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Autor Thema: [FM 20 bis 24] Lavayeuxs Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers  (Gelesen 78880 mal)

Muffi

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Da fährt man in den Urlaub, liest dann hier nach und muss feststellen, dass sich die Ereignisse überschlagen haben.  :o
Dennoch möchte ich dir, wenn auch verspätet, zur Meisterschaft und dem damit verbundenen Aufstieg gratulieren! Wenn du an Schweden denkst, solltest du, bzw. Lava, dich an diese schöne Zeit erinnern, anstatt an das unrühmliche Ende. Leider haben selbst in Eskilstuna die modernen Mechanismen des Profifußballs gegriffen, keine Fußballromantik.

Wenn es nun wirklich in Belgien weiter gehen sollte, würde ich mir ja wünschen, dass du in Lier landest, bei Lierse SK, meinem heimlichen Lieblingsverein (Dank des FM) in Belgien. Aber auch so verfolge ich natürlich auch weiterhin die Geschicke des manchmal doch etwas ungeschickten Lava.  ;)

Viele Erfolg, wo auch immer es weitergeht!


PS: Sollte dich der FM24 reizen (was bei mir defintiv der Fall ist), kannst du diesen Save ja auch dort weiterführen.  :)
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Karagounis

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Phuuu herber Rückschlag. Nach dem Aufstieg so schnell die Reissleine zu ziehen. Aber nun, geht weiter. Und gut hat dich Eric gerettet, jetzt kannste die Suche nach dem neuen Verein etwas entspannter angehen

Noergelgnom

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Lassen Sie es mich so sagen ... what the actual f*ck?!



Mitte September 2040, irgendwo in Mitteleuropa

Als mich Vermaelen an einem sonnigen Montagmorgen anruft, keine zwei Monate nach dem höchst unerfreulichen Zwischenfall in Lüttich, hab ich sofort so ein Ziehen in der Magengegend.
Ich bin überhaupt kein Freund davon, anderen einen Gefallen zu schulden - man weiß schließlich nie, wann sie ihn einfordern und vor allem was sie wohl einfordern werden.
Die letzten Wochen waren ziemlich ereignislos - und eigentlich würde ich das gerne noch ein paar Wochen so weitergehen lassen.
Eskilstuna war gerade in der Zeit vor meiner ... Entlassung (ich merke, dass es mir sogar schwerfällt, dieses Wort zu denken!) eine sehr stressige Erfahrung und ich fühle mich noch nicht bereit, mich sofort wieder in die Vollen zu stürzen.
Aber hey - Eric ist im Spielervermittler-Business. Wahrscheinlich soll ich für ihn lediglich Kontakt zu irgendeinem Verein herstellen oder einen Spieler dahingehend bequasseln, dass er in Vermaelens Berateragentur gut aufgehoben wäre.
Nicht gerade ein gentlemans' job, klar - aber besser als irgendein Himmelfahrtskommando wärs allemal.

Ich gehe also ans Telefon - und bereue es sofort.
Eric klingt regelrecht abgehetzt.
"Klasse, dass ich Dich erreiche! ... Du mußt mir helfen! ... schuldest mir was, erinnerst Du Dich?"
"Moin Eric, ich freue mich auch, Dich zu hören. Ja, ich erinnere mich. Was brauchst Du?"
"Gegenfrage: bist Du noch frei oder hast Du einen neuen Job?"
"Äh ... ich bin noch frei ... wieso?"
"Setz Dich in den Zug und komm nach Lüttich - bitte! Ticket schick ich Dir per Mail."
"Äh ... okaaaay ... und wann?"
"JETZT, Mann! Es ist dringend!"
"Äh ...."
"Danke, Gerard - wir sehen uns am Bahnhof, ich hol Dich ab!"
*klick*

Reichlich konsterniert schaue ich auf mein Telefon, das war ebenso unerwartet wie überfallartig.
Nach ein paar Sekunden des Starrens zucke ich mit den Schultern, packe meinen Bin-maximal-zwei-Tage-weg-Reisekoffer, winke Gernot Auf Wiedersehen und latsche zum Bahnhof.

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Wie versprochen holt mich Gernot am Bahnhof in Lüttich ab und hastet sofort mit mir los, Richtung Taxistand.
All meine Fragen blockt er vorerst ab, mit dem Hinweis auf die fehlende Zeit.
Als wir im Taxi sitzen, läßt er sich endlich zumindest ein paar Brocken entlocken:

"Es geht um einen der traditionsreichsten belgischen Vereine überhaupt.
Die sind als Aufsteiger deutlich unter den Erwartungen in die neue Saison gestartet, haben sich daraufhin von ihrem Trainer getrennt - und stehen jetzt mit der unschönen Situation da, dass sie niemanden finden, der den Schleudersitz übernehmen will.
Denn unter uns gesagt - genau das ist es. Ein Schleudersitz.
Oder eher sogar ein Himmelfahrtskommando."

Ich zucke kurz zusammen - das hört sich ja richtig prima an! Genau das, was ich unbedingt mal wieder machen wollte!

Eric spricht inzwischen schon weiter: "Der Club hat in den letzten zehn Jahren ganze achtzehn Trainer verschlissen. Deinen direkten Vorgänger haben sie übrigens auch deswegen rausgeworfen, weil er nach Verstärkungen gefragt hat."
"Moment - mein Vorgänger? Wie kommst Du darauf, dass ich diesen Job annehme?!"

Eric beginnt zu drucksen: "Naja ... äh .... öhm ..."
"Was? Was ist?!"

Aber da hält das Taxi auch schon an und Eric nutzt die Gelegenheit, mit einem Satz aus dem Wagen zu hechten und das Gespräch damit vorerst abrupt zu beenden.
Als ich auch ausgestiegen bin (und den Fahrer bezahlt habe, grummel), hat Vermaelen bereits meinen kleinen Rollkoffer aus dem Kofferraum geholt und winkt mir, ihm zu folgen.

"Schnell schnell!"
Kopfschüttelnd folge ich dem seltsamen Belgier in ein Gebäude, an dessen Hauswand ein großes rundes farbenfrohes Logo prangt.

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Der grauhaarige Endfünfziger, der sich mir als Jef Gilson vorgestellt hat und von dem ich bisher nur weiß, dass er Präsident dieses Vereins ist, nickt auf meine Frage hin.
"So ist es. Ihr Berater", er deutet auf Eric, der mich bei dieser Information entschuldigend anblickt, "hat uns mitgeteilt, dass Sie Feuer und Flamme für den Trainerposten bei unserem Verein sind und am liebsten sofort loslegen würden. Das freut uns natürlich sehr und wir haben bereits alles für die Vertragsunterzeichnung vorbereitet."
 
Fragender Blick zu Eric - flehentlich bittender Blick zurück zu mir. Ich bringe es nicht übers Herz, diese Scharade aufzulösen und nicke.
"Das ist ... ja ... herrlich!", krächze ich. "Überhaupt .... ein Verein mit dieser reichen Historie ... wer würde denn da nicht Trainer sein wollen?"

Gilson nickt gönnerhaft, dann schaut er mich forschend an.

"Eine Frage allerdings - warum bestehen Sie darauf, dass Herr Vermaelen und niemand anders den Chefscout-Posten bekleiden soll? Soweit ich weiß, hat Herr Vermaelen in dieser Position noch nie gearbeitet und ich frage mich, welche Argumente für dieses Arrangement sprechen sollen?"

Daher weht der faule Wind also!
Mein Kopf ruckt zu Eric herum, der Vorwurf in meiner Mimik ist wahrscheinlich offensichtlich.
Er schaut noch ein bißchen flehentlicher als vorhin zurück.
Ich drehe mich zurück zu Gilson.

"Nun, lassen Sie mich Ihnen dazu folgendes erklären...", sage ich gedehnt, während in meinem Hirn hektisch Synapsen querverbunden werden."
"Herr Vermaelen ist - und da sage ich Ihnen ganz sicher nichts neues, Sie sind ja auch nicht erst seit gestern in diesem Geschäft ... ein Geschäft, in dem viele, die sehr wichtig für den Erfolg eines Vereins sind, oftmals unter dem Radar fliege .... was ich übrigens für eine Unverschämtheit halte, gerade wenn man bedenkt ..."
"Herr Lavayeux, Sie wollten uns sagen, warum Sie auf Herrn Vermaelen als Chefscout bestehen?"
"Ja, natürlich, davon spreche ich ja die ganze Zeit. Also .... äh .... Herr Vermaelen ist ein ... öhm .... äußerst kompetenter und zuverlässiger Scout und Vermittler. Bereits zu meinen Zeiten bei FOLA Esch habe ich mich mehrfach blind auf seine Expertise verlassen - und ... äh .... wurde nicht enttäuscht."
"Aha." Gilson wirkt nicht komplett überzeugt, nickt aber.
"Gäbe es irgendeine Möglichkeit für Sie, diese Bedingung fallenzulassen?"
"..."
Kurzer Seitenblick zu Eric - nein, das ist natürlich keine Option.
"Nein."
Gilson nickt erneut, es sieht ein wenig gequält aus.
"Na gut, dann sei es so."
Er zieht ein Dokument vom Tisch und reicht es mir, zusammen mit einem Stift.
"Alle Vertragsinhalte sind Ihnen ja bereits bekannt und finden Ihre volle Zustimmung, wie Herr Vermaelen uns mitteilte. Wenn Sie dann bitte hier und hier unterzeichnen wollen?"

