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Autor Thema: [FM 20 bis 24] Lavayeuxs Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers  (Gelesen 96176 mal)

Noergelgnom

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Conquering the Challenge League - drittes Saisonviertel 2042/43

"I hope we have a little bit lucky." (Loddar, Weltbürger)

Acht Spiele noch.
720 Spielminuten (jaja, plus Nachspielzeit) trennen uns noch vom direkten Wiederaufstieg. Wir haben neun Punkte Vorsprung und ein um dreißig (!) besseres Torverhältnis. Eigentlich haben wir also sogar schon zehn Punkte Vorsprung.
Sollten unsere Verfolger also nicht generell nur noch absolute Kantersiege einfahren, werden fünf weitere Siege reichen, um Platz eins auch nach dem 36. Spieltag noch innezuhaben und wieder aufzusteigen.
Unser Saisonendspurt beginnt mit einem Derby.
Zuhause gegen Schaffhausen klingt jetzt nicht gerade nach einer unlösbaren Aufgabe.
Und wäre es auch nicht gewesen, wenn wir nicht wie schon einige Male, seit ich hier Trainer bin, die grundlegendste aller Lektionen vergessen hätten:
"Chancen HERAUSSPIELEN reicht nicht zum gewinnen. Man muss sie auch in Tore ummünzen."
So hübsch langsam wird Schaffhausen sowas wie unser Angstgegner in der Challenge League - schon wieder eine Niederlage gegen die Gelben!





Und weil das an schlechten Nachrichten für einen Tag noch nicht genug ist, verletzt sich kurz vor Schluss auch noch Shootingstar Hakala durch ein überhartes (ungeahndetes!) Tackling und wird mindestens zwei, eher sogar drei Spiele ausfallen.
Naja, dann muß eben Kai Gärtner mal wieder ran. Der ist wahrscheinlich der einzige im Club, der sich über den Ausfall des Finnen wenigstens ein bißchen freuen kann - auch wenn er natürlich genug Anstand hat, sowas nicht laut zu denken.

Jedenfalls steht er im Startaufgebot für unser 30. Saisonspiel, das wir in Wil bestreiten.
Und was soll ich sagen?
Gärtner wird Spieler des Spiels -er schießt nicht nur alle drei Tore, sondern spielt seinem Bewacher Batha schon in der Anfangsviertelstunde derartig Knoten in die Beine, dass dieser nach 18 Minuten wegen eines heftigen Frustfouls vom Platz gestellt wird.
Für Wil ist diese Niederlage natürlich bitter, denn sie stecken weiterhin mit Nyonnais zusammen untendrin und jeder einzelne Punktgewinn kann am Ende der Saison entscheidend sein.
Wer weiß, wie sie sich geschlagen hätten, wenn wir nicht diesen Irrwisch als Hakala-Ersatz auf die linke eite gestellt hätten...





Nach dem einen Kellerkind gehts jetzt gegen das andere - Nyonnais kommt an die Schützenwiese.
Und die haben genausowenig eine Chance wie Wil einige Tage zuvor.
Sie verlieren mit einem Tor weniger und Gärtner steuert diesmal "nur" einen Treffer bei - viertes Tor im zweiten Startelfeinsatz der Rückrunde.





Natürlich spielt unsere Nummer acht auch in Aarau von Beginn an. Hakala wäre zwar zumindest für einen Kurzeinsatz wieder bereit, aber ich kann und will Gärtner nicht aus seinem Lauf reißen.
Dankt er mir das?
Und ob!
Und WIE!
Zwei Tore erzielt er selbst, das zwischenzeitliche 2:0 durch Gudmundsson bereitet er außerdem mustergültig vor - schon wieder Spieler des Spiels.







Langsam wird es auch rechnerisch schwer, den direkten Aufstieg noch zu verpassen.
Ein Sieg gegen Kriens könnte abhängig von den Ergebnissen auf den anderen Plätzen schon reichen.
Aber wie das immer so ist - wenn man vorher zuviel rechnet, muß man danach oftmals weiterrechnen.
Zum Beispiel weil man eben nicht gegen Kriens gewinnt (Gärtner bleibt zum ersten Mal seit drei Wochen blaß), sondern trotz haushoher Überlegenheit nur 0:0 spielt und die Grasshoppers ihr Spiel gewinnen.





Zum Glück läßt sich dieser kleine Rückschlag gleich wieder ausbügeln, denn jetzt reisen wir nach Zürich zum Aufstiegsendspiel.
Die Ausgangslage ist gnauso klar wie komfortabel - wir brauchen nur einen Punkt, um auch rechnerisch Challenge-League-Meister zu sein und direkt aufzusteigen.
Die Züricher müßten dagegen gewinen, am besten 15:0, damit sie nicht nur die drei Punkte einsacken, sondern auch etwas gegen diese ungeheuerliche Differenz im Torverhältnis zu tun.
Hakala ist wieder fit, dafür schwächelt Faure nun schon seit Wochen - was uns zu der Idee verleitet, Gärtner (rechts, invers) und Hakala (links, klassischer Winger) zusammen auf den Platz zu schicken.
Offensichtlich haben die Grasshoppers nicht damit gerechnet, Gärtner ÜBERHAUPT auf dem Platz zu sehen - der hat zunächst so dermaßen viel Freiraum, dass er allein in den ersten fünf Minuten dreimal frei vorm Grasshopper-Keeper auftaucht. Und gleich die erste dieser Gelegenheiten nutzt er zum 1:0 (2. Minute).
Danach bekommt er einen Sonderbewacher an die Seite - aber das brngt ihn überhaupt nicht aus der Ruhe. Wenn der Bewacher ihm zu nahe kommt, spielt er einfach einen überragenden Pass auf enen freistehenden Mitspieler.
Auf diese Weise entstehen das 2:0, das 3:0 und das 5:1.
Eliomar hat heute auch ein paar feine Pässe im Gepäck (wahrscheinlich, um uns zu zeigne, dass wir ihm ruhig öfter den Vorzug vor Gudmundsson geben können).
Am Ende dieses Spiels sind nicht nur die Grasshopper endgültig aus dem Titelrennen, Winterthur ist auch zwei Spieltage vor Saisonende definitiv wiederaufgestiegen.







Die letzten beiden Saisonspiele sind also eher Schaulaufen - für uns Trainer allerdings auch die Möglichkeit, Kaderspielern wie Stürmer Marteinsson, Mittelfeldmann Iseni oder den Innenverteidigern Cvetkovic und Knudsen Spielminuten zu gönnen.

