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Autor Thema: [FM 20 bis 24] Lavayeuxs Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers  (Gelesen 73180 mal)

Noergelgnom

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Union Sportive Rëmeleng


Winter 2027/2028, Rümelingen, Luxemburg


Ich nehme das Gesicht aus meinen Händen, in denen ich es für einen Moment vergraben hatte, und blicke zu Stefan hoch, der mir gegenüber in der Mannschaftskabine sitzt und mich mit einer Mischung aus Verlegenheit, Trotz und Vorfreude anschaut.
"Hättest Du nicht wenigstens bis Saisonende warten können? Wo soll ich denn mitten im Winter einen Ersatz für Dich herbekommen?"
"Sorry, Trainer, tut mir ja auch leid - aber wenn ich bis Sommer gewartet hätte, hätten sie vielleicht inzwischen einen anderen verpflichtet."
Ich lache mit einem Hauch von Sarkasmus in der Stimme.
"Ja ne, is klar. Glaubst Du ernsthaft, ein im Mittelfeld Drittligist wie Colmar-Berg findet mal so eben einen Stürmer, der auch nur ansatzweise Dein Niveau hat? Wundert mich ja sowieso, dass Du überhaupt in Erwägung gezogen hast, eine Liga tiefer zu wechseln. Zahlen die so viel besser?"
Unser Noch-Mittelstürmer wird knallrot und sagt kein Wort.

"Oder warte ... hat es vielleicht mit der Blondine zu tun, die Dich neuerdings immer vom Training abholt?"
Stefans Röte wird noch ein bißchen intensiver.
Ich schlucke einen bissigen Kommentar runter und zucke mit den Schultern.
"Ist ja im Endeffekt auch egal. Du willst lieber in die Dritte Liga als mit uns in die Erste - bitteschön, ist ja kein Gefängnis hier. Ich verstehs nicht, muss ich auch nicht, Hauptsache, Du bist glücklich. - Nur eins steht fest: diese Neuigkeit überbringst Du Deinen Mitspielern selbst, das nehm ich Dir ganz sicher nicht ab."

Monteiro schaut mich kurz überrascht an, nickt dann und erhebt sich.
"Dann geh ich mal raus und ..."
"Ist gut, ich komm gleich nach."

Als er die Kabine verlassen hat, fluche ich leise vor mich hin.
Stefan ist der siebte Stammspieler, der uns verläßt, seit die neue Saison angefangen hat.
Und Ersatz zu finden, ist gerade auf seiner Position fast unmöglich.
Also gut, das stimmt so nicht - natürlich gibt es eine Handvoll Spieler, die gerne für Rumelange stürmen würden. Nur will ich die nicht in meiner Mannschaft sehen, weil ich Angst vor den hohen Arztkosten habe. Wenn die ernsthaft anfangen, Fussball spielen zu wollen, ist mit schweren Verletzungen zu rechnen...
Bloß gut, dass auch nach Monteiros Abgang mit Andrade, dem von Düdelingen geliehenen U21-Nationalstürmer Killien Lopes und Bart Lennertz noch drei gute bis sehr gute Sturmoptionen im Kader sind.
Gerade Andrade und Sulejmani haben von Beginn an sehr voneinander profitiert.
Sie reißen gegenseitig füreinander Lücken - oder halt für Monteiro, so lange er noch mitspielen wollte - und scheinen innerhalb kürzester Zeit ein fast schon intuitives Verstädnis für die Laufwege des jeweils anderen entwickelt zu haben.
Wenn ich ganz ehrlich bin, trifft mich Monteiros Abgang zwar hart - aber Andrade oder Sulejmani wären sogar noch schwerer zu ersetzen.
Andrade sammelt bis zum Jahresende (also in 18 Partien) sagenhafte 21 Scorerpunkte, davon satte 14 Tore.
Er profitiert dabei natürlich von unsrer Standardstärke - es gibt kaum ein Spiel, in dem wir nicht wenigstens ein Tor nach Ecke oder Freistoß erzielen. Und Andrade (genau wie unser zweites Kopfballungeheuer, Innenverteidiger dos Santos Rodrigues) sind sehr oft unter den entsprechenden Torschützen oder Vorbereitern zu finden.

Aus dem Spiel heraus treffen wir allerdings - gerade zu Beginn der Saison, als die Gegner in uns noch den Abstiegskandidaten des Vorjahres vermuten - ebenfalls wie am Fließband.
Das wird im Laufe des Herbstes leider zunehmend schwieriger . Immer öfter müssen wir plötzlich selbst das Spiel machen, stellen ein ums andere Mal fest, dasss uns dafür das Passspiel fehlt und werden ausgekontert.
Die beiden Niederlagen in Kehlen und Lentgen kommen genau so zustande.
Nur Bettembourgs Heimsieg gegen uns resultiert aus schierer Überlegenheit des Erstligaabsteigers.
Drei Niederlagen also. Nimmt man die drei Unentschieden dazu, bleiben also sagenhafte 12 Siege in der "Hinrunde" übrig.
39 Punkte - soviel hatten wir nach der ganzen letzten Saison nicht!
Leider reicht das nicht zur Herbstmeisterschaft, weil vor uns eine noch dominantere und konstantere Mannschaft Punkte hamstert wie der Steuerberater die Schlupflöcher: der FC Luxemburg City. Also Ex-RM Hamm Benfica.
Die sind teilweise sieben Punkte vor uns - jetzt zum Jahreswechsel sind wir aber wieder auf 2 Punkte dran.
Es könnte uns eigentlich egal sein, ob wir Erster oder Zweiter werden - denn die ersten beiden steigen ja direkt auf.
Aber der Ehrgeiz gebietet es, alles zu probieren.
Ich zumindest will unbedingt den Titel des Zweitligameisters holen!






Und dafür rücke ich im Laufe der Hinrunde sogar von einem meiner - wie ich glaubte - eisernen Grundsätze ab:

Es muß nicht immer 442 sein.

Die Formation funktioniert zwar allen Unkenrufen zum trotz oft genug immer noch sehr gut - aber manchmal eben nicht.
Und für solche Fälle haben wir inzwischen ein schlichtes 433 mit DM und inversen Außenstürmern parat, mit dem wir das Mittelfeldzentrum dermaßen dicht bekommen, dass man eine Taschenlampe dabeihaben sollte, wenn man dort noch was sehen will.
Dieses 433 hilft übrigens auch, wenn uns aus welchen Gründen auch immer plötzlich keine zwei etatmäßigen Stürmer mehr zur Verfügung stehen sollten...

...

Ich straffe mich, stehe auf und greife nach meiner Anzugjacke.
Morgen muß ich mich dringend um Ersatz für Monteiro bemühen. Sein Verlust wird uns nicht aus der Bahn werfen. Genausowenig wie die Abgänge von Keeper Ivesic oder Linksaußen Lechar.
Wenn wir es nicht zulassen!




« Letzte Änderung: 12.Juli 2023, 09:59:08 von Achtelprofi »
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“Goodness is about what you do. Not who you pray to.” (Terry Pratchett)

Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers

FlutLicht1900

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Wer ist Frau Stockl? Sie dürfte wohl die bekannteste Sekretärin Deutschlands sein. Ihr Markenzeichen in der Serie "Die Rosenheim-Cops" ist der Satz "Es gabat a Leich". Dieser Satz dürfte wohl fast so bekannt sein wie der "Harry, fahr schon mal den Wagen vor" aus der Serie Derrick. Der aber so nie gefallen ist. Frau Stockl zeichnet sich besonders dadurch aus, dass Sie alles weiß, auch wenn es noch keiner weiß.
« Letzte Änderung: 12.Juli 2023, 05:22:42 von FlutLicht1900 »
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Noergelgnom

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Union Sportive Rëmeleng


Frühjahr 2028, Rümelingen, Luxemburg


Es heißt, dass der Erfolg die Speichellecker anzieht wie der Misthaufen die Fliegen.
Es heißt aber auch, dass nur Erfolg Dir Neider einbringt und man sich Neid deshalb hart erarbeiten muß.

In unserem Fall scheint beides zu stimmen. Denn als nach zwei Wochen Winter"pause" der Ball in der Ehrenpromotion wieder rollt und wir uns daranmachen, unseren großartigen Lauf aus dem Herbst in eine ebenso großartige Frühjahrsform umzumünzen, kommen beide Gruppen aus den Löchern gekrochen.
Die Speichellecker erklären aller Welt (in Artikeln, wenn sie Journalisten sind; am Stammtisch und als Trainingskiebitze, wenn sie keinen Zugang zu größerer Öffentlichkeit haben), dass sie ja sowieso letzten Winter schon gewußt haben, was die Stunde geschlagen hat.
Sie wußten vom ersten Tage meiner Tätigkeit an, dass hier was großes entstehen würde.
Ja, wenn mans genau betrachte, dann hätten sie eigentlich sogar vorher schon gewußt, dass ich die Idealbesetzung sein würde. Denn auch in Grevels - und selbst davor in Schwarzbach oder halt nee, warte Schwarzach, oder wie das heißt, na dieses Dingenskirchendorf in Österreich jedenfalls, da wäre es ja hauptsächlich meiner großartigen Arbeit zu verdanken gewesen, dass die Mannschaft zweimal in zwei Jahren aufgestiegen sei.
Hätte der ehemalige Co-Trainer der Mannschaft, dieser Ringlbeißer ... oder Ringlsocke? Ringlnatter? - na der Jungspund, der jetzt im Winter gerade die Austria übernommen hat! .... der jedenfalls hätte das ja auch gesagt, dass er ohne Lavayeux nicht da wäre, wo er heute stünde. Und was soll das schon anderes heißen als dass es eigentlich Lavayeux war, der die ganzen Lorbeeren verdient?

Die Neider wiederum weisen in gestelzten Worten unter der Maske der Objektivität darauf hin, dass es ja wohl keine Kunst sein, zigtausend Euro in einen Abstiegskandidaten zu versenken, das Gehaltsniveau mal eben um 50% anzuheben, ein Dutzend neuer Mitarbeiter anzuheuern, die die Arbeit machen und sich dann entspannt zurückzulehnen und zuzugucken, wie die normalen Gesetze des Marktes wirken. Mit "großartiger Arbeit" habe das nichts zu tun. Der US Rumelange sei einfach nur der größte Hecht im kleinen Karpfenteich der Ehrenpromotion. Und wenn der Verein folgerichtig aufstiege, sei das ja wohl kaum das Verdienst eines Gernegroßes, der nichts anderes getan habe, als das Geld anderer Leute mit vollen Händen zum Fenster rauszuwerfen.
In der BGL Ligue nächste Saison ... jahaaa! Da werde man schon sehen, was er wirklich taugt, der "Wundertrainer"! Da sei man dann plötzlich kein Hecht mehr, sondern die kleinste Plötze. Und dann seis aber mal ganz schnell vorbei mit der Herrlichkeit.

Dazwischen gibts dann die üblichen General-Diplomaten ... also diejenigen, die sich keine eigene Meinung erlauben, um ja niemandem auf die Füße zu treten und die lieber eifrig nicken und mitteilen, dass beide Seiten gute Argumente für ihre Sichtweise hätten, dass man aber doch vielleicht lieber erstmal ... also gegebenenfalls, wenn es keine allzugroßen Unannehmlichkeiten hervorrufe ... möglicherweise .... und so weiter und so fort.

Wie auch immer man sich bei diesem Thema schlußendlich auch positioniert, eins geht kaum: nämlich überhaupt nichts von dem (für Luxemburger Verhältnisse durchaus großen) Hype mitzubekommen, der spätestens ab Oktober um den US Rumelange entsteht. Denn in diesem Monat gelingen uns - zusätzlich zu unserer herausragenden Ligaform - auch noch zwei aufsehenerregende Siege im Coupe de Luxembourgs, also im Pokal.

Zu Beginn des Monats, genauer gesagt am 2.10., findet unserer erstes Pokalspiel statt. Als Zweitligist steigen wir erst in der dritten Runde ein. Und wir ziehen gleich ein ziemliches Hammerlos: Jeunesse Junglinster. Erstligist, eine der luxemburgweit besten Adressen für Jugendarbeit - und eben in diesem Spiel klarer Favorit, zumal wir auswärts spielen. Wir gehen in unserem bewährten schiefen 442 auf den Platz und als wir ihn nach den 90 Minuten wieder verlassen, haben wir den Gastgebern zwei Tore eingeschenkt, denen diese nur eins entgegenzusetzen hatten. Eine faustdicke Überraschung, zumal Junglinster vor diesem Spiel in der Liga noch ganz gut dasteht. (Im Verlaufe der Saison werden sie dann immer weiter nach unten durchgereicht und steigen am Ende sogar sang- und klanglos ab.)

Und am Ende des gleichen Monats treffen wir in der 4. Pokalrunde, wieder auswärts, auf den nächsten Erstligisten - die US Mondorf-les-Bains. Eher im Abstiegssumpf der ersten Liga zu verorten, sind sie natürlich dennoch klarer Favorit zuhause. Wir haben schließlich erst vor wenigen Monaten mit viel Glück den Abstieg aus der Ehrenpromotion verhindert.
Aber auch hier lassen wir uns nicht beirren. Wir erzielen wiederum zwei Auswärtstore, lassen diesmal allerdings gar keins der Gastgeber zu.
Ergebnis: 5. Runde im Pokal.
Und zwar in einem ziemlich verrückten Pokaljahr. Es fällt nämlich selbst alteingesessenen Fussballkennern schwer, sich an eine Saison zu erinnern, in der im Achtelfinale so viele der großen Namen des Luxemburger Erstligafussballs bereits ausgeschieden sind.

F91 Düdelingen
AS Jeunesse d'Esch
CS FOLA Esch
Progres Niederkorn
Swift Hesperingen (seit einer knappen Dekade das neue Spielzeug des allseits beliebten Investors Flavio Becca)
FC Differdingen
Racing FC Luxemburg

Alle raus. Im Topf verbleiben als größte Fische für das Achtelfinale im Februar Vereine wie Luxembourg City, Titus Petingen, Una Strassen, Erstligaaufstieger FC Wiltz ... und die US Rümelingen, die durch das Favoritensterben in den beiden Oktober-Runden vom Favoritenschreck zum Mit-Favoriten mutiert.
Das ist allerdings nicht zuletzt der Tatsache geschuldet, dass wir in der Liga wie erwähnt auf unsere ohnehin gute Herbstform nochmal eine Schippe drauflegen und im Frühjahr noch konstanter spielen.
Das liegt auch, aber beiliebe nicht nur an Neuzugängen wie Ivesic-Ersatz Emmanuel Kone, der zwar absehbar nicht lange bei uns bleiben wird, der aber einfach ein absolutes Biest zwischen den Pfosten ist. Seine einzige echte Schwäche ist das Paßspiel, in allen anderen klassischen Torwartdisziplinen ist er ein dermaßen großes Upgrade zu Ivesic, dass er kurzzeitig sogar der Fokus einer wilden Verschwörungstheorie wird.
Und die lautet so:

Es gibt in Luxemburg eine schillernde Figur namens Mihkail Andrejewitsch Radosljewski, kurz M.A. Rados. Seines Zeichens zwar ziemlich eindeutig Fan und Förderer seines lokalen Clubs Union Remich/Bous, aber der Mann ist dermaßen undurchsichtig, dass man bei ihm am besten nichts ausschließt. (Der schillert so unglaublich farbenprächtig, dass ich sogar schon mal von ihm geträumt habe!)
Jedenfals war dieser M.A. Rados einige Wochen vorher im Urlaub, angeblich in Cote d'Ivoire. Und woher stammt Emmanuel Konè? Bingo! Dann KANN doch kein Zufall sein!
Ein paar Tage lang rätselt der verschwörungsinteressierte Teil der Luxemburger Fussballöffentlichkeit darüber, was Rados wohl von diesem spektakulären Transfer hat und ob sich US Rümelingen da nicht ein maximales Ei ins Nest gelegt hat (immerhin werden Rados ja auch Kontakte zu so ziemlich jedem kriminellen Netzwerk dieser Welt, zu Geheimdiensten, Großbanken und wasweißichnoch alles nachgesagt).
Irgendwann fällt dann aber auch dem letzten auf, dass wir Kone aus der zweiten Mannschaft von Girondins Bordeaux losgeeist haben bzw dass er uns angeboten wurde, als er da spielte.
Und plötzlich fällt diese irrsinnig spannende und gründlichst recherchierte Theorie in sich zusammen. Wer hätte es gedacht?
Die Wahrheit ist sowieso viel unspektakulärer:

Als uns Ivesic seinen Abschied ankündigte, haben wir logischerweise intensivst nach einem Nachfolger gesucht. Die in Luxemburg spielenden Keeper sind aber entweder nicht auf einem Niveau, auf dem sie Ivesic ersetzen könnten oder so fernab jeder Bezahlbarkeit, dass wir dankend ablehnen mußten.
Also mußten wir alle Kontakte ins nahe Ausland abklappern, die wir hatten. Ein Bekannter unserer (mit französischen Vorfahren gesegeneten) Sportdirektorin hat einem seiner Bekannten (der in Südwestfrankreich wohnt) dann ein Interview zukommen lassen, in dem wir unsere Suche nach einen Torhüter öffentlich machten.
Der Berater von Koné wiederum suchte zu diesem Zeitpunkt eigentlich einen Leihverein für seinen 20jährigen Schützling. Dieser hatte in der Hinrunde seinen Stammplatz in der Zweiten von Bordeaux an ein Eigengewächs des Vereins verloren und sah seine Felle in der U20-Nationalmannschaft davonschwimmen, wenn er nicht schleunigst wieder regelmäßig spielt. Offenbar gab es keine besseren Angebote als unseres (was entweder für uns, gegen den Berater oder gegen den Spieler spricht) und am Ende einigten wir uns auf einen Deal, den alle Seiten grummelnd akzeptieren konnten:

Der Spieler findet, Rumelange im speziellen und die Eirepromotioun im allgemeinen seien weit unter seinem Niveau, freut sich aber über die Quasi-Stammplatzgarantie und gibt sein Bestes, um zuhause auf sich aufmerksam zu machen.
Der Berater findet uns ebenfalls unter der Würde seines Schützlings und murrt, dass er an diesem Deal ja gar nichts verdient, hofft aber heimlich darauf, dass Rumelange das Sprungbrett für einen fetten Anschlußvertrag mit noch fetterem Handgeld und entsprechend ... nunja: fetter Beraterprovision bei irgendeinem annehmbareren Verein wird.
Und wir finden es zum lang-in-die-Beete-speien, dass Koné jetzt schon so klar von Abschied im Sommer spricht, erkennen aber an, dass er sich wirklich reinhängt und von Spiel eins an ein absolut verläßlicher Rückhalt ist. Und außerdem haben wir erstmal ein halbes Jahr Ruhe auf einer wirklich extrem wichtigen Baustelle.

Klassischer Kompromiß halt.


Im Winter geht auch - völlig geräuschlos - meine Vertragsverlängerung über die Bühne. Ich habe bis Ende der nächsten Saison unterschrieben. Die Verbindung Rumelange - Lavayeux paßt einfach zu gut, um da lange verhandeln zu müssen. Fünf Minuten freundlich-professionelles Gespräch, zwei Unterschriften, Händedruck, fertig. Was insofern ein bißchen schade ist, als diese Vertragsverhandlungen in Frau Latourneurs Büro stattfinden - mit nur zwei Anwesenden...