'Was macht man nicht alles, um einen Gefallen abzubezahlen', denke ich und unterschreibe zähneknirschend.
Bevor der Präsident das Papier wieder wegzieht, kann ich zumindest noch einen Blick auf eine fünfstellige Zahl erhaschen.
40.000€ klingt als Gehalt gar nicht so übel!

Gilson schüttelt mir die Hand.

"Herzlich willkommen, Herr Lavayeux. Ich wünsche uns allen viel Erfolg. Pressekonferenz ist dann gleich morgen früh als erstes. Sie können heute nacht hier im Gästezimmer schlafen, wenn Sie möchten."
Ich schüttele den Kopf.
"Das ist sehr freundlich, aber ich habe bereits ein Zimmer im Hotel gebucht und muß daher leider ablehnen."

Gilson nickt und begleitet mich zur Tür.
"Dann bis morgen, bitte seien Sie pünktlich um 9 wieder hier."
"In Ordnung, bis morgen."

Also ich vor dem Vereinsgebäude stehe, zücke ich als erstes mein Telefon und schreibe eine Nachricht.
"Triff mich im Restaurant im ibis!"

Erst als Passant stehenbleibt und besorgt fragt, ob alles in Ordnung ist, merke ich, dass ich schnaube wie ein wütender Stier.
Worauf hab ich mich hier nur eingelassen?!
Und vor allem: warum, zum Geier?!!

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Als Eric einige Stunden später im Hotelrestaurant eintrifft, habe ich mich längst beruhigt.
Naja, so ein wenig jedenfalls.
So wie er sich zu mir an den Tisch setzt, kocht es aber wieder in mir hoch.
"Sag mal, was war das denn für eine linke Aktion?! Kannst Du mich nicht vorher informieren, worauf ich mich da einlassen soll?!"
Vermaelen schaut mich verlegen an.
"Die Option tat sich so kurzfristig auf und ich wußte nicht, wie ich sonst an diesen Job kommen sollte - der ist nämlich ganz gut bezahlt und ..."
"Ja, aber Du bist damit doch jetzt Angestellter eines Vereins. Was ist denn aus Deinem Mantra geworden, dass Unabhängigkeit und Freiheit das Wichtigste sind und dass der Adler alleine fliegt und dass nur kleine Seelen in Abhängigkeit arbeiten?"
Jetzt wird er tatsächlich ein bißchen rot.
"Ach komm, das ist Jahre her ... wenn man älter wird, verlieren diese Parolen ihre Anziehungskraft und plötzlich kannst Du Konzepten wie 'geregeltes Einkommen' oder 'feste Arbeitszeiten' doch etwas abgewinnen, während Du feststellst, dass "the eagle flies alone" als Songtitel zwar sehr gut funktioniert - als Lebensmotto allerdings deutlich weniger langfristige Vorteile verspricht ...."
Ich zucke mit den Schultern. Seine Arch-Enemy-Vorliebe ist seine Sache, nicht meine.

"Und warum hast Du ausgerechnet mich benutzt, um ausgerechnet diesen Verein zu Deinem festen Arbeitgeber zu machen?"
Er zuckt ebenfalls - allerdings dankenswerterweise mit seinen eigenen Schultern. Zusätzlich stiehlt sich ein schiefes, verlegenes Grinsen in seine Visage.
"Weil mich sonst keiner nehmen würde bei meinem Ruf als windiger Spielerberater, schätze ich mal. - Und weil ich dachte, dass Dich die Aufgabe hier reizen könnte. Kleiner Verein, der mal richtig groß war, gefallener Ex-Meister, fünffacher Meister sogar! .... klassisches Lavayeux-Beuteschema, oder?"
"Ja, schon", gebe ich widerwillig zu, "aber trotzdem hättest Du mich vorwarnen können."
"Wenn Du vorher gewußt hättest, was ich vorhabe, hättest Du Dich bestimmt über den Verein schlau gemacht und hättest damit Zeit verschwendet statt sofort herzukommen und dann hätten sie womöglich inzwischen jemanden anders eingestellt und meine Eintrittskarte ins Angestelltenleben wäre futsch gewesen..."
Ich seufze nur und bestelle mir noch ein Bier.

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Die Pressekonferenz am nächsten Morgen ist relativ unspektakulär.
Erstaunlicherweise kennen die fünf Pressefritzen allerdings meinen Namen.
Auch wenn sie die olle Kamelle mit der Nacht auf der Parkbank wieder aufwärmen, fühle ich mich geschmeichelt - also bis ich am Folgetag den Aufmacher der lokalen Boulevardzeitung sehe.


Frechheit!
Und dann auch noch so einen Häßling hernehmen, der mir nichtmal entfernt ähnlich sieht (und verschämt in Schriftgröße 2 "Situation nachgestellt" unter das Bild schmieren...)
Krieg ich gleich wieder soooo einen Hals, ey!

Und das wird nicht die einzige unangenehme Überraschung bleiben, die an diesem Tag auf mich wartet.

Los gehts mit dem wöchentlichen Staff-und-Vorstands-Meeting, auf dem mir mein neuer Präsident die frohe Botschaft verkündet, dass der Verein alle Budgets weit überschritten hat und sparen muß.
Auf Nachfrage erklärt er mir, dass das Gehaltsbudget bis zum Winter idealerweise um ein Drittel gesenkt werden soll.




Auf erneute Nachfrage bestätigt er mir, dass der Verein Verlust macht - und zwar nicht zu knapp.

Ich frage, nun schon ziemlich konsterniert, erneut nach und bekomme als Antwort weitere unschöne Details zu hören:
Mit jedem Heimspiel in unserem Winzstadion nehmen wir etwa 3000 bis 4000 Euro ein, das deckt gegebenenfalls nicht einmal die Spieltagsprämien der Mannschaft.
Das Vereinskonto weist aktuell knapp 500.000 Euro Soll auf, da kommt absehbar noch eine schlappe Viertelmillion an Verbindlichkeiten hinzu.
Nein, nicht pro Jahr, pro Monat!

Oh und dann gibt es da noch diese winzigkleine niedliche Kreditlinie, die wir bis Ende 2046 bedienen dürfen...






Der Kader gehört zu den fünf schwächsten der Liga, daher hat sich der Vorstand in einmütiger Bescheidenheit darauf verständigt, als Saisonziel "einen gesicherten Mittelfeldplatz" zu verlangen.
Man wolle mich ja nicht gleich mit Erwartungen überfrachten - ambitionierte Ziele könne man sich ja in der Folgesaison setzen.
Oder vielleicht auch schon für die Rückrunde...





Großzügig und vorausschauend, wie der Vorstand nun mal ist, haben sie nach ausführlicher Vorab-Analyse meiner bisherigen Vita auch gleich einen neuen, perfekt passenden Co-Trainer für mich ausgesucht und verpflichtet.
Michel Engels ist semi-kompetent, präferiert den falschen Spielansatz (Ballbesitz) und die falsche Formation (4231), aber zum Ausgleich verdient er auch nur doppelt soviel wie ich.
Ich freu mich so!




Die Dritte Liga, in der der Verein spielt, sorgt im Übrigen mit Mindestgehaltsvorgaben dafür, dass die armen Spieler bloß ja nicht am Hungertuch nagen müssen - auch auf die Gefahr hin, dass die Vereine, die diese Irrsinnsgehälter ohne relevante Einnahmen stemmen sollen, pleite gehen:




Ach so - und als Sahnehäubchen gilt ab der Rückrunde eine Gehaltsobergrenze für Spieler von 50.000 Euro pro Jahr, den Mannschaftsrat hat man davon aber noch nicht in Kenntnis gesetzt.
Aber jetzt sei ich ja da, da könne ich das doch gleich bei meiner Vorstellung mit anbringen.
Und ja, selbstverständlich gilt diese neue Obergrenze auch für Spieler, die bereits im Kader sind.
In meiner Verantwortung als sportlicher Leiter - "Sie haben den Passus im Vertrag ja bereits vorab zur Kenntnis erhalten und waren einverstanden, wie Herr Vermaelen uns versicherte" - darf ich also drei Viertel des Teams, inklusive komplettem Mannschaftsrat, eine Gehaltskürzung um bis zu 50% schmackhaft machen.
Herzlichen Dank, Ihr A-Geigen!

