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Autor Thema: [FM 20 bis 24] Lavayeuxs Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers  (Gelesen 73158 mal)

Noergelgnom

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Immer noch Anfang September 2037


"Müller-Lüdenscheidt interessiert mich nicht!" - Ein Gespräch über den Cercle Sportif FOLA Esch, F91 Düdelingen und eine Eiszeit zwischen Männern

von Madeleine Muller


In den letzten Tagen gab es im Umfeld des Escher Traditionsclubs FOLA ungewöhnlich viel Unruhe, die vorgestern in der Meldung gipfelte, dass sich Präsident Ben Weber und Sportvorstand Lex Risch auf der einen sowie Cheftrainer Gerard Lavayeux auf der anderen Seite derart zerstritten hätten, dass Letzterem nunmehr gekündigt worden sei.
Dies stellte sich zwar als Ente heraus – Ruhe ist dadurch allerdings keine eingekehrt.
Ganz im Gegenteil.

Es deutet nämlich einiges darauf hin, dass der neue Trainer des Rekordmeisters F91 Düdelingen, Klaus Müller-Lüdenscheidt, die Gerüchte um Lavayeuxs Demission und ein angebliches Vertragsangebot FOLAs an ihn, also Müller-Lüdenscheidt, gezielt gestreut hat.
Der mögliche Grund: der deutsche Trainer versetzte sich dadurch selbst in der Lage, das gerüchtete FOLA-Angebot öffentlich abzulehnen und unter regem Medieninteresse bei Düdelingen zu unterschreiben.
Müller-Lüdenscheidt beharrt darauf, dass ein Angebot von FOLA vorgelegen habe. Im übrigen habe er mit der ganzen Unruhe um „diesen Quereinsteiger ohne Anstand und Meriten“, also Lavayeux, nichts zu tun. Der brocke sich seine Probleme doch sowieso immer selbst ein.
Harte Worte – mit einer Vorgeschichte, die man zur Einordnung des aktuellen Chaos' kennen sollte.

Die Antipathie zwischen den beiden Übungsleitern ist nämlich nicht neu und rührt aus der Saison 2033/34. In jener Spielzeit war Müller-Lüdenscheidt Trainer des damaligen Zweitdivisionärs FC Red Boys Aspelt, Lavayeux dagegen Reporter bei einer Lokalzeitung.
Und während Ersterer mit einer bewundernswerten taktischen Sturheit den Verein in die dritte Division führte, wurde Lavayeux nicht müde, die taktischen Unzulänglichkeiten des Trainers zu monieren.
Der endgültige Bruch zwischen den beiden erfolgte wohl spätestens, als Müller-Lüdenscheidt nach dem Abstieg und heftigen Vorwürfen des Reporters zurücktrat und dieser – als kompletter Neuling im Trainergeschäft – die soeben abgestiegene Mannschaft übernahm und nicht nur stabilisierte, sondern sofort zu zwei Aufstiegen in Folge sowie zu einem Pokalsieg im Coupe FLF führte – was CS FOLA Esch auf den Plan rief, die das Trainertalent mit Beginn der vorigen Saison verpflichteten.
Auch hier war Lavayeux wieder sehr erfolgreich – der Meistertitel in der letzten Saison sowie die Europacup-Qualifikationsspiele vor ein paar Wochen dürften dem interessierten Fussballfreund wohl noch präsent sein.

Und jetzt also das – Gerüchte, Zank, eine öffentliche Demütigung des FOLA-Trainers durch den Deutschen. Passenderweise in einem deutschen Boulevardblatt – und genauso passenderweise kurz vor dem ersten Saisonduell von F91 und FOLA.
Das ist nach FOLAs Punktverlust in Differdingen zwar nicht das Duell zweier verlustpunktfreier Teams, aber dennoch das absolute Spitzenspiel der Nationaldivision.
Ein guter Zeitpunkt also, um mal bei Gerard Lavayeux nachzufragen, wie er die aktuelle Situation bewertet – und was er eigentlich zur vermuteten Intrige seines Trainerkollegen zu sagen hat.


Herr Lavayeux, vielen Dank, dass Sie sich erneut Zeit für uns nehmen!

Sehr gern, Frau Muller, ich freue mich über die Gelegenheit, einige Dinge öffentlich geradezurücken.

Sie spielen damit wahrscheinlich auf den neuen Trainer Düdelingens an?

Nicht vorrangig, aber auch, ja.
Hauptsächlich geht es mir darum, noch einmal deutlich zu sagen, dass es weder von Vereins- noch von meiner Seite aus irgendwelche Bestrebungen gibt, den Vertrag vorzeitig aufzulösen. Ich bin mindestens bis zum Saisonende hier Trainer und ich bin es sehr gern.

‚Mindestens‘? Sie können sich also vorstellen, noch länger hier zu arbeiten?

Aber unbedingt. Ich habe es vor einigen Monaten schon gesagt und ich wiederhole es gern: ich bin mit Leib und Seele FOLA-Trainer und so, wie es aktuell läuft (der Verein ist ungeschlagen Zweiter mit 2 Punkten Rückstand auf Tabellenführer Düdelingen), haben wir sowohl eine gute Basis als auch deutliches Verbesserungspotential. Alles in allem ist FOLA Esch eine sehr spannende Aufgabe.

Allerdings muss man von außen betrachtet auch festhalten, dass dem Team die unbedingte Leichtigkeit der letzten Spielzeit bisher fehlt. Gerade das Spiel bei Differdingen offenbarte für einen neutralen Zuschauer doch deutliche Defizite sowohl in der Defensive als auch in der Vorwärtsbewegung. Wie sieht Ihre Bewertung der ersten zwei Monate der neuen Saison aus?

Ich sehe das gar nicht so negativ. Wir haben seit Anfang Juli im Schnitt aller vier Tage eine Pflichtspiel gehabt, viele davon in völlig ungewohnter Rolle als Außenseiter. Wir haben glücklicherweise keine allzugroßen Verletzungssorgen gehabt, aber man merkt den Spielern schon sehr deutlich an, dass sie diese extremen Belastungen so nicht gewohnt sind. Viele vergessen bei der Bewertung auch, dass nahezu jeder unserer Spieler einem regulären Beruf nachgeht und nur an einigen Tagen der Woche Fussball spielt.  Also wie gesagt: natürlich fehlt uns in manchen Situationen die Spritzigkeit und natürlich war das 2:2 in Differdingen keine spielerische Offenbarung, aber ich sehe auch keinen Grund, bei einem Saisonstart mit 13 Punkten aus 5 Ligaspielen in allzudeutliche Kritik zu verfallen.

Ihre Meinung in allen Ehren, Herr Lavayeux, aber gerade die erste Halbzeit in Differdingen war nicht „keine Offenbarung“, die war ein spielerischer Offenbarungseid. Und ohne die beiden feinen Einzelleistungen von Oliveira und Karabegovic wäre FOLA auch nicht mehr ungeschlagen. Differdingen hatte Sie komplett im griff und wird sich zurecht über zwei verlorene Punkte ärgern.

*zuckt mit den Schultern* Und? Dann ist das so. Wir sind kein finanziell auf Rosen gebetteter Investorenschoßhund …

… wie Düdelingen, meinen Sie?

… ja, wie Düdelingen zum Beispiel. Wir können keinem unserer Jungs mal eben 100.000 Euro pro Saison anbieten, weil das zehn Prozent unseres gesamten Jahresetats wäre, Conference League hin oder her.
Und unabhängig davon – woher kommt eigentlich dieses Anspruchsdenken, dass FOLA gefälligst jedes Spiel zu gewinnen hat? Wir sind eines von mehreren Spitzenteams der Nationaldivision, ja. Das ist Differdingen aber auch. Oder Düdelingen. Oder auch Esch Süd-West. (Er meint Jeunesse Esch, den Erzrivalen von FOLA.) Und wenn diese Teams gegeneinander spielen und wir sind die Auswärtsmannschaft und haben gerade das Ausscheiden gegen AIK in den Knochen, dann hab ich alles Verständnis dafür, dass meine Jungs vielleicht in diesem speziellen Fall keine Sahneleistung abrufen können, sondern „nur“ mit viel Kampf und Willen aus einem 0:2 noch ein 2:2 machen.
Die zweite Halbzeit in Differdingen ist für uns jedenfalls ein gefühlter Sieg, weil wir zur Pause quasi tot waren.

Na gut, was ist dann mit Romulo Azevedo? Geholt als die künftige Schaltzentrale des FOLA-Spiels, hat er bisher nicht richtig in die Spur gefunden. In jedem Spiel wird er erneut von Beginn gebracht, hat wenig bis keinen Impact auf die Partie, spielt allzuoft aber dennoch durch.
Haben Sie nicht Sorge, den Rest der Mannschaft damit zu verärgern?


Nein, habe ich nicht. Und zwar ganz einfach deshalb, weil wir alle das Bestreben haben, Romulo einzubinden. Wir wissen, was er kann. Wir wissen, dass er herausragend wichtig sein kann für diesen Verein. Und wir werden ihm helfen, dieses Potential abzurufen.

… koste es, was es wolle?

Ja.

Themawechsel. In Düdelingen sitzt seit vorgestern nun Klaus Müller-Lüdenscheidt auf dem Trainerstuhl. Ein Mann, den Sie schon mal einen „sachverstandbefreiten Sturkopf“ genannt haben und der sich gerade erst kürzlich damit revanchiert hat, dass er Ihnen komplett die charakterliche Eignung für den Trainerberuf absprach.
Wie haben Sie seine Äußerungen aufgenommen, wie werden Sie reagieren und was bedeutet diese Personalie für das Spitzenspiel in Düdelingen?


Das ist eine schwierige Frage. Lassen Sie mich vielleicht damit starten, dass ich Herrn Müller-Lüdenscheidt viel Glück bei der Erreichung seiner Saisonziele wünsche – falls diese „Platz zwei in Liga und Pokal“ lauten. Sollte er einen Titel holen wollen, dann wünsche ich ihm, dass wir ihm die Suppe versalzen.
Seine jüngsten Äußerungen sind mir völlig egal, weil er sein Ziel – einen Keil zwischen Ben Weber, Lex Risch und mich zu treiben – nicht erreicht hat.
Wir werden so reagieren, wie sich das gehört – wir werden die Antwort auf dem Platz geben.
Dass wir auf diesen Moment nicht lange warten müssen, macht es natürlich umso schöner. Wir werden bis in die Haarspitzen motiviert nach Düdelingen fahren, soviel steht fest.

Sie klingen sehr selbstbewußt und zuversichtlich. Düdelingen hat bisher eine äußerst erfolgreiche Serie gespielt. Kein Punktverlust, nur zwei Gegentore in 5 Spielen – wie wollen Sie diese Mannschaft knacken?

Das werde ich hier nicht verraten, tut mir leid.

Und werden Sie den üblichen Handschlag verweigern?

Warum sollte ich? Er ist einfach nur ein Trainer. Und soweit ich das in Aspelt gesehen habe, nicht einmal ein besonders guter. Ich werde ihm freundlich die Hand schütteln – das wird allerdings die einzige Freundlichkeit sein, die Düdelingen an diesem Tag von uns erhält.

Herr Lavayeux, wir danken für dieses Gespräch.

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~~~

"Willst Du das wirklich so drucken lassen?", fragt Madeleine mit durchaus hörbarem Zweifel in der Stimme.
"Das klingt fast schon arrogant."

"Ja, das will ich so drucken lassen. Ich lass mich von diesem aufgeblasenen Blödian doch nicht am Nasenring durch die Medienarena ziehen!"
"Na wenn Du meinst ...." Sie zuckt mit den Schultern. "Deine Entscheidung, Deine Verantwortung."

Ich nicke und grinse dann.
"Um acht hol ich Dich ab. Ich freu mich auf das Abendessen!"

Ihr Zwinkern kann alles mögliche bedeuten - aber so wie ich sie inzwischen kenne, bedeutet es einfach nur "Bilde Dir bloß nichts drauf ein, dass ich zugesagt habe!"

