@Agariel:
Das ist aber ein schönes Kompliment, danke.
Da ich nicht der Weihnachtsmann bin (und auch nicht Deine Frau, Deine Mutter oder Dein Bewährungshelfer), ist mir übrigens völlig egal, ob Du brav warst. :p
@Sonzee87:
Und gleich der nächste, der diese Story behandelt, als wärs die Beatles-Reunion.
Danke auch Dir!
@Elemotion:
Das sieht sogar noch deutlich besser aus als ichs erwartet hätte. (Danke!
)
@Karagounis:
Danke zum Vierten. Ich geb mir Mühe, mal sehen, ob wir den Playoff-Rang bis zum Saisonende verteidigen können.
@Bayernfahne:
Da die Championship nicht 20 Vereine umfaßt, sondern 24, sinds sogar noch 21 Partien, die wir überstehen müssen. Mal sehen, wie gut Deine Voraussage trotz dieser falschen Prämisse ist.
@knufschu:
Ja, das Duo infernale sind Lava & Doni
Und es freut mich, dass meine Zeilen indirekt auch Deinen Lesern (also mir z.B.
) zu neuem Lesevergnügen verholfen haben.
Frühsommer 2060, Sheffield, EnglandWeil ich keine Lust auf eine erneute Geisterstunde an Silvester habe (Sir Charles würde ja sowieso nur wieder fragen, warum wir immer noch keinen Premiere-League-Titel haben), bleiben Vicky und ich dieses Jahr einfach zuhause.
Unsere Ausrede lautet einfach "Unwohlsein".
Wird uns im Club eher keiner geglaubt haben, aber das ist uns egal.
Viel wichtiger war und ist die Erkenntnis, dass wir meinem Amtsantritt in Sheffield (der ja nun auch schon fast acht Jahre her ist!) kein einziges Silvester zu zweit gefeiert haben.
Und meine Göttergattin Vicky hat ebenso subtil wie überzeugend dafür gesorgt, dass ich das für eine ziemlich unhaltbare Situation ... äh ... halte.
Wir sitzen also am 31. Dezember um Mitternacht eng aneinandergeschmiegt, mit Sekt und dicker Decke auf unserer Veranda, schauen an den sternenklaren Himmel (sehen allerdings keine Sterne, weil die Sheffielder so viele Raketen am Himmel verteilen) und genießen die stillschweigende Versöhnung.
Ja, Versöhnung, denn der Abend war weniger erquicklich.
Vicky hat mir unmißverständlich klargemacht, dass es jetzt langsam mal reichen müsse mit meiner Sucht - es sei nicht hinzunehmen, dass der Verein bis an mein Lebensende stets und ständig die Nummer Eins in meinem Herzen sei.
Mein Versuch, ihr klarzumachen, dass SIE die Nummer Eins ist, wird in einem Schwall (leider überzeugender) Beispiele ersäuft, die beweisen, dass das mitnichten so ist.
Mein daraufhin folgendes "In Ordnung, ich überleg mir was." überzeugt sie natürlich nicht und es dauert bis gegen elf, bevor wir den Streit zumindest erstmal zugedeckt haben. (Nicht gelöst, nur ... zur Seite gestellt.)
Als wir uns in der Kälte des anbrechenden neuen Jahres gegenseitig wärmen, teilen wir damit nichtsdestotrotz einen sehr friedlichen und sehr vertrauten, stillen Moment.
So friedlich, dass ich nach einigen Momenten ein kaum wahrnehmbares Schnarchen an meiner Schulter höre - Vicky scheint sich ebenfalls entspannt zu haben.
Bevor ich diese Erkenntnis wirklich wertschätzen kann, beginnt die Luft vor mir zu Flimmern und eine nur zu bekannte Gestalt schaut auf mich - auf uns - herab.
Ich seufze, dann flüstere ich.
