@Leland Gaunt:
Huch! Dankeschön, das war mir glatt durchgerutscht. Ich dachte, ich hätte Ende Januar zu schreiben begonnen.
Ein ganzes Jahr bringt der Lava also schon Spieler, Präsidenten, Journalisten und Leser zur Verzweiflung ...
@Marados:
Und Madame Teyssier kann ja keiner mehr fragen, wenn ich nicht total falsch liege.
@Sonzee87:
Wieviele Plätze das neue Stadion hat, wie teuer es wird, wann es eingeweiht wird und vor allem *zu knufschu schiel* welchen himmelschreiend schrägen Namen es wohl erhalten wird, weiß noch niemand.
Wahrscheinlich nichtmal der Vorstand.
Danke fürs Daumendrücken und danke für die Glückwunsche im letzten Satz.
@knufschu:
Den Spoiler hätte ich jetzt nicht gebraucht.
Aber ich hab auch nen unfairen Vorteil -
ich weiß, dass ich die Zeitschrift erfunden habe.
Schöne Geschichte, die vor allem eins beweist: Vereine werden durch Vorstände traditionell eher behindert als vorangebracht.
@Muffi:
Joa, er hatte schon Entzugserscheinungen. Und ich schlechtes Gewissen, weil sich ein dauerhafter Verzicht aufs 442 im Rahmen dieser Story wie ein Cheat anfühlt.
Wo ich die Ideen herhabe?
Das solltest Du vielleicht besser die Clowns fragen, die sich regelmäßig gegen ihren Willen in meinem Frühstück wiederfinden...
@Bayernfahne:
Wir sind noch nichtmal im Europacup vertreten und Teile unserer Anhängerschaft träumen schon von einem EuropacupFINALE.
Aber Du wirst schon sehen, was Du davon hast.
Zum Pokal kannst Du unten gleich im Januar was lesen ...
Phoenix aus der Asche - oder doch ein Hauch von Quax?
Frühsommer 2047, Metz, FrankreichDas Jahr beginnt also mit einer Derby-Enttäuschung.
Nunja, unschön - aber wir werden es überleben.
Aber auf der anderen Seite beginnt das neue Jahr auch mit einer richtig, richtig guten Nachricht.
Oder zumindest mit einer Nachricht, die wir für richtig gut halten.
Nach Wochen, Wochen und noch mehr Wochen der Suche haben wir nämlich endlich das ideale Wohnobjekt gefunden, um den "geheimen Plan" ™ umzusetzen.
Jedenfalls ist unser im Geheimen mit dem "geheimen Plan" ™ vertrauter Immobilienmakler von PiSha Enterprises der Meinung, dieses sagenumwobene ideale Objekt für den "geheimen Plan" ™ nunmehr gefunden zu haben.
Allerdings - und das ist der Haken - gibt es zwei weitere Interessenten, die bereits ein Angebot hinterlegt haben, wir müssen uns also schnell entscheiden.
Vicky und ich schauen uns das Exposè, das unser freundlicher Helfer gleich mitgebracht hat ("das hätte ich eigentlich gar nicht gedurft, war das Ausstellungsstück") noch einmal genau an.
Das Objekt ist ein altes Landgut aus dem 19. Jahrhundert, komplett mit Nebengebäuden und weitläufigem Grundstück.
Es ist ein bißchen angekratzt, aber wie es scheint, ist die Substanz nicht angegriffen.
Also ich bin kein Experte auf dem Gebiet, Vicky genausowenig, aber gerade das Titelbild sieht schon sehr nett aus.
Klar, das ist ein altes Gebäube, ein paar handwerkliche Arbeiten sind da schon zu machen, aber wie viel Arbeit kann das schon sein?
Ein, zwei Tage und dann ist das doch schon gut, oder?
"Das sehen Sie völlig richtig, Herr Lavayeux. Bißchen neuer Mörtel, ein Anstrich und dann ist das so gut wie neu.", bestärkt uns Francois in unserer Meinung.
"Wenn Sie sichergehen wollen, nicht in die Röhre zu schauen, sollten Sie schnellstmöglich die Anzahlung leisten, dann kann ich mich um alles weitere kümmern und wir können spätestens in zwei Tagen alles finalisieren."