Ein Abend in entspannter Atmosphäre im Restaurant - weit weg von der Spannung und dem Druck, den ich so kurz vor dem wohl schwierigsten Auswärtsspiel der Ligasaison empfinde.
Es wird mir gut tun, davon bin ich überzeugt.
« Letzte Änderung: 30.Januar 2023, 10:10:09 von Achtelprofi »
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Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers

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...aber ich sehe auch keinen Grund, bei einem Saisonstart mit 13 Punkten aus 15 Ligaspielen in allzudeutliche Kritik zu verfallen...
Ok, das würde ich anders sehen, aber ich denke Du meinst 5 Ligaspiele. ;D

Und deine Geschichte gefällt mir. Musste das mal erwähnen :)
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...aber ich sehe auch keinen Grund, bei einem Saisonstart mit 13 Punkten aus 15 Ligaspielen in allzudeutliche Kritik zu verfallen...
Ok, das würde ich anders sehen, aber ich denke Du meinst 5 Ligaspiele. ;D

Und deine Geschichte gefällt mir. Musste das mal erwähnen :)

Danke für den Hinweis, hab den Fehler - denn du hast natürlich recht! - korrigiert.
Und schön, dass Dir die Story gefällt, freut mich, dass Du mitliest.
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Super geschrieben bisher. Und der kleine Nebenschauplatz bietet hier im MTF auch mal endlich was fürs Herz  ;D
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Finde deine Story sehr interessant, auch wenn ich mir hier natürlich gar nicht auskenne :D
Auch das Interview top geschrieben und sehr interessant :)
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3. Oktober 2037, 9. Spieltag der Nationaldivision




"Ja, herrrzlich willkommen, meine lieben Fussballfreunde, hier auf Radio Lux FM, dem einzigen Radiosender, auf dem Sie aber auch wirklich jede berichtenswerte Kleinigkeit aus der Welt des luxemburgischen Fussballs genausoschnell erfahren wie aus dem Internet!

Mein Name ist Gerd Grubenklauer und ich sitze hier in der Presseloge des Jos-Nosbaum-Stadions.
Denn heute ist ja der große Tag - der Tag, dem wir alle entgegengefiebert haben! Völlig egal, ob wir nun Fans von F91 sind oder von FOLA ... oder vielleicht sogar neutrale Fussballästheten? ... es gibt aktuell kein größeres Spiel in unserem wunderbaren Herzogtum als das Duell, das in wenigen Minuten dort unten auf dem satten Grün angepfiffen wird.
Rekordmeister gegen aktuellen Meister, Erster gegen Zweiter, Investorenprojekt gegen "Alterspräsident" des luxemburgischen Fussballs ... wenn Sie mir diesen kleinen augenzwinkernden Scherz erlauben ... kurz: F91 Düdelingen gegen CS FOLA Esch.
In den Wochen vor dieser Partie hat es ja Aufregung gegeben wie selten vor einem Fussballspiel in unserem Land. Schuld daran sind nicht zuletzt die beiden Trainer, die nicht nur beide mit einem offensichtlich großen Ego gesegnet sind - nein, sie halten den jeweils anderen auch noch für einen Blender, einen Aufschneider, einen Sturkopf und was dergleichen an Beleidigungen noch ausgetauscht wurde.

Der Gästetrainer Gerard Lavayeux hat in diesem Schlagabtausch ordentlich Nerven gezeigt und hat sich zu etlichen Verbalinjurien hinreißen lassen, die schlußendlich selbst seinen Präsidenten auf den Plan riefen. Ben Weber versuchte letzte Woche mit einem großen Interview die Wogenzu glätten, die zwischen den beiden Übungsleitern hochschlugen. Man solle sich doch bitte einfach auf das Sportliche konzentrieren, Herr Lavayeux sei für Fragen zu Herrn Müller-Lüdenscheidt ab sofort bitte nicht mehr heranzuziehen.

Einen deutlicheren Maulkorb hab ich noch nicht gehört, liebe Fussballfreunde....

...Aber genug der Randnotizen, was zählt is "aufm Platz", wie es nicht nur bei unseren Nachbarn im Osten heißt - und ich sehe gerade, wie die ersten Spieler den Rasen betreten, auch das Schiedsrichtergespann ist mittendrin.
Schauen wir uns also rasch die Aufstellungen an, mit denen die beiden Trainer hier drei Punkte holen und die Tabellenführung wahlweise verteidigen oder erobern wollen.

Die Nachricht, die den Heimfans wohl ein Lächeln ins Gesicht zaubert: Gilles Scheilz ist wieder fit! Der Neunzahnjährige, vor der Saison für fast 200.000 Euro vom FSV Zwickau verpflichtet, hat bereits 12 Tore in 14 Pflichtspielen für seinen neuen Verein erzielt, fehlte in den letzten beiden Partien aber wegen einer Sehnenreizung. Nun ist er wieder fit und steht gar in der Startelf. Die Gäste wirds nicht sonderlich freuen, nehme ich an.

Apropos Gäste: bei denen darf trotz bisher meist schwacher Leistungen auch diesmal wieder der Brasilianer Azevedo mitmischen. Nicht nur das, er wird sogar als zentraler offensiver Mittelfeldspieler im vier vier eins eins auflaufen und soll möglicherweise wieder einmal versuchen, das Spiel seiner Mannschaft zu lenken.
Geklappt hat das noch nicht so recht in der Vergangenheit, aber Lavayeux hat bei seinem Skandalinterview vor vier Wochen ja ausdrücklich betont, dass man Azevedo zum Star der Mannschaft formen will, Zitat: "koste es, was es wolle." Naja, schau'n ma mal.
Abgesehen davon schickt der Gästetrainer eine Elf aus vielen bekannten Gesichtern aufs Feld, einzige Überraschung ist, dass Paul Borges den Vorzug vor Stammstürmer Steve Mendes erhalten hat. Ich könnte mir vorstellen, dass Borges seine herausragende Schnelligkeit ausspielen und damit für Chaos in der Düdelinger Abwehr sorgen soll. ....

Und da ist der Anpfiff! Der Ball rollt, liebe Fussballfreunde! Freuen wir uns auf einen absoluten Leckerbissen, ein Spitzenspiel der Extraklasse!"


[11. Minute - 0:0]

"Düdelingen schon wieder im Vorwärtsgang, wieder über den rechten Flügel. Majerus vernascht seinen Gegenspieler zum dritten Mal innerhalb von drei oder vier Minuten, schöne Flanke nach innen, da kommt Scheilz ... nein! Er kommt nicht mehr ran, denn de la Red im FOLA-Tor hat die Gefahr erkannt und ist rechtzeitig rausgekommen, hat den Ball sicher. Das war schon seine vierte starke Szene, damit hat er bisher mehr gute Aktionen gehabt als der Rest der Gästemannschaft zusammen. Weiterhin nichts zu sehen von FOLA. Die Gäste sind komplett damit ausgelastet, sich gegen die heranwogenden Düdelinger Angriffe zu stemmen. Der Führungstreffer der Gastgeber scheint nur eine Frage der Zeit zu ... Fernschuß Scheilz .... de la Red!!! Schon wieder! Was für eine Glanzparade! Scheilz zieht aus zwanzig Metern ansatzlos ab, der Gästekeeper sieht den Ball sehr spät und kommt trotzdem noch mit den Fingerspitzen ran. Wahnsinnsparade!"


[32. Minute - 0:0]

"Also mit Spitzenspiel hat das hier nichts zu tun, tut mir leid, das so deutlich sagen zu müssen. FOLA ist in allen Belangen unterlegen,findet offensiv überhaupt nicht statt und hat es ausschließlich Keeper de la Red sowie einer einzelnen Weltklasserettungsaktion von Ungarns U-21-Nationalspieler Vitelki zu verdanken, dass es hier weiterhin Null zu Null steht. Die Gäste waren bisher nicht ein einziges Mal auch nur in der Nähe des gegnerischen Strafraums, von einem Torschuß ganz zu schweigen. Düdelingen dagegen hat bereits sieben große Chancen vergeben, der Kopfball von Scheilz aus drei Metern, den "Hexer" de la Red trotzdem noch aus dem Winkel kratzte, war dabei sicher das Highlight. Gästetrainer Lavayeux tigert mit hochrotem Kopf durch seine Coaching Zone und gestikuliert wild. Es scheint, als ob er jeden Moment selbst auf den Platz stürmen und mal ein wenig Engangement versprühen möchte. Kein Wunder bei dem blutleeren Auftritt seiner Schützlinge.

FOLA hat in den letzten Minuten immerhin die Defensive etwas sicherer gestalten können und wagt sich nun mal nach vorn. Oliveira auf der rechten Seite, wird nicht richtig angegriffen, kann flanken ... aber was macht er da, die rutscht ihm komplett über den Spann, das wird eine sichere Beute von Düdelingens Torw... was ist denn das?!
TOOOOOR!!!!
Der Ball liegt im Netz der Gastgeber und die Gäste können ihr Glück kaum fassen! Keeper Rosa will den Ball vor dem heranstürmenden Azevedo wegfausten, verschätzt sich aber total und wischt nur unter der Kugel hinweg, die hinter ihm einmal auftropft und dann in die Maschen klatscht.
Das ist doch einfach nicht zu fassen - das war der allererste FOLA-Angriff ... wenn man das denn so nennen will!
Genaugenommen war das nichtmal ein Torschuß!
Und trotzdem führen die bislang erschreckend ideen- und harmlosen Gäste mit 1:0 und sind im Moment Tabellenführer.
Müller-Lüdenscheidt und Lavayeux sind sich in diesem Moment womöglich das erste Mal seit ihrer ersten Begegnung einig - beide schütteln fassungslos den Kopf und können nicht glauben, was sie gerade miterlebt haben."


[37. Minute - 0:1]

"Düdelingen jetzt natürlich mit Wut im Bauch, dieser Spielstand ist ein absoluter Witz, wenn man das bisherige Spiel gesehen hat.
Die Gäste werden im eigenen Strafaum regelrecht eingeschnürt und müssen sich im Sekundentakt in Düdelinger Schußversuche werfen. Seit dem Anstoß waren die Gäste nie mehr als zwei, drei Sekunden in Ballbesitz.
Jetzt Flanke von rechts in den Strafraum, Scheilz steigt am höchsten - köpft aber nicht aufs Tor, sondern nach links in den Lauf von Ferreira ... der hat Platz ... TOOOOR!!!!!!
Der Ausgleich!
Was für eine tolle Vorarbeit von Scheilz, der uneigennützig abspielt, den Ball nicht stumpf aufs Tor köpft, sondern die winzige freie Fläche für Aufbauspieler Ferreira sieht und diesen perfekt in Szene setzt. Wenn es je ein hochverdientes Tor gegeben hat, dann dieses. Denn seien wir ehrlich, selbst dieses 1:1 ist mehr als schmeichelhaft für die Gäste, die auch kurz vor dem Ende der ersten Halbzeit noch keinen echten Torschuß zu verzeichnen haben."


[44. Minute - 1:1]

"Düdelingen spielt FOLA weiterhin ein ums andere Mal schwindlig. Mit den vier wendigen, ständig ihre Positionen wechselnden Düdelinger Spielern im Angriff kommt die FOLA-Defensive ein ums andere Mal nicht zurecht. Jetzt wieder Scheilz, kann abspielen ... schießt selbst ... de la Red! Zum gefühlt hundertsten Mal in diesem Spiel rettet der Spanier, der aus der Girona-Jugend stammt, seinem Team hier den Hintern. Abwurf ... was macht denn Schmidt da? Fehlpass in den Lauf von Scheilz, der zieht sofort ab ... TOOOOOOR!!!
Düdelingen führt! Und was ist das für eine verdiente Führung!
De la Red brüllt seine Wut über den halben Platz - und wer könnte ihn nicht verstehen. Würde jeder FOLA-Spieler sich so reinwerfen wie er, sähe die Welt hier ganz anders aus. Aber gefühlt ist er - zusammen mit dem Rumpelstilzchen namens Lavayeux an der Seitenlinie - der einzige, der hier nicht verlieren will.

Aber da ist der Halbzeitpfiff. Schiedsrichter Schmit pfeift sehr pünktlich ab.
Wir geben zunächst zurück in die Redaktion und sind zur zweiten Halbzeit wieder hier - dann hoffentlich mit einer entschlosseneren Gästemannschaft. Denn eins ist sicher: wenn FOLA nicht eine deutliche Leistungssteigerung auf den Platz bekommt, kassieren sie hier weitere Treffer und laufen Gefahr, komplett demontiert zu werden!"


[46. Minute - 2:1]

"Da sind wir wieder, liebe Fussballfreunde, Düdelingen hat gerade angestoßen und schon rollt der Express wieder Richtung Gästetor ... nein, diesmal hat Vlajic, der linke Außenverteidiger, den Fuss dazwischen bekommen und auf Kosten eines Einwurfs geklärt. FOLA hat gewechselt - für den jungen Borges, der gefühlt komplett in der Luft hing, kommt Mendes. Also der Stürmer, den sowieso eigentlich jeder in der Anfangsformation erwartet hatte. Wenn das ein taktischer Kniff von Lavayeux gewesen sein sollte, ist er gründlich in die Hose gegangen. ...
Wieder eine gute Abwehraktion, diesmal von Weber, dem Rechtsverteidiger, der sich dann mit Vitelki abklatscht. Die Gäste scheinen, so zumindest die Körpersprache, entschlossener zu sein. Na gut, weniger entschlossen als in den ersten 45 Minuten geht auch kaum. Sie hätten sich vielleicht noch auf den Rasen setzen und die Skatkarten auspacken können, anders wäre eine Steigerung dieser an Arbeitsverweigerung grenzenden "Leistung" der ersten Hälfte kaum denkbar gewesen.
In der Gästekabine soll es allerdings auch sehr laut geworden sein, geht das Gerücht ..."


