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Autor Thema: [FM 20 bis 24] Lavayeuxs Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers  (Gelesen 102204 mal)

Noergelgnom

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Frühjahr 2031, Essen, Deutschland




GERARD



Der März beginnt mit einem Heimspiel gegen den SC Verl, der sich im Niemandsland der Tabelle häuslich eingerichtet hat. Unserem schnellen 1:0 durch Zelichowski setzen die Gäste binnen drei Minuten einen (leider) herrlich herausgespielten Konter-Ausgleich entgegen.
Und da wir danach vor dem Tor mal wieder unfähig sind, bleibt es eben bei diesem ernüchternden 1:1.

Nach dem Spiel zieht mich Hannes beiseite.
"Du, Gerard, ich will mich ja nicht einmischen...", grinst er, "...aber wollen wir nicht mal versuchen, unsere Sturmspitze ein bißchen mehr in den Spielaufbau einzubeziehen?
Bohrer ist schnell und spielintelligent, wir könnten doch wenigstens mal probehalber eine Aufstellung mit einem zurückgezogenen Stürmer in Betracht ziehen, oder?"
Ich zucke die Schultern, der Frust ob der verlorenen zwei Punkte sitzt grad noch tief.
"Von mir aus, warum nicht."

Ob man eine solche Idee, die ja nicht ohne Risiko daherkommt, unbedingt im Spitzenspiel Zweiter gegen Dritter ausprobieren muß, ist natürlich fraglich.
Noch fraglicher, wenn man bedenkt, dass wir besagter Dritter sind und dass wir fünf oder gar sechs Punkte Rückstand auf die Spitze (also auf Uerdingen) haben werden, wenn wir nicht in Aaachen gewinnen.
Aber hey, was solls.
Wir probieren das dennoch mal aus.
In derersten Hälfte bringt das zwar noch keinen zählbaren, aber zumindest schon mal sichtbaren Erfolg, denn das große Loch in unserem zentralen Mittelfeld erscheint dank Bohrers nun deutlich gewachsenen Aktionskreises kleiner als zuvor.
Mitte der zweiten Hälfte - es steht weiterhin 0:0, was ja wie gesagt sehr unbefriedigend wäre - ersetzen wir den heute blassen Manga auf der rechten Außenbahn durch den gerade von einer leichten Blessur Winterzugang Havertz.
Und drei Minuten später liegen wir uns in den Armen.
Mohammed schlägt einen langen Paß aus dem eigenen Drittel auf die rechte Außenbahn, Havertz dribbelt sich an beiden Außenspielern der Aachener vorbei, legt zurück auf Zelichowski, der per one touch pass in die Spitze zu Bohrer weiterleitet, der sich zwischen Innen- und Außenverteidiger in den "Halbraum" gemogelt hat.
Ein Antritt, ein Lupfer, ein kollektiver Jubel - RWE führt in Aachen!

Leider haben die Gastgeber jeden Zähler selbst dringend nötig und intensivieren ihre Angriffsbemühungen.
86. Minute.
Dony legt den gegnerischen Rechtsaußen, als der an ihm vorbeitänzelt - logische Folge: Freistoß etwa zwei Meter vom rechten (bzw unserem linken) Strafraumeck entfernt.
Eine Freistoßflanke aus dem Lehrbuch, ein Kopfball, ein verzweifelter und letztlich erfolgloser Hechtsprung von Rey ... und dann jubeln die Schwarzgelben unter den knapp 23.000 auf den Rängen.
Das Unentschieden hilft keiner der beiden Mannschaften wirklich weiter, also entwickelt sich eine der bei den Fans so beliebten hochintensiven Schlußphasen.
Alle taktischen Fesseln fallen, beide Teams geben ihr metaphorisches letztes Hemd am Spielfeldrand ab und rennen um ihr Leben.
Und Dennis Bohrer beweist, dass er zwar bestimmt nicht der beste Techniker unter den 22 auf dem Rasen ist - aber der beste Athlet!

94. Minute: Zelichowski und Mohammed stoppen mit vereinten Kräften den gegnerischen Achter beim Vormarsch.
Pass links raus auf Daiber, der zieht zwei Defensivkräfte auf sich und paßt genau im richtigen Moment ins Zentrum, wo Bohrer in Erwartung dieses Passes gerade Fahrt aufnimmt.
Der verbliebene Innenverteidiger kann ihm nur fassungslos hinterherstarren, während unser Mittelstürmer in den Strafraum eindringt und den Ball mit einer aufreizenden Coolness am Keeper vorbei in die Maschen jagt.
Tor, Schlußpfiff, Sieg, Jubeltraube!

Wir bleiben also im Aufstiegsrennen, der vor einigen Wochen entthronte Tabellenfüher Wattenscheid dagegen taumelt weiter und ist bereits auf den vierten Rang zurückgefallen.

Interessiert uns nicht die Bohne, wir haben sowieso alle Hände voll zu tun, denn wir fahren direkt weiter nach St. Tönis, wo uns drei tage nach dem Aachen-Spiel der SC St. Tönis zum Pokalhalbfinale erwartet.
Falls sich irgendwer Sorgen gemacht haben sollte, wie wir mit der Extrabelastung umgehen und mit dem Wissen, dass die Gastgeber im Pokal heuer ein wahrer Favoritenschreck sind), dann kann er sich bereits zur Halbzeit sehr entspannt zurücklehnen, denn gegen unsere Standards ist heute einfach kein Kraut gewachsen.
Zelichowski und Strietzel nicken je zwei Daiber-Ecken zur 4:0-Halbzeitführung ein, am Ende steht ein sehr deutliches und sehr gerechtfertigtes 6:1 auf der Anzeigetafel.
RWE fordert also den Drittliga-Dritten MSV Duisburg im Finale um den Niederrheinpokal.
Das Spiel wird eine Woche nach dem Saisonfinale in der Liga stattfinden.
Sehr gutes Timing, denn die Liga hat natürlich Priorität.

Wieder nur drei Tage späterempfangen wir mit einer auf neun Positionen veränderten Startelf den Bonner SC - die Stammkräfte brauchen einfach eine Pause.
Unser zweiter Anzug - der eigentlich keiner ist, weil Spieler wie Michel Ludwig Mika Preßler oder auch der im Sommer wohl scheidende Kapitän Jannes Wulff nahezu auf Augenhöhe mit den jeweiligen Stammspielern sind - läßt den Gästen aus dem früheren Bundeshauptdorf keine Chance und schickt sie mit einem deutlichen 5:1 nach Hause.