Danach ist wieder volle Konzentration aufs Sportliche angesagt.
Wir belassen die Formation und grundlegende Taktik wie gehabt, werden allerdings ein paar mal durch Verletzungen und Sperren zu Umstellungen gezwungen.
Allerdings haben wir - also der Trainerstab des Vereins - von Woche zu Woche mehr den Eindruck, dass es völlig egal ist, in welcher Formation oder mit welchen Spielern wir die Mannschaft auf den Platz schicken.
Von ein paar einzelnen Ausrutschern abgesehen - genaugenommen anderthalb - pflügen wir unaufhaltsam durch die Liga. Gleich mit dem ersten Spiel im neuen Jahr übernehmen wir die Tabellenführung von Lux City und geben sie danach nicht mehr aus der Hand, auch weil alle Verfolger in der Rückrunde sehr unkonstant spielen. Folgerichtig stehen wir bereits am 25. Spieltag als Aufsteiger und am 27. Spieltag als Meister fest.
Die Fans jubeln über die Rückkehr ins Oberhaus nach fünf langen Jahren in der Zweitklassigkeit, der Finanzvorstand reibt sich vorfreudig die Hände beim Gedanken daran, wie groß der zu erwartende Geldsegen wird. Die Medien überschlagen sich in Lobeshymnen, die Speichellecker kaufen sich Andrade- und Koné-Trikots und die Neider grummeln darüber, wie unfair und unverdient das alles doch ist, weil.... Gründe.







Apropos Andrade - der Kerl bringt doch tatsächlich das Kunststück fertig, als vorbereitender Zielspieler in unserer Taktik (eigentlich soll er die Bälle vorne festmachen und dann wahlweise Colditz, Lennertz, Sulejmani oder Muhovic auflegen) unser mit Abstand bester Torschütze, Scorer und Vorbereiter in Personalunion zu sein. In 36 Saisonspielen kommt er auf 34 Scorer (20 Tore / 14 Assists). Nach ihm folgen mit einigem Abstand Sturmpartner Lennertz (17 / 1) und Rechtsaußen Sulejmani (10 / 7). Und DANACH wirds schon (deutlich) einstellig. Erwähnenswert höchstens noch Innenverteidiger dos Santos Rodrigues mit 6 Toren, alle per Kopfball nach Ecke und Sisse (6 Assists), allesamt Eckbälle auf den Kopf von dos Santos Rodrigues oder Andrade.

Wir sind also auf dem Papier leicht auszurechnen: nehmt Andrade aus dem Spiel und die knappe Hälfte unserer Scorer ist Geschichte. Neutralisiert Andrade, Sulejmani und Lennertz und es fehlen 85% aller Scorer.
Das wird eine spannende taktische Herausforderung eine Liga höher. Vor allem weil Andrade bereits für Zweitligaverhältnisse eine Schnecke ist. Inwieweit er in der BGL Ligue überhaupt einen Stich sieht, werden wir sehen müssen. Wir brauchen auf jeden Fall einen Plan B.

Aber vorher dürfen wir natürlich noch ein bißchen feiern.


Wie? Was? Das fehlt noch eine Kleinigkeit?
Oh ja, stimmt!
Hätte ich ja beinahe vergessen.

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« Letzte Änderung: 12.Juli 2023, 15:22:19 von Achtelprofi »
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Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers

t.oelpel

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Herzlichen Glückwunsch! Das Double aus Zweitligameisterschaft und Pokalsieg kommt dabei weniger überraschend, als das positive Eigenkapital des Clubs... oder gibt es Probleme, die wir nicht kennen?  >:D

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« Letzte Änderung: 12.Juli 2023, 16:52:33 von t.oelpel »
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Ein bißchen Statistik zum Saisonende und der Blick über den luxemburgischen Tellerrand


Wie sich das am Ende der Saison gehört, muss noch ein bißchen mehr Statistik sein.
Kann man auch gar nicht verhindern, das das passiert - die Sportredaktionen nahezu aller Zeitungen (gut, "Bunte" oder "Stricken heute" eher nicht, aber das beweist gar nichts. Außer: nicht alles, was auf Hochglanzpapier gedruckt wird, sollte sich Zeitung nennen dürfen.) tun im Frühsommer nichts lieber, als irgendeinen überarbeiteten und mäßig enthusiastischen Volontär (oder -in) ins Archiv zu jagen, mit der Maßgabe, "ein paar interessante Statistiken zu finden".

Im Falle von US Rumelange ist das leichter gesagt als getan, obwohl der Verein bereits 1907 gegründet wurde, sich nie freiwillig umbenannte (von der zum Glück nur kurzen Zwangsneubenamsung während der Besatzungszeit mal abgesehen), nicht fusionierte und demzufolge einfach nur durchgehend existiert ... Es gibt halt nicht sooo viel zu erzählen.
Vor allem weniges, was man gerade als Fan des Vereins auch öffentlich zugeben würde.

Nehmen wir als Beispiel mal die kurze Europapokalgeschichte des Vereins. Ja, er hat eine!
Wie bereits bekannt, war Rumelange ja 1968 und 1975 Pokalsieger. In diesen Zeitraum fallen denn auch alle 4 Europapokalteilnahmen.

Nach dem ersten Pokalsieg trat die US Rumelange 1968/69 im - Überraschung! - Europapokal der Pokalsieger an.
Damals hatte die UEFA das System zum möglichst weiten Auseinanderdriften der finanziellen Schere im europäischen Vereinspokal leider noch nicht so perfektioniert und so gab es keine der wunderbaren Qualifikations- und Ausscheidungsrunden, um das drittklassige Gemüse von den Fleischtrögen fernzuhalten und auch keine Gruppenphasen zur Einnahmenmaximierung für die großen, automatisch qualifizierten Vereine, sondern einfach nur eine zufällig geloste Pokalrunde nach der nächsten.

Rumelange hätte also theoretisch direkt auf den spanischen, deutschen oder jugoslawischen Pokalsieger treffen können.
Stattdessen bekamen sie eine Art Glückslos - nämlich den Vertreter eines anderen Fussballzwergs. Gegner in der ersten Runde waren die Sliema Wanderers aus Malta.

Glück gehabt - naja, oder auch nicht. Denn nach hartem Kampf in Hin- und Rückspiel (2:1 auswärts, 0:1 zuhause) schied Rumelange aufgrund der damals noch gültigen Auswärtstorregel aus.
Ich schließe hiermit die Rümelinger Liste erfolgreich gestalteter Partien auf europäischer
Ebene ab.

Man glaubt es kaum, aber dieses 2:1 war tatsächlich der einzige Punktgewinn auf europäischer Ebene.

Was folgte, waren drei Demontagen in den Folgejahren.

1970/71 trat der Verein im letztmalig ausgespielten Messestädtepokal an. (Eine Art ideeler Vorgänger des danach ins Leben gerufenen UEFA-Pokals, aber eben nur für Messestädte offen. Theoretisch.)
Gegner: Juventus Turin. Ergebnisse: 0:4 zuhause, 0:7 auswärts.

1972/73 qualifizierte sich der Verein für den neuen UEFA-Pokal und wurde in der ersten Runde Feyenoord Rotterdam zugelost.
Ergebnisse: 0:9 auswärts, 0:12 zuhause.

Und 1975/76, nach dem zweiten Pokalsieg, hieß der Gegner in der ersten Runde des Pokalsieger-Cups FK Borac Banja Luka (Jugoslawien).
Ergebnisse: 0:9 aswärts, 1:5 zuhause.

Insgesamt ergeben sich also acht Spiele (ein Sieg, sieben Niederlagen) mit einer Gesamtbilanz von 3:48 Toren.

Böse Zungen könnten behaupten, dass US Rumelange danach aktiv daruf hingearbeitet hat, bloß nie wieder im Europapokal antreten zu müssen, aber die Wahrheit ist, dass der Verein einfach generell schleichend auf dem absteigenden Ast war.


Ja, Statistiken wie diese möchte man als Fan eines Vereins eigentlich nicht lesen - der Vereinsverantwortlichen udn der aktuellen Mannschaft sind sie aber hoffentlich ein Ansporn, es zukünftig besser zu machen.


Und damit wenden wir den Blick mal vom Verein weg und schauen zunächst auf den Rest Luxemburgs.





In der Nationaldivision / BGL Ligue heißt der Meister wenig überraschend Swift Hesperingen. Beccas neuer Lieblingsverein schließt die Saison vor Beccas altem Lieblingsverein ab.
Gemessen an den eigenen Ansprüchen verläuft die Saison für die AS Jeunesse d'Esch und auch für Racing Luxemburg extrem enttäuscht.
Der älteste Club des Landes dagegen, der CS FOLA Esch, freut sich darüber, diesmal nicht bis zum letzten Spieltag im Abstiegsstrudel gesteckt zu haben.

Hostert rettet sich in der Relegation durch ein Last-Minute-Tor gegen Bettembourg ins Elfmeterschießen und gewinnt dieses dann.
Für Mondorf gehts dagegen runter in die Eirepromotion.
Steinsel und Junglinster  standen vorher schon als Absteiger fest.

Kurios: alle drei Absteiger haben diese Saison im Pokal gegen US Rumelange gespielt (und verloren).

Zwei Ligen tiefer, in der 1. Division, Serie 1, hat Excelsior Grevels nach dem letztjährigen Aufstieg souveran die Klasse gehalten, genauso wie der Daring Club 1921 Echternach, der Heimatverein des luxemburgischen "Trainers des Jahres", Gerard Lavayeux.


Genug vom inländischen Fussball, was hat sich denn im europäischen Ausland so getan?




In Belgien gibt es oben ein bekanntes und unten lange Gesichter.
Der RSC Anderlecht gewinnt erneut die Meisterschaft, große belgische Namen wie Sint-Truidense oder KV Mechelen müssen dagegen absteigen.





Auch in Dänemark löst der Name des Meisters keine Überraschungsschreie aus - der FC Kopenhagen thront mit 9 Punkten Vorsprung an der Spitze, Mitdjylland, Aalborg oder auch Bröndby haben das Nachsehen.
Odense und Aarhus verpassen gar (wieder) das europäische Geschäft.





Keinerlei Überraschungen auch in Deutschland - jedenfalls nicht, was den Meister, Zweiten und Dritten angeht.
Dass Mainz die Champions League nur knapp verpaßt, Leverkusen inzwischen "FC Unterfernerliefen" ist und Union beinahe abgestiegen wäre, ist dagegen schon überraschender.
Darmstadt und Werder müssen runter, Augsburg rettet sich gegen Düsseldorf in der Relegation.





Damit gibt es dieses Jahr nur zwei Aufsteiger - einer davon ist der HSV, der mal wieder Erstligaluft schnuppern darf. Fürth folgt, Düsseldorf wie gesagt unglücklich gescheitert.
Viele viele Traditionsvereine in der Zweiten Liga, hochkarätige Besetzung diese Saison, zwei muss es treffen - die unglücklichen Verlierer heißen Dynamo und MSV.
Hansa rettet sich in der Relegation.





Damit auch nur zwei Aufsteiger aus Liga 3, sie heißen Holstein Kiel und ... 1. FC Nürnberg!
Heidenscheim scheitert gegen Rostock.
Auch in Liga drei Tradition satt unten trifft es RWO, Haching, die Würzburger Kickers und den chancenlosen Aufsteiger VfB Auerbach.





Uuund weiter ohne Überraschung. In England heißt der alte und neue Meister Manchester City. Zweiter: Pool. Überraschend höchstens Southhampton, Forest und West Ham. Aber Sensation ist da eigentlich auch keine bei.




In der Championship setzen sich Sunderland Sheffield III (aka "die Zuspätgekommenen") durch, mit Preston North End muß ein Gründungsmitglied der Football League mal wieder in die League 1 runter.

Noch weiter unten steckt Wednesday im Mittelfeld der League 1 fest (obwohl wieder als Playoffkandidat gehandelt), der Amateurverein Sheffield FC spielt weiterhin in der 8. Liga.





Frankreich. Meister wird völlig überraschend der hochsympathische, aber mittellose, von Fans gegründete Dorfverein PSG vor einer weiteren Zierde der Investorenzunft, der AS Monaco.
Brest und Ajaccio müssen runter, dafür steigt unter anderem Stade Reims mal wieder auf.
Ein Erfolg, der zB dem FC Toulouse zum wiederholten Male versagt bleibt.





Es geht weiter mit den Ergebnissen, die die UEFA so liebt: Serienmeister in nahezu allen großen Ligen!
Hier: Juventus, halbherzig verfolgt von der AC Milan und aus der Ferne beobachtet von Napoli und einer überraschend starken Fiorentina.
Sampdoria muss runter.





In einem der selten gewordenen Herzschlagfinas in den europäischen Topligen setzt sich die PSV Eindhoven gegen Abomeister Ajax Amsterdam durch, das daraufhin mit dem eisernen Besen durchkehrt.
Katerstimmung auch bei Feyenoord, das sich sogar noch hinter dem FC Utrecht anstellen muß.





Aufgrund der Siegesserie in der Meisterrunde wird RB Salzburg, äh, Meister.
Sturm Graz hat am Ende zwar einen Punkt mehr, wenn man alles zusammenzählt, aber das ist den Österreichern ja zu einfach.
Der junge Luxemburger Trainer Hannes Ringlwadl, erst im Winter vom U19- zum Cheftrainer befördert, nachdem sein Vorgänger wegen Erfolglosigkeit geschaßt wurde, führt die Austria noch vom 6. auf den 4. Platz und damit nach Europa.
Gerüchteweise erhält er einen Glückwunschanruf eines luxemburgischen Jugendfreundes.





Die Unholy Trinity des portugiesischen Fussball macht auch in dieser Saison die ersten drei Plätze unter sich aus.
Und innerhalb dieser Dreifaltigkeit sind die Rollen auch klar verteilt: zwischen dem FCP, Benfica und Sporting klaffen jeweils signifikante Punktelücken.
Boavista FC Porto rettet sich am letzten Tag durch ein 1:0 gegen den direkten Konkurrenten (und in der Folge Absteiger) Farense.





In Schweden ist die Saison noch in vollem Gange und im Gegensatz zu den meisten anderen Ligen sind hier die ersten 8 Mannschaften zur Zeit nur durch 5 Punkte getrennt.
IFK Norrköping hat bereits den Trainer getauscht, da man den eigenen Ansprüchen um ungefähr 3,2 Lichtjahre hinterherhinkt.
Wann es die Trainer von IFK Göteborg oder AIK Solna erwischt, ist noch unklar, lange wird es wohl nicht mehr dauern.





Die Schweizer erste Liga hat ein noch undurchsichtigeres System als die Nachbarn in Österreich.
Servette Genf und der FC Vaduz liegen zwar in einer Saison-Endtabelle auf den beiden letzten Nichtabstiegsplätzen, spielen im nächsten jahr aber europäisch. Die fünf Vereine vor ihnen gehen leer aus. Ein Hurra auf Meisterrunden!

Basel vor den Young Boys ist kaum eine Erwähnung wert, Xamax Neuchatel muß runter.




Da unten freut sich der FC Winterthur über den Aufstieg, Challenge-league-Aufsteiger Delemont muß gleich wieder runter.





Real, Barca, Atletico.
Das einzige, was diesen überaus gewohnten Anblick stört, ist Athletic Bilbao auf Platz drei.
Real Sociedad mit einer überraschend guten Saison, Real Valladolid mit einer zum Vergessen.


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Und damit schließen wir den Kreis und kommen zurück zur US Rumelange.


Unsere Leser haben ihre Elf des Jahres gewählt, die keine Überraschungen aufweist - vielleicht mit Ausnahme von Stephane Cehvallier, der den Verein ja bereits im Winter wieder verließ.






Das bei den Spielerrekorden und - ehrungen Carlos Andrade prominent vertreten sein würde, war zu erwarten. Die Deutlichkeit, in der er dominiert, ist dann aber doch ein bißchen überraschend.




Und eine letzte Info: der Verein hat einen neuen Rekord bezüglich der durchschnittlichen Zuschauerzahl aufgestellt!





(recherchiert und zusammengestellt von M. Muller, abgedruckt mit freundlicher Genehmigung des Luxemburger Tageblattes)










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Die besten Glückwünsche! Das war dann ja ein regelrechter Durchmarsch auf allen Ebenen, klasse! Wahrscheinlich wird es jetzt das ein oder andere Angebot von anderen Vereinen geben, bleibt Lavayeux auf jeden Fall noch mindestens eine Saison oder ist ein vorzeitiger Vereinswechsel denkbar?

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Union Sportive Rëmeleng




Der Start in die neue Saison



Schon lange bevor die Spieler aus ihrem Urlaub zurück auf den Trainingsplatz kommen, sind Frau Latourneur, Chefscout Patrick Schroeder und ich eifrig dabei, den Kader für die neue Saison Gestalt annehmen zu lassen.
Klar ist: wir werden keine Mannschaft von Spielern haben, die irgendeinem der anderen Erstligisten auf Augenhöhe begegnen kann - jedenfalls nicht, wenn wir einen Kader von technisch Hochbegabten zusammenstellen, der versucht, den Ball ins gegnerische Tor zu tragen.
Schon eine Liga tiefer haben wir uns gegen die Hälfte der anderen Team auf einen Konterfussball verlassen, der vor allem durch drei Begriffe gekennzeichnet war:
sicher, schnell, schnörkellos.

Defensiv dicht gestaffelt und sicher stehen, Ball erobern, sofort nach vorn. Klingt einfach, ist es auch. Zumindest in der Theorie.
In der Praxis ist dieser Ansatz hochkomplex und benötigt ein Bündel von bestimmten Eigenschaften und Talenten von jedem Spieler - und hat natürlich auch Auswirkungen auf die zu erstellende Taktik (ach!).

Erstens.
"Defensiv sicher stehen und Ball erobern" bedeutet, dass unsere Verteidiger (bzw die ganze Mannschaft im Defensivverhalten) entweder individuell mindestens gleichwertig zu den Spielern der angreifenden Mannschaft sein muß - oder dass, wenn das (erwartbar) nicht der Fall ist, in Defensivsituation nach Möglichkeit Überzahlsituation für unsere Spieler herzustellen sind.
Das bedeutet, dass wir mit der Kaderqualität, die wir unter Berücksichtigung der finanziellen Situation der Clubs realistisch erwarten können, eine angepaßte Taktik brauchen. Aber gut, das war eh klar. Und außerdem ist ein klarer Fokus bei eventuellen Neuverpflichtungen auf folgende Fähigkeiten zu legen:

- Teamwork und taktisches Positionsverständnis. Man muss im Fussball nicht unbedingt der technisch stärkste oder der schnellste oder der kräftigste sein. Blind mit seinem Nebenmann funktionieren und ohne nachzudenken im richtigen Monent an der richtigen Stelle zu stehen ist genauso wichtig, wenn nicht sogar wichtiger in einem Sport, der sich seit den 90ern grundlegend gewandelt hat.
- Einsatzfreude, Nervenstärke und Ausdauer. Wir werden absehbar in den meisten Spielen 90 Minuten unter Dauerdruck stehen. Wer das nicht aushält, ist bei einem Abstiegskandidaten einfach falsch, so leid uns das tut.
- Schnelligkeit. Erklärt sich bei einem Konteransatz von selbst.