[58. Minute - 2:1]

"Das ist inzwischen doch ein deutlich anderes Spiel. Düdelingen spielt zwar immer noch durchaus gefällig nach vorn, aber die ganz großen Aktionen und vor allem die guten Chancen wie in der ersten Halbzeit haben sie nicht mehr. FOLA hat andererseits deutlich mehr vom Spiel, aber wirklich gefährlich sind sie dem Tor der Düdelinger trotzdem noch nicht geworden. ... Die Gäste wechseln, und zwar gleich doppelt! Für den agilen aber glücklosen Karabegovic kommt Freichel für die linke Seite. Und für Rechtsverteidiger Weber, der nicht mehr ganz rund zu laufen scheint, kommt Neuzugang Martins.
Dieser Doppelwechsel ist mutig .... an der Grenze zum Leichtsinn von Lavayeux, damit hat er sein Wechselkontingent nämlich über eine halbe Stunde vor Spielende bereits ausgeschöpft und kann nicht mehr reagieren, falls es dazu Veranlassung geben sollte. Er geht all-in, wie man beim Glücksspiel amerikanischer Prägung sagen würde - was Wunder! Nach seinen markigen ... manche sagen auch: arroganten ... Aussagen vor dem Spiel wäre es natürlich eine Peinlichkeit erster Güte, wenn er jetzt als Verlierer vom Platz gehen würde. Wenn man ehrlich ist, hat er sich bereits lächerlich gemacht. denn der Auftritt seiner Elf in diesem Spiel ist - auch wenn es nur 1:2 steht - ein Armutszeugnis. Auch der angebliche Superstar Azevedo ist wieder kaum zu sehen."


[75. Minute - 2:1]

Lavayeux' WechSel - so fair kann man sein - haben das Spiel seiner Mannschaft immerhin deutlich belebt. Gerade Mendes ist vorn ein ständiger Unruheherd. Zwar ist er noch nicht selbst zum Abschluß gekommen, aber er hat bereits zwei gute Möglichkeiten aufgelegt und ist von der gegnerischen Defensive nicht so richtig zu fassen, bisher jedenfalls.

Da kommt wieder so ein langer Ball auf den großgewachsenen kopfballstarken Stürmer ... das ist doch unfaßbar! Der Ball ist ewig lang in der Luft, drei Düdelinger stehen um Mendes herum, und der schafft es dennoch das Kopfballduell gegen alle drei zu gewinnen und köpft beinahe den Ausgleich! Der Pfosten verhindert Schlimmeres. Benouida schlägt den ball raus ... oh, Oliveira ist dazwischen, nimmt ihn volley .... TOOOOOR!!!
Ich fass es nicht! FOLA kommt hier tatsächlich zum Ausgleich! Und was für ein Gewaltschuß des rechten Flügelspielers der Gäste, von der rechten Strafraumkante jagt er den Ball am verdutzten Torhüter vorbei ins kurze Eck. Keeper Rosa sah den Ball aber auch erst sehr spät, das sei zu seiner Ehrenrettung gesagt...

Aber, es bleibt dennoch festzuhalten - dieser Ausgleich ist nach dem Spielverlauf beurteilt seeehr schmeichelhaft. Mit etwas weniger Glück und vor allem ohne de la Red im Tor könnte FOLA hier auch schon 2:6 oder noch höher hintenliegen. Ich habe selten ein so einseitiges Spiel gesehen."


[90. Minute - 2:2]

FOLA riskiert natürlich nun nicht mehr allzuviel - kann man ihnen nicht verdenken. Erstens pumpen sie alle heftig, sind ja auch ordentlich gescheucht worden von Düdelingens Mannschaft. Und zweitens ... wenn sie das Unentschieden halten, sind sie die ersten in dieser Saison, die den Gastgebern einen Punktverlust beibringen.
Düdelingen dagegen will die drei Punkte, das ist spür- und sichtbar. Aber auch bei ihnen sind die Kräfte nahezu am Ende, ihr lauf- und sprintintensives Spiel hat ordentlich an der Kondition gezehrt....

Und der Schiedsrichter hat ein Einsehen und pfeift nach nichtmal 30 Sekunden Nachspielzeit ab. Schluss, aus, vorbei. Das Spitzenspiel der Nationaldivision endet mit einem 2:2-Unentschieden.
Düdelingen wird sich ärgern, den Sack nicht in der ersten Halbzeit zugemacht zu haben - FOLA dagegen dürfte sich als Glückspilz des Monats fühlen. Völlig unverdienter Punktgewinn.

Wir geben mal runter an die Trainerbänke, um Stimmen einzufangen ....nein, doch nicht.
Ich höre gerade, dass beide Trainer jeglichen Kommentar verweigert haben. Na gut. Es wird in den nächsten Tagen auch so noch genug Kommentare zu diesem Spiel geben, da bin ich sicher.
Vorerst aber verabschiede ich mich von Ihnen, bleiben Sie uns gewogen und schalten Sie auch beim nächsten "Lux FM Matchday" wieder ein! Auf Wiederhören, Ihr Gerd Grubenklauer"
« Letzte Änderung: 30.Januar 2023, 18:40:40 von Achtelprofi »
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Herbst 2037, Ligaalltag


Wer auch immer mit mir in diesem Herbst zu tun hat, kann einem echt leid tun.
Ich bin einfach kaum noch zu ertragen nach der Fast-Demontage in Düdelingen und den unvermeidlichen Kübeln voller Hohn und Spott, die sich über den kleinen "Gerard Gernegroß" ergießen.
Schöner Spitzname, oder?
Den hat mir - natürlich, möchte man sagen - Müller-Lüdenscheidt in einem Interview verpaßt, als er gefragt wird, ob er denn jetzt, nach diesem aus Düdelingen-Sicht extrem unglücklichen 2:2, in irgendeiner Form anders über mich denke.
"Natürlich nicht", schnarrt der Deutsche. "Dieser Hanswurst hat allen bewiesen, dass seine ganzen großen Sprüche nichts als heiße Luft sind. Gerard Gernegroß, wie der Hase aus der Fabel! Wir führen die Tabelle an, wir spielen überzeugend und wir werden Meister werden. Und seine FOLA-Jungs können froh sein, wenn ihnen wenigstens der zweite Platz bleibt."

Und das wirklich schlimme daran ist - er scheint vollständig recht zu behalten. Das Unentschieden im Spitzenspiel bleibt vorerst der einzige Punktverlust des F91 Düdelingen, die Mannschaft spielt auch weiter eine Klasse besser als alle Konkurrenten in der Nationaldivision und watscht etliche Gegner regelrecht ab. Wir dagegen kriegen keine zwei überzeugenden Spiele am Stück mehr gebacken und gewinnen zwar auch in den meisten Fällen - nur halt oft genug extrem glücklich.

Und dabei hatte die Saison - trotz der permanenten Acherbahnfahrten in den europäischen Qualifikationsspielen - national eigentlich nahezu perfekt begonnen.
Drei Spiele, drei Siege, 13:3 Tore.
Und zwischendurch noch eine deutliche Demütigung des Stadtrivalen - 5:0 im Pokal!





Aber dann folgt die unselige Kombination aus 1:4 in Solna (und damit Aus im Europapokal) und 2:2 (mit mehr Glück als Verstand, mit Leistung jedenfalls nicht) in Düdelingen. Und das gibt unserer Truppe irgendwie einen längerfristig anhaltenden Knacks.
Dass ich zu ungeduldig bin, um mal ein paar Kackspiele auszuhalten, damit sich die Jungs an eine Taktik gewöhnen können, hilft jetzt auch nicht direkt.
Gefühlt probieren wir im Herbst alle denkbaren 442- und 4411-Varianten aus, mit und ohne Raute, mit Doppel-6 und hochoffensiver Doppel-8 ... es wird einfach nicht richtig ansehnlich.
Aber wie gesagt - im Oktober passen zumindest die Ergebnisse noch.

Wir gewinnen vier Spiele am Stück - aber die Bandbreite reicht von kompletten Graupenspielen wie dem äußerst schmeichelhaften 1:0 zuhause (!) gegen den Viertligisten (!!) Koerich bis zur Gala bei Jeunesse Esch. Wobei ... "Gala" .... wir gewinnen am Ende mit 3:1 und das ist auch hochverdient, wenn man sich die Statistiken des Spiels anschaut. Wir haben am Ende sagenhafte 34 Torschüsse - die meisten allerdings entweder knapp am Tor vorbei oder - insgesamt gleich vier mal! - an Latte oder Pfosten. Dazu zwei versemmelte Hundertprozentige, bei denen Azevedo aus gefühlt zwanzig Zentimentern Torentfernung das Kunststück fertigbringt, den Torhüter anzuschießen...
Bis zur 90. Minute steht es nach frühem Rückstand und einer Energieleistung von Steve Mendes, der einen Sprint über den halben Platz erfolgreich abschließt, nur 1:1.
Dann haben wir zwei mal Glück, schießen unerwartet doch noch zwei Tore und stürzen die Gastgeber damit ins Tal der Tränen, nämlich auf Platz elf!





Trotz makelloser Monatsbilanz in der Liga ändert sich am Rückstand zu Düdelingen allerdings nichts, die gewinnen nämlich wie gesagt auch jedes Spiel.





Im November gibt es dann doch ein bißchen Bewegung an der Spitze - wir schaffen es gegen Titus Petange nämlich trotz etlicher guter Chancen nicht, auch nur ein einziges Tor zu erzielen und gestatten Düdelingen damit, auf 4 Punkte Vorsprung davonzuziehen.
Was den Düdelinger Trainer (dessen Name bei mir so langsam Würgereize auslöst) dazu veranlaßt, jedem Mikrofon in Reichweite entgegenzuplärren, dass FOLA die Meisterschaft jetzt abhaken könne, denn selbst ein Sieg im direkten Duell würde nicht mehr reichen.
Ach, was er nicht sagt!

Wir schießen uns im folgenden Auswärtsspiel bei Hamm Benfica den Frust von der Seele und gewinnen sehr überzeugend 4:0. Die dabei gewählte Taktik - ein flaches 442 mit extrem offensiv eingestellten Flügelspielern und Azevedo als Zielspieler im Sturmzentrum - scheint der Mannschaft endlich Selbstsicherheit zu geben.
Düdelingen gewinnt aber natürlich auch, es bleibt bei den 4 Punkten Rückstand.





Mit unserer neugefundenen taktischen Marschroute gehen wir voller Zuversicht ins Spitzenspiel Zweiter gegen Dritter, FOLA gegen Union 05 Kayl-Tetingen.
90 Minuten, zwei aberkannte Tore und vier Pfostenschüsse später haben wir nicht nur 0:1 verloren (Tetingen hatte übrigens exakt zwei echte Chancen, wir dagegen 9!) - nein, Düdelingen hat ganz selbstverständlich erneut gewonnen, hat nun schon 7 Punkte Vorsprung und der luxemburgische Blätterwald nutzt diese Steilvorlage, um mir erneut meine selbstbewußten Aussagen aus einem gewissen Interview im Frühherbst um die Ohren zu schlagen.
Hatte ich schon erwähnt, dass "Trainer" ein echter Sch...beruf ist?!

Um die geknickte Mannschaft wieder aufzurichten, vereinbaren wir spontan ein Freundschaftsspiel bei Union Remich/Bous, kurz URB.
Wir gewinnen locker-leicht 5:1 - unter den Augen von URBs Edelfan Mihkail Andrejewitsch Radosljewski, von den Einheimischen kurz M.A.Rados genannt.
Keine Ahnung, was der (angebliche) Exilrusse eigentlich in diesem Nest will - er fällt mit seinem maßgeschneiderten schwarzen Anzug, dem Nerzmantel und der dunklen Sonnenbrille jedenfalls auf wie ein bunter (oder in diesem Falle dunkler) Hund. Der örtliche Klatsch weiß, dass er steinreich ist und dass die Renovierung des Stadions "Op der Millen" nur dank seiner Spendengelder möglich war.
Ob's stimmt?
Keine Ahnung, ich frag lieber nicht nach, der Kerl ist mir unheimlich.