In Lugano tut das der Überlegenheit unseres Spiels keinerlei Abbruch und wir gewinnen (unter anderem durch einen weiteren Hakala-Doppelpack) mit 4:0.
Eine Woche später, beim Saisonabschluß zuhause gegen Neuchatel, ist die Mannschaft in Gedanken aber schon viel zu sehr mit feiern beschäftigt und wir können froh sein, in einem schwachen Spiel wenigstens einen Punkt ergattert zu haben.







Damit geht eine sehr erfolgreiche Saison zuende.
Und während wir feiern - und auch die Grasshoppers sich dank zweier mehr erzielter Tore knapp vor Brühl in die Playoffs schleppen - spielt sich am Tabellenende wieder mal ein Drama ab.
Am vorletzten treffen Wil und Nyonnais direkt aufeinander.
Wil ergattert mit einem äußerst glücklichen 1:0 seinen erst zweiten (!) Saisonsieg und zieht damit um einen Punkt an Nyonnais vorbei.
Am letzten Spieltag verliert Nyonnais zuhause durch zwei späte Tore mit 0:2 gegen die Grasshoppers und kann damit die Niederlage von Wil in Aarau (1:2) nicht für ein weiteres spektakuläres Rettungs-Comeback wie vor zwei Jahren nutzen.
Es geht für die Mannschaft mit dem kleinsten Challenge-League-Etat also runter in Liga drei.







In den Tagen und Wochen nach dem Saisonende ist natürlich Zeit für allerlei Statistiken und Ehrungen.
Der überlegene Aufstieg des FC Winterthur spiegelt sich in vielen der Entscheidungen wider.

So sind zum Beispiel schlappe NEUN Spieler unserer Mannschaft im Team des Jahres, die im vier vier zwo aufgestellt wird und so aussieht:

Zago - Valencia, Beqiri, Matthey, Wallaeys - Hakala, Semenov, (Pereira, Grasshoppers), (Kistler, Aarau) - Gudmundsson, (Meunier, Neuchatel)

Dass auch der Spieler der Saison aus unserem Team gewählt wird, verwundert nicht.
Ebensowenig verwundert, wer es schlußendlich wird:







Und dass ich zum Trainer der Saison gewählt werde, überrascht mich in Anbetracht der Mediengesetze auch wenig.
Ich bin zwar überzeugt davon, dass diese Mannschaft mit jedem Trainer aufgestiegen wäre (selbst mit Müller-Lüdenscheidt oder Robin Tutt), aber die Medien machen aus mir natürlich DEN Übertrainer schlechthin.
Was man nicht alles für eine Schlagzeile tut ...







In Luxemburg wird der CS FOLA Esch unter Georginio Wijnaldums Leitung zum vierten Mal in folge Meister, diesmal sogar ungeschlagen.
Die Red Boys Aspelt bestätigen dagegen ihren Ruf als Fahrstuhlmannschaft und steigen ab, was Dennis Zakaria seinen Job als Trainer kostet.





In England schafft es der bereits erwähnte Müller-Lüdenscheidt, mit Blackpool die Klasse in der SkyBet One zu halten - Sheffield Wednesday steigt dagegen nach einer katastrophalen Saison als 22. in die SkyBet Two ab.
In Ungarn, wohin sich mein Blick nach dem mehrfachen Interesse verschiedener Budapester Vereine ein paar mal richtet, steigt mit MTK Budapest einer der größten Vereine des Landes völlig überraschend in die zweite Liga ab.
In Bulgarien ist nach Slavia Sofia nun auch Levski Sofia Zweitligist.
In Österreich hat es Admira Wacker Mödling erwischt.
Frankreichs Zweite Liga begrüßt nach dem AJ Auxerre nun auch OGC Nizza (!).
In der Bundesliga spielen Union Berlin und RB Leipzig (!) zweitklassig.
Und in Spanien schließlich tummeln sich mit CD Teneriffa, UD las Palmas, Rayo Vallecano, Deportivo la Coruna, Rancing Santander oder dem FC Cadiz etliche frühere Erstligisten in der zweiten Liga...
« Letzte Änderung: 14.März 2023, 18:22:32 von Achtelprofi »
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Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers

Bayernfahne

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Da ist der Aufstieg und verdammt nochmal, Kai Gärtner FUSSBALLGOTT!  :o Herzlichen Glückwunsch, absolut verdient und bei all den Abgängen mit dieser Souveränität trotzdem irgendwie unerwartet. Schön auch das mit den Trikots, da sag ich artig danke!  :D

Lieblingstore habe ich zwei und kurioserweise beide gegen Lugano. Das eine beim Auswärtsspiel als Gärtner in der 90+X. Minute durch die komplette Gegnerische Hälfte dribbelt und zum Sieg trifft. Das zweite beim 2:0 zu Hause, als er per Flanke Hakala bedient, der dann einköpft. Das war auch kurz vor Schluss, aber erst das 1:0. Ein Gärtner-Trikot habe ich ja jetzt aber schon. Dann nenne ich als Lieblingsspieler der Saison doch mal den guten Semenov. Hakala war auch absolut überragend, aber ich finde, Semenov bekommt nicht ganz so viel Aufmerksamkeit, dabei ist der ein unverzichtbarer Strippenzieher.

Aber nun auch genug der Worte, lasst die Korken knallen!
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4Ramos

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Glückwunsch zum Aufstieg, bin gespannt wie es weitergeht ob du bleibst oder ob du am Höhepunkt weiterziehst :)
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Muffi

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Klasse! Das war doch mal eine überragende Saison, in so gut wie allen Belangen! Die besten Glückwünsche zum ersten Titel in der Schweiz!
Ich bin ehrlich, ich würde Lavayeux sehr gern in einer weiteren Saison in der Super League sehen. Am besten mit den Leistungsträgern dieser Saison, welche zu halten sicher nicht einfach wird.
Welches Tor ich am schönsten fand, ist schwierig, doch am meisten gefreut hat mich das 0:1 von Gärtner im Spiel gegen die Grasshopper, welches letztendlich die Tür zur Meisterschaft weit aufgestossen hat.
Und vielen Dank für das Trikot, der Service ist sensationell!  :D
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shortknife

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Gratuliere zum Aufstieg. Mann-o-Meter was für ein Durchlauf. Winterthur wieder erstklassig, cool..gut…habe auch nichts anders erwartet, bei dem Coach. :D
Bin natürlich jetzt auch gespannt wie es weitergeht und ob der Lava….weiterhin in der Super League bleibt.
übrigens….  ;) wer in der Schweiz von der Challenge League absteigt, kommt nicht in Liga 3, sondern in Liga 1 und die nennt sich dann nicht mal Liga 1 sondern Promotion League ???, weil es ja weiter unten nochmals eine Liga 1 gibt. Wir Schweizer machen immer alles so kompliziert da blicken ja Einheimische nicht mal durch…… ???
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Schweizer, Trainer einer Juniorenmannschaft, ehemaliger U-16 Nationalspieler der Schweiz.