Wir überlegen nur kurz, dann weise ich die 25.000€ an.
Zwei Tage später unterzeichnen wir bei einem Abendessen in einem der besten Metzer Restaurants den Kaufvertrag und bezahlen die restlichen 105.000€ an den bei diesem Essen anwesenden Besitzer und erhalten endlich die Schlüssel zu unserem neuen Domizil.
Und wenn ich "unser" sage, dann meine ich nicht nur Vicky und mich, sondern auch die ganze Lütticher Rasselbande.
Der Gutshof, den wir soeben gekauft haben, hat ausweislich des Exposés dermaßen viele Anbauten, Seitenflügel, Nebengebäude und Gartenhäuser, dass jeder von den Neuscouts sich behaglich einrichten kann.
Unsere Vorfreude auf das neue Heim bekommt einen kleinen Dämpfer, als wir drei Tage später zum ersten Mal wirklich auf dem etwas außerhalb der Stadt gelegenen Grundstück stehen.
Aus der Nähe betrachtet, sieht das Hauptgebäude nämlich doch ein bißchen baufälliger aus als auf dem - offensichtlich geschickt photographierten - Exposé.
An der Seite ist sogar eine riesige Bretterwand zu sehen, die ... einfach umfällt, wenn man sie antippt, wie Vicky zu unserem Schrecken herausfindet.
Jetzt verstehen wir plötzlich auch, was der Makler meinte, als er sagte, dass man "aus den rückwärtigen Fenstern einen unverstellten Blick in die wundervolle Landschaft genießen kann."
Stimmt - die Fenster werden nämlich nicht durch so lästigen Unsinn wie eine Wand begrenzt, sondern reichen einfach vom Boden bis zur Decke.
Und auch die im Exposé so malerische Vorstellungen hervorrufenden Redewendungen vom "einzigartigen Design des Daches" und "den harmonisch in die Waldlandschaft eingefügten Natursteinbauten" erhalten in natura eine völlig neue Bedeutung:
Klare Sache - hier muß der Makler noch mal her, das ist ja wohl die Höhe!
Leicht zitternd vor Empörung wähle ich seine Nummer und erfahre verwundert, dass "die Nummer, die Sie gewählt haben, nicht vergeben" ist.
Kann doch gar nicht sein, hab doch vor zwei Tagen erst mit ihm gesprochen!
Während ich noch - zunehmend argwöhnischer - übers Gelände stapfe, höre ich plötzlich Motorengeräusch.
E.s scheint, als würde ein Auto die Auffahrt hochkommen.
Wer kommt uns denn jetzt besuchen?
Hoffentlich der Makler, na der kann was erl...
Ist aber kein Makler.
Ist ein alter Citroen und dahinter ein Renault mit einem (dankenswerter nichteingeschalteten) Blaulicht auf dem Dach.
Aus dem Citroen steigt ein rüstiger älterer Herr, aus dem Renault ein schnieke gekleideter Polizist.
Und einen kurzen Wortwechsel später sind der Besitzer des Landgutes (eben jener rüstige ältere Herr) und der Herr Gendarm darüber in Kentnis gesetzt, dass wir keinefalls vorhatten, illegal in fremde Immobilien einzudringen... und Vicky und ich kennen (leider ein bißchen spät) eine nahezu todsichere Methode, naiven Ortsfremden mit Hilfe selbsterstellter Exposés, nachgemachter Schlüssel und einer eigentlich hanebüchenen Geschichte 130.000€ aus der Tasche zu ziehen.
Der Polizist nimmt unsere Anzeige gegen "Francois Delany" natürlich pflichtschuldigst auf, macht uns aber wenig Hoffnung, unser Erspartes wiederzusehen.
Eigentlich macht er uns gar keine.
"Diese Art von Immobilienbetrug kommt glücklicherweise nicht allzuhäufig vor", sagt er, "weil die allermeisten potentiellen Käuferzumindest mal einen Blick aufs Gelände wagen und sich über den Besitzer schlau machen. Nur bei den Vertrauensseligsten hat diese dreiste Masche Erfolg."