Eine Woche später dürfen wir gleich nochmal zuhause ran - Rot-Weiß Oberhausen möchte uns gern ein Bein stellen.
Schaffen sie auch fast - fast!
Denn in der 86. Minute ist mal wieder Dennis Bohrer zur Stelle und erzielt in meinem 300. Pflichtspiel als Cheftrainer das goldene Tor zum Derbysieg.
Das ausverkaufte Stadion feiert - und wir heizen die Stimmung gleich noch ein bissl an, weil wir auf der Anzeigetafel das Ergebnis des ärgsten Konkurrenten KFC Uerdingen aufleuchten lassen:


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Unter der Woche gibts dann die jährliche Perspektiv-Besprechung mit den Jugendtrainern.
Und sie können uns immerhin fünf große Talente zur Aufnahme in die U19 empfehlen.
Schiebener und Eisert werden mit etwas Glück absehbar den Sprung in die Erste schaffen - insbesondere Eisert hat gute Chancen, weil die linke Defensivseite nicht gerade gut besetzt ist.
Die anderen drei sehen wir eher in der Zwoten, aber da ist das letzte Wort natürlich längst nicht gesprochen.




27. Spieltag.
So ganz langsam kommt die Ziellinie der Ligasaison in Sicht.
Und auch die Sportfreunde Lotte, die vor dem Saisonfinale unbedingt nochmal gegen uns spielen wollen.
Den Wunsch erfüllen wir ihnen natürlich gern, die drei Punkte nehmen wir aber wieder mit.
Sind sie zwar gar nicht einverstanden, aber da sie nach 93 Minuten mit 1:3 hintenliegen, ist die Sache relativ rasch entschieden.


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Der April bringt uns mit der Zweitvertretung des SC Paderborn zusammen.
Eine gute Halbzeit reicht uns, der Anschluß der Gäste kommt zu spät.
Fünfter Ligasdieg in Folge, wir kommen gerade rechtzeitig zum Saisonfinale ins Rollen!

Hoffentlich auch im "Wupperderby"?
Na aber!
Torschütze des Goldenen Tores: Dennis Bohrer!
Die Änderung seiner Aufgaben auf dem Platz hat echt Wunder gewirkt.
Und dass ich die Lorbeeren dafür nicht selbst einheimse, sondern auf eine entsprechende Interviewfrage genauso ehrlich wie wahrheitsgemäß "Nö, das war mein Co-Trainer Hannes Ringlwadl, er hatte die Idee." antworte, bringt mir Sympathiepunkte nicht nur bei Hannes.

Apropos Dennis Bohrer - auch gegen Frechen trifft er zum 1:0, Kohler setzt nur 6 Minuten später das 2:0 hinterher.
Der Junge ist inzwischen wirklich angekommen, muß man so sagen.

Als nach diesem Spiel die Kunde von einem weiteren Uerdinger Ausrutscher  die Runde macht, traue selbst ich mir, in Gedanken das Wort mit "Auf..." zu formulieren.
Es sind noch vier Spiele - und wenn wir uns die Tabelle und das Restprogramm so anschauen ...

... so eine klitzekleine Chance auf die Dritte Liga ist durchaus zu erkennen.


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Ex-Achtelprofi


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Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers

KoniCutshot

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Was ist denn hier los? Ist man mal zwei Wochen im Urlaub und dann sowas! Wo fange ich an? Gut, dass du den vogelwilden Pragern entkommen bist. Das hätte nur noch traurig werden können auch wenn der Zeitpunkt schade ist. Glückwunsch zum Aufstieg mit RWE! Klassenerhalt wird auf jeden Fall klappen, da bin ich mir sicher.
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Sonzee87

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Ich gratuliere, das war doch mal ne echt feine Saison. Tolle Leistung und verdienter Aufstieg und Pokalsieg am Ende. Jetzt geht´s also in die Schweineliga 3, ich drücke die Daumen das es gut geht und sich das Team nicht unter Wert verkauft. Aber mit den Fernsehgeldern und den DFB Pokaleinnahmen sollte die Bilanz ja doch etwas besser aussehen können. Hoffe ich zumindest.
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Olé, olé, Olé, ola, der FCK ist wieder da,

Olé, olé, Olé, ola, die roten Teufel sind ganz wunderbar

Karagounis

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Zuerst mal Gratulation zu den 300 Spielen. Das ging aber flott! Und die Krönung natürlich mit dieser tollen Saison und dem Aufstieg, sogar mit einem grossen Vorsprung! Weiter so!

FlutLicht1900

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300 Spiele??? Du hast doch gerade erst angefangen??? Gratulation zum Aufstieg!!!
« Letzte Änderung: 20.März 2025, 11:14:50 von FlutLicht1900 »
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knufschu

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Ich gratuliere, das war doch mal ne echt feine Saison. Tolle Leistung und verdienter Aufstieg und Pokalsieg am Ende. Jetzt geht´s also in die Schweineliga 3,

Ich erinnere mich sogar an Werbeplakate "Raus aus der Schweineliga" hier in Essen. Damals "bewarb-zeichnete" man aber die Regionalliga West als "Schweineliga", meine ich.

Gratulation! Platz 1 ist ja wirklich ein undankbares Ziel, aber so souverän und in der erste Saison, mit einem ausgedünnten Kader und dann noch die Zebz... äh, den MSV Duisburg im Landespokal geschlagen!

Spoiler! Jetzt kommt wieder mäßig imitiertes Ruhrpottdeutsch "Dat is nen richtig Guten, dieser Lava!" (Wenn ich es im Kopf simuliere, wird es irgendwie immer zum "Berlinern")
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Noergelgnom

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Frühsommer 2031, Essen, Deutschland




GERARD

Das kleine Theater ist in vollständiges und tiefes Dunkel gehüllt.
Lediglich ein einzelner Lichtkegel erhellt einen kleinen Bereich der mit einem einfachen, dunklen Holzfußboden ausgelegten Bühne.
In diesem kleinen Bereich der Helligkeit sitzt - in einem angemessen einfachen Sessel - ein älterer Herr mit einem markanten, akkurat geschnittenen grauen Schnauzer.
Sein nicht unfreundliches Gesicht schaut einen Moment wie suchend ins Dunkel vor ihm, wo er die Zuschauer vermutet.
Dann beginnt irgendwo auf der noch immer pechfinsteren Bühne eine Kamera zu surren und der Mann erhebt, sich kurz räuspernd, seine Stimme.