"Sir Clegg, was für eine .... schöne Überraschung. Nur leider im unpassendsten aller Momente. Können wir ein andermal...?"Der transparente Gentleman schüttelt den duchscheinenden Kopf und antwortet (viel zu laut):
"Nein, können wir nicht, Jungchen. Wann gedenkst Du denn nun endlich mal mit der Titelhamsterei anzufangen, hm? Dein Sohnemann ist weg, den kannst Du also nicht wieder vors Loch schieben, um Dich vor Deiner Verantwortung zu drücken.""Sir, falls es Ihnen nicht aufgefallen ist - die Owls stehen auf dem besten Tabellenrang, den sie in den letzten exakt SECHZIG Jahren innehatten, dem Jahr, als Wednesday aus der Premiere League abstieg."Ich versuche weiterhin zu flüstern, aber so ein bißchen regt er mich ja schon auf, dieser Geist. Kein Stück hilfreich, in all den Jahren nicht, die ich ihn jetzt kenne, aber Forderungen satt!
"Das ist ja schön und gut, Jungchen - aber auf dem dritten Platz in der Championship gewinnt man die Premier League nicht."
"Ach, na sowas aber auch! Danke für den Hinweis, wußte ich ja noch gar nicht!"An meiner Schulter regt sich Vicky, was ich aber gar nicht richtig registriere, weil Sir Clegg gerade den fatalen Satz
"Vielleicht müsst ihr einfach mal ein bißchen Geld in die Hand nehmen und ein paar Verstärkungen verpflichten." gesagt hat.
"Noch so ein großartiger Vorschlag!", fauche ich.
"Warum sind SIE eigentlich nicht Sportdirektor, hm? - Wenn es bezahlbare Spieler gäbe, die einen deutliche Verstärkung darstellen UND willens sind, für den absoluten Championship-Underdog zu spielen, dann hätten wir sie schon verpflichtet, das können Sie mir glauben! - Und überhaupt, ich hab so langsam die Faxen dicke von diesem ewigen 'Gerard, Sie müssen die und Sie müssen das.'. Ich bin fast 70, verdammt - und ich hatte dieses Jahr einen körperlichen Zusammenbruch. Selbst wenn wir dieses Jahr aufsteigen und wir sofort zweimal Meister würden - was derart utopisch ist, dass ichs gar nicht in Worte fassen kann - selbst dann wäre ich..."Eine verschlafene Stimme an meiner Seite murmelt:
"Gerard, Lucas, hört auf, euch zu zanken und ko ...." Vicky öffnet die Augen und ist von einem Moment zum anderen hellwach. Sie starrt unseren geisterhaften Besucher aus großen Augen an.
"Wer ist das, Gerard? Oder besser: WAS in Dreiteufelsnamen ist das?!""Das, meine liebe Frau, ist Sir Charles Clegg, die mehr oder minder tote Legende Sheffield Wednesdays."Clegg schnaubt halbherzig.
" 'Mehr oder minder tot.' Das hört sich bei Ihnen ja fast wie ein Makel an, für den ich mich entschuldigen müßte. Dabei sind SIE doch an meinem Zustand schuld.""Bitte was?!""Was?? - Gerard, was meint er denn damit?"Mein Seufzen klingt hoffentlich genau so gequält, wie es gemeint ist.
"Damit meint er, dass ER festgelegt hat, dass ER erst dann Erlösung finden kann, wenn Sheffield Wednesday mehrere Titel geholt hat. Und deswegen hat ER mich aufgefordert, die Premier League und, damits wenigstens eine kleine Herausforderung wird, auch gleich noch den FA Cup zu gewinnen." Das wiederum klingt hoffentlich genauso ätzend sarkastisch, wie es gemeint ist.
"Muß Sheffield nicht erstmal in der Premier League spielen, bevor ihr sie gewinnen könnt?""Sehen Sie, Sir Clegg, selbst meine Frau findet den Fehler in Ihrer Argumentation ohne großes Nachdenken!"Der Geist schaut zwischen uns beiden hin und her, offenbar unschlüssig, wen er adressieren soll.