Sein Blick auf uns spricht genauso Bände wie unsere Blicke zu Boden und unsere Wangenfarbe.
Der einzige, der gute Laune hat, ist der Opa. Woran das liegt, erfahren wir, nachdem der Gesetzeshüter mit seinem Kleinwagen abgezogen ist.
"Wenn Sie das Anwesen diesmal in echt erwerben wollen, dann bin ich bereit, Ihnen einen Sonderpreis zu machen."
"Is klar", grummle ich. "Sie wissen, dass wir grade den Großteil unserer Ersparnisse verloren haben und außerdem wissen Sie, dass wir inzwischen wissen, was für eine Bruchbude hinter der halbwegs passablen Fassade steckt."
Opa zuckt die Schultern. "Ich würds Ihnen für zweihundertfünfzigtausend verkaufen."
"Ausgeschlossen, so viel bezahlen wir auf keinen Fall."
"Gut, dann mieten Sie's doch, für 10000€?"
"Das ist ja genauso irre, dann würden wir ja in zwei Jahren den Kaufpreise als Miete zahlen."
"Vielleicht gäbe es noch eine dritte Möglichkeit...".
Vicky hat seit der Enthüllung, was für einem Betrug wir aufgesessen sind, kein Wort mehr gesagt und eigentlich nur vor sich hingestarrt.
Jetzt schaut sie von einem zum anderen, bis ihr Blick schließlich auf Opa Jules hängenbleibt.
"Was halten Sie davon: wir zahlen Ihnen zweitausend pro Monat an Miete für zwei Jahre. Währenddessen renovieren wir die Bruchbude", Jules schnappt empört nach Luft, aber Vicky redet einfach über das Geräusch hinweg, das ein nach Luft schnappender Achtzigjähriger macht, "... und nach den zwei Jahren kaufen wir das Objekt für 100.000€. So haben Sie gleich Einnahmen und wir keine Miete am Hals, die wir uns nicht leisten können. Denn dass wir vor dem Sommer hier einziehen, ist ja wohl utopisch. Hier pfeift der Wind ja nur deswegen nicht um die Ecken, weils gar keine intakten Ecken gibt, die den Wind aufhalten würden."
(Was natürlich gelogen ist, zumindest im Haupthaus kann man es selbst im Winter relativ schnell behaglich kriegen - da reicht tatsächlich eine neue Tür und ein bißchen Farbe.)
Jules knurrt. "Fünftausend und hunderfuffzigtausend nach den zwei Jahren."
Vicky kann auch knurren, wie ich schon länger weiß und Jules jetzt erfährt. "Dreitausend und hundertzwanzigtausend als Kaufpreis. Deal oder Tschüß."
Es wird noch ein bißchen hin und her geknurrt, aber am Ende haben wir einen Deal.
Das "Bataillon de Metz" ist im ersten Moment natürlich nicht allzuerfreut, als sie von der Pleite hören, aber dann siegt dennoch der angeborene Optimismus, der den meisten innewohnt.
Meine Ankündigung, dass sie alle vorerst mietfrei wohnen, bis wir nicht mehr alle im Haupthaus zusammengepfercht leben müssen, wird natürlich begeistert aufgenommen.
Bei der zweiten Ankündigung ("Wir erwarten, dass ihr im Gegenzug an den freien Tagen hier beim Um- und Ausbau helft.") ist die Begeisterung merklich geringer, aber sie sagen immerhin alle zu.
Tjoa, die Freizeitgestaltung wäre also geregelt - aber was ist mit der beruflichen Tätigkeit?
Gerüchteweise ist "Gutsbesitzer" ja nur mein Nebenberuf.
Als wir nach dem Pokalderby gegen Strasbourg die Auslosung für die nächste Runde verfolgen, hat wohl jeder von uns den einen oder anderen Verein im Kopf, auf den er jetzt (noch) nicht treffen möchte.
Und ich bin mir sicher, dass die AS Monaco unter den häufigsten Nennungen gewesen wäre, wenn wir da eine Umfrage gestartet hätten.