"Herzlich Willkommen zur Pilotausgabe von 'Double Feature', dem Fussballmagazin hier beim WDR. Mein Name ist Hanno Wernsch und ich freue mich außerordentlich darüber, dass wir zu dieser ersten von hoffentlichen vielen Folgen zwei der herausragenden Protagonisten der wohl überraschendsten Erfolgsgeschichte dieses Fussballjahres - zumindest hier im Ruhrgebiet - begrüßen dürfen.
Meine Damen und Herren, darf ich um einen donnernden Applaus bitten - Herr Damien Jamro und Herr Gerard Lavayeux, der Sportdirektor und der Cheftrainer von Rot-Weiss Essen!"


Die Lichter im Theater gehen an, die Bühne wird hell, der Zuschauerraum zumindest ein wenig heller.
Auf besagter Bühne erkennt man nun drei Herren - links Jamro, mittig Wernsch und rechts, nunja ... ich.

Ein kurzer Blick ins Auditorium zeigt mir, dass gut zweihundert, vielleicht sogar dreihundert Zuschauer da unten sitzen und erwartungsvoll zu uns hochschauen, während sie pflichtschuldigst ihre flachen Handinnenflächen mit einer gewissen Dynamik aneinanderprallen lassen und somit das gefürchtete "mechanische deutsche Klatschen" zu erzeugen.
Zum Glück bleibt uns die zweite Geißel deutscher Unterhaltungssendungen - irgendeine Karl-Moik-Reinkarnation samt billigster Heile-Welt-Belanglosigkeiten in Geräuschform - erspart.

Stattdessen schaut Wernsch zwischen und beiden hin und her, begrüßt uns noch einmal aufs Herzlichste und ruft den Anwesenden (hoffentlich) überflüssigerweise nochmal mit kurzen Worten ins Gedächtnis, was denn so herausragend bei RWE gelaufen ist.

"Aufstieg und Pokalsieg - das ist nun wirklich keine alltägliche Leistung, schon gar nicht, Sie verzeihen mir diese Respektlosigkeit hoffentlich, bei Rot-Weiss Essen.
RWE hat in den letzten Jahren leider meist negative Schlagzeilen geschrieben - ja selbst zu Beginn der nun abgelaufenen Saison haben sich die Fans wohl erstmal verwundert die Augen gerieben. - Herr Jamro, wieso hat RWE mehr als eine komplette Stammelf verkauft, seit Sie Ihr Amt als Sportdirektor vor etwa anderthalb Jahren angetreten haben und was sagen Sie Fans, die Ihnen auf grund der teilweise deutlich unter Marktwert liegenden Ablösen Ausverkauf des Vereins vorwerfen?"


'Oha!', denk ich mir so, 'da geht aber einer gleich in die Vollen, mein lieber Scholli!'
Wernsch wurde uns im Vorfeld als neutrale und meist eher wohlwollende Journalistenlegende hier "im Pott" beschrieben, das kann ich nach seinen ersten Worten aber mal so gar nicht bestätigen!

Jamro aber lächelt nur und sagt völlig entspannt Folgendes dazu:
"Nun, die beiden Fragen hängen selbstverständlich unmittelbar miteinander zusammen und ich werde sie daher auch gemeinsam beantworten.
Als ich vom neugewählten Präsidenten im vorletzten Herbst zum Sportdirektor bestellt wurde, haben sich die Verantwortlichen des Clubs als erstes zusammengesetzt und neben einer Bewertung der schwierigen sportlichen Lage auch einen Kassensturz vorgenommen.
Dabei stellte sich heraus, dass die Gehaltskosten des Vereins selbst dann noch ein großes finanzielles Risiko dargestellt hätten, wenn wir sofort wieder aufgestiegen wären.
Davon konnte, wie Sie ja wissen, im letzten Spätherbst aber überhaupt keine Rede sein - genaugenommen stand zu jenem Zeitpunkt bereits fest, dass wir bestenfalls im Mittelfeld der Tabelle landen würden, selbst ein Abrutschen in die Abstiegszone schien ja nicht ausgeschlossen.
Da der Trainer gerade erst vom vorherigen sportlichen Entscheiderteam ausgetauscht worden war, hielten wir an ihm fest und verlangten lediglich, dass er den Verein stabilisiert.
Finanziell jedoch mußten wir sofort handeln. Da die meisten der teuren Stammkräfte erst im Sommer verpflichtet worden waren, erwies es sich als unmöglich, den kompletten Cut, den wir eigentlich gebraucht hätten, sofort durchzuführen. Stattdessen hat sich dieser ja sogar noch bis in den diesjährigen Frühling gezogen.
Und nun, nach der langen Vorrede, die kurze, ehrliche und leider ziemlich deprimierende Antwort: wenn wir diesen 'Ausverkauf' nicht mit dieser Konsequenz durchgeführt hätten, wäre die Lizenz für die Regionalliga wohl sehr unwahrscheinlich gewesen.
Keiner im Verein wollte diesen Kurs, weil wir ihn so toll fanden. Wir wollten ihn, weil der Verein überleben sollte."


Der Beifall ist verhalten, aber immerhin vorhanden.
Wernsch hakt sofort ein:

"Aber hätten Sie nicht wenigstens ein oder zwei der Leistungsträger behalten können, um darum die neue Mannschaft aufzubauen?"

Wieder blitzt kurz dieses ruhige, irgendwie hintergründige Lächeln im Gesicht unseres Sportdirektors auf, bevor er antwortet:
"Haben wir doch - oder wollen Sie andeuten, dass Strietzel oder Daiber keine Leistungsträger sind?"
"Doch natürlich, aber gerade die Verkäufe von Doumbia, Identifikationsfigur Özkan oder Keeper Pohlmann erscheinen doch eher wie Geschenke an die aufnehmenden Vereine."
"Das seh ich anders, Herr Wernsch. - Und abgesehen davon haben wir allen Spielern vor unserer Verkaufsentscheidung reinen Wein über den Zustand der Vereinsfinanzen eingeschenkt und ausnahmslos jedem Spieler angeboten, mit angepaßtem Gehalt bei uns zu bleiben.
Wir haben nicht erwartet, dass Spieler - gerade in der Regionalliga, wo man nun wirklich nicht reich wird als Spieler! - unser Angebot annehmen und ich kann sie absolut verstehen, dass sie abgelehnt haben. Aber ich sehe nicht, wo sich die Vereinsführung hier etwas zuschulden kommen lassen hat.
Die Finanzen sind wie sie sind und innerhalb dieser Rahmenbedingungen müssen wir uns bewegen. Das ist - verzeihen Sie mir die abgedroschene Phrase - alternativlos."