Zurück zum Sportlichen.
Falls wir gehofft hatten, dass der klare Erfolg gegen URB irgendwelche Blockanden gelöst haben könnte, werden wir bitter enttäuscht. Als nächsten müssen wir nämlich im Pokal gegen Ligakellerkind SC Steinfort ran und schaffen es wieder mal 89 Minuten lang nicht, ein Tor zu erzielen. Stattdessen kassieren wir in der 90. fast einen Last-Minute-K.O., als Steinfort mit dem ersten platzierten Torschuß der zweiten Hälfte nur haarscharf an unserer Lebensversicherung de la Red im Tor scheitert.

Dass wir in der Nachspielzeit dann doch noch zwei Tore auf die Kette kriegen, ändert an meiner Stinkwut nichts. Das war schon wieder um Haaresbreite an der Blamage vorbei.
Ich falte die Mannschaft mal wieder auf Streichholzschachtelgröße zusammen und das sorgt zumindest dafür, dass die Anfrangsphase in Ettelbrück drei Tage später sehr überzeugend gerät. Nach 10 Minuten führen wir bereits 2:0 - und stellen danach komplett das Spielen ein. Wir wollen nicht, Etzella kann nicht - das Spiel hätte auch nach 10 Minuten abgepfiffen werden können, es passiert nämlich rein gar nichts mehr.
Logischerweise werden beide Mannschaften mit einem gellenden Pfeifkonzert der 223 Zuschauer verabschiedet, die sich bei gefühlt minus 10 Grad Celsius den Arsch abgefroren haben,  nur um Leistungsverweigerung beobachten zu "dürfen".





Damit endet das Fussballjahr 2037 also sehr zwiespältig.
In der Liga haben wir immer noch 7 Punkte Rückstand (bei nur noch 10 ausstehenden Spielen), im Pokal sind wir zwar noch vertreten, haben bis auf das erste Spiel (gegen Jeunesse) aber keinerlei Nachweis erbracht, den Titel verdient zu haben.

Und weil das noch nicht deprimierend genug ist, kommt in der letzten Woche vor Weihnachten auch noch Deportivo la Coruna auf uns zu.
Der spanische Zweitligist eröffnet unserem Sportvorstand, dass 115.000€ Ablöse für Oriol de la Red den Besitzer wechseln könnten, wenn wir einem Transfer unseres konstantesten Spielers in ihre U21 zustimmen.





Die Mannschaft und ich schreien "Neeeeeeiiiiiin!", die Vorstände sabbern ein bißchen ob der neuen Rekordablöse für FOLA - und stimmen dem Transfer selbstverständlich "mit großem Bedauern" zu, weil er ob der Summe "alternativlos" ist.
Hat uns grade noch gefehlt, ich freu mich schon drauf, mit Jeff Ewert in die Rückrunde zu gehen.

Oh und ganz nebenbei wollen die Gerüchte nicht verstummen, dass Ben Weber, unser Präsident, endlich kürzertreten und den Verein daher in andere Hände geben möchte...


« Letzte Änderung: 02.Februar 2023, 19:34:00 von Achtelprofi »
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Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers

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Jahreswechsel 2037/2038, Kaderveränderungen und andere Katastrophen


"So, Herr Lavayeux, jetzt mal Klartext: wie haben Sie sich die Rückrunde vorgestellt? Was muss Ihrer Meinung nach passieren, damit wir Düdelingen doch noch auf den Pelz rücken können und vor allem damit die Mannschaft endlich wieder Fussball spielt, bei dem die Fans das nächste Mal vielleicht sogar wiederkommen?"
Ben Weber ist ganz offensichtlich angesäuert. Das Meeting, zu dem ich direkt an Neujahr geholt werde, findet im Gegensatz zu den sonstigen Staffmeetings im kleinen Kreis statt. Ausser Weber und mir sind nur noch der Sportdirektor Lex Risch und die Vizepräsidentin Jeanne Musliu anwesend.
Der Grund ist mir schon nach wenigen Sätzen klar:

Das hier ist zwar noch keine echte Krisensitzung, aber allzuviel fehlt nicht mehr.
Der Unmut der "Oberen" speist sich dabei weniger auf der Tatsache, dass wir den Meistertitel realistisch betrachtet schon seit Ende November abhaken können.
Düdelingen ist seit dem Einstieg von Flavio Beccas Investorenholding Mitte der Neunziger des vorigen Jahrhunderts fast immer Meister gewesen, daran hat sich in Luxemburg inzwischen auch jeder grummelnd gewöhnt. Flapsig gesagt könnte man behaupten, F91 wäre sowas wie der FC Bayern Luxemburgs, nur halt ohne europäische Erfolge. Und ohne Kirch-Deal.

Nein, was die Herren und die Dame auf die sprichwörtliche Palme jagt, ist die grauenvolle Art, wie wir oft genug Fussball spielen. Egal, was wir Trainer auch versuchen, es ist im Schnitt in jedem zweiten Spiel ein furchtbares Gekicke - mitunter gar ein Gewürge zum Fremdschämen.

"Also?", hakt Weber nach, als ich nicht sofort antworte. "Was ist Ihr Plan, Lavayeux? Sie HABEN doch einen Plan, oder?!"
Ich nicke.
"Natürlich habe ich einen Plan, Herr Weber. Mir geht diese Inkonstanz ja genauso auf die - mit Verlaub - Eier wie Ihnen." (Frau Musliu zieht an dieser Stelle eine sehr ironisch wirkende Augenbraue nach oben, sagt jedoch dankenswerterweise nichts.)
"Wir Trainer haben in den letzten Wochen verstärkt Fachliteratur aus anderen Ländern herangezogen, um eventuell einen Lösungsansatz zu finden. Und ich glaube, wir haben zumindest eine vielversprechende Idee - auch wenn ich noch nicht von 'Lösung' sprechen möchte."

Drei interessiert dreinblickende Augenpaare geben mir das Gefühl, dass ihre Besitzer sehr neugierig darauf sind, was ich gleich sagen werde.

"Die Idee ist zugegeben nicht gerade naheliegend, insbesondere bei unserer Kaderstruktur, aber wir sind uns einig, dass es einen Versuch wert ist." Ich deute auf das Flipchart in einer Ecke des Raumes. "Darf ich?"
"Nur zu!"

Mit wenigen Strichen verwandle ich das Blatt in ein Fussballfeld und beginne damit, etwas aufzuzeichnen, was die deutschsprachigen Fachschreiber in den späten Achtzigern des 20 Jahrhunderts unter dem Begriff "Werderraute" bekannt machten - während ihr Schöpfer, der legendäre deutsche Trainer Otto Rehagel, lieber von der "kontrollierten Offensive" sprach.






"Zwei unserer Hauptprobleme sind zur Zeit, dass erstens unsere beiden Stürmer zuwenig Unterstützung aus dem Mittelfeld erhalten und daher meist in Unterzahl gegen die gegnerische Verteidigung agieren und dass zweitens Romulo Azevedo auf Positionen spielen muß, die seine Stärken nicht so zum Vorschein bringen wie wir es gerne hätten.
Mit dieser neuen Taktik lösen wir hoffentlich beide Problemfelder gleichzeitig."

Die Vorstandsmitglieder sind bemüht, ihr Nicken fachkompetent wirken zu lassen ... Risch jedoch schaut sich die Taktik eine Minute lang an und fragt mich dann unverblümt "Wer bekommt denn die undankbare Aufgabe, Tom Raths oder Kristin Henze mitzuteilen, dass Sie seinen Stammelfplatz entsorgt haben?"

Ich seufze und nicke. "Sehr gut erkannt, Herr Risch, das wird tatsächlich die unschöne Begleiterscheinung des taktischen Wechsels werden. Die Kommunikation in dieser Sache übernehme ich selbst, das versteht sich für mich von selbst."

Aus dem Augenwinkel sehe ich, dass Ben Weber seinen Sportdirektor fragend anschaut. Risch nickt unmerklich, woraufhin sich unser Präsident ein wenig entspannt und mit zuwendet.
"In Ordnung. Herr Lavayeux, lassen Sie mich ganz offen zu Ihnen sein: Sie stehen aktuell auf dem Prüfstand. Wir wollen solche Spiele wie in Düdelingen oder zuhause gegen Union 05 nicht sehen - und wir wollen sie auch unserem Anhang und der sonstigen Öffentlichkeit nicht zumuten. Wenn mich ein Journalist fragt, ob Ihr Stuhl wackelt, wird er ein klares "Nein!" zu hören bekommen.
Aber wenn sich an den Auftritten des Teams nichts signifikantes ändert, werden wir Ihren im Sommer auslaufenden Vertrag nicht verlängern."

Ich nicke. "Verstanden."
"Gut, dann sind wir hier fertig."

Ich wende mich zum Gehen, da hält mich Lex Risch am Arm fest.
"Kommen Sie doch bitte noch mit in mein Büro, ich möchte noch eine kadertechnische Änderung mit Ihnen besprechen."

'Himmel hilf, was kommt denn jetzt noch?', denke ich, folge Risch aber in sein Büro am Ende des Ganges.
Er schließt die Tür, deutet auf einen Sessel und schaltet den Beamer ein.

"Ich zeige Ihnen jetzt ein Video mit Spielausschnitten, das mir heute mit der Post zuging. Achten Sie bitte auf den Torhüter, ich möchte Ihre Meinung zu ihm hören."

Er startet das Gerät und ich sehe zum ersten Mal den Slowenen Gal Zorec in Aktion.
Als die fünfzehn Minuten vorbei sind, schaue ich Risch mit großen Augen an.
"Wer ist das und warum zeigen Sie mir einen Torhüter, den unsere Stürmer in neun von zehn Fällen nicht überwinden können? Der Junge ist herausragend!"

Um Rischs Lippen spielt ein feines Lächeln, als er mir wortlos einen dünnen Stapel zusammengetackertes Papier reicht.

"Anstellungsvertrag zwischen dem Cercle Sportif FOLA Esch und Gal Zorec" lese ich. Mein rechtes Augenlid zuckt.
"Das da ...", ich deute auf das Standbild des Klassekeepers, "... das da ist Gal Zorec, nehme ich an?"

Nicken. Grinsen.

"Und das hier ist ein Vertrag, den Sie ihm vorlegen wol ....".
Meine Augen wandern auf dem Blatt nach unten. Da sind zwei Unterschriften. Links die von Risch, die kenne ich.
"Da sind zwei Unterschriften", sage ich langsam.

"Japp", grinst Risch. "Deswegen bin ich so froh, dass Sie Herrn Zorec brauchbar finden. Ich hatte leider am Wochenende keine Zeit, lange herumzutelefonieren, sondern mußte mich sofort entscheiden, da dieser Keeper und sein Berater auf dem Weg zu Jeunesse Esch waren und bei uns nur rasch angehalten hatten, um mal auf den Busch zu klopfen. Ich habe ihm nach kurzem Studium dieses Videos sofort einen Vertrag als Stammkeeper angeboten und ..."

"Was haben Sie?!", entfährt es mir.
"Warum darf ich denn da nicht mitreden?"
"Tun Sie doch, nur halt im Nachhinein."

Risch grinst immer noch, seine Stimme klingt allerdings wieder ernst.
"Erstens: glauben Sie ernsthaft, Zorec setzt sich hinter Jeff Ewert auf die Bank?
Zweitens: glauben Sie ernsthaft, Ewert spielt auch nur im Ansatz auf Zorecs Niveau?
Und drittens: hätte ich wirklich das Risiko eingehen sollen, dass dieses Juwel ab dem nächsten Spiel bei Esch Südwest zwischen den Pfosten steht?"
Ich überlege einen Sekundenbruchteilen und verneine dann jede der Fragen.

Hm, wir haben also einen neuen Stammtorhüter. Immerhin, eine Sorge weniger. Denn im Endeffekt hat Risch völlig recht. Vielleicht wird Jeff Ewert mal ein Stammtorhüter in der ersten Liga, aktuell ist er es nicht. Noch lange nicht. Ganz im Gegensatz zu Zorec. Der hat zwar nicht das beste Paßspiel, aber abgesehen davon ist er sogar nochmal ein Upgrade zu unserem abgewanderten Spanier de la Red. Unglaublich, aber wahr.




"So, ich hab allerdings noch mehr für Sie - allerdings sind das alles Spieler, bei denen ich nicht sicher bin, ob wir sie unbedingt brauchen, daher möchte ich auch hier Ihre Meinung wissen."
Ich grinse leicht gequält.
"Sind die auch schon alle verpflichtet?"
Risch lacht. "Nein, die verpflichten wir nur, wenn Sie Ihr Go geben."

Na dann - wir schauen uns die Werbevideos mal an.
Zunächst ein junger Außenverteidiger, der durchaus Potential zeigt, aber im Moment noch nicht auf dem Niveau für die Erste ist.