Natürlich heißt das nicht, dass Dinge wie Technik, Passgenauigkeit oder Dribblings für uns unwichtig sind, ganz im Gegenteil! Aber auch bei den Spielern, die wir für unser Mittelfeld oder den Sturm scouten, sind im Idealfall Defensivqualitäten vorhanden, da wir uns nicht erlauben können, auch nur einen einzigen Feldspieler von der Defensivarbeit zu befreien.
Wenn wir eine Chance haben wollen (und das ist ein verdammt großes "wenn"!), geht das nur über bedingungsloses zusammen und füreinander fighten.

Falls das irgendwem noch nicht klar ist, machen es die Saison-Vorschau-Artikel der Zeitungen und Webseiten überdeutlich. Die prognostizierten Tabellen sehen bei allen unterschiedlich aus - verschiedene Meister, verschiedene Relegationskandidaten etc - nur eine Mannschaft steht immer und überall auf dem gleichen Rang. Und zwar wir. Und zwar ganz unten.
Unser Board erwartet zwar das Erreichen des 14. Platzes (also das Vermeiden des direkten Abstiegs), aber eine Umfrage auf unserer eigenen Webseite fördert zutage, dass nichtmal unsere eigenen Fans daran glauben, dass wir die Klasse halten können.






Und wem will man das verdenken?
Wir haben ein Gesamtgehaltsbudget von 250.000€ genehmigt bekommen - was verglichen mit der Eirepromotion ein Sprung um 100.000€ nach oben ist - und sind damit abgeschlagen Letzter.
Genaugenommen sind wir nicht mal in Sichtweite der meisten anderen - ausgenommen Kaerjeng und FOLA, die beide etwa das doppelte unseres Etats in Spieler und Staff stecken können.
Der FC Rodange 91, der 12. in diesem Finanz-Ranking, liegt bereits beim dreifachen. Und danach geht es sukzessive hoch, bis hin zu den Platzhirschen Düdelingen und Hesperingen, die mal eben 2,17 Millionen bzw 1,67 Millionen allein in ihre Mannschaften stecken. Bei beiden stehen jeweils zwei Spieler unter Vertrag, die jeweils einzeln soviel verdienen wie unser gesamter Gehaltsetat beträgt.

Mit anderen Worten - "US Rümelingen" ist in dieser Saison die Definition von "Underdog" in der BGL Ligue.

Das merken wir auch bei den Verhandlungen - sowohl mit den Spielern, die bereits im Verein sind als auch mit denen, die wir gern im Verein hätten. Die meisten schütteln den Kopf, nachdem sie mit lachen aufgehört haben. Selbst Spieler, die bei uns im letzten Jahr nichtmal Stamm waren, empfinden den Verein jetzt unter ihrer Würde.
Allen voran Emmanuel Koné, der wohl drauf hofft, dass die Interessenten jetzt Schlange stehen werden.
Wir können vorerst nichts tun, als unsere sechs Scouts in alle Himmelsrichtungen ausschwärmen und unseren einen Recruitment-Analysten Datenbanken wälzen zu lassen ... und dann auf die eine oder andere Nadel im Heuhaufen zu hoffen.

Auch wenn es meist so läuft wie im Falle von Tatu, den einer unserer Scouts bei einem Testspiel von FOLA (gegen RFC Tournai aus der dritten belgischen Liga) spielen sieht und uns wärmstens ans Herz legt. Wir suchen eigentlich genau einen solchen Spieler für die Innenverteidigung - schnell, gute Ballbehandlung, vernünftiges Passspiel, gute Übersicht, selbstverständlich überdurchschnittliche Manndeckung und Kopfbälle ... eigentlich ist es kein Wunder, dass wir die 112 rufen müssen, als wir unserem Vorstand von den Gehaltsvorstellungen des Knaben erzählen...




Die Idee, ihn zu verpflichten, lassen wir denn auch sehr schell fallen.

Aber es gibt auch gute Nachrichten.
Erstens genehmigt uns der Vorstand aufgrund der besseren Finanzlage endlich das Abschließen fester (Zeit-)Verträge. Vorbei die Zeiten, in denen ich bei jeder E-Mail zusammengezuckt bin, in der bangen Erwartung, dass uns irgendeine tragende Säule der Mannschaft zu sofort verlassen will und wir nichts dagegen tun können.


Zweitens (und das ist eine unglaubliche Nachricht) können wir zwar unsere Ersatzspieler nicht von Erstligafussball in Rümelingen überzeugen - aber stattdessen verpflichten wir mit Milos Todorovic einen der größten Namen der letzten Dekade in Luxemburg.
Der Mittelfeldmotor hat seine gesamte bisherige Karriere im Süden Luxemburgs verbracht, genauer gesagt in unserem Nachbarort Esch.
Zwei Jahre in der Jugendabteilung von FOLA, danach ELF Jahre bei Jeunesse Esch. Todorovic hat unfassbare 332 Spiele für Esch auf dem Buckel, als er über seinen Agenten bei uns anfragen läßt, ob wir Interesse an einer Verpflichtung hätten. Sicher, er ist jetzt fast 33 und nicht mehr ganz auf dem Niveau, das er noch vor 1, 2 Jahren hatte.
Andernfalls hätte die AS Jeunesse seinen Vertrag ja auch verlängert, klar.
Aber er ist immer noch ein Spieler, der unser Mittelfeld aus dem Stand auf ein anderes Niveau heben kann. Passicher, defensivstark am Boden und in der Luft, gute Antizipation und überdurchschnittliches defensives Stellungsspiel ... und er ist ein positiv denkender, professionell eingestellter Mensch, der uns auch abseits des Platzes nur gut tun kann.
Der Mann hat einen Namen im aktuellen Luxemburger Fussball wie ihn nicht viele andere haben - und zumindest für die jetzt vor uns liegende Saison ist er ganz sicher nicht nur als Mentor und Maskottchen zu gebrauchen, sondern ganz eindeutig als Stammspieler in einer defensiven Spielmacherrolle - also genau als das Herzstück unseres Mittelfeldes, das wir seit den Abgängen von Heintz und dessen Ersatz Chevallier nicht mehr wirklich hatten.

Vizekapitän Muhovic und auch Dias können auf der Position spielen (und haben sich in der Rückrunde der letzten Saison diese Aufgabe auch geteilt), aber ideal ist das nicht.

Wir gehen also kurz in uns und überlegen, ob wir das finanzielle Risiko eingehen können.
In einer Vorstandsrunde entscheiden wir schließlich, dass es unverantwortlicher wäre, den Spieler NICHT zu verpflichten.
Er wird zum Topverdiener, erhält 9500€ Basisgehalt, die mit Boni im besten Fall auf etwa 12500€ ansteigen können. Vertrag läuft erstmal ein Jahr.




In dieser gleichen Vorstandsrunde zurren wir auch die Eckdaten des Gehaltsbudgetplans fest:

1. Es wird kein Gehalt oberhalb von Todorovic geben. Er soll der Leitwolf und Topverdiener sein.
2. Gehaltsgrenze für eine "normale" Verpflichtung sind 6.000€ inklusive Boni, maximal sechs Spieler dürfen über diese Grenze kommen, Todorovic eingeschlossen. Diese Ausnahmen sind im Einzelfall in der gerade zusammensitzenden Runde vorher zu beschließen.
3. Das Gesamtbudget für die Gehälter aller Spieler im Club (inklusive Jugend) wird für die kommende Saison auf 175.000€ festgelegt, das Budget für alle Mitarbeiter auf insgesamt 50.000€. Das läßt Spielraum von 25.000€ für etwaige Notfälle.


Weitere gute Nachrichten ergeben sich nach und nach, während die Auslosung für unsere ersten Europapokalspiele seit 1975 unerbittlich näher rückt. Wir haben im Frühjahr einen herausragenden Jugendspieler aus der U15 dazubekommen, der ab dieser Saison mit der Ersten mittrainieren wird, aber (bis auf den einen oder anderen eventuellen Kurzeinsatz) klar für die U19 eingeplant ist.




Rein von den Anlagen her könnte er wahrscheinlich bereits Stammspieler in der ersten Mannschaft sein, aber der Junge ist fünfzehn. FÜNFZEHN! Es ist unfassbar, ihn spielen zu sehen. Ich hoffe, wir Trainer können sein Talent (das ihm förmlich aus den Ohren quillt), in die richtige Richtung lenken. Der wird - gute Entwicklung vorausgesetzt - in wenigen Jahren zu einem größeren Verein gehen. Aber er hat bereits einen festen Vertrag bei uns unterschrieben und würde uns bei einem Abgang (und einem eventuellen späteren Weiterverkauf) gutes Geld in die Kassen spielen.
Klingt herzlos, ist aber eigentlich nur realistisch. Wenn Du als Verein selbst innerhalb Luxemburgs ein Niemand bist, solltest Du Dich weit nach unten orientieren, wenn Du Deinen Platz in der Nahrungskette suchst.

Wir verpflichten im Laufe der letzten Juniwochen noch weitere Talente - unter anderem Brandao für den Sturm und Tavares fürs Mittelfeld. Letzterer ist eine Empfehlung unseres Kapitäns Correia, der im Urlaub zuhause auf den Kapverden war und Tavares am Strand hat spielen sehen. Wir vertrauen Correia blind, verpflichten das Mittelfeldtalent und können uns (und Correia!) zu diesem Coup nur beglückwünschen.

Und so nach und nach können wir auch unsere eigenen Spieler davon überzeugen, feste Verträge zu unterzeichnen (wobei die Kunde von der Verpflichtung eines Stars wie Todorovic bestimmt hilfreich ist).
Allen voran natürlich Carlos Andrade und Bart Lennertz, die trotz diverser Neuverpflichtungen als gesetztes Sturmduo in die neue Saison gehen werden. Benssad Sulejmane und sein Vertreter Dani Martins, die einen festen Vertrag beide ablehnen, werden es dagegen auf ihrer Stammposition als rechte Außenstürmer schwer haben, da wir mit Veselcic, Edjongo, Soares (und dem bereits erwähnten Megatalent Demoulling) einiges an Konkurrenz verpflichten.
Wir benötigen einfach mehr Breite im Sturm und die genannten Spieler können nicht nur rechts außen, sondern auch im zentralen offensiven Mittelfeld, im Sturm, teilweise sogar links außen spielen.

In der Abwehr verlassen uns van Kymmel und Schwitz, die beide Angebote aus der zweiten Liga annehmen - das paßt uns ganz gut in den Kram, da wir so um die traurige Aufgabe herumkommen, ihnen mitzuteilen, dass mit ihnen nicht mehr geplant wird.

Alles in allem verstärken wir uns auf allen Positionen signifikant - außer im Tor (dort verpflichten wir mit Pedroso "lediglich" einen sehr brauchbaren Ersatzkeeper, da Mendes den Verein verlassen hat und versuchen ansonsten, Koné von einem festen Vertrag zu überzeugen) und auf der linken Abwehrseite.
Zu Beginn des Transferfensters haben wir dort nur "Ibu" Sissé als startelftaugliche Option zur Verfügung, dazu mit dos Santos Rodrigues eine Notfall-Option und mit Sacras eine "gar keine Option"-Option. Die beiden Letztgenannten sind einfach zu langsam, zu schwach im Passpiel und im Flanken und im Fall von Sacras auch noch zu schwach in der Defensivarbeit.
Es will uns trotz aller Bemühungen nicht gelingen, einen zweiten ligatauglichen UND bezahlbaren Linksverteidiger an Land zu ziehen, kurz vor Beginn der Pflichtspiele leihen wir daher erstmal Lahyane von Una Strassen. Wir hätten ihn gern verpflichtet, aber leider ist das für ihn keine Option. Mal sehen, ob er seine Meinung in der Saison ändert, wenn er erstmal merkt, wie toll wir hier alle sind. *hust*

Am Vorabend der Auslosung für die Conference-League-Qualifikation sieht unser Kader damit folgendermaßen aus:




Im Tor sind die Verhältnisse klar - Koné ist unser Stammkeeper, Pedroso ist - soweit wir das bisher einschätzen können - allerdings ein wesentlich besserer Backup als es Mendes je hätte werden können. Er wird im Pokal die eine oder andere Bewährungschance bekommen.
In der U19 haben wir zwei weitere brauchbare Talente, die unter normalen Umständen diese Saison auch dort bleiben werden.





In der Abwehr haben wir nominell ein extrem breites Angebot in der Zentrale. Dos Santos Rodrigues und die beiden Neuzugänge Agovic und Levevre streiten sich zur Zeit um die beiden Startelfplätze, der Rest versucht bisher erfolglos, sich als Option anzubieten.

Rechts ist die Sachlage ebenfalls recht klar - Neuzugang N'Gbin hat die Nase klar vor Kapitän Correia, der als Reaktion darauf aber nicht etwa mosert, sondern neuerdings Extraschichten schiebt. Vorbild halt!

Links haben wir mit Sissé zwar auch einen Stammspieler, aber dem sitzt Leihgabe Lahyane dicht im Nacken. Bis zum ersten Ligaspiel kann der Leihspieler durchaus die Nase vorn haben.




Auch wenn Milos Todorovic oben in der Abwehr aufgeführt wurde - er ist ganz klar fürs Mittelfeld eingeplant und wird höchstens in die Abwehrzentrale rücken, wenn sich dort 3 oder mehr Spieler verletzen. Er bildet standardmässig die rechte Seite unseres Mittelfeldduos, um den Platz neben ihm konkurrieren hauptsächlich Muhovic und Dias. Talent Tavares ist eher für die U19 eingeplant, trainiert aber in der Ersten mit.

Links außen führt kein Weg an Colditz vorbei. Der hat zwar mehr Nach- als Vorteile (eigentlich ist er nur sehr schnell und kann gut flanken, Sachen wie Manndeckung, überraschendes Passpiel, Dribbling oder Torgefahr gehen ihm dagegen ziemlich ab), aber hier gilt das gleiche wie eine Position weiter hinten auf der linken Seite:
Man kann sich nur verstärken, wenn man auch Verstärkungen findet.
Zur Zeit ist Colditz absolut konkurrenzlos in unserem System. Sollten wir allerdings einen besseren Flügelspieler finden (oder sollte Demoulling im Laufe des Jahres erhebliche Fortschritte bei der Beherrschung dieser Position machen, angedacht ist das), kann sich seine Position im Kader aber auch sehr schnell zum Schlechteren wenden.

Der rechte Flügel ist die umkämpfteste Position zur Zeit. Hier streiten sich mit (theoretisch) Sulejmani, Martins, Soares, Edjongo, Veselcic und den eigentlich noch für die U19 eingeplanten Demoulling und Brandao gleich sieben (!) Spieler um einen Platz in der Startelf.

Martins hat die Freigabe bereits erhalten, darf aber weiter mittrainieren (und wurde auch gemeldet), falls sich niemand findet, der ihn verpflichten möchte. Er war anderthalb Jahre lang ein wichtiger Bestandteil des Kaders, hat immer vollen Einsatz gezeigt - wir bringen es daher nicht übers Herz, ihn einfach vor die Tür zu setzen.
(Das gilt sinngemäß auch für Sulejmani sowie den bereits angesprochenen Sacras).

Stand jetzt ist Soares Stammspieler auf der rechten Außenposition, aber da ist noch nichts in Stein gemeißelt!




Im Sturm gibt es zunächst gar keine Diskussionen darüber, wer die Stammspieler sind.
Andrade und Bennertz haben letzte Saison zusammen 52 Scorer gehamstert (37 / 15) - wenn die beiden keinen Stammplatz verdient haben, dann keiner!
Ob sie auch eine Liga höher funktionieren, muss man sehen - gegebenenfalls stehen Veselcic für die Vollstreckerposition und Edjongo (sowie Sulejmani, wenn er bleibt) für die Rolle des Zielspielers bereits.
Schmitz ist im Moment eigentlich ein bißchen außen vor. Da wir allerdings gerade eine taktische Variante ohne Zielspieler, aber dafür mit offensivem Mittelfeldspieler einstudieren, wird er möglicherweise im Saisonverlauf wichtiger.


~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~


Wir haben der Auslosung entgegengefiebert wie kleine Kinder - als unser Gegner dann feststeht, sind wir aber alles ander als begeistert.
Apollon Limassol aus Zypern steht zwischen uns und der zweiten Runde (die uns fast 500.000€ allein an Antrittsprämien einbringen würde!).
Und auch wenn ein deutscher, italienischer oder englischer Fussballfan bei diesem Namen vielleicht nur müde lächelt (oder gar mit den Schultern zuckt, weil er ignoranterweise noch nie von diesem Verein gehört hat): Limassol ist ein echter Brocken.
Wir begraben sicherheitshalber alle Träume von der nächsten Runde und wollen uns einfach nur so teuer verkaufen wie möglich.


Hinspiel ist in Limassol, fast 3000 Zuschauer bilden die größte Kulisse, vor der irgendeiner von uns - Todorovic ausgenommen - jemals gespielt hat.
Und auch wenn wir uns vornehmen, uns davon nicht beeindrucken zu lassen - man merkt in der ersten Hälfte schon deutlich, wie voll wir die Hosen haben.
Es geht mit 0:3 in die Pause, aber das könnte auch locker ein 0:6 sein, wenn nicht wenigstens Koné halbwegs Normalform hätte.

In der Pause richten wir die Jungs auf, soweit das möglich ist, und schwören sie darauf ein, wenigstens kein weiteres Tor mehr zuzulassen und möglicherweise selbst eins zu schießen.
Unsere Mannschaft tritt tatsächlich auch geschlossener und selbstbewußter auf in diesen zweiten 45 Minuten.
Die Gastgeber sind davon sichtlich überrumpelt und auch wenn wir ein paar Gelegenheiten fahrlässig bis kläglich vergeben, schaffen wir in der 64. Minute doch tatsächlich das allererste Auswärtstor in der Europacup-Geschichte der US Rumelange.

Langer Abschlag Koné, Demoullin (gerade erst für den angeschlagegen Soares gekommen) verlängert direkt in den Lauf des langsamsten Spielers auf dem Platz - und Carlos Andrade beweist erneut, warum er unser torgefährlichster Spieler der letzten Saison war. Er zieht einfach direkt ab und setzt die Kugel dermaßen platziert links unten ins Eck, dass wir erst denken, er hätte danebengeschossen.

1:3!

Geht da noch was?
Kurz und knapp: leider nicht, denn auch wenn wir noch zwei weitere gute Chancen haben, stehen wir zum Ende der Partie ein bißchen zu offen und kassieren prompt noch das 1:4.


Das bedeutet für das Rückspiel natürlich, dass eigentlich nur dann noch was geht, wenn wir die Zyprioten von Beginn an komplett überfahren.

Leider haben die Gäste exakt den gleichen Plan und so steht es nach 25 Sekunden 0:1.
Wir sind daraufhin ein bißchen von der Rolle, fangen uns folgerichtig weitere Treffer und nach einer halben Stunde sieht es nach "business as usual" für Rumelange im Europapokal aus.
Diesmal rappeln sich die Junge aber noch vor der Pause auf und kommen durch einen Doppelschlag von (wer hätte es gedacht?!) Andrade und Lennertz noch vor dem Halbzeitpfiff wieder heran.