Wernsch nickt, sortiert einen Moment seine Notizen und fragt dann mit einem fast schon spöttischen Lächeln:
"Wenn Sie so mittellos sind, dann müssen Sie mir aber bitte mal verraten, wie Sie gleich fünf Spieler vom Bundesligisten RB Leipzig nach Essen gelockt haben."
Jamro erwidert das Lächeln mit einem sehr ähnlichen spöttischen Zucken um die Mundwinkel und zuckt lässig die Schultern.
"Zwei Antworten. Erstens sind das keine 'Spieler des Bundesligisten RB Leipzig', sondern fünf U19-Spieler aus dem Nachwuchsteam der Leipziger, die kein neues Vertragsangebot erhalten hatten. Für keinen dieser Spieler ist eine Ablöse geflossen. - Und falls Sie sich fragen, wie wir die Gehälter stemmen können: das ist der Grund, warum es nur fünf Spieler aus einem U19-Team eines Bundesligisten geworden sind und nicht mehr. Diesen fünf war die Aussicht auf regelmäßige Spielzeit und damit die persönliche Weiterentwicklung wichtiger als ein paar Euro extra. Gleiches gilt auch für Betinho, den wir aus Nürnberg geholt haben."
"Planen Sie die Neuzugänge denn gleich für die erste Mannschaft ein?"
"Das ist zumindest beim einen oder anderen auf jeden Fall eine Option, aber da warten wir die Vorbereitung ab. Garantien auf Einsatzzeiten in der ersten Mannschaft hat keiner dieser Spieler erhalten, auch Nikolas Freitag nicht. Und im Übrigen ist das eine Entscheidung, die unser Cheftrainer trifft."






Diesmal hat Jamros ruhige, aber entschlossene Antwort ganz offensichtlich einen Nerv beim Publikum getroffen, denn der Applaus ist deutlich stärker als zuvor.
Wernsch hat das Stichwort währenddessen genutzt und sich mir zugewandt.

"Herr Lavayeux - wie haben Sie die letzte Saison empfunden - eine Saison, die von außen betrachtet wie ein permanenter Umbruch wirkte oder wie der Versuch, mit einem Team erfolgreich zu sein, in dem jeder quasi 'auf Abruf' das rot-weiße Trikot trägt?"
"Da muß ich zunächst mal deutlich widersprechen - denn auch die Spieler, deren Abgänge bereits feststanden, haben in jedem Training und in jedem Spiel alles für den Verein und die Mannschaft gegeben. Um es ganz klar zu sagen: 'auf Abruf' hat keiner bei uns gespielt. Wäre das so gewesen, würden wir hier ganz sicher nicht als Repräsentanten eines frischgebackenen Doublesiegers sitzen.
Die Mannschaft hat - vom unumstrittenen Stammspieler bis zu denjenigen, denen manchmal nur die Tribüne blieb - wirklich alles gegeben."

"Ist es dann also wahr, dass Özkan und Lorenz auf eigenen Wunsch zurückverliehen wurden und nicht sofort zu ihren neuen Vereinen gewechselt sind?"
"Ja."
Wernsch ist ob dieser lapidaren Antwort kurz sprachlos, fängt sich aber rasch.
"Hm ... kommen wir mal zum Blick nach vorn. Halten Sie die Mannschaft in der jetzigen Form für drittligareif?"
"Nein, aber das liegt ausschließlich daran, dass wir fast unser gesamtes Mittelfeld verloren haben: Justin Christian, Mert Dzheliov, Andrreas Zelichowski, Jannes Wulff und Kadi Özkan verlassen den Verein zum 30.06. und wir benötigen mehrere Neuzugänge auf diesen Positionen. Denn so gut Benjamin Mohammed oder auch Niklas Freitag sind - sie werden mit Sicherheit nicht jedes Spiel machen können, das zu erwarten, wäre absolut utopisch."




Nach diesem doch eher forschen Start in die Gesprächsrunde wird es etwas ruhiger und auch durchaus harmonischer.
Wir sprechen darüber, was der Pokalgewinn und der Aufstieg für die leidgeprüften Essener fans bedeutet, über Zuschauerschnitte und Lokalrivalitäten, über meine Vergangenheit in der Champions League und die schwierige vor uns liegende Saison ... und am Ende ist die Stunde viel zu schnell vorbei.
Den Zuschauern scheint es gefallen zu haben, sie verabschieden die personen auf der Bühne ausnahmslos mit einem langen starken Applaus.

Jamro und ich fahren gelöst und uns gegenseitig zu guten Nerven und zu Schlagfertigkeit gratulierend zurück nach Essen...

... wo uns ein Riesenhaufen Arbeit erwartet.
Denn auch in der Abwehr klafft duch Lorenz' Abgang nun ein großes stammspielerförmiges Loch - und dass uns auf nahezu jeder Position die qualitätiv vertrauenswürdigen Backups fehlen, haben wir auch nicht vergessen. (Wernsch dagegen zum Glück schon.)
Was mich persönlich aber positiv stimmt - verglichen mit der tschechischen ersten Liga (oder gar den Europapokalwettbewerben) sind die Registrierungsregeln hier echt großzügig.
(Und ich krieg große Augen, als mir klar wird, was hier eigentlich alles als "EU-Spieler" gilt!)
Und unser Budget gibt sowieso noch einiges her, aber das werden wir niemandem auf die Nase binden - sonst stehen die bettelnden Berater ja gleich Schlange...








Gar so düster, wie wir das Bild im "Double Feature" gezeichnet haben, ist es also eigentlich gar nicht.
Genaugenommen haben wir uns schon darauf geeinigt, in dieser Saison sowohl die Jugendrekrutierung als auch das Budget für die Jugendtrainer anzuheben, um mittelfristig mehr auf die eigene Jugend setzen zu können.
Und der Aufsichtsrat hat uns in Aussicht gestellt, eventuell sogar einer Verbesserung der Trainingsinfrastruktur zuzustimmen - dafür brauchen wir aber noch ein paar zusätzliche Einnahmen.
Ein DFB-Pokal-Heimspiel gegen einen attraktiven Erstligisten wär unter diesen Gesichtspunkten wirklich eine feine Sache...
« Letzte Änderung: 20.März 2025, 21:36:44 von Noergelgnom »
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“Goodness is about what you do. Not who you pray to.” (Terry Pratchett)

Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers

Elemotion

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Also der Aufstieg ist stark, die Klasse in der dritten Liga wird schon gehalten, da habe ich keine Sorge. Ich tippe mal, dass noch Verstärkungen kommen und dann wird es eine Top9 Platzierung
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Karagounis

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Ich bin auch optimistisch was den Verbleib angeht. Was nach oben möglich ist, wird man sehen ;)

Noergelgnom

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Frühjahr 2031, Essen, Deutschland




HANNES


Manchmal regt er mich ja nur noch auf, der Gerard.
Also echt mal!
Da rette ich ihm mit meinem brillanten taktischen Kniff die Saison (und den Aufstieg!) und zum Dank erwähnt er mich bei diesem Fernsehinterview nichtmal.
Frechheit.
Na, er wird schon sehen, was er davon hat!
Ich muß ja nicht für alle Zeit hierbleiben - nur solange, bis ein guter Verein meinen Genius erkennt ... Wuppertal vielleicht, oder die Schalker Reserve ... gnihihi! ... und dann werd ich da zum Cheftrainer. Und zeig dem Herrn Oberschlau mit seinem gediegenen Fernsehgesülze aber mal ganz generös die lange Nase.
Da wird er aber ... wie? was?
Was will er denn jetzt schon wieder?
"Hörst Du mir ..."