Vicky, die in den letzten Momenten gebannt den Geist beobachtet hat, dreht sich plötzlich zu mir um:
"Moment mal - ist ER etwa der Grund, warum Du so begeistert warst, den Posten in Sheffield zu bekommen? Hat er Dich hierhergezerrt?""Nein, ich war schon vorher Fan des Vereins - aber er ist der Grund, warum ich wahrscheinlich auf der Trainerbank sterben werde.""Musst Du ja nicht, Jungchen - gewinn einfach das Double und gut ist.""Haben Sie sich mal mit diesen Dingern namens Budgets befaßt - und wenn ja, haben Sie mal geschaut, wie Wednesday in der Championship im Vergleich dasteht? Wir haben jetzt schon eins der kleinsten Budgets der Liga - wenn wir aufsteigen, wird es Vereine geben, die das Fünfzigfache an Geld zur Verfügung haben werden, vielleicht sogar noch mehr! Was Sie verlangen, ist schlicht unmöglich."Vicky fixiert wieder unseren ungebetenen Gast.
"Warum können Sie eigentlich nur durch einen Doublesieg erlöst werden? Woher wissen Sie das?""Darüber darf ich nicht reden.""Dürfen Sie nicht ... oder WOLLEN Sie nicht?" Sie fixiert den Geist.
"Ich glaube, Sie sind nicht ehrlich zu uns!"Vicky hat viele Waffen in ihrem Diskussionsarsenal - eine davon ist ein ziemlich intensives Starren, das im Gegenüber den brennenden Wunsch auslöst, nicht mehr Ziel ihres Zorns zu sein und sie so schnell wie nur irgend möglich zu besänftigen. Normalerweise ist dieser Blick für mich reserviert, es ist schön, mal als unbeteiligter Zuschauer einen anderen dabei zu beobachten, wie er sich unter dieser Marter windet.
Ich finde es nebenbei gesagt erstaunlich, dass dieser Blick auch bei einem Geist wirkt - noch erstaunlicher finde ich allerdings das, was er nach kurzem, erfolglosen Widerstandsversuch SAGT:
"Es ... es tut mir leid .... Eigentlich reicht es, wenn Wednesday wieder in die Premier League aufsteigt...."Mir klappt der Unterkiefer runter.
"WAAAAAAS?! Wann wollten Sie mir das denn gestehen, Sir Clegg?"Der britische Gentleman schaut mich ziemlich zerknirscht an.
"Eigentlich gar nicht ... Sehen Sie, Ihr Ruf eilt Ihnen voraus - sie haben ja sogar mit Metz einen Europapokal gewonnen. Ich meine... der FC Metz! Und ich ... ich ...."Ich bedeute ihm mit einer Geste, dass er weitersprechen soll, weitersprechen MUSS. Ich will jetzt alles wissen!
"Verstehen Sie doch - dass mein Lebenswerk ausgerechnet einen Monat vor meinem Tod durch meine Schuld zerbrochen ist, das ... das hat etwas in mir zerbrechen lassen.""Was meinen Sie?", fragt Vicky.
"Am 29. Mai 1937 ist Sheffield Wednesday aus der First Division, der damaligen ersten englischen Liga, abgestiegen. Zusammen mit Manchester United und vier Punkte hinter den Bolton Wanderers und Leeds United, gegen die wir am vorletzten Spieltag mit 0:3 verloren hatten - durch einen Hattrick von Fred Hamilton. Und ich hatte in der Winterpause dafür gestimmt, dass wir eben diesen Fred Hamilton an Leeds United verkaufen, weil das Angebot so gut war. Bis zu diesem Verkauf standen wir vor Leeds, danach sind wir immer weiter abgerutscht. Ende Juni 1937 bin ich dann verstorben. Und Sheffield war zweitklassig.
Wenn ich meine Ruhe finden will, muß der Verein zurück in die Premier League.
Aber ich wollte mehr - ich wollte, dass die Owls endlich wieder ein großer Verein in England werden. Und Sie", er schaut jetzt mich an,
"sind einfach einer der Besten, wenn es darum geht, völlige Underdogs zu unerwarteten Erfolgen zu führen."Ich setze zu einer Erwiderung an.
Ich merke, dass mir die Stimme versagt.
Ich räuspere mich.
Ich räuspere mich erneut.
Schließlich krächze ich:
"Sie haben mich also belogen. Von vorn bis hinten.""Nicht von vorn bis hinten, nur..." Clegg wird leiser und verstummt dann ganz.
"Doch, Sie haben recht. Ich habe Sie belogen .... Es tut mir leid."Ich spüre, wie Zorn in mir aufbrodelt.
