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Autor Thema: [FM 20 bis 24] Lavayeuxs Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers  (Gelesen 70237 mal)

knufschu

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Auf Französisch klingt natürlich immer alles besser als "Der Ernst Kuzorra ihm seine Geliebte ihr sein Stadion" ... Vermutlich wird es ein gesichtsloses "Stade de FC Metz" (in Ermangelung an denkbaren grammatikalisch geprägten Wortspielen unterlasse ich weitere Versuche).

Sportlich: Das war ein packendes Saisonfinale, das du - wie gewohnt - in schöne Worte kleidest.
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I (didn't) sho(o)t the sheriff - oder: Lava goes Europe I

 

Sommer bis Spätherbst 2047, Metz, Frankreich






"Duhuu, Schaaahaaatz?"

Oha, diesen Tonfall kenne ich.
Wenn Vicky so flötet, kommt meist eine mehr oder minder unangenehme Überraschung auf mich zu.
So wie neulich, als sie mir mit Unschuldsmiene erklärte, dass unser neues pinkfarbenes Bad aus einem Mißverständnis mit dem Innenarchitekten resultierte und nicht etwa, wie von mir fälschlicherweise vermutet, aus ihrer Vorliebe für diese Farbe.
Oder in der Woche zuvor, als ich mich plötzlich mit der Tatsache konfrontiert sah, dass der Metzer Posaunenchor seine Übungsstunden in Zukunft in unserem gerade fertigrestaurierten Kellergewölbe abhalten würde (von wo es nunmehr drei mal die Woche mehrere Abendstunden lang herrlich dumpf zu uns herauftutet), weil der Chorleiter ein alter Freund eines Schwippschwagers der Großcousine ihrer früheren Klassenkameradin Klara sei, der sie noch nie eine Bitte abschlagen konnte.

(Dass besagte Klara sich weder an die Großcousine noch den Schwippschwager erinnern konnte, vom alten Freund ganz zu schweigen - ja, dass Vicky und Klara seit Jahren überhaupt nicht miteinander gesprochen haben und dass die Posaunisten vielmehr einfach vor der Tür standen und Vicky schlicht überrumpelten ... tja, das erfahre ich natürlich nicht. Beziehungsweise erst, als mir zufälligerweise der Cheftrötist und Oberposaunist über den Weg läuft.)

Mir schwant also schonmal Übles, während ich zurückrufe:

"Was ist denn?"
"Hast Du vielleicht einen Moment, bitte?"

Ich bahne mir also einen Weg durch den von diversen Kartons, Malermaterialien und sonstigem Kram ordentlich vollgemüllten Flur unseres Domizils und schlängele mich ins Wohnzimmer.
Da steht sie, die Sonne meines Lebens, mit verlegenem Lächeln und einem Dutzend A4-Blätter in der Hand.
Ich schaue sie mit einer Mischung aus Neugier und gespanntem Pessimismus an.

"Was hast Du denn?"
"Öhm ...", sie wedelt halbherzig mit den Blättern.
"Ich hab da ein ... ähm ... Angebot bekommen..."
"Oh klasse, hat sich endlich der Fliesenleger gemeldet oder der Heizungsbauer?"
"Öhm ... nee, nicht direkt ... mein Großonkel Louis. Der aus England."
"Der Shakespeare-Nerd?", frag ich mit spontan hochgezogener Augenbraue.
"Du sollst ihn doch nicht so nennen!"
"Tschulligung. - Was will er denn?"
"Das ist es ja ... er braucht dringend eine neue rechte Hand und ..."
Mir klappt der Unterkiefer runter.
"Dann soll er sich gefälligst auf die Warteliste setzen lassen, ich laß mir doch nicht die Hand absägen!"
"Gerard!! Jetzt bleib doch mal ernst und hör zu."
Ich nicke folgsam und lausche.
"Onkel Louis führt doch das Shakespeare-Museum und das ist in den letzten Jahren immer mehr und größer geworden, die Festspiele gehen inzwischen über den ganzen Frühling, Sommer und Herbst - und sein Öffentlichkeitsarbeits-Chef hat Knall auf Fall gekündigt..."

Ich lege den Kopf schräg und schaue sie dezent mißtrauisch an.
"Was möchtest Du mir sagen, Vicky? Hat Louis etwa DIR die Stelle ..."

Sie seufzt und nickt.
"Gerard, Du weißt, ich liebe Dich und ich bin wirklich sehr gern so oft wie nur irgend möglich mit Dir zusammen.
Aber ich hab hier die einmalige Gelegenheit, nochmal was wirklich aufregendes in meinem Leben zu machen, etwas, womit ich nie im Leben gerechnet hätte..."
"Hast Du denn Ahnung von Shakespeare?"
"Nicht wirklich.", grinst sie. "Aber das kann ich mir ja anlesen, so schwer kann das wohl nicht sein, oder?"
Ich schüttele etwas fassungslos den Kopf. "Dir ist hoffentlich klar, dass dieses Jobangebot die reinste Vetternwirtschaft ist."
"So wie Dein erstes Trainerengagement in Schwarzach und so wie der Managerposten, mit dem Du Deine ersten Gehversuche im luxemburgischen Fussball finanziert hast."
"Touché. - Und wann fängst Du da an?"
"Du erlaubst es mir?"
Ich zucke mit den Schultern. "Soll ich mich hier hinstellen und Dir diese Chance verbauen? Ich mag ja manchmal ein Arsch sein, aber doch kein Riesenarsch! - Es paßt mir zwar ehrlich gesagt genausogut in die Planung wie ein Blizzard beim Sommerfest, aber Du nimmst das Angebot natürlich an, wenn Du das willst."
Sie fliegt mir in die Arme.
"Danke! - Ich muß dann mal packen."
"Wann geht es denn nun los?!"
"Ich nehm den Zug morgen früh um acht."
"MORGEN?! Und was wird mit der Renovierung?!"
"Aaach, das schaffst Du schon, Du hast doch noch die Jungs hier, zusammen rockt ihr das!"
Küßchen auf die Wange und schon schwebt meine Holde gen Schlafzimmer, um die Koffer zu packen.
Kann ja heiter werden - und auf Wochenendbeziehung hab ich eigentlich auch keine Lust (zumal das wohl eher Wunschdenken wäre, denn an den Wochenenden wird sie zukünftig genauso ausgebucht sein wie ich. *seufz*)



~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~


Die Ex-Fanclub-Rasselbande ist genauso verdattert wie ich, als Vicky ihnen am Nachmittag die Neuigkeit mitteilt.
"Und was wird mit dem Schloß hier?"
"Ganz einfach", seufze ich, "das ist ab sofort reine Männersache."
"Na herzlichen Dank auch!"

Zum Glück sind wir im Frühjahr schon gut vorangekommen, die Instandsetzungen an den Gebäuden sind soweit abgeschlossen.
Das Einzige, was noch fehlt, sind "Innereien" - Parkett, Fliesen, die eine oder andere Wand zum Verputzen und so weiter.
Bloß gut, dass ich im April meinen Vertrag bis 2049 verlängert habeund gleich noch eine ordentliche Gehaltserhöhung rausschlagen konnte, dadurch ist es unserer Männer-WG möglich, die meisten Arbeiten einfach an lokale Handwerker zu delegieren und denen, statt selbst anzupacken, einfach beim Arbeiten zuzusehen und sie auf Fehler hinzuweisen.
So macht handwerkliche Betätigung auch gleich viel mehr Spaß.
Also uns zumindest.
Was die Lokalkräfte dazu sagen, fragen wir lieber nicht.


~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~






Unser Bataillon de Metz schafft es trotz aller privaten Baustellenverpflichtungen und trotz eines neuerdings öfter schlechtgelaunten Chefs (also mir), aus den entferntesten Winkeln Frankreichs, Luxemburgs und Belgiens über ein Dutzend wirklich vielversprechende Jungspunde anzuschleppen, die erstmal in den Jugendmannschaften auf den richtigen Weg geschubst werden sollen, bevor sie dann irgendwann vielleicht die Chance bekommen, in die U19 aufzusteigen.

Und der Rest unserer Scouts läuft sich auf der Suche nach Verstärkungen für ebenjene U19 und für die Erste die Hacken wund.
Tut bestimmt höllisch weh, lohnt sich aber.
Denn unter anderem bekommen wir einen absolut großartigen neuen Linksverteidiger, der zusätzlich auch noch einen passablen Flügelstürmer abgibt.

Damit haben wir links hinten nun endlich genauso wie rechts hinten die Wahl aus einem defensiveren und einem offensiveren Außenverteidiger - genau so und nicht anders muß das!


Bei der Finanzierung dieser und anderer Kaderverbesserungen hilft uns zum einen natürlich die Tatsache, dass wir in der Vorsaison wieder ein ordentliches Stück vom TV-Gelder-Kuchen abgebissen haben, zum anderen aber auch, dass eben dieser Kuchen wieder etwas größer wird.

Überhaupt, die Finanzen. Ich bin jedesmal aufs Neue erschüttert, mit welchen Summen wir hier jonglieren, ohne mit der Wimper zu zucken.
Ein vielversprechender Jugendspieler, der in ein, zwei Jahren vielleicht weiterhelfen könnte, jetzt aber erstmal eine "Anschubfinanzierung" von 250.000 Euro in Form einer Ablöse benötigt?
Sicher dat, kein Problem, hier ist die Kohle, Gerard, kauf Dir was Schönes!
Unglaublich. Solche Summen waren bei manchem meiner früheren Vereine der gesamte Jahresgehaltsetat...




Der Ansatz, Jugendspieler zu sichten und sie gezielt zu Spitzenkickern zu formen, wird dabei in diesem Frühjahr und Sommer immer deutlicher als Riesenerfolg sichtbar.
Als die Fachzeitschriften die vielversprechendsten und besten Jugendspieler des Landes küren, können die anderen Vereine allesamt nur neidisch nach Metz schauen, wo die Journalisten mit dem Aufzählen der potentiellen künftigen Fussballer des Jahres gar nicht mehr nachkommen.

Klar ist Mickael Teyssier dabei immer noch unser Platzhirsch in Sachen "spektakulärer Spieler", aber Mittelfeldabräumer Arguelles (der Vidal schon vor dessen Abgang vergessen läßt) und Innenverteidiger Erasmo (unser zweiter Brasilianer im Team) folgen ihm quasi buchstäblich auf dem Fuß.
Und dann wären da ja noch Georgiev, Louaisil, Voli Bi ... und in die Zweite und die U19 haben wir bei diesem Überblick noch gar nicht reingeschaut!






Um die Zukunft der Mannschaft muß einem also nicht bange sein, zumal wie erwähnt ja beide Scoutingteams mit Hochdruck und auch höchst erfolgreich daran arbeiten, dass der "Nachschub" an Spielern mit aus beiden Ohren quellendem Talent nicht versiegt.

Aber solche Rohdiamanten sind das eine - ein Gerüst von gestandenen Spielern, die eben jenen Rohdiamanten Halt, Sicherheit und Orientierung (sowie den einen oder anderen großväterlichen Rat) bieten, ist mindestens genauso wichtig.
Und da ist es doch beruhigend, wenn man Spieler wie zum Beispiel Matteo Pinto im Kader hat.
Leitwolf, Mittelfeldstratege, Antreiber, Vaterfigur (mit grade mal 27!) - Matteo ist schlicht unersetzlich für uns und die Entwicklung, die er in den letzten Jahren genommen hat, ist der helle Wahnsinn.


Das gilt übrigens genauso für Corentin Fischer und Marco Giua.
Die drei bilden unser eindeutiges Leitfigurentriumvirat und sind auf und neben dem Platz diejenigen, die den Laden am Laufen und die Atmosphäre im Team auf einem guten Level halten.
Und auch diejenigen, die die richtige Einstellung vorleben.

Gerade Giua ist ein Paradebeispiel dafür, was für ein Riesenglück ich mit dieser Mannschaft habe.
In unserer letzten Zweitligasaison noch DER Goalgetter und Sturmstar der Mannschaft, hatte er in unserer ersten Ligue-1-Saison mit großen Anpassungsproblemen zu kämpfen und wurde im Winter schließlich mit der Verpflichtung von Verhelst mit einer für ihn völlig ungewohnten Situation konfrontiert: plötzlich war er nicht mehr unumstrittene Nummer 9, sondern mitunter sogar Bankdrücker!
Giua hat das nicht nur professionell auf- sondern sogar als Ansporn genommen, noch härter an sich zu arbeiten und sich wieder und wieder anzubieten.
Der Lohn: er ist inzwischen wieder unumstrittener Bestandteil der Startelf - nur eben nicht mehr im Sturm, sondern auf der linken Außenbahn, wo er die gegnerischen Verteidiger ein ums andere Mal in Angst und Schrecken versetzt, weil es in der Ligue 1 wenige Spieler gibt, die technische Stärke, Übersicht, explosive Geschwindigkeit sowie Torgefahr inner- und außerhalb des Strafraums mit einer derartigen körperlichen Präsenz verbinden.
Giua schießt in seiner neuen Rolle natürlich keine 25+ Tore in der Saison mehr - aber seine Scorer haben sich dennoch nach oben entwickelt. Für jedes Tor, das er mangels Mittelstürmerrolle nun nicht mehr schießt, sind statistisch 1,5 Vorlagen dazugekommen, von denen Heimisson, Verhelst oder Pignet im Sturmzentrum oder - vor allem - sein kongenialer Partner auf der rechten Außenbahn, Mickael Teyssier, profitieren.

Unsere Offensivreihe ist natürlich nicht unaufhaltsam, aber wir können in aller Bescheidenheit konstatieren, dass uns wohl mindestens die Hälfte, vielleicht sogar zwei Drittel der anderen Erstligisten um ein Sturmtrio der Güteklasse Giua - Verhelst - Teyssier beneiden.
Insbesondere, wenn aus dem Mittelfeld auch noch ein Fernschußspezialist wie Fischer nachstößt und die gegnerischen Verteidiger ein ums andere Mal vor die Qual der Wahl stellt, welchen der nachweislich torgefährlichen Spieler meiner Mannschaft sie jetzt zuerst am Schuß hindern sollen...

Leider - und das ist ein Ausblick, den wir bisher tunlichst unter den Teppich kehren, sowohl innerhalb des Kaders als auch gegenüber der Öffentlichkeit - wird das allerspätestens am Ende der kommenden Saison wohl deutlich anders aussehen.
Denn die fantastischen Leistungen und Entwicklungen der Mannschaft haben ihren Preis, ganz buchstäblich.