GERARD


"...eigentlich noch zu? Oder schwebt Dein Verstand schon wieder Ehrenrunden in Wolkenkuckucksheim?"
Hannes geht mir in den letzten Tagen zunehmend auf den Senkel, muß ich gestehen.
Ständig wirkt er abgelenkt, abwesend, teilweise regelrecht uninteressiert.
Frage ich ihn aber, was los ist, bekomme ich - wenn überhaupt - nur einsilbige Antworten.
Meist schüttelt er einfach den Kopf.
Wenn er so weitermacht, brauch ich einen neuen Co-Trainer.
Denn gerade jetzt könnte ich ihn und seine Ideen - oder wenigstens die komplette Aufmerksamkeit! - echt gut gebrauchen.
In der Vorbereitung auf die neue Saison fallen mir nämlich ein paar Dinge auf, die genau diese Aufmerksamkeit benötigen.
Zum Beispiel die Tatsache, dass wir zwar durchaus souverän aufgestiegen sind, dass sich aber eigentlich alle einig sind: RWE wird unter normalen Umständen tief im Abstiegsschlamassel stecken.
Selbst unter Beachtung der Zugänge gehen die allgegenwärtigen Experten davon aus, dass uns die Abgänge vor allem im Mittelfeld, aber auch im Abwehrzentrum und auf der rechten Defensivbahn so sehr geschwächt haben, dass wir zu Beginn der Transferperiode schlechter dastehen als zum vorigen Saisonende.
Zusammen mit den anderen drei Aufsteigern bilden wir das qualitätsmäßige Ende der Fahnenstange in der Dritten Liga - und zwar leider das untere.




Das ist natürlich ein Zustand, den wir zu ändern gedenken - denn auch wenn wir die Situation im erweiterten Abwehrverbuind nicht ganz so dramatisch sehen wie die Presse, in der Tendenz müssen wir ihnen dennoch recht geben.
Gerade für Schädlich und Lorenz brauchen wir unbedingt guten Ersatz.
Spieler, die uns auf diesen Positionen weiterhelfen, gibts wie Sand am Meer, soviel ist uns nach dem ersten Meeting mit der Recruiting-Abteilung klar.
Nur - bezahlbar muß er halt sein.
Womit sich der Pool infragekommender Spieler drastisch reduziert und womit vor allem alle unsere Wunschkandidaten auf einen Schlag aus der Verlosung rausfallen.
200.000 Euro oder gar noch mehr können wir einem einzelnen Spieler einfach nicht zahlen, und sei er noch so gut.

(Weswegen wir leider auch Daniel Hais absagen müssen, als dessen Agent fragt, wie es denn mit unserem Interesse aussähe?
Die Bohemians haben glatte drei neue Stürmer verpflichtet und setzen inzwischen überhaupt nicht mehr auf den Neuner-Typ "groß, robust und durchsetzungsfähig", weswegen sich Daniel meist nicht mal auf der Bank wiederfindet, sondern auf der f**king Tribüne!
Ich telefoniere kurz mit ihm, er klagt mir sein Leid, ich lasse durchblicken, dass er auf etwa 60-70% seines gewünschten Gehalts verzichten müßte, damit wir ihn verpflichten können.
Daraufhin stellt Daniel fest, dass er sich eigentlich schon ziemlich in die äußerst bequemen und hinternschmeichelnden Hartplastikschalensitze im "Dolicek" gewöhnt hat und außerdem muß er mit seinem Tribünenplatznachbarn Tranziska ja noch diese Partie Mau-Mau fertigspielen ... so leid es ihm tut, aktuell ist ein Wechsel leider nicht möglich.)

Der freundliche Hinweis der Liga, dass wir in der kommenden Saison mit etwas über 800.000 Euro Fernseheinnahmen rechnen können, hilft bei der Berechnung des Spielraums allerdings ein bißchen weiter, so dass wir im Einvernehmen mit der Chefetage folgende Änderungen festlegen:

In der kommenden Saison können bis zu drei verdiente Spieler ein angepaßtes Gehalt bekommen, das maximal bei 135.000 Euro im Jahr liegen darf.
Neuzugänge sind davon ausdrücklich ausgenommen - solche Summen wollen wir nur dann in die Hand nehmen, wenn der Spieler bereits nachgewiesen hat, ein Schlüsselelement unseres Spiels zu sein.
Weitere 6-8 dürfen bis zu 100.000 Euro verdienen.
Der Rest der Gehaltsbudgetierung aus dem Vorjahr bleibt gleich.




'Na das ist doch mal eine Ansage!', denken wir uns so und gehen sofort auf Benjamin Mohammed zu, der das defensive Zentrum unserer Taktik bildet und bereits seit dem Frühjahr von anderen Vereinen umworben wird.
Leider kommen wir ein bißchen spät, wie sich herausstellt, denn nach unseren ersten Worten winkt "Benni" ab und teilt uns mit, dass er ein phantastisches Angebot von Arminia Bielefeld bekommen hat.
Die Ablöse ist leider zu hoch, als dass wir ablehnen könnten - und immerhin stimmen sowohl die Arminen als auch Mohammed zu, dass er die kommende Saison noch bei uns verbringt.
Damit haben wir ihn wenigstens eine Spielzeit noch im Kader, müssen uns aber dringend nach einem Ersatz für ihn umschauen.
Der Neu-Essener Niklas Freitag ist es nämlich nicht, soviel ist schnell klar.
Freitag wird von der Doppelsechs aus unsere Offensive dirigieren können - so zumindest die Hoffnung.
Aber neben ihm benötigen wir spätestens zur nächsten Saison unbedingt noch einen defensivstarken Abräumer.
Immerhin: den Backup für die defensive Sechs haben wir in unserem Vereinsexoten Ethan Kohler (einem Indonesier!) auch nächste Saison noch (hoffen wir).

