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Autor Thema: [FM 20 bis 24] Lavayeuxs Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers  (Gelesen 73184 mal)

shortknife

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Bei 30 Ligaspielen hat der Lava ja noch genügend Zeit seine Anpassungen zu machen.

Eine Aufstiegsmannschaft weiterhin in einem 442 spielen zu lassen ist höchstriskant. Die meisten Mannschaften spielen nun mal durch die Mitte. Kommen sie über die Seiten, reichen meistens gute Kopfballspieler in der Innenverteidigung, aber durch die Mitte…wenn der Gegner Passstarke Spieler hat, vielleicht noch mit Pass in die Tiefe agiert, ja dann sieht du mit einem 442 relativ alt aus.
Wenn ich dein CO-Trainer wäre, okay….  :) du kannst mich nicht leisten, (wenn der Lava 20000.- im Jahr verdient, wird sein CO-Trainer am Hungertuch nagen) dann würde ich den DM sogar noch weiter zurückziehen, als Abräumer. Die beiden Aussenverteidiger dagegen ein wenig nach vorne ziehen und im Tactical Style den ganzen Block nach hinten ziehen. Wenn ein 433 bei einer Abstiegsgefährdeten Mannschaft funktionieren soll, müssen die Spieler eng beieinanderstehen, oder anders gesagt, der Abstand vom Verteidiger zum Stürmer so nah wie möglich.
So würde ich jetzt die nächsten 6 Partien angehen und erst dann wieder Anpassungen machen.

Achja und zu deinem «Servette Genf der beste Schweizer Verein, gefolgt von St.Gallen……" ???  >:(

Dünnes Eis, mein Junge, seeehr seeehr dünnes Eis……. ;)

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Schweizer, Trainer einer Juniorenmannschaft, ehemaliger U-16 Nationalspieler der Schweiz.

Sonzee87

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Es zeigt von Größe auch mal seine Fehler einzugestehen und auch auf andere zu hören. Irgendwann funktioniert es halt einfach nicht mehr und dann muss man etwas ändern. Und so eine taktische Umstellung muss halt manchmal sein wenn die alte Taktik nicht mehr zum Erfolg führt. Und so ein Wechsel zeigt eher das der gute Gerd kein eingerosteter Ignorant ist der in seinen Wegen festgefahren ist, sondern auch auf seine Co-Trainer hört wenn sie vor allem auch recht haben. Ich hoffe natürlich das dieser Wechsel jetzt auch ein bissschen Erfolg hat und das Team endlich ein paar Punkte holen kann.
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Olé, olé, Olé, ola, der FCK ist wieder da,

Olé, olé, Olé, ola, die roten Teufel sind ganz wunderbar

Karagounis

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Zuerst einmal, es kann nicht sein dass Panathinaikos so unerfolgreich ist. An diesem Save läuft was falsch!!

Bei diesem Abschnitt musste ich heftig lachen: Nur Präsident Gilson zuckt einfach mit den Schultern und meint "ist ja nur ein Budget, muss ja nicht genutzt werden

Die Quote letztes Jahr war doch 301, jetzt nur 201 eine Liga höher? Da scheinen die Buchmacher was draus gelernt zu haben ;)

Ansonsten macht es sicherlich Sinn taktisch was Neues zu testen. Gute Gelingen!

Noergelgnom

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RFC Liege




Auswärtsfahrt



Spätsommer 2042, Lüttich, Belgien


(Gerard Lavayeux - Cheftrainer)

Auch wenn wir - und dieses "wir" umfaßt von der Herrenmannschaft bis zum U18-Cheftrainer eine große Menge Leute - uns alle einig sind, das siebte Saisonspiel bei den Red Boys Anderlecht mit einer fast schon radikal geänderten Formation anzugehen ... wir wissen sehr gut, dass unsere Idee komplett nach hinten losgehen kann.
Was wir brauchen, ist also jedes bißchen Unterstützung, das wir bekommen können.
Und beim Stichwort "Unterstützung" denken wir natürlich zu allererst an unsere Fans. Die hatten in den letzten Wochen wirklich nicht allzuviel zu lachen, daher haben wir zumindest für die paar Ultras und Hardcore-Fans, die es tatsächlich auch beim RFC Liege gibt, eine kleine Überraschung.
Jedes Mitglied unseres Fanclubs erhält zu Wochenbeginn eine E-Mail mit einer Einladung zu einer kostenfreien Auswärtsfahrt zu den Young Reds.
Im Charterbus, mit anschließendem Abendessen (welches stilecht für ein Fussballspiel an der angeblich besten Würstchen- und Pommesbude Anderlechts stattfinden wird). Sollten wir wenigstens ein vernünftiges Spiel machen, hab ich als Überraschung geplant, mich dort blicken zu lassen und das ganze zu einem inoffiziellen Fanclubtreffen umzufunktionieren. Die haben schon vor Wochen darum gebeten, dass ich sie mal besuche - wär doch eine schöne Gelegenheit.
Das schreiben wir aber tunlichst nicht in die Einladung.
Das Risiko, mit einer nie erprobten Taktik in Anderlecht unterzugehen, ist schließlich nicht von der Hand zu weisen.

Und deswegen sitze ich brav im Mannschaftsbus, als wir uns am Vorabend des Spieles auf die zweistündige Fahrt nach Antwerpen machen...


(Wout Ellaert - Taxiunternehmer)

... während ich zwanzig Stunden später noch darauf warte, dass sich die lärmende Meute endlich hinsetzt und anschnallt, so dass wir losfahren können.
Wenn die nicht bald zu Potte kommen, wird das langsam knapp, noch rechtzeitig am Stadion anzukommen!

Es dauert zwar dann doch noch eine Weile, aber schlußendlich sitzen tatsächlich alle und Vicky, die dralle Mittvierzigerin mit dem dicken Zopf roter Locken, die offenbar die Fanclubvorsitzende ist, teilt mir endlich (endlich!) mit, dass wir losfahren können.
Boah, die  Krakeeler gehen mir jetzt schon auf den Senkel - wenn der RFC nicht so gut zahlen würde für diese Charterfahrt, hätte ich die längst rausgeworfen und wär nach Hause gefahren.
Wie kann man nur so viel Lärm veranstalten?


(Victoria "Vicky" Goossens, Fanclubchefin)

Hat sich die Rasselbande dann doch endlich mal dazu bequemt, sich auf ihre vier Buchstaben zu setzen und zwar nicht den Mund zu halten, aber doch für einen Moment gesittet genug auszusehen, dass der Busfahrer losfahren kann.
Der guckt auch wie ein Schwanzlurch kurz vorm Drauftreten ... hoffentlich beschwert er sich nicht über uns!
Gott, wär mir das peinlich! Da zeigt sich unser Club schon so großzügig und bezahlt dem ganzen Fanclub die Fahrt und die Herren Fans hier machen einen auf dicke Hose.

Der Bayer, Sonni und Shorty natürlich wie immer die lautesten, Muffi hat schon das dritte Bier am Hals und Elmo ... was macht der da?!
Ach so, der hat nur grad die Taktik-App auf dem Smartphone geöffnet und erklärt den beiden Wouters', also Karri und Garry, warum das 4132 heute ganz bestimmt funktionieren wird.
Den skeptischen Blicken der beiden nach zu urteilen, hat er da noch eine Menge Überzeugungsarbeit vor sich.

Aber immerhin ... wenn ich mich jetzt so umsehe im Bus, dann sieht das doch fast schon nach einer gesitteten Fahrt aus.
Vielleicht gibts ja doch keine Beschwerde und der Gerard kommt uns doch besuchen .. hach, wär das schön!


(Raoul "Der Bayer" Bayaers - Ultra)

"Ich sachs euch, die Vicky ist verliebt!", sag ich zu Sonni und Shorty, die mir am nächsten sitzen. "Die seufzt in einem fort, zupft sich ständig in den Haaren rum und guckt, als ob sie gleich dem nächstbesten Kerl um den Hals fallen will..."
"Du hast doch n Knall!", antwortet Sonni. "Und selbst wenn - ist doch ihre Sache .. oder hoffst Du, sie hats auf Dich abgesehen?" Die beiden lachen mit einem süffisanten Unterton.
"Um Himmels Willen, nein - die Vicky ist zwar schwer in Ordnung als Chefin vom Fanclub und so ... aber als Frau isse mir ja nu doch n bißchen zu alt!"
Das Grinsen der beiden wird noch ein bißchen schmieriger - ich zucke die Schultern und mach mir noch ein Bier auf.
Unreifes Gesindel.
Ein bißchen grinsen muß ich aber doch ...


(Victoria "Vicky" Goossens, Fanclubchefin)

Inzwischen haben alle mindestens zwei Bier intus - Suffköppe!
Hoffentlich schaffen sie es noch auf eigenen Beinen zur Tribüne - ich will nicht wieder wie eine Glucke auf jeden einzelnen aufpassen müssen.
Außerdem muß ich mich dann sowieso beeilen - wir sind echt spät dran und ich will nicht erleben müssen, dass mein Stammplatz direkt schräg hinter der Trainerbank besetzt ist. Ich brauch freie Sicht!
Den tiefen Seufzer, der sich mir bei dem Gedanken, KEINE freie Sicht zu haben, entringen will, kann ich nur mit großer Mühe unterdrücken.


(Garry Wouters - Ultra)

"Jetz pass ma opp, Elmo - der Lava wird doch wohl nicht so doof sein, noch ein siebtes Mal auf die gleiche Taktik zu setzen, mit der wir in der ganzen Saison noch nix gerissen haben. Wir sehen heute garantiert eine andere Taktik, ich saachs dir!"
Elmo schüttelt den Kopf. "Auf keinen Fall, die Mannschaft ist doch gar nicht auf etwas anderes eingestellt! Habt ihr beim Training schon jemals was anderes gesehen als das 4132?" Kopfschütteln bei Garry und Karri, auch von Mossi auf dem Platz rechts kommt ein undeutliches "Genau, kannste knicken!". Undeutlich deswegen, weil er gerade mit vollen Backen kaut - ein Anblick, der Sahni auf dem Sitz daneben ein breites Grinsen ins Gesicht zaubert. Ist es doch unserem Bäckermeister zu verdanken, dass die Verpflegung auch auf dieser Fahrt wieder erste Sahne ist. Hach, ich liebe Wortspiele!