Allerdings verschwindet er auch sehr schnell wieder - mir wird nämlich klar, dass diese Enthüllung nichts von dem ändert, was in den vergangenen acht Jahren hier passiert ist. Es schmälert die Leistung nicht, es würdigt die Erfolge der Mannschaft nicht herab und es wäre sowieso mein Ziel gewesen, so schnell wie möglich so viele Erfolge wie möglich zu erzielen.
Nur an der Zukunft ändert es etwas.
Eine ganze Menge sogar, je länger ich darüber nachdenke.
Ich schrecke aus meinen Gedanken hoch und höre Vicky gerade noch mit ihrer keinen Widerspruch duldenden "Ende der Diskussion!"-Stimme sagen:
"...und damit hat es sich dann, klar?!"Sir Clegg, der irgendwie ... geschrumpft aussieht, nickt. Es wirkt ... schicksalsergeben.
Ich räuspere mich.
"Ich habe etwas entschieden." Mich zu Clegg drehend, setze ich hinzu:
"Und ich dulde keinen Widerspruch! - Folgendes: Ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, damit die Owls in die Premier League aufsteigen. Und falls ich das schaffe - SOBALD ich das schaffe, habe ich keinerlei Verpflichtungen mehr Ihnen oder dem Verein gegenüber. Klar?!"Vicky gluckst neben mir.
"Du wirst echt alt, Gerard. Genau dasselbe habe ich gerade gesagt."~~~~~~~~~~~~~~~
Das neue Jahr beginnt mit einem Auswärtsspiel bei Charlton Athletic. Wir haben vor der Partie wenig Grund, an der 3412-Formation große Änderungen vorzunehmen und das Spiel bestätigt uns darin, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Defensiv sicher, offensiv effektiv - eine gute Anfangsphase beschert uns eine 2:0-Führung, danach verteidigen wir einfach konzentriert bis zum Schlußpfiff. Guter Auftakt!
Danach begrüßen wir das abgeschlagene Schlußlicht Fulham im Hillsborough. Wieder ist die erste halbe Stunde entscheidend und wieder verläuft sie zu unseren Gunsten. Das 3:0 ist am Ende vielleicht ein bißchen zu hoch ausgefallen, ernsthaft in Gefahr gerät unser Heimsieg aber nie.
Danach reisen wir nach Coventry. Dritte Runde im FA Cup - und passenderweise ist es unser drittes Spiel in Folge, das wir durch einen hochkonzentrierten Beginn entscheiden. Wieder 2:0. Die Formation und Taktik funktionieren wirklich gut.
Besonders schön: die sieben Tore, die wir schießen, werden von sechs verschiedenen Spielern erzielt. Lediglich Beaston ist mit zwei Treffern doppelt vertreten.
Der Spielplan im Januar kommt unserem Wunsch nach einer Aufholjagd entgegen, denn auch der nächste Gegner ist kein Ligaschwergewicht.
Brighton&Hove Albion haben auch schon deutlich bessere Tage gesehen, aktuell schlingern sie mal knapp oberhalb, mal knapp innerhalb der Abstiegszone durch den Winter.
Wir vergrößern ihre Sorgen, auch wenn es bis zur 54. Minute dauert, bis Potter (der siebte Torschütze diesen Monat) das Goldene Tor erzielt.
Letztes Ligaspiel im Januar, zuhause gegen den Tabellen-Zwölften Sunderland. Die Black Cats fügen uns als erste Mannschaft im Januar ein Gegentor zu, da Destro und Nicolson (die Torschützen acht und neun!) unseren Fans allerdings zwei Gründe zum Jubeln geben, gibts auch diesmal drei Punkte.
Zum Monatsabschluß müssen wir dann zu den Queens Park Rangers, die aktuell auf Rang 5 der Premier League liegen. Unlösbare Auswärtsaufgabe im Pokal?
Quatsch! Wir tasten uns eine Halbzeit lang an den jeweils gegnerischen Strafraum heran, in der Nachspielzeit der ersten Hälfte versenkt Nicolson dann einen direkten Freistoß.