Und wir müssen glücklicherweise nicht nur Abgänge hinnehmen, sondern können auch Zugänge verkünden - und nicht alle von ihnen sind Talente, die erst noch in der Zwoten "reifen sollen".
Außenverteidiger Betinho zum Beispiel soll durchaus schon den einen oder anderen Einsatz in der Ersten bekommen, wir werden ihn also als Backup für die linke Seite testen.

Marius Lorenz soll sich dagegen als Alternative für die Offensivpositionen anbieten, idealerweise eignet er sich als Einwechseloption für ein Zwei-Stürmer-System.














Der Kader sieht nach dem Ende der Transferperiode also durchaus verändert aus, wirklich verstärkt haben wir uns aber genaugenommen nur mit dem Ex-RBler Freitag (der dafür ein echter Rohdiamant zu sein verspricht) und Zentrumsstürmer Ehrlich (der immerhin groß und zuverlässig ist) verstärkt, alle anderen Zugänge sind eher "Kaderbreite" als "Stammelf".
Das gilt auch für die beiden, nunja, sagen wir es doch offen, wie es ist: Notverpflichtungen in der Abwehr.
Leon Heynke und Nicolo Avellino bringen unsere Abwehr auf eine nominelle Sollstärke.
Ende der guten Nachrichten.
Sobald wir bessere Kandidaten verpflichten können, werden sie wohl schneller wieder weg sein als die Ultras Trikots mit ihrem Namensflock bestellen können.
(Sofern das überhaupt einer tut, würde uns Stand jetzt eher wundern...)


Bleibt die Frage:
wie wollen wir uns taktisch aufstellen?
Wenn uns die letzte Saison eins gelehrt hat, dann das:

Erstens, unser Abwehrverbund ist viel zu oft viel zu löchrig. Da wir nicht in der Schweiz spielen und Käse eh nicht auf den Platz, sondern auf die Stulle gehört, muß sich da was ändern.
Zweitens, wir sind offensiv oft zu harmlos, daran müssen wir ebenfalls arbeiten.

Da Hannes als ernsthafter Mitdenker auch weiterhin unerklärlicherweise ausfällt, entscheide ich mich nach Rücksprache mit den anderen Coaches für zwei grundlegende Herangehensweisen.


Wenn der Gegner ohne Zweiersturm daherkommt (also zB in einem 523 oder einem 433 aufläuft), werden wir eher auf das relativ bewährte 433 setzen.

Eigentlich fehlt uns der passende dritte Mann füs Dreiermittelfeld, aber wir hoffen, dass Kohler, Ludwig und als Notvariante Tenhagen dort funktionieren.
Eventuell können wir sogar Neuzugang Lorenz dort aufstellen und ihn einfach sehr offensiv wirken lassen.

In diesem System streiten sich im Sturmzentrum Bohrer, Preßler und Ehrlich um den Platz an der Sonne.
Alle haben ihre eigenen Vor- und Nachteile: Bohrer bringt die nötige Schnelligkeit und Kaltschnäuzigkeit mit Preßler und Ehrlich die physische Präsenz und Kopfballstärke.




Wenn der Gegner mit einem Zweiersturm und idealerweise auch Zweiermittelfeld anrückt, wollen wir mit einem defensiv orientierten 442 dagegenhalten.
Das hat zwei Vorteile - zum einen können sich vorn zB Bohrer und Ehrlich die Offensivaufgaben im Zentrum teilen, zum anderen brauchen wir nur zwei starke Mittelfeldspieler, die wir in Mohammed und Freitag ja haben.
Nachteil - wie immer bei Zweiermittelfeld - ist natürlich die Gefahr, überrannt oder schlicht ausgespielt zu werden.
Wir planen daher eine vertikal verengte Formation zu spielen, so dass sich die einzelnen Ketten gegenseitig unterstützen können.



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Beide Formationen sind selbstverständlich lediglich als Ausgangspunkte für Spiel-zu-Spiel-Anpassungen zu sehen, wir sind ja nicht Real Madrid oder der FC Bayern, die allen Gegnern das eigene Spiel aufdrücken können.
Schon gar nicht in einer Liga, in der gleich fünf Zweitvertretungen von Zweit- und Erstligisten spielen, darunter der BVB und die ... anderen.
(Und dazu gar noch die Erste des VfL Bochum - noch so ein völlig unerklärlicherweise quer durch die  Republik beliebter Verein.)

Falls uns wieder eine Mannschaft mit einer engen Mittelfeldraute im 442 begegnet, sind zB Flügelkonzentration und lange Bälle deutlich geeigneter als der eher langsam-sichere Ansatz, mit dem wir normalerweise ins Spiel gehen.
Und falls in der neuen Saison wieder ein Drittel der Liga im 523 aufläuft, werden unsere Flügelspieler und der Doppelsturm sich über den entsprechenden Platz sicher freuen - denn natürlich werden wir solchen Formationen mit einem 442 zu begegnen versuchen.


In der Vorbereitung versuchen wirs einer spontanen Laune des Cheftrainers folgend einfach mal generell mit dem 4222 mit Doppelsechs, von dem wir uns ja defensiv ordentliche Stabilität versprechen.
Funktioniert auch soweit - die Gegner sind aber eben auch alle nur Viert- oder gar Fünftliganiveau.




Denoch bin ich davon überzeugt, dass das auch in der Liga klappen kann.
Unser Saisonauftakt in Aue, den wir nach 2:0-Führung in der letzten halben Stunde noch komplett aus der Hand geben, ist allerdings nicht gerade dazu angetan, mich in dieser Meinung zu bestärken.
Beim Heimauftakt gegen Mitaufsteiger Jeddeloh wechsle ich also auf das 433, was allerdings auch damit zu tun hat, dass die Gäste im zentrumslastigen 4231 erwarten werden und ich das im ersten Spiel doch etwas (*hust*) wacklige Zentrum stärken will.
Bei gerade mal 15 Grad und böigem Westwind, der einen Regenschauer nach dem anderen über der Trainerbank (und mir) auskippt, geht der Plan zumindest in der ersten Hälfte wunderbar auf, 2:0-Halbzeitführung inklusive.
Über unsere Nichtleistung im zweiten Abschnitt möchte ich hier nicht sprechen, immerhin retten wir den Vorsprung aber diesmal ins Ziel.
Pudelnaß und überglücklich feiere ich mit den Fans noch auf dem Zaun (mach ich ja sonst nie, aber heute fühlte sich das obligatorisch an)  ... nur um zwei Tage später mit einer heftigen Erkältung und knapp 40 Grad Fieber flachzuliegen.

