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Autor Thema: [FM 20 bis 24] Lavayeuxs Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers  (Gelesen 73178 mal)

Muffi

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 :D In Dänemark würde ich eher zu einem Tuborg greifen, wobei - gibt's die überhaupt noch?

Die Kader deiner 3 Teams sind ja voll mit talentierten Spielern, zumindest wenn man den Sternebewertungen einigermaßen glauben kann. Taugt denn der so gut bewertete IV in der U18 noch nicht für einen Platz im A-Team? Falls ja, würde ich glatt ein Trikot deines kommenden Superstars ordern wollen.  :D
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Noergelgnom

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Spätsommer und Herbst 2044, Valby, Kopenhagen



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Die erste Hälfte der Vorrunde ist gespielt und so richtig weiß keiner von uns, wie er die bisherigen Leistungen einordnen soll.
Es ist der letzte Septemberabend und wir, also Präsident Jensen, Sportdirektorin Jensen und Trainer Lavayeux, sitzen auf der Veranda des Jensenanwesens (das bei Lichte betrachtet eigentlich nur ein leidlich hübsches Einfamilienhaus ist, allerdings mit großzügigem Garten) und genießen die letzten Strahlen der immer noch erstaunlich kraftvollen Sonne.

Per hebt sein Weinglas ins Licht, schaut prüfend durch den Rest des Weins in besagtem Glas und spricht, ohne uns anzuschauen: "So, mal Klartext. Wie siehts aus?"
Ich schaue Svea fragend an, sie schaut auffordernd zurück.
Daraufhin zucke ich mit den Schultern und antworte: "Eigentlich gar nicht so schlecht - wenn man die reinen Ergebnisse betrachtet. Wir sind absolut im Plan, was Punkte- und Tabellenstand angeht, auch wenn der Abstand auf Platz sieben für meinen Geschmack zu klein ist."

"Hmm-hmmm", macht mein Präsident, immer noch angelegentlich seinen Weinrest begutachtend, indem er das Glas langsam mal in die eine, mal in die andere Richtung dreht. "Klingt ja durchaus positiv - aber warum hab ich dann regelmäßig Presseanfragen, in denen ich erklären soll, ob der neue Trainer wirklich so ein guter Griff war?"

Svea verzieht den Mund zu ihrem Markenzeichen - dem ironischen Grinsen. "Weil unser lieber Gerard erstens nicht die ganze Wahrheit erzählt und weil er sich zweitens in schöner Lavayeux-Tradition schon nach wenigen Spieltagen mit besagter Presse angelegt hat."

"Nicht die ganze Wahrheit, aha. Was darf ich denn darunter verstehen?" Der Präsidententonfall ist weiterhin bemüht neutral.
"Nun Paps, zum einen verschweigt Gerard, dass wir in kaum einer Handvoll der bisherigen elf Spiele wirklich überzeugend gespielt haben - zum anderen erwähnt er aber auch nicht, dass es dafür auch Gründe abseits seiner teilweise abenteuerlichen Taktikexperimente gibt."
"Als da wären?"
"Na zum Beispiel die Tatsache, dass beide Stammflügelspieler - Nourestani links und Stando rechts - langfristig ausgefallen sind. Für Stando war die Saison schon nach dem zweiten Saisonspiel beendet, Kreuzbandriß. Nourestani wird uns hoffentlich demnächst wieder zur Verfügung stehen."
"Hmm.." Das Glas dreht sich erneut. "Du erwähntest weitere Gründe?"
"Ja, wir sind die einzige Mannschaft der Liga, die nicht ein halbes Dutzend geliehener Erstligakicker im Kader hat. Und auch irgendwelche Legionäre sucht man bei uns - Nourestani mal ausgeklammert - vergebens. Das kann ich Gerard nun wirklich nicht anlasten, die Fokussierung auf einheimische Spieler steht ja in unseren Vereinsstatuten."
"Tut sie das? Warum denn eigentlich? Ist das nicht rassistisch?"
"Nein, das ist eine Tradition des Vereins schon seit der Gründung. Wir haben uns immer schon als Förderer der -vorzugsweise Valbyer - Jugendspieler verstanden. Und davon abgesehen: bei den Gehältern, die wir zahlen, winken die Toptalente aus anderen Ländern sowieso im allgemeinen lachend ab."

Ich schaue und höre dem Geplänkel zu und bin serh froh, dass ich diese Art von Meeting nicht das erste Mal erlebe.
Die beiden genießen es sehr, mich zu foppen.

Wobei zumindest die Kritik an den Auftritten der Mannschaft gerechtfertigt ist.
Souverän ist das bisher alles nicht.
Aber wie auch, wenn der Trainer ständig die Taktik umbaut - umbauen muß?

Wir sind natürlich immer noch beim 442 - die ganz großen Experimente hab ich mir bisher verkniffen.
Aber innerhalb dieser Formation hab ich echt schon eine Menge versucht, um Frem endlich ins Laufen zu bekommen.

Aktuell wechseln wir - gerne auch innerhalb der Matches - zwischen drei verschiedenen Systemen und versuchen diese im Training so zu justieren, dass sie endlich verläßliche Fundamente bilden.
Denn bisher war das ein stetes Auf und Ab, leider.

Der Standardplan sieht eine Flügelfokussierung und einen klaren Zielspieler vor.
Mit Østergaard, Hansen Clement und Ottesen haben wir ja drei Spieler im Kader, die diese Position bekleiden können.
Leider haben alle drei auch deutliche Defizite, die dafür sorgen, dass sie keine Idealbesetzung sind.
Østergaard ist nicht torgefährlich genug und - schlimmer noch - trifft ständig die zweitbeste Entscheidung. Unkonzentriert ist er auch noch.
Hansen Clement hat eine sehr unsaubere Ballannahme, übersieht regelmäßig Mitspieler und hat seine Nerven nicht immer im Griff. Oh und in großen Spielen taucht er regelmäßig ab.
Und Ottesen? Der Zwei-Meter-Stürmer ist unkonzentriert, inkonstant und traut sich oft nicht richtig in die Kopfballduelle.

Dennoch ist und bleibt diese Taktik unser Standard. Nicht weil sie so überirdisch gut ist, sondern weil uns die echten Alternativen noch nicht in den Schoß gefallen sind





Wenn diese Herangehensweise mal überhaupt nicht funktioniert, haben wir noch eine defensivere und eine offensivere Variante zu bieten:






Aber wie gesagt - das Gelbe vom Ei ist das alles noch nicht.

Und deswegen werden wir in manchen Spielen regelrecht am Nasenring über den Platz geschleift.
Die beiden 0:3-Niederlagen bei Fremad Amager und Hvidovre sind da "gute" Beispiele. Die Stürmer werden von konzentriert arbeitenden Abwherketten komplett aus dem Spiel genommen - und unsere eigene Abwehr ist immer wieder mal für einen Klops gut.
Und wenn wir dann mal hinten liegen, ist es nahezu unmöglich für uns, wieder zurückzukommen.
Das Heimspiel gegen die Zweitvertetung von Fremad Amager, das wir trotz zweimaligem Rückstand und lange erfolglosem Anlaufen am Ende deutlich gewinnen, ist ein seltenes "Willensleistung!"-Erfolgserlebnis.
Oft genug gewinnen wir nur, weil der Gegner noch mehr Slapstick in der Abwehr produziert als wir. Und wenn das mal nicht der Fall ist ... reden wir lieber nicht drüber.
Entsprechend durchwachsen sind die Ergebnisse.






Aber - und das ist die gute Nachricht, die ich am Anfang des Meetings auch dem Präsidenten mitteilte - wir sind dennoch im Soll, weil der Rest der Liga genauso inkonstant spielt.