"Der wäre eine gute Verpflichtung für die U21, denke ich. Wenn er sich darauf nicht einläßt, muß er woanders weitersuchen. An Vlajic und Martins kommt er im Moment nicht vorbei."
"In Ordnung, ist notiert. - Nächster Kandidat: ein guter zentraler oder eventuell sogar offensiver Mittelfeldspieler für die rechte Seite."




Ich schau mir den jungen Malier eine Weile nachdenklich an und sage dann: "Den sehe ich ehrlicherweise eigentlich eher in der Defensive - mit seiner Körperlichkeit und seinen guten technischen Fähigkeiten könnte er Weber hinter rechts Beine machen. Bitte versuchen Sie diesen Spieler unbedingt zu bekommen, der ist großartig!"
"Notiert, ich bin genauso begeistert, auch wenn ich Hamidou eher offensiv sehe, aber egal wo er spielen soll, erstmal muß er unterschreiben.
Nächster: ein Stürmer aus der Jugend von Racing. Keine Ahnung, wie ich den so lange übersehen konnte ..."




Ich bin genauso überzeugt wie Risch und beauftrage ihn, auch diesen Spieler zu uns zu lotsen. Borges und auch Mubumbyi brauchen dringend mal jemanden, der sie zu besseren Leistungen animiert ...
"Und zu guter letzt - ein Innenverteidiger mit starkem linken Fuß. Sowas haben wir ja zur Zeit gar nicht im Kader. Ntumba ist keineswegs sensationell gut, aber solide. Und er würde im Gegensatz zu den meisten anderen möglichen Neuzugängen auch für vergleichsweise geringes Gehalt hier spielen."
Ein gewichtiges Argument - denn Europapokaleinnahmen hin oder her, FOLA arbeitet defizitär und dieses Defizit wollen wir auf mittlere Sicht ja verringern, nicht vergrößern!