In der zweiten Halbzeit versuchen wr wirklich alles, um wenigstens noch das dritte Tor zu erzielen, aber es soll einfach nicht sein.
Am Ende ist unsere Europapokalreise nach 1:4 und 2:3 gleich in der ersten Runde wieder vorbei.
Als Trost erhalten wir insgesamt 500.000€ Prämien und können jetzt schon sehr beruhigt in die nächste Saison schauen, die ist damit nämlich schon fast finanziert.

Was uns dagegen gar nicht tröstet, sondern schockiert, ist die tatsache, dass Carlos Andrade mit Wadenproblemen ausfällt und mindestens die ersten 3, 4 Saisonspiele verpassen wird!

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Nach diesem Erstkontakt mit internationalem Fussball haben wir jetzt noch knapp Wochen, um uns auf den Ligaauftakt vorzubereiten - und der hätte kaum schlimmer geplant werden können.
Der Aufsteiger US Rumelange bekam folgendes Auftaktprogramm zugeschustert:

1. Spieltag - auswärts beim FC Düdelingen
2. Spieltag - auswärts bei der AS Jeunesse d'Esch
3. Spieltag - zuhause gegen die US Hostert
4. Spieltag - zuhause gegen Swift Hesperingen
5. Spieltag - auswärts bei CS FOLA Esch
6. Spieltag - auswärts beim FC Differdingen

Anders ausgedrückt: in den ersten sechs Wochen spielen wir also viermal auswärts, wir spielen gegen die Top 3 der letzten Saison (davon 2x auswärts) und mit Jeunesse gegen ein weiteres Schwergewicht des luxemburgischen Fussballs.

Wenn wir zuhause gegen Hostert und auswärts bei FOLA nicht punkten (und zwar dreifach!), könnte es daher gut sein, dass wir schon nach dem 6. Spieltag abgeschlagen am Tabellenende rumdümpeln.

Das gilt es natürlich zu verhindern, wir tüfteln und basteln tagelang an unserer Aufstellung für das erste BGL-Ligue-Spiel seit Mai 2023 und fahren dann mit einem flauen Gefühl in der Magengegend nach Düdelingen zum Eröffnungsspiel.


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« Letzte Änderung: 13.Juli 2023, 15:13:20 von Achtelprofi »
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Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers

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in den ersten sechs Wochen spielen wir also viermal auswärts

Geht das überhaupt in Luxemburg.😁 Ist doch alles um die Ecke.😃
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Der Knall am Ende des Tunnels




Ende Mai 2029, Echternach, Luxemburg


Als ich eintrete, kommt er mir bereits völlig aufgelöst entgegen, sein Smartphone in der Hand.

"Hat er Dich schon erreicht?"
"Ja", nicke ich und schwenke mein eigenes Telefon. "Ich habe bis gerade eben mit ihm gesprochen."
Er schaut mich forschend an. "Und? Was wollte er?"
Ich zucke die Schultern. "Hat mir einen Vertrag angeboten."
Mein Onkel muß sich spontan setzen.
"Als was?!"
"Cheftrainer."
"Nein!"
"Doch."
"Ach Du Sch....! Das gibts doch nicht!"
Er ist völlig aus dem Häuschen.
"Was wirst Du jetzt tun?"
Seufzend lasse ich mich in den nächsterreichbaren Sessel fallen, dessen Federn empört ächzen.
"Ich habe keine Ahnung, echt nicht."
Er blinzelt. "Meinst Du das ernst?!"
Ich nicke. "Ja. Ich meine .... das kann ich doch nicht tun!"
"Doch, kannst Du. Du musst es sogar tun!"
"Muß ich?!"



Drei Tage zuvor, Rümelingen, Luxemburg


Rümelingen ist mit seinen etwa fünfeinhalbtausend Einwohnern eigentlich ein ziemlich verschlafenes Nest, aber heute ist in der Stadt dennoch kaum ein Durchkommen. Überall hupende Autos, blauweiße Schals und Trikots, lachende und jubelnde Menschen.
Und wir sind der Grund!

Im allgemeinen Tenor der Sportmedien wird dieser unser Klassenerhalt - und zwar nicht irgendwie per Relegationsdusel, sondern direkt und mit satten zehn (!) Punkten Vorsprung auf den ersten Relegationsrang - als eine der größten Sensationen der letzten 20, 30 Jahre eingeordnet. Und wir sind geneingt, den euphorischen Worten zuzustimmen.
Keinen Pfifferling hat irgendwer auf uns gesetzt - nichtmal die eigenen Fans!
Aber wir haben allen Widrigkeiten getrotzt.
Und davon gab es ja einige.

Ich schweife mit den Gedanken ein bißchen ab.
Es ging ja mit einem Spielplan los, der uns gleich zu Beginn ein knüppelhartes Programm vor die Füße warf.
Und das erste Saisonspiel - jenes fürchterliche 1:6 in Düdelingen - schien alle Unkenrufe zu bestätigen.
Als Letzter reisten wir zum zweiten Saisonspiel nach Esch, zur Jeunesse.

Allerdings kamen wir nicht mit einer weiteren Klatsche im Gepäck zurück, sondern mit einem fulminant herausgespielten 4:2-Auswärtserfolg über den völlig konsternierten Ex-Rekordmeister.
Während sich alle noch verwundert die Augen rieben, nutzten wir den Rückenweind, um gegen Hostert gleich die nächsten drei Punkte einzufahren und ließen uns in der Folge von keinem Rückschlag mehr dauerhaft aus der Bahn werfen.

Nicht von teilweise krachenden Niederlagen - wie das 1:4 zuhause gegen Jeunesse Esch.

Auch nicht vom plötzlichen Abgang von Torwart Emmanuel Koné, der erst monatelang darum bat, erst später über einen neuen, festen Vertrag zu sprechen und dann von einem Tag auf den anderen in der zweiten griechischen Liga unterschrieb und auf Nimmerwiedersehen verschwand.




Erst recht nicht vom plötzlichen Verlust unseres aus Belgien geliehenen Stamm-Linksverteidigers Lahyana, dessen Stammverein uns eines Morgens per Fax mitteilte, man sei unzufrieden, dass Lahyane nicht als kompromißloser Innenverteidiger spiele und deswegen sei die Leihe hiermit beendet, der Spieler sei bereits auf dem Weg zum Zug.



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Und auch die größte Unverschämtheit von allen überstanden wir als Mannschaft.
Am 01. März erhielten wir einen dicken Brief aus Hesperingen, von Ligakonkurrent Swift. Inhalt: ein Spielervertrag zwischen unserem Riesentalent Demoulling und Swift Hesperingen, gültig ab sofort.
Außerdem ein Auszug aus den Regeln des natiionalen Fssballverbandes sowie der FIFA, die die Rechtnäßigkeit dieses Vertrags beweisen sollten (was sie leider auch taten, wie uns unser Anwalt nach Prüfung mitteilte).

Da Demouling nur einen Jugendvertrag mit uns abgeschlossen hatte, war es Hesperingen möglich, uns den Spieler für eine lächerliche Ausbildungsentschädigung von 37.000€ und 15% Profitbeteiligung im Weiterverkaufsfalle und dem Arsch wegzuschnappen.
Statt der erhofften halben Million plus 50% Klausel (der FC Toulouse hatte schon 400k geboten) also ein paar Krümel für die Mannschaftskasse.



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Für mich persönlich am enttäuschendsten: Frau Latourneur schaffte es erfolgreich, dem Vorstand gegenüber mir den schwarzen Peter dafür zuzuschieben.
Wie kann ein so attraktiver Mensch nur so niederträchtig sein?!
Ab März herrschte also intern nicht mehr eitel Sonnenschein, sondern dicke Luft.
Von Vertragsverlängerung keine Rede mehr.
Gegenüber der Mannschaft und nach außen spielten wir natürlich beste Freunde.


Und die Mannschaft spielte denn auch konzentriert weiter - zumal im letzten Drittel der Saison im Verein das Ziel ausgegeben wurde, "egal wie vor FOLA zu bleiben, dem arroganten Haufen".
Jaja, die Escher Vereine - und insbesondere FOLA - sind hier in Rümelingen nicht besonders beliebt.
Liegt natürlich auch daran, dass in den letzten Jahrzehnten gerade die Ligabegegnungen oftemals eine Klatsche für Rumelange bereithielten.
Allein zwischen 2014 und 2019 gab es zwei mal ein 1:7 und dazu ein 0:7.
Sowas sorgt nicht direkt für freundschaftliche Gefühle...

Jedenfalls sind unsere Fans komplett aus dem Häuschen, als bereits am 26. Spieltag feststeht, dass wir vor FOLA landen werden.
Am Ende sind es sogar elf Punkte Unterschied.
Und als Sahnehäubchen muß FOLA in die Relegation gegen den im Frühjahr bärenstarken Zweitligisten Mamer.




Wir schließen die Saison voraussichtlich mit mehr als 500.000€ Gewinn ab (also genau den Extraeinnahmen durch den Europapokal), dass wir uns im Pokal sang- und klanglos im ersten Spiel verabschieden, stört im Nachhinein keinen so richtig.

Von außen betrachtet also alles eitel Sonnenschein, intern jedoch steuern wir unaufhaltsam auf die Trennung zu. Mein Vertrag läuft am Saisonende aus und je weniger von dieser Laufzeit übrig ist, desto mißmutiger werde ich.
Ja, es lief nicht alles rund in diesen zweieinhalb Jahren, aber wir sind verdammt nochmal völlig sourverän in der Liga geblieben, ich habe dem Verein den dritten Titel der Geschichte beschert und ihn auf ein fnanziell sicheres Polster gehoben.
Dass der Kader jetzt ungefähr das Zehnfache dessen wert ist, was bei meinem Amtsantritt geschätzt wurde, will ich da noch nichtmal erwähnen.

Ist es denn da wirklich zuviel verlangt, wenigstens mal über das Thema "Verlängerung" zu sprechen?
Offenbar lautet die Antwort auf diese Frage "ja", denn auch nach dem letzten Saisonspiel macht keiner Anstalten, auf mich zuzukommen.
Ich selbst werde den Teufel tun und um einen neuen Vertrag betteln.
Ich bin mir sicher, dass ich irgendwwo anders mit Kußhand genommen werde.
Rodange, Petange und sogar Rosport haben im Laufe der Saison ja schonmal unter der Hand angefragt.

Und daher spiele ich den Coolen und gehe am Nachmittag des letzten Arbeitstages vor der Sommerpause äußerlich völlig entspannt zu Frau Latourneurs Büro.
Die Tür steht offen, ich trete nach kurzem Klopfen ein und finde die Dame vorm PC, in die Arbeit vertieft.

"Frau Latourneur?"
"Mhmmm?" Sie schaut halb auf.
"Ich würde dann Feierabend machen und mich in den Urlaub verabschieden."
"Mhmm - lassen Sie es sich gutgehen, schönen Urlaub."
"Danke, Ihnen auch."
Ich drehe mich um und gehe zur Tür.

"Ach, Gerard?"
Sofort drehe ich mich wieder um und schaue Vivian ins Gesicht. "Ja?"
"Machen Sie bitte die Tür hinter sich zu, es zieht ein bißchen."
"..... - Ja, ist gut. Wiedersehen."
Ich ziehe die Tür hinter mir ins Schloß und gehe ins Hotel, wo ich die letzten zweieinhalb Jahre gewohnt habe.
Allzuviele Habseligkeiten habe ich ja nicht, packen dauert also nicht lange.

Als ich später im Bus nach Echternach sitze und melancholisch aus dem Fenster starre, klingelt mein Telefon.
Aus dem Verein ist es keiner, die Nummern sind eingespeichert. Familie oder Freunde auch nicht - dito.
Mißmutig geh ich ran.
"Lavayeux?"
"Herr Gerard Lavayeux?"
"Ja, wer ist da bitte?"
"Hier ist Edwin Thill. Ihr Onkel gab uns Ihre Nummer."
"Edwin Thill? DER Edwin Thill?"

Der Rest der Fahrt vergeht wie im Flug, während Herr Thill und ich ein sehr langes und sehr interessantes Gespräch führen.
Eigentlich hatte er wahrscheinlich nur mal auf den Busch klopfen wollen, aber nachdem ich ihm mitteile, dass ich ab 01.06. frei bin, bittet er mich um meine E-Mail-Adresse und noch während unseres Telefonats geht mir ein Vertragsangebot zu.

Inzwischen bin ich in Echternach angekommen und stehe vor dem Haus meines Onkels.
Ich schaue mir die Summe nochmal an, die mein Gehalt darstellen soll, grinse wieder ungläubig und schließe die Haustür auf.

Als ich eintrete, kommt er mir bereits völlig aufgelöst entgegen, sein Smartphone in der Hand.

"Hat er Dich schon erreicht?"
"Ja", nicke ich und schwenke mein eigenes Telefon. "Ich habe bis gerade eben mit ihm gesprochen."
Er schaut mich forschend an. "Und? Was wollte er?"
Ich zucke die Schultern. "Hat mir einen Vertrag angeboten."
Mein Onkel muß sich spontan setzen.
"Als was?!"
"Cheftrainer."
"Nein!"
"Doch."
"Ach Du Sch....! Das gibts doch nicht!"
Er ist völlig aus dem Häuschen.
"Was wirst Du jetzt tun?"
Seufzend lasse ich mich in den nächsterreichbaren Sessel fallen, dessen Federn empört ächzen.
"Ich habe keine Ahnung, echt nicht."
Er blinzelt. "Meinst Du das ernst?!"
Ich nicke. "Ja. Ich meine .... das kann ich doch nicht tun!"
"Doch, kannst Du. Du musst es sogar tun!"
"Muß ich?!"

"Natürlich mußt Du! Was ist denn das für eine Frage! Mensch, Gerard, ich bin so stolz auf Dich! War ich jetzt in Deiner Rümelingen-Zeit natürlich auch, aber ...." - mein Gott, hat er echt Pipi in den Augen?!! - "... Gerard, Du kannst Dir nicht vorstellen, was es mir bedeuten würde, wenn mein Lieblingsneffe meinen Lieblingsverein trainieren würde. Und vor allem - wenn er ihn genauso erfolgreich trainieren würde wie die US Rumelange und Excelsior Grevels davor.
Bitte, wenn Du schon sonst nicht weißt, warum Du das machen sollst - sag mir zuliebe ja.
BITTE!"
Ich schüttele den Kopf und lache. "Ist ja gut ist ja gut, ich sag denen zu. Unter einer Bedingung!"
Gernot schaut mich unsicher an. "Äh ... ja?"
"Du bezahlst mir einen Bodyguard, fals sie mich in Rümelingen lynchen wollen, klar?"
Jetzt lachen wir beide - und es ist bei uns beiden ein etwas unsicheres Lachen.

Nichtsdestotrotz setze ich meine elektronische Unterschrift unter den Vertrag und sende ihn zurück an den Absender.


Der Sommer wird spannend.




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« Letzte Änderung: 14.Juli 2023, 21:27:32 von Achtelprofi »
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Dein Urlaub beginnt, meiner ist quasi vorbei und somit hatte ich die Gelegenheit, genüsslich alles nachzuholen, was mir in den letzten zweieinhalb Wochen entgangen war. Und dazu bleibt mir nur eins zu sagen: überragend! Einfach ganz große Klasse, sowohl das sportliche, als auch alles drum herum! FOLA passt für mich als Vereinswahl, es bringt ein bisschen zusätzliche Brisanz in die Geschichte und irgendwie kommt da ja auch zusammen, was zusammen gehört!  :) Glückwunsch nachträglich natürlich noch zum Pokalsieg, diversen Aufstiegen und Klassenerhalten, das war ganz große Klasse und die Art und Weise, wie du das Erzähltempo mal enorm beschleunigt, mal bis hin zu einzelnen Spielberichten runterbremst, bringt eine sehr erfrischende, dynamische Komponente mit rein. Das ist wirklich ganz, ganz große Erzählkunst! Weiter so!
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...und der Teufel schickt uns einen Kuss, wir haben von alledem gewusst!

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Was bleibt mir zu sagen? Na auf jeden Fall - die besten Glückwünsche! Zum Einen zum sensationellen Klassenerhalt und zum Anderen zu deinem Vereinswechsel. Ich bin gespannt wie sich Gerard nun in der Realität bei FOLA schlagen wird.

Und natürlich - ich wünsche dir einen schönen Urlaub! Bei mir ist es nächste Woche soweit.  :D Ich denke, nach dem Urlaub denke ich dann auch mal über Berichte aus Estland nach, bis jetzt gäbe es einiges zu berichten.  :)
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Cercle Sportif FOLA Esch




Große Bühne Luxemburg?



Mitte Juni 2029, Esch d'Alzette, Luxemburg


"Spannend" ist tatsächlich ein passendes Wort für die ersten Wochen nach meinem für alle Seiten (mich eingeschlossen!) überraschenden Wechsel nach Esch.
Die Rümelinger Fans kommen sich - zurecht - veralbert vor, dass ich kurz nachdem ich mit ihnen gemeinsam die Demütigung der Escher FOLA (und nebenbei auch den Klassenerhalt) gefeiert habe, zu eben jener Escher FOLA wechsle.
Die FOLA-Fans sind auch nicht direkt begeistert, weil ich eben "vom Feind" komme.
Die allgemeine Luxemburger Fussball-Öffentlichkeit versteht den Wechsel erst recht nicht - weil man sich (so der allgemeine Tenor der Artikel und Kommentare) fragt, was der älteste Verein Luxemburgs mit einem vergleichsweise unbeschriebenen Blatt wie mir will. Der Pokalsieg mit Rümelingen sei ja gut und schön, der unerwartete Klassenerhalt desgleichen.
"Aber die Frage, die uns alle umtreibt, bleibt doch bestehen: Kann Lavayeux den Sprung vom Trainer eines Underdogs, bei dem kaum Erwartungen gehegt werden, zu einem der - immer noch! - Schwergewichte des nationalen Fussballs bewältigen? Kann er, der bisher keine ausufernde und eindrucksvolle Vita vorzuweisen hat, die Mannschaft, die Verantwortlichen und die Fans hinter sich bringen und beim CS FOLA Esch ebenso erfolgreich arbeiten wie bei seinen vorherigen Stationen?"

Die Frage stelle ich mir genauso, um ehrlich zu sein.
Ich bin genaugenommen immer noch ein Niemand - und FOLA ist eine absolute Institution in Luxemburg.
Immerhin herrscht bereits wenige Tage vor meinem Dienstantritt im Stade Emile Mayrisch (benannt nach einem bedeutenden Stahlindustriellen aus dem vorvorigen Jahrhundert) immerhin schon mal Klarheit darüber, ob mein Ziel Klassenerhalt oder Aufstieg heißt, denn am 22.05.2029 treten FOLA Esch und der FC Mamer '32 zum Relegationsspiel auf neutralem Boden an.
Natürlich bin ich im Stadion und schaue mir dieses eminent wichtige Spiel an!

Mit mir werden mehr als 2600 Zuschauer im Stade Alphonse Theis in Luxemburg Zeuge, wie mein neuer Arbeitgeber seinen Kopf gerade nochmal aus der Abstiegsschlinge zieht.
Yanis Gasmi (12.) und Sergej Vintonji (21.) schaffen mit zwei frühen Toren rasch Klarheit in einem Spiel, das mit "zerfahren" und "unansehnlich" wohl am besten umschrieben ist.
Egal, Klassenerhalt!