Elf Spiele noch, dann ist die Vorrunde vorbei und wenn wir dann immer noch mindestens Sechster sind, nehmen wir am Aufstiegsplayoff teil. Nach welchem Modus auch immer, den hab ich immer noch nicht verstanden...
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Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers

Bayernfahne

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Erste und zweite Vertretung eines Vereins in derselben Liga? Und ein Team namens 'Middelfart'? Der will uns doch verarschen, will der uns doch! Ist natürlich jetzt eine blöde Situation, wenn das Glück in Form von bezahlbaren, talentierten Spielern auf der Straße liegt, aber man nicht wirklich etwas tun kann/will, um daraus Profit zu schlagen. Ehrt dich, macht die Aufgabe aber nicht gerade einfacher. Deine Stürmer scheinen allesamt nicht so richtig zu passen, geben die Werte eines offensiven Mittelfeldspielers vielleicht eine Umschulung her? Oder man gibt Ottesen trotz seiner Größe eine Rolle, die nicht so viel Mut beim Kopfball erfordert, sondern mehr in Richtung Hängende Spitze geht? Sofern der einen Ball am Boden annehmen und weiterleiten kann... Andererseits wären Experimente jetzt wohl wirklich der falsche weg, es läuft ja irgendwie...
Sei es drum, die beste Nachricht für dich, wenn auch Off Topic: seit du in Dänemark angeheuert hast, habe ich jedes Mal einen Ohrwurm von Deny the Cross, sobald ich hier reinschaue.  :D
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Noergelgnom

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Schlechte Nachrichten.  :-\
Ich kann diesen Spielstand nicht weiterspielen - es sieht so aus, als wäre ich für alle Zeiten in der aktuellen Saison "gefangen".
Ich bin in der Saison 44/45 nach der Vorrunde in der oberen Tabellenhäfte gelandet und hatte erwartet, dann Teil der Aufstiegsplayoffrunde zu sein.
Gleichzeitig sollte auch eine Abstiegsrunde starten.

Letztere wurde auch gespielt - nur ein Aufstiegsplayoff fand nie statt.
Hab mir da noch keine großen Sorgen gemacht - dann steigt eben nur der Erste auf, nächste Saison auf ein neues. Eine Erklärung für die Story wär mir schon eingefallen.

Aber jetzt kommt das Problem:
Die Saison in Dänemark endet einfach nicht!  :o
Es ist inzwischen Ende Juli 2045.
Die Tabelle zeigt immer noch das Bild von Mitte März (also nach der Vorrunde der abgelaufenen Saison).
Die Absteiger und Aufsteiger wurden nicht in die neuen Ligen versetzt, es wurden keine neuen Spieltage terminiert ... es hat was von "täglich grüßt das Murmeltier", nur dass die Tage durchaus weiterlaufen.
In allen anderen Ländern, die ich überprüft habe, sind die neuen Saisons ganz normal gestartet.
Ich fürchte, ich hab mir mit der für diesen Spielstand heruntergeladenen "Dänemark-bis-Level-7"-Database keinen Gefallen getan. :/

Das richtig ärgerliche kommt aber erst noch - ich hab seit anderthalb Saisons idiotischerweise immer denselben Spielstand zum speichern benutzt. Der letzte andere Save ist vom Tag meines Rücktritts in Winterthur.

*Kopf auf Tischplatte schlag*

Soweit ich weiß, lassen sich Datenbankfehler nicht innerhalb eines laufenden Saves korrigieren, richtig?
Falls ja, seh ich drei Möglichkeiten:
1. zurücktreten und die gesamte BK-Frem-Episode irgendwie "entsorgen" ... doof
2. den Spielstand laden und einfach gar nicht erst nach Kopenhagen wechseln ... auch doof
3. den Save an dieser Stelle beenden ... genauso doof

*seufz*
Mir hats grad echt die Laune und die Motivation verhagelt, muß ich gestehen.
Ich schlaf erstmal drüber und dann mal sehen...


EDITH:
Schlafen wird eh überbewertet.
Ich hab Möglichkeit 4 gewählt.
Es geht weiter hier, allerdings nicht in Kopenhagen und auch technisch gesehen nicht in diesem Save, Details muß ich mir noch überlegen, aber eine Grundidee hab ich.
« Letzte Änderung: 16.April 2023, 19:32:28 von Achtelprofi »
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Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers

Prime

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Oh das ist Schade....eine weitere Idee ist das Winterthur Save zu Laden und das ganze dann mit einer art Zeitreise zu Verknüpfen mit einen DeLorean und einen Fluxkompensator :-)
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#ForçaChape

Dennis1505

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Ach man das ist echt schade..  :'( habe deinen Werdegang sehr intensiv verfolgt und war bzw bin echt beeindruckt. Bin gespannt wo es dich nun hinzieht.
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Noergelgnom

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Von Aufstiegen und Abstürzen - Teil I


Ich genieße das Bad in der Menge in vollen Zügen.
Aufstieg!
Unglaublich, dass ich gleich in meiner ersten Saison hier in Dänemark den ersten Titel feiern kann!
Na gut, fast jedenfalls - wir haben die Liga ja nicht gewonnen, sondern uns über dem Umweg der Playoffs für die zweite Liga qualifiziert.
Aber das ist mir wurscht, ehrlich gesagt.
Den Fans offenbar auch - über fünftausend sind zum letzten Spiel in den Idrætspark in Valby gekommen und feiern ausgelassen mit der Mannschaft den entscheidenden 3:2-Erfolg gegen Hvidovre, die Ottensens Flugkopfball in der 92. Minute nicht mehr beantworten konnten und die Saison somit mit einem lächerlichen Punkt Rückstand auf dem zweiten Platz beenden.
Mir tun schon die Schultern weh, so oft wurde da in den letzten Minuten draufgeklopft.
Glücksgefühle, wohin man schaut - und bei mir sind sie sogar doppelt vorhanden.

Ich hab nämlich eine Wette gewonnen!
Svea hatte vor ein paar Wochen - da lagen wir noch mit zwei Punkten Rückstand auf Platz 3 und hatten gerade das direkte Duell bei B93 nach einer indiskutablen Leistung glatt mit 0:2 verloren - gegrummelt, dass die Mannschaft unter meiner unzureichenden Führung gerade eine riesige Chance wegwürfe und dass doch wohl klar sei, dass so eine Gelegenheit nicht so schnell wiederkäme. Und überhaupt sei es ja wohl ein starkes Stück, dass ich mit dieser Übermannschaft, die sie mir zusammengestellt habe, in diesem Spiel nicht den Hauch einer Chance gehabt hätte ....