Ein Drittel des Erstligakaders hat Verträge, die spätestens 2049 auslaufen und die wir wohl nicht verlängert bekommen werden.


Exemplarisch sei hier Matteo Pinto genannt, der für eine Verlängerung zwischen 2,5 und 3 Millionen Euro verlangt.
Die ist er auch wert, das gebe ich ihm deutlich zu verstehen - nur können und werden wir das nicht zahlen, das sage ich ihm genauso deutlich.
Wenn ich zwei, drei Spieler mit einem solchen Vertrag beglücke, sind wir im Gehaltsbudget-Minus.
Und solange ich hier was zu sagen habe, wird das nicht passieren. Punkt.


Die Gespräche mit Pinto, Giua, Giraldi, Navarro und den anderen genannten Spielern führen zu dem Ergebnis, dass wir zumindest Planungssicherheit ab Juli 2049 haben, da sind sie nämlich absehbar alle weg.
Entweder am Ende der Saison 2048/49 ablösefrei (was zwar schlimm, aber kein Super-GAU wäre, da wir dank der strikten Finanzpolitik und der heftig sprudelnden Ligue-1-Einnahmen auch ohne Transfererlöse gut aufgestellt sind) oder eben vorher mit Ablöse.

Fischer, Diallo und Rubio werden uns dagegen definitiv mit Ende der nun kommenden Saison verlassen, da sie keinen neuen Vertrag mehr erhalten. Auch wenn sie selbstverständlichen noch sportlichen Wert haben (!), können wir ihnen die gewünschten Millionengehälter für einen absehbaren Bankplatz in der Zukunft einfach nicht bezahlen.

Irgendwann während der Vorbereitung auf die Saison kommt dann auch noch Teyssiers Berater auf mich zu und fragt an, wie es denn mit einer Vertragsanpassung für seinen Schützling aussähe?
Aktuell habe der Junge ja noch seinen Jugendvertrag und 150.000 Euro seien als Gehalt ja wohl kaum angemessen, wenn man sich seine Leistungen auf dem Feld und seinen Wert für die Mannschaft so ansähe.
Ich stimme dem Herrn bis hierhin zu und frage, wie denn die Summe aussähe, die er und sein Beratener im Kopf hätten.

Als ich wieder zu mir komme, sitze ich auf der Trainerbank und mein Co-Trainer Pierre schaut mich sehr besorgt an.


Okay, damit ist zumindest geklärt, dass Teyssier allerspätestens 2051 auch weg ist.
Wir werden ihm kaum ein Gehalt zahlen (können), das für eine halbe Stammelf reicht!
(Unter uns gesagt - ich glaube nicht, dass Teyssier auch nur bis 2049 hier spielt - irgendein reicher englischer oder spanischer Verein wird die aufgerufene Ablöse von mindesten 65-70 Millionen investieren, da bin ich mir ziemlich sicher...)

Letzte Ablenkung vor dem Ligastart:
Angebote anderer Vereine.
Wie inzwischen jedes Jahr melden sich wieder einige mehr oder minder interessante Clubs mit der Frage, ob ich nicht lieber auf ihrer Trainerbank säße als auf der des FC de Metz.
Ihre sei sogar gepolstert, ja manche prahlen sogar mit Sitzheizung.

Das in meinen Augen mit Abstand interessanteste Angebot kommt dabei aus Deutschland.
Die Frankfurter Eintracht ist seit anderthalb Dekaden einer der Spitzenvereine des Landes, hat seit 2032 nur dreimal schlechter als auf dem 6. Platz abgeschlossen, landet meist sogar in den Champions-League-Plätzen.
Also sportlich ein Upgrade zum FC Metz - hier versuchen wir ja gerade erst, uns als Erstligist fest zu etablieren.
Das angebotene Gehalt läßt mich tatsächlich kurz ins Grübeln kommen - 500.000 Euro sind ein heftiger Batzen Geld!

Aber am Ende schüttele ich den Kopf.
Ich fordere von meinen Spielern die Konzentration auf Sportliches, aufs Hier und Jetzt, da kann ich wohl kaum für ein paar Euro mehr einfach sang- und klanglos verschwinden.
Stattdessen verweise ich auf meinen erst vor wenigen Monaten bis 2049 verlängerten Vertrag ohne Ausstiegsklausel und bedanke mich für das schmeichelhafte Interesse.


Und dann geht endlich die neue Saison los - das erste Mal seit langer Zeit, dass ich sowohl in einer Meisterschaft als auch einem Pokal als auch einem Europapokal um Erfolge kämpfen darf.
Ich bin aufgeregt wie seit Jahren nicht.






Zitat

Die ersten Spiele sind gespielt, der erste Monat der neuen Spielzeit absolviert.
Und der FC Metz schickt sich ein weiteres Mal an, alle Unkenrufe als pessimistisches Gequake zu entlarven.
Als sei das deutliche und hochverdiente 4:0 zum Saisonauftakt gegen den FC Lorient nicht Warnung genug an die Konkurrenz gewesen, ließen die Mannen des luxemburgischen Trainers Lavayeux danach zwei absolute Paukenschläge folgen.
Erst wurde der fast schon bedauernswerte Erzrivale Strasbourg in seinem eigenen Stadion phasenweise vorgeführt wie eine Schülermannschaft - und in der Woche darauf gab es gar einen absolut verdienten Sieg gegen die AS Monaco, die seit Jahren das Nonplusultra des französischen Fussballs darstellt.
Damit grüßen die Granatroten nach drei Spielen also von der Tabellenspitze - wer hätte das gedacht?

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Ein auf den ersten Blick durchwachsener Monat mit zwei ehrlicherweise erwartbaren Niederlagen.
Es wäre - so realistisch darf man auch als Fan des FC Metz sein - schlicht vermessen, bei PSG oder in Marseille NICHT jederzeit mit einer Niederlage zu rechnen.
Und daher ist das einzige Ergebnis dieses Monats, das man mit einiger Berechtigung "enttäuschend" nennen kann, das 2:2 zuhause gegen die AS Saint-Etienne. Aber selbst da muß man anerkennen, dass sich Les Grenats von einem katastrophalen Spielbeginn samt 0:2-Rückstand nach nicht einmal 10 Minuten nicht haben entmutigen lassen. Ein Punkt der Moral, sozusagen.
Das 2:0 in Caen und insbesondere die 5:0-Klatsche, die man Rennes verpaßte, fallen dagegen in die Kategorie "klasse Spiel!".
Die Tabellenführung mag futsch sein, aber das sollte niemanden enttäuschen.
Mal ehrlich: der FC de Metz als französischer Meister?
Sicher, unter Lavayeux gabs schon häufiger Überraschungen, aber das wär wohl doch eine zu große Sensation.
Und Platz zwei, das wollen wir mal nicht vergessen, würde die erstmalige Qualifikation des Vereins für die Champions League bedeuten.

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Ein weiterer erfolgreicher Monat für den FC de Metz - mit tendenziell besseren Ergebnissen als erwartet.
Gut, in Rennes wäre bei besserer Chancenverwertung vielleicht sogar ein Punkt drin gewesen, aber manchmal läuft ein Spiel eben nicht so glücklich wie man es gern hätte.
Die Spiele gegen Montpellier und vor allem Lyon zeigten dagegen wieder einmal, warum die Granatroten in dieser Saison so überraschend erfolgreich sind - sie scheinen jederzeit in der Lage, eine Schippe draufzulegen, wenn es erforderlich ist. Kein Gegner, der die Anfangsphase gegen Metz dominiert, sollte erwarten, dass das im weiteren Spielverlauf so bleibt.
Zumal Coach Lavayeux inzwischen einen Erstligakader zur Verfügung hat, der in seiner Breite und Variabilität seinesgleichen sucht.
Es gibt nur wenige echte Stars in der Mannschaft - am ehesten zählen da vielleicht noch die Offensivleute Giua und Teyssier, Mittelfeldanker Pinto und Keeper Giraldi dazu - aber wen auch immer er aufstellt, ob klare Stammspieler oder den dritten Backup: sie alle werfen sich mit Feuereifer in jeden Zweikampf und wissen ab dem ersten Ballkontakt offensichtlich genau, was sie zu tun haben.
Und dabei ist es auch egal, ob die Formation wie vor einigen Wochen gegen Rennes ein 442 mit defensiver Mittelfeldachse oder wie gegen Lyon ein nahezu klassisches 433 ist.
Die jahrelange taktische Arbeit mit der Mannschaft - und natürlich die Tatsache, dass der Kern des Teams nun schon mehrere Jahre zusammenspielt - zahlt sich mehr und mehr aus.
Es macht einfach Spaß, dem Team zuzuschauen!

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Zitat

Mit einem November, in dem der Club in der Liga ungeschlagen und gegentorlos bleibt, festigt der FC de Metz seinen zweiten Platz in der Ligue 1.
In drei Spielen gegen Mannschaften aus dem Mittelfeld beziehungsweise der Abstiegsregion ließen sich Lavayeux und seine Mannen nichtmal vom Ausfall der halben Mannschaft bremsen. Wenn die Topscorer Teyssier und Giua nicht verfügbar sind, dann springen eben van Haaren (der vor der Saison beinahe nach Essen gewechselt wäre) oder Diallo ein und markieren die Siegtore.
Die Qualifikation für die Champions League ist nach einer knappen Hälfte der Saison jedenfalls weiterhin eine realistische Möglichkeit.
Und die Euphorie rund um den Verein wächst und wächst...

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Auch wenn der Spielplan es natürlich in den letzten beiden Monaten gut meinte mit dem FC Metz - sechs Siege ohne Gegentor in Folge sind eine herausragende Leistung!
Wenn man überhaupt ein Haar in der Suppe finden möchte, dann ist es die leicht gehemmte Offensive, die in diesen sechs Spielen lediglich 9 Tore zustandebrachte, so dass 1:0 das neue Standardergebnis der Granatroten geworden ist.
Andererseits ist die Verletztenmisere weiterhin deutlich, dass etliche Spieler nach und nach ihre Gelbsperren absitzen mußten, machte die Sache auch nicht einfacher.
Unter diesen Rahmenbedingungen wird der zweite Platz, auf dem der FC Metz nach Abschluß der Hinrunde immer noch steht, so langsam zur Sensation.

Wir sind gespannt, wo die Reise nach der Winterpause in den drei Wettbewerben hingeht.

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Zum Schluß noch ein Blick auf die erste Mannschaft, wie sie sich im Dezember darstellt.



Und zu guter Letzt noch ein Ausblick, der den Jugendtrainern in Metz im Winter zum Sabberlätzchen verholfen hat:

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Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers

Agariel

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Was die Lokalkräfte dazu sagen, fragen wir lieber nicht.

Ich verstehe nicht so ganz was du damit sagen willst.
Der Fliesenleger hat sich eindeutig sehr darüber gefreut wie wir ihn angefeuert haben ("Jetzt zieh doch endlich ab! Los! ... JAAAA das passt genau!!! Das Ding ist DRIN!!!!!")
Die darauf folgenden Diskussionen ob man jetzt lieber erstmal "dicht machen" sollte oder "direkt auf den nächsten Treffer hinarbeiten" waren vielleicht etwas verwirrend für ihn, aber die Viertelstunde Bierpause alle 45 Minuten fand er klasse.

Gut, nach der 4. Pause hat das mit dem Treffen dann nicht mehr ganz so gut geklappt und es ging öfters mal was daneben, aber die meisten hat das zu dem Zeitpunkt eh nicht mehr gestört.
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I (didn't) sho(o)t the sheriff - oder: Lava goes Europe II

 

Winter 2047/48 bis Frühsommer 2048, Metz, Frankreich






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Der Januar läuft wohl unter der Rubrik "Fehlstart in die Rückrunde".
Während die Niederlage in Monaco wohl niemanden überrascht haben dürfte - zu formstark sind die Monegassen seit Monaten - kann es für die pomadige Vorstellung im Heimspiel gegen Caen nur eine Zusammenfassung geben: Frechheit.
Es geht nicht mal darum, dass der FC Metz gegen Caen verliert, sondern wie.
In einer auch schon eher behäbigen ersten Hälfte schießen die Gastgeber einen scheinbar beruhigenden 2:0-Vorsprung heraus, nur um in Hälfte Zwei das Fussballspielen gänzlich einzustellen und den bedauernswerten Keeper Giraldi ein ums andere Mal mit der kompletten Gästeoffensive allein zu lassen.
Dass auch ein Keeper seiner Klasse dann ncith alles halten kann, dürfte wohl allen klar sein.
Gerüchteweise wurde es in der Kabine nach dem Spiel sehr laut.
Es dürfte interessant sein zu sehen, wie sich die Mannschaft in den nächsten Spielen präsentiert.

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Im letzten Monat haben wir an dieser Stelle die Frage aufgeworfen, wie sich der FC Metz nach dem enttäuschenden Spiel gegen SM Caen präsentieren würde.
Die Antwort: furios!
Das Unentschieden in Lorient, beim Europacup-Anwärter, war schon eine deutliche Verbesserung.
Und dann gab es für die Fans der Les Grenats endlich wieder richtig was zu jubeln.
Ein Last-Minute-Sieg gegen PSG, der hochverdient war, ein zu keiner Zeit gefährdetes 2:0 beim Tabellenvorletzten Stade Reims und zu guter Letzt ein rauschendes Fussballfest gegen Olympique Marseille, bei dem sich die Granatroten eindrucksvoll für die Hinrundenniederlage revanchierten und dem Gast aber auch nicht den Hauch einer Chance ließen.

Der zweite Platz scheint gefestigt, "dank" des Januars ist der Traum von der Meisterschaft dagegen ausgeträumt.
Aber wer hat denn schon von der Meisterschaft geträumt in Metz?!

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Die Form aus dem Späthertbst ist wiedergefunden, wie es scheint - weder die AS Saint-Etienne noch Olympique Lyon (beides ja direkte Konkurrenten um einen Europapokalplatz!) und schon gar nicht der HSC Montpellier hatten wirklich eine Chance in diesem Monat.
Metz marschiert - und so ganz langsam ist der Traum von der erstmaligen Champions-League-Teilnahme des FC Metz eine greifbare Realität.