Und als die Gastgeber in der zweiten Halbzeit nach und nach offensiver werden, fahren wir einen mustergültigen vier-Kontakte-Konter, der von Fayet über Alberto und Beaston in den gegnerischen Strafraum führt. Letzterer legt den Ball mit Übersicht zurück an die Strafraumkante - genau in den Lauf von Correa, der die Direktabnahme unerreichbar in den rechten Winkel wuchtet.
Kurz vor Ende wirds zwar nochmal etwas hektisch, weil den Rangers noch der Anschluß gelingt, aber mit Glück und Können überstehen wir die letzten Minuten und stehen in der nächsten Runde.
Punktgleich mit West Bromwich!
Der Februar hält ein deutlich heftigeres Ligaprogram für uns bereit. Los gehts mit Bristol City, die uns eine Stunde lang erfolgreich vom Tor weghalten - dann ist allerdings mal wieder Beaston zur Stelle und nickt eine Prior-Ecke ein. Mehr passiert nicht - wir beschweren uns natürlich nicht. Lieber langweilige drei Punkte als keine drei Punkte!
Danach folgt eines der schwersten Auswärtsspiele der Saison. Denn auch wenn Arsenal inzwischen schon fast traditionell irgendwann im Spätherbst 12 Punkte Strafe von der FA auferlegt bekommt und unter (Finanz-)Aufsicht gestellt wird - einen der drei besten (und teuersten) Kader haben sie dennoch jedes Jahr aufs Neue.
Wir kriegen folgerichtig kaum ein Bein auf die Erde, finden ausschließlich defensiv statt - und auch das nicht gut genug.
Wenn wir ganz ehrlich sind, ist das 0:3 sogar noch schmeichelhaft...
Wie gut, dass wir direkt danach das wohl "leichteste" Heimspiel des Monats haben - soweit es "leicht" als Kategorie für uns in der Championship überhaupt gibt.
Die Bristol Rovers sind auf dem besten Wege zurück in die League One - und auch wenn sie sich teuer verkaufen: auch im Hillsborough gibt es nichts zu holen für den Aufsteiger. Potters frühes Kontertor reicht.
Eine Woche später gibt ein ganz anderes Kaliber seine Visitenkarte in unserem "Tempel" ab - Cardiff City kämpft zur Zeit um Platz sechs, den letzten Playoff-Rang.
Insbesondere ihre Abwehr erhält regelmäßig Bestnoten.
Aber auch hier reicht uns ein früher Treffer - diesmal ist es Beaston, der nach 9 Minuten bereits den Endstand herstellt.
Drei Tage später müssen wir nach Watford - und wir laufen mit einer besseren B-Elf auf, da gleich sieben Stammkräfte durch alle möglichen kleinen Wehwehchen ausfallen. Die lange Saison beginnt langsam ihren Tribut zu fordern.
Und die Gastgeber nutzen unsere Schwäche insbesondere im Abwehrzentrum gnadenlos aus.
Das 0:2 klingt zwar eindeutiger als es war, denn insbesondere Destro hätte locker zwei Tore erzielen können, aber unverdient ist diese Niederlage nicht.
Das letzte Februarspiel führt uns nach Bournemouth - und das birgt Zündstoff.
Denn die Gastgeber sind zum Siegen verdammt, wenn sie ihre Minimalchance aufs Erreichen der Playoffplätze noch wahrnehmen wollen.
So beginnt das Spiel denn auch mit einem Gastgebersturmlauf - und leider auch mit dem 0:1 infolge der seltenen Fayet-Unsicherheiten.
Danach kommen wir aber besser ins Spiel und können durch - na klar: Beaston - schnell ausgleichen.
Und da sich in den folgenden 86 Minuten (inklusive Nachspielzeit) beide Mannschaften sehr erfolgreich gegenseitig neutralisieren, bleibt es bei dem einen Punkt.
Am Ende dieses Monats bleiben drei Erkenntnisse.
Erstens - wir haben leider nur vier Tore geschossen. Und im Gegensatz zum Januar waren wir diesmal nur durch unsere beiden Stammstürmer Beaston und Potter gefährlich.
Zweitens: Arsenal hat einen nahezu perfekten Monat hingelegt (15 von 18 Punkten) und ist in Schlagdistanz zu Platz 3.