Leland Gaunt

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Glückwunsch zum Aufstieg, ich hoffe, du hängst noch ein paar Jahre in Winterthur dran!
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FMGaunt

Das magische Dreieck 2.0

Immer schön GErade bleiben!

DrAlu

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Sehr, sehr starke Leistung von deiner Truppe und dir. Das war schon sehr beeindruckend wie ihr das geschafft habt und ich bin gespannt wie es in der Super League dann weiter geht, vor allem mit welchem Kader du dann unterwegs sein wirst! Also Glückwunsch zum Aufstieg und nun hoffen alle das du dich in der Liga halten kannst.
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Noergelgnom

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Letzte Ausfahrt Super League - erstes Saisonviertel 2043/44

"Bis auf die zwölf Karten wars fast ein Freundschaftsspiel." (Reiner Calmund)


Also Super League die Zweite, hm?
Der ganze Verein brummt wieder mal vor Vorfreude, die eine Hälfte von Winterthur (die Fussballinteressierten) brummt mit, die andere Hälfte (die Wintersprotfreunde) zucken mit den Schultern.
Alles wie beim letzten Mal.
Wir fühlen uns diesmal aber ein bißchen besser gewappnet für das Haifischbecken namens Raiffeisen Super League.
Zum einen, weil wir einen breiteren und ausgewogeneren Kader haben, zum anderen, weil der Großteil dieser Spieler nun zwei weitere Jahre zusammengespielt hat und die Teamchemie einfach stimmt.
Das ist zumindest der Eindruck, den wir im Trainerteam haben. Wer kann schon wirklich in Spielerköpfe hineinschauen?


Wir machen uns also voller Enthusiasmus an die Vorbereitung für die neue Saison - zumindest punktuell wollen wir uns schon verstärken.
Zum Beispiel brauchen wir - da sind wir uns einig - einen weiteren Stürmer. Und zwar einen, der Gudmundsson und Marteinsson gehörig Feuer unter dem Hintern macht.
Eliomar könnte das zwar auch, aber den sehen wir eigentlich mehr und mehr auf den Flügeln als Konkurrenz zu Gärtner, Hakala und Faure.

Also werden die Scouts mal wieder in alle Himmelsrichtungen ausgeschickt und es dauert gar nicht lange, da haben sie in der Slowakei den scheinbar idealen Kandidaten gefunden. Frantisek Nemec heißt er, ist zarte 21 Lenze jung und bietet für das neue Kaderhöchstgehalt, das wir ihm zahlen (immerhin 166.000€ pro Jahr) ein stimmiges Stürmergesamtpaket.
Dass er nicht der mutigste und aggressivste ist, kriegen wir bestimmt in den Griff, alles andere ist gut bis sehr gut.
Ach ja - er kommt auch noch ablösefrei. Gibt bestimmt bessere Gesamtpakete, aber nicht in unserer Preisklasse.





Wir reiben uns zwei Tage selbstgefällig die Hände ob der Verstärkung des Kaders, dann ereilt uns die erste Hiobsbotschaft der noch nichtmal gestarteten Saison.
Sergey Semenov will nach Empoli in die Serie A. Und zwar besser gestern als heute.
Wir feilschen kurz, sowohl mit ihm als auch mit Empoli, merken aber schnell, dass wir mit deren Angebot nichtmal im Traum mithalten können.
Also sorgen wir wenigstens dafür, dass sie zu unseren Gunsten ein bißchen bluten und schlagen eine vernünftige Ablösesumme sowie die obligatorische Weiterverkaufsbeteiligung raus.
Und drei Tage später isser weg, unser Mittelfeldstratege.





Bloß gut, dass wir bereits nach seinen ominösen Äußerungen zu Beginn der letzten Saison angefangen haben, mögliche passende Ersatzkandidaten zu scouten.
Blöd wiederum, dass die meisten von denen ein Jahr später nicht mehr bezahlbar sind.
Also wirds schlußendlich eine halbe Notlösung (für den Neuen und für die Medien ersetzen wir "Not-" natürlich durch "Wunsch-", klar):





Barbone wird Semenov vielleicht perspektivisch irgendwann ersetzen können - aktuell ist er eine klare Schwächung gegenüber dem Neu-Empolianer.
Naja, damit muß man leben als kleiner Verein. Spieler finden, aufpäppeln, ausbilden, verlieren. Der Kreislauf der Kleinen.

Wir ziehen zusätzlich zu den beiden Neuen noch ein paar Jugendspieler in die erste Mannschaft hoch und gehen schlußendlich mit folgendem Kader in die Saison:





Auf dem rechten Flügel und links hinten ist das zwar ein bissl dünn, aber dafür ist die ganze Mannschaft bezahlbar und in sich gefestigt.
Hoffen wir.
Der Saisonstart wird zeigen, inwieweit das Wunschdenken ist - denn gleich zu Beginn müssen wir zu den Young Boys nach Bern.
Die sind in der abgelaufenen Saison auf Rang drei gelandet, also eher nicht unsere Kragenweite, schon gar nicht auswärts.
Das hindert uns aber nicht daran, mit einem Paukenschlag in die Super League zurückzukehren und in Bern sensationell die ersten drei Punkte der neuen Saison einzufahren.
Und der Sieg ist nichtmal glücklich!





Vielleicht können wir mit diesem 2:0 im Rücken ja auch am 2. Spieltag gegen Basel was holen, wenigstens einen Punkt?
Den Zahn ziehen uns die Gäste allerdings sehr schnell. Es ist zwar keine Klatsche, aber dennoch eine deutliche Niederlage, an der zu keinem Zeitpunkt auch nur der geringste Zweifel bestand.
Am Tabellenende sitzen übrigens die Young Boys und der FC Sion, beide mit 0 Punkten aus den ersten beiden Spielen.