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Rennes, Lens, Bordeaux - nahezu lässig zur Seite geschoben vom FC Metz auf dessen Weg in die Champions LEague.
Auch wenn die Ergebnisse oft knapp wirken, die Spiele waren es nicht. Das einzige, was man der Mannschaft wieder einmal vorwerfen kann, ist die mangelnde Chacnenverwertung.
Und genau die wurde ihnen auch im Spiel gegen Lille zum Verhängnis. Hätte allein Verhelst eine weitere seiner vielen Chancen genutzt, hätten sich die Gäste nach dem Ausgleich in der 93. Minute nicht über ein absolut unnötiges Unentschieden ärgern müssen.
Ist aber eigentlich egal: die erstmalige Champions-League-Teilnahme des FC Metz ist ihnen auch rechnerisch kaum noch zu nehmen.
Die "Lothrigner Nachrichten" gratulieren hiermit schonmal!

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Der Football Club de Metz spielt nächste Saison in der UEFA Champions League!
Trotz einer grauenvollen Heimdemütigung gegen Racing Strasbourg am letzten Spieltag wird das lothringische Team überlegen Zweiter in der Meisterschaft und erzielt damit das beste Meisterschaftsergebnis der Vereinsgeschichte.
Trainer Lavayeux hält sich allerdings zu seiner Zukunft bedeckt.

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Und hier unser kurzer Rückblick auf den Coupe de France.

Als Erstligist steigt der FC Metz erst in der neunten Runde ein und bekommt mit Stade Reims gleich mal ein heftiges Auswärtsspiel vor den Latz geknallt.
In der Liga dümpeln die Gastgeber meist unter dem Strich herum, im Pokal spielen sie dagegen befreit auf und haben die granatrot gekleideten Gäste lange am Rand einer Niederlage. Erst die Einwechslung von Pignet für den völlig glücklosen Verhelst wendet das Blatt und Metz kann sich schlußendlich ins Elfmeterschießen retten, wo sie dank eines doppelt parierenden Giraldi das bessere Ende für sich haben.

In der zehnten Runde gibt es ein weiteres Auswärtsspiel für die Lothringer - diesmal wartet Viertligist Evreux. In einem einseitigen Spiel spaziert Metz ins Sechzehntelfinale, wo ein ganz anderes Kaliber wartet:

Olympique Lyon - und natürlich ebenfalls wieder auswärts.
Das auf dem Papier schwere Los entpuppt sich allerdings als leichtes Spiel, Metz hat die Gastgeber zu jeder Zeit im Griff, scheitert jedoch wieder und wieder vor dem Tor.
Erst als die Partie in die Schlußphase einbiegt und die Abwehrkräfte der Lyoner langsam erlahmen, stellen die Gäste innerhalb von vier Minuten (!) den 3:0-Endstand her, der auch in dieser Höhe völlig in Ordnung geht.

Im Achtelfinale wartet erneut ein Erstligist, diesmal findet das Spiel allerdings in Metz statt.
Die AJ Auxerre ist in der Liga mit dem Abstiegskampf beschäftigt und nimmt den Pokal - ähnlich wie Reims - als willkommene Abwechslung, um endlich einmal ohne Druck spielen zu können.
Heißt aber natürlich nicht, dass Metz dieses Spiel ebenso locker nimmt - und so steht auch hier am Ende ein klares verdientes 3:0 zu buche.

Das Halbfinale - zuhause gegen Spitzenteam Rennes - ist bis in die Schlußphase hart umkämpft. Fischer bringt die Gastgeber zwar schon nach 19 Minuten mit einem Frreistoß Marke "Tor des Monats" in Führung, aber danach und bis weit in die Nachspielzeit müssen die Lothringer zittern, weil Rennes mit jeder Minute stärker wird.
Matchwinner ist denn auch Keeper Giraldi, der nicht weniger als acht Großchancen der Gäste vereitelt und folgerichtig zum player of the match gewählt wird.

Im Finale wartet nun die AS Monaco, das heißt es gibt ein Finale der beiden besten Ligamannschaften der abgelaufenen Saison.

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Was war vor der Saison nicht alles prognostiziert worden.
Die Dreifachbelastung des Kaders wäre zuviel, Lavayeux habe schon mehrfach bewiesen, dass er das nicht könne, Metz sei der absolute Underdog, auch in der ECL und könne froh sein, überhaupt die Gruppenphase zu erreichen.

Nun, dieses erste Ziel wurde schnell abgehakt und die eben angesprochene Gruppenphase schlußendlich souverän erreicht, auch wenn gerade im Rückspiel in Salzburg zwischenzeitlich ein bißchen Glück - und ein starker Giraldi - nötig war.

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Nicht, dass das die professionellen Unken abgehalten hätte, weiterhin pessimistische Töne von sich zu geben.
Als die Teilnehmer der Gruppenphase feststanden, gings sofort wieder los: "Ein Platz in den Playoffs wäre schon ein Riesenerfolg, guckt euch doch mal die Gegner an!"
Favoritien auf den ECL-Sieg waren schnell ausgemacht: Tottenham, PSV, Ajax, in dieser Reihenfolge.

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Und als es dann tatsächlich mit Tottenham und Tiraspol zwei Schwergewichte wurden, mit denen sich der FC Metz auseinandersetzen mußte, wurden diese Töne selbstverständlich nicht optimistischer.

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Nur - während rundherum alles unkte und lamentierte, bereiteten sich die Spieler und der Trainer offenbar gründlich auf die Gegner vor.
So gründlich, dass sowohl diesen Gegnern als auch den Zuschauern in den Gruppenspielen dann teilweise die Augen überquollen vor Überraschung.
Sechs Spiele, sechs Siege, darunter auch gegen Tottenham und in Tiraspol!
Eine makellose Gruppenphase des belächelten "Außenseiters" - übrigens ein Wort, das Lavayeux oder einer seiner Spieler bis zu diesem Zeitpunkt nicht ein einziges Mal in den Mund genommen hatten.

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Im Achtelfinale dann der Hammer - Lavayeux muß sich mit F91 Düdelingen auseinandersetzen. Eine Art "Erzfeind" für den früheren FOLA-Meistertrainer, der in seiner Zeit in Esch nicht müde wurde zu betonen, wie wenig er vom damaligen Abomeister hält.
Und die Düdelinger haben ihm das offenbar nicht vergessen, denn beim Hinspiel in Luxemburg (vor fast 10.000 Zuschauern) holten sie alles aus sich heraus und besiegten den Favoriten aus Frankreich sensationell mir 2:1.
Für die französischen Unken natürlich ein gefundenes Fressen, konnten sie doch endlich beginnen, den Abgesang auf Lavayeux zu quaken.
Hätten sie mal lieber bis nach dem Rückspiel damit gewartet, dann hätten sie nicht so hastig zurückrudern müssen!
Denn in Metz zeigten die Granatroten dem luxemburgischen Gast überdeutlich die Grenzen auf und schickten Düdelingen mit einem noch schmeichelhaften 5:0 wieder zurück über die Grenze.

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ECL-Viertelfinale.
Gegner: Ajax Amsterdam, einer der drei Topfavoriten auf den Titel.
Natürlich waren die Gazetten wieder voll mit Warnungen und Cassandrarufen - aber der FC Metz zerlegte die Niederländer dennoch im Heimspiel nach allen Regeln der Kunst und fuhr eine Woche später mit einem beruhigenden 3:0-Vorsprung an die Küste.
Dass es in Amsterdam dann doch noch mal spannend wurde und erst Giuas Tor zum zwischenzeitlichen 1:2 Ruhe reinbrachte - geschenkt.
Entgegen allen Pessimismus' zuhause stand der kleine FC Metz, der in Europa noch nie großartig in Erscheinung getreten war, plötzlich im Halbfinale der Conference League.

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Gegner nun: Tottenham Hotspur!

Mit den Nordlondonern hatten die Lothringer ja schonmal die Klingen gekreuzt, beide Seiten wußten also eigentlich, worauf sie sich einstellen mußten.
Oder?!
Das Hinspiel in Metz nahm shcnell Fahrt auf, aber bis kurz vor der Halbzeit fielen trotz bester Chancen auf beiden Seiten keine Tore.
Dann: Freistoß Tottenham, Entfernung mindestens 25 Meter. Joselu, der Mittelfeldstar der Gäste, schnappt sich die Kugel, nimmt zwei Schritte Anlauf und donnert das Spielgerät in einer unglaublichen Flugkurve exakt in den kurzen Winkel.
Giraldi kann nur ungläubig hinterherstarren.
Schock für Metz?
Ach wo!
Keine vier Minuten später - Ecke für die Gastgeber. Teyssier schlägt sie mit viel Effekt an den langen Pfosten, dort steigt der kleine Marco Giua höher als die langen Innenverteidiger der Gäste und köpft zum Ausgleich ein!
Kurz vor der Pause dann einer dieser Pässe von Pinto - einer von der Sorte, die man für nicht möglich hält, wenn mans nicht mit eigenen Augen sieht. Über 30 Meter und die gesamte Abwehr der Gäste aushebelnd erreicht der Ball zentimetergenau den rechtzeitig startenden Verhelst, der noch drei Schritte geht, den Torwart ausguckt, lupft ... 2:1!

Tottenham jetzt angefressen.
Beim nächsten Metzer Angriff packt Johnson die grobe Kelle aus, als Giua an ihm vorbei will.
Blöd nur, dass dieser Zweikampf etwa 8 Zentimeter innerhalb des Strafraums stattfindet und der Schiedsrichter exakt danaben steht.
Verhelst läßt sich eine solche Chance natürlich nicht entgehen - 3:1!

Die zweite Hälfte ist dann eine Geschichte cleveren Metzer Verteidigungsverhaltens, so dass es wieder mal mit einer ordentlichen Führung ins Rückspiel geht.

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Zitat

Das Rückspiel hält den eigentlich Knackpunkt bereits in der 13. Minute bereit.
Nach einem Rempler von Seck gegen Joselu zeigt der Referee auf den Punkt, Lleshaj scheitert jedoch am Pfosten, Joselu mit dem Nachschuß an Giraldi.
Die Gäste, die sehr nervös in die Partie gestartet sind, bekommen mit dieser einen Situation deutlich Oberwasser - und spätestens, als Teyssier und Verhelst Mitte der ersten Halbzeit eine 2:0-Führung herausschießen, ist das Halbfinale entschieden.
Williams Anschlußtreffer kurz vor Ende der Nachspielzeit hat dann nur noch kosmetischen Charakter.

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Zitat

Damit steht jetzt schon fest, dass der FC Metz am Ende dieser Saison in jedem Wettbewerb mindestens den Vizetitel holen wird.
Gegner im Conference-League-Finale ist die PSV Eindhoven - womit dieses Spiel mindestens genauso schwer wird wie das Finale im Coupe de France.

Sehen übrigens auch Lavayeux und seine Jungs so - von den beiden Finals hört man zum ersten Mal in dieser Saison (und mehrfach) das Wort "Underdog" aus ihrem Munde.

Man darf jedenfalls gespannt sein, wie sich der FC Metz in diesen letzten beiden Pflichtspielen der Saison schlägt!


Soweit Furets Ratzfatz-Zusammenfassung einer absoluten Sahnesaison.
Denn das ist sie ja auch schon vor den Finals.

Ansonsten gibt es im Moment wenig Erwähnenswertes zu berichten, außer vielleicht

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« Letzte Änderung: 29.Januar 2024, 19:48:31 von Noergelgnom »
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Juni 2048, Metz, Frankreich


Zitat

"Tja, liebe Zuschauer, Herzlich Willkommen zum Pokalfinale im Coupe de France!
Was für ein schöner Tag, um diesen Höhepunkt der Saison angemessen zu begehen.
Die Sonne scheint, die Vögel zwitschern ... und im Prinzenpark in Paris stapeln sich die Fans, die zahlreich erschienen sind, um den Kampf um den letzten nationalen Titel der Saison live mitzuerleben.
Es ist ja nicht unbedingt mehr David gegen Goliath - was es vor zwei, drei Saisons durchaus noch gewesen wäre.
Aber nein, man muß ja anerkennen, dass die Lothringer desFC Metz mit großen Schritten aufgeholt haben - und inzwischen sogar ab und an in der Lage sind, direkte Duelle zu gewinnen - so wie ihr Heimspiel in dieser Ligasaison zum Beispiel.

Dennoch - der Meister AS Monaco geht selbstverständlich als klarer Favorit in diese Partie und der Trainer der Monegassen, Edmont Dantes, hat den Pokalsieg ganz klar als Ziel ausgegeben.
Gerard Lavayeux, sein luxemburgischer Gegenpart auf Metzer Seite, hat sich da deutlich bedeckter gehalten und vor der Partie vage davon gesprochen, dass man 'dem Favoriten das Leben so schwer wie möglich machen' wolle, was immer das auch heißen mag.
Wollen wir im Interesse eines interessanten Spieles hoffen, dass Lavayeux nicht wieder einen extrem ruppigen Ansatz verfolgt, wie er es in der Vergangenheit desöfteren getan hat!

Jetzt wird es laut hier im Stadion, da sind die Spieler schon - zuerst kommen die Metzer in ihren granatroten Trikots aufs Feld. Und sie laufen nicht einfach, nein, sie rennen geradezu, so als ob sie deutlich machen wollten 'Jetzt sind wir hier, jetzt gehts los und wir sind bereit!'

Und da sind auch schon die Monegassen, angeführt von ihrem argentinischen Kapitän und Superstar Luis Guzman kommen sie gemächlichen Schrittes aufs Feld marschiert.

[...]

1. Minute

Anstoß Monaco, das Pokalfinale läuft! Der Meister gleich mal im Vorwärtsg ... nein, das war nichts. So einfach läßt sich Navarro auf der linken Metzer Abwehrseite natürlich nicht übertölpeln. Balleroberung Metz und schon folgt der lange Paß nach vorn, wo mit Giua, Teyssier und Verhelst ja auch drei extrem schnelle und trickreiche Angreifer lauern.
Das werden wir wohl heute öfter so sehen - denn im Gegensatz zu den allermeisten Mannschaften Europas spielt der FC MEtz unter Gerard Lavayeux eben kein scharfes Gegenpressing und setzt zudem darauf, genau dieses Gegenpressing der anderen Mannschaft mit langen, präzisen Pässen zu überspielen.

5. Minute

Was für ein bitterer Moment für Corentin Fischer und den FC Metz. Und wieso der Monegasse Daniel Bolanos nach einem solch heftigen Foul völlig ohne Konsequenzen davonkommt, weiß auch keiner so richtig.
Nach fünf Minuten muß der FC Metz also das erste Mal wechseln. Für Fischer, der den nicht komplett fitten Pinto vertreten sollte, geht es nach dieser Attacke, die nur und uasschließlich seinem Knöchel galt, also nicht mehr weiter.
Und jetzt muß Pinto doch ran.