Ändert aber nichts daran, dass die Losfee uns diesmal nicht leiden kann und wir uns deswegen auswärts gegen die AS Monaco behaupten müssen, wenn wir eine Runde weiter wollen.
Apropos behaupten" - es wäre glatt gelogen, würde ich behaupten, wir hätten uns gut verkauft.
"Klassenunterschied", "Demontage", "Demütigung" - die zeitungen sind voll von solch drastischen Einschätzungen am Tag nach dieser heftigen Niederlage.
Und ich kann diesmal nichtmal behaupten, dass die Reporter übertreiben.
Monaco wird langsam zu unserem Angstgegner.
Einzig positiver Aspekt - bis zum Ende der Saison gibt es voraussichtlich keine englischen Wochen mehr.
Nach dem Pokal ist dann wie bereits erwähnt wieder Auswärtsderby angesagt - und wir verspielen eine sichere 2:0-Führung völlig unnötigerweise.
Was zur Folge hat, dass wir in der Woche drauf, gegen Lille, schon fast wieder zum Siegen verdammt sind, wenn wir weiter im Rennen um Europa bleiben wollen. Und auch wenn wir das in keinem Interview zugeben wollene- verdammt nochmal, ja, wollen wir!
Lille hat blöderweise das gleiche Ziel und rangiert noch hinter uns, braucht die Punkte also genauso dringend.
Unter diesen Vorzeichen entwickelt sich ein hart umkämpftes Spiel, in dem wir es erst nach einer Stunde schaffen, auf die Siegerstraße zu kommen.
Nach Teyssiers Freistoßhammer legen wir glücklicherweise nochmal nach und ziehen den Gästen damit den Zahn.
Die Jungs kriechen auf dem Zahnfleisch in die Kabine, aber die drei Punkte bleiben in Metz!
Eine weitere Woche spätrer kriechen sie wieder - diesmal aber eher, weil sie so heftig in Paris verprügelt worden sind.
1:3 klingt eigentlich gar nicht sooo schlimm, aber wenn Paris keinen solchen Chancenwucher betrieben hätte, wäre das hier SEHR deutlich geworden.
Wir beenden den Januar auf Platz 8.
Die Geschichte unseres Februars ist ebenso kurz wie langweilig.
Wir messen uns mit einem Abstiegskandidaten (Lorient) und einem Mittelfeldteam (Caen), schießen ein Tor, kassieren keins, holen vier Punkte und sind wieder Siebter.
März.
Krokusse, Sonne, Frühlingsluft, kurze Röcke ... das ist alles ein bißchen viel für die oftmals jungen Spieler im Team.
Abgelenkt von all den Reizen und verwirrt von ihren eigenen Hormonen stolpern sie umher wie Elefanten, die vergorene Früchte genossen haben.
Der "Lohn" - nur vier Punkte aus vier Spielen.
Die einzige überzeugende Partie ist das Heimspiel gegen den Tabellenvierten Marseille zu Beginn des Monats, danach sind wir offensiv oft zu harmlos und defensiv oft zu anfällig.
Wobei man natürlich In Rennes und Lens (Tabellenplatz 2 und 5) verlieren kann - aber mich regt eher das "Wie" als das "Dass" auf.
Am Ende des Monats sind wir nur deswegen weiterhin Siebter, weil sich die Teams hinter uns mehrfach gegenseitig die Punkte weggenommen haben.
Das Heimspiel gegen Olympique Lyon hat schon vorentscheidenden Charakter.
Eine Niederlage gegen den Tabellensechsten bedeutet definitiv "tschüß Champions League" und wäre auch ein nächster heftiger Rückschlag auf dem Weg in die beiden anderen Europapokale.
Und nach den drei vorhergegangenen, mehr oder minder enttäuschenden Partien liefert der FC Metz in diesem hochklassigen Heimspiel diesmal eine Leistung ab, die des End- und Spitzenspielcharakters der Partie mehr als würdig ist.
Problem: Lyon genauso.