"...Vitucci nicht allein lassen." Uiuiui, der Doktor hat gesprochen! Ich hab zwar nur mit dem halben Arsch zugehört, aber offenbar haut er in die gleiche Kerbe wie ich. Sein Wort hat (ein bißchen) Gewicht, immerhin hat er ja studiert und hat (viel wichtiger!) sogar noch den Bosman spielen sehen.
Gut, dass er sich daran erinnern kann, glaubt ihm eigentlich keiner so recht, da war er nämlich vier. Aber dass er da mit im Stadion war, ist tatsächlich von Zeugen bestätigt worden.
Jedenfalls sagt er immer, dass er "sowohl die sonnigen als auch die schattigen RFC-Zeiten" miterlebt habe und dass man das alles etwas gelassener sehen solle.

Ich schaue Karri an, der bisher noch gar nichts zu der ganzen Grundsatzdebatte gesagt hat.
"Wie siehst Du das, mein Bruderherz?"


(Karel "Karri" Wouters - Ultra)

Ich zucke auf die Frage hin mit den Schultern. "Keine Ahnung, ich glaub aber eigentlich nicht, dass wir irgendwelche radikalen Experimente sehen. Sichere Defensive wär mal wieder schön. Und dass der Lava das mit genau diesem Kader und genau dieser Formation hinbekommt, haben wir doch die letzten Jahre gesehen.... und der Muffi hat doch da auch diesen schönen Artikel in der Fanzeitung geschrieben, wo er das erläutert hat..."
Genug geredet.
Ich mach mir erstmal ein Bier auf.


(Mathis "Muffi" Muvaert - Ultra)

Naja, ganz so wars ja nu nich' ", sag ich, aus meinem Zwiegespräch mit dem Bier gerissen.
"Erstens hab ich den Artikel nich' alleine geschrieben, da haben der Elmo, der Shorty, der Bayer, der Dossi und vor allem der Pelle ja auch noch ordentlich Aktien dran gehabt! Und zweitens haben wir nie behauptet, dass das 4132 der letzten Saison der Weisheit letzter Schluß wäre, was defensive Stabilität angeht. Wir haben in dem Artikel nur dargelegt, warum unserer Meinung nach die Defensive so stark war."

Von weiter hinten werden wir mit einem kräftigen "Könnt ihr mal leiser krakeelen? Wir versuchen uns hier zu konzentrieren!" belegt.
Wer war das?
Ach ja, klar, die Skatrunde wieder mal!


(Timo "Cas" Casteels - Fanclubmitglied)

Ich schüttele den Kopf, während ich die Karten mische, und schaue in die kleine Runde auf der Rückbank. "Dass die sich immer schon vorher die Köppe heißdiskutieren müssen... können die nich' einfach bis nach'm Spiel warten? Dann gibts wenigstens auch was, worüber man diskutieren kann..."
Ich fange an, auszuteilen und ernte währenddessen zustimmendes Kopfnicken von Blue, Kai und Dennis.
Kurzer Blick auf mein Blatt ... zwei Buben, Grünflöte ...  hm, nicht übel.
"18!"


(Raoul "der Bayer" Bayaers - Ultra)

Ich erhebe mich halb aus dem Sitz und schaue in die Runde.
"Sagt mal, hat eigentlich jemand was mitbekommen, wer außer Carrozza heute noch fehlt?"
Links hinten, da wo die "schweigende Mehrheit" sitzt, wie wir sie spaßhaft nennen, kriege ich als Antwort vielfaches Kopfschütteln.
Fabio, Andi, Emanuel (den alle nur Emma nennen), Prime, Sascha, Grozy, Wolle ... allesamt zeigen mir wortlos, dass sie nichts mitbekommen ahben.
(Es ist übrigens eigentlich eine Gemeinheit, die Jungs "schweigende Mehrheit" zu nennen - denn wenn wir in der Kurve das Singen anfangen, sind sie immer vorne mit dabei. Nur außerhalb des Stadions gehören sie halt eher der ruhigen Fraktion an.)

Fluti - der schon bei dermaßen vielen Katastrophen als freiwilliger Helfer vor Ort war, dass uns gar nichts anderes übrig blieb als ihm diesen Spitznamen zu geben - Fluti also zuckt die Schultern.
"Ist mir nichts bekannt - aber es spielt ja auch keine Rolle, wenn man ehrlich ist. Wir haben doch keine Stars im Kader. Der RFC definiert sich seit Lavas Ankunft doch ausschließlich über das Team, nicht über einzelne Namen."

Knuffi prustet los. "Wir haben keine Stars?! Und was sind dann bitte Gibba, Halleux oder Sauvage? Gibba ist sogar Nationalspieler!"

Direkt hinter ihm läßt sich daraufhin Lance - unser Quoten-Engländer - vernehmen. Mit seiner ruhigen Stimme entgegnet er: "Also wenn ein gambischer U19-Nationalspieler jetzt schon ein Star ist, dann bin ich im falschen Spiel. Der Junge ist ein großes Talent, soweit stimm ich zu. Aber Star? Neenee! Igor Lion, DAS war ein Star."

"Aber der wurde ja so schnell wie möglich verramscht!", grummelt Leo, der eigentlich Tim heißt. ("Leo" nur deswegen, weil uns "Leonidas" als Spitzname ein bißchen zu lang ist - wobei das am besten passen würde. Tim kann einem schonmal auf die Nerven gehen mit seiner Sparta-Leidenschaft - auch wenns schon irgendwie cool ist, was er da alles zu erzählen weiß.)

"Ach nu hör doch mal mit der alten Leier auf", schaltet sich Guddy nun zum ersten Mal ein.
"Wie oft muß man dir noch erklären, dass Lion gern hätte bleiben können, wenn er zu einem Gehaltsverzicht bereit gewesen wäre? Seine Kohle war ihm halt wichtiger als der Verein. Völlig in Ordnung, dass er lieber mehr verdienen wollte und dass er gewechselt ist - aber hört doch auf, ihn und die anderen früheren Großverdiener auf ein Podest zu stellen!"
Guddy spricht selten - manchmal, so wie jetzt, bin ich regelrecht erschrocken, seine Stimme zu hören, weil er die Gabe hat, unauffällig im Hintergrund zu bleiben.

WENN er aber spricht, hat er oft genug sofort die Aufmerksamkeit des Raumes.
Auch jetzt nicken wieder etliche der Fanclubmitglieder zustimmend nach seinen Worten.


(Victoria "Vicky" Goossens, Fanclubchefin)

'Danke, Guddy!', denke ich mir so.
Die Jungs diskutieren immer so hitzig, wenn es um einzelne Spieler geht - insbesondere um solche, die der Verein entweder nicht verpflichtet oder die er abgegeben hat.
Die Hälfte des Fanclubs glaubt sowieso, der bessere Sportdirektor zu sein - und alle sind sie kleine Cheftrainer.
Ich muß schmunzeln.
Die Bande kann schon echt nervig sein - aber ich mag sie trotzdem, alle wie sie da sitzen.

Und während ich das so denke, stelle ich fest, dass wir irgendwie schon in Antwerpen sind ... und da vorne ist ja auch schon das Bosuilstadion...


~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

(Gerard Lavayeux - Cheftrainer)

Inzwischen - es ist wenige Minuten vor dem Anpfiff - bin ich so nervös wie lange nicht mehr vor einem Spiel.
Ich klatsche mit jedem einzelnen der Spieler ab, dann laufen sie aufs Feld.
Wenn alles geklappt und unsere Geheimhaltung funktioniert hat, steht den Gastgebern gleich eine faustdicke Überraschung bevor.
Das Personal, das wir auf den Rasen schicken, ist bis auf den gesperrten Carrozza das gleiche wie letzte Woche.
Und Dumas anstelle von Carrozza könnte mit Sauvage genausogut die gewohnte Doppelspitze bilden.
Dass er heute aber im zentralen Mittelfeld aufläuft und wir demzufolge - hoffentlich! - keine allzugroßen Löcher in der Zentrale anbieten werden, wird Antwerpen hoffentlich aus dem Konzept bringen.
Ich reibe mir die schweißnassen Hände mit einem Tuch trocken.
Die Spielführer beider Mannschaften tauschen einen Händedruck, dann einen mit dem Schiedsrichtergespann.
Wir gewinnen die Seitenwahl, die Young Reds werden also anstoßen.

Dann geschehen mehrere Dinge gleichzeitig:
der Schiedsrichter pfeift die Partie an, ich höre schräg hinter mir das vertraute "Juhuu, Herr Lavayeux!" und aus der gleichen Richtung setzt der Gesang unserer treuesten Fans ein, die mit ihren paar Dutzend Kehlen so laut sind, dass sie an meiner Position lauter zu hören sind als die 1300 Heimfans:

"eR eF Ceeeeee,
mein Vereeeeeein,
ob alt, ob jung,
ob groß, ob kleeeeein!
Wir steh'n zusammeeeen
bis zum Endeeeeee -
wir werden wiiiiiiieder Erster seeeein!"


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Als der Schiedsrichter knapp zwei Stunden später abpfeift, singen sie immer noch.
Es hört sich sogar so an, als wären sie noch lauter geworden.


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« Letzte Änderung: 16.November 2023, 21:17:22 von Achtelprofi »
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Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers

knufschu

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Weißt du eignetlich, wie sensationell deine Ideen sind?! :-) Manchmal lege ich den Krimi vor dem Einschlafen zur Seite, in der Hoffnung, dass hier etwas Neues passiert ist.

Hatte nun länger keine Zeit zum Kommentieren, d.h.zunächst gratuliere ich Lavayeux zum Aufstieg und drücke die Daumen für den Klassenerhalt. Mit den drei Punkten gegen die "Young Reds" und den taktischen Überlegungen ist vielleicht der erste Schritt getan?

Beiseite gesprochen: Ich hätte meinen Arsch darauf verwettet, dass Lavayeux bei dieser Station scheitert. Gut, dass ich Wettanbieter hasse und meine paar Kröten nicht auf einen Trainerrauswurf gewettet habe...
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Agariel

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Sehr schöne Geschichte wieder mal, die ich diesmal sogar gleich zweimal lesen musste um rauszufinden ob "Garry" auch einen angemessenen Blödsinn verzapft hat :D
Und es ist ja fast schon peinlich, dass ich hier erst erfahren muss, dass ich im Forum offenbar einen Bruder habe  ;D

Jetzt bin ich nur noch neugierig wann Karri denn geheiratet hat, wieso ich nicht eingeladen war, ob das zufällig die Schwester des Busfahrers ist und ob sie hübsch ist? Und falls ja, ob sie zufällig noch eine ledige Schwester hat?!
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Sonzee87

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Wunderbar unterhaltsame Geschichte. Wirklich ein toller Einfall und ich hab mir gleich gedacht das ich Sonni bin. ;)
Freut mich das du uns auch irgendwie amüsant in Story mit einbauen kannst, das macht gleich noch mehr Spaß mit zu lesen. Und toll das es zu den ersten 3 Punkten gereicht hat, das freut mich besonders und ich hoffe es folgen noch eine ganze Menge mehr.
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shortknife

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Shorty.....ich bin der Shorty.... ich schmeiss mich weg... 8) ::)

Arbeitest du eigentlich bei einer Zeitung oder sonst bei einem Revolver-Blatt. Sonst kommt man ja gar nicht auf solche Ideen.