25. Minute

Die Anfangsphase ist lange vorüber, dennoch ist das bisher noch ein vorsichtiges Abtasten, Torrausszenen sind Mangelware. Bis auf den einen Fernschuß von Guzman hat es in den Strafräumen noch nichts Erwähnenswertes gegeben.
Metz steht extrem sicher hinten und versucht nach vorn wieder und wieder das Mittel 'langer Ball und ab die Luzie' einzusetzen, ist aber bisher an der ebenso aufmerksamen Defensive Monacos gescheitert.
Im Ergebnis haben wir bisher eines diesr angeblich taktisch so interessanten Spiele gesehen, bei denen taktisch weniger interessierten Zuschauern - und das dürfte ja doch die Mehrheit sein - erst die Füße und dann alles andere einschlafen.

37. Minute

Monaco ist weiterhin optisch überlegen, ist in den letzen Minuten auch zu zwei Abschlüssen kommen ... na gut, der Ausdruck ist vielleicht etwas optimistisch gewählt. Es waren, wenn ich ehrlich bin, weit am Tor vorbeirauschende Fernschüsse aus mehr als 25 Metern, denn viel weiter heran an den Strafraum kommen die Monegassen gar nicht, Metz verteidigt as bisher extrem souverän, da kann man nur anerkennend mit dem Kopf nicken.
Wenn mans nicht gerade mit Monaco hält, heißt das - in dem Falle beißt man wahrscheinlich aller dreißig Sekunden in den Tisch, wenn Navarro, Seck, Erasmo oder Giorgiev wieder mal einen Paßweg im rechten Moment zustellen.
Das ist ein extrem laufintensives Spiel, das Metz da veranstaltet.
Ich bin gespannt, wie lange sie diese kräfte- und konzentrationszehrende Spielweise aufrechterhalten können.

Jetzt wieder Monaco, Asensio treibt den Ball links die Linie entlang, schaut ... der scharfe Pass zu Guz ... Nein! Pinto ist dazwischengespritzt und hat den Ball erobert. Der guckt gar nicht erst, sondern spielt blind einen langen Pass nach vorn ... genau in den Lauf den startenden Teyssier! Dieses blinde Verständnis, das ist ja Wahnsinn ... Teyssier ist am ersten vorbei, ... am zweiten, ... ist im Strafraum .... Lupfer ... TOR!
TOR für den FC Metz!
Was für ein Sahnekonter! Ganze zwei Stationen von der Balleroberung bis zum Tor. Unglaublich, wie soll man denn sowas verteidigen?
Pinto natürlich herausragend - erst die exzellente Balleroberung tief in der eigenen Hälfte und dann dieser sofortige Pass dorthin, wo er Teyssier vermutet. Gesehen haben kann er ihn kaum.
Und dieser Teyssier ... den hältst Du einfach nicht  mehr auf, wenn er so viel Platz vor sich hat und einmal in Fahrt ist.

1: 0 für Metz ... und das wird jetzt spannend sein zu beobachten, wie Monaco diesen Rückstand egalisieren will.
Denn seien wir ehrlich - bei aller optischen Überlegenheit und bei allen Torschüssen: Giraldi im Tor der Granatroten hat bisher absolut nichts zu halten gehabt, hat noch nichteinmal wirklich eingreifen müssen.

65. Minute

Es bleibt dabei - Monaco ist überlegen, Monaco läuft an und spielt teilweise schon fast Handballpaßstafetten - aber sie kommen einfach nicht an diesem kompakten Abwehrriegel vorbei.
Und dann immer wieder solche Balleroberungen wie hier durch Arguelles .... autsch! Das tat mit Sicherheit weh und das war inzwischen auch eine Menge Frust bei Pizarro dabei, als er den Metzer Defensivspezialisten rüde über die Klinge springen ließ.
Mit Gelb ist der Monegasse da völlig richtig bedient, weiß gar nicht, worüber er sich da beschwert. Damit ist er der vierte Spieler von Monaco, der Gelb sieht - dazu die Rote Karte, um die sie mit mehr Glück als Verstand herumgekommen sind ... und Metz, die angeblichen Rauhbeine, haben bisher noich nicht eine einzige Verwarnung kassiert!

93. Minute

Nur ein paar Augenblicke noch, dann ist die Überraschung perfekt und ... da ist der Schlußpfiff! Der FC Metz besiegt den großen Favoriten AS Monaco überraschend, aber beileibe nicht unverdient mit 1:0 und holt sich nach 1984 und 1988 zum dritten Mal den Coupe de France!
Monaco war über die gesamte Spielzeit die gefälligere, optisch überlegene Mannschaft, aber Metz verteidigte sehr diszipliniert und durchstach einmal - wie beim Florettfechten - mit einem zwei-Kontakt-Konter die monegassische Defensive.

Zurück in die angeschlossenen Funkhäuser!"

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Zitat

"Da sind wir schon wieder - drei Tage nach dem Pokalfinale steht der FC Metz schon wieder in einem Finale, diesmal in der European Conference League.
Das ist absolutes Neuland für den Verein, bisher haben sie es noch nie über eine dritte Runde in einem europäischen Wettbewerb geschafft.
Diese Saison jedoch haben sie alle überrascht und stehen - aus meiner Sicht völlig verdient - in diesem Cupfinale.
Der Gegner - die PSV Eindhoven, frischgebackener niederländischer Doublesieger - sollte gewarnt sein, denn im Viertelfinale schaltete der FC Ajax Amsterdam aus ... und im Halbfinale Tottenham Hotspur. Durchaus namhafte Gegner also, die sich an den Lothringern die Zähne ausgebissen haben.
Insbesondere natürlich an deren Defensive, die in dieser Spielzeit europaweit zu den formstärksten gehört.

PSV-Trainer Heijdonk kann aus dem Vollen schöpfen, alle Spieler sind verfügbar.
Bei Metz sieht es nicht ganz so positiv aus - Fischer ist nach dem üblen Foulspiel im Pokalfinale zwar grundlegend einsatzfähig, sitzt aber vorsichtshalber auf der Bank, genauso wie der etatmäßige, defensivstarke Navarro auf der linken Abwehrseite, der gegen Monaco einen Schlag auf den Oberschenkel abbekommen hatte und "'nicht ganz rund läuft', wie es so schön gefloskelt wird.
Im Abwehrzenztrum hat erneut der Brasilianer Erasmo den Vorzug vor Reizig bekommen - und ansonsten  spielen hier fast die erwarteten Elf.
Unklar ist eigentlich nur, wer den offensiven Part im Mittelfeld übernimmt, denn nominell stehen mit Verhelst und Pignet zwei Mittelstürmer auf dem Platz. Einer von beiden wird sich wohl auf Fischers Platz im zentralen Mittelfeld einordnen und von dort aus Vorstöße in Richtung PSV-Strafraum unternehmen, denke ich.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass Lavayeux wirklich das Risiko eingeht, ausgerechnet im ECL-Finale die eingespielte Formation zu wechseln.

So, die Mannschaften stehen bereit .... da ist der Anpfiff!
Und ... da laust mich doch der Affe!
Metz sortiert sich tatsächlich im 442 ein, mit Verhelst und Pignet in der Sturmspitze!
Das ist mutig, vorsichtig gesagt, hoffentlich geht das nicht nach hinten los!


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Zitat

17. Minute

PSV ist optisch überlegen, hat aber bisher keine gefährlichen Abschlüsse generieren können.
Metz dagegen .... da drängt Giua schon wieder in den Strafraum ... puh, knapp links vorbeigesetzt.
Wo war ich? Ach ja - Metz steht wie schon vor drei Tagen gegen Monaco defensiv sehr sicher, hat offensiv schon zwei, drei gute Aktionen gehabt, aber PSV ist eine Spitzenmannschaft und läßt sich natürlich auch nicht einfach so auskontern...

40. Minute

Oh, gefährliche Freistoßsituation jetzt. Das sind keine zwanzig Meter halbrechts vor dem Metzer Tor. Van Leerdam oder Ruiz, wer wird schießen?
Ruiz machts ... und der paßt genau!
TOR für die PSV! 1:0 für Eindhoven! Und was für ein Traumtor! Da gab es aber mal überhaupt nichts zu halten für Giraldi...
Zu allem Übel ist Pinto auch noch mit dem Fuß umgeknickt und muß raus ... das ist natürlich doppelt bitter jetzt. Bringt Lavayeux nun Fischer, in einer Umkehrung des Pokalfinales?
Oh! Nein, Seyé kommt aufs Feld, der 17jährige, der eigentlich noch in der U19 spielt und nur deswegen mitgenommen wurde, weil sowohl Pinto als auch Fischer nicht hundertprozentig fit waren.
Seyé gilt bei manchem Experten schon als kommender Nationalmannschafts-Achter, jetzt kann er sich mal vor ganz großem Publikum präsentieren.

42. Minute

Metz muß jetzt natürlich mehr tun ... Seyé ... wow, was für ein Tackling! Sauber abgegrätscht ... und sofort nach vorn gespielt, einmal quer übers Feld nach links, wo Giua startet .... der zieht Richtung Strafraum ... wird abgedrängt ... Rückpass auf Maronilla ... Flanke auf Verhelst ... abgelegt ... Pignet .... TOOOOOOOR! TOR für Metz! 1:1! Die postwendende Antwort auf den Rückstand! Das ging so blitzschnell, da konnten die Niederländer nur staunend zugucken.

46. Minute

So, also ... Metz mit der richtigen sofortigen Antwort auf den PSV-Treffer, so geht es wenigstens nicht mit einem Rückstand ins die ... oh, was wird das denn? Zu kurzer Pass von Seyé, van der Leij .... TOR! PSV führt wieder! 2:1 für Eindhoven! Und einen ungünstigeren Zeitpunkt hätten sie nicht wählen können.
Seyé vergräbt das Gesicht in den Händen, er weiß genau, dass das sein Fehler war ... aber Giua und Pinto sind sofort bei ihm und muntern ihn auf.
Noch ist ja genug Zeit, eine ganze Halbzeit noch.

54. Minute

Der ganze große Druck wie vor der Halbzeit ist es nicht mehr, was Eindhoven hier aufbaut. Mit der Führung im Rücken wollen sie wohl lieber abwarten, Kräfte sparen und lauern.
Kann man natürlich so machen .... ist halt nur gefährlich, wenn sich Fehlpässe einschleichen ... SEYÈ! Großartig, wie er sich den Ball hier holt ... setzt zum Solo an ... läßt sich überhaupt nicht aufhalten ... ist schon im Strafr... TOOOOR! Ausgleich für Metz! Und es ist der Unglücksrabe vom 1:2, der ... Moment, der Treffer wird überprüft .... der Referee geht an den Monitor, schaut sich die Szene nochmal an, keine Ahnung, was da überprüft wird, kann ja eigentlich nur etwas bei der Balleroberung sein? .... Er gibt den Treffer nicht und deutet 'Schubsen' an ... Seyé soll also geschubst haben?
Davon hat außer dem Referee aber keiner was gesehen, das ist doch lächerlich!

64. Minute

Jetzt wird es ganz bitter! Arguelles muß vom Feld, ist ohne Gegnereinwirkung umgeknickt und kann nicht weitermachen. Für ihn kommt mit Voli Bi der nächste Youngster, Lavayeux muß ihn aber bringen, denn Seye und Fischer zusammen auf dem Feld wäre viel zu anfällig gewesen, da beide keine Sechser sind.

Außerdem, das ist jetzt deutlich zu sehen, orientiert sich Verhelst inzwischen ins offensive Mittelfeld, Metz spielt also nicht mehr im 424 der ersten Halbzeit, sondern eher in einer Art leicht versetztem 4231 mit Pignet als Sturmspitze und Giua, Verhelst und Teyssier als offensiver Dreierkette dahinter.

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Zitat

72. Minute

Noch knapp zwanzig Minuten, plus vielleicht drei, vier etxra.
Die taktische Umstellung trägt durchaus Früchte, aber den Metzern fehlt das Glück. Pinto an den Pfosten, Seyé an dioe Latte ... viele solcher Chancen werden sie wohl nicht mehr bekommen, dazu steht Eindhoven zu sicher hinten.
Jetzt vielleicht nochmal, Pignet auf dem Weg ... wird gestellt, muß zurückspielen ... Pinto .... raus auf Giua ... der tanzt Bourne aus ... zieht in den Strafraum ... könnte in die Mitte spielen, wo Pignet lau ... TOOOOR!!!!! 2:2 - der Ausgleich! Giua macht es selbst! ... Aber jetzt natürlich der bange Blick, zählt der Treffer diesmal?
JAAA, er gibt ihn! Metzt ist wieder drin im Spiel!

Aber was für ein freches Tor von Giua. Alle, vom PSV-Keeper bis sein eigenen Mitspielern, hat den Pass in die Mitte erwartet - und stattedessen spitzelt Giua den Ball am Keeper vorbei ins kurze Eck."

95. Minute

Und da ist der Schlußpfiff.
Verlängerung im ECL-Finale!
Die Mannschaften scheinen beide stehend k.o. zu sein.
Allerdings hat Metzt noch zwei Wechsel offen - und in der Verlängerung kommt noch ein dritter hinzu.
Eindhoven kann in der Verlängerung nur noch einmal wechseln.
Ob das den Ausschlag gibt?


110. Minute

Halbzeit der Verlängerung - und Metz kann froh sein, nicht erneut in Rückstand zu liegen.
Giraldi bekommt inzwischen wesentlich mehr zu tun, als ihm lieb sein kann und hat sein Team schon mehrfach vor einem sicher scheinenden Rückstand bewahrt.
Metz findet offensiv kaum noch statt, ist komplett in der Verteidigung gebunden.
Eindhoven hat die zweite Luft, wie es scheint und will die Entscheidung ohne Elfmeterschießen herbeiführen.

118. Minute

Himmel ist das spannend.
Weiter 2:2.
Lavayeux nimmt jetzt alle drei noch offenen Wechsel vor.
Für den komplett ausgepowerten Teyssier kommt Oldie Diuallo, für Georgiev kommt Louaisil und für den humpelnden Ersamo kommt Reizig.

Diallo und Louaisil sind mit Sichehreit Wechsel mit Blick auf ein mögliches Elfmeterschießen.
Aber da muß man natürlich erstmal hinkommen ... und Eindhoven rennt immer noch an .... Flanke ... GIRALDI! Was für eine Monsterparade! Aus zwei Metern kommt Gallagher zum Kopfball, aber er kann Giraldi nicht überwinden!