Ich hörte mir das ein paar Minuten lang an, dann streckte ich die Hand aus und fragte:
"Wetten, dass wir den Aufstieg noch packen?"
Svea schaute verdattert.
"Du willst darauf wetten, dass wir B93 und Hvidovre noch einholen?! Ist das Dein Ernst?!!"
Ich grinste sie an. "Absolut. Und wenn ich gewinne, darf ich Dich zum Essen ausführen." Mein Grinsen wurde noch eine Spur breiter.
"Und was, wenn ich gewinne?"
"Na dann bezahlst Du das Essen, ganz einfach", feixte ich.
"Nix da! Wenn ich gewinne, wirst Du Dich mal ins Zeug legen und mir ein richtig schönes Geschenk machen."
"Und was willst Du haben?"
"Pah, denk doch selber nach. Überrasch mich!"
"Deal!"


~~~~~


Und jetzt sind wir tatsächlich aufgestiegen - das heißt ... mir wird für einen Moment ein bißchen schummerig vor lauter Vorfreude ... ich krieg endlich mein erstes Date mit Svea!
Ich schau mich um, sie müßte ja noch irgendwo in der Nähe sein, sie stand ja das ganze Spiel über bei unserer Bank und drückte die Daumen.

Nach wenigen Augenblicken hab ich sie etwas außerhalb des dicksten Freudentaumeltrubels entdeckt.

"Svea", rufe ich und beginne mir den Weg zu ihr zu bahnen.
"Svea!" Ist gar nicht so einfach, sich durch die hunderte Fans zu drängen, die alle nur ein Ziel kennen - alles und jeden in Reichweite kräftig zu drücken, um ihrer Freude Ausdruck zu verleihen.
Am liebsten wollen sie natürlich den Aufstiegstrainer knuddeln.
Nur hat der eigentlich gerade ganz andere Gelüste ...
"Svea!"
Einer der Fans verfehlt mich beim Umarmungsversuch um Haaresbreite, stolpert, fällt mir unabsichtlich in den Rücken und bringt mich, der ich sowieso in diesem Gedränge gerade nicht allzusicher auf den Beinen bin, von hinten zu Fall. Einige andere fallen in einer wirren Choreographie des Stolperns ebenfalls, die meisten auf mich drauf.
Aua!
Die hübsche Dänin verschwindet jäh aus meinem Gesichtsfeld, dafür hab ich jetzt Füße vor Augen.
Und zertrampeltes Gras.
"Svea!"
Irgendwer tritt mir mit Schmackes an die Stirn.
"AUA! - Svea!"

"Komm hoch, aufstehen..."
Seltsamerweise riecht es hier auf dem Spielfeld nach billigem Fusel. Trinken die Spieler etwa heimlich?!
Und ... es riecht nicht nur danach, es schmeckt auch nach Alkohol?!

"Komm hoch, Du Suffkopp, werd mal wach!"
Ich fühle Nässe auf meiner Wange - regnet es etwa?
Jemand zerrt an mir herum und versucht mich aus dem Fanknäuel heraus- und auf die Beine zu zerren, aber die sind wie Pudding und geben immer wieder nach. Hab ich mir etwa was gebrochen bei dem Sturz?
"Svea? ... Äh ... Hilfe?"

"Boah, träumst Du wieder von Deiner angeblichen Dänin?  ..... Ich fass es nicht. Aufwachen!!"
Mit einem mal klatscht es mir eiskalt und tiefendnaß ins Gesicht. Mit einem entsetzten Atemzug reiße ich die Augen auf.

Ich liege in einem Zimmer auf einem klatschnassen Fussboden. Und zwar in einer übelriechenden Alkoholpfütze.
Komisch - seit wann haben wir denn ein Zimmer und Linoleum auf dem Spielfeld im Idrætspark?!

"Ah, der werte Herr ist endlich wach!", sagt Hannes sarkastisch und schwingt schon wieder das nasse Handtuch.
"Wurde ja auch Zeit. Geh ins Bad und versuch dich in einen Menschen zu verwandeln, in einer Stunde sind wir verabredet."

"Was ... wieso kommst Du mit .... das ist nur für Svea und mich ... und wir sind aufgestiegen und ...."
"ALTER WERD WACH!", sagt Hannes so laut, das es mir im Schädel dröhnt. "Hier ist keine Svea für ein Date - und Dich würde im Moment auch keine nehmen, egal wie sie heißt. Geh duschen, Du stinkst!"

Irgendwas stinkt hier tatsächlich - und zwar zum Himmel!
Wo bin ich, warum fehlt plötzlich das Spielfeld, seit wann kenn ich einen Hannes ... und wo zum Geier ist Svea?!
« Letzte Änderung: 16.April 2023, 17:09:46 von Achtelprofi »
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Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers

knufschu

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Schade, aber jetzt schon wieder sehr vielversprechend!
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Bayernfahne

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Meine Stimmung beim Lesen glich gerade sehr der gestrigen, als ich nebenbei die Ereignisse aus Stuttgart verfolgt habe. Kurz zusammengefasst: 

2:2 durch Vagnoman = Geil, ein neuer Part!
2:3 durch Reyna = Scheiße, kein neuer Part!
3:3 durch Silas = Geil, ein neuer Part!

Ich fühle mit dir, es ist unsagbar beschissen, wenn ein Spielstand, insbesondere einer, der so lange lief, sich plötzlich verabschiedet. Besonders in meiner Jugend zu EA-Zeiten habe ich das oft erleben müssen und zum Leidwesen meiner Eltern hat mich das jedes Mal um ein Vielfaches mehr runtergezogen als jede schlechte Schulnote. Deswegen ein kurzes Gebet gen Valhalla, wo die wahren Helden hingehen!

Nichtsdestotrotz: der Neuanfang klingt doch eigentlich gar nichtmal so unrealistisch, haben die Toten Hosen sogar 1988 in Songform gegossen. "Jemand reißt mich hoch, schreit mir ins Gesicht: 'Es ist halb sechs und wir machen jetzt zu!' Auf dem Nachhauseweg dreht sich alles um mich und das Testbild rauscht immer noch."  ;)
Ich bin folglich sehr gespannt, was Lavayeux (den Spitznamen Lava gibt es jetzt ja vermutlich noch gar nicht?) denn nun so erlebt und in welchem Umfeld er sich überhaupt befindet. Ich vermute mal, erneut in Luxemburg, aber wer weiß, wie lange? Nochmals mein herzliches Beileid für den Save, aber ich sagte es schon zu Winterthurer Zeiten und ich sage es wieder: die Kurve steht hinter dir!
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Noergelgnom

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Von Aufstiegen und Abstürzen - Teil II


90 Minuten später.
Wir sitzen in einem kleinen Besprechungsraum, der offensichtlich gleichzeitig auch als Lager, Putzmittelabstellkammer und ... öh ... Behelfsschlafkammer genutzt wird.
An einem verdächtig wackeligen Aluminium-Klapptisch.
Auf Plastikstühlen, die aussehen, als wären sie aus den Restbeständen des Brainworm Memorial abgegriffen worden.
Und mit zwei Herren gesetzteren Alters, die sich - ihrer Mimik und Gestik nach zu urteilen - hier genauso wohlfühlen wie wir.

Wir, das sind mein bester Freund Hannes und ich.
Denn natürlich kenne ich einen Hannes - ich kenne genaugenommen sogar DEN Hannes.
Den Frauenschwarm, die coole Socke, den "Kopp-zu-Meckern-einstellen-das-Leben-wartet-nicht-auf-Sorgenhorste-also-auf-gehts!"-Hannes.
Hannes Ringlwadl eben.
Ist mir übrigens unter der Dusche eingefallen, dass ich den kenne.
Genauso wie mir ein Haufen anderer Dinge wieder eingefallen ist, die ich kurzzeitig vergessen hatte... scheiß Alkohol!
Dabei wollte ich gar nicht trinken - ich trink eigentlich nie!

Aber wir mußten ja unbedingt feiern, meinte jedenfalls Hannes.
"Komm schon, Alter, wenn DAS kein Grund zum Feiern ist, dann gibt es doch gar keinen. Du hast den Trainerschein! Und zwar gegen den ausdrücklichen Willen von KaEmEl!"
"Ja, aber guck Dir doch mal die Note an: 'genügend'. Das heißt grade so geschafft. Und KaEmEl hat sogar noch reingeschrieben, dass sich 'Herr Lavayeux meist bemühte, dem Unterrichtsstoff zu folgen und sich in die Gruppe einzufügen'. Das ist doch eine General-Frechheit, das so reinzuschreiben! Mit dem Zeugnis nimmt mich doch nichtmal dieser Krepelverein ... wie hieß der gleich noch?"
"FC Schwarzach, das weißt Du ganz genau - und jetzt komm und hab mal ein bissl Vertrauen in Deinen alten Herrn! Wir genehmigen uns jetzt einen und morgen unterschreiben wir unseren ersten Trainervertrag!"
"Du hast gut reden", maulte ich. "Bei Dir steht ja auch "exzellent" im Zeugnis..."
"Hör auf zu jammern, Du bist trotzdem ab morgen Co-Trainer - und wir werden diesen Dorfverein schon auf Vordermann bringen.- Jetzt wird jedenfalls erstmal gefeiert. Ich kenn da eine hübsche kleine Kneipe, wo sie Absinth ausschenken."
"Was ist denn Absinth?"
Hannes feixte sich eins. "Du wirst es lieben!"

Wie sich dann herausstellte, war das leider wahr.
Und was sich außerdem herausstellte, war: Hannes wollte nicht unbedingt nur wegen des Schnapses in genau diese Kneipe...
Meine Erinnerung wird direkt ab dem ersten Absinth ein bißchen trüb, aber dass Hannes, die Kellnerin (Theresa?) und die Bardame (deren Namen ich nicht aufgeschnappt habe) sich prächtig verstanden, drang selbst durchden alkoholbedingten giftgrünen Nebel zu mir durch.
(Erwähnte ich schon, dass ich genaugenommen deswegen nicht trinke, weil ich keinen Alkohol vertrage und sofort vom ersten Glas blau bin? Selbst wenns alkoholfreies Bier ist?)
Und als die Kneipe um zehn schloß (den Grund dafür hat mir irgendwer gesagt, aber ich hab ihn vergessen), zogen wir zu viert weiter.
Zunächst zu mir, um mich sicher in meinem Bett abzuliefern - sagte vorhin jedenfalls Hannes. Mein Bewußtsein war zu dem Zeitpunkt offenbar schon längst schlafengegangen, ich kann mich daran nämlich null erinnern.