Zusammengefaßt kann man diesen Trainerposten - wenn mans positiv ausdrücken will - eine "extrem spannende Herausforderung" nennen.
Realistischer: Mein Trainerstuhl hat zwar vier Beine, die sind aber alle unterschiedlich lang, weswegen der Stuhl permanent wackelt.
Oder im Klartext: ich geb mir drei Monate, dann bin ich hier Geschichte.
Entweder werf ich selbst frustriert das Handtuch - oder ich bin Nummer 19 in der langen Liste kürzlich gefeuerter Trainer.



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« Letzte Änderung: 26.Oktober 2023, 09:55:53 von Achtelprofi »
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“Goodness is about what you do. Not who you pray to.” (Terry Pratchett)

Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers

FlutLicht1900

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Ne ne, also Phantasie hast Du 😃😎👍
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Muffi

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Nein, keine Angst, ich kann auch mit dem RFC Lüttich ganz gut leben. Aber vielleicht kannst du ja in einem der folgenden Postings mal umreißen, wie es dem Lierse SK in den Jahren so ergangen ist?  :)

Die Story um die Einstellung beim RFC ist wieder mal top und herrlich amüsant, sie hat mir so manches Schmunzeln entlockt.  :D

Allerdings sind die Rahmenbedingungen schon echt hart. Um die Finanzen halbwegs in den Griff zu bekommen, bist du im Grunde genommen dazu verdammt aufzusteigen und zwar nicht nur in die nächsthöhere, sondern am besten per Durchmarsch in die Pro League. Aber das ist bei dem Kader natürlich kaum zu schaffen. Nicht-EU-Spieler kannst du bei deinem Gehaltslimit auch nicht holen, so dass afrikanische Talente, die in Belgien ja oft unterkommen, nicht in Frage kommen.

Einer Sache bin ich mir sicher - Eric und Lava werden bestimmt noch richtig gute Freunde!  ;D
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Karagounis

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Das nenn ich mal eine Herausforderung. Sehr spannend zu lesen und ich bin überzeugt, dass es länger als drei Monate dauern wird, das kriegst du hin! Guten Gelingen!

shortknife

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Die belgische Liga, ups….und das noch im dritten Untergeschoss…..oje oje oje, dein Stuhl hat nicht nur 4 unterschiedliche Beine, die stecken auch noch tief im Dreck….  ??? aber interessante Station. Zugegeben, von dieser Liga habe ich in etwa so viel Ahnung wie von der finnischen….äh… oder wars die schwedische….wie hies doch gleich der Klub schon wieder…. Exil……ach egal. Bin natürlich wieder dabei, muss ja bei deinem Schreibstiel, Himmel wie bekommt man nur so viel Phantasie in den Kopf…  ;) .,schauen wie es den Lava und seinem Chefherumreisender (Scout) so weiterhin ergeht.
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Schweizer, Trainer einer Juniorenmannschaft, ehemaliger U-16 Nationalspieler der Schweiz.

Sonzee87

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Wow das ist mal echt ne Aufgabe. Das wird schon eine ziemlich haarige Angelegenheit, vor allem den Kader irgendwie beisammen zu halten. Was ja eigentlich nicht zu machen ist wenn man bedenkt wie vielen Spielern du klar machen musst das sie auf so viel Geld verzichten sollen. Na dann darf sich dein neuer "Chefscout" *hust hust* mal mächtig ins Zeug legen damit er auch neue Spieler findet die das passende Talent haben und bereit sind für die vorgeschriebene Summe zu arbeiten.
Ich hoffe natürlich auf das beste und das du es vermeiden kannst als nächster Trainer entlassen zu werden.
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Olé, olé, Olé, ola, der FCK ist wieder da,

Olé, olé, Olé, ola, die roten Teufel sind ganz wunderbar

knufschu

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Da trifft Sauf-Lavayeux ja mal direkt wieder auf ein nettes Potpourri an Problemen! Die Medien haben ihn jetzt schon auf dem Kieker, der Verein ist in der 3. Liga Belgiens scheinbar ein prassender Gernegroß und er hat noch eine alte Kumpelei an der Backe, die ihn mal lekker vorgeführt hat.
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Noergelgnom

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RFC Liege




tabula rasa, belgian edition



Herbst 2040, Lüttich, Belgien


"DAS KÖNNEN SIE SOWAS VON VERGESSEN, SIE ... SIE ... SIE...."

Lion fliegen regelrecht die Speichelflocken vom Mund, so heftig schreit er mich an.
Immerhin schluckt er gerade noch rechtzeitig die Beleidigung hinunter, die ihm wohl auf der Zunge liegt.
Statt mir damit einen willkomenen Grund für eine eventuelle fristlose Kündigung zu liefern, starrt er mich einen Augenblick aus regelrecht hasserfüllten Augen an, atmet einmal schwer ein und aus, flüstert heiser: "Das werden Sie bereuen. Ich gehe mich beim Vorstand beschweren." und macht auf dem Absatz kehrt.

Rumms.

Die Tür zittert einen Wimpernschlag lang in den Angeln, nachdem unser Mannschaftskapitän Igor Lion sie mit Schmackes hinter sich ins Schloß geworfen hat.
Ich gestatte mir erst jetzt ebenfalls einen hörbaren Seufzer (genaugenommen bemerke ich, dass ich in den letzten Momenten unserer "Unterhaltung" die Luft angehalten hatte) und gieße mir Kaffee aus der Kanne auf meinem Tisch nach.
Während ich den Kaffeeweißer unterrühre, läßt sehr, seeeehr langsam auch endlich das Zittern meiner Hände nach.

'Geh ruhig zum Präsidenten, Igor', denke ich, nachgerade fatalistisch, 'der wird sich freuen, Dich auch noch begrüßen zu dürfen an diesem wunderbaren Nachmittag.'

Lion wird nämlich nicht der erste sein, der Vereinspräsident Jef Gilson heute direkt nach einem Gespräch mit Herrn Lavayeux mit der Nachricht überrascht, was für ein kompletter Riesenarsch dieser neue Trainer ist.
"Der Vierzehnte" trifft es eher.

Und unser Noch-Kapitän wird - so hoffe ich jedenfalls - auch nicht besserer Stimmung sein, wen er das präsidiale Büro wieder verläßt.
Immerhin habe ich ja den Auftrag vom Vorstand, alle Spieler auf maximal 50.000 Euro Jahresgehalt herunterzustutzen.

Ich hatte allerdings nicht ausdrücklich den Auftrag, zwei Drittel der Mannschaft gegen mich aufzubringen, das war auch nicht unbedingt mein Ziel. Aber wie sich im Laufe der letzten Stunde herausgestellt hat, ist die Bereitschaft der Mannschaft, sich auch mit den eigenen Finanzen in die Sanierung des Clubs einzubringen, sehr übersichtlich.
Okay, okay, im Klartext: die Bereitschaft ist schlicht nicht vorhanden.
Alle vierzehn Spieler haben mir mehr oder minder unverhohlen einen Vogel gezeigt.
Der eine oder andere - wie Vizekapitän Bastin beispielsweise - hat mich gar sarkastisch gefragt, ob das die berühmte Luxemburger Geschäftstüchtigkeit sei ... oder doch nur meine persönliche Vorstellung davon, was ein geschriebener Vertrag wert sei?

Knapp die Hälfte der Spieler - vor allem die jüngeren, die gute Aussichten auf einen sofortigen neuen Vertrag bei einem Ligakonkurrenten hätten - wären grundsätzlich sogar zu einer einvernehmlichen Vertragsauflösung bereit gewesen.
Allerdings selbstverständlich nur, wenn eine "angemessene Abfindung" Teil der Auflösung wäre.
Und darüber, was in einem solchen Fall "angemessen" wäre, gehen die Meinungen bei Spielern und Managern naturgemäß soweit auseinander, dass man ein Fernglas braucht, um die jeweils andere Position irgendwo am Horizont gerade noch sehen zu können.

Prosaischer ausgedrückt: für die sechs Auflösungen wollten die Herrschaften insgesamt fast eine Million Euro Entschädigung beziehungsweise Abfindung haben.
Und im Vergleich dazu wäre es sogar (geringfügig) billiger, sie alle bis Vertragsende weiterzubeschäftigen.
Fällt also aus.

Ich trinke einen Schluck von meinem Kaffee und klingele dann bei Eric Vermaelen durch.
"Komm mal kurz in mein Büro."

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

"Eric, ich hab zwei Anliegen.