123. Minute

Schluß, aus, Elfmeterschießen!


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Und alter was eine Saison. So viele Hüte wie ich ziehen müsste besitze ich gar nicht. Meine Hochachtung, das war eine fantastische Saison und wie spannend und aufregend sie endet ist schon mitreißend. Beruflich war es nun unglaublich, privat ja doch eher enttäuschend, muss man ja mal so sagen.
Und wie die Zukunft in Metz aussieht, 103 Mio für 38k Zuschauer, also das ist wirklich nicht die Zahl die ich erwartet habe. Hätte mit knapp 50k gerechnet bei den Erfolgen die der Verein nun vorzuweisen hat. Frage natürlich wie lange noch, denn der Aderlass wird ja doch gewaltig sein, wenn man sieht welche Summen die Spieler sich nun als Gehälter vorstellen. Aber gut, vielleicht entscheidet das in Zukunft ja auch jemand anderes? Wer weiß ... Es klingt nicht so als wenn die Zukunft in Stein gemeißelt ist. Oder Gerd nutzt es als clevere Finte um passende Budgets herauszuholen um doch ein paar Spieler halten zu können. ;)
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Breakdown

 

Ende Juni 2048, Metz, Frankreich


"Herr Präsident, auf ein Wort?"
"Hm?"
Da Costa dreht sich um und schaut mich verwundert an.
"Ah Herr Lavayeux, was gibt es denn?"
"Können wir bei Gelegenheit über das Gehaltsbudget sprechen?"
"Ja, natürlich, kommen Sie doch heute um 13:00 Uhr in mein Büro, in Ordnung?"
Mit so wenig Widerstand habe ich überhaupt nicht gerechnet und nicke einfach nur verdattert, dabei ein "J-ja, g-gerne." stotternd.
Bevor ich mich wieder fokussiert habe, ist er schon pfeifend auf und davon.

Kopfschüttelnd stapfe ich in Richtung Mannschaftskabine davon.


~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~


Pünktlich um 13:00 Uhr finde ich mich beim Präsidenten ein - und da erwartet mich dann die zweite Überraschung des Tages, denn der Herr Präsident sitzt nicht allein in seinem Büro.
Nein, es ist eine komplette Vorstandsrunde, die es sich da in seiner dekadent großen Ledertafelrunde bequem gemacht hat.
Da Costa selbst, seine beiden Vizepräsidenten Gallatier und Roaoult, "Pressesprecherin" (und insgeheim Privatsekretärin) Valois ... und ein Herr mittleren Alters mit feinst gestutztem blondem Hipstervollbart, der mir völlig unbekannt ist.

"Ah, Herr Lavayeux, pünktlich wie die Maurer", grinst da Costa und winkt mich heran.
"Kommen Sie, nehmen Sie Platz!"
Ich tu wie mir geheißen und finde mich wenige Augenblicke später halb versunken in einem protzigen Ledersessel wieder, ein Glas Whiskey in der überrascht zupackenden Hand.
"So, Sie wollten ja über irgendwelche Budgets sprechen, richtig?"
Ich nicke. "Ja und zwar über das ..."
Da Costa unterbricht mich mit einer Handbewegung.
"Darf ich Ihnen zunächst unseren neuen Sportdirektor vorstellen?"
Seine Hand wedelt Richtung des Hipsters.
"Sebastian Thiery, er wird ab sofort Ihr Ansprechpartner in allen Belangen sein."
"Äh ... in Ordnung." Schön, so erfahr ich wenigstens mal, dass wir einen Sportdirektor gesucht haben...

Da Costa wedelt wieder mit der Hand, Thiery erhebt sich und winkt mir, ihm zu folgen.
Völlig benommen folge ich ihm.

Wir wandern den langen Flur entlang, bis wir ein deutlich kleineres, aber ebenso protzig eingerichtetes Büro erreichen.
Thiery steuert zielsicher den Platz hinter dem Magagonischreibtisch (natürlich Mahagoni, was denn sonst?!) an und setzt sich, mir dabei huldvoll mit einer Handbewegung den Bittstellerstuhl vor dem Tisch zuweisend.
"So, Sö wollten also öber dö Bödgöts spröchen, ja?"
Seine Stimme ist eigenartig nasal und gleichzeitig sehr "von oben herab" - auf Augenhöhe werd ich mit dem wohl kaum parlieren.

Ja, wollte ich Herr Thiery, ich ..."
"Herr Sportdirektor bötte!"
Mein Augenlid zuckt kurz, dann hab ich mich wieder unter Kontrolle.
"Herr Sportdirektor, wir benötigen dringend eine Erhöhung des Gehaltsbudgets um mindestens sechs Millionen Euro pro Jahr, da wir andernfalls. ..."
"Sechs Millionen Euro?! Sönd Sö dös Wahnsönns? Wör sönd doch nicht dö Höilsarmö!"
Ich beherrsche mich weiterhin, sehr sehr mühsam allerdings.

"Herr Th ... Sportdirektor, ich habe einen Kader von fünfundzwanzig Spielern, von denen ein Drittel - inklusive des gesamten Mannschaftsrates - eine deutliche Erhöhung ihrer Bezüge fordert. Andernfalls wollen sie den Verein verlassen."
"Und?"
"Wie 'und'? Das sind genau die Stützen der Mannschaft, die die beiden Titel der abgelaufenen Saison überhaupt erst möglich gemacht haben."
"Und?"

Ich bin völlig perplex.
"Wollen Sie, dass die Mannschaft auseinanderbricht und wir in der nächsten Saison um den Abstieg spielen?! Wir haben offensichtlich genug Geld, um für über hundert Millionen Euro ein geringfügig größeres Stadion zu bauen und Sie wollen mir erklären, dass ich keine sechs Millionen bekomme, um Giua, Pinto, Verhelst und Konsoerten im Verein zu halten?!"
"Korrökt. Öhr Bödgöt öst völlig ausröichend."
"Pah! Ich geh mich beschweren, das gibts ja wohl nicht!"
Wutschnaubend stürme ich aus dem Raum und zurück zum Präsidenten.

"Herr Präsident, so kann ich nicht arbeiten! Ihr famoser neuer Sportdirektor versucht den Verein zugrundezurichten!"
"Wie kommen Sie denn darauf?"
"Ich brauche nur sechs Millionen Euro, um unsere Mannschaft zusammenhalten zu können und ..."
"Und die kriegen Sie nicht, richtig? Und weil Sie nicht flexibel und kreativ genug sind, fälllt Ihnen jetzt nichts anderes ein, als mehr Geld zu wollen..."
"Das kann doch nicht Ihr Ernst sein! Wollen Sie, dass Giua oder Pinto gehen? Giraldi? Navarro? Verhelst? Teyssier? Seck? Louaisil?!"
"Wenn es sein muß - ja. Hören Sie mal gut zu. Ich hab den Laden hier übernommen und Sie nicht rausgeworfen, obwohl meine Analysten mich gewarnt haben, was Sie für ein Quertreiber und Sturkopf sind. Reizen Sie mich nicht und zwingen Sie mich nicht, eine für Sie unschöne Entscheidung zu treffen!"
Ich schaue ihn fassungslos an. "Soll das heißen, ich schaue entweder dabei zu, wie die beste Mannschaft, die der FC Metz seit etlichen Jahrzehnten hatte, einfach so auseinanderbricht oder ich werde entlassen?"
"Entlassen ist ein hartes Wort - ich präferiere 'freigestellt'."
Ich schnaube.
"Wissen Sie was?! Sie können mich mal, ich mach doch nicht dabei mit, den Verein zugrundezurichten! Ein Stadion für hundert Millionen, das keine Sau braucht, klar, dafür ist Geld da. Aber für die Mannschaft, die die Zuschauer in dieses Millionengrab locken soll, indem sie gute Spiele abliefert - dafür fehlen die paar Millionen dann.... wissen Sie was?!! Ich trete zurück, Sie ... Sie ..."
Da Costa schaut mich irgendwie lauernd an und ich kann mich mit Mühe beherrschen und das "Arschloch!" runterschlucken, das mir auf der Zunge liegt.
"Fein, Rücktritt angenommen. Vergessen Sie die Verschwiegenheitsklausel in Ihrem Vertrag nicht. Die Strafe für einen Bruch dieses Vertrages würde Sie womöglich ruinieren!"
Sein Grinsen ist entschieden süffisant.

Ich stürme aus dem Büro und direkt zu Pierre, den ich mit kurzen Worten von meinem Rücktritt in Kenntnis setze, ohne die Gründe zu nennen (was mir extrem schwerfällt).
Dann stürme ich weiter zur Mannschaft, die ich kurz von meinem Rücktritt ins Bild setze. Die schlagartig erstarrenden Gesichter brechen mir fast das Herz.
"Jungs, ich darf nicht viel sagen - aber wenn ihr darauf hofft, hier mehr zu verdienen als zur Zeit ... Hoffnungen können trügerisch sein ...
Es war eine extrem geile Zeit und ich bin echt stolz darauf,was wir gemeinsam erreicht haben. Meine Nummer habt ihr ja, wenn was ist, wenn ihr nen Rat braucht oder was auch immer..."
Ich zucke hilflos die Schultern und drehe mich schnell um, damit keiner sieht, wie sehr ich mit den Tränen (vor Wut und Enttäuschung) kämpfe.
Ein paar Augenblicke ist hinter mir Ruhe, dann räuspert sich jemand.
"Trainer?" Das ist Marco Giua. "Was werden Sie jetzt machen?"
Ich zucke die Schultern. "Ich gehe jetzt einen Freund besuchen - und fahr ich zu meiner Frau."


~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~


Francois Furet wirkt auch überumpelt, als ich ihm erzähle, dass es einen Trainerwechsel in Metz gibt, fängt sich aber schnell.
Er beginnt Fragen zu stellen, die ich gern beantworten möchte, aber nicht darf.
Ich verweise ihn daher an den Sportdirektor und den Präsidenten und empfehle mich.

Bleibt nur noch ein Gang - und der wird wirklich schwer werden.


~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~


Als ich das restaurierte Landgut betrete, stolpere ich als erstes in Sonni und Shorty, die gerade die Wand begutachten.
"Wie siehst Du denn aus? Hast Du nen Geist gesehen?", fragt mich Sonni.
Ich winke nur ab und trommele die ganze Bande zusammen, um ihnen kurz und knapp zu erzählen, was los ist.
Natürlich muß ich auch hier vage bleiben, aber die Jungs können - nicht zuletzt dank ihrer eigenen einschlägigen Erfahrungen beim RFC Lüttich - hervorragend zwischen den Zeilen lesen und kommen schnell von selbst drauf, was da gerade hinter den Kulissen läuft.
"Dann sind wir wohl die nächsten", meint der Bayer resignierend.
Ich schüttele den Kopf.
"Glaub ich nicht, und wenn doch, dann steht euch eine hübsche Abfindung zu."
Garry knurrt: "Was sollen wir mit ner Abfindung, wenn Du nicht mehr im Verein bist? Nur wegen Vicky und Dir sind wir doch überhaupt hierhergekommen und jetzt verpißt ihr euch beide!"
Ich zucke - mal wieder hilflos - mit den Schultern. "Was soll ich denn machen? Den Abbruch mitverwalten? Das bring ich nicht übers Herz..."

Wir diskutieren im Endeffekt noch mehrere Stunden lang, haben Ideen, verwerfen sie wieder, grummeln, murren, versuchen uns erfolglos gegenseitig zu trösten, trinken viel zu viele Bierflaschen leer und schlafen am Ende viel zu kurz.

Am Morgen mache ich mich - verkatert, desillusioniert und am Boden zerstört - auf den Weg zum Bahnhof. Und einen halben Tag später steige ich in einem Vorort eines mittelenglischen Städtchens aus dem Zug und suche eine bestimmte Adresse auf.
Mein Handy habe ich gleich am Morgen ausgestellt, damit keiner nachfragen kann, was es mit der Schlagzeile auf sich hat, die in der heutigen Ausgabe der "Lothringer Nachrichten" erschienen ist.

Ich will nur noch weg von dem ganzen völlig verrückten Zirkus, von all diesen Sesselfurzern, Geldvernichtern, Hinter-dem-Rücken-Intrigierern, Lügnern, Geizhälsen ... von dem ganzen verlogenen, ignoranten, hinterf***igen Pack, das diesen Sport, den ich so liebe, systematisch vergiftet.

Ich will nur noch eins - meine Ruhe.


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« Letzte Änderung: 30.Januar 2024, 09:33:44 von Noergelgnom »
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Bayernfahne

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Er ist wieder da - UND WIE! Meinen Glückwunsch und die tiefstmögliche Verneigung vor dieser (Achtung: Wortwitz) Grenatensaison!  :o
Neben den zwei Titeln finde ich vor allem die Ligaplatzierung absolut atemberaubend! Champions League mit einem Team, das vor ein paar Jahren noch Angst vor dem Abstieg in die dritte Liga haben musste. Wahnsinn! Umso blöder ist es nun, dass Lava die Früchte seiner Arbeit nicht ernten kann. Wobei ich sagen muss, dass ich den neuen Europapokalmodus gänzlich vergessen hatte, bzw. dass der ja schon im FM24 implementiert ist. Von daher: scheiß auf die Champions League! Ich habe so ein paar Vermutungen, wo es als nächstes hingehen könnte, aber England wird es definitiv, da bin ich mir sicher.

P. S.: Wer hätte damit rechnen können, dass Lava im ersten richtigen Anlauf sofort die Conference League gewinnt? Im Ernst, wer nur?  O0
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...und der Teufel schickt uns einen Kuss, wir haben von alledem gewusst!

FlutLicht1900

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vielleicht mal ein komplett anderer Kontinent. 🤔
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knufschu

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Ich hoffe das Lothringer Lokalblättchen irrt sich mit der Formulierung "Karriereende" , bzw. dieses "Ende" wurde den Journalisten vom schnauzbärtigen Herrn Sportdirektör öns Höftchön döktiert (paar zu viele Ös (?)) :o

Bei dieser schockierenden Nachricht fällt ja schon fast vom Tellerrand, was (nur aktuell) Sauf- und Renovierungs-Lava für eine starke Zeit in Metz hatte! Gratulation zu diesen sportlichen Erfolgen!

