Herbst 2025, Locarno, SchweizGERARDFarbenfrohe und übersichtliche kleine elektronische Helferlein sind das eine - "aufm Platz" ist aber natürlich was ganz anderes, oder nicht?
Felix und ich - so unterschiedlich unsere Meinungen zu GIMNs bzw Günters Datenanalysetool auch sein mögen - sind uns einig, dass der kader grundsätzlich drittligatauglich ist und wir eigentlich nur zwei echte Baustellen zu bearbeiten haben - Linksverteidigerposition und Sturmzentrum.
Für Letzteres verpflichten wir bereits kurz nach Saisonende Zemerart Lekaj vom FC Thun.
Der albanischstämmige Muskelprotz hat dort alle Jugendmannschaften durchlaufen, es in 4 Jahren in der Herrenmannschaft jedoch aufgrund der starken Konkurrenz nur zu 26 Einsätzen gebracht, in denen ihm nicht ein einziges Tor gelang.
Warum wir ihn dennoch verpflichten?
Erstens, weil er ein physisch sehr starker Spieler ist - der in dieser Hinsicht beste, den wir im Sommer kriegen können.
Und zweitens, weil das Toreschießen ja gar nicht vorrangig sein Job sein soll - vielmehr soll er die Bälle in die Spitze festmachen und dann auf Fehr, Hajrovic, Xhemaili oder Janko ablegen.
Fast genauso wie Yana eine Liga tiefer.
Lekaj wird dabei nicht billig, er ist aber um einiges günstiger als Yana - und das ist ein sehr starkes Argument. Der FC Locarno kann zwar auf ein gesundes finanzielles Fundament bauen, aber so wie die Kartenverkäufe anlaufen, gehen wir davon aus, dass die Zuschauerzahlen höchstens 10% - 20% höher sein werden als in der letzten Saison.
Irgendwelche Liga-"Antrittsgelder" sucht man in der dritten Spielstufe auch vergeblich, und im Pokal müßten wir schon ins Halbfinale kommen, damit irgendeine substantielle Prämie dabei herausspringt.
Nach der Verpflichtung von Lekaj einigen wir uns intern also darauf, dass nun nur noch eine Verstärkung für die LV-Position kommen soll, alles andere wollen und werden wir mit Jugendspielern auffangen.
Der Meinung schließt sich auch Christian Maier an, den uns Vock Anfang Juli als den neuen Sportdirektor und Jugendkoordinator in Personalunion vorstellt.
Maier macht einen passablen ersten Eindruck - relativ zurückhaltend (was nichts schlechtes sein muß), guter Zuhörer .... und was uns nach dem Carrupt-Debakel am wichtigsten ist: er hat Erfahrung in beiden Jobs, die er ab sofort bekleiden soll.
Bis Ende der abgelaufenen Saison war er in diesen Funktionen bei der U21 des FC Luzern tätig, wurde von Vock nun jedoch mit einem langfristigen Vertrag abgeworben.
Sein "Einstandsgeschenk" ist ein umfassendes Dossier über einen italienischen Linksverteidiger namens Claudio Parlato. Der 20jährige wurde im Frühjahr von Sassuolo Calcio freigestellt, da sich seine Wünsche und die des Vereins bezüglich einer Vertragsverlängerung nicht in Einklang bringen ließen.
Da er somit erstmal arbeitslos war, ist er zurück in seine Geburtsstadt Varese zu seinen Eltern gezogen und hält sich beim lokalen Viertligisten ASD Citta di Varese fit.
Wir vertrauen Maier einfach mal und laden den Bengel zum Probetraining ein.
Und nachdem wir ihm an seinem ersten Tag fünf Minuten zugeschaut haben, tauschen Vock junior und ich einen Blick, nicken uns zu und dann stakst der Cheftrainer sichtlich nervös zu Maier und flüstert ihm einige Worte ins Ohr.
Der nickt und ruft Parlato zu sich, gemeinsam verschwinden sie um die Ecke ... und kommen eine halbe Stunde später gemeinsam zurück.
Nur mit dem Unterschied, dass Parlato eine Mappe mit seinem niegelnagelneuen Arbeitsvertrag in der Hand hält und aus dem Stand zusammen mit Lekaj unser Topverdiener wird.
Was für ein ablösefreies Schnäppchen!