Chancen zur Führung haben beide Teams mehrfach - für Metz scheitert Guia beispielsweise gleich zweimal am Pfosten, zusätzlich wird ein Treffer von Verhelst wegen Abseitsstellung aberkannt - aber das einzige Tor der ersten Halbzeit erzielen die Gäste aus Lyon, als sie mit drei Direktpässen innerhalb weniger Sekunden vom eigenen zu unserem Strafraum gelangen und dort im zwei gegen eins Keeper Giraldi keine Chance lassen.
In der zweiten Halbzeit das gleiche Bild - Chancen hüben wie drüben, ein Tor will und will aber nicht fallen.
Bis sich in der 88. Minute Arguelles ein Herz faßt und aus über 25 Metern abzieht.
Der überraschte Keeper kann nur hinterherschauen, als der Ball an ihm vorrast, ich halte unwillkürlich den Atem an, die Zuschauer haben den Torschrei schon auf den Lippen - und dann klatscht die Pille zum dritten Mal an diesem Abend ans Lyoner Gehäuse.
Enttäuscht drehe ich mich zu Co-Trainer Kasong um. "So eine Sch...."
Weiter komme ich nicht, denn plötzlich explodiert das Stadion!
Wie ich einen Moment später auf der großen Anzeigetafel sehen kann, hat sich Marco Giua für seine Riesenleistung am heutigen tage doch noch belohnt und uns per Abstauber wenigstens das 1:1 gesi .... äh.... warum greift den lyoner denn da keiner an?
Jetzt geht halt gefälligst da mal hin und haltet den .... ach Scheiße.
Keine Minute nach Giuas gefeiertem Ausgleich pennt unsere Hintermannschaft noch ein letztes Mal an diesem Abend, Lyon sagt zum zweiten Mal danke und wir gehen kurz darauf als Verlierer vom Platz.
Ab sofort müssen wir alos auf Ausrutscher der Konkurrenz hoffen, wobei realistisch betrachtet nur noch ein Team mit uns um den siebten Platz kämpft, der eventuell ja für die Conference League reichen könnte, eventuell aber auch nicht, wie wir letzte Saison erfahren haben.
Dieses Team, der aktuelle Tabellensiebte, ist ...
...
...
Racing Strasbourg.
Viel mehr Drama geht eigentlich nicht.
Immerhin haben wir jetzt erstmal drei Abstiegskandidaten als Gegner - erst Nizza und Toulouse auswärts, dann Saint-Etienne zuhause.
Diese drei Spiele beschließen den April, die letzten vier Partien (mit knackigen Gegnern) tragen wir dann im Mai aus.
Also auf nach Nizza!
Die Teambesprechungen sind ab jetzt eigentlich super einfach - "Geht raus und gewinnt, sonst kommt Racing in den Europapokal und ihr müßt denen zuschauen."
Funktioniert in Nizza schon mal klasse - Verhelst bringt uns früh mit einem Kopfball aus nächster Nähe in Führung und als Nizza in der zweiten Hälfte immer stärker wird, vermeldet er einen der wenigen Konter, die wir zuendespielen, mit dem 2:0. Der Anschlußtreffer der Gastgeber in der 88. Minute kommt zu spät, auch wenn Giraldi in der Nachspielzeit nach einem langen Ball nochmal Kopf und Kragen riskieren muß, um vor dem gegnerischen Stürmer an den Ball zu kommen.
Aber wozu sonst als für genau solche Momente stellen wir einen Torwart auf, der was kann?!
Es geht gleich weiter nach Toulouse, die im Abstiegskampf auf jeden Punkt angewiesen sind und wirklich alles raushauen, was geht. Nach drei Minuten liegen wir bereits hinten, weil sich Seck nach einer Ecke böse verschätzt und Giraldi, der sich auf ihn verlassen hatte, nicht mehr rechtzeitig an den Ball kommt.
Allerdings lassen wir uns von diesem Rückschlag nicht berirren und gleichen - wieder mal durch Teyssier - per Freistoß aus.
Danach haben beide Abwehrreihen ihre jeweiligen Gegenspieler eine Stunde lang komplett im Griff und es passiert nahezu nichts in den Strafräumen.
NBis zur 81. Minute, als Pinto mit einem klasse Steckpass an die Strafraumgrenze die gesamte Abwehr aushebelt und Pignet sich die Ecke ausuchen kann.
Puh!