+++ Platzhalter für ein passendes Shakespeare-Zitat +++ *such*



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Sonzee87

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Oha da kam das Ende dann leider doch schneller als erwartet. Das ist wirklich schade, aber bei dem Verhalten des Vorstandes ist das auch kein Wunder, da würde ich auch meine Koffer packen. Nun bin ich mal gespannt ob der gute Gerd noch mal ein Amt antritt oder ob er mit seiner Vicky einen schönen Lebensabend verbringen kann. ;)
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Interludium VI

Herbst 2048 bis Frühsommer 2049, Stratford-upon-Avon, Warwickshire, England

Als ich an die weiß gestrichene Holztür klopfe und einen Augenblick später die mir so vertraute Stimme höre, die "Momeeeent, bin gleich da!" ruft, fällt der leise Anflug des Zweifels, der mich bereits befallen hatte, sofort wieder von mir ab.
Nein, es war keine überstürzte Entscheidung, sondern genau der richtige Zeitpunkt für das Ende meiner Trainerkarriere.
Mit zwei Titeln in der Hand, die ich mir nicht hätte träumen lassen und mit einem Bankkonto, das prall genug gefüllt ist, um sich keine Gedanken über die Butter auf dem Brot machen zu müssen ... und immer noch jung genug, um vom Ruhestand auch etwas zu haben.

Die Tür öffnet sich und ich schließe Vicky in die Arme.
Sie erwidert den Kuss, den ich ihr gebe, aber irgendwas ist komisch.
Ihr Blick ist ... unsicher?
Nanü?

"Vicky, was ist denn los?"
"Schön, dass Du da bist - sag mal, stimmt, das, was da heute im Internet steht?"
"Was steht denn im Netz?"
"Na dass Du aufhörst?"
"Japp, ich bin jetzt offiziell Fussballrentner und wir haben endlich Zeit füreinander!"
Sie strahlt und ich bekomme zur Belohnung für die Neuigkeit gleich noch einen Kuß, dann runzelt sie wieder die Stirn.
"Das ist toll ... nur .... hm... "
Jetzt runzelt meine Stirn mit.
"Stimmt was nicht?"
"Das soll er dir lieber selbst sagen, bin mal gespannt."
"Wer soll mir was sagen?"
"Geh einfach ins Wohnzimmer. Ich komm gleich nach, die Lasagne muß aus dem Ofen."

Mit noch immer schwer gefalteter Stirn gehe ich also durch den kurzen Fluir ins Wohnzimmer und ...
"Hallo ... äh ... Gerard."
"Oh hallo .... öhm ... Lucas. Das ist ja ne Überraschung."
"Japp, für mich auch."
Die ersten Momente ziehen sich ordentlich in die Länge.
Ich hab Vickys Sohn Lucas seit keine Ahnung wie vielen Monaten nicht gesehen, weil entweder er in der Weltgeschichte umhergegondelt ist oder ich gerade mit einer Mannschaft auf Reisen war, wenn er mal auf einen Kurzbsuch bei seiner Mutter reingeschneit ist.
Keine Ahnung, wie ich mit dem Kerl umgehen soll, der ist mir völlig fremd, um ehrlich zu sein.

"Gut siehst Du aus", sage ich, während ich ihm, meine Unsicherheit überspielend, die Hand schüttele.
Und das ist nicht mal gelogen. Fast einsneunzig groß, kräftige Statur, kurze braune Locken, blaue Augen, Dreitagebart - und die Jeans-Hemd-Kombination, die er trägt, ist ganz definitiv nicht vom Wühltisch, soweit kenne selbst ich mich mit Mode aus.
"Yo, hi", antwortet er - wirkt bei dieser lässig hingerotzten Antwort aber ungefähr so authentisch wie eine schwäbische Hausfrau bei den Bayreuther Festspielen.

Wir schauen uns kurz in die Augen, dann müssen wir beide grinsen.
"Ist das peinlich", sag ich schließlich. "Da bin ich seit Jahren mit Deiner Mutter liiert und kenn Dich immer noch nicht."
"Geht mir doch genauso", antwortet mein Stiefsohn. "Nur dass ich nicht mit meiner Mutter liiert bin."
Humor hat er also, der Weltenbummler.
"Was machst Du hier? Ich dachte, Du bist in Südamerika?"
"Ja, war ich auch. Ach, ich war irgendwie überall inzwischen und bin an dem Punkt angelangt, wo ich das Hin- und Hergereise und Nebenbei-Gejobbe in irgendwelchen Ländern, wo ich nichtmal die Sprache spreche, echt nicht mehr brauche. Ich überlege, seßhaft zu werden und ein richtig bürgerliches Leben zu führen."
"Ui!", das ist alles war mir im ersten Moment dazu einfällt.

"Ja, ich war auch überrascht, als ich erkannt habe, wie es in mir aussieht, kannste glauben."
Wir lachen wieder, dann wird er wieder ernst.
"Nee, ohne Flax, meine Reisezeit ist vorbei. Ich bin jetzt 29, ich such mir jetzt 'n Job und dann werd ich ein ganz braves bürgerliches Leben führen."

Vicky ist wortlos hereingekommen, stellt uns zwei Tassen Kaffee hin, zwinkert mir zu und geht wieder.
Sie scheint sich zu freuen, dass ich endlich mal mit ihrem Sohn spreche.
Kann ich ihr nicht verdenken, geht mir genauso.
Ich nehme die Tasse in die Hand, stelle fest, dass der Kaffee noch ziemlich heiß ist, puste über den Rand und frage:
"Hast Du schon eine bestimmte Art Arbeit im Kopf?"
Ich nippe vorsichtig am Kaffee.
"Ja, Fussballtrainer."

Zwei Minuten später ist die Sauerei auf dem Tisch weggewischt und ich muß nur noch die Kaffeeflecken auf meiner Hose entfernen.
Während ich hingebungsvoll wische, frage ich, immer noch entgeistert:
"Wieso denn gerade Fussballtrainer? Und seit wann interessierst Du Dich für Fussball?"
"Naja, schon immer. Jetzt nicht so richtig fanmäßig, aber ich habs gern geguckt, wenns im Fernsehen lief. Und auf meinen Reisen hab ich auch hin und wieder mit Leuten gekickt, die ich irgendwo getroffen hab."
"Aha, und weil das ganz okay war und im Fernsehen so nett aussah, wie der Trainer da lässig im Anzug an der Seitenlinie stand und coole Gesichtsausdrücke drauf hatte, willst Du das jetzt auch machen, oder was?"
"Na, wenn Du es so sagst, klingt es natürlich ein bißchen komisch, aber grundsätzlich ... ja, scheint ein netter Beruf zu sein. Und wird ja auch anständig bezahlt, wie man an Dir sieht."

"Da täusch Dich mal nicht, die übergroße Mehrheit der Trainer lebt genauso von der Hand in den Mund - oder hat noch einen "richtigen" Job, um den Fussballtrainer zu finanzieren - wie die allermeisten Spieler.
Nur die obersten paar Promille des ganzen Zirkus' werden durch den und mit dem Fussball reich."
"Naja, ich hab ja vor, genau zu diesen obersten paar zu gehören."
"HAH! Also Selbstbewußtsein hast Du, das muss ich Dir lassen. - Wie hast Du Dir das denn nun konkret vorgestellt?"
"Ach, ich hab mich jetzt erstmal beim Trainerlehrgang angemeldet - by the way: kannst Du mir tausend Pfund borgen? Kriegst Du auch wieder, versprochen."

Ich fass es nicht.
Da spreche ich zum ersten Mal seit fast einem Jahr mit meinem Stiefsohn und der hat nichts besseres zu tun, als mich anzupumpen!
"Wie willst Du das denn zurückzahlen, so ohne Job?"
"Ich hab doch n Job! Bin seit Freitag nachmittag Kassierer im Supermarktunten an der Straße. Nur vorübergehend, bis ich was besseres finde. Damit kann ich zumindest erstmal meine  Auslagen decken. Aber ich krieg halt erst in drei Wochen Geld ..."
Ich bin etwas perplex.
"Hätte nicht gedacht, dass Du Dir als erstes einen Job suchst!"
"Das war immer das erste bei meinen Reisen. Irgendwo ankommen und erstmal gucken, wo ich arbeiten kann, um den Aufenthalt zu finanzieren. Betteln war nie meins."
'Immerhin', denke ich und bin fast ein bißchen beeindruckt.

"Na gut, nehmen wir an, ich streck Dir das Geld vor. Wie gehts dann weiter?"
"Ich mach den Lehrgang und dann geh ich mal die Clubs hier in der Nähe abklappern, ob jemand einen Trainer sucht. Die Gegend hier ist ja das perfekte Pflaster für sowas. Eine solche Dichte von Clubs findest Du sonst wohl nirgends auf der Welt."
Da hat der Filius allerdings recht. Von großen Namen wie Birmingham City, Aston Villa bis hin zu Winzvereinen wie dem Stratford Town FC...
England, und insbesondere die Region im Nordwesten England - also ganz grob die Gegend zwischen Blackpool, Manchester, Leeds und Birmingham - ist einfach DAS Fussballmekka. Seit fast zweihundert Jahren nun.

Sheffield FC - 1857.
Llanmynech FC (angeblich) - 1858. (Den Verein kennt allerdings wirklich keine Sau. Und ob der 1858 nachweislich erwähnte Verein wirklich der gleiche ist wie der, der in den 1870ern dann erwähnt wird, ist unklar. Egal, ich schweife ab.)
Notts County - 1862.
Stoke City - 1863.
Sheffield Wednesday - 1867.
Und und und.
Hier in Nordwestengland stolpert man öfter über einen Fussballverein als man "huch, schon weider einer!" sagen kann. Deswegen hat die Ligenpyramide wohl auch mehr Stufen als irgendwo sonst auf der Welt.
Irgendeine der lokalen Ligen bildet angeblich die 23. Stufe. DREIUNDZWANZIG!
Ich schüttele den Kopf und kehre ins Gespräch zurück.

"Na gut und dann?"
"Arbeite ich mich hoch. Kann so schwer ja nicht sein. Ich meine, hey - Du hast nie groß selbst gspielt, hast in Österreich und Luxemburg angefangen und hast trotzdem ganz gut Erfolg gehabt..."
("Ganz gut"?! Was soll das denn heißen???)
"...da werd ich es wohl auch zu was bringen, wenn ich mir Mühe gebe."
*seufz*
"Deine Mutter meinte, Du wolltest noch etwas von mir? Oder ging es da nur um das Geld?"
"Nein nein, ich wollte fragen, ob Du .... äh ... naja, ob Du mit mir vor der Prüfung lernst und mir vielleicht am Anfang dann den einen oder anderen Tip geben kannst? Und vieleicht kannst Du mich ja dann auch bei einem Verein empfehlen?"
Ich nicke beim ersten Teil, etwas überrumpelt.
"Na klar, ich helf Dir beim Lernen, kein Problem. - Aber mein Name bleibt bitte außen vor. Ich möchte meine Ruhe haben. Wenn irgendein Reporter spitzkriegt, dass ich hier rumsitze, haben wir regelmäßig die Presse vor der Tür, das will ich auf keinen Fall! Ich bin raus aus der Tretmühle."
Der Gesichtsausdruck meines angeheirateten Sprößlings sagt "Presse?! Als ob, Du Wichtigtuer!", sein Mund dagegen spricht: "Sicher doch, Gerard."



~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~



Die Wochen und Monate verfliegen nur so.
Vicky hat - neuerdings im Home Office ... - genug zu tun, Präsentationen zu erarbeiten und (Online)-Meetings mit möglichen Sponsoren für diese Lesung oder jenes Theaterstück durchzuführen, Lucas stellt sich überraschenderweise gar nicht mal so dämlich an beim Lehrgang - und ich?
Ich vermeide tunlichst, dass irgendwer in Stratford meine Physiognomie mit dem Namen "Lavayeux" in Verbindung bringt.
Hab mir sogar den Bart abrasiert und lasse die Haare jetzt wie ein mehrere Jahrzehnte zuspätgekommener Pilzkopf bis über die Ohren wachsen.
Wenn ich mich vorstellen soll, mach ich das mit dem Namen "Goossens" - rein technisch gesehen ist das nicht mal eine (volle) Lüge, denn seit unserer Heirat führen wir beide den Doppelnamen "Lavayeux-Goossens", auch wenn der uns im Allgemeinen zu sperrig war, um ihn im täglichen Leben zu führen.
Meist lief es darauf hinaus, dass Vicky weiterhin Frau Goossens war und ich Herr Lavayeux. Und nun halt Herr Goossens, wat solls.

Wahrscheinlich müßte ich den ganzen Aufwand aber gar nicht treiben - denn wie sich herausstellt, ist das Interesse für Gerard Lavayeux nach ein paar Wochen selbst im Metz kaum noch vorhanden, wie mir das Bataillon berichtet.
Die Jungs sind mit unserer Erlaubnis kostenfrei im Landhaus wohnengeblieben und halten Gut und Grundstück im Gegenzug in Schuß.
Bisher sind sie tatsächlich auch noch nicht gekündigt worden und weiterhin als Jugendscouts tätig.
"Der Wind hat sich allerdings deutlich gedreht in Metz", meint Raoul eines Abends am Telefon.
"Rate mal, wie hoch die Transferausgaben allein im Wintertransferfenster waren? -83 Millionen Euro. DREIUNDACHTZIG! - Die Mannschaft würdest Du nicht wiedererkennen, da spielen keine zehn Leute mehr, die bei Deinem Rücktritt in der Herren- oder Jugendmannschaft waren."

Damit sagt er mir nichts neues, denn selbstverständlich hab ich ab und an geschaut, was der FC Metz so treibt.
Abstiegskampf treibt er - nach Ausgaben auf Rekordhoch.
"Das hätten sie besser haben können. Und billiger."
"Ja, das Gegrummel hier in der Region ist auch deutlich zu hören. Man müsse auch einen Toptrainer verpflichten, heißt es in der Presse. - Dein Name ist aber leider nicht gefallen."
"Ist mir ganz recht, ich will sowieso nicht wieder Trainer sein!"
"Du hast das echt ernst gemeint, was?"
Raoul klingt überrascht.
"Ja, habe ich. Ich genieße meinen Ruhestand in vollen Zügen."
"Haha, dann genieß mal, hast Du Dir ja auch verdient."