Erstens: Du hast doch bestimmt einen guten Überblick darüber, welche der Spieler auf dieser Liste", ich händige ihm den Ausdruck mit der Liste der vierzehn Spieler samt ihrer jeweiligen Gehälter aus, die wir aus finanziellen Gründen dringend loswerden müssen, "bei welchen Vereinen der ersten drei Ligen Interesse wecken könnten, oder?
"
Vermaelen schaut mich mit zusammengekniffenen Augen an.
"... Äh ... naja, so genau kenn ich die Spieler nach zwei Tagen ja auch noch nicht und ..."
"Okay, dann mach Dich mit ihnen soweit vertraut, dass Du die Vereine Belgiens abklappern und diese Kicker allesamt anbieten und vorzugsweise zum Winter verscherbeln kannst."
Eric reißt die eben noch zusammengekniffenen Augen jetzt weit auf.
"Weißt Du, wieviel Arbeit das ist?!"
"Jopp, weiß ich, deswegen ist es ja jetzt Deine Arbeit."
"Und ... sag mal .... wer soll diese komplette Stammelf ersetzen?"
"Oh, gut, dass Du das ansprichst - das bringt mich zu meinem zweiten Anliegen: ich brauche für jeden dieser Spieler einen halbwegs gleichwertigen und charakterlich passenden Ersatz, der allerhöchstens 30.000 Euro pro Jahr an Gehalt verlangen darf, gerne weniger."
Vermaelen kippt fast vom Stuhl.
"Bist Du jetzt vollkommen übergeschnappt?! Wo soll ich die denn herkriegen?"
"Keine Ahnung, aber ich habe gehört, genau dafür beschäftigt jeder halbwegs seriös geführte Verein einen spezialisierten und hochkompetenten Mitarbeiter. Wie nennt man die noch gleich? ... Ach ja: Chefscout."

Eric schüttelt den Kopf und steht auf.
"Du hast ja 'n Rad ab. Was Du verlangst, ist unmöglich. Und abgesehen davon kannst Du mir überhaupt keine Anweisungen erteilen, ich bin direkt dem Sportvorstand unterstellt, nicht dem Trainer. - Also mach den Mist selber oder ich geh mich bei Gilson beschweren."
Er wendet sich zum gehen.

"Hm, das würde ich lassen, wenn ich Du wäre."

Vermaelen dreht sich wieder zu mir um.
"Und warum dieses?"
"Zwei Gründe. Erstens: hast Du den Anstellungsvertrag gelesen, den Du mir quasi untergejubelt hast?"
Er schüttelt den Kopf.
"Dachte ich mir. Hättest Du aber tun sollen. Dann wär Dir nämlich aufgefallen, dass unter Punkt 28 aufgeführt ist, dass, ich zitiere, '...der neue Trainer...', das bin ich, Eric, '... bis zur Einstellung eines Geschäftsführers Sport alle Verantwortlichkeiten eines solchen ohne zusätzliche Vergütung übernimmt. Zu diesen Verantwortlichkeiten gehören insbesondere die Koordination der Jugendmannschaften, Vertragsgespräche mit sämtlichen Spielern der U18, U21 und der Herrenmannschaft sowie... ', Achtung, hier kommts, '...das Scouting und sämtliche Transferaktivitäten des Vereins. Alle genannten Tätigkeiten können vom Verantwortlichen an kompetente Personen delegiert werden.' "

Nachdem ich geendet habe, schau ich vom Vertrag auf und wie beiläufig in Erics Gesicht.
Der Belgier steht mit offenem Mund da und kann offensichtlich nicht fassen, was er gerade gehört hat.
"Oh und zweitens, Eric. Du bist auf meinen ausdrücklichen Wunsch als Chefscout eingestellt worden. Hast Du jedenfalls Herrn Gilson weigemacht. Wie lange bist Du wohl noch angestellt, wenn ich dem Präsidenten mitteile, dass Du versuchst, Dich vor Deiner Arbeit zu drücken und dass Du meine Anweisungen missachtest?"

In deutlich versöhnlicherem Ton fahre ich dann fort:
"Paß auf, ich sag Dir was. Ich hab keinerlei Absichten, Dich in die Pfanne zu hauen. Ich hab auch nicht die geringste Lust, unsere bisher gute Beziehung irgendwie kaputtzumachen. Aber ich kann es mir nicht leisten, Dein Wissen und Deine Kontakte ungenutzt zu lassen, nur weil Du keinen Bock auf Arbeit hast - dann lauf ich nämlich hier ins offene Messer, bin in ein paar Wochen wieder weg vom Fenster... und Du gleich mit, erinnere Dich mal an das Einstellungsgespräch mit Gilson. Wir brauchen uns gegenseitig, Eric. Wenn ich mit dieser Mannschaft keinen Erfolg habe, ist Dein gut dotierter Festvertrag Geschichte. Und wenn Du mir nicht beim Kaderumbau hilfst, bin ich meinen Job schneller wieder los, als uns beiden lieb ist."

Eric zögert einen Moment und kämpft einen ziemlich offensichtlichen inneren Kampf, dann nickt er.
"Du hast ja recht - es ist nur .... die Jungs sind zum Großteil schlicht überbezahlt. Ich hab nicht die geringste Ahnung, wie ich die an den Mann bringen und dabei eine Ablöse erwirtschaften soll!"
"Sollst Du gar nicht - also Ablöse erwirtschaften. Die Spieler müssen so schnell wie möglich ohne weitere Kosten von unserer Gehaltsliste runter. Das heißt, wir können uns bei zukünftigen Vereinen nicht am Gehalt des Spielers beteiligen und wir können auch keine Abfindungen zahlen. Aber wenn die alle ohne einen einzigen Cent Ablöse im Winter wechseln, hast Du - soweit ich das zu beurteilen habe - einen fantastischen Job gemacht. - Falls Du bei Spielern mit Nullablöse vielleicht eine Weiterverkaufsbeteiligung raushandeln kannst, wär das natürlich ein klasse Bonus ..."
Eric wirkt jetzt ein bißchen erleichtert.
"Oh, gut zu wissen, das erleichtert die Arbeit in der Tat. Und Du brauchst eins zu eins für jeden einen Ersatz?"
"Grundlegend schon, wobei Du bitte hauptsächlich für folgende Positionen scoutest: defensive Viererkette komplett. defensives Mittelfeld, Flügelspieler, Sturmzentrum. Kein zentrales Mittelfeld, kein offensives Mittelfeld, keine Außenstürmer."
"In Ordnung, dann mach ich mich mal an die Arbeit."

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Jeder Fussballexperte kennt ein paar Grundregeln und -phrasen.
Eine davon lautet "Zuviel Veränderung auf einmal sorgt selten für schnelle Verbesserung."
Eine andere lautet "Die Teamchemie muß stimmen."
Und eine dritte heißt "Wenn Du als Trainer Erfolg haben willst, musst Du die Anführer der Mannschaft auf Deine Seite bringen."

Ich habe in den letzten zwanzig Jahren für mich aber auch die eine oder andere "Lava-Regel" festgelegt.
Zum Beispiel "Wer nicht mitzieht, fliegt raus."

Und diese Regel findet in Lüttich in der Anfangsphase (theoretisch) reichlich Anwendung, denn die "Vierzehn von der Abschußrampe" machen wie erwartet mehr oder weniger subtil Stimmung gegen die neue Marschordnung und den neuen Trainer.
Da unter diesen Spielern nahezu alle einflußreichen Stimmen im Kader sind, sorgt das natürlich für bombastische Voraussetzungen für einen Aufschwung in den ersten Spielen, weil es im Kader ordentlich ablenkendes Gegrummel gibt.
Wäre nicht das Problem, wenn ich die Unruhestifter wenigstens auf die Tribüne setzen könnte.
Geht aber nicht, weil mir die Alternativen fehlen - und so sind die ersten Wochen meiner Tätigkeit hier in Lüttich bestenfalls "ausbaufähig" zu nennen.

Unter uns gesagt, frag ich mich sowieso, was den Vorstand des Vereins geritten hat, meinen Vorgänger Hans Somers so kurz nach dem fast schon sensationellen Aufstieg zu entlassen, denn der Saisonstart des Aufsteigers war gemessen den Kräfteverhältnissen in der Liga durchaus gelungen zu nennen.
Na hilft nichts, da jetzt allzulange drüber nachzugrübeln. Ist nämlich auch völlig egal.
Wenn ich hier länger bleiben will, dann muss es in der Tabelle trotz absehbaren Aderlasses eben ein bißchen aufwärts gehen.
Und die Finanzen müssen konsolidiert werden.

