@Lancelot: den Schriftgrößen-Schluckauf hatte ich auch schon mal, nachdem ich am Smartphone versucht hatte, mit Schriftformatierung zu arbeiten.
Danke übrigens für die Erklärung - die Kümmernichs hatte ich schon glatt vergessen (bzw die Größe und Form, die ich ihnen verliehen hatte
). Mal gucken, ob mir was schönes einfällt, warum die in der Schweiz gewesen sein könnten.
@shortknife: Pack Deine versteckte Spitze wieder ein
- ich hab auch n Vollzeitjob. Nur halt nicht mehr in der Pflege, sondern schön im Büro, mit Gleitzeit und anderen Annehmlichkeiten.
Und ich hab jeden Tag 2 Stunden in der Bahn, da kann man mit Tablet und Spickzettel zumindest zB die Texte manchmal schon schön vorbereiten.
Danke für die Glückwünsche, ich kann - so glaub ich - eine nicht allzu langweilige Spielzeit verprechen (bin allerdings selbst erst bei Spieltag 14, aber ... ach lies unten einfach selbst.
)
Saison 2041/42 - die ersten Spiele "Ich habe nie an unserer Chancenlosigkeit gezweifelt." (Richard Golz) Je näher der 21. Juli und damit unser erstes Erstligaspiel rückt, desto mehr gleicht unser Vereinsgelände einem Bienenstock.
Zumindest von den diffusen Hintergrundgebrumm her.
Oberflächlich betrachtet geht alles seinen gewohnten, professionell-vorbereitenden Gang ... aber ich habe von Tag zu Tag mehr das Gefühl, dass der Trainngsplatz, der Kraftraum, die Aschenbahn, ja selbst die Kantine und die Büroräume immer stärker vibrieren.
Wenn das einfach nur meine Nerven sind, die meine eigene Vorfreude und Aufregung in eine irgendwie fassbare Sinneswahrnehmung umzuwandeln versuchen, dann dürften sie genau JETZT bitte damit aufhören.
Geht mir nämlich tierisch an die ... äh ... Nerven.
Wahrscheinlich ist diese ungeheuer nervenzerfetzende innere Unruhe aber nicht nur durch das bevorstehende Auswärtsspiel bedingt, sondern auch durch eine SMS (ja, eine eS eM eS!) von einer unbekannten Nummer, die ich vor einigen Tagen mitten in der Nacht bekam.
Ein Winztext.
Neun Worte nur.
Und hat mich dennoch mehr aufgewühlt als jeder Kafkatext -allerdings genauso ratlos zurückgelassen.
Oder besser: nicht rat-, sondern eher hilflos.
Ich habe nämlich durchaus eine Ahnung, von wem diese Nachricht stammen könnte, kann meinen Verdacht aber nicht bestätigen, weil der Besitzer der Telefonnummer, von der diese Nachricht kam, weder ans Telefon geht, wenn ich anrufe noch auf meine Antwort-SMS (das ist in diesem Falle die Mehrzahl, genaugenommen sogar die Vielzahl....) reagiert. Und die Nummer, die ich noch gespeichert habe, ist "nicht vergeben", wie ich feststellen muß.
Toll! Unauflösbare Rätsel zur Ablenkung. Das ist haargenau das, was ich jetzt gebraucht habe!
Da kommt mir selbst Beltrame mit seinen schrägen Fakten, die er immer wer weiß wo ausgräbt und mit irren Formulierungen, die die einfachsten und normalsten Vorgänge völlig gaga wirken lassen, gerade recht.
Diesmal grinst er mich an und sagt:
"Weißt Du eigentlich, dass es nirgendwo in Europa leichter ist, sich für den Europapokal zu qualifizieren, als hier bei uns in der Schweiz - dass aber, aber wenn man sich NICHT für den Europapokal qualifiziert, gleichzeitig auch eine nirgendwo anders so fürchterlich hohe Gefahr des Abstiegs besteht?"
Ich sortiere seine Worte kurz im Kopf und schüttele selbigen dann.
"Wat is?"
Sein Grinsen wird breiter.
"Es ist ganz einfach. In der Super League spielen zehn Mannschaften. Davon qualifizieren sich fünf - also fünfzig Prozent der Liga! - für einen europäischen Wettbewerb. Aber von den verbleibenden Clubs steigen ein oder zwei Vereine ab. Also zwanzig oder gar vierzig Prozent der nicht für den EC Qualifizierten! Ist doch Wahnsinn, oder?"
"Äh... ja. Absolut. Einem Moment, ich geh kurz meinen Kopf gegen die Wand hauen..."
Kopfschüttelnd mach ich mich auf den Weg zum Trainingsplatz, Lorenzos Lachen folgt mir noch eine Weile.