Und dann hat er wohl die beiden Mädels noch nach Hause gebracht.
Das Grinsen, mit dem er mir diese Information zukommen ließ, bedeutet dann wohl ... ich beschließe, darüber nicht weiter nachzudenken.
Wer mit Hannes umherzieht, muß sich an sowas gewöhnen. Die Mädels fallen ihm - auch wenn das ein etwas repektloses Bild ist - quasi wie reife Früchte in den Schoß. Ich habe nicht die geringste Ahnung, wie er das anstellt, aber er braucht einen Raum nur zu betreten, damit sich zwei Drittel der Damenwelt wie vom Magneten gezogen ihm zuwenden.
Egal, nicht drüber nachdenken - in dieser Richtung lauert der Neid und daraus folgend die schlechte Laune.


Jetzt sitzen wir also mit Stefan und Theodor Maier - Präsident und Vizepräsident und außerdem sehr offensichtlich Brüder - an einem Wackeltisch und sprechen darüber, wie sich die Anwesenden die Trainertätigkeit des Herrn Ringlwadl samt seines "Staffs" (vulgo: mir) denn so vorgestellt haben.
Und wir sprechen bedauerlicherweise zuerst sogar darüber, ob dieser besagte Staff überhaupt Teil der Vereinbarung sein sollte oder lieber doch nicht ...

"Bei allem Respekt, aber Herr Lavayeux scheint nur sehr begrenzt geeignet zu sein, eine Gruppe junger Menschen nicht nur sportlich, sondern auch menschlich zu führen.
Zumindest ist dass die Meinung seines Kursleiters an der Fussballschule. Wir zögen es vor, wenn Sie sich einen anderen Co-Trainer suchten, Herr Ringlwadl."

Stefan Maier ist ganz offensichtlich nicht gewillt, diese Kröte namens "Lava" (Hannes hat mir diesen dämlichen Spitznamen verpaßt - logisch, wer denn auch sonst?) widerstandslos zu schlucken.

Hannes läßt sich nicht aus der Ruhe bringen. "Herr Maier, bei allem Respekt, wie Sie gerade so schön sagten ... Sie kennen die Vereinbarung Ihres Vereins mit Herrn Lavayeux senior doch genausogut oder wahrscheinlich sogar besser als ich. Sie bekommen erhebliche finanzielle Unterstützung durch Herrn Lavayeux' Firma, dazu den Jahrgangsbesten als Cheftrainer - noch dazu kostenfrei, weil mein Gehalt Teil des Sponsorenvertrags ist. Und im Gegenzug geben Sie Herrn Lavayeux", er deutet auf mich, "die Gelegenheit zu beweisen, dass Klaus Müller-Lüdenscheidts Meinung über ihn komplett aus der Luft gegriffen und genaugenommen böswillige Unterstellung ist."

Die Maiers schauen sich kurz an, dann seufzt Stefan (oder ist es Theodor?), nickt schicksalsergeben und unterschreibt die beiden Anstellungsverträge. Der andere Bruder tut es ihm nach, danach verewigen sich noch Hannes und ich auf dem Papier.
Fertig.
Ich bin Trainer!
Gut, Co-Trainer - und auch nur dank heftigsten Vitamin Bs.

Papa Lavayeux hat sich mächtig ins Zeug gelegt, damit sein "mißratener Filius" nach dem geradeso geschafften Abitur und zwei abgebrochenen Studien (BWL und Jura) nun vielleicht doch noch was anderes wird als ein Sohn, der aufs Erbe wartet.
Dank seiner sehr erfolgreichen Firma kann er sich solche Extravaganzen wie einem Lokalverein mal eben ein paar zehntausend Euro Sponsorengelder und den Trainerstab zu bezahlen halt auch leisten.

"Lavayeux' Lamafelldecken" sind eben ein Verkaufsschlager. Und entgegen der landläufigen Meinung ist das auch kein Nepp!
Nein, das ist ein völlig seriöses Geschäft.
Also gut, im Kleingedruckten steht natürlich, dass sich auch vereinzelt auch mal Schaffellreste unter die Lamawolle mischen KÖNNEN.
Passiert aber natürlich kaum.
Und hey - dass Papas Decken ausschließlich von höchst findigen Reiseveranstaltern gekauft werden, die mit einer Busladung Decken (und deutscher Rentner) dann in die Karpaten, die Hohe Tatra oder wenigstens ins Erzgebirgsvorland fahren, um diese Decken dann an den Mann (und die Frau und alle Enkelkinder) zu bringen, zum Vorzugspreis von nur 1999,99€ - also DAFÜR kann Papa nun wirklich nichts!

Genau wegen dieser Decken bzw wegen Papas Firma sind wir ja auch vor über zehn Jahren aus Luxemburg hierher nach Bregenz an den Bodensee gezogen.
Die luxemburgischen Behörden machten ihm mit ihren ständigen Nachfragen und Unterstellungen, mit Vorladungen, Betriebsbegehungen, Verboten und dergleichen das Unternehmerleben dermaßen schwer, dass sie diesen Wirtschaftsfaktor förmlich aus dem Land getrieben haben.
Ich fands damals nicht so toll - logisch, mußte ich mich doch auf einen Schlag nicht nur von meinen Freunden verabschieden, sondern mich auch an eine neue Sprache gewöhnen.
Wäre Hannes nicht gewesen, wär die Schule wohl alles andere als schön geworden.
Aber ich traf Hannes ja - indem ich direkt am ersten Tag buchstäblich in ihn hineinstolperte.
Und wir stellten sofort fest, dass wir etlichen Interessen teilten.
Fussball, klar. Wobei er völlig andere Vereine bevorzugt als ich.
Sein Lieblingsverein ist zum Beispiel der FC Barcelona. Werd ich im Leben nicht verstehen.
So wie er nicht versteht, was an FOLA Esch, Rot-Weiß Essen oder Feyenoord toll sein soll.

Aber das sind Kleinigkeiten. Im Kern waren wir uns von Anfang an einig - Fussball ist toll.
Rockmusik auch.
Und Frauen sowieso.

Und nur, weil ich Hannes so gern mag, hab ich mich überhaupt darauf eingelassen, hier als Co-Trainer zu arbeiten statt .... nee, das ist gelogen.
Es ist einfach meine einzige Chance, überhaupt in diesem Business Fuß zu fassen.

"Auf gehts!", sagt Hannes und reibt sich voller tatendrang und Vorfreude die Hände, als wir wieder auf der Straße sind. "Wir holen uns jetzt n Kaffee! Und dann googlen wir mal, was sich über unseren neuen Arbeitgeber so finden läßt. In drei Tagen ist Trainingsauftakt, bis dahin will ich informiert und vorbereitet sein!"

Ich seufze und trotte hinterdrein.
Nach drei Metern setze ich die Sonnenbrille auf.
Der Kopf dröhnt, es ist zu laut und viel zu hell - aber ich hab nen Job!
« Letzte Änderung: 17.April 2023, 10:17:10 von Achtelprofi »
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Argh! Das mit dem Spielstand ist ja echt ärgerlich und vor allem echt schade. Aber der Beginn der "neuen" Story lässt auf weitere Highlights hoffen, ich bin selbstverständlich auch hier dabei!  :)
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Spätsommer 2019, Schwarzach, Bezirk Bregenz, Westösterreich


Die Google-Bestandsaufnahme fällt ehrlich gesagt niederschmetternd aus.
Irgendwie hatten wir beide im Hinterkopf, dass der FC Schwarzach in der Landesliga Vorarlberg spiele, also der vierten Liga Österreichs.
Und das wäre für einen ersten Trainer- oder auch Cotrainerjob natürlich ein toller Start gewesen.
Nur war an unseren Hinterköpfen leider eine Winzigkeit vorbeigegangen:

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Plötzlich erklärt sich auch, warum mein Vater mit einer vergleichsweise lächerlichen Sponsorenzahlung Einfluß auf die Personalplanung des Vereins nehmen konnte.
Wie wir während der hektischen Recherche, die der Entdeckung des obigen Artikels folgt, erfahren können, ist der FC Schwarzach die Ligenleiter ein bißchen nach unten gepurzelt.
Ein bißchen weit sogar.
Genaugenommen bis runter in die 5. Landesklasse Unterland.
Falls diese Bezeichnung überraschenderweise für andere genausowenig Aussagekraft hat wie für Hannes und mich: 10. Liga, Freizeitmannschaftenlevel.
ZEHNTE LIGA!

Selbst Hannes wirkt für ein paar Minuten ein bißchen geschockt.
Im Gegensatz zu mir fängt er sich aber sehr schnell wieder und beginnt schon wieder das Positive daran zu erkennen.
"Eigentlich ist das doch total super," grinst er. "Wir können uns ganz in Ruhe darauf konzentrieren, die absoluten Grundzüge des Trainerberufs einzuüben und zur Routine zu machen, ohne dass uns lästige Journalisten auf den Füßen stehen und jedes Wort auf die Goldwaage legen."

Ich schüttele fassungslos den Kopf über so viel Optimismus. "Und wenn wir gut sind, kriegt es ohne Journalisten kein Schwein mit. Was wird denn aus Deinem Plan, innerhalb von fünf Jahren die Austria zu trainieren?"
Das hat er nämlich vor, hat er mir - ohne jedes Grinsen! - vor ein paar Wochen gesteckt.

"Der Plan ist folgender: Trainerschein machen, irgendwo erste Sporen verdienen, ein paar unterklassige Titel holen und dann so schnell wie möglich ab zur Austria. Ich bin immerhin schon 25, wenn ich nicht mit 30 bei denen auf dem Trainerstuhl sitze, kann ich es vergessen, mit 40 bei Barca angestellt zu werden!"

Und so wie ich Hannes kenne, ist das nicht einfach nur eine Schnapsidee, sondern tatsächlich durchdacht - auch wenns wie der wirre Fiebertraum eines 14jährigen klingt.

Jedenfalls ist Hannes nur ein paar Augenblicke später schon wieder mit Feuereifer bei der Vorbereitung unseres ersten Arbeitstages - wann wollen wir welche Meetings abhalten, mit wem sollten wir überhaupt alles sprechen, wie stellt er sich die ersten Trainingseinheiten vor und und und.
Unglaublich, dieser Typ.