Drittens: auf Platz drei steht nicht mehr Sheffield Wednesday, sondern West Bromwich Albion! Wir haben die Schwächephase unserer Konkurrenten ausnutzen und uns vorbeischieben können - und haben sogar 3 Punkte Vorsprung herausgeholt.
Was wichtig ist, denn das Torverhältnis spricht noch immer deutlich für West Bromwich.
Der März beginnt mit einem Auswärtsspiel gegen ... West Bromwich Albion! Perfektes Timing für den Kampf um Platz Zwei?
Nein, denn es ist das Fünftrundenspiel im FA Cup.
Und das läßt sich mit "überraschend einfach" wahrscheinlich am besten umschreiben.
Die Gastgeber finden erst in der zweiten Halbzeit halbwegs ins Spiel - da führen wir aber schon 2:0.
Und mehr als den Anschlusstreffer lassen wir auch nicht mehr zu.
Viertelfinale!
Und genauso wichtig - die Erkenntnis, dass WBA schlagbar ist. Ist ja vielleicht im Verlauf des Monats nochmal wichtig, wer weiß...
Danach - Heimspiel gegen Luton Town. Die können sich zwar noch nicht ganz zurücklehnen, aber fast. Da müßte schon viel schiefgehen, damit sie nochmal in Abstiegsgefahr geraten.
Wir dagegen scheinen von der Aussicht auf einen eventuellen direkten Aufstieg fast schon gelähmt zu sein und kommen in der gesamten ersten Halbzeit überhaupt nicht ins Spiel und gehen mit einem deprimierenden 0:3 in die Kabine - auch ein bisschen der Tatsache geschuldet, dass Destro das Fehlen unseres Sturmdirigenten Beaston (der nach Verletzung noch auf der Bank sitzt) diesmal nicht so gut ausgleichen kann wie in manchem vorangegangenen Spiel.
Dennoch ändert sich die Statik der Partie in Durchgang zwei nach und nach zu unseren Gunsten. Spätestens als Potter und Destro innerhalb von 10 Minuten den Anschluß herstellen, ist der Glaube der Mannschaft wieder da.
Orlandoni plädiert dafür, Beaston für die letzten 25 Minuten einzuwechseln - allein schon für den psychologischen Effekt.
Machen wir - und es funktioniert.
Und wie!
Innerhalb von 48 Sekunden (!!!) macht er aus einem 2:3 ein 4:3...
Ein Sieg der Moral und eminent wichtig - gerade jetzt.
Denn nach dem FA-Cup-Duell treffen wir nun zum zweiten Mal in diesem Monat auf West Bromwich Albion. Diesmal allerdings zuhause. Und diesmal ziehen wir ihnen den Zahn sogar noch schneller. Beaston (13.) und Correa (18.) heißen die beiden Torschützen in einem ansonsten diszipliniert geführten Spiel, in dem wir wenig zulassen und das wir völlig zurecht gewinnen.
Drei Tage später gehts für uns zu Crewe Alexandra, Tabellen-Zwölfter. Durch die hohe Belastung bleiben wieder diverse Stammspieler auf der Bank, um mal Luft holen zu können.
Das Spiel ist zerfahren, fehlergeprägt und für uns zunächst echt frustrierend.
Wir liegen zur Halbzeit 1:3 hinten!
Nach 70 Minuten wechsle ich mit Langford einen frischen Stürmer ein, der den ausgelaugten und glücklosen Potter ersetzt.... und Langford sagt mit einem lupenreinen Hattrick Danke!
Dass unser Siegtor in der 96. Minute fällt, ist schon sehr glücklich - aber unverdient ist es aufgrund einer sehr dominanten zweiten Hälfte nicht!
Viertelfinale im FA Cup.
So langsam gibt es nur noch Brocken in diesem Wettbewerb. Und einer davon heißt Manchester City und kommt mal schauen, wie es sich im Hillsborough so spielt.
vor über 39.000 Zuschauern überraschen wir den haushohen Favoriten früh mit einer frechen Freistoßvariante, die (logo: ) Beaston zur Führung nutzt.