Als nächstes geht es zum FC Luzern, dem Aufsteiger in unserer Abstiegssaison. Die gehen also in ihre dritte Erstligasaison am Stück und haben inzwischen ordentlich in den Kader investiert.
Allein in dieser Transferperiode geben sie unfaßbare 36,5 MILLIONEN Euro aus.
Wo nehmen die das Geld her?!




Vor diesem Hintergrund ist der Ausgang des Spieles vielleicht nicht so überraschend - aber es tut dennoch höllisch weh, so gnadenlos verprügelt zu werden.
Insbesondere, wo wir doch eigentlich einen Sahnestart erwischen und schon nach 6 Minuten durch einen Hakala-Schlenzer in die äußerste Eckedes Tores führen.
Aber Luzern schüttelt sich kurz und nimmt uns dann nach allen Regeln der Kunst auseinander.
Das Saisonende zieren weiterhin Sion und die Young Boys mit je 0 Punkten.





Und Sion ist auch genau der Verein, zu dem wir als nächstes müssen.
Die haben bisher nichts zu melden gehabt in der Liga, da holen wir uns unseren zweiten Sieg, oder?
Naja, oder nicht. Wir schaffen es ja nichtmal, großartig Chancen herauszuspielen.
Wir sind nunmehr auf Platz 8 abgerutscht, dank des besseren Torverhältnisses stehen wir aber immer noch vor Sion und den Young Boys, die beide gewonnen haben und damit ebenfalls drei Punkte auf dem Konto haben.





Es wird Zeit für ein paar Stimmungsaufheller. Nein, keine Tabletten und auch keine verbotenen Substanzen - wir schießen uns erst in einem Freundschaftsspiel in Düdingen den Frust von der Seele (8:0) und demontieren dann den Amateurverein La Chaux-de-Fonds.





Die Stimmung in der Mannschaft ist zum ersten Mal wieder richtig gut und wir schaffen es mit diesen Erfolgserlebnissen im Rücken, gegen Thun wenigstens einen Punkt zu ergattern.
Verdient haben wir den nicht (Thun ist das gesamte Spiel über hochüberlegen und der Ausgleich kurz vor Schluß genauso ärgerlich wie hochverdient), aber wen juckt das schon?





Es folgt gleich noch ein Heimspiel, diesmal gegen Servette.
Mit ein bißchen Spielglück können wir hier vielleicht auch was holen, Servette ist lausig in die Saison gestartet und hat nach 5 Spielen erst 2 Spiege errungen, die sind bestimmt nicht die Selbstsichersten.
Schöne Rechnung - die wir aber ohne unseren Aggro-Franzosen Stephane Faure gemacht haben. Dem paßt nach knapp zwanzig Minuten irgendetwas an seinem gegenspieler so gar nicht in en Kram. Kein Ahnung, was es ist - die Frisur, die Knollennase, das rote-weiße Trikot ... oder vielleicht die Tatsache, dass der Mistkerl den Ball nahe seines eigenen Strafraums nicht freilwillig rausrückt?
Wie es auch zusammenhängt - Faure springt dem Genfer völlig ohne ersichtlichen Grund mit Anlauf von hinten in die Knöchel und während der Gästespieler schreiend vom Platz getragen werden muß, dürfen wir uns nun auf 70 Minuten Unterzahl gegen Servette Genf freuen.
Die Mannschaft kämpft, ackert, rennt um ihr Leben - und wir schaffen es beinahe, trotz dieser immensen Schwächung einen Punkt zu erringen.
Bis in der Nachspielzeit Wallayeys der Ball bei der Annahme am Mittelkreis verspringt, ein Genfer dazwischenspritzt, auf Zago zuspurtet und diesem die Pille durch die Hosenträger schiebt.





Vielen Dank auch, Stephane - du Riesenhornochse!
Es verwundert wohl kaum einen, dass sich Faure am darauffolgenden Montag auf der Transferliste wiederfindet. Das war jetzt der dritte (oder vierte?) Platzverweis in den dreieinhalb Jahren, die ich Winterthur trainiere. Der Typ ist nicht tragbar.

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Einzig positive Nachricht des Wochenendes: wir sind immer noch Achter, weil sowohl Sion als auch die Young Boys genauso verlieren.
Und jetzt ist erstmal wieder Ablenkung und Seelenbalsam angesagt: Pokalspiel, zweite Runde, auswärts beim Viert- oder Fünftligisten Lancy, ein weiterer Amateurverein.
Es dauert zwar ein bißchen, aber schlußendlich wird das eine feine deutliche Sache, die die Stimmung im Team ein bißchen hebt.





Aber die gute Stimmung ist ein scheues Wesen im Winterthur des Jahres 2043 - und wer erwartet, dass sie mal länger als für ein Spiel erhalten bleibt, der hat sich getäuscht.
Und wie!
Wir müssen nach Lausanne und hoffen auf unseren fünften Punkt in dieser Saison.
Aber nach einem Skandalspiel sondergleichen reisen wir mit einer Klatsche sondergleichen im Gepäck wieder ab.
Wie das kommt?
Ganz einfach:
Als erstes kriegen die Hausherren einen Elfmeter geschenkt, nach VAR-Einsatz und minutenlangem Auf-den-Bildschirm-Starren des Schiris.
Direkt nach dem Anstoß schenken uns die Hausherren den zweiten Treffer ein, wir sind so konfus, dass wir nur wenige Minuten später das 0:3 kassieren.
Gudmundsson kan kurz vor der Pause wenigstens das 1:3 erzielen, mit dem wir auch in die Kabine gehen.
Zu diesem Zeitpunkt sind bereits fünf unserer Spieler mit Gelb belastet, meist wegen absoluten Allerweltsfouls.
Der Schiedsrichter mag uns ganz offensichtlich nicht.
Ich weise die geamte Mannschaft an, ab sofort Nonnenhockey zu spielen.
Mit Erfolg - in der 46. kassiert Cvetkovic Gelb, dreißig Sekunden später nach einem fairen Zweikampf, sieht Orban Gelb-Rot.
Dann fangen wir uns das 1:4, dann fliegt auch Cvetkovic.
Nemec 2:4 in der 79. ist nur Ergebniskosmetik, da wir noch zwei weitere Treffer kassieren.
Kurz vor Schluß sieht Matthey dann auch noch Gelb-Rot.
Insgesamt haben wir dreizehn (!!!) Gelbe Karten kassiert.
Lausanne keine einzige.
Muß man nicht verstehen.