~~~

Der nächste Dämpfer läßt aber nicht lange auf sich warten. Denn als wir zum ersten Mal den Trainingsplatz betreten und die beiden Mannschaften begrüßen (Erste und U18), ist das ein ziemlich übersichtlicher Haufen.
Wir zählen extra mehrfach, um sicherzugehen, aber es sind und bleiben drei Spieler. Zwei aus der U18 und ein "Senior" mit sagenhaften 19 Lenzen auf dem Buckel.

Hannes und ich wechseln einen unsicheren Blick und drehen uns dann synchron zu den Maiers um.
"Äh ... wo sind denn die Spieler?", fragt Hannes.
"Das sind leider alle, die im Moment beim Verein  unter Vertrag stehen. Nach dem Abstieg um sechs Ligenstufen wollten die meisten nicht bleiben, da sie ja auch ab sofort kein Gehalt mehr bekommen."
"Unschön. Wer kümmert sich um Spielerverpflichtungen? Den Verantwortlichen möchte ich zwecks Strategieabsprache bitte heute noch sprechen. Allzuviel Zeit bis zum Ligaauftakt haben wir ja nicht mehr, wenn ich richtig informiert bin."
"Nunja, genaugenommen ...", drucksen die Maiers, "... genaugenommen sind SIE BEIDE die Verantwortlichen für die Kaderplanung. Steht im Anstellungsvertrag, Seite 17. Paragraph 78, Absatz 3, um genau zu sein."
"Oh." Jetzt wirkt Hannes das erste Mal überfordert. Er schaut mich an. "Hast Du das gelesen?"
Ich schüttele den Kopf und fühle gleichzeitig ein völlig unpassendes Kichern in mir aufsteigen. "Weißt Du was? Kein Problem. Kümmer Du Dich um Taktik und Training, ich besorg uns die Spieler. Ich kümmere mich drum, verlaß Dich auf mich."
"Und wie willst Du das anstellen, so ganz ohne Budget?"
"Mir fällt schon was ein - was weiß ich, vielleicht mach ich einfach einen Aushang für die örtlichen Supermärkte und Sportartikelgeschäfte - 'ex-Viertligist sucht Fussballer zwecks Aufstieg. Ball wird gestellt, Gehalt ist selbst mitzubringen.' Irgendwas in der Richtung."
Die beiden Maiers haben mit offenem Mund zugehört.