~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~


Im Frühsommer - nach einer schier endlosen Serie von Tagen, in denen Lucas und ich immer und immer wieder die gleichen Theoriedinge durchgegangen sind - hält der Filius dann endlich, mit 30 Jahren, seinen ersten Abschluß in den Händen.
Den kleinsten Trainerschein, den man in England machen kann.
Für alle weiteren Scheine muß er jetzt praktische Erfahrung sammeln, damit er zum Lehrgang zugelassen wird.
Und das heißt - ab in die Spur und Vereine abklappern.
Viel Hoffnung mach ich ihm nicht - gerade in England gibts ja Heerscharen an früheren Amateuren und Halbprofis, die irgendwie eine Einnahmequelle nach dem Karriereende brauchen oft außer Fussball einfach nichts können.
Umso überraschter bin ich, als er nach drei Tagen freudestrahlend nach Hause kommt und mit einem Vertrag wedelt.
"Ich bin Trainer!"
"Klasse," sage ich. "Und wo?"
"Rocester F.C.!"
Ich schaue wahrscheinlich sehr fragend, deshalb setzt er, mit etwas weniger Euphorie, hinzu:
"North West Counties League, mit dem Auto etwa hundertfünfzig Kilometer nördlich von hier."
Mein Fragezeichen scheint nicht verschwunden zu sein, deshalb ergänzt er, nun schon in ziemlich neutralem Tonfall:
"Zehnte Liga. Jaja, und ohne Gehalt."



~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~



"Ich will nicht, was soll der Unsinn?! Mir gefällt es hier!"
Mein Gezeter hat exakt null Einfluß, Vicky und Lucas sind sich einig und haben es beschlossen, da bin ich offensichtlich machtlos.
Der Entschluß steht - wir ziehen um.
Lucas kann sich ohne Einkommen keine Wohnung leisten, einen Job kann er nicht annehmen, weil er ja jetzt Trainer ist und seine Frau Mama (von schlechtem Gewissen geplagt oder was weiß ich warum) sieht die einzige Möglichkeit darin, ihn vor Ort zu unterstützen.
Sie arbeitet eh von zuhause aus, ich arbeite "ja sowieso gar nicht mehr", wie Frau Goossens mit erstaunlich spitzer Zunge kundtut ... und Ende der Diskussion.

Also packen wir innerhalb der nächsten Tage unsere Sachen, verlassen unser wunderhübsches gemietetes Cottage am Stadtrand von Stratford-upon-Avon und ziehen in ein Tausend-Seelen-Nest etwa mittig zwischen Stoke-on-Trent und Derby.
Toll.
Immerhin sieht die neue Behausung, die wir auftun, ebenfalls ganz wohnlich aus:




Schöner großer Garten mit ebenso schönen alten Bäumen inklusive.
Und genau dort setze ich mich nach der Ankunft erstmal auf eine Bank, hole das Tablet heraus und schau mir mal an, was für einen Dorfverein mein Stiefsohn ab Juli zu trainieren vorgeben wird.
« Letzte Änderung: 31.Januar 2024, 14:39:07 von Noergelgnom »
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Auch wenn du jetzt natürlich das Händchen deines Stiefsohns halten musst. :)
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Trainer werden ist nicht schwer ...

 

Herbst 2049, Rocester, East Staffordshire, England


Was ich an diesem warmen Sommernachmittag erfahre, läßt mir ehrlich gesagt ein wenig das Herz aufgehen.
Nach meinen eher technokratisch-kühl-finanzorientiert geprägten Erfahrungen der letzten Jahre liest sich die Geschichte des Rocester F.C. wie ein Märchen aus Tausendundeiner Fussballromantikernacht.
Als allererstes lerne ich natürlich, dass "Rocester" der gleichen Ausspracheregel folgt wie beispielsweise Worcester. Der Ort spricht sich also irgendwie so ähnlich wie "Ro{u}ster".
Mjam, da kriegt man ja Appetit!

Egal.
Der Rocester F.C. ist bereits seit 1876 (!) urkundlich belegt und damit ein echter Traditionsverein, insbesondere weil es ihn seit diesem Jahr durchgehend gibt!
Unglaublich.
Genauso unglaublich ist es allerdings, dass der Club es in den nun ungefähr 175 Jahren des Bestehens noch nie geschafft hat, irgendeine größere Trophäe zu gewinnen.
Den einen oder anderen Rekord finde ich allerdings schon beeindruckend.
Und ich muß danach nichtmal lange suchen, denn der Club hat eine der besten Amateurclubwebseiten, die ich je gesehen habe.
Auf http://www.rocesterfc.net/ findet sich nahezu alles, was einen im Zusammenhang mit dem Verein interessieren könnte.
Inklusive des Hinweises, dass der eigentliche Rekordsieg (ein 16:0 gegen Abbots Bromley aus der Saison 1920/21) leider inoffiziell ist, weil sich der Gegner im späteren Verlauf der Spielzeit aus der Liga zurückzog und alle Ergebnisse annulliert wurden.
Rekordzuschauerzahl sind 1026, erreicht in einem Viertrunden-F.A.-Vase-Pokalspiel gegen Halesowen Town.
Rekordverkauf ist ein Spieler namens - Achtung! - Mark Sale, der 1992 für insgesamt 13.000 Pfund zu Birmingham City ging...

Ich verbringe Stunden auf dieser einen Webseite und habe danach das Gefühl, alles zu wissen, was es zu wissen gibt.
Ach ja: die Jahreskarte fürs Hillsfield Stadion kostet lächerliche 50 Pfund. Da ist sogar der Eintritt für eventuelle Pokalspiele im regionalen League Cup mit drin, nur die Spiele in der F.A. Vase kosten gegebenenfalls extra.
Da mein Sohn nun Trainer dieses famosen Clubs ist, versteht es sich ja wohl von selbst, dass ich zwei Wochen später, gleich am ersten Tag des Verkaufs, eine Jahreskarte für die Heimspiele erwerbe.
Dass ich dadurch auch gleich einen Blick aufs besagte Hillsfield Stadion werfen kann, ist ein angenehmer Nebeneffekt.
Erkenntnis dieses Blicks: das Stadion ist ein besserer Sportplatz, allerdings - und das ist eine echte Überraschung - mit einer überdachten Tribüne auf Höhe der Mittellinie, die gut und gern 200 Zuschauern Platz bietet!
Der Verkäufer, bei dem ich die Jahreskarte erstehe, ein gewisser Jack, kann seine Neugier nur schlecht verbergen und fragt nach ein paar gedrucksten Worten rundheraus:

"Wie kommt es, dass Sie eine Jahreskarte für den Rocester FC kaufen? Normalerweise kenne ich alle unsere Fans, aber Sie hab ich noch nie hier gesehen."
"Ach, wissen Sie," lache ich, "ich bin familiär bedingter Neu-Fan. - Mein Sohn ist seit kurzem hier Trainer."
"Ach, SIE sind Goossens senior?! - Na dann Herzlich Willkommen in Rocester und beim Verein, Mann!"
Wir schütteln uns die Hände, ich verspreche ihm, dass wir beim nächsten Heimspiel ein Bier zusammen zischen, danach gehts wieder heim.

Lucas sitzt in der Küche vor einem Laptop und hat ein Tablet in den Händen sowie ein Notizbuch neben dem Rechner auf dem Tisch.
"Hey Lucas, alles klar?"
"Ja, geht so, danke." Er schaut nicht mal auf und wirkt extrem konzentriert, also laß ich ihn mal in Ruhe werkeln.

Zwei Stunden später - die Tageszeitung ist ausgelesen, außerdem ist es jetzt, gegen Mittag ein bißchen zu heiß im Garten - schlurfe ich wieder in die Küche und finde meinen Filius in der gleichen Pose vor den gleichen Gerätschaften vor.
"Schwer beschäftigt, hm?"
"Mhmmm.", nickt er, wieder ohne aufzusehen.
Er kniet sich da wirklich rein, wie es scheint - find ich gut!
Ich hol mir ein Wasser und lege mich dann im Garten im Schatten einer mächtigen Eiche in meine Hängematte.

Als ich wieder wach werde, ist es bereits später Nachmittag und mich plagt ein leichtes Hüngerchen.
Also ab in die Küche und ...
"Oh, hey, Lucas, Du bist ja immer noch am Werkeln. Gehts voran?"
"Äh ....ja. Jaja, geht."
"Dann ist ja gut, wenn was ist, frag, okay?"
"Okay."

Mit dem Stück Pizza von gestern in der Hand schlappe ich wieder raus, laufe im Flur aber erstmal meiner Frau in den Weg.
*Kuss*
"Hi Schatz, ich geh noch ein bißchen in den Garten, ja?"


"Willst Du nicht mal mit Lucas reden - siehst Du nicht, dass er sich quält?"
"Doch, seh ich, aber er will meine Ratschläge ja nicht haben. Hab ihm Hilfe angeboten."
"Hab ich gehört, das war eher halbherzig und klang nicht echt."
"Ach mensch Vicky, er wird schon seinen Weg finden."
"Du bist doch nur zu faul! Du bist der Ältere, also benimm Dich gefälligst mal etwas erwachsener und hilf Deinem Sohn!"
(Mein Sohn, aha!)
"Ja, Schatz."
*seufz*

Ich schlappe also folgsam zurück in die Küche und setze mich zu Lucas an den Tisch.
Muß mich etwas vorbeugen, um im Gegenlicht sehen zu können, woran er arbeitet - als ich es erkenne, muß ich mich allerdings wirklich schwer zusammenreißen, um nicht loszulachen.
Er hat doch tatsächlich eine PDF-Ausgabe von Nagelsmanns "Das 32212 - eine taktische Annäherung im Ungefähren" auf dem Laptop und versucht die Gehirnakrobatik des früheren Gladbacher Meistertrainers auf dem Tablet in eine gangbare Taktik umzuwandeln!

"Was guckst'n?", fragt er.
"Ach, ich wollte nur mal sehen, ob ich Dir helfen kann."
"Weiß nicht, bist ja eher nicht so der Typ für taktische Innovationen gewesen, was man so liest."
Ich schlucke die (bestimmt völlig unbeabsichtigte!) Beleidigung runter und deute mit dem Daumen auf sein Tablet.
"Wird das der taktische Plan für den RFC?"
"Ja, aber irgendwie ist das alles ... verwirrend. - Der Plan ist eigentlich ganz einfach...".
Es folgt eine dreiminütige, heruntergeratterte Detailerklärung einer Matchstrategie, die selbst Erstligaspielern möglicherweise zu komplex wäre.
Ich halte meine Miene mit heroischer Selbstbeherrschung im Zaum und frage:
"Und das willst Du mit Spielern einstudieren, die zweimal die Woche für drei Stunden trainieren können und die vor und nach dem Training einem Job nachgehen, ja?"
"Ja, wieso?"
Ich hole tief Luft.
"Lucas, das ist VIEL zu komplex, das wirst Du den Spielern nicht einhämmern können.
Mal abgesehen davon, dass die meisten meiner Erwartung nach das Talent für solch komplexen Fussball gar nicht haben - das ist auch nichts, was man so nebenbei nach der Arbeit einüben kann.
Für eine solche Taktik brauchst Du Vollprofis, keine Fleischerlehrlinge und Postboten. -Womit ich nichts gegen diese Berufe gesagt haben will!"
"Aber ... aber ..."
Lucas wirkt ernsthaft verwirrt.
"Wir haben beide Testspiele hochkant verloren, obwohl ich den Spielern genau erklärt habe, wo jeder stehen und wohin er spielen muß."
"Vielleicht ist das das Problem? Vielleicht solltest Du ein ganz einfaches 442 einstudieren und den Spielern auch noch ein bißchen Freiheit für Fehler lassen?"
"442?! Das ist doch seit 50 Jahren out!"
"Ja, genau. Und weil es so out ist, bin ich damit mehrfach aufgestiegen, Meister und Pokalsieger geworden.
Abgesehen davon - es muß ja nicht ein 442 sein. Irgendwas einfaches, wo die Positionen eher generisch statt hochspeziell sind."
Lucas seufzt, dann wirft er den Stift zur Seite.
"Ich hab mir das alles viel leichter vorgestellt. Weißt Du, im Lehrgang und in den Onlinevideos ist das immer so einfach - richtige Spieler scouten, Performanceprofile erstellen, Taktik auf die Stärken und Schwächen zuschneiden, gewinnen. - Und jetzt hab ich das Gefühl, dass hier nichts davon umzusetzen geht und mir das alles schon vor dem ersten Pflichtspiel über den Kopf wächst."
Einen Moment lang schaue ich ihn wortlos an, dann geb ich mir innerlich einen Ruck.
"Ich hätte da einen Vorschlag für Dich ... aber mit Bedingung."
« Letzte Änderung: 01.Februar 2024, 21:16:21 von Noergelgnom »
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Es hat alles so ein bisschen was von zurück zu den Wurzeln, wieder ein Amateurclub, ganz kleine Nummer, aber wieder schön familiär. Mich freut es sehr zu sehen wie es weitergeht.
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Wow das ging aber plötzlich ganz schnell. Hatte endlich die Zeit in deiner Absenz alles nachzulesen und dann haust du wieder so Dinger raus. Herzlichen Glückwünsch zur tollen Station Metz, das war überragend! Und jetzt bin ich gespannt wie schnell du den neuen Verein nach oben bringst!

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Also bei den "Romans" würde ich ja ehrlich gesagt einfach aus Jux eine Schildkrötenformat als Defensivtaktik und/oder eine Speerformation als Offensivtaktik wählen   ::)
Und nach jedem Spiel nachdrücklich auf eine Dopingkontrolle des Gegner bestehen, wer weiß welche Zaubertränke denen vom lokalen Drui Teamarzt verabreicht worden sind.