Davide Romano, der bisherige LV-Backup hinter dem nunmehrigen Backup Patrick Berera, findet sich in der ungeliebten Position der Kaderergänzung wieder - und unser Kader ist vollständig.
noch ohne Parlato Natürlich gäbe es noch etliche Verbesserungsmöglichkeiten - zum Beispiel wären wir gern den vierten Keeper noch losgeworden und hätten dafür noch einen Offensivallrounder geholt.
Aber der Kader ist, so wie er jetzt ist, wirklich, wirklich gut, wie wir finden.
Es stellt sich heraus, dass wir diese Meinung mit den meisten Journalisten gemeinsam haben, denn der einhellige Tenor lautet: "Locarno spielt um die vorderen Plätze mit".
Ein Drittel der Mannschaften kann allerdings gar nicht verläßlich eingeschätzt werden, da es sich dabei um die U21-Teams von Schwergewichten wie den Young Boys, Servette Genf oder dem FC. St. Gallen handelt.
Selbst wenn die nicht massiv mit Profis aus den jeweiligen ersten Mannschaften aufgepeppt werden, sind die allesamt heftige Gegner und Favoriten auf die ersten Plätze.
Da die U-Mannschaften jedoch nicht in die Challenge League aufsteigen können, kann man sie genausogut auch aus der Betrachtung rauslassen.
Bevor wir loslegen, hab ich dann noch einen bittersüßen Moment zu verdauen, denn in Luxemburg hat die neue Saison angefangen. Und auch wenn ich dank Onkel Gernot natürlich nängst im Bilde war, es ist und bleibt eine verdammte Schande:
Der "erfahrene Trainer", den die abstiegsbedrohte FOLA im letzten Winter statt mir geholt hat, war Thilo Rohr. Und Rohr hat es geschafft, den desaströsen Punkteschnitt seines entlassenenVorgängers sogar nochmal deutlich zu unterbieten.
Am Ende der Saison stiegen die Rotweißen also in die Eirepromotion ab - als abgeschlagener Letzter.
Da das Geld im luxemburgischen Fussball ja nicht sonderlich locker sitzt, hatte die Stammelf des Vereins wie in den meisten Clubs nur Einjahresverträge.
Keiner von denen wollte die zu deutlich geringeren Bezügen und eine Liga tiefer verlängern (welch Überraschung!) und so startete FOLA mit einem signifikant geschwächsten Kader in die Zweitligasaison.
Und steht auch dort gleich wieder punktlos am Ede.
Rohr ist nach drei Spieltagen bereits wieder Geschichte und der Verein wieder mal auf Trainersuche.
Ich bewerbe mich diesmal nicht, eine demütigende Antwort reicht mir!
Stattdessen gehen Vock junior und ich das Abenteuer Promotion League mit maximalem Selbstvertrauen an...
... welches nach dem ersten Saisonspiel aber sofort einen merklichen Knacks wegbekommt.
Wir treten in unserem bewährten 523 an und kriegen dermaßen auf die Mütze, dass uns Hören und Sehen gleichzeitig vergeht.
0:4 - das klingt nicht nur deutlich, das ist sogar noch glimpflich, denn die Zürcher U21 (nicht die Grasshoppers, sondern der FC) haben Chancen für mindestens 3, 4 weitere Tore.
Und wir können uns bei meinem Landsmann Barrela (unserem neuen Stammtorhüter) bedanken, dass sie diese nicht im Tor unterbringen.
Für das nun folgende Spiel - und gleichzeitig unser Heimdebut in der Promotion League - gegen die U21 von St. Gallen ändert Felix daher zwar nicht die Formation, aber sehr wohl die Taktik.
Statt das Spiel bestimmen und über den Ballbesitz zum Torerfolg komme nzu wollen, verordnet Vock der Mannschaft einen sehr vorsichtigen, risikominimierenden Ansatz.
Funktioniert bis zu Roten Karte für den gegnerischen Spielmacher nur so semi, dann aber großartig.
Am Ende gehen wir mit einem 3:0 vom Platz, bei dem wir nicht so recht wissen, ob jetzt die geänderte Taktik oder doch nur die numerische Überlegenheit der ausschlaggebende Punkt war.
Als nächstes messen wir uns mit Vevey Sports, einem fünftklassigen Team, das uns zum Pokalauftakt empfängt.