Der Bayer, Sonni und Shorty natürlich wie immer die lautesten, Muffi hat schon das dritte Bier am Hals   soso, da bin ich ja froh nicht zum "Alki" Muffi zu gehören.

Da kann ich nur sagen, weiter so....... Ach ja... haben wir eigentlich gewonnen. Irgendwie hat mir Muffi doch noch das eine oder andere Bier rübergereicht..... ::) ;)
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Schweizer, Trainer einer Juniorenmannschaft, ehemaliger U-16 Nationalspieler der Schweiz.

Bayernfahne

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Da bin ich ja froh, dass ich "der Bayer" bin und nicht "Fahni", der sich aufgrund mangelnder Englischkenntnisse für richtig lustig hält, aber eigentlich nur widerlich aus dem Mund stinkt. Aber selbst wenn, wäre mir auch egal, AUSWÄRTSSIEG!
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...und der Teufel schickt uns einen Kuss, wir haben von alledem gewusst!

Noergelgnom

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RFC Liege




Auswärtsfahrt II



Spätsommer 2042, Lüttich, Belgien


(Gerard Lavayeux - Cheftrainer)

Als ich auf die Fanclubmeute zusteuere, bin ich zuallererst mal heilfroh, dass ich sie überhaupt gefunden habe.
Antwerpen ist zwar keine Riesenmetropole, aber - wie ich gerade gelernt habe - durchaus groß genug, um sich zu verlaufen, wenn man dem freundlichen Ordner, der einem den Weg erklärt, eher so semi zuhört.
Und wenn man sich verläuft, dauert es halt auch schon mal eine halbe Stunde (statt wie angekündigt fünf Minuten), um endlich zur Pommesbude zu finden.

Wobei "Pommesbude" wahrscheinlich schon wieder falsche Assoziationen weckt.
"Pommesfreiluftrestaurant mit großen Pavillons und Bänken drumherum" trifft es eher.
Wenn die Nächte im Sommer so lau sind wie heute, ergibt das ja auch eine Menge Sinn.
Die vier Angestellten haben jedenfalls alle Hände voll zu tun - die große Gruppe gutgelaunter Lütticher Fussballfans ist beileibe nicht die einzige Kundschaft!

Ich dränge mich zu den Mitgliedern unseres Fanclubs durch und bin dabei sehr froh, dass Frau Goossens ihre leuchtend roten Haare offen trägt - wie ein Signalfeuer lotst mich der weithin sichtbare Kopfschmuck in den richtigen Hafen, um mal noch für einen Moment bei den maritimen Metaphern zu bleiben.
Sie ist auch die erste, die sich umdreht und mich bemerkt.
Binnes eines Sekundenbruchteils werden ihre Augen groß und ihr Mund formt ein sehr schönes O.
Ohne die Augen von mir zu wenden, stößt sie ihren Nachbarn an und setzt damit eine Kettenreaktion aus "umdrehen, überrascht gucken, Nachbarn anstupsen" in Gang.


(Victoria "Vicky" Goosens - Fanclubvorsitzende)

Das ... ich fass es nicht! Was macht denn Gerard hier? Oh Gott, was sag ich denn jetzt? Darauf war ich gar nicht vorbereitet ... ich bin so aufgeregt ....


(Raoul "Bayer" Bayaers - Ultra)

"Oi, guckt mal, Leute - der Trainer ist hier! - Hey Trainer, schön, Sie mal zu sehen, zufällig hier? Oder ist das Absicht? Na ist auch egal, für SIE rücken wir gerne ein bissl zusammen."

Lava guckt kurz irritiert, dann setzt er sich tatsächlich auf die Bank, zwischen Vicky und mich.
Er klopft tatsächlich auf den Tisch, wie inner Kneipe! "'Nabend zusammen, ich dachte ich komm mal auf ein Bier vorbei, wo ihr alle so schön zusammensitzt."
Gelächter und allgemeines "Hallo" ringsum. "Sehr schön!" - "Na dann willkommen, Coach!" - "Prost!" - "Holt doch mal einer ein Bier für den Lava!"

Ich bin ehrlich gesagt ein bißchen baff, denn dass sich der Cheftrainer hier ohne Vorankündigung blicken läßt, war nach seinem bisherigen Verhalten nicht unbedingt zu erwarten.
Sicher, er betont in jeder zweiten Pressekonferenz, wie wichtig die Fans sind und er hat unserem Fanzine auch schon mal für ein paar Statements zur Verfügung gestanden, aber das hier ... das hat eine andere Qualität.
Aber gut, vielleicht bleibt er ja auch nur für das eine Bier, um mal Präsenz gezeigt zu haben.

Apropos "Bier" - da isses ja endlich!
Ich nehme der Kellnerin den Krug (ja, Krug, kein Glas!) aus der Hand und reiche ihn an unseren Trainer weiter, dann erhebe ich meinen eigenen Gerstensaftbehälter.
"Prost, auf den RFC!"


(Gerard Lavayeux - Cheftrainer)

Bevor ich richtig sitze, erscheint von rechts schon ein voller Bierkrug vor meinem Gesicht - und kaum hab ich ihn ergriffen, versucht mein Nachbar schon mit mir anzustoßen.
"Prost, auf den RFC!"
"Prost!", erwidere ich, während die beiden Tonkrüge dumpf aneinanderschlagen.

"Echt schön, dass Sie uns mal besuchen, Herr Lavayeux", sagt währenddessen ein (geschätzt) Mittdreißiger mir gegenüber. "Darf ich Ihnen eine Frage stellen?"
"Erstens - bitte nicht so förmlich. Ich bin Gerard.", schmunzle ich. "Und zweitens: klar, frag ruhig, ich wär sehr enttäuscht, wenn hier niemand Fragen hätte."
Er grinst und prostet mir zu: "Angenehm, Mathis, aber alle nennen mich "Muffi". - Ich frag mich schon die ganze Zeit, warum Sie eigentlich Igor Lion aus der Mannschaft geworfen haben. Gab es Streit?"

Ich blinzle. "Igor? - Nein, wir hatten keinen Streit. Oder doch, hatten wir schon, aber nicht in dem Sinne wie Du das jetzt vielleicht denkst. Wir mußten einfach sehr harte Entscheidungen treffen, als ich hier angefangen habe. Dem Verein ging - und geht! - es finanziell nicht besonders, wir mußten wirklich jede Ausgabe auf den Prüfstand stellen. Und die Gehälter vieler Spieler waren einfach viel zu hoch. Wohlgemerkt: nicht zu hoch für deren Leistung, aber zu hoch für den Kontostand des Vereins. - Wenn es rein um die Leistung und den Charakter gegangen wäre, wären alle Spieler, die wir im ersten halben Jahr abgegeben haben, noch da.
Aber wenn wir diese Reißleine nicht gezogen hätten, wär vielleicht der Verein nicht mehr da."

Ich trinke einen Schluck und stelle dabei fest, dass nicht nur "Muffi", sondern alle Umsitzenden meinen Worten lauschen.
"Es mag von außen manchmal so aussehen, als wären wir nicht sonderlich ambitioniert in Bezug auf den Club. Aber ihr könnt mir glauben, dass wir bei allen Entscheidungen zuallererst das Wohl des Vereins im Kopf haben.
Wie weit am Boden der RFC in den letzten Dekaden mitunter war, muß ich euch nicht erklären, das wißt ihr deutlich besser als ich. Von da unten wieder aufzustehen, dauert seine Zeit - und ist manchmal mit harten Entscheidungen verbunden. Und dazu gehörte auch", ich fixiere nun wieder "Muffi", "der Abschied von vielen verdienten Spielern, inklusive Kapitän Lion. Leider."

Der kräftige Hüne neben "Muffi" hat plötzlich ein regelrecht schelmisches Grinsen im Gesicht.


(Stefan "Shorty" Staelens)

Ich kanns mir einfach nicht verkneifen, nach Lavas salbungsvoller Selbstbeweihräucherung eine fröhliche kleine Spitze anzubringen.
"Hallo, ich bin Stefan. - Gehört zu diesen Entscheidungen im Sinne des Vereins auch Dein fast schon stures Beharren auf dem 4132? Wir haben das nach dem Aufstieg allesamt nicht verstanden, warum Du bei der zu erwartenden höheren Qualität der Kontrahenten nicht von Anfang an das Mittelfeld gestärkt hast, sondern Vitucci und Camara auf verlorenem Posten hast stehen lassen."

Die Mimik unseres Trainers ist eine Augenweide und spricht Bände, aber er hat sich schnell wieder im Griff, das muß ihm der Neid lassen.


(Gerard Lavayeux - Cheftrainer)

Frechheit, ey!
Ich brauche einen Sekundenbruchteil, um meine Contenance wiederzufinden.
(Eigentlich hat Stefan ja recht, aber wer hört sowas schon gern?)
"Nein, das ..." *seufz* "Was soll ich lange drum herumreden?
Das war eine Fehleinschätzung von mir. Ich hatte die beiden als stark genug empfunden, um ein Zweiermittelfeld zu bilden - auch gegen ein 433 oder ähnliche Formationen."
Er grinst immer noch: "Na immerhin hast Du's ja rechtzeitig geändert, um hier in Antwerpen den ersten Saisonsieg holen zu können ..."