Ausgerechnet jetzt!
Mist!



HANNES


Hahaha!
Das Schicksal ist auf meiner Seite!
DFB-Pokal gegen den SC Freiburg und ich stehe an der Seitenlinie, weil Gerard den Begriff "witterungsgerechte Kleidung" bei Google nicht rechtzeitig gefunden hat!

So, Jungs - und jetzt vergessen wir den ganzen taktischen Unsinn vom Onkel Gerard mal - Mannschaften wie Freiburg besiegt man am besten mit einer dichtgestaffelten Abwehr!
523 lautet die Devise und wenn ihr Freiburg müde gespielt habt, braucht ihr nur den einen entscheidenden Konter zu versenken.
Wie bei Tsubasa halt.
Oder so.

Zitat
Das DFB-Pokal-Erstrundenspiel Rot-Weiss Essen gegen SC Freiburg bot das erwartete David-gegen-Goliath-Duell.
Der für den erkrankten Trainer Lavayeux an der Seitenlinie coachende Cotrainer Hannes Ringlwadl hatte den von ihm trainierten Essenern eine ultradefensive Marschrichtung verpasst, die der Mannschaft zwar defensive Sicherheit gab, offensiv aber keinerlei Entlastung zuließ.
Im Spielverlauf ständig müder werdende Gastgeber, die permanent auf den Ballstaffetten des Erstligisten reagieren mußten, hielten bis in die Nachspielzeit das 0:0, dann jedoch schaffte es der hohe Favorit doch einmal vors Tor - und mit der ersten wirklich klaren Chance des Spiels entschied Gästestürmer Tommy die Partie zugunsten der Breisgauer.

Ein sichtlich geknickter Ringlwadl gab nach dem Spiel zu Protokoll, "diese Niederlage gründlich analysieren" zu wollen.
Die Taktik sei jedoch genau richtig gewesen.


Nach dem Spiel schickt mir Gerard natürlich sofort eine SMS und faselt was von "zu defensiv", der spinnt doch!
Nur ein Gegentor gegen einen Erstligisten! Was will der eigentlich mehr?
Zum Glück liegt er auch weiterhin flach, da kann ich gegen Düsseldorf West im Niederrheinpokal gleich nochmal ran und meine Taktik verfeinern.

Zitat
Nur vier Tage nach dem Aus im DFB-Pokal stand für den Drittligisten Rot-Weiss Essen der Aufgalopp im Niederrheinpokal an.
Erneut gecoacht von Co-Trainer Hannes Ringlwadl taten sich die haushohen Favoriten lange schwer.
Erst als der Coach auf das aus der vorigen Saison bekannte 433 umstellte, schossen die Rot-Weißen in der Schlußviertelstunde doch noch einen standesgemäßen 3:0-Erfolg heraus.
Mann des Abends war allerdings Torhüter Rey, der mit einem halben Dutzend Glanzparaden eine Blamage verhinderte.



Na also, geht doch!
Paukenschlag und Ausrufezeichen! Rot-Weiss Essen ist die Mannschaft der Stunde!
Völlig unerklärlich, dass dennoch der Mannschaftsrat auf mich zukommt und mich darum bittet, wieder in einer ihnen bekannten und einstudierten Formation auflaufen zu dürfen.
Bitte, wenn sie wollen - sie werden schon sehen, was sie davon haben!

Zitat
Am Ende der zweiten englischen Woche nacheinander stand Rot-Weiss Essen kurz vor einem dicken Ausrufezeichen in der Dritten Liga, doch ein abgefälschter Verzweiflungsschuß von Schalke-Stürmer Uhlig brachte die Gäste doch noch um den Lohn einer engagierten Leistung.
Bis in die Schlußminuten hinein begegnete der Aufsteiger dem hochfavorisierten Gastgeberteam auf Augenhöhe und ließ die mit fünf Erstligakickern angetretenen Blau-Weißen kaum zur Entfaltung kommen.
Gästecoach Ringlwadl lehnte jeden Kommentar wutschnaubend ab.



So eine Scheiße!
Was für Knalltüten haben wir denn da in der Mannschaft?
Es muß doch möglich sein, ein solches Durchschnittsteam zu besiegen!
Ich hab denen ihre Wunschformation gestattet und so danken sie es mir?
Nenenenee, das wird Konsequenzen haben!

...
.....
.......

Doof nur, dass ich am nächsten Morgen mitten in meiner Brandrede zu Trainingsbeginn rüde unterbrochen werde, weil plötzlich Gerard hinter mir steht. Der hat sich wohl leider wieder aufgerappelt und ist wieder arbeitesfähig.
Und während ich die Mannschaft gerade so schön zusammenfalten wollte, höre ich nun mit mühsam unterdrückter Wut zu, wie mein wunderbarer Cheftrainer das Team aufzurichten versucht.
Der is einfach zu weich, der Typ!
Wenn die Scheiße spielen, dann muß man denen das auch so sagen!
Aber auf mich hört ja keiner...



GERARD


'Da bin ich ja grade rechtzeitig wieder zurück!'
Kopfschüttelnd versuche ich Hannes' Gemaule gleich wieder aus den Spielerköpfen zu vertreiben.
Denn schließlich - so zeigen es mir die Zusammenschnitte unserer Analysten, auf die ich vorhin einen ersten Blick geworfen habe - war das ein richtig gutes Spiel von uns, wir haben uns nur nicht belohnt.
Kein Grund jedenfalls, auf die Jungs so einzudreschen wie Hannes das gerade tat.
Darüber werde ich bei Gelegenheit mal mit ihm reden müssen.

... nur dass sich die Gelegenheit irgendwie einfach nicht ergeben will.
Immer kommt irgendwas dazwischen.
Und dass unser Kalender gerade zu Saisonbeginn auch echt vollgepackt ist, hilft auch nicht direkt weiter.

Es geht Schlag auf Schlag weiter - Heimspiel gegen Trier. Den Mitaufsteiger haben wir 90 Minuten klar im Griff, verpassen es aber, das zweite Tor nachzulegen und fangen uns folgerichtig kurz vor Schluß noch den Ausgleich.

Angestachelt von diesem unverdienten erneuten Rückschlag, legt die Mannschaft beim Derby in Bochum los wie die Feuerwehr, fängt sich einen Konter zum 0:1, stürmt weiter, dreht das Spiel noch in Hälfte eins und schaukelt den völlig unerwarteten Sieg dann so souverän nach Hause, dass ich ihnen beim Gang in die Kabine Beifall klatsche.