Aufgrund der Tatsache, dass wir damit innerhalb von 8 Tagen drei Spiele haben und die Konzentration vorrangig auf der Liga liegen muß, schicken wir eine komplette B-Elf auf den Rasen.
Und so spielen wir auch.
Nur mit viel Glück (und einem glänzend aufgelegten Pokalkeeper Rufener) steht es nach 70 Minuten immer noch 0:0.
Dann hat Vock genug gesehen und schickt in einem Viererwechsel Perovic (IV), Xhemaili (ZM), Hajrovic (RA) und Lekaj (ZS) auf den Rasen.
Zwanzig Minuten später haben wir 2:0 gewonnen und die Blamage gerade nochmal abgewendet.
Am darauffolgenden Monatg stellt sich heraus, dass Karlens Tor gegen St. Gallen sein letztes für Locarno war - er wechselt mit sofortiger Wirkung in die Challenge League zu Etoile Carouge. Sehr schade, jetzt haben wir wieder keinen Backup für den Stammstürmer. Grummel!
Immerhin scheint besagter Stammstürmer (also Lekaj) endlich sein Zielwasser gefunden zu haben.
Nach seiner Torpremiere im Pokal schießt er gegen Muttenz das 1:0 selbst und bereitet Hajrovics 2:0 mustergültig per Kopfballablage vor.
Da die Gastgeber jedoch ebenfalls zwei wunderbare Tore schießen (ein direkt verwandelter Freistoß und ein Flugkopfball vom Elfmeterpunkt), werden es leider keine drei Punkte, sondern nur einer.
Beim SC Brühl dagegen reicht uns in einer seeehr unansehnlichen Partie ein einziger wirklich gelungener Spielzug, um dank des daraus resultierenden Treffers von Fabio Fehr drei Punkte aus St. Gallen zu entführen.
Dieses Spiel markiert auch den Beginn einer "neuen taktischen Ära" beim FC Locarno, denn zum ersten Mal unter Felix Vocks Leitung treten wir nicht im 523 an, sondern im 433.
Genaugenommen ändert sich nicht sooo viel - der Libero wird ins defensive Mittelfeld vorgezogen und agiert ab sofort als defensiver Anker, die beiden vormaligen Defensiven Mittelfeldspieler rücken ihrerseits in die Zentrale vor, wobei der rechte der beiden (meist unser Talent Xhemaili), den offensiveren Part gibt, der auch regelmäßig den gegnerischen Strafraum inspiziert und, wenn er da einen herrenlosen Ball findet, den gern im gegnerischen Tor zwischenlagert. "Mezzala" nennen das die Italiener am Südufer des Lago Maggiore.
Dass wir zuhause gegen die U21 des FC Luzern dann mit einem Punkt vorlieb nehmen müssen, der auch noch extrem glücklich ist, nehmen wir mit einem Achselzucken hin, denn eigentlich war das ein ziemlich guter Start in die Saison.
Sagt auch die Tabelle, hihi.
Ach ja - ich hab unter einem Vorwand (und mit nicht eingeplanter Rückendeckung des neuen Sportdirektors) begonnen, ein 442- Alternativsystem einzuüben.
Der Vorwand ist simpel: viele Mannschaften in der Schweiz spielen in dieser Formation und wenn wir Trainingsspiele abhalten, kann es ja nur von Vorteil sein, wenn wir unser 433 auch gegen ein 442 erproben, oder, Felix?
Christoph Maier ist da ganz meiner Meinung, nicht zuletzt, weil er selbst diese Formation für "die Zukunft der Taktik" hält - zu Felix' Verblüffung.
Für irgendwelche Pflichtspiele ist das natürlich keine Option, solange Felix was zu sagen hat, aber wer weiß schon, was die Zukunft bringt?
Im Dezember ist zum Beispiel wieder Vorstandswahl und diverse Lokalgrößen haben sich bereits in Stellung gebracht, manche von ihnen sehr eindeutig gegen die "Vetternwirtschaft" im Verein. Vater Präsident, Sohn Cheftrainer - da muß man kein Verschwörungstheoretiker sein, um den einen oder anderen Interessenskonflikt für möglich zu halten...