Danach sind wir auf Defensive bedacht und setzen nur noch Nadelstiche. Und als der eingewechselte Destro einen dieser Nadelstiche eine Viertelstunde vor Schluß zum 2:0 nutzt, kann der große Favorit das Spiel nicht noch einmal an sich reißen und wir ziehen inmitten des ohrenbetäubenden Jubels unserer Anhänger in unser erstes FA-Cup-Halbfinale seit 1985 (!) ein.
Das letzte Ligaspiel des Monats bestreiten wir zuhause gegen Kellerkind Peterborough.
Die sind allerdings weitgenug weg von den Abstiegsrängen, um sich nicht mit dem Mut und der Kraft der Verzweiflung gegen die Niederlage zu stemmen.
Beaston per frühem Elfmeter und Correa per Fernschuß zu Beginn der zweiten Hälfte stellen die Weichen auf Sieg und den geben wir auch nicht mehr her.
Und beim Blick auf die Tabelle wird auch dem pessimistischsten Anhänger klar, dass hier eine absolute Sensation möglich ist: wir haben inzwischen bereits ACHT Punkte Vorsprung vor dem Drittplatzierten - der inzwischen auch Arsenal heißt, weil WBA einen weiteren Monat zum Vergessen erlebt und aus 4 Spielen nur 4 Punkte geholt hat.
Der März bringt nebenbei die traurige Gewißheit, dass auch in diesem Jahr wenige Rohdiamanten in der A-Jugend zu finden sind.
Das einzige wirkliche Supertalent schnappt uns (ausgerechnet!) unser Stadtrivale United weg, kurz bevor wir ihm einen Profivertrag anbieten konnten.
Schlußendlich übernehmen wir notgedrungen dennoch drei der Jungspunde ins U18-Team - einfach weil wir dort ein paar Spieler brauchen, um die Reihen aufzufüllen. Einen Profivertrag wird in zwei Jahren wohl keiner der drei erhalten...
April, die Zielgerade der Ligasaison ist bereits in Sichtweite. Sieben Spiele noch.
Als erstes geht es mal zu den Rovers nach Blackburn.
Die haben zwischenzeitlich die Rote Laterne von Fulham übernommen - und beide Vereine sind zum jetzigen Zeitpunkt auch rechnerisch abgestiegen. Es geht also nur noch darum, sich anständig zu verabschieden.
Und so spielen sie auch.
Zweimal gleichen sie unsere Führungen aus, in der Schlußviertelstunde scheitern sie gleich drei mal an latte oder Pfosten - nur um in der Nachspielzeit noch einen eher zweifelhaften Elfmeter zu kassieren.
Die Chance läßt sich Valero nicht entgehen und so gewinnen wir ein völlig ausgeglichenes Spiel mit sehr viel Glück in letzter Sekunde doch noch.
Beim nächsten Spiel - zuhause gegen Kellerkind Gillingham - haben wir eine Woche später weniger Glück.
Ironischerweise machen wir ein deutlich besseres Spiel als in Blackburn - aber diesmal haben die Gäste das Glück gepachtet.
Nur einmal - per Elfmeter - vermögen wir ihren Keeper Rollins zu überwinden, sie dagegen murmeln uns drei Slapsticktore ins Netz und wir stehen am Ende wie die begossenen Pudel auf dem Feld und fragen uns, wie wir dieses Spiel mit 3:1 verlieren konnten.
Gegen Bradford City muß eine bessere Chancenverwertung her - und genau das trainieren wir daher in den drei Tagen zwischen den Spielen auch.
Es hilft zwar - dank zweier Alan-Kelly-Tore kurz vor und nach der Halbzeit gewinnen wir mit 2:1 - aber spielerisch war das wieder ein Rückschritt.
Die Mannschaft ist augenscheinlich nervös.
Man muß kein Hellseher sein, um das mit der Tatsache zu erklären, dass einige dieser Spieler vor kurzem noch in der dritten oder gar vierten Liga spielten und die Aussicht auf die Premier League selbst für mich schwindelerregend ist.
Man muß den Spielern aber zugute halten, dass sie wirklich alles in die Waagschale werfen.
Bei Hull City ist das aber auch nötig, die könnten theoretisch mit einem Sieg gegen uns sogar nochmal ins Rennen um Platz sechs eingreifen.