Stephan räuspert sich schließlich: "Äh ... vielleicht könnten Sie auch mal mit dem einem oder anderen Spielerberater sprechen?"
"Ja, oder so. Wenn der Aushang nichts bringt...", antworte ich leichthin. So leise, dass die beiden es sicher nicht hören, setze ich an Hannes gerichtet hinzu. "Spielerberater, bei Amateurspielern in der zehnten Liga. Na sicher dat. - Was haben die denn geraucht?"

~~~

Nichtsdestotrotz setzen wir unseren Plan in die Tat um und teilen uns die Arbeit auf.
Während Hannes über "Taktiktafeln brütet und die Mannschaften trainiert" (sagt er jedenfalls, welche Mannschaften will er schon groß trainieren?), mache ich tatsächlich besagten ironischen Aushang fertig und telefoniere die Spielerberater ab, die im örtlichen Telefonbuch zu finden sind.
Alle beide!

Während Roland Mauerköter nach meinen ersten Sätzen lachend auflegt, hört sich Sighelm Kautzer zumindest erstmal an, was ich zu sagen habe.
Nachdem ich meinen Sermon ("...unglücklich abgestiegener Ex-Fast-Profiverein .... blablabla ... geben jedem Spieler eine Chance ... blubbblubbblubb .... bitte helfen Sie uns .... heuljammerjaul .... sind verzweifelt und Sie haben so einen guten Ruf .... kriechschleimFüßeküss ....") runtergeleiert habe, schlägt er vor, dass wir uns "doch mal auf einen Kaffee treffen sollten".
Gesagt getan. Ich also hin zum Treffpunkt, wir quasseln eine halbe Stunde angeregt und danach habe ich einen Exklusivvertrag unterschrieben, der uns, solange wir niemanden eine Ablöse zahlen, nur Vorteile bringt. Kautzer verspricht uns, innerhalb einer Woche mindestens zwanzig Spieler für ein Probetraining zu organisieren. Wen wir davon dann verpflcihten, ist unsere Sache.

Das teile ich Hannes später am Nachmittag freudestrahlend mit - denn mit 20 Spielern würden wir sogar schon über der Grenze von mindestens 15 Spielern liegen, die in der 5. Landesklasse als Mindestkadergröße vorgegeben sind.

(Mit den Bestimmungen, die inkrafttreten, sobald wir anfangen, Geld für Spieler zu zahlen, belaste ich Hannes lieber noch nicht. Für dieses Problem können wir immer noch eine Lösung finden, wenn wir wirklich mehrfach aufgestiegen sein sollten...)

Im Endeffekt trete ich mit dieser Geschäftsbeziehung zu Kautzer eine echte (Spieler-)Lawine los.
In den folgenden Wochen stellen sich über achtzig (!) Kicker bei uns vor.
Und während es zunächst eher Jungs sind, bei denen ich schon froh (und völlig überrascht!) bin, dass sie unfallfrei Schuhe binden und den Ball vom Mitspieler unterscheiden können, steigt die Qualität der Anwärter von Woche zu Woche an und zum Schluß (kurz vor Schließung des Transferfensters) stehen plötzlich Spieler auf der Matte, die locker auch mehrere Ligen über uns in einer Mannschaft spielen könnten.
Aber Transferdeadline heißt halt auch Torschlußpanik für Vereine UND Spieler..
Wir machen uns keinerlei Hoffnungen, was den längerfristigen Verbleib der 27 Spieler angeht, die wir schlußendlich bei der Liga registrieren - aber für den Moment, also für die kommende Halbserie, haben wir einen extrem schlagkräftigen Kader zusammen.
So schlagkräftig, dass nicht nur Hannes, sondern auch die beiden Präsidiumsbrüder mir freudestrahlend zu meiner herausragenden Arbeit gratulieren.
(Ja, auch diese beiden wissen nichts von den ANDEREN Vertragsklauseln...)

Mit diesen Spielern und mit der Taktik, die Hannes zusammengetüftelt hat, hoffen wir eine gute Rolle in der 5. Landesklasse spielen und das offizielle Saisonziel "obere Tabellenhälfte" erreichen zu können.




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« Letzte Änderung: 17.April 2023, 15:32:44 von Achtelprofi »
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Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers

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Winter 2019, Schwarzach


Bevor die Saison beginnt, beschließen wir in der Vierrunde Maier, S., Maier, T., Ringlwadl, H. und Lavayeux, G., dass wir uns zur Halbzeit der Saison zusammensetzen und eine "Standortbestimmung" durchführen, wie es Stefan Maier etwas hochtrabend ausdrückt.
Nun, wir führen dieses Meeting natürlich Mitte November, nach genau 12 der 24 Ligaspiele auch durch (im Pokal sind wir ja nicht vertreten), aber mehr als wie ein Häuflein Bekiffter nach einem Fips-Asmussen-Witz zu grinsen bekommen wir nach der Eingangsfrage "Und, wie siehts aus?" einfach nicht auf die Reihe.

Jeder von uns vieren weiß natürlich, wie es aussieht.
Und jeder von uns vieren weiß auch, WONACH es aussieht.
Am Ende stoßen wir kichernd mit nem Pils an und beschließen, uns zum Ende der Saison nochmal zusammenzusetzen.

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P.S.: Hannes ist ein Taktikgott.

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« Letzte Änderung: 17.April 2023, 17:11:39 von Achtelprofi »
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Bayernfahne

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@Bayernfahne:
Ist zwar echt ein bissl fies von Dir, mir diese erneute kollektive Idiotie "meines" BVB nochmal ins Gesicht zu reiben  ::)  ;D, aber ansonsten: Dankeschön!

Wie sagte Nico Semsrott so schön? Lieber einen guten Freund verloren, als eine gute Pointe!  :-*
Sorry dafür, aber die Parallelen waren einfach zu krass.

Zum neuen Part:
Da ging's ja mal richtig, richtig weit nach unten! Aber den Ergebnissen zu urteilen ebenso schnell wieder hoch, zumindest eine Ligastufe. Und so dominent wie das aussieht, wird es eins weiter oben auch ne klare Sache sein. Sofern die Spieler GEHALTen werden können. Weil Lava seine bisherigen Erfolge nur geträumt hat, kann er natürlich auch nichts aus den Budgetüberschreitungen bei FOLA und Winti gelernt haben. Konsequent!  :D Auf jeden Fall geht es schon wieder richtig gut los, gefühlt ist es ganz egal, wo es hingeht, du machst schon irgendwas aus der Station. Die Episode mit der Kaderplanung war mein Highlight!
Diesmal möchte ich außerdem gleich zwei Trikots, "Tapfer" und "Kink" sind schon ne unfassbar geile Kombi  ;D Sofern die auch in der nächsten Saison bzw. zumindest in der Rückrunde noch in Schwarzach spielen.
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...und der Teufel schickt uns einen Kuss, wir haben von alledem gewusst!

Muffi

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Hui, 10. Liga in Österreich, ich hätte ehrlich gesagt gar nicht gedacht, dass es in Österreich so weit runter geht  :D
Bei dem krassen Start wäre ich glatt ein wenig enttäuscht, wenn du überhaupt einen Punkt abgibst (ich muss ja etwas Druck aufbauen  ;D ).
Ich schließe mich Bayernfahne an, solltest du ihn noch etwas halten können, wäre ein Tapfer(-es) - Trikot echt kultig.
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Noergelgnom

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Mai 2020, Schwarzach, Westösterreich

Als im Januar das Transferfenster öffnet, stehen bereits sieben Abgänge fest.
Eigentlich kein Wunder, denn Spieler wie Torwart Mohr, die Doppelsechs Strifler/Rolandi oder Stürmer Mertinitz haben so nachdrücklich auf sich aufmerksam gemacht, dass selbst Regionalligisten ihre Fühler nach ihnen ausstrecken.