Offenbar ist den Engländern die Aussprache von Rocester auch ungeheuerlich und man hat sich auf Ro-mans und später Romans geeinigt, anders kann ich mir nicht erklären wie sie zu diesem Spitznamen gekommen sein sollen  :laugh:
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Wo bitte gehts hier nach Wembley? I

 

Herbst 2049 bis Frühjahr 2050, Rocester, East Staffordshire, England

Lucas schaut mich mit einer Mischung aus Neugier, Mißtrauen und Verlegenheit (?) an.
"Okay, ich höre?"
"Ich könnte Dein Assistenztrainer werden. Du weißt schon: Hütchen aufstellen, einfache Übungen überwachen und so. Und während ich das tue, könnte ich mir Deinen Kader sozusagen aus der Nähe anschauen und Dir abends den einen oder anderen Tip geben. Ich bin sicher, dass ich Dir ..."
Weiter komm ich gar nicht, denn Lucas schüttelt den Kopf.
"Nein, danke. Das ist bestimmt total nett gemeint, aber ich hab keine Lust, mir von Dir täglich erklären zu lassen, was ich alles falsch gemacht habe und was ich morgen anders machen muss."
"Das ist auch nicht das Ziel. Ich hab auf diese Art der Rückmeldung genausowenig Lust wie Du, das kannst Du mir glauben.
Ich dachte wirklich nur an ein neutrales Feedback der Sorte 'Spieler A scheint mir auf dem Flügel gut aufgehoben zu sein.' oder dergleichen."
"Hm, und wie soll mir das helfen?"
"Na ganz einfach - wenn ich mir anschaue, was Du mit Deinen Jungs auf dem Platz veranstalten willst...", ick nicke in Richtung der Nagelsmann-"Doktorarbeit", "kriege ich das Gefühl, dass Dir ein 'einfacher, innovationsfreier' Blick von außen vielleicht helfen kann. - Aber ich dränge mich nicht auf. Wenn Du nicht willst, ist das völlig okay."
Um meine Worte zu unterstreichen, stehe ich auf.

"Warte!"
Ich schaue auf meinen Stiefsohn hinunter. "Ja?"
"Was wäre denn die Bedingung, von der Du gesprochen hast?"
"Ganz einfach: ich bin hier in Rocester Gerard Goossens, und so soll es auch bleiben. Ich hab nicht die geringste Lust, wieder mit Reportern sprechen zu müssen oder Autogramme zu schreiben."
Lucas schenkt mir einen undefinierbaren Blick, bevor er schließlich nickt.
"In Ordnung, wir können es ja mal versuchen."

Gesagt, getan - im nächsten Training stellt mich Lucas als seinen "Datengnom" vor, der "mich beim Thema Stats unterstützen wird und auch beim Training vielleicht mal bei einer einfachen Einheit aushilft. Und ja, es ist mein Vater - aber das hat den großen Vorteil, dass er ehrenamtlich für den Verein arbeitet."
Die Spieler interessiert meine Anwesenheit ungefähr so sehr wie einen Blauwal das Vorhandensein von Mücken an der Wasseroberfläche - und die Vereinsoberen hören "ehrenamtlich" und schalten danach sofort ab.

In den folgenden drei Wochen - denn so viele sind es noch bis zum Start der Punktspiele - gebe ich mein bestes, um Lucas so subtil wie möglich in Richtung 442 und Flügellastigkeit zu schubsen.
Denn der Kader - das ist mir nach dem ersten Tag klar - ist geradezu perfekt dafür geeignet.
Mit den drei Whitehouse-Brüdern Sam (Linker Verteidiger), Tom (Linker Flügelspieler) und Gareth (Hängende Spitze) ist zumindest auf der, äh, linken Seite absolut kein Zweifel möglich, was gespielt werden sollte.
Rechts ist es nicht ganz so klar, das liegt allerdings auch daran, dass sich die Probespieler da einige Wochen die Klinke in die Hand geben, weil Jared Moore, der etatmäßige rechte Flügelläufer, bereits in der zweiten Woche der Vorbereitung die Fliege macht und in die achte Liga wechselt.
Ich hatte schon fast vergessen, wie ungeheuer nervtötend es ist, wenn Du als Trainer permanent mit dem Gedanekn leben mußt "Mal gucken, wer von der Mannschaft morgen noch da ist."
Hier in Rocester ist das wieder Realität.
Im Laufe des Spätsommers verlassen nicht weniger als sieben Stammspieler den Verein - darunter zweimal der an Nummer eins gesetzte Stoßstürmer und genausooft die Mittelfeldschaltzentrale.
Da wir bei meinem Eintritt in den "Trainerstab" (der außer Lucas und mir nur noch Lewis, den Onkel der Whitehouse-Brüder, umfaßt - der agiert als Fitnesstrainer, Chefscout und Jugendabteilungsleiter in Personalunion) nur fünfzehn Spieler zur Verfügung haben, ist es mit einem "einfachen" Ersatz für diese Abgänge natürlich nicht getan, sondern wir brauchen auch noch ein paar Extrakicker zur Kaderverbreiterung.
Zumal diese fünfzehn Spieler ALLE Jugendspieler aus U21 und U18 einschließen.

Als ich allerdings erfahre, wie Verträge beim Rocester F.C. aussehen, wundert mich das gar nicht mehr.
Im Gegenteil - ich frage mich, wieso überhaupt noch jemand in der Mannschaftsliste auftaucht.
Das Topgehalt im ganzen Verein kassiert Tom Whitehouse mit sagenumwobenen 40 Pfund pro Spiel, plus drei weiteren je Assist oder Tor. Wenig verwunderlich, dass er hauptberuflich als Croupier in Derby arbeitet...

Kaderplanung ist aber ja zum Glück nicht mein Problem - auch wenn es mich anfangs heftig in den Fingern juckt, mich da einzumischen.
Wenn ich will, dass meine "Tarnung" bestehen bleibt, muß ich mich aber einfach zurückhalten, da beißt die Maus keinen Faden ab.
Und das gelingt mir erstaunlich schnell erstaunlich gut.

Genauso erfolgreich bin ich beim Thema "442 so implementieren, dass Lucas es für seine eigene Idee hält".
Ich hab him schlappe dreißig Jahre Erfahung in Vereinsintrigen voraus, das merkt man.
Also ich merke es, er natürlich nicht.
Aber es dauert keine Woche, bis er auf "Flügelangriffe" als Standard umschwenkt - und von da ist es nur noch ein Katzenschiß bis zu "seiner" Erkenntnis, dass das 442 dafür perfekt geeignet ist.


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Dass dabei seine linke Seite (also die "Whitehouse Lane") als Basis möglichst unverändert bleiben sollte - darauf kommt er sogar wirklich ganz allein.
Die drei sind Kinder, Enkel, Neffen und Großneffen verschiedener Vereinsikonen, die außerhalb von Rocester keiner kennt.
Und wie alle Einwohner dieses nahezu bedeutungslosen Dorfes sind sie geradezu obsessiv stolz auf die Geschichte ihres Ortes.
Innerhalb der ersten zwei Monate habe ich diese Geschichte so oft gehört, dass ich sie fast auswändig herunterbeten kann:

Erste urkundliche Erwähnung in Form eines römischen Legionslagers am Hadrianswall in der Mitte des ersten nachchristlichen Jahrhunderts.
Nahezu sichere noich frühere Besiedlung, bezeugt durch archäologische Funde, die auf die Bronzezeit datiert wurden.
Erwähnung als "Rowcestre" im berüchtigten Domesday Book.
Mitte des 12. Jahrhunderts Bau der Augustinerabtei "St. Mary".
Ende des 18. Jahrhunderts Erfindung des mechanischen Webstuhls durch Sir Richard Arkwright, der in der Folge die Mühle kaufte und umfunktionierte.
Und so weiter und so weiter und so weiter ... für jemanden, der sich für Geschichte interessiert, ist das bestimmt alles sehr spannend.
Eine Verbindung zum Fussball gibt es aber natürlich auch - denn der Spitzname "the Romans", den der Verein trägt, leitet sich exakt aus der römischen Besatzungsgeschichte her, deren Beginn ziemlich genau 2000 Jahre her ist.

Und auch in bezug auf den Club sind die Einwohner ein nie versiegender Quell wichtiger und weniger wichtiger Details.
Dass der Verein bei über dreißig Teilnahmen am F.A. Cup noch nie über die dritte Qualifikationsrunde hinausgekommen ist, zum Beispiel. (Das heißt, es fehlten immer mindestens zwei Runden für die Teilnahme an der "first round proper", wie die Engländer das nennen - soll heißen, alles vor dieser ersten "richtigen" Runde zählt eigentlich gar nicht.)

Oder dass der Rocester F.C. bisher nur fünfmal überhaupt an der F.A. Trophy teilnehmen durfte - dem Cupwettbewerb für die Mannschaften der fünften bis achten Ligaebene. Auch da gabe es natürlich nix zu holen - dreimal zweite Runde, das wars an "Erfolgen".

Und auch im kleinsten englandweiten Cupwettbewerb, der F.A. Vase (für die Ligenstufen neun bis 11 plus verschiedene regionale Pokalgewinner aus noch darunterliegenden Ligenstufen) gabs bisher keinen Gewinn zu bejubeln - kein Wunder, verbrachte der Club doch die meiste Zeit der neueren Geschichte (also nach dem zweiten Weltkrieg) ganz tief unten verbuddelt in den Lokalligen. In der "Vase" gabs aber immerhin mal sowas wie einen "cup run" zu bewundern (da sind die Engländer ja ziemlich fixiert drauf) - 1986/87 schaffte es der Rocester F.C. nach Siegen u.a. gegen vergleichsweise große Teams wie Halesowen Town und Hinckley Town in die fünfte Runde (also das Achtelfinale), ehe gegen den damaligen Neuntligisten Garforth Town das Aus kam.

Wenn man nach "silver ware" im Trophäenschrank des Verins sucht, findet man aber immerhin ein paar regionale Pokale wie den Ashborn News Cup (1913, 1931), den Leek & Morland League Cup (1931) oder den Staffordshire F.A. Senior Cup (2008).
Alles nur dann von Bedeutung, wenn man in der Region verwurzelt ist, landesweit hat der Rocester F.C. in den mehr als anderthalb Jahrhunderten seiner Existenz noch nie Aufsehen erregt.
Und vielleicht sind es sogar noch mehr als die rund 170 Jahre?
Diese Theorie präsentiert mir jedenfalls Jack (der Kartenverkäufer), als wir bei einem der Testspiele nebeneinander auf der Tribüne sitzen.
Offensichtlich gibt es nämlich Hinweise darauf, dass de Rocester F.C. möglicherweise sogar schon 1863 (!) gegründet worden sein könnte.
"Leider, leider sind die schriftlichen Belege aus dem 19. Jahruhundert sehr spärlich - und wenn es doch mal einen Bericht über ein Fussballspiel gibt, können Sie sicher sein, dass entweder der Name des Vereins nicht genannt wird oder das Ergebnis. Oder beides."
Jack schüttelt resignierend den Kopf.
"Ist aber sowieso nur Hirnjogging, ehrlich gesagt., Ob nun 1863 oder 1876 - der Verein hat nur für uns Anwohner wirklich Bedeutung. Wir könnten den Club morgen auflösen und niemand würde es merken."
"Kenn ich", rutscht mir raus. "Ist bei uns genauso."
"Bei Ihnen? Was meinen Sie?"
"Naja, ich bin ja vom Kontinent. Und da hat es solche Stories auch im Dutzend. Die Zeiten für lokalen Amateurfussball waren schon mal besser."
"Stimmt", nickt mein Gesprächspartner.
Danach beginnt zum Glück die zweite Halbzeit.


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Die Vorbereitung ist viel zu schnell vorbei und der Ernst der Ligasaison beginnt.
Rocester ist in drei Wettbewerben vertreten.
Die Liga heißt etwas sperrig "North West Counties League Division 1 South" und umfaßt 20 Mannschaften, von denen die erste aufsteigt. Die Teams auf den folgenden vier Plätzen spielen über Playoffs einen weiteren Aufsteiger aus.
Rocester wird im Mittelfeld der Tabelle erwartet.
Der Aufstieg wird wohl, da sind sich eigentlich alle einig, die man fragt, zwischen Absteiger Clitheroe, Wythenshaw Town, Northwich Victoria und Winsford United ausgemacht werden.


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Neben der Liga tritt Rocester noch im North West Counties League Cup an - einem Pokalwettbewerb, in dem alle Teams aus den beiden "Division 1"-Ligen (es gibt North und South) sowie aus der darüber angesiedelten "North West Counties Premier League" antreten. Selbstverständlich sind die Teams aus der Premier League (also der neunten Ligenstufe) Favoriten.

Zu guter Letzt ist Rocester auch noch für die erste Runde in der F.A. Vase qualifiziert.
Das ist eindeutig der wichtigere der beiden Pokalwettbewerbe. Zum einen, weil das Preisgeld deutlich höher ist als im League Cup (der Gewinner erhält bis zu 35.000 Pfund, was nahezu zwei Dritteln unseres Gehaltsbudgets entspricht!) und zum anderen, weil sowohl die beiden Halbfinals (Hin- und Rückspiel) als auch das Finale im Londoner Wembley Stadium stattfinden und im Fernsehen übertragen werden.
In vergangenen Jahren haben es Gewinner dieses Wettbewerbs auch schon mal geschafft, insgesamt über 250.000 Pfund (!!!) alleine durch den Erfolg in der F.A. Vase zusammenzukratzen (Zuschauereinnahmen und Werbeverträge durch gesteigerte Aufmerksamkeit eingerechnet).
Dagegen wirken die 4500 Pfund für den Gewinn des League Cups fast wie Almosen.

Beide Cups werden in ihrer Bedeutung jedoch deutlich von der Liga überstrahlt.
Der Vorstand hat Lucas sehr deutlich gemacht, dass er sich im Dorf nahezu unsterblich machen könnte, wenn ihm der Aufstieg in die NWC Premier League gelänge.
Lucas ist fest entschlossen, das irgendwie hinzubekommen. Mit Hilfe unseres Scouts sollen nicht nur Ersatzspieler für die ständigen Abgänge her, sondern nach Möglichkeit "Upgrades" zu den Abgängen.
Mit anderen Worten: Lucas möchte durch die Abgänge stärker werden.
Da bin ich ja mal gespannt.

Zum Saisonbeginn hat er eine qualitativ sehr heterogene Mannschaft, die aber immerhin breiter aufgestellt ist als befürchtet.

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Der Saisonstart verläuft jedenfalls- vor allem, wenn man die holprigen Testspiele miterlebt hat - erstaunlich "smooth", wie sie hier sagen.
Aufstiegsmitfavorit Wythenshaw schafft es ärgerlicherweise, durch zwei späte Tore noch einen sehr glücklichen Punkt mitzunehmen, aber ansonsten ...

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Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers

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Aus der Ligue 1 runter in die 10. Englische Liga - kennen wir, lieben wir!  :D Mal sehen, was Lucas Goossens so drauf hat und ob er die Ultras seines (sportlichen Zieh-)Vaters von sich überzeugen kann. Die stehen zwar, obwohl sie von der Champions League träumten, auch in Rocester unnachgiebig wie eine Wand hinter Tor und Trainer, aber nur, weil Lavayeux sich angeblich irgendwo dort rumtreibt.  ;)
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...und der Teufel schickt uns einen Kuss, wir haben von alledem gewusst!
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