Wir diskutieren noch eine halbe Stunde über Für und Wider der Zugangsoptionen und entscheiden uns dann, nach Möglichkeit alle zu verpflichten.
Im Gegenzug könnte ja der eine oder andere noch gehen.

~~~~~

Risch braucht die gesamte Transferperiode dafür, überzeugt aber tatsächlich alle Kandidaten unserer Wunschliste davon, bei uns anzuheuern.


Die Mannschaft ist währenddessen natürlich auch im Januar wieder in Pflichtspielen gefordert und zeigt mit der neuen Taktik sowohl gegen Ligaschwergewicht Differdingen als auch gegen Abstiegskandidat Steinsel ein entschlossenes und engagiertes Auftreten. Lohn: 2 Siege, 6 Punkte.

Dann kommt wieder Union 05 nach Esch. Pokal, Viertelfinale.
In der Liga waren wir hochüberlegen, hatten über 30 Abschlüsse und verloren dennoch 0:1.

Und im Pokal? Sind wir hochüberlegen, haben 27 Abschlüsse.
Endergebnis: 0:1.
Nächstes Saisonziel im Eimer.

Eigentlich hatte ich ja vor, demnächst mal vorsichtig anzufragen, wie es mit einer Vertragsverlängerung aussieht, da ich schon ganz gern hierbleiben möchte.
Aber nach dem Neujahrsmeeting und jetzt nach dieser Pleite lass ich das lieber bleiben, glaub ich.

Gehörig geknickt kommen wir auch im folgenden Ligaspiel gegen Wiltz nicht aus dem Quark und müssen im Endeffekt sogar noch dankbar sein, dass Neuzugang Monteiro kurz vor Schluß wenigstens noch das 1:1 gelingt.
Vom Titel redet ja sowieso schon lange keiner mehr, aber so langsam müssen wir aufpassen, dass wir nicht noch den zweiten Platz verspielen!




Präsident Weber jedenfalls hat ganz offensichtlich die Schnauze voll vom Fussball (oder nur von FOLA, wer weiß), die Übernahmegerüchte werden immer lauter und kurz vor Ende der Transferperiode verhängt der Verein dann auch ein Transferembargo, weil die Sache nun langsam wirklich konkret wird.
Bloß gut, dass wir alle geplanten Zugänge zu diesem Zeitpunkt schon unter Dach und Fach haben... wer weiß, ob der (angeblich feststehende) neue  Chef Flavio Marquez überhaupt zugestimmt hätte.
So wirklich einschätzen kann ihn keiner.
Es wird mal wieder spannend in Esch.











« Letzte Änderung: 03.Februar 2023, 16:28:36 von Achtelprofi »
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shortknife

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Das ist doch mal eine Interessantes System. Offensiver Mittelfeldspieler auf Angreifen und der Defensiver Mittelfeldspieler auf Verteidigung. Da könntest du ja dazwischen ein Einfamilienhaus bauen soviel Platz ist dort verfügbar ???  ;)  8)
Na ja, vielleicht mach ich mir auch zu viel gedanken darüber, Träume schon bald von diesem Taktikscheiss….tschuldigung  ::) aber egal, muss mich jetzt wieder um meine Nürnberg-Jungs kümmern.
Bin ja gespannt wie es hier weitergeht...
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Schweizer, Trainer einer Juniorenmannschaft, ehemaliger U-16 Nationalspieler der Schweiz.

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Da hast du natürlich völlig recht, shortknife.
Der taktische Ansatz tritt eigentlich alles mit Füßen, was ich mir mühsam an Wissen angeeignet habe.
Aber irrerweise funktioniert das nicht schlechter als zuvor - was möglicherweise daran liegt, dass die erste luxemburgische Liga irgendwo zwischen 4. und 6. englischer Liga anzusiedeln ist.

Und (Spoiler) die Taktik wird noch deutliche Änderungen erfahren.  ;D

(Übrigens ist mir absolut klar, dass diese Taktik weit von Rehagels Raute weg ist, ich krieg sein System einfach nicht besser umgesetzt ....)
« Letzte Änderung: 03.Februar 2023, 18:27:25 von Achtelprofi »
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Bayernfahne

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Auch wenn es gerade sportlich nicht läuft, die Art wie du darüber berichtest ist einfach ganz große Unterhaltungskunst! Ich drücke alle vorhandenen Daumen, dass ihr den Karren noch aus dem Dreck zieht und dein Vertrag verlängert wird. Irgendwie muss Azevedo doch zum Funktionieren zu bekommen sein!
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Lancelot

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Ach das wird nur irgendeine Kleinigkeit sein und dann löpt´s .
Nimm mal das Tempo etwas höher, vielleicht reicht das ja schon.
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knufschu

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Erwähnt habe ich es schon? Ich mag die Story gerne!

Bei der Taktik habe ich mich auch gefragt, ob das klappt, da ich eine Raute immer problematisch finde, wenn man keine krassen Außenverteidiger hat. Manndeckung kann ja auch eine Lösung sein.
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Noergelgnom

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Frühjahr 2038 oder "Endgegner: Düdelingen"


Wir lassen uns wie gesagt gezwungenermassen überraschen, was Flavio Marquez so anstellt mit dem Verein, als die Übernahme einmal vollzogen ist.
Und wir werden sogar sehr positiv überrascht, als der neue Eigentümer mal so eben eine schlappe Million Euro in den Verein pumpt. Zusammen mit den Restbeständen unserer Europapokaltournee kommen wir damit auf beruhigende 2,6 Millionen.
Für einen Luxemburger Verein bedeutet das, dass die Analysten der Banken die Finanzen des Vereins als "sicher" einstufen - bei jährlichen Ausgaben von etwa 1,2 Millionen Euro sind wir halt schon für die übernächste Saison safe, was einen Bankanalysten freut.

Lex Risch, Jugenabteilungsleiter Raphael Ngongo und ich denken bei dieser Summe allerdings an etwas völlig anders als die Finanzen im Jahre 2040.
Wir nutzen das Antrittsmeeting mit Herrn Marquez, um ihm unisono für sein ganz und gar nicht selbstverständliches Engagement zu danken - und auf der so gelegten Schleimspur schieben wir ihn dann sanft, aber ausdauernd Richtung "Zustimmung zum Infrastrukturausbau"..
Ja, das mag eine sehr seltsame (und auch durchaus unappetitliche) Metapher für unser Vorgehen sein, aber ein schnödes "Wir schmieren im dermaßen Honig ums den Bart, dass er gar nicht anders kann, als unseren Ausbauwünschen zuzustimmen" klingt ... profan.
Viel zu profan, als dass es eine angemessene Würdigung der geradezu füchsischen Schläue unseres Plans sein könnte.

Sehr lange (und verworrene) Rede, kurzer Sinn:

Keine zwei Wochen nach seinem Amtsantritt genehmigt Marquez folgende Ausbauten und Budgeterhöhungen:

- Trainingseinrichtungen
- Jugendeinrichtungen
- Jugendtrainerbudget
- Nachwuchsrekrutierungsbudget
- Stadionausbau auf knapp 3000 Plätze

Mit diesen Investitionen werden unsere Barmittel auf unter 500.000€ sinken, aber wir planen ja, in Europa wieder ein paar Euro zu finden.

Um diesen Plan erfolgreich umzusetzen, bedarf es allerdings einer konstanter aufspielenden Mannschaft - und das ist etwas, das sich im Frühjahr so nach und nach tatsächlich einstellt.
Natürlich sind ganze drei Pflichtspiele in den zwei Monaten Februar und März kein echter Gradmesser, aber 9 Punkte und 6:1 Tore klingen ja gar nicht mal so übel.







Das beste daran: Avevedo leistet zu vier dieser Tore den Assist oder Preassist, er scheint so langsam auf der 10 heimisch zu werden. Auch wenn er weiterhin viel zu oft nicht passgenau genug ist oder - schlimmer - zu egoistisch ist, um den besser postierten Nebenmann anzuspielen ... es wird sichtbar besser.

Weitere wichtige Puzzleteile sind (a), dass wir den Defensiven Mittelfeldspieler ins zentrale Mittelfeld vorziehen (ihn jedoch weiterhin mit Defensivfokus auflaufen lassen) und dass wir (b) beide Aussenverteidiger anweisen, bei Ballbesitz ins ansonsten entblößte Defensive Mittelfeld zu ziehen. Und (c): wir greifen den ballführenden gegnerischen Spieler nicht mehr so früh an, sondern ziehen uns meist bis kurz hinter die Mittellinie zurück. Zusammen mit der weiterhin etwas aufgerückten Viererkette ergibt das ein extrem verdichtetes Bollwerk, das den Gegnern überraschend effizient den Raum zum Spielvortrag nimmt.
Da aufgrund unserer schnellen Verteidiger und unseres mitspielfreudigen Torwarts auch der lange Ball hinter die Kette selten fruchtet, sind wir in diesem Frühjahr tatsächlich irgendwann ein echt unangenehmer Gegner.

Besonders deutlich wird das beim Auswärtssieg in Niederkorn, wo wir nach Ballbesitz zwar haushoch unterlegen sind, aber eben nur eine gute Chance zulassen und selbst zwei unserer vielen Kontermöglichkeiten nutzen. (Dass wir damit bis in die Schlußphase warten, kehren wir an dieser Stelle mal ganz elegant unter den Teppich....)





Auch die Jugendarbeit bringt in diesem Jahr schon bessere Ergebnisse als in der Vorsaison, auch wenn da noch lange nicht alles Gold ist, was glänzt. Besonders bitter: wir müssen unser wahrscheinliches Toptalent Chris Martins schweren Herzens ziehen lassen, da er in den vier Jahren, die er jetzt in den U-Mannschaften verbracht hat, jeglichen Nachweis von Ehrgeiz hat vermissen lassen. Ngongo bescheinigt ihm Sinankurtitis oder auf letzeburgisch "der is faul wie zehn Meter Sandstrand bei Frisingen".

Wir machen uns die Entscheidung nicht leicht, aber wir müssen im Endeffekt auf den Verein achtgeben. Wer mitzieht, sich voll reinhängt, als Teamplayer agiert und Durchhaltevermögen beweist, der bekommt immer seine Chance bei uns. Talent ist schließlich nur ein Teil des fußballersichen Erfolges, maximal 10%. Die restlichen 90% sind harte Arbeit, der Blick fürs Ganze und purer Wille.
Und daher darf nur die Hälfte der hoffnungsfrohen Jungspunde nächste Saison in der U19 spielen, die anderen müssen sich einen anderen Club suchen.
Hart?
Sicher. Aber wir sind halt nicht Chelsea oder City. Soll heißen, wir können es uns schlicht nicht leisten, Spieler durchzuschleppen, die keine Lust haben, sich voll reinzuhängen - nur weil wir hoffen, sie irgendwann mal teuer verkaufen zu können.





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Apropos purer Wille:

Da sich F91 Düdelingen im Frühjahr zwei Unentschieden "leistet", könnten wir mit einem Sieg im direkten Duell auf zwei Punkte heranrücken.
Wir haben Heimspiel - und nach dem Desaster im Herbst auch einiges gutzumachen.
Wenn ... und das ist ein großes Wenn, das wissen wir alle ... wenn wir gewinnen, wäre Düdelingen im folgenden Auswärtsspiel bei Esch Südwest heftig unter Druck. Und unsere Lieblingserzfeinde brauchen nach einer halbwegs verkorksten Saison jeden Punkt, um vielleicht doch noch in die Europa Conference League zu rutschen.





Die Saison biegt also im April endültig auf die Zielgerade ein - und wir bereiten uns mit einem Freundschaftsspiel gegen Blo-Wäiss Itzig auf das Spitzenspiel vor.
Das 3:0 ist natürlich ein schönes Ergebnis, allerdings ist der Viertligist auch kein Gradmesser.
Düdelingen dagegen schon.
Die reisen am 23. Spieltag mit voller Kapelle und voller Selbstbewußtsein an - sie müssen ja auch gar nicht auf Sieg spielen. Ein erwurschteltes Unentschieden gegen uns kommt einer Entscheidung  des Titelrennens ja ebenso gleich.
Und genau so läßt Müller-Lüdenscheidt dann auch spielen. Sein 4-6-0 (!) ist auf pure Zerstörung ausgerichtet.
Wir erspielen uns zwar inbesondere in der ersten Hälfte eine Handvoll ganz guter Möglichkeiten, vergeben diese jedoch mehr oder minder kläglich.
Und als nach knapp einer Stunde Düdelingens Goalgetter Scheilz (der heute im offensiven Mittelfeld statt im Sturm spielt) einen der seltenen Konter erfolgreich abschließen kann, ist die Luft bei uns endgültig raus.
Dass wir den Gästen 90 Minuten lang überlegen waren, interessiert mit dem Abpfiff keinen mehr.
Die Düdelinger feiern die Quasimeisterschaft in unserem Stadion, unsere Jungs schleichen bedröppelt von dannen.
9 Punkte Vorsprung bei drei noch ausstehenden Spielen ist einfach nicht mehr aufzuholen.


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Dass die Jungs in den drei danach noch folgenden und genaugenommen völlig belanglosen Ligapartien nochmal richtig auf die Tube drücken und mit 9:0 Toren und 9 Punkten einen sehr versöhnlichen Saisonabschluss feiern können, ist immerhin gut für die Moral.
Und es ist andererseits auch ein Zeichen von Moral.







Die Abschlusstabelle gibt meinem bestgehaßten Deutschen natürlich wieder eine passgenaue Steilvorlage, um mir verbal über die Presse nochmal eine mitzugeben.
Die Hackordnung unter den Trainern luxemburgischer Vereine sei nun wohl ein für allemal geklärt.





Und weil das seiner Meinung nach so ist, wechselt der Mistkerl direkt im Anschluß für eine mittlere sechsstellige Summe auf die Insel und wird Trainer des in die SkyBet Two (also die vierte Liga) abgestiegenen Blackpool FC.
Er läßt mir also nichtmal die Möglichkeit, ihm in der kommenden Saison zu zeigen, was eine Harke ist.

In der kommenden Saison?
Ja, denn mit den letzten Saisonspielen habe ich kurz vor Ende meines Vertrages wohl doch noch rechtzeitig die Kurve bekommen und erhalte die Möglichkeit, meinen Kontrakt um zwei weitere Jahre, also bis 2040, zu verlängern.
Eine Chance, die ich begeistert nutze, versteht sich ja wohl von selbst.





War sonst noch was?
Oh ja, eine wirklich wirklich schöne Sache gabs da tatsächlich noch.





Wenn wir schon nicht Meister werden, dann verderben wir wenigstens Esch Südwest den Saisonabschluß.
Am letzten Spieltag feiern wir einen gemessen am Spiel deutlich zu nierdigen 3:0-Erfolg.
Die Gäste schießen nicht ein einziges Mal auf unser Tor, lediglich ein paar mal mehr oder minder weit daneben.
Wir dagegen spielen uns Chancen für 10 Tore heraus, brauchen aber bis in die Schlussviertelstunde, um das endlich in Zählbares umzuwandeln.
Das tut der Party nach dem Abpfiff aber keinen Abbruch.

Wir Trainer feiern die Mannschaft aber nicht nur wegen des Sieges, sondern weil sie die taktische Marschrout - Jeunesse Esch den Ball überlassen, geduldig warten, überfallartig kontern - wirklich herausragend umgesetzt hat.
Wir haben ganze 45% Ballbesitz, aber die Gäste bekommen nicht ein einziges Mal die Gelegenheit, mit ihrem Ballbesitz etwas Sinnvolles anzustellen.
Großartig!


Das wars jetzt aber endgültig, oder?
Fast.
Eins gäbs da noch zu berichten.
Und zwar die Abschlusstabelle der Eirepromotion, also der zweiten Liga.
Die find ich aus pesönlichen Gründen irgendwie interessant....














« Letzte Änderung: 06.Februar 2023, 15:02:15 von Achtelprofi »