Was ich dagegen sehr wohl verstehe sind zwei Dinge.

Erstens - in der Mannschaft gärt es. Wir sind zwar weiterhin Achter, aber die Jungs sind es ganz offensichtlich leid, schon wieder dem Abstieg entgegenzutaumeln. Nach sieben Spielen bereits wieder zwei dicke Klatschen kassiert und ein Trainer, der in jedem Spiel zunehmend verzweifelt das System ändert (inzwischen sind wir bei meinem alten FOLA-442 mit Doppel-Sechs angelangt), das sorgt nicht gerade dafür, dass ihr Respekt vor mir wächst. Ganz im Gegenteil.

Und zweitens - es gibt tatsächlich Gerüchte darum, dass ich vielleicht diesmal nicht mit der Mannschaft absteige, sondern vorher meine Papiere erhalte...
Besonders perfide - die Medien spekulieren darüber, dass mich (ausgerechnet!) Müller-Lüdenscheidt beerben könnte. Der hat seinen Vertrag in Blackpool nach dem Klassenerhalt aufgelöst, weil er wieder "näher an die Heimat" zurück will.
Und wenn man weiß, dass der Mann in der Nähe von Freiburg ein Haus hat ....

Das fehlte mir gerade noch, dass dieser Honk schon wieder sein Grinsen in die Kameras hängen und mich öffentlichkeitswirksam abwatschen könnte!
Gegen den FC Zürich muß ein Sieg her, verdammte Hacke!
Taktik bleibt gleich, Devise lautet "kontert, was die Lunge hergibt!"

Nur ... das ist nicht allzuviel, wie es scheint.
Ohne fünf Stammspieler sind wir einfach nicht in der Lage, Zürich auf Augenhöhe zu begegnen.
Faure (der nur durch die Blessuren von Gärtner und Hakala überhaupt wieder ins Team rutscht) schießt zwar das zwischenzeitliche 1:2, aber unsere Schlußoffensive wird durch einen fein herausgespielten Konter jäh gestoppt.

Im Keller haben wir immer noch einen Punkt Vorsprung vor Sion und den Young Boys, aber das wird wohl kaum ewig so weitergehen.
Wir brauchen Punkte!





Ob wir die gegen St. Gallen holen, darf aber bezweifelt werden - trotz der Tatsache, dass wir pünktlich zum Spiel alle Gesperrten und Verletzten wieder fit und an Bord haben.
Ich stelle auf 4231 um und hoffe auf einen gelungenen Konter und ansonsten defensive Stabilität.
Der Konter gelingt sogar - Orban murmelt ihn rein - aber defensiv ist das wieder mal ein Offenbarungseid.
Inzwischen gibts sogar von den Rängen Pfiffe.





Und dann - ich traue meinen Augen kaum - sehe ich am Tag nach dem Spiel vormittags eine bekannte selbstgefällig grinsende Figur im Vereinsheim verschwinden.
Müller-bloody-Lüdenscheidt!!
Was will der denn hier?!
Ich frage Beltrame, der weiß aber auch nichts.
Also schnell Smartphone gezückt und Yvonne im Sekretariat angerufen.
"Müller-Lüdenscheidt? Der hat ein Treffen mit dem Präsidium, ich weiß aber nicht, worum es geht."
Danke, Yvonne, die Frage kann ich mir wohl auch selbst beantworten.

Ich hole die Mannschaft und die Trainer zusammen und teile ihnen mit, was ich kurz darauf dem Präsidenten anbieten werde.
Wie erwartet, wird mein Vorschlag fast schon freudig angenommen.


Der Verein gibt am Nachmittag eine dürre Pressemitteilung heraus, die sich wie folgt liest:


"Gerard Lavayeux hat heute seinen Rücktritt als Trainer des FC Winterthur angeboten, um einen Impuls im Abstiegskampf zu setzen - der Verein hat nach reiflicher Überlegung angenommen.
Wir danken Gerard für vier Jahre aufopferungsvolle, akribische Tätigkeit und wünschen ihm für die Zukunft nur das Beste."









Die Verantwortlichen haben nun zwei Wochen Zeit, einen geeigneten Nachfolger zu finden und dieser hat die Chance, mit einem Sieg im Abstiegsgipfel gegen die Young Boys einen gelungenen Start in seine Zeit als Winterthur-Trainer zu feiern.
Wer es wird?
Keine Ahnung - aber wer es NICHT wird, weiß ich ganz genau: Lorenzo Beltrame tritt ebenfalls von seinem Posten als Co-Trainer zurück und wird wohl erstmal nach Frankreich zurückgehen.

Was ICH jetzt mache?
Keine Ahnung, erstmal Luft holen und die letzten vier Jahre verarbeiten.
Und dann ... ach, das findet sich schon was.
Irgendwas findet sich doch immer...
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Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers

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Tja was soll ich sagen? Das halbe Jahr hätteste dir sparen können? Weiß nicht ob das die richtige Antwort ist, denn man lernt am meisten aus Niederlagen. Ich verstehe das es hart ist, aber Lernen tut man definitiv. Ja es wäre richtiger Gewesen mit dem Erfolg zu gehen, aber Scheiß drauf.



Du solltest und wirst dich sammeln, ja ich meine dich! Nicht Lavayeux, der muss das auch. Und dann geht es mit frischen Kräften an eine neue Aufgabe. Ick freu mir
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Ups  ???, was sagt den die Winterthurer Abendzeitung und vorallem Radio-Turbooo, dazu. :)

Nein, im Ernst, schade aber da kommen mir wieder deine Worte in den Sinn.
Jetzt in deinem Fall….. ;) Die Challenge League zu gewinnen ist viel schwieriger, da muss du 9 Vereine hinter dir lassen, in der Super League nur deren 2, und da warst du ja voll im soll….. ;)
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Hui, damit habe ich nun nicht gerechnet, aber ja, wenn man erstmal in so einen Niederlagenstrudel gerät, ist es echt schwer dort wieder heraus zu kommen. Und immerhin bist du so einer Entlassung zuvorgekommen, klingt blöd, aber macht sich im Lebenslauf am Ende vielleicht einen Tick besser.