Als ich zum ersten Juni meine Arbeit aufnehme, erwartet mich eine gleichzeitig angenehme und unangenehme Überraschung, denn der Kader, den ich übernehme, umfaßt ungeheuerliche 35 Spieler.
Angesprochen auf diese riesige Menge, meint mein Sportdirektor Gerard Caillet (ein Franzose) achselzuckend:
"Wir habenim Winter mit deutlich mehr Abgängen gerechnet. Es sah so aus, also ob uns spätestens im Sommer in allen Mannschaftsteilen tragende Säulen verlassen würden. Also haben wir schon mal Ersatz verpflichtet. Denn auch wenn wir bei FOLA einen relativ guten Ruf haben und auch unsere Kontakte - gerade nach Frankreich, Belgien, in die Niederlande und nach Deutschland - uns immer mal wieder helfen, geeigneten Ersatz zu finden, so müssen wir trotzdem immer geschickt vorausplanen. Denn wenn wir ehrlich sind: FOLA ist inzwischen hinter F91 Düdelingen, FC Differdingen, Swift Hesperingen, Progres Niederkorn, Esch Südwe ... äh ... Jeunesse Esch, UNA Strassen, Racing Luxemburg und auch hinter aufstrebenden Vereinen wie Titus Petingen oder Viktoria Rosport anzusiedeln. Wir haben in den letzten Jahren, eigentlich sogar Jahrzehnten, in vielerlei Hinsicht den Anschluss verpaßt. Meine Vorgänger haben sich zu lange von der guten Entwicklung blenden lassen, die der Verein im zweiten Jahrzehnt des neuen Jahrhunderts genommen hat. Dabei haben die drei - oder vier, je nachdem, ob man die abgebrochene Meisterschaftsrunden 2019/2020 mitrechnet - Ligatitel eigentlich nur verschleiert, dass der Verein damals schon auf dem absteigenden Ast war und im Endeffekt von guter Vorarbeit im Jahrzehnt zuvor zehrte.

Als Flavio Becca dann vom Düdelingen-Investor zum Hesperingen-Investor wurde und damit plötzlich ein weiterer Hecht im kleinen Karpfenteich "BGL Ligue" schwamm, konnten wir nicht mehr Schritt halten. Und als dann zwei, drei Jahre lang die Einnahmen aus dem Europapokal fehlten, wars ganz aus.
2023 - und damit nur zwei jahre nach dem letzten Miestertitel! - stiegen wir sang- und klanglos ab, was der Kaderstruktur den Rest gab. Alle Spieler, die noch von den erfolgreichen Zeiten übrig waren, verschwanden und wurden notgedrungen mit Fussballern ersetzt, die eher Zweitliganiveau hatten. Finanzielle Nöte, Sie verstehen?

Zwar stieg FOLA sofort wieder auf, aber seit diesem unglückseligen Abstieg stand nie wieder ein besserer Platz als "Neun" zu buche. Meist pendeln wir zwischen 10 und 14, so wie dieses Jahr.
Und unsere Spieler .... ", er beugt sich zu mir und senkt die Stimme," ... die sind zwar motiviert und in weiten Teilen auch halbwegs talentiert, aber wenn wir nicht als Team überperformen, werden wir mit diesem Kader Abstiegskandidat bleiben."

Ich nicke nachdenklich.
"Wie sieht es denn mit dem Gehaltsbudget aus? Wäre da noch was zu machen?"
(Da mein Onkel mich zu einer eher überstürzten Zusage genötigt hat, habe ich solche Details nicht im Vorfeld oder in den Verhandlungen klären können und das Gesamtbild dessen, wie der Club dasteht, erschließt sich mir erst nach und nach.)

Caillet zuckt erneut die Schultern. "Grundsätzlich ist da schon noch ordentlich Platz. Ich bin jetzt seit 2023 - also seit dem Zweitligajahr - hier als Sportdirektor verantwortlich und ich habe peinlich darauf geachtet, keine allzuteuren Spieler zu verpflichten.
FOLA war ein finanzieller Sanierungsfall nach dem Abstieg, das haben wir mit viel Disziplin inzwischen beheben können. Auf dem Vereinskonto liegen weit über eine Million Euro, was in etwa ausreicht, um eine ganze Saison ohne Einnahmen zu überstehen.
Aber diese Summe soll weiter wachsen, nicht abnehmen.

Und daher ist zwar Platz im Budget, aber die Vorgabe lautet: keine weiteren Verträge über mehr als 15.000€ (inklusive Prämien) und weitere Zugänge nur ablösefrei und auch erst, wenn uns weitere Spieler verlassen.

Aktuell haben wir fünf Spieler, die diese Gehaltsobergrenze überschreiten, diese Zahl stellt das Maximum dar.
Verträge oberhalb von 15.000€ erfordern grundsätzlich die Zustimmung des Vorstandes, des Sportdirektors und des Trainers, das nur für die Zukunft zur Info.

Der Kader ist für so ziemlich alle Formationen und taktischen Ausrichtungen geeignet und doppelt besetzt, ich sehe aktuell keinen Bedarf für weitere Zugänge in diesem Sommer."

Ich nehme mir vor, mir dazu via Training eine eigene Meinung zu bilden und gegebenenfalls nochmal auf Caillet zuzukommen.
Wenn es stimmt, was er gerade gesagt hat, bin ich aber positiv überrascht.
Es ist nämlich, soviel hab ich in meiner kurzen Karriere schon verstanden, alles andere als selbstverständlich, einen Sportdirektor über sich zu haben, der Finanzen und Kader gleichermaßen verbessern möchte. Hoffentlich hat er mich nicht angeflunkert. Er ist für mich aktuell schwer einzuschätzen. Seine Miene ist durchgehend höflich-professionell, er erhebt nichtmal die Stimme.

Während dieses kurzen Plauschs sind wir von Caillets Büro zu meinem gewandert - ja, ich habe hier ein echtes eigenes Büro! Für mich ganz allein! Purer Luxus.

Wir setzen uns an meinen Computer und schauen zusammen über den Kader:




Im Tor haben wir zwei Stammkräfte.
Zumindest theoretisch.
Emanuel Cabral ist DAS Urgestein im Kader. Bereits seit frühester Kindheit im Verein, ist er seit 2014 (!) Teil der ersten Mannschaft und hat über 280 Spiele für FOLA vorzuweisen. Inzwischen ist er 32, aber immer noch ein starker Erstligakeeper. Er ist einer der Spieler, um die es im Winter heftige Wechselgerüchte gabe, daher verpflichtete Caillet vorsichtshalber einen Ersatz in Form von Zakaria Sore aus der U19 von Olympique Marseille (!).
Dieser wird dem Platzhirsch möglicherweise sofort den Rang ablaufen, das muss ich mir auf dem Platz anschauen. Die Scoutberichte und kurzen Videos deuten auf ein absolutes Toptalent hin, für das die 22.000€ an Grundgehalt angemessen erscheinen.
Der dritte Keeper Manhebo gilt zwar als eines der größten luxemburgischen Talente auf seiner Position, ist für die kommende Saison allerdings für die U19 eingeplant. "Und da gehört er leistungsmäßig auch definitiv hin", meint Caillet.





In der Abwehr tummeln sich etliche starke Spieler, besonderes Prunkstück scheint mir nach den ersten Eindrücken links hinten zu sein. Dort sind mit Delattre und Thuillier gleich zwei extrem schnelle, flankensichere Spieler im Kader, deren Stärke wir auf jeden Fall nutzen sollten.
"Generell achte ich bei Neuverpflichtungen in der Defensive auf eine gewisse Grundschnelligkeit und Kopfballstärke", meint Caillet.
Das finde ich gut, perspektivisch wünsche ich mir allerdings noch ein bißchen mehr Augenmerk auf Passicherheit und Teamwork.





In Mittelfeld und Angriff scheint die Leitlinie für Verpflichtungen "Polyvalenz" zu lauten, die variabilität der Spieler in diesen Mannschaftsteilen ist bemerkenswert.
Mit Plazonja, Langlois und Olaizola sind auch mehrere potentielle Starspieler hier zu finden, meint Caillet.
Bald nicht mehr Teil des Kaders ist dagegen leider Relegationsheld Vitonji, der für leckere 357.000€ von Racing Santander verpflichtet wurde, Wechsel im Winter, Weiterverkaufsklausel inklusive.



