - nein, er verdient auch nur ca 30.000 Euro pro Saison. Inklusive Prämien.
Natürlich hat er gravierende Schwächen - sonst wäre er für uns ja nicht erreichbar.
Er hat kein gutes Passspiel, springt so hoch wie andere hocken, ist oft unkonzentriert, mag nicht 120 (oder auch nur 60) Minuten lang Vollgas geben und seine Teamfähigkeit läßt genauso zu wünschen übrig wie seine Übersicht.
Wir hoffen, dass er dennoch als Knipser zum Erfolg beitragen kann, denn seine offensiven Bewegungen, sein Abschluß und seine Schnelligkeit sind herausragend, seine Nervenstärke wird ihm vorm Tor hoffentlich auch helfen.
Dass er angeblich auch eine äußerst professionelle Einstellung an den Tag legt, läßt uns hoffen, dass er den einen oder anderen Mangel in seinem Spiel noch abstellen kann.
Und wenn er doch nicht einschlagen sollte, ist er bei den gerade skizzierten finanziellen Bedingungen zum Glück auch kein Sargnagel in unserem Budget.

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Außerdem nutzen wir den Winter zu einer großangelegten Marathonbesprechung des Trainerstabs - und am Ende haben wir die Aufgabengebiete ein bißchen anders verteilt und hoffen jetzt mal, dass sich das nicht nur auf die Leistungen der Mannschaft, sondern vor allem auch auf die Zahl der Verletzungen auswirken wird (und zwar bitte positiv, wenns irgend geht!).



Dann ist die WM vorbei (ich hab nicht ein Spiel gesehen und hab nichtmal mitgeschnitten, wer eigentlich nun Weltmeister geworden ist, einfach weil mich nichts weniger interessieren könnte) und wir steigen mit dem Team in die Vorbereitung der Rückrunde ein.

Genaugenommen sind wir schon ein bißchen vor dem WM-Ende eingestiegen, das gibt uns nämlich unter anderem Zeit, endlich das Ablösespiel für unseren im Sommer gewechselten Stammkeeper Pohlmann zu absolvieren. Gegen Nürnbergs Zweitvertretung holen wir ein gar nicht mal so schlechtes 1:1 - das Gegentor zeigt uns aber, dass die geänderte Taktik zumindest im Moment noch keine defensive Stabilität gebracht hat.

Noch deutlicher wird das in den anderen drei Testpartien im Januar - vor allem gegen Siebtligist Vogelheim ist das schon echt ... äh ... vogelwild, was wir da hinten anbieten.
Wenn wir in den ersten vier Pflichtspielen des neuen Jahres genauso agieren, sind wir danach definitiv kein Aufstiegsanwärter mehr, das machen wir der Mannschaft unmißverständlich klar.
Wir spielen nämlich nacheinander gegen Uerdingen (2. der Tabelle), in Lippstadt (4.), gegen Viktoria Köln ("nur" 14.) und dann als Februar-Abschluß in Wattenscheid (1.).
Autsch.

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Naja, jammern hilft nicht - wenn wir in einer Liga mit nur einem Aufstiegsplatz aufsteigen wollen, müssen wir eben jede andere Mannschaft hinter uns lassen.
Und dazu sind Siege in den direkten Duellen natürlich klasse geeignet.
Der Krefelder FC U. stellt sich in der realität dabei als dankbarerer Gegner heraus als wir das nach dem Tabellenstand befürchtet hatten - das Premierentor von Dennis Bohrer und ein Kopfballtrefer nach Ecke durch Dennis Lorenz reichen für einen nie wirklich gefährdeten 2:0-Erfolg.
Sehr schön!

Direkt danach gehts nach Lippstadt und dort erleben wir ein herausragend schräges Spiel.
Beide Mannschaften erreichen in der Endabrechnung zusammen einen xG von unter 0,7 - aber die Zuschauer sehen drei Latten- und Pfostentreffer und ein Tor der Marke "Hast Du das gesehen? Das glaub ich nicht!".
Eine Daiber-Bogenlampe von der linken Seitenauslinie (etwa auf Höhe der Strafraumgrenze) senkt sich paßgenau hinter dem verdutzten Lippstadt-Keeper ins lange Eck.
Und das wars an Toren in diesem Spiel.

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Danach machen wir aber endlich wieder RWE-Dinge - zuhause gegen Viktoria Köln können wir die Steilvorlage von Wattenscheid (die am Freitag abend zuhause nur unentschieden gespielt haben) nicht nutzen und gehen gegen Bohrers Ex-Team mit 1:3 baden. Dzheliovs schöner 18-Meter-Freistoß-Knaller ist leider völlig egal. Statt den Rückstand zu verkürzen, haben wir ihn um einen Punkt anwachsen lassen.

Mit gemischten Gefühlen fahren wir daher zum Gipfeltreffen nach Wattenscheid.
Beide Mannschaften sind im Moment nicht in bester Form - aber wir haben immerhin noch ordentlich Siegeswillen übrig, wie sich herausstellt.
Genug jedenfalls, um das Gipfeltreffen knapp, aber verdient mit 1:0 zu unseren Gunsten zu entscheiden.
Wir bleiben also im Aufstiegsrennen, immerhin.

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Ex-Achtelprofi


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Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers

FlutLicht1900

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Ganz schön heftig mit deiner Verletztenmisere.
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Elemotion

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Die Saison läuft doch gut, die finanzielle Genesung auch und tabellarisch ist man auch über dem Soll.

Essen gut alles gut
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Dan Druff

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RWE, mein Verein.
Leider 2030 wieder in der Regionalliga W, das löst erstmal Angstgefühle aus, wenn man auf die aktuelle tatsächliche Drittligatabelle schaut, ist die Rückkehr in die Regionalliga West aber auch leider durchaus möglich.

Ansonsten ein Monster von einer Story, ganz großes Kompliment!
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"It's not the size of the dog in the fight, it's the size of the fight in the dog." - Mark Twain
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