Damit wir uns nicht dran gewöhnen, gute Spiele auch zu gewinnen, gibts gegen Rathenow trotz völliger Überlegenheit nur ein 0:0.


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Und damit wir nicht zu frustriert werden, wenn der ganze Aufwand zu oft nix bringt, holen wir im Niederrheinpokal bei Uerdingen trotz früher Unterzahl (Konaté sieht nach 13 Minuten rot) zweimal einen Rückstand auf und entscheiden das Spiel dann in der Verlängerung zu unseren Gunsten.

In der Liga gibts in Osnabrück einen völlig unverdienten Sieg - erst hält uns Rey mehrfach im Spiel, dann murmelt der eingewechselte Linksaußen Offhaus kurz vor Schluß einen Freitag-Steilpaß am Osnabrücker Keeper vorbei ins Netz.

Zuhause gegen 1860 München spielen wir die Gäste eine Halbzeit lang komplett schwindlig, lassen sie zu Beginn der zweiten Hälfte dann unnötig Hoffnung schöpfen, bevor wir kurz vor Schluß dann doch den Deckel drauf machen.
Spektakel pur vor ausverkauftem Haus, sehr schön.

In Düren entscheidet dann wieder ein später Treffer zu unseren Gunsten, diesmal ist es Preßler, der uns drei Punkte sichert.
Und gegen Wehen-Wiesbaden bringen wir erneut einen knappen Vorsprung nicht über die Zeit.

Echte Stammspieler haben sich im ersten Saisonabschnitt nur wenige herauskristallisiert - Rey und Freitag gehören noch am ehesten dazu.
Bei den meisten regiert die Inkonstanz.
Wenn wir die in den Griff bekommen könnten, stünden wir deutlich besser da!


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Der Oktober... echt, es ist schon Oktober? So eine Saison schreitet echt schnell voran... also der Oktober beginnt mit einem schweren Auswärtsspiel bei der Zweitvertretung der Gladbacher - wo wir erwartungsgemäß nicht viel zu melden haben, aber immerhin auch nicht komplett untergehen.
Dennoch, verdiente Niederlage.

Zuhause gegen Darmstadt gibts dann endlich mal wieder ein Spiel ohne Nervenflattern und ohne Herzinfarkt-Risiko, denn wir haben über die gesamte Spielzeit hinweg alles im Griff machen genau zum richtigen Zeitpunkt die Tore.
Eines der besten Saisonspiele bis hierhin.

Aber wir wären nicht RWE, wenn das nicht in der nächsten Woche sofort wieder ganz anders aussähe.
In Braunschweig spielen wir nämlich nur eine Halbzeit lang gut, nach dem Seitenwechsel laden wir Braunschweig zur Aufholjagd ein und können uns am Ende bei Rey bedanken, dass es zumindest noch ein Punkt wird.
(Wenn man bedenkt, dass der Keeper bei meiner Ankunft hier deutlich schwächer eingeschätzt wurde als der inzwischen gegangene Pohlmann .... also ich möchte bei allen Defiziten, die auch Rey zur Genüge hat, nicht wieder zurücktauschen.)

Das Heimspiel gegen den BVB II geht zar auch Unentschieden aus, aber diesmal dürfen wir uns als moralische Sieger fühlen.
Trotz unglaublichen Pechs vor dem Tor (allein vier Mal scheitern wir an Latte oder Pfosten!) egalisierenwir die frühe Gästeführung kurz vor Schluß dank Brechstange (424 und "alles nach vorn!") doch noch und lassen die Hafenstraße beben.

Im letzten Oktober-Ligaspiel gegen Abstiegskandidat (und damit direkten Konkurrent) Eichstätt wird Abwherchef Bastian Strietzel zum Matchwinner, da er gleich zwei Daiber-Ecken einnickt.
Eichstätt hat nur ein Tor entgegenzusetzen, super!
Genau so muß das laufen, wenn wir in der Liga bleiben wollen, gegen die direkten Konkurrenten muß gepunktet werden.

Letztes Pflichtspiel im Oktober ist das Viertelfinale im Niederrheinpokal und die Losfee hat uns nach Oberhausen geschickt.
Mehr Derby und Rivalität geht kaum - schon gar nicht bei DER Geschichte zwischen den beiden Clubs.
Unsere Spieler sind von Beginn an hellwach, aber leider wieder mal fahrlässig in der Chancenverwertung.
Und natürlich rächt sich das, als die Gastgeber kurz vor Schluß Ludwigs frühe Führung ausgleichen.
In der Verlängerung neutralisieren sich beide Mannschaften, auf dem Zahnfleisch kriechend, gegenseitig - bis ich gezwungenermaßen den Matchwinner einwechsle:
Havertz hat einen Schlag auf den Oberschenkel bekommen und muß gegen Offhaus ausgetauscht werden.
Da Havertz Rechtsaußen spielt und Offhaus links zuhause ist, geb ich ihm die Anweisung, von rechts außen einfach nach innen zu ziehen, wenn er die Gelegenheit dazu sieht.
Der Ersatzmann ist keine zwei Minuten auf dem Feld, da erzielt er nach Sololauf übers halbe Feld das 2:1 (kein Wunder, er ist der einzige, der NICHT auf besagtem Zahnfleisch kriecht).
Und in der 120. tritt er dann passenderweise die letzte Ecke des Spiels (die er selbst herausgeholt hat) und serviert den Ball derart paßgenau vor Daibers Füße, dass der es nicht schafft, diese Chance zu vergeben.

Offhaus wird also mit einem Arbeitstag von knapp über 5 Minuten Länge zum Man of the Match.
Muß ihm auch erstmal einer nachmachen.

Falls sich jetzt einer fragt, wie wir eigentlich in der Tabelle der Dritten Liga stehen - geht so.


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Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers

Elemotion

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Ein mehr als gelungener Saisonstart, aber was macht Bochum in Liga 3?
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Muffi

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Wow, Aufstieg! Glückwunsch dazu, vor allem die Art und Weise war dann am Ende ja durchaus souverän - klasse!

Und auch der Start in die dritte Liga, lässt ja durchaus vom Durchmarsch träumen, auch wenn natürlich noch viele Spiele zu spielen sind. Ich drücke die Daumen!


PS: Rathenow und Düren hätte ich jetzt nicht auf den Aufstiegsrängen erwartet ...  ::)
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KoniCutshot

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Wahnsinn. Durchmarsch, durchmarsch, schalelalela!
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FlutLicht1900

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Da werden die Bayern schon anfangen zu zittern.
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