Nach 2 Minuten liegen wir hinten, nach 30 Minuten auch.
Nach 31 Minuten führen wir dann 2:1.
Wie bitte?
Joa, Potter - angestachelt durch Beastons 48-Sekunden-Doppelpack einige Wochen zuvor - braucht diesmal sogar nur 46 Sekunden, um die Gastgeberführung in eine Gästeführung zu verwandeln.
Eine Führung, die wir in der restlichen Spielzeit mit Klauen und Zähnen verteidigen. Sieben gelbe Karten sprechen eine überdeutliche Sprache - aber die Punkte sind unser!
Und sie sind soooo wichtig - aber dazu gleich mehr.
Vorher noch ein Wort zu den letzten beiden Spielen dieses Monats.
In Leeds erreichen wir, auf dem Zahnfleisch kriechend (9 angeschlagene Spieler), mit Müh und Not ein 1:1.
Fünf Tage später bleibt uns - stark ersatzgeschwächt - eine weitere Sensation im FA Cup leider verwehrt.
In Wembley verlieren wir das Halbfinale gegen die Tottenham Hotspurs glatt mit 0:2.
Zwei extrem frühe Tore ziehen uns komplett den Zahn.
Und dennoch ist weder unseren Anhängern noch den Spielern oder Verantwortlichen gegen Ende des Monats große Enttäuschung anzumerken, denn ...
durch den Punkt in Leeds und die gleichzeitige Niederlage von Arsenal ist uns der direkte Aufstieg zwei Spieltage vor Schluß nicht mehr zu nehmen!
Exakt 60 Jahre nach dem bitteren Abstieg aus der Premier League sind die Owls zurück in der Beletage des englischen Fussballs.
Das Spiel in Leeds verfolgen nicht nur 15.000 Fans im Stadion, sondern auch mehr als 40.000 im ausverkauften Hillsborough auf Großbildleinwand.
"We are blue, we are white - we are Sheffields dynamite!"
Naja, oder so ähnlich.
Die beiden Spiele im Mai ziehen irgendwie vorüber - das letztlich bedeutungslose 1:4 in Leicester, die es dennoch nicht schaffen, Cardiff oder Leeds auf den letzten Metern noch abzufangen sowie das Spektakel beim 2:2 gegen Newcastle, in dem beide Mannschaften ohne taktische Fesseln einfach nur Fussball spielen und beide Fankurven gemeinsam, ausgelassen und sehr friedlich den Aufstieg in die Premier League feiern, sind irgendwie einfach schöne Randnotizen, die man achselzuckend hinnimmt.
Alles wird überlagert von den Glücksgefühlen, dass das große Ziel, die große Sehnsucht des Owls-Anhangs nach sechzig langen und teilweise sehr tristen Jahren endlich erfüllt wurde.
Die neue Saison, soviel scheint sicher, wird finanziell ein Segen, sportlich ist sie dagegen ein potentieller Spießrutenlauf.
Eine konkurrenzfähige Mannschaft aufzustellen wird eine titanische Aufgabe.
Das ist uns bereits klar, bevor die Abgänge am Saisonende feststehen:
In den Tagen nach dem letzten Spieltag erreichen mich wieder einmal zwei interessante Jobangebote.
Aber die muß ich beide ablehnen.
Ich habe keine Ahnung, was die nächste Saison bringt.
Im Moment weiß ich noch nicht einmal, ob ich überhaupt Trainer bei Wednesday bleibe.
Ich brauch erstmal einen Moment zum Durchschnaufen.
Und dann sehen wir weiter.
Eine kleine Randnotiz gäbe es allerdings noch:
Es hat nicht viel gefehlt und Sheffield hätte das FA-Cup-Finale unter sich ausmachen können.
Aber am Ende waren die jeweiligen Konkurrenten doch zu stark.
In der nächsten Saison wird es dennoch endlich mal wieder Pflichtspielderbies in Sheffield geben!
(Dass United als einer der Kandidaten für den Titel gilt, macht es natürlich noch ein bißchen verlockender, von Derbysiegen gegen die Blades zu denken.
Was könnte denn schöner sein, als ihnen die Mesterschaft zu versauen?!