Alles in allem scheint mir der Kader tatsächlich ausgewogen und variabel zusammengestellt zu sein, wirkliche Schwächen sehe ich keine.
Zwei Keeper mit Stammplatzanspruch sind, soweit ich das verstanden habe, der einzige mögliche Unruheherd.
Sofern sich im Training nicht doch noch weitere probleme herauskristallisieren, sind wir für die Mission "Klassenerhalt" also gut aufgestellt.


~~~~~~~~~~


Als die Mannschaft Mitte Juni aus ihrem Urlaub zurückkehrt, geben wir daher auch genau dieses Ziel aus.
Die Zeitungen sehen es ähnlich:




Genauer gesagt gehen sie davon aus, dass sich mein jetztiger Arbeitgeber ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit meinem Ex-Arbeitgeber liefern wird - und zwar darum, wer als Letzter und wer als Vorletzter absteigen darf.
Apropos Rumelange: wie sich herausstellt, haben wir sogar noch einen weiteren Innenverteidiger. Der 29jährige Franko-Portugiese Tameghi wird aber bis zum Ende der kommmenden Saison leihweise in Rümelingen spielen. Sportlich ist er bei dem starken Aufgebot in unserer Innenverteidigung wahrscheinlich kein großer Verlust...


Die Vorbereitung ist viel zu kurz für meinen Geschmack (fünf Wochen nur) und reicht uns geradeso zum Einstudieren eines eher defensiv ausgerichteten 42211 mit Doppel-Sechs sowie eines klassisch-flachen 442.

Und dann - wir fühlen uns bestenfalls so lala vorbereitet - startet die neue Saison!
Leider mit einem Hammerprogramm. Na gut, das ist vielleicht ein bißchen übertrieben, aber die ersten beiden Spiele lauten: zuhause gegen Jeunesse Esch (das älteste luxemburgische Derby) und dann auswärts bei US Rümelingen (das für mich wohl schwierigste Duell dieser Saison).
Mit etwas Glück holen wir drei Punkte in Rümelingen und vielleicht einen weiteren gegen den Erzrivalen (der von der einstigen nationalen Dominanz zwar auch meilenweit entfernt ist, aber dennoch auf dem Papier stärker einzuschätzen ist als wir.)




Und so kommt es dann auch. Das Unentschieden gegen Jeunesse ist dabei als eher unglücklich anzusehen, da wir überraschend deutlich überlegen waren und dennoch bis 93. Minute (!) sogar einem Rückstand hinterherlaufen - bis Plazonja uns dann wenigstens das Unentschieden (und damit den Saisonstart) rettet.
Die drei Punkte in Rümelingen sind dagegen - so ehrlich darf man sein - eher unverdient und einfach nur Ergebnis einer gnadenlosen Offensive, die an diesem Tag zu effizient für die Gastgeber ist.
Die Proteste der Rümelingen-Fans gegen meine Person halten sich glücklicherweise in Grenzen, das "Schlimmste" ist ein Plakat mit einem Zitat von mir und einem Kommentar dazu:

"Ich fühl mich wohl bei US Rümelingen!" - Laber laber Lavayeux!"

Kann ich mit leben.

Das dritte Spiel im August, zuhause gegen Viktoria Rosport, verlieren wir zwar mit 0:1, aber auch hier waren wir auf Augenhöhe, mindestens.
Der Start macht Mut, wir stehen nach drei Spielen auf Platz 8.
Rümelingen dagegen legt einen Horrorstart hin und ziert mit 0 Punkten und 1:11 Toren das Tabellenende.




Der September bringt uns drei Spiele, in denen wir uns ehrlichweise keinen einzigen Sieg ausrechnen.
Strassen zuhause, Düdelingen auswärts, Wiltz auswärts. "Wenn wir wenigstens einen Punkt holen, wär das schon mal klasse", da sind sich Caillet und ich einig.

Am Ende werden es sogar zwei - und wir ärgern uns, dass es nicht vier sind!
Strassen legen wir offensiv komplett lahm, sie uns allerdings auch. Logische Konsequentz: 0:0.
Titelanwärter Düdelingen legen wir auswärts zwar auch an die Kette - allerdings leider mit einer einzigen Ausnahme. Und wenn man sich selbst aufgrund des Defensivfokus' kaum Chancen erarbeitet und der Gegner seine einzige echte Gelegenheit nutzt, kommt eben eine etwas unverdiente 0:1-Niederlage bei raus.
Danach gehts für uns nach Wiltz ... und dort sehen wir nach zwei nahezu perfekten Kontern (und daraus folgenden Toren von Plazonja und Perez) schon wie die sicheren Sieger aus. Leider läßt unsere defensive Konzentration gegn Ende der Partie deutlich nach und Wiltz kommt so noch zum Ausgleich durch zwei Treffer nach Standards in der Schlußviertelstunde.
Daran müssen wir arbeiten!

Immerhin: sechs Spiele, sechs Punkte. Nicht super, aber eine gute Arbeitsgrundlage. Platz 9 aktuell.
Rümelingen wartet weiter auf den ersten Punkt. 3:19 Tore inzwischen, selbstverständlich (und leider) weiterhin Letzter.




Oktober. Die Außentemperaturen fallen - aber der FOLA-Motor läuft langsam heiß.
"Phrasenschwein an Lavayeux, Phrasenschwein an Lavayeux: fünf Euro bitte! Oh und schöne Grüße von der Kalaueraufsicht: 10 Euro extra als Strafe für einen extrem schlechten Kalauer!")

Vier Spiele gibts für uns in diesem Monat, den Anfang macht das Pokalspiel zuhause gegen Zweitligist Boevingen. Wir haben zwar Anlaufschwierigkeiten - inklusive frühem 0:2-Rückstand - kämpfen uns aber die Partie hinein und egalisieren das Ergebnis dank eines Plazonja-Doppelschlages in der 60. und 61. Minute. Weitere Treffer gelingen allerdings keiner der beiden Mannschaften und so gehen wir in die Verlängerung. Hier wird Mittelfeld-Filigrantechniker Ayoub Asrihi zum Matchwinner, als er einen feinen Doppelpass mit Plazonja zum Siegtreffer veredelt.
Es ist natürlich kein Ruhmesblatt, gegen einen Zweitligisten zuhause erst nach Verlängerung zu gewinnen, aber wir haben uns auch von einem 0:2 nicht kirre machen lassen und sind (wichtig für die Moral!) erfolgreich zurückgekommen.

Im Ligaheimspiel gegen Petingen läuft es ähnlich - wir geraten durch zwei saudämliche Flippertore wieder mit 0:2 in Rückstand. Aber wieder beißen wir uns ins Spiel und der kommende Wahlspanier Vitonji schießt uns per Doppelpack zum Unentschieden. Schade, dass es in der Liga keine Verlängerung gibt und Asrihi daher nicht erneut zum Matchwinner werden kann.

Es folgt das Auswärtsspiel beim FC Rodingen. Eines der wenigen Auswärtsspiele, in dem wir uns berechtigte Hoffnungen auf einen Dreier machen können - und die Spieler setzen das auch sehr gut um. Das 2:0 klingt nicht im Ansatz so deutlich wie das Spiel war. Wenn ich der Mannschaft einen Vorwurf machen möchte, dann die katastrophale Chancenverwertung.
Aber warum Vorwürfe machen, wenn wir so souverän gewinnen?

Abgerundet wird unser erster ungeschlagener Monat durch ein Spiel für die Geschichtsbücher.
Wir spielen bei Etzella Ettelbrück, die sich in Schlagdistanz zu den internationalen Plätzen befinden und dringend drei Punkte gegen uns holen wollen.
Allerdings finden sie selten ein Mittel gegen unser 42211 und geraten Sekunden vor dem Halbzeitpfiff durch einen sehenswerten Seitfallzieher unseres Goalgetters Plazonja sogar in Rückstand.
Nach der Pause rennen die Gastgeber wütend an, finden aber weiterhin kaum mal in unserem Strafraum statt.
Ich beginne mich schon ganz langsam an den Gedanken eines unvermuteten Auswärtsdreiers zu gewöhnen, da schafft es Concari, der eingewechselte italienische Stoßstürmer in Ettelbrücker Diensten, sich tatsächlich mal von seinem Bewacher fortzustehlen und erzielt aus dem Nichts den Ausgleich.
"Dreck!", denke ich mir so.

Es stellt sich allerdings heraus, dass dieser späte Glückstreffer mitnichten der Schlußpunkt dieser Partie war.
Ganz im Gegenteil, das Spiel hat gerade erst so richtig begonnen!

Es läuft die letzte Minute der regulären Spielzeit, als Plazonja mit einem Fabelpass des eingewechselten Langlois steilgeschickt wird. Knapp innerhalb des Strafraums wird er vom letzten Verteidiger regelwidrig gelegt - klare Sache! Elfmeter!
Langlois tritt an und versenkt die Pille cool im linken unteren Eck.
Siegtreffer?
Wer weiß, noch sind 3 Minuten zu spielen.
Ettelbrück stößt an, verlagert das Spiel nach links, ihr Außenverteidiger will einen langen Pass in die Spitze spielen, schießt allerdings nur den Kopf des hochspringenden Plazonja an, der damit zum ungeplanten Vorlagengeber für Langlois wird. Dieser nimmt den Pass auf, umrundet zwei Verteidiger und - als alle mit einem Pass auf den rechts mitgelaufenen Gasmi rechnen - zieht von der Strafraumkante ab, überrascht den Keeper damit total und erzielt so das 3:1!
"Auswärtssieg, Auswärtssieg!", skandieren die drei Dutzend mitgereisten FOLA-Fans.

Sie haben es noch nicht ganz zweimal gesungen, da zeigt Concari, dass auch er Fernschüsse kann. Sein 24-Meter-Gewaltschuss rutscht dem überraschten Sore durch die Handschuhe und plötzlich steht es nur noch 3:2 für FOLA.
Und der Schiedsrichter deutet an, dass die diversen Tore und sonstigen Unterbrechungen die Nachspielzeit verlängern werden.
Jetzt ist es ein Spiel mit Haken und Ösen, in den nächsten 3 Minuten sehen insgesamt sechs Spieler Gelb (jeweils drei bei jeder Mannschaft).

Es läuft die letzte Minute der "injury time", als Ettelbrück nochmal einen Eckball erhält. Die wütenden Proteste der Gästespieler (Heimstürmer und Doppeltorschütze Concari soll zuletzt am Ball gewesen sein) verhallen wirkungslos.
Der Eckball kommt hoch rein, Innenverteidiger Prouchet köpft ihn raus - aber direkt vor die Füße von, na wem wohl? Klar, Concari.
Und der wird zum umjubelten Helden, als er den Abpraller humorlos ins rechts Eck nagelt, Sore ist ohne jede Abwehrchance.
Danach ist direkt Schluß.



Was.
Für.
Ein.
Spiel.

Hätte mir einer vor der Partie einen Punkt in Ettelbrück angeboten, hätte ich begeistert angenommen.
Jetzt jedoch fühlt es sich wie zwei verlorene Punkte an.
Aber egal, wir sind Achter in der Tabelle, das ist sechs bis acht Plätze besser als uns die Journaille zugetraut hat.

Rümelingen hat inzwischen seinen ersten Punkt ergattert (auch noch auswärts!), aber 1 Punkte und 7:22 Tore sind dennoch eine niederschmetternde Bilanz. Der Vorletzte Wiltz hat bereits 8 Punkte, zum ersten Relegationsplatz sind es bereits 10 Punkte Rückstand.




Der November hat drei Partien für uns in petto, beginnend mit dem Viertrundenpokalspiel bei Zweitligist Schifflingen.
Dieses Mal machen wir es nicht wieder so spannend wir in der Runde zuvor, Plazonja und Doppelpacker Perez schießen ein souveränes 3:1 heraus, das Gegentor in der 92. Minute ist ärgerlich, aber letztlich bedeutungslos.
Die beiden Ligaspiele in diesem Monat finden beide zuhause statt.
Und während wir das 0:0 gegen den Tabellendritten Niederkorn eher als Erfolg sehen, ist das 1:1 gegen Alisontia Steinsel (Gegentor mal wieder kurz vor Ultimo) definitiv eine gefühlte Niederlage. Wir bleiben allerdings im Mittelfeld der Tabelle, immerhin.




Der Dezember ist der Monat mit den meisten Pflichtspielen bisher. Und vom Programm her der wahrscheinlich heftigste, spielen wir doch - von US Hostert mal abgesehen - ausschließlich gegen Mannschaften, die das obere Tabellendrittel (oder besser) als Saisonziel haben.
Den Anfang macht das Auswärtsspiel bei Racing FC Luxemburg. Die stehen auf dem vierten Platz und schielen mit anderthalb Augen nach oben.
Hätten sie mal lieber mit allen verfügbaren Augen auf Plazonja und Langlois geschielt! Die beiden erzielen in der 8. und 13. Minute zwei blitzsaubere Kontertore, danach halten wir die Gastgeber mit vollem Einsatz "einfach nur" von unserem Tor fern und machen uns mit drei unerwarteten Punkten aus dem Staub.

Eine Woche später, in Hostert, sind wir dagegen Favorit. Die Gastgeber stecken tief im Abstiegssumpf und benötigen jeden Punkt, um sich den FC Wiltz vom Leib zu halten.
Wir verteilen allerdings keine Geschenke - Olaizola mit einem Freistoß kurz nach Wiederanpfiff und Daniel Perez per Kopf nach Ecke mitten in die stärkste Phase der Gastgeber hinein schießen uns zu drei mehr oder minder fest eingeplanten Punkten.
Ab jetzt folgen bis zum Jahreswechsel nur noch Heimspiele.

Reihenfolge:

Differdingen (Tabellensechster)
Hesperingen (überlegener Tabellenführer)
Düdelingen (Tabellenzweiter)

Mit anderen Worten: realistisch betrachtet können wir vielleicht ein Unentschieden ergaunern, aber wir sollten eher mit drei klaren Niederlagen rechnen, denn alle Gegner sind deutlich bis massiv stärker einzuschätzen als wir und werden die Punkte gegen uns wohl fest eingeplant haben.

Allerdings hat Differdingen die Rechnung eindeutig ohne Plazonja gemacht. Der macht sein persönliches Spiel der Saison und schießt die Gäste im Alleingang per Viererpack (!) nach Hause. Unglaubliches Spiel meiner Mannschaft, die knapp 1000 Zuschauer singen noch eine halbe Stunde nach Spielende begeistert die Vereinshymne.

Gegen Emporkömmling und Neukrösus Swift Hesperingen kommen dennoch weniger als 500 Zuschauer - die anderen ahnen wohl schon, dass sich eine solche FOLA-Sternstunde nicht sofort in der nächsten Woche wiederholt.
Und sie haben recht - obwohl wir gut im Spiel sind, fehlt uns in entscheidenen Momenten ein Quäntchen Glück oder eine Unze individuelles Talent.
Und so verlieren wir knapp, aber definitiv verdient mit 0:2.
Zum Jahresabschluss gegen Düdelingen sind wir gleichwertig, aber im Abschluss glücklos. Und hinten einmal machtlos. Das 0:1 ist ein bißchen ungerecht - aber seit wann ist der Fussball denn gerecht?

Am 16. Spieltag (dem letzten vor dem Jahreswechsel) gelingt Rümelingen übrigens der erste Saisonsieg, womit sie nunmehr sagenhafte 4 Punkte vorzuweisen haben.
Sofern im Winter nicht ein Wunder geschieht und die Mannschaft im Frühjahr alles kurz und klein schießt, werden sie wohl bald schon als erster Absteiger feststehen.

Noch größer als der Abstand vom Letzten zum Vorletzten ist die Lücke zwischen Tabellenführer Swift Hesperingen und dem ersten Verfolger FC Düdelingen. Ganze 11 Punkte Vorsprung haben die Hesperinger bereits und sind damit designierter neuer Meister. Kein Kunststück bei den finanziellen Voraussetzungen!
Mit Hesperingen, Düdelingen, Differdingen und Strassen sind seit dieser Saison übrigens zum ersten Mal gleich vier Profivereine in der Liga. Strassen hat diesen Schritt in der Sommerpause vollzogen, dümpelt allerdings dennoch kurz vor den Relegationsrängen dahin, genau wie unser Erzrivale Esch Südwest.

Und FOLA?
Steht im gesicherten Mittelfeld - auch wenn dieser Eindruck bei nur fünf Punkten Vorsprung auf die Relegationsränge trügerisch ist.
Dennoch - die Saison verläuft deutlich besser als von den Experten erwartet.
Wenn wir das Level der Hinrunde einfach nur halten können, wird das die erste Saison seit 4 Jahren, in der FOLA nichts mit dem Abstieg zu tun hat.

Wie wir Vitonji ersetzen sollen, fällt mir hoffentlich rechtzeitig ein...




« Letzte Änderung: 30.Juli 2023, 19:57:53 von Achtelprofi »
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Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers

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Cercle Sportif FOLA Esch




Große Bühne Luxemburg!



Frühjahr 2030, Esch d'Alzette, Luxemburg


In der dreiwöchigen Winterpause setzen wir - die sportlich und finanziell Verantwortlichen der FOLA - uns nur kurz zusammen, um über den Kader zu sprechen.
Denn viel zu besprechen gibt es da nicht:
Angebote für unsere Spieler gibt es vorerst keine - was ich klasse finde, ich habe nicht die Absicht, auf irgendwen aus dem 24-Mann-Kader zu verzichten.
Moment, wie bitte? 24 Spieler? Waren das nicht 35?
Ja, waren es - und sind es grundsätzlich auch weiterhin.
Nur dass 11 dieser Spieler eigentlich die U19 bilden.
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Nachdem wir die elf Jungspunde zurück in ihre eigentliche Mannschaft gesteckt haben, ist der Kader nahezu ideal groß - es fehlt genaugenommen nur ein einziger Spieler, der als Notfall-Backup für beide Flügel (offensiv wie defensiv) dienen kann. Mit der Suche nach einem solchen Spieler werden wir aber noch warten, vorerst reichen uns die U19-Backups aus.

Die Besprechung der Ziele für die Rückrunde ist genauso schnell erledigt: wir geben intern das Ziel aus, dass es einstellig werden soll. Was bedeuten würde, dass wir die Bestplatzierung seit dem Aufstieg egalisieren.
Offiziell lautet das Ziel jedoch weiterhin "direkter Klassenerhalt", da sowohl Präsident Edwin Thill als auch Caillet und ich uns absolut einig sind, dass der Herbst an manchen Stellen besser lief, als die Leistung der Spieler es eigentlich verdient gehabt hätte.

Keine Transfers, keine sportliche Neuausrichtung - damit bleibt es wohl dem Punkt "Finanzen" vorbehalten, das Highlight der Teambesprechung darzustellen.
Oder?
Nö - auch da herrscht Ebbe an der Newsfront.
Die Finanzen sind nicht herausragend - wir können uns im Gegensatz zu Düdelingen oder Hesperingen nicht im Ansatz leisten, Millionensummen an Ablöse zu zahlen - aber absolut solide. Auf dem Konto räkeln sich weiterhin mehr als eine Million Euro, auch wenn der Betrag im ersten Saisonabschnitt ein bißchen abgenommen hat.
"Man merkt halt deutlich, dass das Stadion eigentlich inzwischen zu groß für den Verein ist. Die Kosten für Instandhaltung und Sicherheit stehen in den seltensten Fällen in irgendeinem gesunden Verhältnis zu den Einnahmen. Ausnahmen sind die Derbies und Spitzenspiele," erläutert Caillet.
Präsident Thill sieht hinsichtlich des Stade Emile Mayrisch vorerst keinen Handlungsbedarf. "Sollten sich die Zuschauerzahlen weiterhin rückläufig entwickeln und keine neuen Einnahmequellen erschlossen werden können, müssen wir aber mittelfristig tatsächlich über das Thema Stadionrückbau sprechen."

Aber das ist ein Problem von "Future FOLA", wie es Caillet flapsig ausdrückt. Im Hier und Jetzt gilt es erstmal, die gute Ausgangsposition aus der Hinrunde zu bestätigen.

Und wer käme uns gelegener als mein Ex-Verein, um mit einem Erfolgerlebnis, noch dazu zuhause, ins neue Jahr zu starten?
Rümelingen tut mir wirklich leid, ja. Diesen rasanten Absturz habe ich ihnen nicht gewünscht und kann nur die Daumen drücken, dass sie vielleicht doch noch irgendwie die Kurve kriegen.
Aber falls sie noch irgendwas in petto haben, dann zeigen sie es nicht im Spiel gegen uns, ganz und gar nicht.

Wir laufen in unserer Standard-Heim-Formation, dem 42211, auf und lassen von Beginn an keinen Zweifel, wer hier gewinnen wird.
Plazonja und Doppelpacker Perez schießen in einem äußerst einseitigen Spiel einen klaren, beruhigenden und verdienten 3:0-Vorsprung heraus. In der Nachspielzeit schenken wir den Gästen dann den Ehrentreffer, als sich Keeper Sore und Abwehrchef Prouchet nicht einig sind, wer den Ball denn nun übernehmen soll.
Ärgerlich, klar, aber eigentlich egal.
Das 3:1-Endergebnis ist jedenfalls ein guter Rückrundenauftakt und ein ebenso guter Motivationsschub für die Mutter aller Auswärtsspiele, die direkt im Anschluss folgt:

Derbytime in Esch!
Das "Derby op der Grenz" ist die gesamte Woche Hauptthema in der Fussballöffentlichkeit. Im "Stade de la Frontiere" verlieren sich dann schlußendlich nichtmal 1800 Nasen, die allerdings ein rasantes Derby geboten bekommen.
Südwest geht praktisch mit dem ersten Angriff in Führung, wir rennen danach wieder und wieder erfolglos an. Nach der Pause - ich habe Kopfballungeheuer Perez für den agilen, aber glücklosen Langlois gebracht und unsere Taktik auf ein 442 mit Zielspieler, eben jenen Perez, umgestellt) dreht unsere Lebensversicherung Plazonja die Partie per Doppelpack zu unseren Gunsten. Vorlage jeweils durch Perez. Ich hab schon schlechtere Joker erlebt...
Als wir schon wie Derbysieger aussehen, schlägt Südwest nochmal zurück und stellt in der 92. Minute den 2:2-Endstand her.
Mist, ey!
Aber gut, Derby zweimal nicht verloren, es könnte schlimmer sein.
Und da der Januar keine weiteren Ligaspiele hat, gehen wir als Achter in die Februarspiele.





Der Februar bietet uns gleich viermal die Möglichkeit, unser Punktepolster auf die Abstiegsränge auszubauen - aktuell sind es sieben, das dürfen aber gern noch mehr werden.
Je früher wir den Klassenerhalt sicher haben, desto früher können wir mit der Planung der nächsten Saison anfangen.

Wir fahren als erstes nach Rosport zur dortigen Viktoria.
Und liefern Anschauungsmaterial dafür ab, wie man auf Konter spielt.
Am Ende haben wir keine 40% Ballbesitz, lassen allerdings nur 3 Schüsse auf unser Tor zu (die allesamt eine sichere Beute unseres Keepers Sore werden) und verwandeln im Gegenzug zwei unserer fünf klaren Torchancen. Ein früher Treffer von Plazonja, ein (ganz) später von Perez - Auswärtssieg! Und Platz sieben!

Danach haben wir wieder mal ein Heimspiel - gegen den Tabellenvorletzten Wiltz soll ein Sieg her, ist doch logisch.
Nur ... "Logik" und "Realität" schreibt man nicht nur unterschiedlich, nein - die Worte bedeuten auch völlig Unterschiedliches!
Und die Realität sieht so aus: wir kassieren mal wieder ein frühes (und selten dämliches!) Tor, als Thuillier im Aufbau ein folgenschwerer Fehlpass unterläuft.
Der für den angeschlagenen Langlois spielende Pereira kann zwar noch vor der Pause ausgleichen, aber das ist leider auch das einzige Mal, das wir den Stahlbeton der Gäste aufbrechen können.
Es bleibt beim 1:1 und wir haben zwei fest eingeplante Punkte verloren.

"Dann müssen die Punkte halt in Strassen her!", fordere ich von der Mannschaft. Unsere Gastgeber stecken im Tabellenmittelfeld - und damit meilenweit unterhalb ihrer Ansprüche - fest und zeigen heute wieder mal, wieso das so ist.
Fahrlässig in der Chancenverwertung, fahrig in der Defensive.
Plazonja bringt uns Mitte der ersten Halbzeit in Führung, diese können die Gastgeber Mitte der zweiten Halbzeit mit Mühe ausgleichen.
Als uns erneut Plazonja in der 70. wiederum in front schießt, beantworten die Strassener das mit wütenden Angriffen und Härte hart an der Grenze des Erlaubten. Oder auch mal klar über diese Grenze hinaus, wie unser Rechtsverteidiger Voinier unter Schmerzensschreien erfährt, als er per überharter Grätsche vom Spielfeld direkt in den Krankenwagen befördert wird. Seine Fußstellung läßt uns Übles ahnen, aber noch sind 10 Minuten zu spielen. Ich habe den letzten Wechsel vor nichtmal dreißig Sekunden getätigt, wir müssen uns Strassens Schlussoffensive also zu zehnt entgegenstemmen.
In der 85. kann Plazonja eigentlich den Sack zumachen, trifft bei einem 3-Pässe-bis-zum-Strafraum-Konter völlig allein vor dem Keeper jedoch nur den Pfosten. Solche Dinger macht er eigentlich im Schlaf, diesmal versagen ihm jedoch offenbar die Nerven.
Eingedenk unseres Händchens für späte, sinnfreie Gegentore schüttele ich schon fassungslos den Kopf - bekomme aber immerhin geradeso aus dem Augenwinkel noch mit, wie Davide Fiorillo in der 95. (!) Minute per 20-Meter-Schlenzer die endgültige Entscheidung herbeiführt.
Na bitte, 3 Punkte!
Wie sich herausstellt, reicht das, um vorerst sogar auf Platz 6 vorzurücken.

Wie sich ebenfalls herausstellt, ist der Preis dafür aber extrem hoch.
Voinier hat sich bei der an einen tätlichen Angriff grenzenden Grätsche (für die es übrigens nichtmal einen Freistoß gab, der Schiri ließ knallhart weiterspielen!) den rechten Knöchel gebrochen - Saisonaus!
Und wir haben zwar einen Backup für seine Position - den Portugiesen Rogerio Fernandes - aber der ist qualitätsmäßig weit von Erstliganiveau entfernt. Und wenn er auch noch ausfallen sollte, haben wir rechts hinten niemanden mehr.

Kurz nach Schließung des Transferfensters begibt sich Caillet daher auf die Suche nach einem erfahrenen, zuverlässigen Rechtsverteidiger, der nicht nur das Niveau für die BGL Ligue mitbringt, sondern auch noch vereinslos ist und mit einem Halbjahresvertrag (und einem Winz-Gehalt) einverstanden ist.
Eine schier unlösbare Aufgabe!

Glaube ich jedenfalls und bin entsprechend überrascht, als Caillet schon vier Tage später den 30jährigen Brasilianer (!) Pedro Gabriel aus dem Hut zaubert, der seit einem guten Jahr vereinslos ist, das Gehalt und die Liga akzeptabel findet und nach kurzem Probetraining (in dem er uns so vollständig überzeugt, wie das für einen solchen Paniktransfer möglich ist) ohne Option bis zum Saisonende unterschreibt.

Im folgenden Ligaspiel bei Alisontia Steinsel kann er leider noch nicht mitwirken und wir merken sofort, wie gravierend der Qualitätsabfall durch Voiniers Fehlen ist.
Offensiv fehlen die Flanken von rechts und defensiv ist Voinier-Vertreter Fernandes mehrfach nicht auf der Höhe, so dass am Ende eine knappe, aber leider verdiente 0:1-Niederlage steht.
Jegliche Träumereien, vielleicht noch den dritten Platz zu ergattern, der ein sicheres Ticket für die Conference-League-Quali darstellt, haben sich damit erledigt. Der Rückstand beträgt nunmehr 10 Punkte. Bei acht noch ausstehenden Spielen - inklusive Auswärtspartien in Niederkorn (Vierter), Differdingen (Sechster) und Hesperingen (Erster).

Andererseits beträgt unser Vorsprung auf Platz 13 (den ersten Relegationsrang) nunmehr 12 Punkte, so ganz langsam können wir für die neue Saison planen.
Rümelingen leider auch, ihr Punktestand beträgt 6 (1 Sieg, 3 Unentschieden) und damit sind sie bereits 14 Punkte hinter dem Vorletzten.





Der März hält drei durchaus harte Partien für uns bereit - Petingen (10., A), Ettelbrück (8., H), Niederkorn (6., A).
Wir setzen uns 4 Punkte als Ziel, in Niederkorn wird wohl nichts zu holen sein.

Es werden sogar deren 6, denn erst gewinnen wir in Petingen mit 3:1, auch ohne unseren Goalgetter Plazonja, der eine Lebensmittelvergiftung auskuriert.
Und danach schlagen wir auch Ettelbrück - auch wenn wir bis zur zweiten Halbzeit warten müssen, bis wir endlich die Lücke finden. Am Ende wirds ein schöner, glatter 2:0-Sieg, Tore: Plazonja (sein 17. Saisontor) sowie Pereira in der Nachspielzeit.

Zum Monatsabschluss setzt es in Niederkorn dann die erwartete Niederlage. Dass wir beim 0:1 auf Augenhöhe agieren, ist schön fürs Ego, aber letztlich bedeutungslos.
Rümelingen verliert erneut und ist am 25. Spieltag auch rechnerisch abgestiegen.





April - es wird wärmer und die Saison biegt auf die Zielgerade ein.
Fünf Spiele noch, vier davon im April.

Die Plätze 1-4 sind definitiv außer Reichweite, aber alles zwischen 5 und 11 ist rechnerisch noch möglich. Wir wollen selbstverständlich so weit hoch wie möglich.
Nicht nur aus sportlichem Ehrgeiz, sondern auch, weil zwischen Platz 5 und Platz 11 schlappe 200.000€ Preisgelder liegen, die der Verein sehr gut gebrauchen kann.

Dass wir in drei dieser vier Spiele mehr oder minder klare Außenseiter sind, ist natürlich unglücklich, aber da müssen wir wohl durch.
Zumindest die drei Punkte gegen Rodingen, den aktuellen Tabellen-12., sind absolute Pflicht.
Und da wir mit Plazonja einen sehr zuverlässigen Goalgetter in unseren Reihen haben, erledigen wir die Pflichtaufgabe auch mit Bravour.
*hust*

Das Spiel beginnt sehr gut für uns - es ist noch keine halbe Stunde gespielt und wir führen bereits 2:0 durch 2 Tore von Plazonja.
Leider verpassen wir es, das dritte Tor nachzulegen und fangen uns stattdessen in der 57. Minute den Anschlusstreffer - standesgemäß durch den ersten Schuß auf unser Tor.
Und mit einem Mal stehen wir zuhause gegen den Abstiegskandidaten nur noch hintendrin, spielen fahrig und unsauber, kriegen keinen Konter mehr auf die Reihe, Fehlpässe häufen sich ... es ist zum Aus-der-Haut-fahren.
Wir können uns im Minutentakt bei Soré bedanken, der sich glücklicherweise nicht von der allgemeinen Nervosität anstecken läßt und einfach alles hält, was auf seinen Kasten kommt.
Ohne ihn hätten wir hier verloren, da bin ich sicher.
Da er aber im Tor steht, gewinnen wir - gemessen an der zweiten Halbzeit sehr glücklich! - mit 2:1 und dürfen weiter vom 5. Platz in der Endabrechung träumen.

Ob das nach den nächsten drei Spielen immer noch so ist, darf getrost bezweifelt werden.

Denn jetzt geht es erstmal gegen den Fünften Racing FC Luxemburg, dem wir mit einem Sieg zwar auf zwei Punkte nahe kommen könnten, der uns jedoch erfolgreich auf Abstand hält, weil beide Abwehrreihen einen Sahnetag erwischt haben und am Ende ein 0:0 auf der Anzeigetafel steht.

Danach müssen wir nach Differdingen, wo wir durch Plazonja zwar in Führung gehen, diese aber nicht ins Ziel bringen. 1:1, der fünfte Platz ist damit fast sicher futsch.

Und als Dritter im Bunde der Favoriten empfängt uns zum Monatsabschluss Hesperingen.
Für die geht es um die letzte Mini-Chance auf die Meisterschaft (!!!), entsprechend druckvoll gestalten sie die erste Halbzeit.
Mit einem 1:3 aus unserer Sicht geht es in die Kabine.

Ich stelle von 42211 auf 4222 um (2 DM, 2 Flügelspieler, Zielspieler und Knipser), lasse aber weiter auf Konter spielen.
Und es funktioniert!
Plazonja und Langlois bringen uns innerhalb von 7 Minuten wieder ins Spiel, den Punkt retten wir dann über die Zeit.

Damit steht fest - wenn wir unser letztes Saisonspiel gewinnen, sind wir sicher Sechster!
Das Problem: wir spielen zuhause gegen die US Hostert, die dringend Punkte benötigt, um nicht am letzten Spieltag noch von Wiltz überholt und auf den zweiten direkten Abstiegsrang gekickt zu werden.
Selbstläufer wird das also ganz sicher keiner.





Letzter Spieltag.
Ganze 213 Zuschauer wollen sehen, ob wir Sechster oder Siebter werden. Unverschämtheit!
Hostert geht mit dem Mute der Verzweiflung offensiv in die Partie, wie kontern sie in Form von Langlois in der ersten halben Stunde aber gleich zwei mal trocken aus.
Der Rest ist Verwaltungsmodus.
Für 213 Zuschauer lohnt Spektakel ja auch gar nicht.





Damit ergibt sich folgende Endtabelle:





Die größte Sensation hat sich wohl auf den ersten beiden Plätzen ereignet, das muss man klar so sagen.
Mit 11 Punkten Vorsprung auf Düdelingen in die zweite Saisonhälfte gegangen, taumelt Hesperingen wie ein angeschlagener Boxer durch die Rückrunde und kommt schließlich mit ganzen 5 Punkten Rückstand ins Ziel.
Und hätten Niederkorn und Steinsel nicht ebenfalls mit heftigen Formschwankungen zu kämpfen gehabt, wäre der Verein nächste Saison möglicherweise nichtmal international vertreten.
Gebrauchte Rückrunde für Hesperingen, zu der wir auch unseren Teil beigetragen haben, aber dazu gleich mehr.

FOLA also mit der besten Platzierung seit dem Titelgewinn 2021. Vor der Saison ganz am Ende der Tabelle erwartet, hat die Mannschaft viele Beobachter (und auch die eine oder andere gegnerische Mannschaft) überrascht und sich nicht nur fast die gesamte Saison über in der oberen Tabellenhälfte aufgehalten, sondern auch noch den Lokalrivalen AS Jeunesse d'Esch klar hinter sich gelassen.

Bei eigentlich allen FOLA-Fans tritt diese schöne Momentaufnahme jedoch hinter einer weiteren Sensation zurück:

Der Echternacher Gerard Lavayeux führt nach der US Rümelingen vor 2 Jahren nun auch FOLA Esch zu einem äußerst überraschenden Pokalgewinn und damit bereits in seinem ersten Jahr als Cheftrainer der FOLA nach Europa!
FOLA Esch gelingt dabei das Kunststück, im Viertel- und Halbfinale sowie im Endspiel ohne Gegentreffer zu bleiben. Bei den namhaften Gegnern beileibe keine Selbstverständlichkeit.

Für die FOLA-Fans viel wichtiger als dieser Beweis guter Abwehrarbeit ist jedoch die Tatsache, dass das Finale ausgerechnet gegen Erzrivale "Esch Südwest" gespielt wird, die FOLA ihrem Gegner in 90 Minuten gerade mal zwei Schüsse aufs Tor gestattet, mit den bedauernswerten Schwarzgelben ansonsten eher defensives "Hase und Igel" spielt ("Ich bin schon hier!" - 39% Ballbesitz reichen den Rotweißen, um alle wichtigen Bälle zu erobern und selbst mehrfach gefährlich vors schwarzgelbe Gehäuse zu kontern) und das Derby "op der Grenz" damit zumindest in diesem Jahr glasklar an FOLA geht.
Endlich mal wieder!








Wie ausgelassen die Siegesfeier ausfällt, kann man sich wahrscheinlich vorstellen. Ich habe mir mit diesem Pokaltriumph endgültig einen Namen gemacht.
Merkt man auch daran, dass mein Telefon in den nächsten Tagen nahezu pausenlos bimmelt, tutet, piept und blinkt. Unter den ersten Gratulanten ist selbstverständlich Onkel Gernot, der mir voller Freude erklärt, dass ich ihn sehr stolz mache. Oder so ähnlich. Ich kann in seinem haltlosen Geschluchze kaum ein Wort verstehen.

Bei einer solchen Fabelsaison ziehen naturgemäß aber natürlich die Spieler die meiste Aufmerksamkeit auf sich.
Und so kommt es, dass ich kurz nach dem Ende der Saison eine Interviewfrage beantworten muß, bei der ich mich frage, ob ich vielleicht zwischenzeitlich eingeschlafen bin und schon wieder träume...





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Wieder den Pokal zu gewinnen ist an sich schon eine Riesenleistung, die Saisonpatzierung aber würde ich sogar noch höher einschätzen. Platz 6 ist wirklich wahnsinnig stark wenn man sich die Quoten vor der Saison anschaut! Glückwunsch zu beidem und wer weiß, was im Europapokal so geht? Mit etwas Glück übersteht ihr vielleicht 1-2 Runden und macht euch die Taschen voll... Ich bin gespannt, wie's weiter geht!
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Lächle und sei froh...



Sommer 2030, Esch d'Alzette, Luxemburg


"Inter Wer?!"
Caillet und ich schauen uns auf der Couch im Vereinsheim einen Moment lang ratlos an, dann zücken wir gleichzeitig die Smartphones und tippen "Inter d'Escaldes" bei Google ein.

Caillet ist einen Sekundenbruchteil schneller.
"Andorra!"
"Andorra?!"
"Ja, die sind wohl Zweiter in der Liga geworden."
"Ich wußte gar nicht, dass Andorra überhaupt eine Liga hat. Ich dachte, die Vereine dort spielen alle irgendwo in der elften spanischen Liga oder so."
"Gerard, manchmal bist Du ein richtig widerlicher Ignorant."
"Mhmmm", nicke ich, im Moment fehlen mir die Argumente, um die Aussage meines Fast-Namensvetters Gerald zu widerlegen.
"Wir müssen auf jeden Fall sofort einen Scout da hinschicken", lenke ich dann schnell vom Thema ab.
"Ich hab Ronny grad eine Mail geschickt."
"Sehr gut!"

Wir wenden unsere Aufmerksamkeit wieder dem Bildschirm zu und verfolgen und schauen uns den Rest der Auslosung an.
Wir haben nämlich beschlossen - beziehungsweise der Vorstand hat beschlossen - dass wir uns die Kosten einer Reise zum Auslosungort Rom einfach mal sparen. Die Wahrscheinlichkeit, dass wir eine Runde weiter kommen, ist unabhängig davon, gegen wen wir spielen, dermaßen gering, dass wir die fixen Prämien für die Teilnahme an der ersten Qualifikationsrunde lieber nicht mit beiden Händen zum Fenster rauswerfen wollen.

Nachdem die letzte Paarung gezogen ist, sind wir uns schnell einig, dass wir irgendwie noch Glück gehabt haben.
Es waren nämlich auch Vereine wie Derry City, FC Coleraine, Valur Reykjavik, Partizan Tirana, FC Debrecen oder BATE Borissow im Lostopf dieser ersten Runde...

Die zweite Runde wurde auch gleich noch ausgelost und nschdem wir den Namen unseres möglichen Gegners dort gelesen haben, schlucken wir kurz und zucken dann mit den Schultern.
"Inter ist eine Wundertüte, aber die können wir vielleicht sogar schlagen, wer weiß ...", sinniert Gerald.
"Richtig, aber gegen den FC Rijeka ist dann ziemlich definitiv Schicht. Die müssten uns schon heftig mithelfen, damit wir sie schlagen können."
"Für das Erreichen der zweiten Runde gibts fast eine halbe Million Euro," sinniert Gerald weiter.
"Dann setzen wir uns eben das Ziel, die zweite Runde zu erreichen!"
"Optimist!"
"Immer!"

Wir lachen beide und machen den Fernseher aus.

"Ach übrigens", Gerald schaut mich mit einem ziemlich mitleidigen Blick von der Seite an, "da wäre noch etwas, was ich Dir sagen muß...."
Ich lege den Kopf schief und starre meinen Sportdirektor mißtrauisch an. "Was? Macht Juventus etwa tatsächlich ernst bei Langlois?"
"Nicht Juventus, aber Caen."
"Caen?!"
"Ja, die spielen in der Ligue 2 in Frankreich und haben heute 500.000 für Langlois geboten. Thill wollte sofort zustimmen, aber ich hab mich erstmal durchgesetzt und wir haben bei den Franzosen durchblicken lassen, dass der Spieler zwar unersetzlich für uns ist, dass wir für eine etwas höhere Ablöse und eine Weiterverkaufsbeteiligung, aber vielleicht eine sportliche Schwächung in kauf nehmen könnten. Richte Dich mal drauf ein, dass wir ohne Tim in die Saison gehen."
"Kacke, verdammte!", entfährt es mir. "Hast Du noch mehr Hiobsbotschaften oder wars das?"

"Naja, was heißt Hiobsbotschaften - Tameghi ist von seiner Leihe in Rümelingen zurück und ich habe ihn wie besprochen zur Vertragsauflösung überredet, kostet uns knappe viertausend."
Ich nicke. "Er wäre nur vierte Wahl im Abwehrzentrum und eigentlich sogar dafür nicht gut genug. Und soooo viele Spiele haben wir nun auch wieder nicht, ist besser so für ihn. - Aber das heißt natürlich, dass wir für beide Abgänge Ersatz brauchen."
"Bin schon dran," lacht Gerald. "Möglicherweise wirst Du Tim gar nicht so sehr vermissen, aber das weiß ich erst morgen. Wenn ich eine positive Rückmeldung von dem Spieler bekomme, den ich im Sinn habe, schauen wir uns den gemeinsam mal an, in Ordnung?"
"Deal!"

Zwei Tage später nehmen wir Caens verbessertes Angebot für unseren offensiven Ballverteiler Timothee Langlois an.




Und drei weitere Tage später präsentieren wir stolz wie die Oscars seinen Nachfolger:





~~~~~~~~~~


Es sind noch anderthalb Wochen, bis die Mannschaft aus dem Sommerurlaub zurückkehrt - die Zeit wollen und müssen wir nutzen, um sie zu verstärken und die Abgänge möglichst gleichwertig (oder gar besser!) zu ersetzen.

Und das schließt leider eine Baustelle im Tor ein.
Bis zuletzt haben wir alles versucht, um Vereinslegende Emanuel Cabral zu einer weiteren Saison zu überreden, aber es half alles nichts.
Selbst die Aussicht darauf, eventuell noch mal im Europapokal zu spielen, konnte ihn nicht mehr umstimmen.
"Ich bin doch eh nur noch die zweite Geige hinter Zak. Das muß ich mir nicht noch eine weitere Saison antun."
Wir brauchen also einen möglichst starken zweiten Keeper, damit Zak, also Zakaria Soré, nicht konkurrenzlos ist.

Hinten rechts muß ein zweiter starker Außenverteidiger her, um Voinier Beine zu machen. Im Notfall könnten wir natürlich auch Pablo Gabriels Vertrag um ein Jahr verlängern. Der Brasilianer, den wir im Februar notfallmäßig verpflichtet hatten, hat sich innerhalb kürzester Zeit gut eingelebt und kann sich vorstellen, "meine Karriere hier zu beenden - so in 2, 3 Jahren".

In der Abwehrzentrale brauchen wir wie bereits erwähnt eine neue Nummer Vier, am besten entweder ein Talent oder einen erfahrenen Mann, der auf der Bank nicht groß meckert.

Hinten links, im defensiven und zentralen Mittelfeld, auf den Flügeln und im Sturm sind wir dagegen nominell gut genug aufgestellt, aber das heißt ja nicht, dass wir deswegen die Hände in den Schoß legen könnten.

Und dann erreicht uns ein Fax der UEFA, das - neben allen möglichen sonstigen Regularien - auch die Kaderregeln detailliert auflistet. Ich bin zufällig gerade bei Gerald Caillet im Büro, als es eintrudelt - wir wühlen uns durch Ronnys Scoutbericht zu Inter d'Escaldes.

"Ah, die Infos von der UEFA sind da." Gerald schnappt sich das Fax und überfliegt es.
"Es sind tatsächlich insgesamt 250.000€ nur für die erste Qualirunde, Wahnsinn!", grinst er und beginnt zu pfeifen, während er weiterliest.
Ich bin gerade beim Abschnitt "Wie wird Inter höchstwahrscheinlich taktisch agieren?" des Scoutberichts und nicke nur, ohne aufzusehen. Dann lese ich weiter.
Die Andorraner agieren meist im 4231, berichtet Ronny, interpretieren diese Formation aber eher als ein Kontersystem, wie es ihm scheint. "Faszinierend", denke ich mir und spreize unwillkürlich die beiden Fingerpaare kleiner Finger/Ringfinger sowie Mittelfinger/Zeigefinger voneinander ab.

Dann stutze ich.
Irgendetwas hat sich gerade verändert.
Es dauert ein paar Sekunden, bis ich darauf komme was es ist.

Gerald hat zu pfeifen aufgehört.
Ich drehe mich zu ihm um und blicke in ein aschfahles Gesicht, aus dem jede Zufriedenheit und Vorfreude gewichen ist, um .... ja, das kann man wohl so sagen .... Panik Platz zu machen.

"Gerald?"
Ich schaue ihn alarmiert an.
"Was ist denn los?!"
Er reckt mir das Fax entgegen und krächzt: "Kaderregeln..."
Was hat er denn bloß?
Ich schau mir die Regeln an.

Minimum 15, maximal 25 Spieler. Kein Problem, zwei, drei Jungs (Hauptsächlich die Jugendspieler) werden wir nicht registrieren können.
Mindestens 2 Torhüter. Auch kein Ding, wir haben ja Manhebo aus der Zweiten, wenn wir nicht rechtzeitig einen Ersatz für Cabral verpflichten können. Allerdings sind wir kurz davor, einen geeigneten Ersatz präsentieren zu können, das sollte zeitlich noch passen.

Danach klappt mir der Unterkiefer runter.
"Mindestens vier Spieler, die zwischen ihrem 15. und 21. Lebensjahr mindestens 3 Jahre beim Verein ausgebildet wurden.
Mindestens acht Spieler, die zwischen ihrem 15. und 21. Lebensjahr mindestens drei Jahre bei einem luxemburgischen Verein ausgebildet wurden."

Das können wir beides nicht erfüllen.

"Wenn eine oder beide dieser Bedingungen nicht oder nur zum Teil erfüllt werden können, ist der 25-Mann-Kader entsprechend zu reduzieren."

Wir haben dermaßen wenige Spieler, die in diese beiden Kategorien fallen, dass wir, so meine erste Befürchtung, wahrscheinlich nichtmal 20 Spieler registrieren können!
Jetzt bin ich auch bleich.

"Was machen wir denn jetzt, Gerald?!"
Der Sportchef hat sich schon wieder einigermaßen gefangen und rechnet mithilfe einer Excel-Tabelle hin und her.
"Roger, Logrillo, Englaro, Araujo sind in Luxemburg ausgebildet, Manhebo und Thuillier sogar im Club. Wir müssen den Kader also auf 21 Spieler begrenzen."
"Sch..., das wird Gemurre in der Kabine geben!"

Plötzlich klopft es von innen (!) an Caillets deckenhohem Aktenschrank. Wir stutzen kurz, dann ziehe ich die Tür auf.
"Luft! Endlich!"
Vor uns steht ein leicht angestaubter junger Mann im FOLA-Dress, genauer gesagt in kompletter Spieltagskleidung!
"Wer bist Du denn?!"
Der Fremde verzieht beleidigt das Gesicht.
"Das hab ich mir gedacht. In die Erste befördern, in den Schrank sperren, vergessen, oder wie oder was? Ich bin euer Spieler Brandon Lima, zentrals Mittelfeld, wenns beliebt. Oh und ich bin im Club ausgebildet, jaja! Also will ich einen Platz im Conference-League-Kader!"

Wie sich herausstellt, stimmt alles, was er sagt - es gibt zwar keinen gültigen Spielervertrag, aber gleichzeitig ist Lima Teil des Clubs, er hat sogar eine Clubkarte.

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Caillet setzt natürlich sofort eine Vertragsverlängerung auf, danach stauben wir den Bengel ab und stopfen ihn in den Europapokalkader.

Und DANACH hat Caillet alle Hände voll zu tun, weil er so schnell wie möglich ein paar Spieler finden muß, die wenigstens halbwegs so gut sind wie (nur als Beispiel) der Belgier Delattre oder der Brasilianer Pablo Gabriel (dessen Vertrag wir gestern erst um eine Saison verlängert hatten, allerdings immerhin zu deutlich reduzierten Bezügen), aber idealerweise im Club ausgebildet sind.

Allerdings kommen wir da nicht schnell genug zu Potte und müssen schlußendlich in den sauren Apfel beißen, dass wir einen absolut grauenvoll unausgewogenen Kader für die Conference-League-Quali melden.