Der Oktober beginnt mit einem Auswärtsspiel beim eher mäßig in die Saison gestarteten FC Solothurn. Und obwohl wir gleich mit der ersten gegnerischen Chance in Rückstand geraten, erweist sich das 433 dennoch auch in diesem Spiel wieder als sehr brauchbare Formation - im Endeffekt reicht es zwar nur zu zwei Toren für uns, aber da wir kein weiteres kassieren, können wir mit breiter Brust ins nun folgende schwere Auswärtsspiel gehen.
Die U21 von Servette Genf gilt Experten als eine der drei spielstärksten U21-Mannschaften des Landes.
Vor dem Anpfiff geht es eigentlich nur darum, ob wir den Schaden wohl in grenzen halten können.
Was sich dann allerdings auf dem Rasen abspielt, spottet jeder Beschreibung.
Ich versuchs dennoch mal.
Die Partie beginnt genau so wie erwartet - Genf drückt uns hinten rein, wir haben alle Hände bzw Füße voll zu tun, sie vom Tor fernzuhalten.
Schon in der 10. Minute klingelt es dennoch, als ihr Rechtsaußen Ortiz Diaz eine Flanke an Barrela vorbei in die Maschen drückt.
Wir fürchten das Schlimmste, feuern unsere Jungs aber natürlich nach allen Regeln der Kunst an.
Und erstaunlicherweise können die sich so peu a peu vom immensen Anfangsdruck der Gastgeber befreien und schieben immer energischer Richtung gegnerisches Tor.
In der 23. Minute schließlich kann Xhemaili mal wieder nicht daran gehindert werden, am Rande des Straraums bis zur Grundlinie vorzupreschen.
Seine flache Hereingabe ist so präzise, dass zwar nicht der Keeper, aber sehr wohl Lekaj den Ball erreicht.
Ohne Mühe schiebt er zum zu diesem Zeitpunkt komplett unverdienten und sehr überraschenden Ausgleich ein.
Und mit diesem Tor kippt das Spiel auf eine spektakuläre Weise.
Fünf Minuten nach unserem Treffer muß Genfs Linksverteidiger Scandurra runter - er ist beim Versuch, per Grätsche einen unserer immer häufiger werdenden Angriffe zu stoppen, unglücklich im Rasen hängengeblieben und kann nicht mehr weiterspielen.
(Es stellt sich im Nachhinein glücklicherweise heraus, dass seine Bänder zwar gedehnt, aber nicht gerissen sind.)
Sein Ersatz kann weder mit unserem Rechtsaußen Fehr noch mit dem komplett (im positiven Sinne) freidrehenden Rechtsverteidiger Janko mithalten und wird ein ums andere Mal überlaufen.
Bis kurz vor der Pause kann Genf noch das 1:1 halten, dann bricht das Unheil über sie herein.
42. Minute - Ecke von links, getreten von Fehr, am kurzen Pfosten steigt Janko hoch und erzielt ungestört unsere Führung.
45. Minute - Janko erobert an der Mittellinie den Ball gegen zwei Servette-Youngster, dribbelt halbrechts bis zur Strafraumkante, paßt scharf an den Elfmeterpunkt, Lekaj ist handlungsschneller als alle anderen ... 3:1!
Genf schleppt sich in die Pause, die geschockten Gesichter der Hausherren sprechen Bände.
51. Minute - Einwurf von links, etwa auf halber Höhe in der gegnerischen Hälfte. Parlato wirft zu Holcbecher, der dreht sich nahe der Strafraumecke um seinen Gegenspieler und flankt vors Tor. Dort setzt sich Fehr gegen seinen Bewacher durch und erzielt per Kopf das 4:1.
56. Minute - Ecke von links durch Fehr, die kommt wieder an den kurzen Pfosten und Janko erzielt in einer nahezu deckungsgleichen Kopie des 2:1 das FÜNF zu eins.
Die 30 mitgereisten Locarnofans feiern, der Rest des Stadions ist bis zum Schlußpfiff 35 Minuten später ziemlich still.
Was für ein Ausrufezeichen.
Und eine ziemlich deutliche Warnung an unseren nächsten Gegner Stade Lausanne-Ouchy. Wir haben nämlich Heimspiel in der zweiten Pokalrunde und der Erstligist, der nach starkem Start inklusive Tabellenführung in der Super League inzwischen schon nahe an die Abstiegszone herangerutscht ist, wird sich unseren Statementsieg in Genf wohl auch angeschaut haben.