Im Gegensatz zu uns können solche Vereine Gehälter zahlen - und da wird es für einen Spieler dann auch ganz schnell ganz leicht, sich gegen uns zu entscheiden.
Die meisten gehen mit einem weinenden und einem lachenden Auge und kündigen an, für alle Zeiten nur lobende Worte zu finden, wenn man sie nach ihrer Zeit beim FC Schwarzach fragen sollte.

Hört man gern, nutzt nur im Hier und Jetzt wenig bis nix, weil wir innerhalb der nächsten vier Wochen mal so eben die nahezu komplette Stammelf ersetzen müssen - plus ein dutzend weitere Spieler, die sich während des Januars zu einem Wechsel entscheiden.
Andererseits haben wir mit Herrn Kautzer einen extrem fähigen Mann zur Verfügung, wenn es um Tips für die nötigen neuen Spieler geht. Der legt sich wirklich ins Zeug für den FC Schwarzach, das muß man ihm lassen.
Und er übertrifft sich gleich mehrfach selbst mit den Neuen, die er zu uns schickt.
Der mit Abstand ungeheuerlichste dieser Neuzugänge kommt aus Deutschland mit der Empfehlung von weit über 150 Viert- und Drittligaspielen für illustre Vereine wie den FC Carl Zeiss Jena oder Hansa Rostock (!!!) zu uns.
Sein Name?
Kevin Pannewitz.

In Deutschland hat sein Ruf aufgrund diverser Skandälchen ein bißchen gelitten, wie er uns freimütig erzählt - bei uns aber ist er von Tag eins an genau die erhoffte Verstärkung im defensiven Mittelfeld. Und auch neben dem Platz ist er allein schon durch seine Profierfahrung innerhalb kürzester Zeit ein absoluter Führungsspieler.
Er geht mit Leistung voran und wir haben nichts, aber auch gar nichts an seinem angeblich so skandalösen Verhalten zu kritisieren.
Uns ist es genau wie ihm klar, dass die gemeinsame Reise nach einem halben Jahr höchstwahrscheinlich schon wieder enden wird... aber in diesen paar Monaten drückt er dem Spiel des Clubs, dem Verhalten der Mannschaft als ganzes und dem Bild ebendieser Mannschaft in der (lokalen) Öffentlichkeit einen massiven Stempel auf.

"KP20" wird unter den Die-Hard-Supportern des Vereins zum geflügelten Wort für unbedingten Einsatzwillen, Aufopferung fürs Team und die Bereitschaft, auch in der 96. Minute beim Stande von 4:0 noch im Vollsprint zurückzuhasten, um dem gegnerischen Stürmer im letzten Moment den Ehrentreffer zu verweigern.
Dass er "nebenbei" mit Leichtigkeit in der Lage ist, unser Spiel aus dem defensivem Mittelfeld heraus zu ordnen und nicht nur immer wieder atemberaubende Pässe zu spielen, die die gegnerische Abwehr komplett aushebeln, sondern im Zweifelsfalle auch selbst für die Tore sorgen kann, macht Kevin noch wertvoller für uns.





Leider sind uns nur sechs Ligaspiele mit ihm auf dem Feld vergönnt - in diesem sammelt er (als DEFENSIVER Mittelfeldspieler wohlgemerkt) aber 3 Tore, 1 Assist und 6 Pre-Assists. Dazu wird er zweimal zum Spieler des Spiels gewählt.
Es ist nur folgerichtig, dass er bereits nach zwei Spielen Anfragen aus Deutschland erhält...

Da auch die anderen Neuzugänge ähnlich gut einschlagen, ist es vielleicht nicht allzu verwunderlich, dass wir auch in der Rückrunde ein Spiel nach dem anderen gewinnen.
Allerdings - und das ist, wenn auch nicht besorgniserregend, so doch zumindest auffällig - nicht mehr mit der ganz großen Selbstverständlichkeit, Unaufhaltsamkeit und Leichtigkeit wie in der Vorrunde.

Gerade ab dem 21. Spieltag ist ein deutlicher Bruch in unserem Spiel zu erkennen.
Ist aber auch kein Wunder - denn das 3:0 gegen Schwarzenbach am 20. Spieltag bringt die auch rechnerische Gewißheit, dass uns die Meisterschaft und damit der Aufstieg nicht mehr zu nehmen ist!

Das ist einerseits sehr schön - andererseits natürlich Gift, wenn man die Spannung in der Manschaft hochhalten will.
Trotzdem gelingen uns an den folgenden drei Spieltagen noch drei - wenn auch teilweise glückliche - Siege.
Am letzten Spieltag allerdings erwischt es uns dann doch noch und wir versemmeln die mögliche makellose Saisonbilanz.
Pascal Tapfers neuntem Saisontreffer ist es zu verdanken, dass wir wenigstens ungeschlagen bleiben, aber zum 24. Sieg reicht es dann leider doch nicht mehr.
Lokalreporter Volker Muffing zeigt sich in den "Bregenzer Nachrichten" denn auch entsprechend enttäuscht, hatte er doch schon zu Beginn der Rückrunde eine 24-Siege-Saison prophezeiht und sieht sich nun von der Mannschaft im Stich gelassen.
Na wenn er meint.

Hannes und ich (und die Maier-Brüder sowieso) freuen uns lieber, dass wir so schnell den ersten Schritt auf dem Weg zurück in die Vorarlbergliga geschafft haben.








Gegen Ende der Saison gibts dann noch ein Ereignis zum Schmunzeln, denn unsere (natürlich ehrenamtliche) Vereinssekretärin Theresa kommt eines Tages lachend auf den Trainingsplatz und schwenkt ein Blatt Papier in der Hand.
Auf unsere Frage, was sie denn so erheitere, erwidert sie etwas atemlos:
"Ihr werd's net glaub'n, aba wia hab'n Trikotwünsche bekommen."
"Häh?! Wie jetzt?"
"Na, von Fans. Die woll'n Trikots von zwoa Spielern hab'n."

Auf nähere Nachfrage stellt sich heraus, dass zwei begeisterte FC-Schwarzach-Anhänger wissen wollen, was es sie kosten würde, Trikots von unserem estnischen Flügelflitzer Tarmo Kink und von seinem Pendant auf rechts, Pascal Tapfer zu erwerben.
Das trifft uns ein bißchen unerwartet - beim Abstieg haben wir ja gerade erst alles abgestoßen, was in der zehnten Liga unnötige Kosten verursacht.
Und der Fanartikelsshop samt des Liefervertrages mit dem hier aus Datenschutzgründen nicht genannten Sportartikelhersteller war so ziemlich das erste, was weichen mußte.

Uns fehlen also eigentlich die Voraussetzungen, um den beiden Fans ihren Wunsch zu erfüllen, es sei denn, wir eröffnen den Fanshop wieder.
Wir überlegen eine Weile hin und her - selbstverständlich im Verbund mit den Vereinspräsidenten, die eine solche Investition ja absegnen und auch bezahlen müßten - aber schlußendlich entscheiden wir uns dagegn.
Die Saison beenden wir sowieso schon mit einem Kontostand von minus 30.000€.
Auch eine Ligastufe höher sind keine signifikant höheren Einnahmen zu erwarten, da können wir uns Extravaganzen wie einen Fanshop für 3 Trikots pro Saison einfach nicht leisten.

Internen Berechnungen zufolgen lohnt sich ein solcher Shop erst ab mindestens 100 Trikots pro Saison, vorausgesetzt, dass der Hersteller genügend Mengenrabatt gewährt, der Co-Trainer den Shop unentgeltlich betreut und dieser Shop im Keller des Maier'schen Wohnhauses errichtet wird, um Miete zu sparen.

Mit anderen Worten - der Co-Trainer, dessen vornehmste Trainingsaufgabe es ist, die Slalomhütchen zu polieren, akkurat auf- und abzubauen und der Farbe nach sortiert zu halten, kann sich also auch in der kommenden Saison auf eben diese Slalomhütchen konzentrieren.
Oh und natürlich auf die noch viel vornehmere Aufgabe, das Dutzend Abgänge ohne Kosten gleichwertig zu kompensieren.

Erwähnte ich schon, dass Kevin Pannewitz zum 1.7.2020 nach Rosenheim wechselt?
Und Tarmo Kink seine Karriere in seiner Heimat ausklingen lassen will?