Letzteres wird eine Aufgabe fürs nächste halbe bis dreiviertel Jahr, ersteres können wir schon innerhalb der nächsten paar Wochen zumindest anleiern - denn ein Blick auf die Tabelle zeigt, dass es aktuell noch eng genug zugeht, um mit ein paar Siegen schnell ordentlich Boden gut zu machen.
"Mit ein paar Siegen" - hah! Das klingt, als wäre ich noch bei FOLA und mein Team wäre der Hecht im Karpfenteich.
In der Realität sieht es bekanntermaßen ein bißchen anders aus - und vor allem krieg ich beim Anblick der Ansetzungen für die nächsten paar Spiele direkt wieder Eskilstuna-Vibes.
Als allererstes Pokal-Heimspiel gegen den Tabellenvierten der zweiten Liga, Dessel. Glücklicherweise haben wir das Saisonziel "vierte Runde" im Pokal bereits erfüllt, so dass eine Niederlage wohl nicht sofort zu meiner Entlassung führt.
Danach sage und schreibe sechs (SECHS!) Spiele gegen Teams, die zum Saisonende mindestens in der oberen Tabellenhälfte erwartet werden.
Mit Glück holen wir vielleicht ein paar Unentschieden, aber mehr als 3-4 Punkte erwarte ich aus diesen ersten sechs Partien nicht.
Schon gar nicht mit einem Kader, der zur Hälfte aus "Lava-raus"-Flüsterern besteht.


Beker van Belgie (Pokal) - Runde 5 - KFC Dessel Sport (H)

Vor 1260 Zuschauern im Stadion "Rocourt" (das knapp 3500 Zuschauer faßt) sind wir in der ersten Hälfte mit dem von mir verordneten, konterlastigen 442 mit Doppel-Sechs vor allem defensiv deutlich stabiler unterwegs als mit dem von meinem Vorgänger Somers gespielten 4231-Ballbesitz-Ansatz.
Die Mannschaft hat zwar gute Offensivspieler, aber erstens sind die Stammspieler in dem "alten" System fast komplett genau die Kicker, die ich wegen zu hoher Gehälter loswerden möchte und zweitens sind die beiden Stammspieler im ZM defensiv zu anfällig, um ohne direkt dahinter stehenden Absicherung durch die Innenverteidigung zu funktionieren.

Die neue Formation sorgt durch engere Abstände zwischen den Ketten und dadurch kürzere Passwege für Sicherheit in den Aktionen, die uns tatsächlich auch zu einem Chancenplus führen.
Und hätte ich als Elfmeterschützen einen Spieler wie Berg zur Verfügung, wären wir nach einer reichlichen halben Stunde sogar in Führung gegangen.

Leider schießt hier in Lüttich Matteo Levy der Ältere die Strafstöße.
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Und nachdem ich den heutigen Versuch gesehen habe, weiß ich zwei Dinge.
Erstens, warum seine Erfolgsquote nach dieser kläglichen Rückgabe (das war nichtmal ein Schuß!) "eins von drei" lautet und zweitens, dass er ab sofort keinen Elfmeter mehr schießen wird, solange ich Coach bin.

Keine Ahnung, wie das Spiel gelaufen wäre, wenn wir mit Führung in die Kabinen gegangen wären - so jedoch kommen die Gäste mit neuem Elan aus der Pause, gehen innerhalb von 90 Sekunden durch einen zugegeben herrlichen doppelten Doppelpaß samt abschließender Direktabnahme in Führung und halten uns danach konsequent vom Tor fern.
Ergebnis: ein achtbares 0:1 gegen einen höherklassigen Gegner, das sich absolut unnötig anfühlt.

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eerste klasse amateurs (Liga) - 07. Spieltag - Club NXT (H)

Und damit direkt weiter zum ersten Ligaspiel unter meiner Leitung. Der Club NXT ist quasi die Jugendakademie des Club Brugge und aufgrund der Finanzkraft (bedingt durch ständige Champions-League-Teilnahmen der Seniorenmannschaft) gespickt mit Toptalenten aus aller Herren Länder.
Selbstredend sind sie auch auswärts bei einem Aufsteiger Favorit.

Wir spielen erneut im 442 mit 2 defensiven Mittelfeldspielern und ich gebe den Jungs mit, diesmal "einfach" ein bißchen zielstrebiger vor dem Tor zu sein, denn die Ansätze gegen Dessel waren wirklich gut.
"Dank" der Rebellen im Team scheint meine Ansprache eher belächelt zu werden - die Partie selbst ist jedoch sogar noch einen Tacken besser als das Pokalspiel eine Woche zuvor.
Natürlich kann man gegen eine Mannschaft wie den Club NXT nicht alles wegverteidigen und so gehen die Gäste auch (etwas schmeichelhaft) mit ihrer ersten halben Chance in Führung, als ein abgefälschter Distanzschuß ihres Stoßstürmers Dahmani nach einer halben Stunde in den Winkel rauscht.
Aber die Mannschaft schüttelt sich nur einmal kurz und intensiviert ihre Anstrengungen danach noch ein bißchen.
Diesmal sind wir es, die gefälliger aus der Pause kommen - und der Depp vom Pokalspiel, Matteo Levy, ist diesmal gefeierter Doppelpacker.
Erst wuchtet er einen herrlichen Flachpass von Lion unter die Latte (51.), kurz darauf dribbelt er sich durch die halbe Hintermannschaft und tunnelt dann auch noch den Gästekeeper (58.).
Seinen dritten Treffer vier Minuten danach verpaßt er nur deswegen, weil er kurz vorm Strafraum vom letzten Mann der Gäste rustikal weggeräumt wird.
Bitter: Levy knickt dabei so unglücklich um, dass er ausgewechselt werden muß.
Doppelt bitter: die Notbremse zieht nichtmal einen Freistoß nach sich, weil der Schiedsrichter den Bodycheck als normalen Zweikampf wertet.

Je länger das Spiel dauert, desto stärker werden die Gäste, die sich nicht mit einer Niederlage beim Aufsteiger blamieren wollen.
Etliche gute Angriffe vereitelt unsere Abwehr schon im Entstehen oder wenigstens kurz vor dem Abschluß, gegen Dahmanis zweiten erfolgreichen Distanzschuß an diesem Abend ist dann allerdings kein Kraut gewachsen (84.).

Vor dem Spiel hätte ich ein solches 2:2 mit Kußhand genommen. Jetzt jedoch peitsche ich - zusammen mit den Zuschauern, der Ersatzbank und wahrscheinlich auch den drei Krähen auf den Flutlichtmasten - unsere Elf nochmal nach vorn.
Es darf einfach nicht sein, dass wir ein dermaßen überlegen geführtes Spiel, das uns in wirklich jeder relevanten Statistik klar vorne sieht, nicht gewinnen!

Mittelfeldmann Dupuis (auch er einer der Vierzehn) stimmt mir wohl zu, jedenfalls schraubt er sich bei der 13. (!) Ecke höher als alle anderen und versenkt die Pille zum ganz und gar nicht glücklichen Siegtreffer (87.).
YES! Dicke Überraschung!

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08. Spieltag - Eendracht Aalst (A)

Die Stimmung auf dem Trainingsplatz ist zwar weiterhin alles andere als gut, aber da Eric bei seinen Verkaufsbemühungen so langsam die ersten eErfolge vorweisen kann, wird das langsam besser - denn die meisten der Auszusortierenden scheren sich nicht sonderlich um den Verein, bei dem sie spielen, sondern lediglich um ihr Gehalt (was ihr gutes Recht ist, auch wenn es ihnen eher nicht zu meinem Wohlwollen verhilft).
Und nachdem sie mitbekommen, dass es durchaus auch in die zweite Liga (und damit in ganz andere Gehaltssphären) gehen kann, wenn Vermaelen beeindruckende "Bewerbungsvideos" vorweisen kann, legen sich nach und nach fast alle wieder mächtig ins Zeug.
Außer Ersatzkeeper Jelle Regnier.
Dabei ist der nichtmal Verkaufskandidat - er ist nur absolut unzufrieden damit, dass ihm beide anderen Keeper vorgezogen werden.
Meinen mit Video-Argumenten gestützten Hinweis, dass er einfach nur der drittbeste Keeper im Kader ist, mag er nicht anerkennen.
Das führt dazu, dass er vorerst der beste Keeper in der U21 wird. Da darf er wzar aufgrund seines Alters gar nicht mehr spielen, aber immerhin stört er so den langsam (!) einkehrenden Trainingsfrieden nicht.

In Aalst rechnen wir uns allerdings völling unabhängig von der Aufstellung wenig bis nichts aus, zu gut sind die Gastgeber und zu selbstbewußt nach dem klasse Start in die Spielzeit.
Nach dem Abpfiff ärgern wir uns dann fast zu Tode, weil wir uns mit katastrophaler Chancenauswertung selbst um den Lohn der Mühen bringen.
Die nächste Niederlage, die nicht hätte sein müssen.

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09. Spieltag - Royal Capellen FC (A)

Auch beim auf dem Papier möglicherweise "schwächsten" der ersten Gegner sehen wir wenig Grund, die Taktik zu ändern - auch wenn weiß Gott nicht alles klappt, so ist die grundlegende taktische Heransgehensweise doch bisher erfolgreich und der RFC Liege weiterhin über dem Strich.