Das Pokalspiel ist auf dem Papier natürlich trotz aller Formunterschiede der beiden Mannschaften eine absolute klare Sache.
Drittliga-Aufsteiger gegen Erstliga-Aufsteiger.
Nur ... das SPiel findet ja nicht auf dem Papier statt, sondern auf dem Rasen.
Und da stellen die Gäste relativ schnell fest, dass mit diesen komischen blauweiß gekleideten Underdogs so gar nicht gut Kirschenessen ist.
Wir werfen uns in jeden verfügbaren Zweikampf und halten das Geschehen in der ersten Hälfte sehr offen.
Auch die Anzahl der Chancen und Torschüsse ist sehr gerecht verteilt.
Bis zu 43. Minute. Da geht Holcbecher auf Höhe der Mittellinie etwas ungestüm in einen Zweikampf und gibt seinem Gegner die Möglichkeit, den sterbenden Schwan zu spielen.
Der Schiedsrichter fällt leider darauf herein und zückt glatt Rot.
All unsere Proteste verhallen ungehört und ab sofort ist der Favorit auch noch in Überzahl.
Wie die zweite Halbzeit aussieht, muß man wahrscheinlich gar nicht groß beschreiben, das kann sich jeder selbst ausmalen.
Angriffswelle auf Angriffswelle brandet in unser Defensivdrittel.
Aber unser Defensivverbund (von Sechser Guerchadi bis zum Keeper Barrela, der für den angeschlagenen Rufener ausnahmsweise auch im Pokal im Tor steht) verdient sich Bestnoten und sorgt dafür, dass es auch nach 90, ja selbst nach 120 Minuten noch 0:0 steht.
Elfmeterschießen also.
Die Mannschaft ist stehend k.o. und leider sind wir in der Lotterie die zweiten Sieger.
Von 10 Schützen treffen 9.
Nur unserem "Star" Lekaj versagen die Nerven und er setzt seinen Schuß an den Pfosten.
Hernach ist er untröstlich und spricht den gesamten Abend kein Wort mehr.
Wir Trainer jedoch sind auf die Mannschaft - Lekaj ausdrücklich eingeschlossen! - extrem stolz, denn einen solchen Pokalfight haben die Fans in Locarno lange nicht gesehen.
Das war Mannschaftsgeist par excellence.
Am Morgen danach müssen wir noch eine weitere Hiobsbotschaft verdauen - der inzwischen 34jährige Izet Hajrovic teilt uns mit, dass nach dieser Saison Schluß ist. Der Körper will einfach nicht mehr - kein Wunder, so wie er sich immer reinhaut.
Seine Standards werden uns in der nächsten Saison massiv fehlen, auch wenn Fehr das ebenfalls ganz gut kann.
Der Rest des Septembers ist sehr erfolgreich, aber nicht im Ansatz so spektakulär wie der Beginn:
wie schlagen Aufstiegskandidat Rapperswil zuhause und Abstiegskandidat YF auswärts jeweils mit 2:1 und beenden den Monat auf Platz 4 stehend!
Im Oktober fordern wir nacheinander die drei am stärksten eingeschätzten Teams der Liga heraus und haben leider wenig zu melden.
Zuhause gegen die U21 des FC Basel (0:2) setzt es ebenso eine verdiente Niederlage wie auswärts bei den extrayoung Boys (der U21 der YBB).
Und beim Tabellenzweiten Biel-Bienne holen wir nur mit viel Glück wenigstens einen Punkt.
Zum Glück finden wir gegen Ende des Monats wieder in die Erfolgsspur zurück und können die beiden kellerkinder Delemont und Stade Nyonnais in die Schranken verweisen.
Dadurch sieht die auch Tabelle deutlich freundlicher aus als nach den ersten drei Spielen in diesem Monat befürchtet - wir sind immer noch Vierter.
November. Noch 4 Spiele, dann steht uns wieder eine lange Winterpause bevor.
Zuerst diuellieren wir uns mit dem FC Bulle. Die streiten sich mit dem FC Muttenz erbittert um den Titel des schlechtesten Teams der Liga, halten gegen uns aber sehr engagiert dagegen und lassen nur ein einziges gegentor zu.
Da sie durch diese Abwehrfixierung allerdings keine echte eigene Torchance haben, reicht uns dieses eine Tor auch.