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« Letzte Änderung: 18.April 2023, 19:25:04 von Achtelprofi »
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Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers

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Nicht das du meinst ich würde hier nicht mitlesen, tue ich, aber ich möchte derzeit noch nichts dazu sagen. Der Schock sitzt tief bei mir.
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Volker Muffing  ;D 8)

Zitat
Ganz klar, schon traurig, wie hier eine historische Chance vertan wurde und überhaupt - wieso ist dieser Lavayeux nicht in der Lage die Spieler im Verein zu halten? Immerhin hat er es wenigstens geschafft ähnlich gute Spieler nachzuverpflichten, noch ...

Nein, im Ernst, eine tolle Saison mit dem Ergebnis des verdienten Aufstiegs. Ich bin gespannt wie es hier weitergeht und werde ganz bestimmt nicht drängeln  8)
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Bayernfahne

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Die Auszeit kann man nach einer ungeschlagenen Saison mit nur einem Unentschieden aber auch echt verstehen.  :D Bin gespannt, wie es danach hier weitergeht, bis dahin, dir ne gute Zeit!  ;)
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...und der Teufel schickt uns einen Kuss, wir haben von alledem gewusst!

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Mitte April 2021, Schwarzach, Westösterreich


 "Hannes?"

Mein bester Freund (und Chef) schaut zu mir auf, nimmt aber nur eines seiner Augen vom Handy, wie es scheint. - "Hmm?"

"Gute Nachrichten, ich habe Ersatz für Schwarz und Engelmeier gefun.... sag mal, hörst Du mir eigentlich zu?"

Jetzt schaut er doch tatsächlich mal beidäugig zu mir hoch. "Ja, klar, was ist denn los?"

"Ich hab Ersatz für die beiden Abgewanderten ... boah, Alter, Du schaust ja schon wieder in Dein fucking Telefon! Was ist denn da so wichtig?!"

Bevor er reagieren kann, hab ich mir sein Smartphone geschnappt und einen Blick auf den Bildschirm geworfen - als er mir das Gerät einen Sekundenbruchteil später mit einem Wutschnauben wieder entreißt, ist es schon zu spät.
Ich bin ein ziemlich fixer Leser.

 

Ich schaue ihn nur wortlos an.

"Schau nicht so," grummelt Hannes, "Du kennst meinen Plan."

Wortloser Blick der Enttäuschung.

"Boah, Gerard, nun tu doch nicht so beleidigt!"

Wortloser Blick der Enttäuschung +3 ... verbunden mit einem Kopfnicken in Richtung seines Telefons, auf dessen Display der bereits digital unterschriebene Vorvertrag leuchtet.

"Mensch Gerard, was hätte ich denn tun sollen? Meine vielleicht einzige Chance einfach so verstreichen lassen?"

 

Ich zucke mit den Schultern.
Eigentlich hat er ja recht - und wenn ich ganz ehrlich bin, trifft mich das nicht komplett unvorbereitet. Seit der Verein, bei dem er da offenbar gerade unterschrieben hat, im Winter aus den Meisterschaftsplayoffs zu rutschen drohte, hat die halbe Hauptstadt kein anderes Thema mehr gehabt als "wann muß der Trainer gehen und wer wird sein Nachfolger?"

Vor zwei Wochen - direkt nach der krachenden 2:5-Heimdemütigung durch den Erzrivalen Rapid und der damit verbundenen auch rechnerischen Sicherheit, dieses Jahr nicht an der Meisterschaftsrunde teilzunehmen - mußte Franco Foda dann seinen Hut nehmen.

Dass er über die gesamte Saison hinweg den Stammkeeper, den Abwehrchef, beide Spielmacher sowie die beiden besten Torschützen der Vorsaison nicht zur Verfügung hatte, interessierte die Verantwortlichen nicht die Bohne und so kam es, dass Fodas Assistent Stephan Holzenbichl für die restliche Saison als Interimstrainer installiert wurde, während der bisherige Cheftrainer zum Ex-Trainer befördert wurde.

Holzenbichl wiederum berief sofort Karl Rumperding, den Cheftrainer der Zweiten, als Cotrainer in seinen Stab. Die Zweite schnappte sich den U19-Trainer . . . und so weiter und so fort.

Und am Ende dieses Stallgeruch-Stühlerückens stellte die Wiener Austria fest, dass ihr jetzt ein U17-Cheftrainer fehlt.

Kurzer Blick in die unteren Ligen, wer hat am besten performt, wer hat in Interviews vielleicht schon mal von der Austria gesprochen?

Ach gugge, da gibts ganz im Westen Österreichs diesen herausragenden Nachwuchstrainer, der irgendsoeinen lokalen Krepelverein innerhalb von 2 Jahren aus der 10. in die 8. Liga gehievt hat - und das auch noch unter kompletten Gaga-Bedingungen! Wie es scheint, hat Hannes Ringlwadl nach jeder einzelnen Transferperiode eine komplett runderneuterte Stammelf gehabt, weil jeder, der drei Spiele unfallfrei hinter sich gebracht hat, sofort wegverpflichtet wird.

Der Verein heißt FC Schwarzbach oder so - "ist aber eh wurscht", wie es in Wien so schön geheißen haben mag.

Tja, Hannes wechselt zur neuen Saison also in die Beletage des österreichischen Fussballs. Zwar ist er damit noch nicht am Ziel ("nach 5 Jahren Austria-Chefcoach!"), aber immerhin schon beim richtigen Verein. Und er hat noch drei Jahre Zeit.

Leider haben die Verantwortlichen der Austria keine Wertschätzung für denjenigen, der sich unter heroischer Zurückstellung des eigenen Egos in den vergangenen zwei Jahren komplett in den Dienst des angesprochenen lokalen Krepelvereins gestellt und ganz entgegen seiner Präferenzen als ehrenamtlicher Kaderplaner und Sportvorstand fungiert hat.

Soll heißen: Hannes wechselt zur Austria, ich bleibe in Schwarzach.

Und während ich einerseits durchaus sauer bin, dass er sich so mir nichts, dir nichts aus dem Staub macht, kann ich ihn (unter uns gesprochen) halt schon verstehen. Die Austria ist sein Traum (also hinter Barca, Bayern und ManCity...).

 

Wer weiß, vielleicht hat das ja auch sein Gutes?

Vielleicht holt sich der FC Schwarzach die Lösung für den Trainerstuhl ja auch aus dem eigenen Verein?

Naja, oder auch nicht, wie ich ein paar Tage später feststelle.

Das Präsidentenbrüderpaar eröffnet mir beim letzten Training der Saison (mithin also bei Hannes' Verabschiedung), dass zur neuen Saison ein anderer aufstrebender Trainernovize beim FC Schwarzach übernimmt - Zacharias Maier nämlich, Stefan Maiers Sohn.

Ja super!

Ich rege mich ein bißchen auf - eigentlich rege ich mich sogar tierisch auf.

"Und was ist mit mir?! Warum erhalte ich keine Chance?"

"Jetzt mal halblang," knurrt Maier I. "Sie haben völlig entgegen unserer Planungen und ausschließlich dank Ihres Vaters einen Posten im Verein bekommen. Den können Sie sehr gern weiter bekleiden - als Spielerbeschaffer sind Sie nämlich gar nicht so übel wie befürchtet - oder Sie kündigen. Ihre Entscheidung."

"Grummelgrummelistjagutgrummelgrummel."

 

Damit ist das Thema dann vom Tisch.

Und in der nächsten Saison werde ich mal wieder jede Menge Telefonate führen und Spieler begutachten.

Meinem eigentlichen Traum, nämlich einem echten Trainerposten, bin ich aber auch zwei Jahre nach meiner bestandenen Prüfung noch keinen Schritt nähergekommen.
« Letzte Änderung: 27.April 2023, 21:56:26 von Achtelprofi »
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