Gibt es denn aktuell interessante Vereine ohne Trainer?
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Huch, that escalated quickly. Aber als du von der Aufstiegssaison in die nächste übergegangen bist, ohne ein Wort zu deiner Zukunft zu sagen, da hatte ich schon so ein Gefühl, dass dies der letzte Part in Winterthur sein würde. Aber ich dachte eigentlich eher an ein Angebot, welches Lava (Kompliment für den Spitznamen, shortknife!) nicht ablehnen konnte. Nach dem Sieg gegen die Young Boys zum Auftakt sah ich mich bestätigt. Ich dachte, ihr räumt die Liga von unten auf und du übergibst dann sicher auf Platz 3/4/5 liegend an deinen Nachfolger und wechselst zu Feyenoord Rotterdam oder so... Aber das ist ja jetzt mal wirklich bitter :/ Ich würde mir ja wünschen, dass es jetzt nach Empoli geht. Gute Connections zur Bayernfanszene und ich käme mir wegen des Semenov-Trikots nicht ganz so dumm vor  :D
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« Letzte Änderung: 17.März 2023, 13:21:23 von Achtelprofi »
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Uiii, da habe ich aber einiges verpasst. Zur verdienten Meisterschaft gratulieren, brauche ich wohl nicht mehr, da du mit ganz anderen Sachen zu kämpfen hast. Vor dieser halben Saison hätte ich nicht erwartet, dass Lavayeux in einer schwierigen Lage, das sinkende Schiff verlässt. Auf der anderen Seite hätte ich auch eine solch katastrophale Seite ausschließen wollen.

Der SGE-Fan in mir erinnert da gerne an Steppi: „Lebbe geht weider!“
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@Achtelprofi:
Ich komme mir ja nicht wegen Gärtner dumm vor, sondern wegen Semenov, weil ich den als nächsten Trikotflock auserkoren hatte und dann macht der sich einfach vom Acker wie die Ratte auf dem sinkenden Schiff!  ;) Das Gärtner-Trikot bleibt natürlich unangetastet in allen Ehren. Ich weiß, du verpflichtest keine Spieler von früheren Vereinen, aber wenn der in Winterthur nicht verlängern sollte, egal wo es dich hinverschlägt - ZU-GREI-FEN!  ;D

Jetzt bin ich mal gespannt, wo es Lava als nächstes hinverschlägt. Israel hätte ich super spannend gefunden, aber ich bin voll und ganz bei dir, dass das Nationaltrainerleben im FM schlecht umgesetzt ist. Meine Gedanken dazu im Spoiler, weil ich schon wieder eine Wall of Text fabriziert habe.

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Na, da bist du im Job-Interview bestimmt auf einen Verwandten von Ramirez getroffen  ;)

Tatsache, da sind einige interessante Vereine dabei. Mein Favorit wäre Sochaux, dicht gefolgt von Honved Budapest.
Hoffen wir mal, dass mindestens einer davon an dich herantritt.

Nationaltrainer hat mich bisher auch noch nie gereizt, obwohl ich bei meinem bisher ersten und einzigen Versuch in einem Online-Save gleich mit Marokko Afrikameister geworden bin.

Mach dir keinen Kopf, mich lässt du alles andere als im Regen stehen. Ich find's klasse deine Karriere zu verfolgen, mit all seinen Höhen und Tiefen. Ich bin sicher, ich finde auch bei Lavayeux' nächster Station einen Lieblingsspieler  :D
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Noergelgnom

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In den ersten zwei, drei Wochen nach meinem Rückzug aus Winterthur - ich bin erstmal wieder zurück nach Luxemburg gezogen, mein Onkel hat ja ein großes Haus - klingelt noch ab und zu mein Smartphone.
Aber es sind sowieso eigentlich immer die gleichen Nasen, die was von mir wollen - Reporter, meist von Boulevardzeitungen, die dringend noch eine Story für die Lücke auf Seite 9 brauchen, irgendwas leichtes ohne allzugroßen Aufwand, das den geneigten Leser nicht allzusehr von der halbnackten Aushilfsgrazie auf der gegenüberliegenden Seite ablenkt.

Nachdem ich zum gefühlt hundertsten Mal die immergleichen hirnschreddernden Fragen beantwortet habe ("Wie fühlen Sie sich jetzt, genau 34 Tage nach Ihrem Rücktritt?", "Hat dieses katastrophale erste Saisonviertel emotionale Wunden hinterlassen?"), beschließe ich eines Morgens, dass es jetzt reicht.

Tabula rasa! Ich beschließe, zum nächstbesten Handyladen zu tigern und mir ein neues Smartphone, vor allem jedoch eine neue SIM-Karte zu besorgen.
Und zwar zum einen, weil ich die Faxen dicke von den Reportern habe - zum anderen auch, weil dann hoffentlich das Auf und Ab mit einer gewissen jungen Dame aufhört, die sich inzwischen seit mehreren Jahren nicht entscheiden kann, ob sie nun wieder Kontakt aufnehmen will oder nicht oder was.
Ich hab inzwischen bestimmt zwanzig mal Nachrichten von ihr erhalten - gerne mitten in der Nacht. Und wenn ich drauf geantwortet hab, kam wieder wochenlang nix zurück.

Reicht mir, echt jetzt!
Ich schlappe also zum Telefonhändler meines Vertrauens und drei Tage später sind zumindest die fernmündlichen Brücken in meine Vergangenheit abgebrochen.

Am nächsten Morgen - es ist inzwischen Winter geworden und draußen hat es über Nacht knöchelhoch Schnee hingeworfen - nehm ich mir einen Kaffee und ein paar Kekse, schlurfe in den Wintergarten und setze mich in den bequemen Ohrensessel, den mein Onkel dort platziert hat, jedoch aus unerfindlichen Gründen nie nutzt.
Bequem hier.
So und was nu?