"Joa," mischt sich der nächste ein. Ich hab jetzt schon den Überblick verloren, wer wer ist. "Sonni. - War ein gutes Spiel, endlich mal schön sicher gestanden defensiv und echt so gar nix zugelassen - naja, bis auf den Anschlusstreffer halt, aber das war ja pures Glück....."
Ich nicke einfach - mehr scheint die gutgelaunte Menge auch aktuell gar nicht zu erwarten.
Wobei es da Ausnahmen gibt. Vicky zu meiner Linken gibt sich nicht damit zufrieden, dass ich aller dreißig Sekunden mal einen freundlichen Kopfwackler von mir gebe - nein, sie möchte tatsächlich gesprochene Antworten haben.
Insbesondere nach der gerade gestellten letzten Frage schaut sie mich doch sehr erwartungsvoll an.
Was sie gefragt hat?
Ganz einfach: "Wie kommt eigentlich Frau Lavayeux damit zurecht, dass ihr Mann so gut wie nie zuhause ist?"
Die Antwort verwirrt sie kurz:
"Keine Ahnung, ich kenn sie ja gar nicht."
Ein Stirnrunzeln später erhellen sich ihre Gesichtszüge.
"Sie sind nicht verheiratet?"
"Nein - und waren wir hier nicht beim 'Du'?"
"Oh, stimmt ... *hüstel* ... haha, ganz vergessen."
Von einer weiteren Beschäftigung mit diesem Thema (also sie beschäftigt es jedenfalls ziemlich eindeutig, das ist nicht zu übersehen!) bleibe ich dank einer Ablenkung von rechts verschont. Die nächsten (mir) noch unbekannten Gesichter. Zwei an der Zahl und relativ ähnlich, wenn man genau hinschaut.

"Garry und Karri", wie sie sich vorstellen, verwickeln mich kurz in eine zweite Runde der Taktikdiskussion, insbesondere zur Frage, warum Vitucci nicht als "abkippender Sechser" aufläuft.
War mir so noch nicht bewußt, möglicherweise, weil ich bis heute nicht verstanden habe, wieso ein Sechser (oder irgendein anderer Spieler!) abkippen sollte - wenn er auf dem Feldrumliegt, nützt er ja keinem was...
Ich hab Vitucci einfach nur defensiv zentral vor die Innenverteidiger gestellt, weil er da - quasi als Abfangjäger - sehr effektiv spielt, wie es aussieht.

Dann wieder eine Frage von links - Vicky versucht sich kokett eine ihrer roten Locken um den Finger zu wickeln, während sie mich irgendeinen Unsinn zu meiner Zeit in Schweden fragt, da sie allerdings inzwischen entschieden angetrunken ist, sieht das, wenn überhaupt (!), aus den völlig falschen Gründen niedlich aus.

Ein "Mossi" (Namen können die hier haben, ist ja fast wie im Ruhrgebiet hier!) möchte währenddessen erklärt haben, wo ich - wenn überhaupt - im Detail die Unterscheide zwischen meiner Taktik und der meines Jugendfreundes Hannes Ringlwadl beim 1. FC Saarbrücken sehe.
Ich bin daraufhin erstens sehr erstaunt, dass Hannes neuerdings den 1. FCS trainiert und bin zweitens völlig überfragt, weil ich wegen erstens nicht weiß, was Hannes in Saarbrücken spielen läßt.
"Mossi" setzt an, es mir zu erklären, unser Blickkontakt wird aber jäh durch die Kellnerin unterbrochen, die mir ein neues Bier auf den Tisch knallt. Ich runzle die Stirn, nehme aber brav einen Schluck. Hatte ich nicht grade erst ein neues bekommen?

Der "Bayer", der offenbar gute Beziehungen zur Bedienung unterhält, hat es unterdessen geschafft, eine Runde "Kurze" zu organisieren.
Und welch Überraschung - ich "darf" natürlich ebenfalls einen haben, wir müssen ja jetzt auf den grandiosen Auswärtssieg anstoßen!
(Erwähnte ich schon, dass ich Schnaps selbst dann nicht vertrage, wenn ich nicht bereits etwas anderes alkoholisches intus habe?)

Ich habe inzwischen wirklich gar keinen Überblick mehr, mit wem ich worüber spreche, die Szenerie von meinen Augen verändert sich irgendwie immer schneller:
"Elmo" (oder "Knuffi"?) möchte etwas zur Transferstrategie der kommenden Wechselperiode wissen ("billig, willig, zuverlässig" - das klingt allerdings nicht unbedingt nach einem Fussballspieler, wie mir direkt nach meiner flapsigen Antwort klar wird) ..... "Sahni" fragt nach meinem Lieblingsspieler in der österreichischen Liga ("Junuzovic", dessen Vater war ja auch schon ganz passabel, hab ich gehört) ..... Vicky gibt mir einen Kuss auf die Wange ..... "Pelle" erklärt mir, warum Halleux unbedingt als inverser Stürmer spielen muss statt als inverser Flügelspieler ("weil wir zuwenige Abschlüsse innerhalb des gefährlichen Bereichs generieren und unser xG deswegen unverschämt niedrig liegt") ..... jemand drückt mir einen Schnaps in die Hand und stößt mit mir an ..... Kai und Cas zeichnen mir mithilfe einer unerklärlicherweise wie von Zauberhand auf dem Tisch erschienenen Bierlache das Grundkonzept eines 3-1-4-1-1 auf, in dem Vitucci (oder ist es Silva?) den innenverteidigenden Spielgestalter geben soll ("ähnlich wie Hummels bei Schalke von 20 Jahren!" - wundert mich ein bißchen, weil Hummels meines Wissens nie bei Schalke gespielt hat) ..... Vicky krault mich am Ohr ..... ich bekomm ein neues Bier ..... Andi und Leo streiten sich darüber, ob Messi oder Pele der größte Stürmer aller Zeiten gewesen sei und wollen von mir eine Entscheidung gefällt haben, als ich Ronaldo (also den echten, nicht CR7) ins Spiel bringe, schreien sie mich mit vereinten Kräften nieder ..... Dossi bittet mich, sein Bier zu halten, weil er mit Lance, Blue und Emma Doppelkopf spielt, nach der zweiten Runde stellen sie allerdings fest, gar keine Karten dabei zu haben ..... Dossis Bier habe ich inzwischen versehentlich ausgetrunken ..... Vicky drückt sich mit all ihren zusätzlichen weichen Knautsch- und Kuschelzonen an mich und schnurrt mir leise was ins Ohr .... was ich allerdings nicht verstehe, weil Guddy uns leicht erbost erklärt, dass wir jetzt endlich mal leise sein müssen, die Nachbarn beschweren sich schon ..... der Bayer und Muffi nicken zu diesen Worten bedeutungsschwer ..... so langsam läßt meine Auffassungsgabe auch etwas nach, das merke ich daran, dass ich mit dem Kopf auf die Tischplatte plumpse und vom dadurch verursachten Knall wach werde ..... Vicky fragt besorgt (und nur ganz leicht lallend), ob es mir gut geht, ich nicke, aber nur ganz langsam, weil der sich schnell drehende Tisch mir leichte Übelkeit verursacht, wenn ich mich zu schnell bewege ..... Bier ist auch schon wieder alle ....


(Mathis "Muffi" Muvaert - Ultra)

Wenn ich mir die zunehmend peinliche Szenerie so anschaue, wird es spätestens jetzt Zeit, den strategischen Rückzug ins Hotel anzutreten.
Ich bezahle unsere (für die Menge an Getrunkenem und Gegessenen und auf dem Boden Zerschellten erstaunlich humane) Rechnung und suche mir dann die am wenigsten Betrunkenen des Sauhaufens, damit sie mir dabei helfen, die anderen sicher auf ihre Zimmer zu bringen.
Oder wenigstens erstmal ins Hotel!

Eine halbe Stunde (und etliche Beschwerden ob der gesungenen Lieder, deren Niveau umgekehrt proportional zum Lautstärkepegel ist) später sind wir dann endlich in dem kleinen Hotel angelangt, dessen Bedienstete das zweifelhafte Vergnügen haben, die Meute jetzt auf die Zimmer zu verteilen.
Dauert auch nochmal eine Viertelstunde, dann sind sie alle verschwunden.
Puh, endlich!
Guddy, der Bayer und ich holen tief und erleichtert Luft.
Dass wir noch einen Schlüssel übrig haben, also ein Zimmer jetzt nicht belegt ist - was solls? Hat sich Vicky beim Buchen wahrscheinlich vertan.
Wir gehen jetzt jedenfalls auch schlafen, der Abend war lang genug, die Hotelangestellten haben nicht mal mehr genug Elan, um böse in unsere Richtung zu schauen.
Zeit, an der Matratze zu horchen.


~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~


Nächster Morgen.

(Gerard Lavayeux - Cheftrainer)

Ist. mir. übel.
Was hab ich gestern bloß angestellt?
Ach ja, Fanclubtreffen ... wo bin ich eigentlich? ... ein Hotelzimmer? .... äh, pfui, was hab ich denn ... seit wann hab ich denn rote lange Haare .... und wer liegt ....

....

Ach du Scheiße.
« Letzte Änderung: 18.November 2023, 23:05:33 von Achtelprofi »
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Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers

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Hahahahahahahaha, oh ich liebe dieses Kapitel. :D
Fantastisch, da kommt richtig Freude beim lesen auf. Da bin ich jetzt wirklich mal gespannt wie das weitergeht. Hoffe der gute Gerd findet noch alles wieder am nächsten Tag, nicht das das jetzt so nen halbgares Hangover wird. :P
Ich freue mich auf jeden Fall tierisch auf den nächsten Beitrag, das ist wunderbare Unterhaltung.
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Olé, olé, Olé, ola, der FCK ist wieder da,

Olé, olé, Olé, ola, die roten Teufel sind ganz wunderbar

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RFC Liege




Auswärtsfahrt III



Herbst 2042, Lüttich, Belgien



Ich fass es nicht!
Wieso lieg ich mit Vicky im Bett?!
Ich haste ins Bad und starre mit gemischten Gefühlen in den Spiegel.

Augenränder des Todes - check.
Lippenstift all over - check.
Haare komplett zerwuschelt - check.
Hemdkragen ebenfalls voller Lippenstift - check ... äh ... was?
Hemdkragen?

Ich schaue an mir herunter und stelle fest:
was immer die Fanclubvorsitzende und ich gestern begonnen haben, wir sind offenbar nicht weit gekommen.
Ich hab nicht nur das Hemd noch an - nein, es ist auch noch zur Hälfte zugeknöpft und in guter Gesellschaft.
Die Hose ist nämlich auch noch dort, wo sie hingehört, wenn man nach draußen gehen und kein Aufsehen erregen will.

Mit anderen Worten: ich bin noch komplett angekleidet.
Die Erleichterung überspült mich wie eine warme, kuschelige Woge.
Auf irgendwelche amourösen Verwicklungen kann ich sehr gut verzichten, das Leben als Coach beim RFC ist schon anstrengend und kompliziert genug!
Ich hänge diesem Gedanken kurz nach und frage mich - während meinen beiden Augen immer noch versuchen, einen gemeinsamen Bewegungsablauf zu finden - hat der was mit Vicky im Speziellen zu tun oder ist das schon allgemeine Alterserscheinung?