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t.oelpel

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Tolle Story!

Du hast eine eine gute zweite Saison gespielt! Herzlichen Glückwusch! Genauso wichtig empfinde ich die Verbesserungen der Infrastruktur. Darauf kannst du prima aufbauen.

Wie kommt es, dass Müller-Lüdenscheid so extravagante Taktiken spielt? 5-2-3 und 4-6-0 habe ich bei der KI noch selten gesehen. Ein 4-3-3 mit 6 zentralenen Offensivspielern war das bislang kurioseste System, das mir über den Weg lief. Ich habe mich allerdings auch noch nie in ein Fußball-Entwicklungsland gewagt.
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Auf zwei weitere Jahre in Esch! Und dass nächstes Jahr die Red Boys mit am Start sind, ist doch wirklich eine feine Sache!  :) Natürlich sehr ärgerlich, dass Müller-Lüdenscheidt, die alte Kanalratte, sich feige nach England verpisst hat. Aber vielleicht kreuzen sich eure Wege ja nochmal... Spätestens, wenn du FOLA in die Champions League geführt hast und Güller-Drüsenscheiß sich irgendwie den Trainerposten bei Manchester United ergaunert hat.  ;)
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Europareise 2038 oder "Wie buchstabiert man eigentlich Abwehr?"


Als die Jungs nach der Sommerpause zurückkommen, haben wir ein paar neue Gesichter in der ersten Mannschaft.
Zum einen Torhüter Luca Pereira, Innenverteidiger Patrick Haagen und Linksaußen Tom Mendes aus der Jugend aufgestiegen, da sie nun schlicht zu alt sind, um in der U21 zu spielen.
Zum anderen hat der CS FOLA Esch in Person unseres genialen Sportdirektors Lex Risch einen absoluten Kracher aus dem Hut gezaubert.
Aus der dritten belgischen Liga, vom RuS Binchoise, kommt ein 18jähriger Mittelfeldspieler, der aus dem Stand in die kleine Riege unserer Topspieler aufsteigt.





Der Goldjunge mit dem typisch belgischen Namen Nicolas Vincent kann ab der Mittellinie nahezu alles spielen, hat er seine einzigen Schwächen doch in der Defensive und beim Kopfballspiel.
Ansonsten ist er ein großartiger Allrounder, der mit ein bißchen "Finetuning" im Verbund mit Kristi(a)n Henze die neue Mittelfeldachse bilden soll. Tom Raths wird nicht allzu begeistert sein, aber gerade in den englischen Wochen zu Beginn der Saison wird auch er auf seine Spielzeit kommen. Und sollten wir im Pokal weiterkommen, ist er eine der ersten Optionen für Startelfplätze dort.
Genauso übrigens wie Jeff Ewert. Der Keeper hat es professionell aufgenommen, dass wir ihm im Winter mit Gal Zorec den nächsten Stammkeeper vor die Nase gesetzt haben. Er trainiert einfach mit vollem Einsatz weiter und hat als Belohnung und Anreiz für die kommende Saison Startelfeinsätze im Pokal in Aussicht gestellt bekommen.

Wir haben damit nun 28 Spieler für die Liga zur Verfügung. Das ist eine ganze Menge, aber bei unserem Verletzungspech gehen wir lieber auf Nummer sicher.


Wenn ein luxemburgischer Verein im Europapokal spielt, heißt das seit der Abschaffung der "alten Europapokale" und der Einführung von Champions League, Europa League und neuerdings Conference League vor allem eines - der Saisonstart wird intensiv und die Zeit zur Vorbereitung bis zum ersten Pflichtspiel ist extrem kurz.

Große Veränderungen an der Taktik gibt es daher nicht, wir basteln eher an den Feinheiten der Formation herum und gehen schlußendlich (zusätzlich zum aus der Vorsaison gewohnten 442 Raute) mit folgenden Ansätzen in die ersten Spiele.





Das 42211 soll in Spielen zum Einsatz kommen, in denen wir klarer Underdog sind, ist also eher die Abteilung "Europa".
Das 433 dagegen wollen wir, wenn es die Situation zuläßt, gegen Mannschaften testen, die uns mit hochstehenden Außenverteidigern unter Druck setzen wollen. Ob unser Team dese Taktik wirklich spielen kann, ist eine Frage, die wir zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht abschließend zu beantworten wagen - aber deswegen wollen wir den Ansatz ja auch testen.
Viel Zeit bleibt uns aber wie erwähnt nicht.

Genaugenommen schaffen wir es gerade mal, ein einziges Vorbereistungsspiel zu bestreiten.
Gegner ist bei uns zuhause Union Remich/Bous, die - so teilt mir Lex Risch mit milder Verwunderung mit - von sich aus ein Auswärtsspiel in Esch vorgeschlagen und dafür sogar eine Antrittsprämie von 1000€ angeboten haben. Nehmen wir natürlich gerne an, so unverständlich das auch ist. Tausend Euro sind für einen Viertligisten in Luxemburg ein ganzer Haufen Kohle ... aber wenn sie das unbedingt bezahlen wollen - bitteschön.
Wir ballern die Gäste locker-leicht aus dem Stadion und dürfen dann sofort in der ersten Qualifikationsrunde der Conference League antreten.

Der Gegner kommt aus der Republik Moldova, heißt FC Mirsami Orhei und besteht ziemlich genau ein Jahrhundert weniger lange als FOLA. Unfair genug, dass sie dennoch klarer Favorit sind.
Aber wurscht, das ist Pokal, da kann man vieles erreichen, wenn man auf den Punkt fit und motiviert ist.

Und Herr im Himmel, sind die Jungs motiviert! DerGegner allerdings leider auch.
Daher entwickelt sich von der ersten Sekunde an ein offener Schlagabtausch, bei dem es nach 150 Sekunden (!) bereits 1:1 steht und bei dem die Verteidiger auch in der Folge nicht die allerbeste Figur machen.
Nachdem wir die Führung der Gäste postwendend egalisiert haben, zeichnen sich in der Folge beide Torhüter sowie Pfosten und Latte - ebenfalls auf beiden Seiten - mehrfach aus, bevor Azevedo kurz vor dem Pausenpfiff eine Oliveiraflanke zur Führung einnickt. Eine Minute später erhöht Monteiro nach feinem Steckpaß von Azevedo gar auf 3:1.

Messe gelesen?
Von wegen!
Orhei braucht nach der Pause nicht lange zum Ausgleich, nach 60 Minuten steht es 3:3.
In der 73. Minute läuft Monteiro bei einem Konter alen davon, bleibt vor dem Keeper cool und schiebt zur erneuten Führung ein.
Im Hochgefühl des fast bereits greifbaren Sieges ist die Abwehr erneut nicht hellwach - 4:4, nur eine Minute später.

Aber das ist noch nicht der Schlußpunkt.
85. Minute. Ecke Hentze, die segelt durch den Strafraum, Azevedo verlängert über den verdutzten Keeper hinweg an den langen Pfosten, wo Innenverteidiger Claude Schmit goldrichtig steht und zum 5:4 (!) einschiebt.

Diesmal werfen sich die Jugs hochkonzentriert in jeden noch verfügbaren Zweikampf, um die knappe Führung zu verteidigen.
Erfolgreich.





Wir fahren also mit einer äußerst knappen Führung nach Moldova.
Die Ausgangslage ist trügerisch, denn durch die vier Auswärtstore hat Orhei natürlich selbst bei einem knappen Sieg die besten karten aufs Weiterkommen.
Blöde Auswärtstorregel! Die sollte zwar Anfang der 20er Jahre des Jahrhunderts eigentlich abgeschafft werden, diesen Plan hat man jedoch verworfen.

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Wir beschließen daher, gar nicht erst lange defensiv zu spielen, sondern die Gastgeber sofort unter Druck zu setzen, um sie hoffentlich zu überraschen und selbst in Führung zu gehen.
Klappt auch super - mit der ersten Ecke gehen wir durch einen Kopfball von Steve Mendes (der den angeschlagenen Monteiro im Sturmzentrum ersetzt) in Führung. Danach verteidigen wir höchste souverän fast alles weg, was die Gastgeber an Angriffsversuchen Richtung Strafraum bringen. Die Handvoll Schüsse, die doch durchkommen, werden eine sichere Beute von Keeper Zorec, der sich im ersten halben Jahr seiner FOLA-Zugehörigkeit als genau der sichere Rückhalt erwiesen hat, als den wir uns ihn erhoft hatten.

Nach 65 Minuten muss Vincent raus. Der Neuzugang pumpt wie ein Maikäfer, weil er über eine Stunde lang gefühlt überall und nirgends war und maßgeblichen Anteil daran hatte, dass Orhei kaum einmal zu vernünftigen Ballstafetten im Mittelfeld kam.
Tom Raths ersetzt den Belgier. Da hab ich wohl ein gutes Händchen gehabt, denn schon 6 Minuten später verwandelt Raths einen Freistoß aus circa 20 Metern unhaltbar im linken oberen Eck.
2:0-Führung, das müßte doch reichen, denk ich mir so.

Unser Spieler denken scheinbar ähnlich, denn so ab der 75. Minute kommt Orhei plötzlich besser in die Zweikämpfe und erspielt sich tatsächlich ein paar Halbchancen.
Wir feuern unsere Jungs vom Strafraumrand an, sich zu konzentrieren, damit wir nicht noch ... aber da ist es schon passiert:
86. Minute - Anschlußtreffer Orhei durch Sturmtank Stoica.
Das ist an sich noch nicht schlimm, wir liegen in der Gesamtabrechnung immer noch vorn und die Gastgeber brauchen noch 2 Tore.
Aber der Treffer verändert die Körpersprache auf beiden Seiten komplett. Die Moldauer stürmen plötzlich mit Mann und Maus und meine Jungs sind immer öfter zweiter Sieger in den Zweikämpfen.
Zorec wird nun zum ersten Mal in der Partie wirklich gefordert und hält in der 90. Minute einen zum Glück nicht allzu platzierten Kopfball aus nächster Nähe.
Es gibt 5 Minuten Nachspielzeit.
Und die ziehen sich wie Kaugummi. Orhei rennt wieder und wieder an, meine Jungs wirken plötzlich komplett ausgelaugt.
92. Minute - lange Flanke von links, Schmit will klären, fälscht den Ball dabei unglücklich direkt in den Lauf von Stoica ab, der läßt sich nicht lange bitten und schiebt zum umjubelten 2:2 ein.
Noch drei Minuten zu spielen.
Wenn wir auch nur noch ein Tor kassieren, war die phänomenale Leistung in den vorangegangen 180 Minuten wertlos. Unsere gesamte Ersatzbank, alle Spieler und Betreuer, stehen und feuern die 11 auf dem Platz an.
Von Spielalange ist nichts mehr zu sehen, wir bolzen die Bälle einfach nur noch raus.
Zorec entschärft einen letzten Schuß, indem er den ball einfach unter sich begräbt...

... und dann ist endlich Schluß.





"Meine Fresse, ey! So spannend muß ich echt nicht jedes Spiel haben!" Mit diesen Worten kommentiert unser neuer Co-Trainer Thomas Faria das Geschehen - auch er ist, wie wir alle, gezeichnet von der Anspannung der letzten 20 Minuten.

Auf der Rückfahrt feiern wir den glücklichen Einzug in Runde zwei wie einen Pokalgewinn und nehmen uns vor, dass wir in der nächsten Runde nicht wieder so Achterbahn mit unseren Gefühlen fahren lassen.


Diese nächste Runde führt uns mit dem zweifachen kasachischen Pokalsieger Ordabasy Shymkent zusammen. Verglichen mit uns eine Riese des europäischen Fussballs, aber dennoch ein unbeschriebenes Blatt - ein Verein, den die meisten Fussballfans wahrscheinlich nichtmal auf der Karte finden würden. Gut, das haben sie mit uns gemeinsam...

Hinspiel ist wieder bei uns zuhause - nicht die beste Ausgangsposition, aber wir sind entschlossen, uns so teuer zu verkaufen, so dass wir im Rückspiel wenigstens theoretisch noch eine Chance
aufs Weiterkommen haben.
Wir laufen wieder im 42211 auf, mit Mendes als Sturmspitze, Azevedo dahinter, links der junge Karabegovic, rechts Raths, der sich mit Oliveira ein zunehmend offeneres Duell um diese Position liefert.
Hinten links gibts (hoffentlich) eine kleine Überraschung für unseren Gegner - statt des erwarteten Bosniers Vlajic läuft Winterzugang Yameogo als reichlich offensiver Flügelverteidiger auf.

Das Spiel läuft in der ersten Halbzeit dennoch gar nicht nach unserem Geschmack. Wir spielen zwar gut mit, kommen aber nicht wirklich gefährlich vors Tor. Auf der Gegenseite passen wir einmal nicht richtig auf und liegen prompt mit 0:1 im Rückstand (22.), was gleichzeitig auch den Pausenstand darstellt.
Es muss also was passieren.
Mendes, der keinen Stich gegen die Gästeabwehr sieht, wird im Sturmzentrum durch Monteiro ersetzt und rückt nach rechts raus. Der heute blasse Raths muß dafür auf die Bank. Mendes soll die Rolle auch deutlich offensiver interpretieren und darf gern mal nach innen ziehen, wenn sich die Gelegenheit bietet, Azevedo soll ab sofort energischer mit nach vorn gehen und die Lücken ausnutzen, die der quirlige Monteiro (hoffentlich) reißen kann.
Mehr Chaos und weniger Berechenbarkeit, das ist unser Plan.

Und was soll ich sagen?
Volltreffer!

46. - Monteiro
51. - Mendes
55. - Monteiro
62. - Azevedo

Die Kasachen werden in der ersten Viertelstunde nach Wiederbeginn regelrecht schwindlig gespielt, erst dann gelingt es dem Gästetrainer, ihre Abwehr wieder zu stabilisieren.

4:1! Hätte mit dem Pausenpfiff wohl keiner mehr zu hoffen gewagt.
Leider lullt der klare Vorsprung uns ein bißchen ein und wir fangen uns kurz vor Schluß durch einen Doppelschlag von Mataev und Kalmykov noch das 4:3 ein.





Das macht das Rückspiel völlig unnötig spannend.
Aber wir fahren nach diesem Spiel mit deutlich mehr Selbstbewußtsein zum Rückspiel nach Shymkent...
... wo wir offensiv zwar wenig Durchschlagskraft entwickeln, aber dafür defensiv ein absolutes Meisterstück abliefern und den Gastgebern komplett den Zahn ziehen.
Heißt im Klartext: 0:0.
Und da wir das Hinspiel ja gewonnen haben, reicht uns das für den Einzug in die dritte Runde.




Dort wartet allerdings ein echter Brocken auf uns - Sigma Olomouc aus Tschechien. Ein Stammgast in Europa, der Anfang der 90er des 20. Jahrhunderts schon mal bis ins Viertelfinale des UEFA-Pokals vorstieß (und dort äußerst knapp mit 1:2 an Real Madrid scheiterte, nachdem man vorher zB den HSV mit insgesamt 6:2 aus dem Wettbewerb schoß).
Auch der BVB (nach 1:1 und 0:0 durch die Auswärtstorregel aus dem Intertotocup geworfen) und der FC Aberdeen (mit 3:0 und 5:1 deklassiert) dürften eher schlechte Erinnerungen bei dem Vereinsnamen haben.
Auf dem Papier eine glasklare Sache.

Wir spielen zuerst zuhause und haben uns das gleiche vorgenommen wie gegen Shymkent - nicht deklassieren lassen, im besten Falle Chancen fürs Rückspiel wahren.
Und zumindest den ersten Teil bekommen wir auch hin.
Wir kassieren kurz vor und kurz nach der Halbzeit je einen Treffer, sind ansonsten komplett in der Defnsive gebunden und verlieren ein sehr einseitiges Spil glatt mit 0:2.





Zum Rückspiel fahren wir also eigentlich nur noch anstandshalber - keiner erwartet, dass wir gegen einen dermaßen haushoch überlegenen Gegner einen Auswärtssieg mit 3 Toren Unterschied herausschießen.
Schaffen wir auch nicht - aber wir schaffen etwas anderes:




Wir beenden die Europapokalsaison 2038/39 auswärts ungeschlagen!
Das klingt vielleicht nach Zweckoptimismus, aber für einen luxemburgischen Verein im Europapokal und gerade auch angesichts der Gegner ist das etwas, worauf wir unbedingt stolz sein können.