Hartes Stück Arbeit, dieser Sieg.
Zum Monatsabschluß dürfen wir dann endlich wieder mal zuhause spielen und empfangen die AS Saint-Etienne, die von den drei letzten Gegnern noch am besten dasteht.
Im Nachhinein sind die Grünweißen aber eigentlich sogar der einfachste Gegner - was vielleicht auch daran liegt, dass wir zuhause spielen und uns das wieder mal ausverkaufte Stadion nach vorn peitscht.
Matchwinner heute - und das bereits in der ersten Halbzeit - unser von den Medien so getaufter "Wunderfuß" Mickael Teyssier, der zwei Fernschüsse so liebevoll in den Winkel streichelt, dass es eine helle Freude ist, das ansehen zu dürfen.
Die ASSE kommt zwar in der 90. Minute noch zum Anbschlußtreffer, als wir eine Ecke nicht konsequent verteidigen - ein leidiges Thema in den letzten Monaten - aber da der eingewechselte vom Anstoß weg per unwiderstehlichem Solo den alten Abstand wiederherstellt, kommt gar nicht erst Panik auf.
Ich krieg im 24er einfach keine gescheiten Standardsituationen hin, weil ich das Tool, selbst mit Hilfestellung, einfach nicht verstehe. Das wird wohl noch dauern ...
Später am Abend geht dann Racing Strasbourg in Monaco unter und verliert 4:1 und damit liegen wir nach 30 Spieltagen mit 4 (!) Punkten Vorsprung auf dem siebten Platz.
Drei Tage später gewinnt der Tabellenfünfte RC Lens sein Pokalhalbfinalspiel - was wir klasse finden, weil dadurch unsere Chancen steigen, dass der siebte Platz wirklich für den Europapokal reicht.
Am Abend danach schlägt der Zweitligist Guincamp allerdings zuhause Paris St. Germain (!) mit 3:2 nach Verlängerung.
Die Pariser hätten eigentlich gewarnt sein sollen, da Guincamp in den beiden Runden zuvor erst Rennes und dann Monaco beigt hatte und damit in einer Pokalsaison mal eben die komplette Top 3 des französischen Vereinsfussballs aus dem Pokal gekegelt hat.
Als Zweitligist!
Für uns hat diese Finalkonstellation allerdings fatalen Charakter, denn das bedeutet, dass der 7. Platz unter Umständen nicht für Europa reicht.
Und den sechsten können wir nicht mehr erklimmen.
Naja, hilft alles nichts, einfach weiter alles geben und hoffen, dass es irgendwie reicht.
Denn intern sind wir inzwischen fest entschlossen, Siebter zu werden.
Spätestens seit das Rennen um Platz sieben eine Art auf mehrere Wochen verlängertes Fern-Derby geworden ist, betrachten wir das als eine Frage der Ehre.
Jawoll!
Endspurt in der Liga.
Vier Spiele noch und die Reihenfolge lautet:
AJ Auxerre (Tabellen-13.) - auswärts
AS Monaco (3.) - zuhause
SCO Angers (17.) - auswärts
HSC Montpellier (14.) - zuhause
Racing spielt noch gegen Rennes, hat ansonsten auch nur noch machbare Gegner.
Damit steht fest:
Der Knackpunkt für uns ist das Spiel gegen Monaco, unseren Angstgegner.
Wenn wir da punkten (und mal voraussetzen, dass wir die anderen drei Spiele hoffentlich gewinnen, ahem), dann ... aber man soll nicht träumen, sondern an der Realisierung von Träumen arbeiten, sagt Konfuzius. Oder Macchiavelli. Oder irgendein Esoteriker.
Also ab nach Auxerre und das erste von vier Endspielen angenommen.
Wie sind inzwischen übrigens wieder beim 433 gelandet.
Die Partie geht klasse los, es ist gerade eine Viertelstunde gespielt da setzt Teyssier am linken Flügel Giua in Szene, der dribbelt dem Außenverteidiger rasch einen Knoten ins Beinkleid, dreht sich dann um ihn herum, zieht von der linken Strafraumkante ab - 1:0!