Weit komme ich mit dem Denken allerdings nicht, denn plötzlich schließen sich zwei wohlgenährte Arme von hinten um mich, in meinen Rücken drücken sich zwei weiche runde Hügel und eine verschlafene weibliche (und etwas rauchig-kratzige) Stimme murmelt:

"Guten Morgen .... Schnucki!"

'Schnucki'?! Was zum Geier haben wir gestern abend noch angestellt?!
Ich drehe mich um, ohne dabei von ihr aus den Fän... ... aus der Umarmung entlassen zu werden, dann schaue ich in ihr Gesicht hinunter.
Sie ist gut einen halben Kopf kleiner als ich, stelle ich fest.
Und während ich so hinunterblinzele, stelle ich fest, dass es da auch abgesehen vom Gesicht wirklich eine Menge Angenehmes zu sehen gibt.
'Egal, nicht ablenken lassen!', ermahne ich den Teil meiner Synapsen, der bei diesem Anblick gerade eine gigantische und spontane Party organisieren will.

"Schnucki?", frage ich stattdessen betont sachlich.
"Wann sind wir denn zu Kosenamen übergegangen?"
Sie grinst anzüglich. "Das muß etwa zu dem Zeitpunkt gewesen sein, als Du meine Hilfe brauchtest, um mir unter der Bluse den Verschluß vom ..."
Oh Gott!
"Ich hab bitte was getan?! Um Himmels willen, Vicky, das ist mir wirklich peinlich, ich war ziemlich betrunken und ..."
Jetzt lacht sie rundheraus - ein tiefes, kehliges, leicht rauchiges und alles in allem sehr anregendes Lachen, das bei meinen gerade ermahnten Partysynapsen wie der Ausruf "Freibier!" in der Kneipe ankommt.
"Glaubst Du ernsthaft, Du hast irgendwas getan, mit dem ich nicht einverstanden war?"

Bevor ich weiß, wie mir geschieht, löst sie die Umarmung, greift mit beiden Händen nach meinem Gesicht, zieht es eine Winzigkeit nach unten und drückt mir einen kurzen, flüchtigen Kuss auf die Lippen.
"Wenn es Dich beruhigt - Du bist eingeschlafen, bevor irgendwas passiert ist."
Ich stehe da wie vom Donner gerührt, während sie ins Zimmer zurückgeht und dabei weiterspricht - und ich mich frage, ob sie bemerkt hat, dass ich vor dem Kuss zurückgezuckt bin.

"Du hast buchstäblich mit Deinen Händen auf meinem Rücken angefangen zu schnarchen. Wenn ich weniger selbstsicher wäre, hätte ich jetzt Komplexe."
Wieder dieses Lachen.
Ich fahre mit dem Zeigefinger sehr langsam und sehr vorsichtig über die Stelle, wo ihre Lippen die meinen berührt haben.

"Zum Glück bin ich alt genug, um sowas nicht mehr allzu ernst zu nehmen." Sie schaut wieder durch die Tür herein, zur großen Enttäuschung bestimmter bereits erwähnter Synapsen in meinem Kopf hat sie inzwischen ein T-Shirt an.
"Ich bin auch durchaus in der Lage, mit Ablehnung klarzukommen. Wenn ich Dir also jetzt, wo Du mich nüchtern siehst, doch zu dick bin oder zu alt oder zu wasauchimmer, dann sag es bitte gleich. Ich finde Dich attraktiv und angenehm genug, um Dich näher kennenlernen zu wollen, sehr viel näher, aber ich dränge mich Dir nicht auf."

Mit einem ironischen Unterton setzt sie nach einem Sekundenbruchteil hinzu: "Und der nächste Kuss muß demzufolge von Dir ausgehen, ich hab Deine spontane Ablehnung sehr wohl bemerkt."
Endlich bringe ich es fertig, meine Zunge (die mir wie verschiedene andere Teile meines Körpers im Augenblick nur sehr widerwillig gehorcht) für einen Moment unter Kontrolle zu bringen.
"Nein ... das ... das ist einfach " *seufz*
"Das war mein erster Kuß seit ...." Ich zucke hilflos mit den Schultern. "Keine Ahnung, seit vielen Jahren jedenfalls. Und außerdem...", platze ich heraus, "außerdem bin ich überhaupt nicht sicher, ob ich mich nochmal auf jemanden anders einlassen will ... ich meine, ich bin inzwischen 51, Vicky." Ein weiteres hilfloses Schulterzucken. "Ich muß mich auch erstmal mit dem Gedanken anfreunden, so offensiv umworben zu... " Ich verstumme, als sie mit einem Grinsen, das genauso entschieden ironisch ist wie der Unterton in ihrer Stimme, einfach wortlos ihren Zeigefinger auf ihre Lippen legt.

"Jetzt hör mir mal gut zu, Gerard. Ich glaub, Du verstehst hier was grundlegend miß. Erstens: ich bin auch schon 49..."
Ich mache große Augen, als sie das so leichthin sagt, ich hätte ich auch fünf Jahre weniger abgenommen! - Als sie meinen Geischtsausdruck sieht, wächst ihr Grinsen noch etwas mehr in die Breite.
"...Du brauchst also keine Sorge zu haben, dass mit mir große Familienplanung auf Dein Leben zukommt. Zumal ich zweitens auch schon einen Sohn habe - und für den auch keinen Ersatzvater suche, nur um Dir diese Angst auch gleich zu nehmen. Und drittens: warum gleich so ein riesiges Gebirge aufbauen? Ich find Dich nett, Du mich - zumindest gestern abend - offensichtlich auch. Wenn Du nicht gelogen hast, bist Du genauso ungebunden wie ich. Wo zum Geier ist also Dein Problem? Ob wir längerfristig miteinander klarkommen und ob wir das überhaupt wollen, können wir doch später entscheiden, oder?"
Sie zwinkert mir zu.

"Und jetzt beeil Dich, ich will auch noch ins Bad."
Ich nicke.
"In Ordnung". Mehr reden geht gerade nicht. Ich fühl mich, als wär ich frontal mit einem Hindernis zusammengestoßen. Aber mit einem extrem aufregenden Hindernis. Alles, was sie gesagt hat, war gleichzeitig total logisch und absolut verwirrend.
In meinem Kopf dreht sich alles (was nicht mehr am Alkohol liegt, glaube ich) und ich weiß nur, dass ich in den letzten paar Minuten festgestellt habe, dass ich mich wieder einmal komplett in einem Menschen getäuscht habe.
Diesmal aber auf eine gute Weise.

Während mir das durch den Kopf geht, drehe ich mich um, schlappe zur Dusche und nehme auch gleich die Zahnbürste mit.


~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~


Eine halbe Stunde später sind wir beide so vorzeigbar, wie es in Anbetracht des gestrigen Abends geht.
Das heißt, dass mein Hemd samt der neuen Farbakzente für ausgiebige Heiterkeit bei den anderen Fanclubmitgliedern sorgt, als wir uns schlußendlich alle im Frühstücksraum des Hotels treffen.
Manch einer schaut etwas verknittert - aber ich hab mich vorhin im Spiegel gesehen, ich werd mich diesbezüglich also mal nicht zu weit aus dem Fenster lehnen.

Vicky hat übrigens nur wenige Worte gebraucht, um der ausgelassenen Gruppe alle Flausen und Fragen auszutreiben und auch gleich noch meine - bisher unausgesprochenen - Sorgen beiseitezuschieben.
Als nämlich die Frage aufkam, was denn der Lippenstift auf meinem Hemd bedeute und ob sie sich jetzt etwa den Trainer geangelt habe und ob sie dann zukünftig bei Spielen unten auf der Trainer bank säße und überhaupt, was würden denn die ...

... da schnitt sie den Versammelten kurzerhand mit einer Geste das Wort ab und knurrte: "Wissen wir noch nicht - und wenn irgendwer außerhalb dieses erlauchten Kreises", sie zieht mit einer Handbewegnung eine gedachte Linie um uns alle, "auch nur ein Wort davon erfährt, gibts Haue, klar?!"
Die Jungs kennen ihre Vorsitzende offenbar schon länger, denn keiner scheint großartig überrascht oder gar eingeschüchtert zu sein. Sie nicken einfach nur und äußern ein paar kurze Sätze der Marke "Klar, würden wir doch sowieso nie tun."

Und damit ist das Thema tatsächlich auch abgehakt.

Nachdem wir am Nachmittag wieder in Lüttich zurück sind, ziehe ich mich rasch um und mache mich dann - Ablenkung und Konzentration auf Vertrautes! - an die Vorbereitung des Montagstrainings.


~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~


In den nächsten Wochen stellt sich heraus, dass die Umstellung der Formation genau der entscheidende Faktor war, den wir benötigt haben.
Denn das Spiel in Antwerpen entpuppt sich - statt als Ausnahme, wie es ja durchaus hätte sein können - als Initialzündung.
Die Mannschaft hat gemerkt. dass sie in dieser Liga selbst mit den Großen mithalten kann. (Und viel größer als Royal Antwerpen geht ja nicht, auch wenns nur die Zweite Mannschaft ist, stehen da dennoch teilweise Spieler mit einem Gehalt von mehr als einer halben Million Euro auf dem Platz.)
Und mit dieser Erkenntnis kommt - für Aussenstehende wahrscheinlich "schlagartig" - ein Selbstbewußtsein, dass dem Team auch über holprigere Phasen hilft.
In den folgenden Wochen guckt so mancher etablierte Zweitligist nach dem Spiel gegen uns reichlich bedröppelt aus der Wäsche.

Den Anfang macht dabei der große Aufstiegsfavorit KV Mechelen, die zuhause nicht über ein 0:0 gegen uns hinauskommen.
Wenn man ganz ehrlich ist, muß man diesen Punkt allerdings zu mindestens 80% unserem neuen Torhüter zurechnen.
Neuer Torhüter?!
Ja, denn direkt vor dem Spiel in Antwerpen unterzeichnet ein junger Gambier seinen ersten Profivertrag. Und er hat sich dabei für unseren Verein entschieden!
Bobb Ousman gilt bereits jetzt als eines der größten afrikanischen Torwarttalente der letzten Jahre und wird absehbar nicht lange bei uns spielen - er wird direkt zum wertvollsten Spieler unseres Kaders und hat noch vor dem ersten Spiel in unserem Trikot einen Marktwert von einer halben Million Euro.




Wir hoffen natürlich, dass er bei uns einschlägt und ganz insgeheim hoffen wir (also der Vorstand und ich) ebenfalls, dass er vielleicht bereits am Ende der Saison einen Interessenten findet, der uns mindestens diese halbe Million plus vielleicht eine Weiterverkaufsbeteiligung zahlt.
Denn was die Finanzen angeht, gilt auch in diesem Jahr: "Wir geben nichts, wir betteln selbst."
Anfang November stehen auf unserem Bankkonto schon wieder fast 200.000 Euro Miese - und diese Zahl wächst mit besorgniserregender Geschwindigkeit.