Im folgenden Spiel gegen Breitenrain sind dann wir es, die mit 0:1 verlieren. Und das, obwohl wir uns keineswegs hinten rein stellen.
Wir treffen nur einfach das Tor nicht.
In Hannover würde so manche Spanplatte dazu wohl "Wenn Du die Dinger vorne nicht machst..." fachsimpeln.
Beim Fast-Tabellennachbarn Paradiso (uns trennen nur 4 Punkte und 3 Plätze vor dem Spiel) gibts das dritte 1:0 dieses Monats zu bestaunen. Und diesmal sind wieder wir diejenigen, die das glückliche Ende in der Hand halten. War aber das langweiligste der drei Spiele, ernsthaft.
Und im letzten Spiel vor der Winterpause schließlich .... müssen wir mit einem U18-Jüngling auf der linken Außenbahn antreten, der auf den schönen Namen Mirko Klein hört und wie schon mal erwähnt dank meiner Beziehungen nach Luxemburg in unserer U19 spielt.
Wir müssen ihn notfallmäßig hochziehen, weil unsere beiden etatmäßigen Linksaußen Fehr und Dragusha im Training zusammenprallen. Und zwar so unglücklich, dass sie beide wochenlang ausfallen werden.
Fehr wird wahrscheinlich für die Rückrunde wieder fit, aber Dragusha wird wohl bis ins Frühjahr hinein Lazarettkunde sein.
Unser letzter Gegner im Jahre 2025, YF Juventus, sollte natürlich auch mit einer etwas geschwächsten Startelf schlagbar sein, zumal zuhause.
Aber auch wenn ausgerechnet Jungspund Klein uns mit einem unwiderstehlichen Sololauf in Führung bringt, können wir diese doch nicht über die Zeit retten, so dass wir am Ende mit einem 1:1 und damit 2 verlorenen Punkten ziemlich bedröppelt dastehen.
Dann ist Winterpause - und die beginnt mit der Vorstandswahl.
Kurz vorher haben alle drei Kandidaten nochmal kräftig die Werbetrommel gerührt, Baulöwe Pfister hat gegen Amtsinhaber Vock und dessen Sohn geschossen - und damit trifft er offenbar einen Nerv bei den Wahlberechtigten, denn Vock wird tatsächlich abgewählt und der neue starke Mann in Locarno heißt Lothar Pfister.
Was wir von ihm zu erwarten haben, hat er ja vor der Wahl schon sehr deutlich gesagt - und so ist es keine Überraschung, als er gleich am nächsten Morgen als allererste Amtshandlung die Entlassung von Felix Vock verkündet, um "die Vetternwirtschaft in Locarno ein für allemal zu beenden."
Vor zwei Jahren hätte ich das nicht für möglich gehalten, aber ich bin wirklich erschüttert, dass die beiden Vocks gehen müssen - denn nach dem äußerst holprigen Start hatten sich Vater und Sohn als fähige Vereinsmitarbeiter erwiesen, jeder auf seine Weise.
Und sie werden uns fehlen.
Wie es sportlich weitergeht, weiß aktuell keiner.
Pfister hat die Frage, wer denn nun das Sagen auf dem Trainingsplatz und an der Seitenlinie hat, damit abgebügelt, dass bis zum Trainingsauftakt ein sechs Wochen Zeit seien, bis zum nächsten Pflichtspiel sogar zehn.
Bis dahin sei diese Frage geklärt und daher sollten wir jetzt gefälligst erstmal alle entspannt in den Weihnachtsurlaub gehen, er werde sich schon kümmern.
Na gut, wenn das so ist, kann ich ja auch mal ein bißchen faul auf der Haut rumliegen und gucken, was anderswo so los ist.
Thomas Müller beendet im Sommer zum Beispiel seine Karriere, hat der Kölner Winterzugang des letzten Jahres angekündet.
Moment, was?!
Oh und die Escher FOLA hat zum dritten Mal in einem Jahr ihren Trainer rausgeworfen, denn auch wenn sie sich inzwischen von der Roten Laterne in der Eirepromotion trennen konnten, sind sie doch immer noch Vorletzter und damit Stand jetzt erster Absteiger.
Mich haben sie aber bisher nicht angerufen.
Wahrscheinlich wissen sie immer noch nicht, wer ich überhaupt bin...