Capellen spielt im 433 und stellt uns mit ihren schnellen Flügelspielern ein ums andere Mal vor Probleme.
Unsere Außenverteidiger sind den flinken Gegenspielern einfach nicht gewachsen und insbesondere Dannemark hinten links ist heute überhaupt nicht auf der Höhe.
Noch bevor 20 Minuten gespielt sind, haben die Gastgeber in Gestalt ihres rechten Flügelflitzers Moises bereits zweimal zugeschlagen.
Und das soll sich als letztlich entscheiden erweisen.
Denn auch wenn wir in der zweiten Halbzeit deutlich besser im Spiel sind und uns eine Handvoll durchaus guter eigener Chancen herausspielen - mehr als der Anschlußtreffer per Elfmeter kurz vor Ende der Partie will nicht gelingen.
Wir stehen weiterhin auf einem Nichtabstiegsrang, aber das kann sich bereits nächste Woche ändern...

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10. Spieltag - Rupel Boom (H)

Heimspiel gegen den Tabellenführer. Boom ist aktuell (fast) nicht zu schlagen und thront nicht unerwartet an der Spitze der dritten Liga.
Wir entscheiden uns, nicht nach der Taube zu greifen, sondern mit dem Ein-Punkte-Spatz vorlieb zu nehmen, das wird schwer genug.
Devise: "Die Null muß stehen!"

Steht auch - auf beiden Seiten.
Wir sind dermaßen konzentriert mit der Verteidigung beschäftigt, dass wir die Gäste zwar offensiv komplett abmelden, aber selbst auch keinerlei Offensivgefahr ausstrahlen.
Das 0:0 hilft uns zwar mehr als den Gästen (die dadurch die Tabellenführung verlieren), aber wir haben uns in den Wochen seit meinem Amtsantritt tabellarisch keinesfalls verbessert - im Gegenteil!

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Dass die lokale Boulevardpresse diese Steilvorlage dankbar aufnimmt, ist eigentlich klar - eine Schlagzeile wie "Laber-Lava und der freie Fall" ist zwar ein gutes Stück von der Realität entfernt, bringt aber selbstverständlich Auflage...

Jef Gilson und der Rest des Vorstands halten aktuell noch die Füße still (und öffentlich eine schützende Hand über mich), aber das kann sich schnell ändern, wie ein Blick auf die jüngere Trainerhistorie beweist.
Die sieben Spiele bis zur Winterpause können also bereits entscheidend sein...
« Letzte Änderung: 02.November 2023, 07:41:11 von Achtelprofi »
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Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers

Bayernfahne

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Sooooo, dann mal wieder ans Werk hier!  ;D
Hab ja einiges verpasst, darum nachträglich der Glückwunsch zum Aufstieg in Schweden und ein gepflegtes "F*ck you!" nach ebenda für die Entlassung nach so kurzer Zeit! Dann halt Belgien, soll mir nur Recht sein, da gibt es verdammt gutes Bier. Das weiß Lötkolben-Lava (so heißt der seit seinem kleinen Exzess, der mich sehr amüsiert hat  :laugh:) nämlich bei mir.  >:D
Mein Fahrlehrer hat mal gesagt: "Hach ja, die Liebe und der Suff." Wollen wir nur hoffen, dass Letzterer in Lavas Leben nur ein kurzes Gastspiel hatte, ebenso wie leider einst die Liebe. Aber ehrlich gesagt mache ich mir da keine Sorgen. Selbst wenn die Ergebnisse nicht berauschend sind, sieht es doch spielerisch ganz okay aus und ein paar Achtungserfolge waren schon da. Zumal das Auftaktprogramm einfach hart war. Wenn erstmal die vielen Motzkis weg sind, geht es mit neuem Elan hoffentlich noch ein gutes Stück nach oben. Apropos Motzkis: ich hoffe doch sehr, dass Dannemark keiner davon ist? Den würde ich mir nämlich unverzüglich (und allein des Namens wegen) hinten aufs Trikot flocken lassen. Dann steht da: RFC Liège; Dannemark und, von mir händisch dazugeschmiert: das liegt in Belgien.  ;) (Natürlich nur, sofern der Spieler im Verein bleibt)

Ansonsten bleibt mir nur zu sagen:
Neuer Club für den Gerard? Lava-Ultras, wir sind da!  O0
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...und der Teufel schickt uns einen Kuss, wir haben von alledem gewusst!

Karagounis

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Na dann bin ich mal gespannt was deiner neuer Chefscout auf dem Transfermarkt macht... die Vorgabe ist klar! Wichtiger Punkt zum Abschluss des Monats, und dann gegen ein Topteam der Liga. Also eigentlich ist es möglich da noch mehr zu punkten ;)

knufschu

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Man spürt mit jedem gelsenen Wort in deinen Postings regelgerecht, wie Löti-Lavayeux in eine fatale Situation gestolpert ist. Ein sich überschätzender Club, ein "Freund", der eigentlich keiner ist, ein Kader aus Nörgelnden, Medien, die sich immer wieder auf den Trainer einschießen...

So sehr ich Lavayeux den sportlichen Erfolg wünsche, aber ich würde vermutlich bei einem der unzähligen Wettanbieter in Belgien, die auch auf den Trikots einiger Vereine rumlungern, auf einen Trainerrauswurf wetten, obwohl ich Sportwetten inzwischen verabscheue. 
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Sonzee87

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Na dann. Eine Truppe die nur meckert, ein Chefscout der anscheinend gar keine richtige Lust auf seine Arbeit hat und natürlich noch die Medien die schon die Messer wetzen. Kann doch eigentlich nur gut werden. Einfach mal so die 7 Spiele bis zur Pause alle gewinnen dann wird das schon ;D
Spaß beiseite, das ist echt keine schöne Situation. Da kommt dann auch gleich alles zusammen wie man es sich nur vorstellen kann. Ich drücke zwar immer noch die Daumen, aber ich glaube ich drücke sie unserem Gerard das er aus diesem Höllenloch schnell wieder entfliehen kann und eine bessere Chance erhält.
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Olé, olé, Olé, ola, der FCK ist wieder da,

Olé, olé, Olé, ola, die roten Teufel sind ganz wunderbar

4Ramos

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Unter Druck kann Lava immer am besten, erzählte jeden Falls seine damaligen Freundin aus Luxemburg, mal schauen ob er in Belgien auch so gut performen kann.
Bin gespannt was du aus dem Team machst, aber eigentlich ist diese Aufgabe wie gemacht für dich!
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Noergelgnom

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RFC Liege




tabula rasa, belgian edition - Teil II



Winter 2040/41, Lüttich, Belgien


Der RFC Lüttich war mal eine große Nummer in Belgien, das wird mir sehr schnell klar, nachdem ich mein Amt angetreten habe. Nicht nur die Trophäenvitrine zeigt das überdeutlich.
Die größten Zeiten liegen natürlich schon Jahrzehnte (im Falle der Meistertitel fast schon ein Jahrhundert!) zurück, aber bis (fast) zum Ende des 20. Jahrhunderts war der RFC auch ohne weitere Titel noch ein großer Club.
Genauer gesagt kann man die Zäsur exakt auf ein Jahr einengen.

1990 nämlich.
Im vorangegangen Jahrzehnt hatte der Club auch internationale Duftmarken gesetzt, hatte im Europapokal gegen Topmannschaften wie Benfica, Juventus, Werder oder Bilbao gespielt und 1990 gab es sogar nach knapp vierzig Jahren wieder einen nationalen Titel zu feiern.
Drei Jahre nach der erstmaligen Pokalfinalteilnahme (und dem knappen 0:1 gegen den KV Mechelen) stand der FC Lüttich wieder im Finale des belgischen Pokals. Und diesmal holten sich die Jungs den Pott auch. Gegen Germinal Ekeren hieß es am Ende 2:1.

Im Kader des frischgebackenen Pokalsiegers stand auch ein belgischer Mittzwanziger, der zwei Jahre zuvor vom Lokalrivalen Standard zum RFC gewechselt war, sich jedoch nie als Stammspieler durchsetzen konnte und so in zwei kompletten Saisons nur auf 25 Spiele und ein einziges Tor gekommen war.
Dieser technisch versierte Spieler war - warum, ist nicht überliefert - mit der Vereinsführung aneinandergeraten. Und diese rächte sich nun auf eine perfide Art und Weise.
Als es an die Verhandlungen für eine Vertragsverlängerung ging, legte man ihm ein Angebot vor, das seine bisherigen Bezüge von umgerechnet 3500 Euro monatlich mal eben viertelte!
Natürlich ging der Spieler nicht darauf ein und verlängerte also auch nicht.
Stattdessen suchte er sich einen neuen Arbeitgeber, zu dem er wechseln wollte - den französischen Zweitligisten USL Dunkerque.
Obwohl sein Vertrag mit dem RFC ausgelaufen war, mußte Dunkerque für einen solchen Wechsel nach damaligem Brauch Ablöse zahlen. Diese wurde, in einer weiteren Stufe der Eskalation, von Lüttich auf ungeheure 800.000 Dollar festgelegt - was die Franzosen natürlich nicht zahlen wollten. Lüttich wiederum weigerte sich, dem Spieler ohne Zahlung dieser Abgabe die Freigabe zu erteilen, und wurde daraufhin von ihm verklagt.