 Bis zum Saisonende wird es wohl wieder mal auf mindestens 700.000 Euro Verbindlichkeiten hinauslaufen, plus die Kredite für frührere Engpässe und nun eben auch noch das Stadion.
Das ist übrigens Ende September tatsächlich fertig ausgebaut. Der Unterschied ist jetzt nicht soo riesig, es ist immer noch ein relativ häßlicher und sehr kleiner Betonklotz im Nordwesten Lüttichs, aber falls wir im Pokal vielleicht doch mal einen Erstligisten zu Besuch haben solten, passen jetzt halt tausend Leute mehr rein, die dann vielleicht jeder zwanzig Euro dalassen.
Wir brauchen jeden Euro!





Einweihung des Stadions erfolgt passenderweise mit einem Heimspiel gegen die Zweite des Club Brugge. Und wie erwartet - die Erweiterung hätte es nicht gebraucht, die 2000 Nasen hätten auch vorher reingepaßt.
Der Vorstand hat das Spiel aber dennoch zum Fantag erklärt und die Mannschaft tut auf dem Feld alles, um eventuelle "Erst-Besucher" vom Wiederkommen zu überzeugen.
Es ist ein höchst umkämpftes Spiel, in dem ein herrliches Freistoßtor von Camara nach einer knappen Stunde den Sieg für unsere Farben sichert.
Ousman zeigt in seinem ersten Heimspiel eine absolute Sahneleistung und wird direkt zum Player of the Match gekürt, mit einer Note von 8,1!

In der Woche darauf sind wir schon wieder bei einem Aufstiegsfavoriten zu Gast. Und genau wie in Mechelen zwei Wochen zuvor können wir uns am Ende bei Ousman bedanken, sonst hätten wir trotz großartiger Leistung vielleicht dennoch verloren. Der Jungspund holt aber einfach wirklich alles aus dem Winkel, was aufs Tor kommt, die Gastgeber verzweifeln - und wir haben am Ende den nächsten Punkt eingetütet.
In drei Spielen nur ein Tor geschossen und keins kassiert - sieht auf dem Papier nach defensiv sicherer Tristesse aus, ist für die Zuschauer aber deutlich unterhaltsamer, weil unsere Offensive eher von Pech als von Unvermögen gebeutelt ist.
Wenn Sauvage, der nach der Formationsumstellung ja Alleinunterhalter im Sturmzentrum ist, sich auf diese geänderte Statik im Spiel einmal richtig eingestellt hat, kann das sehr schnell ganz anders aussehen.

Zum Beispiel zuhause gegen KAS Eupen, den aktuellen Tabellendritten. Da allerdings ohne Sauvage, der gesperrt zuschauen muß.
Ändert nichts daran, dass wir ein klasse Spiel zeigen - schon wieder.
Diesmal muß Ousman zwar (in der 9. und 18. Minute) zweimal hinter sich greifen, weil die Gäste einfach beängstigend effektiv spielen, aber zum Glück hat unsere Offensive gerade rechtzeitig ihren Torriecher wiedergefunden.
Carrozza bringt uns sehr früh in Führung, Camara gleich per Elfmeter noch vor der Pause hochverdient aus - und in der zweiten Hälfte ist es dann ein Spiel auf ein Tor, das lange, lange, LANGE vor der Nachspielzeit hätte entschieden sein können - der Nachspielzeit, in der eine Camara-Ecke zielgenau auf den Kopf von Innenverteidiger Gibba fällt (der zweite Gambier im Team und genaugenommen derjenige, dessen Berater uns den Tip mit Ousman gab) ... der den Siegtreffer köpft.

Damit haben wir innerhalb von vier Wochen gegen die aktuelle Top 3 der Liga gespielt, sind ungeschlagen geblieben und haben auch noch zwei Spiele zu null absolviert.
Wow!

Geht gleich weiter mit den Spitzenspielen - wäre die Zweite von Standard Lüttich aufstiegsberechtigt, wären sie im Kreis der Aufstiegsfavoritien. So sind sie "nur" ein extrem harter Brocken, auch wenn wir Heimrecht haben.
Aber wir wissen ja jetzt, wie's geht. Einigeln und auf Ousman vertrauen - und schon hat man wieder ein 0:0 ergattert, mit dem keiner gerechnet hat.

Danach zur Abwechslung mal kein Aufstiegskandidat, sondern ein Kellerkind - die Royal Francs brauchen dringend Punkte, müssen sie sich aber woanders holen.
Zwei Doppelschläge - Mitte der ersten und Mitte der zweiten Halbzeit - ziehen ihnen komplett den Zahn, der zwischenzeitliche Anschlußtreffer ist letztlich nur ein Schönheitsfleck ohne Bedeutung.

Die Tabelle sieht langsam wirklich freundlich aus.


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Das Jahr neigt sich dem Ende zu.
Es ist kalt, naß und ungemütlich -  und wir stellen einen neuen Zuschauerrekord auf!
Fast 3000 frierende Fans sehen ein Spiel gegen OH Leuven, das bis weit in die Schlußphase hinein von den Gästen dominiert wird, die folgerichtig auch kurz vor der Pause in Führung gehen. Aber ein Spiel dauert nunmal nicht nur 70 Minuten - auch wenn die Gäste offenbar nur Luft für 70 Minuten hatten.
Und das nutzen wir gnadenlos ausd und drehen die Partie in den letzten 15 Minuten doch noch zu unseren Gunsten.

Was auffällig ist in diesen Wochen - die Anzahl der Gelben Karten häuft sich und die Anzahl der kleineren Verletzungen auch.
Gegen Dessel müssen wir vom Tor bis zum Sturm auf allen Positionen umbauen, die folgerichtig nicht eingespielte Mannschaft verliert verdient nach acht ungeschlagenen Partien (!) mal wieder ein Spiel.

Und in Dender setzt es gleich noch eins auf die Mütze, aber dort liegt es eher daran, dass der Gastgeber einfach eine verdammt starke Truppe beisammen hat und nicht von ungefähr um den Aufstieg mitspielt.

Zum Jahresabschluß dann, zuhause gegen Tabellennachbar RE Virton, liefern wir nochmal eine sdehr reife Leistung ab, die vom Endergebnis nur unzureichend widergespiegelt wird.
Virton hätte sich auch über ein 1:5 nicht beschweren dürfen.

Alles in allem sind wir - nachdem ich endlich auf meine Co-Trainer gehört habe - auf einem sehr guten Weg, sensationell die Klasse zu halten.


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« Letzte Änderung: 19.November 2023, 15:44:02 von Achtelprofi »
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"Changes aren't permanent. - But change is."



Frühjahr 2042, Lüttich, Belgien


Winterpause ist in Belgien ja einen ganzen Monat lang, das gibt mir tagsüber die Möglichkeit, einige Dinge aufzuarbeiten, die in den sehr ereignisreichen Wochen im Herbst liegengeblieben sind - beispielsweise zusammen mit dem jeweiligen Staff Entscheidungen zu treffen, wer von den Youngsters in den beiden Jugendmannschaften im Verein bleiben darf und wen wir auf dem Transfermarkt anbieten.

Die Pause ermöglicht mir bzw uns aber auch, abends und an den Wochenenden in einem kleinen Haus am Lütticher Stadtrand auszuloten, ob das getroffene Arrangement ein vorläufiges ist oder ein langfristiges werden soll.
Als die Saison Ende Januar mit dem 18. Spieltag wieder Fahrt aufnimmt, habe zumindest ich dahingehend aber noch keine endgültige Entscheidung getroffen.
Das liegt aber nicht an Vicky, sondern vielmehr daran, dass einer ihrer Lebensmittelpunkte - der RFC Liege und da besonders der Fanclub - komplett mit meiner mittelfristigen Lebensplanung kollidiert.
Ich habe es noch keinem gesagt, aber ich sehe mich in zwei Jahren nicht mehr beim RFC.
Es macht ja durchaus Spaß und ist auch eine tolle Herausforderung, einen dermaßen klammen abgeschlagenen Underdog wie den RFC Liege gegen alle Wahrscheinlichkeit und von der Hand in den Mund lebend in einer Liga zu halten, die deutlich über seinem Leistungsniveau liegt, aber ...

... ich werde 52 dieses Jahr. Allzulange kann ich diesen Job nicht mehr machen. Und bis jetzt habe ich mich ausschließlich dafür abgerackert, dass ich zur Mitte jedes Monats kaum noch wußte, wovon ich was zu essen kaufen soll.
Ich will endlich irgendwo arbeiten, wo ich ein vernünftiges Einkommen habe.
Wo ich vielleicht auch mal spontan zum Essen in ein Restaurant gehen kann, statt - überspitzt gesagt - hinter besagtem Restaurant im Müll zu wühlen und zu schauen, ob noch ein paar halbverfaulte Kartoffeln übrig sind.

Ich nehme also in der Spielpause diskret Kontakt zu einem Berater auf, dessen Name mir aus früheren Zeiten (bei der FOLA) noch in guter Erinnerung ist.
Mario Rodrigues vertritt soweit ich weiß eigentlich nur Spieler, aber es kann ja nicht schaden, zumindest mal nachzufragen.
Und er erinnert sich nicht nur an mich, er ist auch sehr gern bereit, sich für mich umzuhören.
Als ich erwähne, dass ich ihn nicht bezahlen kann, bis ich einen vernünftigen Job gefunden habe, lacht er nur und winkt ab.

"Lassen Sie mal, die Provision hierfür hole ich mir bei dem Verein, der das Glück hat, Sie verpflichten zu dürfen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir allzulange suchen müssen."
"Lassen Sie sich Zeit, ich möchte erst nach der Saison wechseln."
"In Ordnung, Herr Lavayeux - wir bleiben in Verbindung."

Damit wäre dieser Stein schonmal ins Rollen gebracht und ich kann mich wieder ganz auf den Sport konzentrieren.

Oder auch darauf, meine Trainerlizenz zu erweitern!
Kurz nach dem Jahreswechsel bestehe ich nämlich die Prüfung und habe nun bereits die Continental A - Lizenz in der Tasche.
Fehlt nur noch die UEFA Pro. Aber auf die muß ich noch ein bißchen hinsparen, die kostet für mein Gehalt eindeutig zuviel. (Und Gilson will ich nicht fragen, ich möchte nicht zu hören bekommen, dass ich undankbar bin, falls ich wirklich zur neuen Saison wechseln sollte...)
So ganz langsam bin ich im Bereich theoretische Ausbildung am Ende der Fahnenstange angekommen.