Stolz - und damit richten wir den Blick auf die nationalen Herausforderungen - Stolz also ist etwas, das wir (verbunden mit ein wenig Grummelei in Richtung Kristin Hentze) durchaus auch nach dem ersten Ligaspieltag empfinden. Hentze erweist uns beim Heimauftakt gegen Hamm Benfica nämlich schon nach sechs Minuten einen Bärendienst, indem er dermaßen ungestüm in einen eigentlich völlig belanglosen Zweikampf nahe des gegnerischen Stramfraumecks geht, dass der dem Schiedsrichter gar keine andere Wahl läßt, als ihn vom Platz zu stellen.
Wir spielen also fast die ganze Partie in Unterzahl und kassieren zudem in der 9. Minute auch noch das 0:1.
Die Mannschaft läßt sich davon allerdings überhaupt nicht aus der Ruhe bringen.
Weber (per Elfmeter in der 40.) und Vincent (mit einem seiner präzisen Fernschüsse) drehen das Spiel. Und auch wenn wir relativ schnell den Ausgleich kassieren - dieses 2:2 zeigt uns, dass die Mentalität der Mannschaft stimmt.





Auch wenn "Mentalität" natürlich nur eine Phrase ist, die - ohne Kontext dahergeplappert - auch durch "blabla" ersetzt werden könnte, ohne dass dadurch wesentliche Gesprächsinhalte und -aussagen verloren gehen würden.
(Eine Binsenweisheit, die man bei unseren östlichen Nachbarn, im Ruhrgebiet, seit Jahrzehnten nur allzugut kennt...)


Am zweiten Spieltag schlagen wir Wiltz71 zuhause völlig ungefährdet mit 2:0, das 3:1 gegen Niederkorn (direkt nach dem Ausscheiden gegen Olomouc) gleich dann einer regelrechten "Jetzt erst recht!"-Machtdemonstration. Die Gäste schießen ganze zwei mal aufs Tor, mehr gestatten wir ihnen nicht.
Wir dagegen verzeichnen zwar wiedermal nur 48% Ballbesitz, aber 27 Schüsse, davon dreizehn aufs Tor. Dass wir erst in der zweiten Halbzeit aus unseren Chancen auch Tore machen, ist der einzige Schönheitsfleck auf einem fast perfekten Fussballnachmittag.

Auch der Zweitplatzierte Differdingen (3:1) und Abstiegskandidat Titus Petange (4:0) sind schlußendlich chancenlos.







Wir beenden den August als Tabellenführer der Nationaldivision und fahren mit breiter Brust nach Düdelingen - was überraschenderweise kein richtiges Spitzenspiel darstellt.
Denn die Gastgeber finden nach dem Abgang von "Startrainer" Klaus Müller-Irgendwas bisher nicht so recht in die Spur und sind nur Siebter (!).
Wenn es je einen guten Zeitpunkt gab, um Rache für die letzte Saison zu nehmen, dann ist es jetzt!


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« Letzte Änderung: 07.Februar 2023, 10:11:21 von Achtelprofi »
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Herbst 2038


Gut, dass es FOLA Esch gibt!
Der Verein hält mich auch nach den nervenaufreibenden Europapokal-Qualispielen dermaßen auf Trab, dass ich gar nicht dazu komme, mich ernsthaft mit Madeleine zu beschäftigen, beziehungsweise mit der Tatsache, dass ich mich mit ihr eben nicht beschäftigen kann.
Ende Juni hatte ich eine Nachricht von ihr auf dem Anrufbeantworter.

"Hey Gerard, hier ist Madeleine. Du ... ich glaube, es ist besser, wenn wir uns nicht mehr sehen. Ich ... ich brauch meine Ruhe zum Arbeiten ... es tut mir leid .... ich .... " *klick*
Ich hab die paar Sekunden bestimmt ein Dutzend mal abgespielt, weil ich es einfach nicht glauben konnte. Wir hatten uns ein paar mal getroffen während des Sommers - und meines Erachtens auch wirklich gut verstanden.
Dieser Kontaktabbruch kam wie aus heiterem Himmel.
Und sie hat mir auch keine Chance gelassen, in irgendeiner Form mit ihr darüber zu sprechen. E-Mail, Handynummer - blockiert. Adresse - "tut mir leid, die wohnt hier nicht mehr."
Ihre Redaktion - "sie hat gekündigt, Knall auf Fall. Ja, wir waren auch sehr verwundert. Nein, sie hat uns keinen Grund genannt."

Alles sehr mysteriös.

Aber wie gesagt, FOLA läßt mir wenig Zeit, um mich diesem Rätsel zu widmen.
Zumal - wer nicht will, der hat schon. Ich soll sie offenbar wirklich in Ruhe lassen - na gut, das kann sie haben!

Ich stürze mich also in die Arbeit.
Trainingsarbeit - und auch Scoutingarbeit.
Wir brauchen zwar nicht unbedingt Verstärkungen, aber ...
nee Moment, das ist falsch. Wir brauchen sogar jede Menge Verstärkungen, wie wir in den letzten Jahren auf europäischer Ebene leidvoll erfahren haben.
Nur sind die nicht zu bezahlen. Das Gehaltsbudget, dass mir der Vorstand zur Verfügung gestellt hat, ist zwar bei weitem nicht ausgereizt - wir haben noch fast 200.000 Euro frei und damit etwa ein Viertel des Gesamtbudgets.
Aber dieses Budget (und ich verstehe nicht, wieso die Vorstände das nicht realisieren!) ist komplett gaga, denn es wurde auf Basis meines ersten Jahres hier aufgestellt.
Oder besser: meiner ersten anderthalb Jahre. Oder im Klartext: ohne Einnahmen aus Champions-League-Qualifikationsspielen (und zwar mehr als zwei!) ist dieses Budget komplett größenwahnsinnig.

Und ja, wir sind, wenn die Saison so weiter läuft, nächstes Jahr vielleicht wieder für die Champions League-Qualifikation .... äh ... qualifiziert.
Aber kein Mensch kann uns garantieren, nicht in der ersten Runde gleich gegen einen Brocken antreten zu müssen, der uns achtkant rauswirft. Und danach in der Conference-League-Quali eventuell das gleiche und schon sitzen wir mit circa 250.000 - 300.000 Euro Einnahmen da, die gerade mal das Defizit bis Dezember decken.
In einer selbstkritischen Minute geht mir auf, dass ich vielleicht besser nicht eine Handvoll Spieler mit Verträgen um die 30.000 bis 50.000 Euro pro Jahr hätte ausstatten sollen ... Henze, Monteiro, Vincent, Vitelki, Azevedo, .... alles Topverdiener. Natürlich auch Topspieler für unser Level.
Aber ehrlich gesagt auch ein gutes Stück zu teuer. Das können wir so nicht weitertreiben!

Als Konsequenz aus diesem unerquicklichen Gedanken verpflichten wir für unsere sowieso schon aus allen Nähten platzende Offensive noch einen neuen Superstarstürmer, den Isländer Davidsson. Der wird erst im Winter zu uns stoßen und schlappe 50.000 im Jahr verdienen.

Abgesehen davon spielen wir in diesem Herbst aber natürlich auch noch Fussball.
Und zwar richtig gut!
Müller-Lüdenscheidt läßt über Twitter zwar verlauten, dass FOLAs Erfolg ja nur daran läge, dass ER nicht mehr da wäre, aber das versuche ich so gut es geht zu ignorieren.
Ich besuche seinen Twitteraccount auch nur noch höchstens zwanzig, dreißig Mal die Woche - es scheint, als wäre er mit Blackpool vergleichsweise erfolgreich. Der Verein sitzt von Saisonbeginn an immer mindestens auf Platz 4, also auf einem Playoffrang, knapp unterhalb der direkten Aufstiegsplätze. So tölpelhaft wie in Aspelt stellt er sich offenbar gar nicht mehr an. N Mistkerl isser trotzdem!

Aber zurück zu FOLA.
Nach dem wenig erbaulichen Spiel in Düdelingen finden wir schnell zurück in die Erfolgsspur. (Genaugenommen war ja auch das Duell mit F91 ein richtig gutes Spiel von uns, wir hatten die Gastgeber komplett im Griff - nur das Toreschießen haben wir leider vergessen.)

Direkt im nächsten Spiel kommt uns der Tabellendritte Mondorf besuchen. Und die Gäste gehen gleich mit dem ersten Angriff in Führung, was unseren Matchplan - sicher stehen, ruhig aufbauen, auf eine Lücke hoffen in dem beeindruckenden Abwehrverbund, den Mondorf in dieser Saison auf dem Platz hat - gleich mal komplett über den Haufen wirft.
Den Rest der Partie ist zunehmend wilderes Anrennen angesagt - und schließlich erlösen uns Vincent (per Fernschuß, das ist eine echte Waffe bei ihm) und Monteiro nach feiner Vorarbeit von Azevedo mit einem Doppelschlag in der Schlußviertelstunde. Hartes Stück Arbeit, das!

Danach gehts im Pokal nach Schengen. Der Fünftligist hat nicht den Hauch einer Chance, obwohl wir mit diversen Bankwärmern starten.
Ersatzkeeper Jeff Ewert zum Beispiel, der sich im Training weiterhin reinhängt, als ginge es um sein Leben, an Zorec aber aktuell natürlich nicht vorbeikommt. Da bietet der Pokal eine willkommene Gelegenheit, ihn für seinen Eifer zu belohnen und ihn weiter anzuspornen.
Außerdem Paul Borges, der durch die Verpflichtungen von Monteiro (und im kommenden Winter auch noch Davidsson) absehbar auf Platz vier der Stürmerrangfolge zurückfallen wird (noch hinter Steve Mendes) und eigentlich nur noch Backupaufgaben hat. (Wobei sich im Training mehr und mehr zeigt, dass er auch als inverser Stümer auf der rechten Außenbahn ordentliche Qualität hat. Das sollten wir im Hinterkopf behalten.)
Dazu dann noch Tom Raths, dessen Platz auf der Doppelsechs neben Hentze es einfach so nicht mehr gibt und der deshalb zum Hentze-Vertreter abgerutscht ist. Das tut mir persönlich wirklich leid, gerade weil Tom ein mustergültiger Teamplayer ist - aber Hentze ist ihm in vielen Dingen einfach momentan den entscheidenden Schritt voraus.

Und zu guter letzt Steve Freichel, der auf der linken Außenbahn ein nicht mehr ganz so offenes Rennen mit Karabegovic fährt und aktuell auch eine Nasenlänge hintendran ist. Bei ihm ist das Pokalspiel daher kein "Trosteinsatz", sondern eine Möglichkeit, mich genug zu beeindrucken, um vielleicht die Nase wieder vorn zu haben.

Im Endeffekt beeindrucken meine Spieler auf dem Feld aber alle gleichermaßen. Mit dem 1:6 ist Schengen noch richtig gut bedient, auch über eine zweistellige Gegentorflut hätten sich die bedauernswerten Gastgeber nicht beschweren dürfen.

Den Schwung nehmen wir in die Liga mit, wo wir in der Folgewoche Aufsteiger Junglinster locker-flockig 2:0 wegfegen. Klingt nicht nach "wegfegen"? Liegt nur daran, dass uns gleich 3 (!) Tore wegen äußerst knapper Abseitsentscheidungen aberkannt werden und wir den Ball außerdem mehrfach lieber an die Latte oder den Pfosten donnern als ins Netz.





Dann ist auch schon der Oktober da und der souveräne Tabellenführer heißt natürlich auch weiterhin FOLA Esch, der bereits 5 Punkte Vorsprung vor dem Zweitplatzierten Differdingen spazierenträgt. Danach folgen Mondorf, Racing, Esch Südwest und irgendwo im Niemandsland der Tabelle schließlich auch Düdelingen. Darf gern so bleiben, gefällt uns!

Dass es an der Tabellenspitze so bleibt, haben wir natürlich selbst in der hand - und so spielen die Jungs auch.
Gegen Union Kayl-Tetingen schonen wir dabei sogar Kräfte - und schicken die Gäste dennoch mit einem deutlichen 4:0 nach Hause.
Danach brauchen wir die gesparten Kräfte allerdings gleich - denn Racing ist der erwartet unangenehme Gegner und fordert uns bis zur allerletzten Sekunde der Nachspielzeit. Das 2:1, das schließlich auf der Anzeigetafel steht, ist wirklich schwer erarbeitet.

Und dann: die Mutter aller FOLA-Spiele. Jeunesse Esch gegen FOLA Esch. Vierter gegen Erster. Vor 4600 Zuschauern im Stade "Op der Grenz" wollen wir deutlich machen, wer aktuell der Platzhirsch in Esch ist - und wir tun das in beeindruckender Manier. Esch Südwest wehrt sich nach Kräften, kommt nach 0:3 zwischenzeitilich sogar nochmal auf 2:3 heran, aber in der 90. und 94. Minute machen wir den Sack dann endgültig zu. Das 2:5 aus Gastgebersicht ist der Anfang vom Ende für Trainer Chris Schmidt, der nach einigen weiteren unerfreulichen Ergebnissen Mitte November seinen Hut nehmen muß.

Wir sind so gut drauf, da kann ein Pokalspiel beim Viertligisten Orania Vianden doch eigentlich nur Formsache sein, doer?
Ja Pustekuchen! Wir gehen zwar direkt mit dem ersten Schuß in Führung, danach legen sich die Jungs jedoch auf die sprichwörtliche faule Haut und kassieren folgerichtig noch vor der Halbzeit den Ausgleich.
Im zweiten Durchgang wachsen den Gastgebern dann Flügel und wir müssen wirklich alles an Kräften aufbieten, was wir haben, um schlußendlich in der 87. Minute den gar nicht mal sooo verdienten Siegtreffer zu erzielen. Torschütze: Romulo Azevedo.

Eine Woche später kommt es zum von den Medien gemeinerweise "Racheduell" genannten Spiel gegen die Red Boys. Ich verweigere schon im Vorfeld jeden Kommentar zu meiner Vergangenheit dort oder zu den Verantwortlichen, freue mich allerdings (und das ganz ehrlich) darüber, dass die Jungs auf dem Feld zum Großteil tatsächlich noch gute Bekannte sind. Die Red Boys haben es irgendwie geschafft, die komplette Mannschaft aus den beiden Aufstiegsjahren beisammenzuhalten. Beim Spiel gibt das natürlich ein paar herzerwärmende Begrüßungsszenen.

Geschenke verteilen wir dann aber trotzdem nicht, gewinnen nach einem überlegen geführten Spiel aber dennoch nur 2:1, weil wir vorn zu verschwenderisch mit unseren Chancen umgehen und hinten einen Zauberfreistoß von - na klar! - Rodriguez Sanchez einstecken müssen.
Die Red Boys behalten damit die farbtechnisch passende Rote Laterne, was mir zwar leid tut, aber davon können sie sich ja auch nichts kaufen. (Und wieder fünf Euro ins Phrasenschwein, Herr Lavayeux!)





Wer behauptet, der November 2038 sei trist, hat uns nicht spielen sehen.
Zwei Spiele gegen Teams aus der unteren Hälfte, zwei überzeugende 3:0-Siege, die auch 6:0 oder 8:0 hätten ausgehen können.

Der Blick auf die Tabelle zeigt uns - so gaaaaanz langsam dürfen wir ernsthaft davon träumen, zum zweiten Mal unter meiner Regie Meister zu werden. Wir haben bereits acht Punkte Vorsprung auf Differdingen.
Und wenn nichts herausragend Ärgerliches passiert, sollten wir auch in der Rückrunde in den meisten Partien das klar überlegene Team sein.



Alles schön also?
Nicht ganz. Unser Kontostand schmilzt rapide dahin, wir werden voraussichtlich mit etwa 400.000 Euro Vermögen aus der Saison gehen.
Heißt übersetzt: wir sind eigentlich dazu verdammt, Meister zu werden und in Europa für Furore zu sorgen. Nicht aus sportlichen Gründen, sondern aus finanziellen.
Jippieh.



P.S.: Und noch immer kein Lebenszeichen von Madeleine.
Ist mir aber ja wie gesagt völlig egal.

« Letzte Änderung: 08.Februar 2023, 10:52:52 von Achtelprofi »
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....huch...jetzt habe ich fast ein Meeting verpasst.... ;) ist immer wieder interessant deine Story zu lesen, sollte das aber auf den Abend verschieben 8)
...läuft ja hervorragend  :)
Irgendwie vermisse ich eine Tabelle  ;)

Bin gespannt wie es weitergeht....
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Schweizer, Trainer einer Juniorenmannschaft, ehemaliger U-16 Nationalspieler der Schweiz.