Der Name des Spielers:
Jean-Marc Bosman.

Es gibt wohl keinen einzigen belgischen Spieler, dessen Name in der Fussballwelt bekannter ist - auch wenn nur die allerwenigsten um seine tragische Geschichte wissen.
Das berüchtigte Bosman-Urteil (das das heutige System ablösefreier Wechsel und daraus folgend rasant gestiegener Ablösesummen, Handgelder, Beraterprämien und und und überhaupt erst möglich machte) kennt jeder zumindest dem Namen nach.

Bosman selbst?
Interessiert niemanden.
Ich googele seinen Namen und stelle fest, dass der ehemalige Erstligaspieler völlig verarmt von Sozialhilfe lebt und heute sagt, dass er die Klage bitter bereut.

Die damaligen Verantwortlichen des RFC Lüttich hätten möglicherweise auch anders entschieden, wenn sie um die ungeheure Tragweite ihrer rachsüchtigen Entscheidung gewußt hätten.
Zusammen mit etlichen anderen Fehlentscheidungen sorgte der jahrelange Gerichtsstreit jedenfalls dafür, dass der Verein Anfang der 1990er in den Konkurs rutschte und als Konsequenz in den Amateurfussball strafversetzt wurde. Zeitweise spielte der RFC Lüttich in der vierten Liga!
Erstligafussball hat es seit jenem unseligen Jahr, als der Pleitegeier über dem alten Stadion kreiste, für den RFC nie wieder gegeben.

Die Realität heißt nun "Mittelfeldplatz in der dritten Liga anstreben".


11. Spieltag - Union Namur (A)

Und damit sind wir dann schon beim sechsten und (vorerst) letzten Teil meines Hammer-Auftakt-Programms.
Union Namur ist aktueller Tabellenführer (dank unseres Punktgewinns in der Woche zuvor haben sie den Platz an der Sonne von Rupel Boom erobert). Die Mannschaft wird sowieso im Dunstkreis der Aufstiegsplätze erwartet und wird in ihrem Heimspiel gegen uns nichts anderes als einen klaren Sieg anstreben.

Aber noch kann ich ja auf die Dienste von Spielern zurückgreifen, die zwar einer nach dem anderen Verträge bei anderen Clubs unterschreiben und im Winter beziehungsweise spätestens zum Saisonende den RFC Liege verlassenwerden .... aber im Moment eben noch da sind.
Und auch wenn es mir nur von Innenverteidiger Bastin klar gesagt wird, habe ich durchaus den Eindruck, dass sie es uns (und damit auch mir) hoch anrechnen, dass sie tatsächlich keine Steine in den Weg gelegt bekommen und wir jedes auch nur halbwegs vernünftige Angebot annehmen.

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Und die Leitwölfe des aktuellen Kaders schaffen es, den Laden wenigstens defensiv wieder komplett dichtzuhalten!
Unglaubliche Energieleistung - die mit der Roten Karte für Außenverteidiger Sbaa zwar teuer erkauft ist, aber das war jetzt schon der zweite überraschende Punkt gegen einen Tabellenführer.
Gutes Spiel!

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12. Spieltag - Royal Francs Borains (H)

Während wir gegen die sechs Topmannschaften gespielt haben, hat sich der heutige Gegner klammheimlich an die Aufstiegsränge herangepirscht. Natürlich sind sie Favorit.
Aber es stellt sich wie schon in den beiden Wochen zuvor heraus, dass unsere Abwehr zur Zeit echt schwer zu knacken ist.
Ich darf nicht daran denken, was ab Januar werden soll, wenn die gesamte Viererkette plus Torwart und die Doppelsechs den Verein wechseln ... aber heute halten wir zum dritten mal nacheinander die Null.
Allerdings bleiben wir auch selbst erneut torlos.
Also wieder ein Punkt, aber das hilft uns natürlich mittel- bis langfristig nicht wirklich weiter. Wir brauchen wieder mal einen Sieg!

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13. Spieltag - ASV Geel (A)

Da kommt uns der Mitaufsteiger aus Geel natürlich gerade recht. Die sind im Gegensatz zu uns sogar noch deutlich schlechter unterwegs und stehen auf einem Abstiegsplatz.
Ich schärfe den Jungs ein, die Hausherren früh zu stören und sie permanent unter Druck zu setzen, da sie in solchen Situationen sehr fehleranfällig sind.
Das Konzept geht schon nach anderthalb Minuten auf und wir mit einem Konter in Führung.
Dauert allerdings nicht lange, bis sich die Gastgeber soweit geschüttelt haben, dass sie uns den Ausgleich einschenken können.
Schönes Tor auch - Steilpass in den Strafraum, Lupfer, Ende der Story.

Kurz vor der Halbzeit dringt unser Stoßstürmer Byloos in den Geeler Strafraum ein und wird gelegt.
Ehe ich es verhindern kann, schnappt sich Matteo Levy d.Ä. den Ball und noch ehe ich in Panik verfallen kann, hat er die Pille zur erneuten Führung versenkt.
Nach dem Tor kommt er schnurstracks zu mir gerannt, klatscht ab und flüstert mir zu "Ich schieb seit vier Wochen Sonderschichten mit unseren Torhütern."
Na guck mal an!

Als wir kurz nach der Halbzeit - erneut nac hFoul an Byloos - einen zweiten Strafstoß zugesprochen bekommen, ist mein Bauchgrummeln nicht ganz so heftig.... und Levy versenkt auch den wieder.
Geel kann zwar noch den Anschluß erzielen, aber mehr auch nicht.
Wir fahren mit einem durchaus verdienten Auswärtssieg nach Hause.

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14. Spieltag - VW Hamme (H)

Das muß doch Auftrieb geben, zumal wir mit Hamme jetzt zuhause ienen Tabellennachbarn vor der Brust haben, der zu den schlechteren teams der Liga gehört. Gerade defensiv sind sie bisher sehr anfällig.
Und wir nutzen das gnadenos aus.

Vila, Dannemark und Präsidenten-Neffe Gilson schießen uns zu einem etwas glücklichen Sieg, auch der zwischenzeitliche Ausgleich bringt uns nicht aus dem Konzept.
Alle Torschützen haben übrigens bereits bei anderen Vereinen unterschrieben.
Aus den abzugebenden Vierzehn sind inzwischen siebzehn geworden - gleichzeitig stehen auch schon acht Neuzugänge fest, deren größter Vorzug das geringe Gehalt ist, das sie beziehen: Sie liegen alle nahe des gesetzlich vorgeschriebenen Mindestgehalts von 23.500 Euro pro Monat. Über die sportliche Qualifikation sprechen wir lieber nicht ...

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15. Spieltag - Diegem (H)

Und gleich die nächste gute Möglichkeit zum Punktehamstern: Diegem liegt auf dem Relegationsrang und hat die letzten vier Spiele allesamt verloren.
Wir brauchen zwar in einem schwachen Spiel etwas Zeit, um durch das Abwehrbollwerk der Gäste zu dringen, aber schließlich erlöst uns Dupuis kurz vor der Pause per Freistoß.

Carellas Platzverweis Mitte der zweiten Halbzeit nach Notbremse bleibt glücklicherweise folgenlos, da Diegem offensiv erschreckend schwach ist.
Wieder drei Punkte, die uns keiner mehr nehmen kann!
Die Rückrunde wird knüppelhart, weil wir mit runderneuertem Team antreten müssen, jeder Punkt, den wir bis dahin gesammelt haben, ist daher Gold wert.

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16. Spieltag - Winkel Sports (A)

Nachbarschaftsduell - also tabellarisch.
Die Gastgeber haben mehr vom Spiel, wir zwar weniger, aber dafür klarere Torchancen.
Dass wir am Ende mit leeren Händen dastehen, hat diesmal nicht Matteo Levy d.Ä. zu verantworten (der sich erneut eine Elfmeterchance nicht nehmen läßt), sondern vor allem sein Sturmpartner Byloos, der dreimal allein auf den Keeper zuläuft und dreimal scheitert.
Und da wir hinten erneut zuviel zulassen ... naja, wie gesagt: leere Hände.

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17. Spieltag - KFC Turnhout (A)

Turnhout ist letzte Woche auf den Relegationsrang abgerutscht, die Tendenz zeigt bei ihnen ganz deutlich nach unten.

Es wird, ganz entgegen unseres Plans, ein wildes Spiel.
Und vor allem ein Spiel, in dem die Gastgeber die etwas bessere Mannschaft mit den besseren Chancen sind.
Zur Helbzeit führen wir dennoch 1:0, weil wir unsere einzige Chance nutzen und hinten zweimal richtig Glück haben, dass Turnhout Aluminium trifft.