Eine deutliche unschönere Neuigkeit erwartet mich beim Trainingsauftakt - das steht nämlich ein rothaariger Spieler, den ich nicht kenne.
"Wer bist Du denn?", frage ich überrascht.

"Oh, I'm Patrick, Patrick Patton. I'm your new best central midfielder.", antwortet der offentlich sehr selbstbewußte Fremde.
Wie sich herausstellt, ist er tatsächlich ab sofort Teil meines Kader,s er ist auch tatsächlich der beste Mittelfeldspiler im Kader, der selbst Vitucci und Camara aussticht (und der auch Carrozza und Sauvage ordentlich Beine machen könnte, wenn wir ihn nicht im Mittelfeld, sondern im Sturm einplanen würden) ... und er bekommt fürchterliche 100.000 Euro Gehalt pro Jahr.
Als ich das erfahre, stürme ich zum Präsidenten, um zu erfahren, wer hier hinterrücks alle unsere heroischen Anstrengungen zunichte macht, den Verein zu sanieren.
Nur um zu erfahren, dass mir meine mangelnden Englischkenntnisse oder besser meine Sauklaue zum Verhängnis geworden sind und ich das selbst war.

Ein paar Wochen zuvor hatte mir Eric Vermaelen eine Notiz hingelegt und von einem "großen Talent von der Insel" geschrieben. In einem Anflug von Schalk hatte er druntergekritzelt: "watch?"
Ich hatte das bejahen wollen, hatte mein Antwort-"watch!" aber offensichtlich so unleserlich geschrieben, dass bei Vermaelen "catch!" ankam.
Und da er sich angewöhnt hat, mir nicht zu widersprechen, hat er halt einen Vertrag ausgearbeitet (jaja, so ein Scout-für-alle-Fälle beim RFC ist auch mal Sekretärin und Vertragsbeauftragter und was weiß ich nicht noch alles) und mir zwischen Tür und Angel zum unterschreiben hingehalten.
Da ich zu dem Zeitpunkt gerade den Berater der künftigen Torwartlegende Ousman am Telefon hatte und dem mit einem geradebrechten Kamikazegemisch aus letzeburgisch, französisch und englisch zu verdeutlichen versuchte, dass sechs Wochen nach Vertragsunterzeichnnung kein ausreichender Zeitraum ist, um bereits über eine Gehaötserhöhung zu debattieren, hab ich wohl einfach unterschrieben.

Scheiße.
Jetzt haben wir einen sehr offensichtlich hoch talentierten Spieler an der Backe, für den wir eigentlich drei andere aus dem Verein entfernen müßten, um ihn uns leisten zu können.




Während ich noch überlege, wen es treffen soll, kommen Halleux und Decorte auf mich zu und erklären mir, dass ich ihnen entweder die Wechselfreigabe erteile oder sie zu streiken beginnen.
Häh?!

Es stellt sich raus, dass beide von Erstligisten aus dem Ausland umworben werden - Halleux von Twente Enschede, Decorte vom FC Augsburg.
Kurze Telefonate mit den Sportverantwortlichen der beiden Clubs und schwupps - Wechsel genehmigt, Rückleihe bis Saisonende unter Dach und Fach, Patton-verursachtes Finanzloch im Etat geschlossen.
Ich bin so gut, ey!

Etwas ausführlicher: die beiden genannten Spieler wechseln zu sofort zu den neuen Vereinen, stimmen allerdings einer Rückleihe bis Saisonende zu.
Das gibt mir Zeit, den jeweils dringend nötigen Ersatz zu finden, da Halleux/Decorte unsere Patent-Flügelzange mit der Lizenz zum Knipsen ist....

Das finanzielle Trostpflaster für diese beiden Wechsel lautet übrigens "insgesammt 450.000 Euro". Kann ichn mit leben, zumal bei beiden Spielern auch eine Weiterverkaufsklausel mit zum Paket gehört.

Jetzt aber - aufm Platz, was ist mit aufm Platz?!

Im Januar haben wir nur ein Spiel in Lommel beim SK, das wir mit 2:1 für uns entscheiden können.
Matchwinner: Bobb Ousman, der hält heute sogar einen Elfmeter.

Der Februar beginnt zwar unschön - wir laufen zuhause gegen Tubize in zwei Bilderbuchkonter und beißen uns im Gegenzug an der Gästedefensive die Zähne aus - aber danach kommt der Erfolg zurück nach Lüttich.
Erst schlagen wir Lyra Lierse in deren eigenem Stadion, danach putzen wir Tabellenführer Westerlo vor 3400 Fans im "Rocourt" vom Platz.

Eine Woche später kommen die Young Reds, mit denen unser Aufwärtstrend ja beginnen hatte, zu uns ... und fahren ebenfalls ohne Punkte wieder heim.
Und dann, am 23. Spieltag, gehts für uns nach Brugge, wo wir der Zweiten vom Club Brugge den Hintern versohlen, die Punkte mitnehmen und ihre Abstiegssorgen vergrößern.

Und für uns heißt es jetzt: Heimspiel gegen KV Mechelen!
Die thronen zusammen mit Louviere ziemlich enteilt auf den Aufstiegsplätzen, aber wenn wir sie schlagen sollten, geht es für uns möglicherweise bis auf Platz fünf hoch.
Platz FÜNF!

Leider müssen wir das Spiel ohne unseren Wunderkeeper bestreiten, denn Bobb Ousman zieht sich direkt vor dem Spiel, im Anschlußtraining, eineBänderzerrung im Knie zu und wird mindestens 3-4 Wochen ausfallen.
Blödestmöglicher Zeitpunkt dafür!




Sein Stellvertreter Claeys ist ein guter Torwart, aber nicht ansatzweise auf Ousmans Level.
Wobei ... wahrscheinlich hätten wir in jeder möglichen Besetzung verloren.
Mechelen ist einfach zwei Klassen besser heute, muß man neidlosso anerkennen.




So, und damit auch die Nummer drei der Torwartrangliste, Dominik Heitz, mal wieder zu einem Einsatz kommt, verletzt sich jetzt auch noch Claeys beim Auslaufen nach der Mechelenpleite. Und was hat er?
Klar: Bänderzerrung im Knie.
Wie lange wird er ausfallen?
Klar, 3-4 Wochen.
Sagt mal, haben wir Doppelgängerwoche oder was?!




Wenn dieser 24. Spieltag samt der Niederlage und den beiden höchst ärgerlichen Verletzungen nicht gewesen wäre, würden wir hier Tango tanzen.



Innerhalb von 18 Spieltag haben wirs von "Platz 16, sieglos" zu "im Rennen um die Aufstiegsrelegation" geschafft.
Mit einer Mannschaft, der so mancher nichtmal einen einzigen Sieg zugetraut hat!




Überhaupt, es ist ja nicht alles schlecht in dieser Saison, beileibe nicht!
Zum Beispiel die Jugendspieler, die nachrücken.
Wären wir finanziell ein bißchen besser aufgestellt - oder hätte ein nicht näher genannter geistig umnachteter Vereinsverantwortlicher nicht eine sechsstellige Summe für das Gehalt eines einzelnen Spielern rausgepulvert), würden hier zwei Drittel der Spierler übernommen werden.
So ist es "nur" etwa die Hälfte.




Inklusive eines Riesentalents für mehrere Offensivpositionen, das direkt in die Seniorenmannschaft versetzt wird, um dort mitzutrainieren.
Der Nebeneffekt, der dem Talent  auch genau so mitgeteilt wird: Kapitän Vitucci soll ihn unter seine Fittiche nehmen, um ihm mal nahezubringen, was eine professionelle Arbeitseinstellung ist. Denn bei allem Talent, einfach zwanglos rumschlendern und ab und an mal gegen einen Ball treten ist kein Training! Das mag in der U17 gereicht haben, bei den Profis ist das Arbeitsverweigerung und wird nicht toleriert. Punkt.




25. Spieltag - KAS Eupen (H)

zweites Heimspiel nacheinander.
Eupen ist auf Relegationskurs. Warum?
Das wird heute überdeutlich.
Nach Mechelen gleich die nächste Mannschaft, die uns in unserem eigenen Wohnzimmer komplett dominiert.
Unterschied zum Mechelenspiel - wir lassen und nicht abschlachten und kommen sogar zu einem Punkt, bezahlen den aber mit der Verletzung von Decorte sehr teuer. Denn auch sein Vertreter Francios Dumas ist verletzt.
Da wird es wohl in den nächsten Spielen auf Matteo Dumas, den Hans-Dampf-auf-allen-Positionen, ankommen.
Der hat bei uns bis auf Innenverteidigung und Tor buchstäblich schon überall gespielt, glänzt nirgendwo, ist aber überall ein guter Backup.
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26. Spieltag - RAAL La Louviere (A)

Es geht jetzt Schlag auf Schlag mit den Spielen gegen Aufstiegskandidaten. Louviere, der Tabellenzweite, hat erkennbar Mühe mit unserem kompakten Spiel, aber die viel höhere individuelle Qualität gibt schlußendlich den Ausschlag.
Das Tor fällt in der 86. Minute. Bitter, aber hochverdient.


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27. Spieltag - SL16 FC (Standard Lüttich, Zweite) (A)


Nach Vituccis Gewaltschuß vom linken Strafraumeck nach Ecke sehen wir schon wie die Überraschungssieger aus, aber in der 82. und 89. fangen wir uns doch noch zwei Gegentore. Diese Niederlage ist eher unverdient, aber was kann man sich davon schon kaufen? Richtig. Nix.


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28. Spieltag - Royal Francs Borains (H)


Wenn Du zuhause zweimal führst und dennoch verlierst, wars ein Kackspiel.
Beweis: hier und heute.
Wir sind gut in der Partie, gehen nach 5 Minuten in Führung, geben die aber postwendend wieder her.
Nach einer knappen Stunde erzielt Halleux mit einem Volley Marke Tor des Monats das 2:1.
Statt sicherer zu stehen laden wir die Gäste aber lieber mit schlampigen Pässen zu zwei Gegentoren ein und stehen am Ende der Partie fassungslos als Verlierer auf dem Spielfeld.


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29. Spieltag - OH Leuven (A)

In der Woche hab ich nochmal allen Spielern ins Gewissen geredet, diese Riesenchance nicht so leichtfertig wegzuwerfen. Die Hälfte der Stammelf ist alt genug, dass ihnen klar ist: per Vereinswechsel wird es wohl eher nicht mehr ins Oberhaus gehen, den Aufstieg müssen sie schon hier packen - oder eben vergessen.