Ndecky, Fernandes, Bausson, Pablo (!) sowie Delattre (!!!) können wir nicht melden, weil wir zuwenige "home grown player" haben, wie die UEFA es ausdrückt, als sie unseren Antrag auf Ausnahmeregelung mit geradezu lakonischen Worten ablehnen.

Delattre ist denn auch sofort unzufrieden und will gehen - was diverse belgische Erst- und Zweitligisten auf den Plan ruft.
Wir können immerhin knapp 200.000€ und die (obligatorische) Weiterbeteiligung rausschlagen, dann wechselt eine unserer größten Nachwuchshoffnungen in die U19 des Club Brügge.
Und wird am Tag darauf mit schlappen 2 Millionen bewertet....

Unser Europapokalauftakt ist durch das Kaderchaos nicht gerade einfacher geworden - und auch für die Liga Liga brauchen wir dringend einen Ersatz für hinten links, denn Thuillier allein wird das nicht stemmen können.
Apropos Liga:

Die Relegation am Ende der vergangenen Saison war eine ungeheuer knappe Kiste:
am Ende setzen sich beide Zweitligisten jeweils nach Elfmeterschießen durch, nachdem es zum Ende der regulären Spielzeit jeweils 0:0 stand.





Tut mir zwar echt leid für die beiden Erstligaabsteiger, andererseits hat es natürlich auch sein Gutes ....


« Letzte Änderung: 31.Juli 2023, 20:55:36 von Achtelprofi »
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Glückwunsch zum Sieg im Pokal und einen starken Tabellenplatz!

Das "Swift" bei Hesperange, hat das eine Bedeutung? Das wird wohl nichts mit diesem Bezahlsystem zu tun haben?
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Pffffft, Kaderregeln. Haben schon Real Madrid nicht interessiert, wieso sollte FOLA sich also darum scheren?  :police:
Ansonsten Glükwunsch zur Reise nach Andorra! Faszinierendes kleines Land, ich war leider noch nicht dort, aber dann komme ich eben zum Auswärtsspiel mit! Inter d'Escaldes ist btw. aktuell eine ziemliche große Nummer im andorranischen Fußball, die waren von 2020-22 dreimal in Folge Meister. Vorsicht ist also geboten! Ich denke aber, dass ihr das auch mit geschwächtem Kader schaffen solltet, ihr seid eine Pokalmannschaft!
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Hacke, Spitze, eins zwei drei!



Spätsommer 2029, Esch d'Alzette, Luxemburg



"Es ist Donnerstag, der elfte Juli, es ist kurz vor achtzehn Uhr und das, was Sie gerade auf Ihren Bildschirmen sehen könnten, wenn das keine Radio- sondern eine Fernsehübertragung wäre, ist ein Rundblick über das Stade Emile Mayrisch in Esch.
Wir haben uns alle darauf gefreut und jetzt ist es endlich soweit - gleich rollt der Ball im Hinspiel der ersten Qualifikationsrunde zur UEFA Conference League zwischen der ehrwürdigen FOLA aus Esch und Inter d'Escaldes aus Andorra!

Und damit Herzlich Willkommen zu dieser Sondersendung hier bei Radio LUX 2. Mein Name ist wie immer Gerd Grubenklauer und ich werde - auch das wie immer - mein Bestes geben, Ihnen das Geschehen auf und neben dem Platz so lebendig zu schildern, als wären Sie live dabei!
Was mich allerdings gleich zur Frage bringt: warum SIND Sie eigentlich nicht live dabei?!
Die meisten Plätze hier im Stadion sind leer geblieben, so als ob den Anwohnern dieses Spektakel egal wäre. Bei Derbies zwischen FOLA und Jeunesse stehen hier schon mal dreitausend Leute auf den Rängen, heute sind es gerade einmal fünfhundert. Kein Wunder, dass Edwin Thill, der Präsident des Vereins und gleichzeitig Schatzmeister, ein so verkniffenes Gesicht macht. Da spielt die FOLA seit Jahren endlich wieder mal international - und es ist, mit Verlaub, nicht gerade sehr wahrscheinlich, dass das so schnell wieder passiert - und die Fans bleiben bei schönstem Wetter einfach zuhause. Ein Unding eigentlich.

Lassen Sie uns, während wir auf die Mannschaften warten, vielleicht noch schnell über die aktuellsten Entwicklungen im Verein sprechen. Und da gibt es ja einiges zu erzählen! So wurden zum Beispiel für beide Außenverteidigerpositionen frühere FOLA-Jugendspieler zurückgeholt -  links Mihai Kettel, den die FOLA ablösefrei vom F91 Dudelange zurückholte, wo er in den letzten Jahren nie über den Status eines Ersatzspielers hinauskam, rechts Jay Bernardino. Der hat die letzten neun Jahre in Deutschland gespielt, bei verschiedenen saarländischen Amateurclubs - dazu kam ein Halbjahresgastspiel beim 1. FC Saarbrücken, wo er allerdings nur ein ziemlich teurer Tribünenwärmer war, wie man sich erzählt. Diese Rückholaktionen werden mit Sicherheit mit dem Schock zu tun haben, den die FOLA vor ein paar Wochen zu verkraften hatte, als sie im Zuge der Kaderregistrierung für die Conference League feststellen mußte, deutlich zuwenige lokale Spieler im Kader zu haben.

Besagter Kader hat sich seitdem ein bißchen verändert: Toptalent Delattre ging für etwas mehr als zweihundertausend Euro nach Brügge, dafür holte der Verein einen Torwart names Robbie Joyce aus Gibraltar, der allerdings erstmal nur einen Einjahresvertrag bekam. Ganz im Gegensatz zu Evan da  Costa, der von der US Hostert zurückgeholt wurde. Vor fünf Jahren hatte man den Vertrag des Eigengewächses nicht verlängert, weil er nicht an Emanuel Cabral vorbeikam, jetzt streitet er sich mit Joyce um den Platz als Nummer Zwei hinter Soré.

In der Innenverteidigung mußte Tameghi nach seiner Leihrückkehr aus Rumelange gehen, der Vertrag wurde "im gegenseitigen Einvernehmen aufgelöst", wie man immer so schön behauptet. Stattdessen haben die FOLA-Verantwortlichen nicht nur das belgische Talent Ofosuhene verpflichtet, sondern zusätzlich Arthur Swinnen zurückgeholt. Vor vier Jahren wurde er vor die Tür gesetzt - zu langsam, zu ungelenk, hieß es damals. Jetzt ist er wieder gut genug, weil die Kaderregeln drücken ... die feine englische Art ist das beileibe nicht. Aber andererseits stehen bei FOLA damit immerhin wieder acht Luxemburger im 28-Mann-Kader.

Der soll perspektivisch noch weiter ausgedünnt werden, aber für die aktuelle Transferperiode hat Sportchef Caillet das Ende der Aktivitäten verkündet, selbstverständlich mit der üblichen Hintertür, "falls nicht noch etwas geschieht, worauf wir reagieren müssen".

Kommen wir mal zur Aufstellung, wie sie vorhin gemeldet wurde.
Im Tor - und das ist keine Überraschung - natürlich der Franzose Soré. Der zu Beginn der letzten Saison verpflichtete Keeper hat aus dem Stand Vereinsikone Cabral verdrängt und es ist eher unwahrscheinlich, dass die beiden Neuverpflichtungen auf seiner Position ihm kurzfristig gefährlich werden können.

Vor ihm, in der Viererkette, fehlen beide Topneuzugänge. Sowohl Kettel links als auch Bernardino rechts konnten für dieses Spiel nicht mehr registriert werden und sitzen mit versteinerten Mienen auf der Bank.
Stattdessen spielt links wie in der letzten Saison Eigengewächs Thuillier, rechts der von seinem Knöchelbruch genesene Franzose Voinier. Pablo sitzt grummelnd auf der Bank.
Die Innenverteidigung bilden heute Neuzugang Ofosuhene, der sich rechts einordnen wird, sowie als sein Pendant links Abwehrchef Prouchet.

Im Mittelfeld steht die bewährte Doppelsechs aus dem sehr defensiv orientierten Balcaen und seinem deutlich offensiveren Gegenstück Rapnoil auf dem Spielberichtsbogen. Theoretisch ist damit sogar eine Art 5 - 3 - 2 denkbar, immerhin ist Balcaen ja eigentlich gelernter Innenverteidiger. Aber Lavayeux hat in seiner gesamten Karriere, also in inzwischen weit über einhundert Pflichtspielen, noch nie mit Dreierkette gespielt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er ausgerechnet heute damit anfängt.

Auf dem linken Flügel wie gewohnt Olaizola. Der soll seine Dribbel- und Flankenstärke genauso einbringen wie Fiorillo rechts. Dieser hat damit den Vorzug vor Kapitän Gasmi erhalten, Lavayeux begründete das in der Pressekonferenz mit der gerade erst ausgeheilten Verletzung Gasmis, der sich ja gleich im ersten Testspiel eine Bänderdehnung im linken Knöchel zugezogen hatte.

Im offensiven Mittelfeld soll ein weiterer Neuzugang die Fäden ziehen - Rik Marien nämlich. Ein weiterer Belgier, der als Antwort auf den Langlois-Abgang geholt wurde. Ich muß gestehen, dass ich bei seiner Vorstellung zunächst skeptisch war - aber gerade im letzten Testspiel gegen Minerva Lentgen sah das schon sehr ordentlich aus, was der Achtzehnjährige da ablieferte.

Im Sturmzentrum schließlich - auch das absolut keine Überraschung - die kroatische Lebensversicherung des Vereins, Karlo Plazonja. Dessen Bedeutung für das Angriffsspiel der FOLA kann eigentlich gar nicht überbewertet werden. In der letzten Saison schoß FOLA in der Liga 46 Tore - knapp die Hälfte davon steuerte Plazonja bei. Wenn der Kroate einen schlechten Tag erwischt, ist FOLAs Offensive also nur noch halb so gut. Zum Glück hat er die schlechten Tage nicht allzuoft.
Der Venezolaner Perez und der Franzose Pereira werden sich also wie auch in der letzten Spielzeit zunächst hinter Plazonja anstellen müssen. Und Logrillo sowieso - dessen Vertrag wurde, so geht das Gerücht, sowieso nur verlängert, damit die Kaderregeln eingehalten werden konnten. Sobald ein adäquater Ersatz verfügbar ist, wird er wohl der erste Abgangskandidat im Sturm sein. Es ist allerdings kein Geheimnis, dass in der FOLA-Jugend absehbar keine großen Sturmta ....

... aber da kommen die Mannschaften! Ich würde natürlich gern berichten, dass sich im prall gefüllten Stadion ohrenbetäubender Lärm erhebt, aber die Wahrheit ist nunmal, dass es eher freundlichen Beifall von den paar Hanseln gibt, die verstreut auf den Rängen stehen und sitzen.
Nichtsdestotrotz wird es gleich den Anstoß zum ersten Europapokalspiel der FOLA seit neun langen Jahren geben.
Was werden die Jungs da unten auf dem Platz zeigen? Sind sie in der Lage, die Gäste aus Andorra in Schach zu halten? Wir werden es gleich erleben, bleiben Sie dran!"



6. Minute

"FOLA ist hier gut im Spiel, soviel kann man glaube ich auch nach wenigen Minuten schon feststellen. Die Mannschaft hat sich wie erwartet im vier zwo wo eins eins sortiert und schafft es, die Gäste ein ums andere Mal so geschickt unter Druck zu setzen, dass nach sechs Minuten bereits vier gute Kontergelegenheiten für die Hausherren zu buche stehen. Einziges Manko bisher ist die Chancenverwertung, aber das sieht soweit erstmal deutlich besser aus, als die Pessimisten unter meinen Kollegen vorher erwartet haben. Hier ist kein Klasenunterschied erkennbar, meine Damen und Herren - oder falls es einen gibt, dann ist FOLA jedenfalls nicht der Unterlegene! ... Schöner Schuß von Olaizola jetzt, knapp über das Gehäuse - die Gastgeber schnuppern hier ein ums andere Mal an der Führung."

21. Minute

"Und wieder erobert Balcaen den Ball und wieder geht es blitzschnell nach vorn. Fiorillo ... könnte flanken ... da segelt der Ball rein und Pla ... Klares Foul an Plazonja! Das muss doch Elfme ... ELFMETER für die FOLA!
Eine bessere Chance auf die Führung können sich die Rotweißen auf dem Rasen doch gar nicht wünschen!
Absolut klares Foul des Gästeverteidigers, er schubst Plazonja mit beiden Händen an dessen Rücken einfach um. Amateurhaftes Verteidigungsverhalten."


22. Minute

"Der Gefoulte tritt selbst an ... drei Schritte Anlauf nur ... Außenpfosten! Wie bitter! Der Kroate vergräbt das Gesicht in den Händen, aber Balcaen und Olaizola sind sofort bei ihm und bedeuten ihm "weitermachen!".
Hilft ja auch alles nichts, Chance vertan, aber es sind ja noch 70 Minuten zu spielen."


33. Minute

"Der vergebene Strafstoß hat keinen Knick im FOLA-Spiel verursacht. Die Mannschaft spielt weiter zielstrebig und gefällig nach vorn und erarbeitet sich so Chance um Chance. Noch hält das Gästebollwerk, aber wer weiß, wie lange noch? .... Und wieder weiß sich die Gästeabwehr nur mit einem Foul zu behelfen, und wieder ist es stümpferhaft, wie sie da zu werke gehen. Sie klemmen Rapnoiul regelrecht ein. Der Herr in schwarz hat gar keine andere Wahl, als einen Freistoß zu verhängen.
Gute Position auch, etwa zwanzig Meter, zentral vor dem Tor. Das ist normalerweise eine Sache für Thuillier, der steht zusammen mit Rapnouil auch am Ball. Beide laufen an ... Thuillier ... TOOOOOOOR! Tor für die FOLA, eins zu null! Hochverdient und so wunderbar geschossen! Thuillier zirkelt den Ball exakt in den linken oberen Winkel, keine Chance für den Keeper!
Jetzt ist der Bann endlich gebrochen, FOLA belohnt sich für eine verdammt starke erste halbe Stunde."


39. Minute

"Als Antwort auf den Rückstand haben sich die Gäste noch weiter zurückgezogen und nehmen am Spiel wirklich nur noch destruktiv teil ... kaum sag ichs, da wagen sie sich langsam und vorsichtig doch mal nach vorn ... sie haben die Mittellinie überschritten ... Pass ins linke Halbfeld ... abgefangen durch Fiorillo, der macht eine starke Partie .... langer Pass auf Rapnouil .... der leitet nach zwei Schritten weiter auf Marien ... steht im Strafraum ... könnte schießen ..... TOOOOOOR! Da ist das zwei zu null! Schöner Flachschuß ins lange Eck, der Torhüter wiederum ohne Chance!
Die Andorraner lassen die Köpfe hängen. Ist aber auch bitter, sie wagen sich in zehn Minuten ein einziges Mal über die Mittellinie und kassieren sofort einen Konter, der sich gewaschen hat."


Halbzeit

"Eine wirklich starke erste Halbzeit der FOLA bringt sie mit zwei zu null in die Pause. Es könnte locker auch drei oder vier zu null stehen. Von Inter ist noch exakt gar nichts zu sehen bisher."

52. Minute

"FOLA macht einfach genauso weiter! Angriff auf Angriff rollt aufs Gästetor zu ... Olaizola könnte flanken ... abgefälscht ... Ecke ... die bringt Voinier rein ... laaanger Ball ... TOOOOOOOOR! Drei zu null für FOLA! Ich glaube es war Ofosuhene, der im Gewühl am höchsten springt und den Eckball versenkt!
Es wird deutlich und es ist absolut verdient, dass es deutlich wird. FOLA hat hier wirklich alles im Griff, Soré hat weiterhin nicht einen einzigen Schuß auf sein Tor zu halten gehabt."


65. Minute

"Die Gäste sind auch weiterhin äußerst defensiv unterwegs, sie versuchen jeden Passweg zuzustellen, kommen aber oftmals einen Schritt zu spät. Jetzt haben sie Olaizola wieder geblockt, er muß zurückspielen ... im Rückraum nimmt Ofosuhene an .... könnte links raus spielen ... was macht er denn da?! Sahnelupfer an die Strafraumgrenze ... Plazonja ist frei durch, ... nimmt ihn direkt .... TOOOOOOOOR! Vier zu null, VIER ZU NULL! Das ist ja unglaublich! Plazonja krönt seine starke Leistung mit einem absoluten Sahnetor.
FOLA hat das Tor zur zweiten Runde jetzt schon ganz weit aufgestoßen!"


70. Minute

"Seit Ewigkeiten mal wieder ein Angriffsversuch der Gäste ... ach, das war ungeschickt von Prouchet. Foul natürlich, Freistoß für Inter, etwa zweiundzwanzig, vielleicht dreiundzwanzig Meter Torentfernung, rechts vor dem Strafraum. Drei-Mann-Mauer .... kurzer Anlauf .... TOR! Unnötig, einfach unnötig. Prouchets ungeschicktes Foulspiel ermöglicht Inter das eins zu vier... mit ihrer allerersten Torchance im gesamten Spiel. Soré hat bei diesem Schuß genauso wenig zu halten wie sein Gegenüber beim eins zu null in der ersten Hälfte."

Spielende

"Ein ereignisreiches Spiel geht mit einem Ergebnis zuende, das wohl nur die kühnsten Optimisten vorhergesagt hätten. FOLA rollt förmlich über die Gäste aus Andorra hinweg und steht nach diesem fulminanten vier zu eins mit einem Bein in der zweiten Runde. Der unnötige Gegentreffer bedeutet aber natürlich eine Spannung, die sich die Gastgeber hätten ersparen können.

Und damit wünsche ich Ihnen einen schönen Abend, wir hören uns in einer Woche zum Rückspiel."



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« Letzte Änderung: 01.August 2023, 21:16:18 von Achtelprofi »
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Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers

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Und wir werfen währenddessen Brandon Lima wieder aus dem Team, der versucht hat, seinen Zwillingsbruder aufs Gelände zu schmuggeln, um in Ruhe Playstation zocken zu können.
Was ein Vogel, ey!

 ;D ;D ;D

Ich glaube, den wirst du nicht mehr los.  :D Im FM14 hatte ich mal den Fall, dass einer meiner Coaches mir auch mit Spielerprofil angezeigt wurde und laut Vertragsübersicht eine Art Spielertrainer hätte sein sollen, in der Kaderübersicht konnte ich ihn jedoch nie finden und folglich auch nicht aufstellen. War kein Verlust, der konnte sowieso nix, darum bin ich der Sache nie wirklich nachgegangen, aber scheint wohl sowas ähnliches wie bei dir gewesen zu sein. Vielleicht hätte ich mal versuchen sollen, ihm einen Vertrag als Spieler anzubieten, dann wäre er womöglich wieder im Kader gelandet.

Was wollte ich eigentlich sagen? Achja, Glückwunsch zum Weiterkommen, das war souveräner als ich erwartet hätte! Gegen Rijeka dürfte wohl Schluss sein, aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Und ein paar Groschen in die Vereinskasse gibt's so oder so.
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...und der Teufel schickt uns einen Kuss, wir haben von alledem gewusst!
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