Dann ist eine knappe Stunde Verwaltungsmodus angesagt - bis die Gastgeber in der 60. Minute einen zweiten Stürmer auf den Platz schicken und auf 442 umstellen.
Wir bedeuten unseren Jungs sofrt, sich mit Macht durch die nun nicht mehr so zugestellte Mitte zu dribbeln, Pinto macht das brav, spielt Fischer mittig an der Strafraumgrenze an, der schlenzt - 2:0!
Auxerre wirft nun alles nach vorn, zehn Minuten vor dem Ende sind unsere Innenverteidiger mal nicht schnell genug beim Zustellen der Passwege und sofort steht ein Weißer vor Giraldi.
Und natürlich trifft er auch gleich.
Nur noch 2:1 - Mist, wird das nochmal hektisch?
Wir stoßen an, drei, vier schnelle Pässe, dann steht Verhelst mit dem Ball an der linken Eckfahne.
Kurzer Pass auf Diallo am Strafraumeck, der leitet sofort zu Pignet am Elfmeterpunkt weiter, der wiederum zieht sofort ab, der Ball rutscht dem bedauernswerten Keeper unter dem Arm durch. 3:1!
Erstes Endspiel gewonnen, Strasbourg aber leider auch.
Weiter gehts - zuhause gegen Monaco.
Wir können mit wirklich begeisterndem Kampf und Einsatz das Spiel lange auf unentschieden halten (spielerisch sind die Gäste uns dagegen weeeeit überlegen, das sieht man wirklich deutlich), aber kurz vor Schluß, als bei uns die Kräfte erlahmen, klingelts halt doch noch zweimal.
Strasbourg gewinnt gegen Angers und rückt auf einen Punkt heran, womit wir wieder unbedingt siegen MÜSSEN.
Und zwar zunächst in ... Angers.
Das Spiel ist schnell erzählt - wir spielen hochüberlegen, aber vor dem Tor glücklos, Angers steht permanent hintendrin und so ist Pignets Tor nach 26 Minuten am Ende das einzige.
Reicht uns - und da Strasbourg auch nur 1:0 gewinnt, stehen wir mit dem besseren Torverhältnis von sagenumwobenen plus eins (!) auch vor dem letzten Spieltag auf dem siebten Rang.
Strasbourg muß nach Nizza, zum feststehenden Absteiger, wir haben Heimrecht gegen Montpellier, für die es um überhaupt nichts mehr geht, weil sie vier Punkte vor dem Relegationsrang stehen.
Und unsere Rivalen stellen sicher, dass wir maximla unter Druck sind - nach 18 Minuten führen sie bereits mit 3:0 und wären Stand jetzt 2 Punkt vor uns und Siebter.
Denn wir liefern einen Krampfkick vom Feinsten ab, auf dem Feld stehen die Edeltechniker Jean Slapstick, Philippe Not und Olivier Elend und spielen zum Steinerweichen nervös.
All unsere so gefeierten Spieler - von Giua über Verhelst und Seck und Pinto bis hin zum Jungstar Teyssier spielen eine Grütze zusammen, dass es an ein Wunder grenzt, dass es keine Pfiffe gibt.
Zur Halbzeit steht es null zu null, allerdings nur dank Giraldi, der bisher als einziger Normalform hat und dreimal glänzend pariert.
Kurz nach der Halbzeit kommt aus Nizza die Kunde, dass die Gastgeber mit einem Tor kurz nach dem Seitenwechsel die Sache nochmal ein wenig spannend gemacht haben, Strasbourg schwimmt wohl ordentlich.
Hilft nur wenig, denn wir auch!
Nach 65 Minuten - in Nizza führt Strasbourg inzwischen mit 5:1 - hab ich die Faxen dicke und nehme vier Wechsel vor:
Für Verhelst kommt Kopfballungeheuer Heimisson, der aufgrund seiner fehlenden Schnelligkeit in unseren Kontersystem selten zum Einsatz kommt, jetzt jedoch hoffen wir natürlich auf einen Standard, der vielleicht irgendwie auf seinen Schädel fällt.