Während ich über den Kiesweg laufe, geht mir kurz eine andere durchaus interessante Statistik durch den Kopf.
Ich hatte heute morgen in der NZZ zufällig einen kurzen Artikel über einen Ergänzungsspieler des FC Basel gelesen, einen 24jährigen Schweizer mit kongolesischen Wurzeln. Mickels oder so. Der verdient - so jedenfalls der Artikel - 3,4 Millionen Euro pro Saison beim Ligakrösus.
Dreikommavier Millionen!
Das muss man sich einfach mal auf der Zunge zergehen lassen. Ein Ergänzungsspieler - der in der letzten Saison übrigens nicht einen einzigen Pflichtspieleinsatz für Basel aufzuweisen hat - verdient fast doppelt so viel wie alle unsere Spieler, Profis und Jugend, zusammengenommen!
Laut der NZZ beträgt das Gehaltsbudget der Baseler insgesamt fast 60 Millionen Euro.
Kurz im Kopf überschlagen bedeutet das irgendwas um die 35 Jahresbudgets bei uns. Wir geben aktuell 1,77 Millionen pro Jahr für alle Mannschaften zusammengenommen aus, dazu noch etwa 750.000 Euro für die Mitarbeitergehälter, meine 53.000 eingerechnet.
Nach einer anderen Aufstellung der gleichen Zeitung von vor ein paar Tagen sind wir im Bereich Gehaltsausgaben übrigens völlig überraschend abgeschlagene Letztplatzierte. Der Vorletzte, Mitaufsteiger Grasshoppers, gibt allein schon 5,3 Millionen pro Jahr für Spielergehälter aus.
All diese Zahlen verdeutlichen im Grunde nur das, was uns sowieso schon bewußt ist - alles andere als ein abgeschlagener Letzter zu werden, würde an ein Wunder grenzen, das mit dem überraschend souveränen Playoffsieg gegen Sion eigentlich gar nicht vergleichbar ist, weil es einfach noch viel sensationeller wäre.
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Tja, und dann isser da, der große Tag 1 unserer Erstligareise. Ob die länger dauert als 36 (oder 38) Spiele, wird sich zeigen. Wenns nach der versammelten Fussballexpertenkompetenz geht, die sich in den Tagen vor dem Saisonstart nochmal gegenseitig auf allen Kanälen zu überschreien versucht, wird Basel auf jeden Fall Meister, die Grasshoppers und Vaduz streiten sich um den Relegationsplatz ... und der FC Winterthur wird jedes einzelne Spiel verlieren, weil einfach kein einziger Spieler Erstligareife hat, nichtmal Mortier, der aufgrund dieses einen "Spiels seines Lebens" selbstverständlich völlig überbewertet ist. Falls wir in den 36 Spielen auch nur ein einziges Tor schießen sollten, dann kann es sich dabei nur um einen Fehler in der Matrix handeln, das ist zumindest der Eindruck, den die Experten vermitteln.
Beltrame und ich sagen innerlich "danke" für diese kostenlose Motivationslektüre. Zusammen mit einigen freundlichen Helfern sammeln wir tagelang wirklich jeden verfügbaren Expertenausspruch zu unserer Mannschaft im allgemeinen und auch zu jedem einzelnen Spieler. Jeder Kritikpunkt, jedes "viel zu schlecht", "zu langsam", "keine Abschlusstärke", "unsaubere Ballführung", "Passchwäche" und und und wird archiviert.
Gleichzeitig sitzen ein paar Wahnsinni ... äh ... ein paar enthusiastische Helfer vor Monitoren und sichten unser Videomaterial aus dem Training sowie Fernsehberichte der Spiele der vergangenen Saison. Gelungene Aktionen, Pässe, Tacklings, Tore etc werden als Bilder ebenfalls akribisch gesammelt.
Beide Dateien werden dann von unserer Sekretärin Yvonne, die sich sowieso immer freiwillig für sowas meldet, nach unseren Vorgaben in eine individuelle Collage für jeden Spieler verwandelt.
(O-Ton Yvonne, als wir beim Staffmeeting fragen, ob jemand Lust auf eine langweilige Grafikbastelarbeit zur Mannschaftsmotivation hat: "Ich ich ICH!", verbunden mit hektischem Armhochstrecken und Fingerschnippen, so als wär das hier die fünfte Klasse und der Lehrer hätte grad gefragt, wer sich ein Extrabienchen verdienen will. Sie hat Spaß an sowas, sag ich ja.)
Na, jedenfalls findet jeder einzelne Spieler vor dem Abschlußtraining an seiner Spindtür eine Collage aus Bildern sowie eine Liste mit Aussprüchen, die ihn gar nicht mal so subtil darauf hinweisen, dass diese "Experten" ihn ganz offensichtlich gar nicht kennen.