Da ich die letzten Wochen nicht nur zum Rumsitzen und Telefonkaufen genutzt habe, sondern mir auch ein paar Gedanken gemacht habe, was ich eigentlich will, hab ich zumindest eine Idee für die nächsten Monate im Kopf.
Ich sortier die Gedanken nochmal.
Also ... erstens: ich möchte schon gerne weiter als Trainer arbeiten, die letzten Jahre waren die bisher aufregendsten meines Lebens, das Kribbeln vor einem Spiel und die sich plötzliche lösende Spannung nach einem Sieg möchte ich keinesfalls missen.
Zweitens: irgendwelche erstklassigen Angebote werd ich wohl kaum bekommen und wenn doch, dann wohl bestenfalls Schleudersitze. Ich möchte aber etwas, wo ich in Ruhe arbeiten und etwas aufbauen kann und wo ich nicht nach drei Monaten wieder Geschichte bin, nur weil der Punkteschnitt knapp unter 2,8 liegt.
Drittens: ich habe noch viel zu lernen. Sehr viel!
Viertens: die vier Jahre in Winterthur haben mein Bankkonto mit einem beruhigend dicken Polster gefüllt, so dass ich selbst bei großzügigen Ausgaben mehrere Jahre nicht arbeiten müßte, wenn ich nicht will.
Ich kann mir also Zeit lassen und auf eine passende Gelegenheit warten.
Das alles zusammengenommen gibt es eigentlich nur eine logische Schlußfolgerung.

Als erstes rufe ich bei einigen Zweit- und Erstligisten in der "näheren Umgebung" an. Was natürlich jetzt nicht Jeunesse Esch oder Swift Hesperingen bedeutet, sondern eher VfL Bochum, FC Sochaux oder Heracles Almelo - also Vereine in den Nachbarländern, die mir zum Beispiel vom Namen her sympathisch sind oder ein ästhetisch wertvolles Wappen haben.

Ich habe überall die gleiche Bitte vorzutragen - ich möchte hospitieren.
Idealerweise jeweils einen Monat lang möchte ich den jeweiligen Trainern über die Schulter schauen und lernen.
Mir kommt zugute, dass ich nicht mehr komplett unbekannt bin und so bin ich mit meinen Anfragen  erfolgreicher, als ich es für möglich gehalten hätte und nach zwei Tagen ausgiebigen Telefonierens bis in den Sommer hinein ausgebucht.
Als nächstes informiere ich meinen Onkel, dass ich mich auf eine längere Reise begeben werde und bitte ihn, die Dinge, die nicht in meinen großen Koffer passen, in meinem Zimmer lassen zu dürfen.
Danach gehts los: Europareise mit Bildungsauftrag.
Im Dezember bin ich in Sochaux, im Januar in Bochum, im Februar in Innsbruck, im März in München (bei 1860), im April in Le Havre, im Mai in Anderlecht und im Juni schließlich führt mich mein Weg in den Norden, nach Kopenhagen.
Überall werde ich freundlich aufgenommen und soweit möglich auch in den Alltag eingebunden.
Das Hauptziel der Reise - nämlich so viele Eindrücke wie möglich zu gewinnen und Ideen zu sammeln - erreiche ich dabei mühelos.
Aus "Bildungssicht" ist sie ein voller Erfolg.

Der zweite, nicht ganz so offensichtliche Zweck meiner Rundreise stellt sich allerdings als veritabler Tiefschlag heraus.
Ich hatte nämlich insgeheim gehofft, dass sich irgendwo auf dieser Reise die ideale Gelegenheit auftun würde - irgendein immens interessanter, aufstrebender Verein mit ruhigen Umfeld und mit zufällig gerade eingetretenem Trainermangel, der genauso zufällig nach einem Trainer mit durchwachsener Vita sucht, um in die zweite oder erste Liga aufzusteigen und wenn möglich an frühere Erfolge anzuknüpfen.
Bei den hunderten Menschen mit Fussballbezug, die ich in dem halben Jahr kennengelernt habe, war leider keiner dabei, der mir hinter vorgehaltener Hand unter dem Siegel der Verschwiegenheit flüsternd meinen neuen Traumarbeitgeber mitgeteilt hätte.

War möglicherweise auch ein bißchen blauäugig.

Wir schreiben inzwischen den ersten Juli und ich verabschiede mich von den Verantwortlichen des FC Kopenhagen, danke ihnen nochmals für ihre Gastfreundschaft und die äußerst lehrreichen vier Wochen und fahre dann mit dem Taxi zum Hauptbahnhof.
Habe irgendwie eine ungünstige Zeit erwischt, wie mir scheint - denn der Bahnhof ist schwarz vor Menschenmassen, die in alle verfügbaren Himmelsrichtungen hasten.
Eigentlich will ich einfach nur zu Gleis drei, aber in meiner Bewegungsfreiheit durch meinen überschweren rollenden Begleiter (also den Koffer) eingeschränkt werde ich mehrfach hin- und hergeschoben, abgedrängt und zweimal fast von Koffertaxis überfahren.
Von den dutzenden verschiedener Gerüche und Geräusche in verschiedensten Stadien der Erträglichkeit ganz zu schweigen.
Kurz gesagt: es ist die Hölle.

Mit letzter Kraft schaffe ich es, mich in eine Lücke zwischen einen Fotoautomaten und einer Telefonzelle zu retten, wo ich erst einmal durchatme und mein Smartphone zücke, um mich vielleicht mit Hilfe einer Navi-App zu Gleis Drei durchzuschlagen.
Aber es dauert keine drei Sekunden, da ist es mit der trügerischen Ruhe auch hier wieder vorbei.

"Da sind Sie ja! Ich hab Sie schon überall gesucht!", ertönt es in englisch direkt vor meinem gesenkten Kopf mit den ins Smartphone glotzenden Augen eine helle weibliche Stimme.
Ich blicke auf - und direkt in ein fröhliches herzförmiges Gesicht aus dem Malbuch für "attraktive skandinavische Gesichter", komplett mit roten Wangen, Stupsnase und blauen Augen, umrahmt von den blondesten blonden langen Haaren, die man sich an einer Dänin nur vorstellen kann. Anfang dreißig vielleicht, würde ich schätzen - aber ich verschätze mich bei sowas sowieso immer.
Ob sie von hier stammt, kann ich natürlich nur vermuten - ist mir aber gerade völlig egal.
Erstens brauch ich alle Selbstbeherrschung, um bei diesem Anblick nicht wie ein Idiot zu grinsen - und zweitens bin ich viel zu verwirrt ob der Ansprache, die mir gerade zuteil wurde, um mir auch noch Gedanken darüber zu machen, ob die vor mir stehende Erscheinung lokal verwurzelt oder nur auf der Durchreise ist.