Scheint gefruchtet zu haben, in Leuven zeigen wir jedenfalls die beste Leistung seit langem, auch wenn wir wieder mal den Anfang der Partie verschlafen und erstmal einem Rückstand hinterherlaufen.
In der zweiten Hälfte ist es aber schließlich ein absoluter Sturmlauf auf das Gastgebergehäuse und Sauvage wird per Doppelpack dann zum Helden.


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30. Spieltag - Dessel (H)


Das Präsidium hat die Idee, den letzten Spieltag zum Fantag zu erklären und damit vielleicht noch ein paar mehr Fans ins Stadion zu locken, die uns anfeuern.
Klappt ganz gut, wir begrüßen über 3000 Fans auf den Rängen.




Das Spiel selbst ist eines der einseitigsten der ganzen Saison - eine Angriffswelle nach der anderen rollt auf das Gästetor zu, aber im Sturm ist heute wieder mal Kollege Slapstick zugange.
Wir vergeben die aussichtsreichsten Chancen kläglich.
Höhepunkt der "Fail-der-Woche"-Live-Demonstration:
Sauvage, unser so zuverlässiger Torschütze der letzten Wochen, umkurvt den Keeper und schießt dann aus gefühlt 20 Zentimentern  an den Pfosten statt ins leere Tor.
In der 66. Minute erlöse ich ihn von seinem Leiden und bringe dafürCarrozza aufs Feld, der uns nach der Saison mit nahezu 100% Sicherheit verlassen wird. (Sein Vertrag läuft aus, für eine Verlängerung hätte er gern 125.000 Euro pro Jahr....)

Carrozza ist keine drei Minuten auf dem Feld, da erreicht er einen Steilpass von Patton am Elfmeterpunkt mit der Schuhspitze gerade noch so vor dem Keeper und spitzelt das Leder an ebenjenem Keeper vorbei ins Netz.
Wir führen!
Herr im Himmel, war das eine schwere Geburt!
Danach lassen wir es deutlich ruhiger angehen und sind vorranging darauf bedacht, die Führung bloß ja nicht mehr aus der Hand zu geben.
Torverhältnis ist bei der Tabellensituation absolut wurscht, die drei Punkte sind alles, was zählt.
Wir schaukeln die Führung über die Zeit und müssen dann noch ein bißchen warten, bis wir die Ergebnisse aus den anderen Stadien hören.

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Karagounis

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Boah welch Tempo hier in dieser Story! Da konntest du dir einen tollen Torwart angeln und prompt spielst du auch eine überragende Saison! Herzlichen Glückwunsch dafür!

4Ramos

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Was für eine super Saison, ich denke jetzt wäre der perfekte Zeitpunkt für einen Tapetenwechsel bei Lava. Mit einer überragenden Saison sich zu einem Verein aus der ersten Liga verabschieden, besser geht es wohl nicht.
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Noergelgnom

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RFC Liege




So c'mon and let me know: should I stay or should I go?



Herbst 2043, Lüttich, Belgien



Nach einer derart erfolgreichen und gerade zum Finale hin auch extrem nervenaufreibenden Saison kommt mir die Sommerpause wie gerufen.
Ich nehme mir vor allem anderem vor, mit Vicky zu sprechen.
Wir haben uns inzwischen ziemlich gut aufeinander "eingegroovt", was zunächst gar nicht so einfach war wie gedacht, da wir beide einer Arbeit nachgehen, in der Überstunden und spontane Planänderungen "normal" sind.
Sie leitet eine Filiale eines großen belgischen Reisebüros hier in Lüttich und es gibt durchaus Phasen, in denen ich sie tagelang gar nicht zu Gesicht bekomme.
Da es die andersherum aber natürlich genauso gibt, stellen wir nach den ersten zwei, drei Streitgesprächen zu diesem Thema fest, dass wir beide deutlich besser damit leben könne, wenn wir uns gegenseitig einfach zugestehen, dass wir unseren Job gerne machen und dass diese Phasen der Hektik eben dazugehören.

Mitte Juni - wir wohnen bereits ein halbes Jahr zusammen - gönnen wir uns eine Woche Last Minute an der Algarve, zum einen, weil das Wetter da echt schön ist - zum anderen, weil ich eine kleine Prämie für das souveräne Überbieten sämtlicher Saisonziele erhalten habe und die paar Tage Algarve in Vickys Reisebüro zum Supersonderextrabilligtarif angeboten werden.

Die Zeit ist viel zu kurz, aber wir genießen sie einfach nach allen Regeln der Kunst und benehmen uns zum ersten Mal völlig ungeniert wie ein Paar in der Öffentlichkeit.
Völlig neue Erfahrung für mich, aber keine, die ich ungern gemacht habe... *hüstel*

Zurück in Lüttich hat uns der Alltag eh viel zu schnell wieder.
Bevor ich mich dreimal umgedreht habe, stecke ich mitten in den hektischen Vorbereitungen für die neue Saison.
Und die geht damit los, dass wir entscheiden müssen, was wir auf der Torhüterposition tun.

Unser Wunderkind ist jetzt Schalker und während wir beim Verkauf noch wie die Honigkuchenpferde gegrinst haben, weil wir dachten, mit der Ablösesumme von einer Million Euro plus Weiterverkaufsbeteiligung einen guten Deal gemacht zu haben ...




... stellen wir keine vier Wochen später - als eines dieser Transfermarktportale die neuen Marktwerte veröffentlicht - entsetzt fest, dass wir wohl ein bißchen über den Tisch gezogen wurden!




Aber gut, lamentieren hilft nicht weiter. Wir drücken unserem Ex-Keeper lieber die Daumen, dass er nächste Saison für eine marktwertgerechte Summe wechselt - dann würden akute Geldsorgen beim RFC auf absehbare Zeit nämlich erstmal der Vergangenheit angehören.






Unsere eigenen Jugendspieler sind übrigens auch viel zu begehrt ... gleich dreimal schlagen in diesem Sommer größere Clubs zu und schnappen uns hoffnungsvolle U-17-Talente im Jahr vor der Übernahme in die U19 vor der Nase weg.
Einerseits ein Zeichen dafür, wie gut wir hier in Lüttich inzwischen wieder aufgestellt sind, was die Nachwuchsarbeit angeht, andererseits furchtbar ärgerlich, denn in einer Fussballlandschaft, in der wir finanziell nichtmal mit den Gehaltsvorstellungen von Viertligaspielern mitgehen können, müssen wir zwangläufig auf den eignen Nachwuchs setzen. Wenn uns jeder halbwegs begabte U17-Kicker weggeworben wird, haben wir ein dickes Problem...


Apropos "dickes Problem" - unser Kader verliert ein bißchen an Substanz über den Sommer.
Nicht nur Ousman und Carrozza sind ja weg, sondern auch Halleux und Decorte.
Und es gibt keinerlei externe Zugänge, die uns weiterhelfen würden und die gleichzeitig bezahlbar wären.
Notgedrungen wird Westhof zum Stammspieler vorne links befördert, Matteo Dumas desgleichen auf der rechten Seite, dazu Manga (Sturmzentrum), Leroy (Viererkette links) und Mace (Tor) aus der Jugend hochgezogen, um als Backups zu dienen.
Geht nicht anders, wir haben weiterhin nicht die Strahlkraft, um vernünftige Spieler zu vernünftigen Preisen anzulocken.
Unter den inzwischen bestimmt hundert zum Probetraining bei uns aufgeschlagenen Kickern war Ousman der einzige, der sowohl eine Verstärkung darstellte als auch unter 90.000 Euro verdienen wollte.
Die meisten liegen sogar noch weit darüber.
Den Vogel schoß im letzten Frühjahr übrigens ein Kasache ab, der zwar talenttechnisch nicht an Vitucci heranreichte, also bestenfalls als dessen Backup hätte dienen können - aber dafür 250.000 Euro verlangte!
Wir haben ihm gesagt, sobald wir den Goldesel wiedergefunden haben, melden wir uns bei ihm...

Galgenhumor beiseite, das ist der Kader, mit dem wir in die neue Zweitligasaison gehen werden:




Und das ist die Reaktion der Journalisten:




Aber diese Art von Kaffeesatzleserei hat uns ja schon in den Vorjahren nicht interessiert.
Die Mannschaft, deren Kern ja nun auch schon im dritten Jahr zusammenspielt und die unsere "neue" Taktik so langsam verinnerlicht hat, überrascht nacheinander Mannschaft für Mannschaft sowie all die Journalisten, die uns vorausgesagt hatten, diesmal "aber ganz bestimmt abzusteigen".

Mitte Oktober, nach acht Ligaspielen und einer Pokalpartie, sind wir zur inzwischen allgemeinen Überraschung noch immer ungeschlagen und haben in diesen neun Partien gerade mal vier (!) Gegentore kassiert - trotz solch namhafter Gegner wie der Standard-Zweitvertretung, Absteiger KSC Lokeren oder Westerlo (die dann doch nicht aufgestiegen sind, weil nach dem Playofffinale noch die eiegentliche Relegation wartet...).




Alle Welt wundert sich, warum Vereinspräsident Gilson ab Mitte September stetig bedrückter scheint, man vermutet entweder ein Zerwürfnis mit dem Trainer oder private Probleme.
Dabei ist die Lösung viel einfacher:


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« Letzte Änderung: 19.November 2023, 23:56:02 von Achtelprofi »
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m4

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Starke Leistung mit dem Kader! Schade, dass es nicht mit dem Aufstieg geklappt hat.

Mit den Finanzen im Hinterkopf würde ich mich dazu entscheiden zu wechseln, um den nächsten Karriereschritt zu gehen...

Entscheiden würde ich mich für

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4Ramos

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Der Saisonstart ist ja überraschend gut bzw. sensationell!
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Sonzee87

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Wow da schaut man nen halben Tag mal nicht rein und dann gleich sowas. Was eine Saison, vom Abstiegskandidaten Nummer 1 bis in die AUFSTIEGS Playoffs gekommen, auch wenn die dann schnell vorbei waren. Da kann man nur den Hut ziehen wie das gut gegangen ist und das Torwarttalent kann natürlich in der Zukunft noch richtig viel Geld nach Lüttisch spülen. Das wäre dem Verein zumindest mal zu wünschen.

Und was die Entscheidung angeht, sollte man gehen oder bleiben.
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Olé, olé, Olé, ola, der FCK ist wieder da,

Olé, olé, Olé, ola, die roten Teufel sind ganz wunderbar

Agariel

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Gelungener Start

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