Nach einer reichlichen Stunde beweist mir Levy, dass Strafstöße bei ihm wirklich inzwischen in guten Händen sind. Das 2:0 bricht den Gastgebrn metaphorisch gesprochen das genick. Das 3:0 in der Nachspielzeit ist gut für unser Torverhältnis, ansonsten aber eher bedeutungslos.
Guter Sieg, wenn auch definitiv glücklich.

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Dann ist Winterpause und fünfzehn Spieler verlassen für eine Gesamtablöse für etwas über 1,7 Millionen Euro den Verein, was uns aber nichtmal annähernd in die schwarzen Zahlen bringt, weil der Großteil schon vorher verbucht war.
Wir stehen aktuell bei minus 350.000 Euro ....
Das Gehaltsbudget wird durch diese Transfers um schlappe 550.000 Euro (!) entlastet.
Aber der sportliche Aderlaß ist fürchterlich. Ab sofort sind von den Führungsspielern noch drei da:
Abwehrhüne Bastin, Linksverteidiger Jacobs und Sturmtank Byloos.
Alle drei gehen im Sommer.

Die Rückrundenerwartungen der Presse sehen uns zusammen mit dem ebenfalls erst diese Saison aufgestiegenen Bocholter FC als klar schwächstes Team.




18. Spieltag - Royal Capellen FC (H)

Mit einer auf allen Positionen runderneuerten Mannschaft, in der - bis auf die feststehenden Abgänge - niemand mehr ein Gehalt oberhalb der vom Vorstand verlangten 50.000 Euro bezieht (die meisten liegen irgendwo knapp unter 30.000 Euro) gehen wir ins erste Januarspiel gegen Capellen.
Auch ein Abstiegskandidat - und insofern ein dankbarer erster Gegner gegen Team Resterampe.

Denn genau das ist under Kader - ein Sammelsurium hauptsächlich anderswo ausgemusterter Spieler, deren Hauptqualifikation es ist, unsere Gehaltsvorstellungen nicht zu sprengen.
Die meisten Probespieler der letzten Monate haben lachend abgewunken, wenn wir ihnen unsere Angebote gemacht haben - denn eigentlich jeder, der in Belgien gegen einen Ball treten kann, findet irgendeinen Verein, der ihm 40.000, 60.000 oder gar noch deutlich mehr Euro bezahlt.
Dass wir schlußendlich auf jeder Position zumindest zwei nominelle Optionen haben, grenzt geradezu an ein Wunder.

Und das erste Spiel mit dieser neuen Mannschaft ist ein Wunder.
Flügelflitzer Levillain sowie die Doppelspitze de Rock und Milts schießen uns zu einem zwar zu hoch ausgefallenen, aber verdienten Erfolg gegen Capellen.
Das hier war das beste Spiel meiner Mannschaft seit dem fulminanten 3:2 gegen Club NXT im Herbst.
Großartig!

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19. Spieltag - Rupel Boom (A)

Zum nächsten Spiel fahren wir mit gemischten Gefühlen.
Einerseits verleiht einem ein so klarer Sieg wie der gegen Capellen natürlich ordentlich Selbstbewußtsein.
Andererseits treten wir bei einem Aufstiegsanwärter an - das Team liegt aktuell auf Platz 2 der Tabelle.
Und sie zeigen uns dermaßen deutlich die Grenzen auf, dass wir allesamt mit hängenden Köpfen wieder nach Hause fahren.
Das einzig Positive an diesem Spiel ist das Endergebnis - das nicht im Ansatz die Machtdemonstration widerspiegelt, die in den 90 Minuten über uns hereinbrach.
Wir haben nicht den Hauch einer Chance, einzig Neu-Stammkeeper Heitz macht ein klasse Spiel, kann die Niederlage aber am Ende nicht verhindern.
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20. Spieltag - Young Reds (H)

Es ist wirklich beruhigend zu wissen, dass wir im Herbst den einen oder anderen unerwarteten Punkt eingefahren haben.
Denn die neu zusammengesetzte Mannschaft ist - das hat das Spiel in Boom überdeutlich gezeigt - noch nicht eingespielt genug (und vielleicht auch generell nicht gut genug), um jetzt im Frühjahr irgendwie oberhab der Erwartungen zu spielen.
Die Jungs spielen nicht schlecht, das nicht!
Sie hauen sich rein, sie zeigen Ehrgeiz und Einsazt (kein Wunder, schließlich wollen sie alle zu irgendeinem Verein, der mehr zahlt als wir!).
Aber gegen jedes Team, das halbwegs weiß, was es tu, sind wir erstmal chancenlos, wie es scheint.
Auch die U19 des RSC Anderlecht, die Young Reds, nehmen uns ordentlich in die Zange.
Wir haben diesmal sogar eine halbe Chance und Keeper Heitz macht gleich das nächste Klassespiel ... aber ein Team, dessen einziger Plan darauf fußt, dass der eigene Keeper unüberwindlich ist, guckt meist beim Schlußpfiff doof aus der Wäsche.
Jopp, willkommen in unserer neuen Realität.

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21. Spieltag - FC Tilleur (A)

Stadtduell!
Lüttich Süd (aka FC Tilleur) gegen Lüttich Nord (aka RFC Lüttich).
Die Gastgeber schauen dem Abstiegsgespenst seit Wochen ins blutunterlaufene Auge, sind Vorletzter.
Wir haben heute zwei Ziele:
Erstens: die Null muß stehen! - Check, steht.
Zweitens: gewinnen, Spiele gegen die Abstiegskandiaten müssen gewonnen werden.
Check - nö. Wir sind offensiv so harmlos wie defensiv sicher.
Also mal wieder ein 0:0.
Aber hey, immerhin einen Punkt geholt.

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Und zum Glück schweben wir ja nicht in akuter Abstiegsgefahr ....


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« Letzte Änderung: 05.November 2023, 00:06:59 von Achtelprofi »
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Wow. Einfach nur wow. Da wurde ja doch noch mal das Maximum rausgeholt, die Spieler haben ja tatsächlich noch mal Leistung gezeigt. Und ich hoffe dieses Polster reicht auch, denn es wird bitter nötig sein wenn ich mir das so anschaue. Mit ner besseren Amateurmannschaft um den Klassenerhalt spielen? Puuh das wird nen riesengroßer Haufen Arbeit in der Rückrunde. Es sind auch nur 10 Punkte auf den Religationsrang, ui ui ui. Da kann man wirklich nur noch beten das unter den ganzen Neuen auch jemand dabei ist der ein bisschen Fussball spielen kann. Na gut, abgesehen vom Torwart, der scheint ja doch was zu können.

Und tolle Arbeit was die Vereinsfinanzen angeht, da musste zwar alles auf den Kopf gestellt werden, aber es kam ja doch ne Menge bei rum. Hoffe jetzt nur das geht nicht komplett schief am Ende mit dem runderneuerten Kader. :/
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Karagounis

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Danke für die Bosman-Story! Kannte sie natürlich, aber wusste nicht, beim welchem Verein das war. Schöne Verbindung!

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Haha, da ist er also, der Jean-Marc Bosman. Freut mich sehr, du weißt warum  ;D

Darüber hinaus bleibe ich bei meiner Prognose: das sieht doch alles sehr, sehr gut aus. Natürlich kann das bei einer Serie schlechter Ergebnisse schnell kippen, aber momentan schätze ich die Mannschaft und auch die Liga so ein, dass momentan niemand gerne gegen den RFC spielt. Solange das so bleibt (und da mache ich mir bei den neu ins Team gekommenenen Arbeitstieren wenig Sorgen), werdet ihr die Klasse problemlos halten. Der vom Vorstand ausgelobte Mittelfeldplatz ist allerdings eine andere Hausnummer, da muss dann schon wirklich alles zusammen passen. Ich bin dennoch sehr optimistisch, dass Lava am Ende der Saison nicht nur weiterhin Trainer in Lüttich sein wird, sondern sein Standing sowohl bei den Fans als auch beim Vorstand enorm gestiegen sein wird.
Einen kleinen Kritikpunkt zur Darstellung hätte ich allerdings noch: wieso packst du die gegnerischen Teams neuerdings in Spoiler? Fett gedruckt im Fließtext fand ich schöner und komfortabler zu lesen.  ???
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shortknife

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Respekt, Respekt....mit der Mannschaft unter die besten 8 zu kommen, bis jetzt natürlich, Hut ab.
10 Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz bei ausbleibenden 13 Spielen, denke Klassenerhalt gesichert. Ich wette jetzt nichts... ;) 8)
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Schweizer, Trainer einer Juniorenmannschaft, ehemaliger U-16 Nationalspieler der Schweiz.
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