"Öh ... 'xcuse me - Sie haben MICH gesucht? Wieso?", stammele ich völlig überrumpelt.
Die junge Frau lacht.
"Na weil wir zum Beispiel verabredet waren - vor einer Viertelstunde an Gleis drei."
Ich muß wohl immer noch aus der Wäsche gucken wie ein Leguan, der gerade aus der Nachtstarre erwacht ist - jedenfalls runzelt sie kurz die Stirn und setzt ein wenig zögerlicher und mit leichten Anzeichen von Unsicherheit hinzu:

"Svea Jensen ... wir haben ... vorgestern telefoniert und Sie kommen hierher, um mit meinem Vater wegen des Jobs zu ...."
Sie wird immer leiser und langsamer, das fröhliche Lächeln schwindet langsam aus ihrem Gesicht und macht einer tiefen Verlegenheit Platz.

"Sie sind gar nicht Daniel Ganther, oder?"

Ich reiße überrascht die Augen auf - Ganther war mal Trainer bei US Esch und Swift Hesperingen! Das letzte, was ich von ihm gehört habe, ist allerdings, dass er letzten Herbst in Hesperingen entlassen wurde.

Frau Jensen hat mich also mit Ganther verwechselt, na super. Aber immerhin klärt sich damit meine Verwirrung, wieso ich sie nicht kenne.
(Was ich übrigens jetzt schon bedaure - sie ist einfach hinreißend!)

"Oh wie peinlich, bitte entschuldigen Sie vielmals, das ist ja so ..."
Ihr Smartphone klingelt und sie geht mit einem weiteren "Entschuldigen Sie bitte..." ran.

"Svea Jensen, Guten Tag?"
Eine männliche Stimme, die Worte kann ich nicht verstehen - Sveas Gesicht verdüstert sich etwas, gute Nachrichten können es nicht sein.
"Das ist ... sehr schade, Herr Ganther. Und besonders schade, dass Sie uns das erst jetzt mitteilen. Aber gut, nicht zu ändern. Viel Erfolg, auf Wiederhören."
Ihre Stimme klingt kein Stück mehr glockenhell, viel eher könnte man Angst bekommen, dass sie gleich durch den Hörer kriecht und den Herrn Ganther am anderen Ende der Leitung schüttelt, weil er sie so schnöde versetzt hat.

In meinem Kopf rattert derweil die ganze Zeit eine Frage...
Kaum hat die schöne nicht-mehr-komplett-Unbekannte aufgelegt, sprudelt es aus mir heraus.
"Nicht sehr nett von diesem Menschen, Sie so kurzfristig zu versetzen!"

Sie nickt zustimmend - und zwar so nachdrücklich, dass die leicht gelockten Haare für einen Moment wie wütende Schlangen um sie herumzischen. Sie sieht wütend aus, möglicherweise auch ein bißchen verzweifelt, das kann ich schwer einschätzen, ich kenne sie ja kaum. Eigentlich gar nicht.
Während ich gebannt ihre Haare beobachte und ihr Gesicht zu lesen versuche, strafft sie sich plötzlich.
"Na gut, dann eben anders, irgendwas findet sich. - Entschuldigen Sie nochmal meinen Fauxpas, ich werde Sie nicht länger belästigen. Guten Tag!"

'Neeeeein!', schreit mich eine innere Stimme schrill an. 'Lass sie bloß nicht gehen, die siehst Du sonst nie wieder! Mach was!'

Hastig öffne ich den Mund.
"Frau Jensen, darf ich Ihnen eine Frage stellen, bevor Sie gehen?"

Sie hat sich schon halb zum Gehen gewandt, bleibt jedoch nun stehen und schaut mich ein wenig verwundert an.
"Ja sicher, was haben Sie denn auf dem Herzen?"

"Darf ich fragen welcher Art die Tätigkeit ist, die Sie diesem Herrn Ganther anbieten wollten?"

Sie runzelt die Stirn.
"Ich wüßte nicht, was Sie das angeht. Das ist eine Sache zwischen..."

Ich mache eine Handbewegung, um sie unterbrechen.
"Ich frage, weil es gut möglich ist, dass ich an der Tätigkeit interessiert bin. Sie waren mit Daniel Ganther, dem Fussballtrainer, verabredet, richtig? Mit DEM Daniel Ganther, der seit etwa zehn Jahren als Trainer in Luxemburg arbeitet, der unter anderem zwei Jahre bei US Esch und drei bei Alliance Aischdall gearbeitet hat und der im letzten Oktober nach reichlich zwei Jahren bei Swift Hesperingen in Luxemburg gehen mußte und seitdem vereinslos ist, korrekt?"

Sie legt den Kopf ein wenig schief und schaut mich mit großen Augen an.
"Das ist alles richtig, ja. Aber woher wissen Sie so viel über diesen Menschen?"

Ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen, während ich antworte:
"Sagen wir es so - wenn der Job, den Herr Ganther anzutreten so unhöflich abgelehnt hat, das Trainieren einer Herrenfussballmannschaft ist, bin ich definitiv daran interessiert, mich darüber mit Ihrem Vater zu unterhalten.
Angenehm, Sie kennenzulernen, Frau Jensen." Ich strecke die Hand aus.
"Mein Name ist Gerard Lavayeux."


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« Letzte Änderung: 17.März 2023, 17:46:44 von Achtelprofi »
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Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers

Bayernfahne

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Ich hatte es vorhergesagt und du lehnst einfach ab! Warum bist du nicht zu Feyenoord gegangen?!  >:( >:( >:(
 ;)

Ich denke, die Regel mit den Bewerbungen zu brechen ist absolut legitim, die war ja vermutlich anfangs dafür gedacht, es dir schwieriger zu machen. Jetzt hat sie das Gegenteil bewirkt, also in jedem Fall nachvollziehbar. (Obwohl ich Feyenoord immer noch als realistischen Wechsel erachte!  :D)

Es gibt wirklich einige schöne Wappen und ich schwanke zwischen 4 Vereinen, aber weil es witzlos ist, tippe ich nur auf einen:
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...und der Teufel schickt uns einen Kuss, wir haben von alledem gewusst!

t.oelpel

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Liest sich gut - wie immer!  8)
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Lavayeux on the Highway to Hellerup?
« Letzte Änderung: 17.März 2023, 22:46:37 von t.oelpel »
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wrdlbrmft

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Wenn die Schönheit des Wappens eine Rolle spielt: Akademisk oder B 1903?
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der vfb spielt im neckarstadion!
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