Für Giua, der gerannt ist für zwei und Fehlpässe produziert hat für drei, kommt Diallo. Der ist zwar kein richtiger Flügelspieler, aber pfeilschnell und ausdauernd, vieleicht kann er eine Lücke reißen.
Für Teyssier, dem heute wirklich gar nichts gelingen will, kommt der erfahrene van Haaren. Der kam in dieser Saison ebenfalls wegen Geschwindigkeitsdefiziten kaum noch zum Einsatz, man merkt ihm mit jeder Saison deutlicher an, dass er einfach nicht mehr der Jüngste ist. Aber Pässe spielen und Standards treten kann er - deswegen muss er jetzt auch für Teyssier rein, denn Standards sind unsere Hoffnung jetzt.
Und zu guter Letzt bringen wir Hermann Vidal, das Urgestein im defensiven Mittelfeld, der nach seiner Ende der Vorsaison erlittenen schweren Verletzung nie wieder richtig in Tritt kam und im Sommer trotz Legendenstatus einer der Anwärter auf einen Vereinswechsel ist, so weh das dem Romantiker in mir auch tut.
Und mit den vier Neuen kommt tatsächlich auch wieder neuer Schwung in die Partie. Diallo ist noch keine sechzig Sekunden drauf, da klatscht ein Schuß von ihm schon an den Pfosten, wenig später tut es ihm van Haaren per Freistoß gleich.
Wir erspielen uns mehr und mehr Chancen, allerdings tickt die Uhr unerbittlich.
Wir brauchen nur ein Tor, ein einziges blödes dämliches Tor, dann spielen wir nächste Saison europäisch.
Aber dieses Tor will und will einfach nicht fallen.
Die Zuschauer stehen herausragend hinter uns, es gibt keinerlei Pfiffe - warum auch? Die Mannschaft gibt ja alles, das kann jeder sehen.
Es läuft die 86. Minute.
Wieder segelt eine Flanke von links in den Strafraum, geschlagen von Außenverteidiger Navarro, den schon lange nichts mehr hinten hält.
Und zum gefühlt hundersten Mal wird sie rausgeköpft und trudelt ins Aus auf der rechten Sei... nein, van Haaren, unsere "Schnecke", ist hinterhergesprintet und holt die Kugel vor der Seitenlinie noch ein.
Den Verteidiger, der sie ihm streitig machen will, wackelt er mit einer einzigen Körpertäuschung aus, dann flankt er von rechts wieder in den Strafraum.
Heimisson wird die aber nicht kriegen, das sieht man sofort, der Ball kommt viel zu zentral, als dass er ihn erwischen könnte.
Aber Heimisson, das sehen jetzt alle, war auch gar nicht das Ziel von van Haarens Flanke - denn die kommt exakt dahin, wo sie hinkommen sollte - auf einem winzigen nicht gedeckten Fleck Rasen.
Und direkt an dieser Stelle steht der eingewechselte Diallo und nimmt die Pille volley.
WIR SPIELEN IM EUROPAPOKAL!
"Äh, also vielleicht spielen wir im Europapokal", sollte man korrekterweise sagen.
Denn noch ist ja gar nicht klar, ob der siebte Platz, den wir soeben durch einen Sieg des Willens mit letzter Kraftr gesichert haben, also ob dieser siebte Platz überhaupt in die European Conference League führt.
Oder doch wieder wie letzte Saison in die Tristesse.
Auch wenns mir für Guingamp leid tut - danke, Lens, danke, danke,
DAAAAANKEEEEEE!
Gibts sonst noch was Wichtiges zu vermelden?
Öh, ja - wir scheitern an einem der wichtigsten Ziele, die der Verein uns gesetzt hat:
Diese Einschätzung finde ich aber durchaus ein bißchen unfair, muß ich sagen:
Falls sich wer fragt, wie wir uns diese konstante Bautätigkeit eigentlich leisten können:
Und wenn mir irgendwer - ein findiger Sportjournalist vielleicht, der bei der Wahl dabei war, oder eine Hellseherin - verraten könnte, wie DAS HIER passieren konnte, wäre ich echt dankbar:
Liga: Zweiter
Pokal - raus im Achtelfinale
französischer Supercup: Gewinner
Champions League: Zweiter