Hintrgrund: uns ist nicht entgangen, dass etliche Spieler immer nervöser werden, je näher der Saisonstart rückt. Wir können schlecht verhindern, dass sie die öffentliche Meinung zu unserem Team im allgemeinen und zu ihnen selbst im Speziellen zu hören und zu lesen bekommen.
Die kleine Aktion ist daher unser Versuch, ihnen bei der Suche nach der Trotzreaktion zu helfen.
Aber dann ist es endgültig soweit. Wir stehen im Stadion, hören die Einlaufmusik und dann die Vereinshymne der Grasshoppers. Aufstellung, Platzwahl, der Schiri führt die Pfeife zum Mund ...
Auf gehts!
Und wir sind von Anfang an gut im Spiel! Die Grasshoppers, ihre Spielweise und ihre Spieler kennen wir ja aus den Duellen der Vorsaison. Das hier ist vertrautes Terrain, wir wissen bei jedem Einzelnen, was er kann und was nicht. Und wir haben alles versucht, bestmöglich auf die Stärken vorbereitet zu sein und die Schwächen auszunutzen.
Nach drei Minuten prüft Faure auf Vorlage von Mortier das erste Mal den Schlußmann der Züricher. Leider kein allzu platzierter Schuß, das war zu leicht, den zu fangen.
Gärtners Abschluß von der Strafraumkante nach elf Minuten ist da schon besser, der Keeper muß sich ordentlich strecken, damit der nicht im Winkel einschlägt.
Und so geht es weiter - Winterthur ist tonangebend, hat auch die eine oder andere gute Halbchance, die Grasshoppers sind in der ersten halben Stunde ordentlich überrascht von unserer offensiven Herangehensweise. Ihr Trainer gestikuliert, gibt Anweisungen, nimmt kleinere Anpassungen vor - wie etwa ein etwas höheres Anlaufen unserer Spieler - und so ganz ganz langsam wird das Spiel etwas ausgeglichener.
In der 35. Minute kommen die Gastgeber dann das erste Mal ernsthaft vor unser Tor, eine Flanke von links, am Elfmeterpunkt steht ein Pulk aus mehreren Spielern, ein Züricher stolpert und fällt und der Schiri pfeift sofort.
Elfmeter!
Oder doch nicht?
Der VAR schaltet sich ein, der Schiri geht nach draußen udn schaut sich die Szene noch ein, zwei, drei Mal an.
Dann steht seine Entscheidung.
Es bleibt dabei - Strafstoß wegen Foulspiels von Kapitän Sibanda, der Gartenegger umgestoßen haben soll.
Aegerter hat zwar wie so oft mal wieder die richtige Ecke geahnt, streckt sich auch verzweifelt und erreicht den Ball sogar noch mit den Fingerspitzen, kann ihn aber nicht mehr weit genug in seiner Flugbahn ablenken.
Der war einfach zu platziert geschossen.
1:0 Grasshoppers.
Wird dem Spielverlauf einfach mal null gerecht, aber wen interessiert das schon?
Bis zur Pause passiert nicht mehr allzuviel - Mortier zieht nochmal aus der zweiten Reihe ab, scheitert aber am Keeper - dann ist Pause.
Wir richten unsere Jungs so gut es geht auf, sie waren hier bis auf diese eine einzige Szene deutlich besser.
In der zweiten Halbzeit müssen wir notgedrungen noch etwas offensiver und aggressiver spielen.
Wir haben auch mehrere gute Gelegenheiten - die beste vergibt Barbot, als er den Ball in der 78. Minute aus zwölf Metern zwar am Torwart vorbeispitzelt, aber leider nur an den Außenpfosten setzt.
Am Ende steht eine erste unverdiente Niederlage.
Zum Glück haben Thun und Vaduz mit zwei bzw drei Toren Unterschied verloren, so dass wir - psychologisch wichtig! - nicht gleich nach dem ersten Spiel auf einem der beiden rot unterlegten Plätze in den Tabellen stehen, die die Fernsehsender zeigen und die Zeitungen abdrucken.
Unter Druck stehen wir aber nun dennoch - jetzt kommt Vaduz an die Schützenwiese. Und danach müssen wir nach Bern zu den Young Boys, wo es mit 99,9-prozentiger Sicherheit eine Niederlage setzen wird. Wir MÜSSEN gegen Vaduz punkten, sonst sind wir nach dem dritten Spieltag schon ganz ganz tief unten drin.
Mit dem Mut der Verzweifelten setzen wir Vaduz also im ersten Heimspiel der Saison von Beginn an unter Druck - allerdings sind die Gäste der erwartet schwerere Gegner im Vergleich zu den Grasshoppers. Torraumszenen sind auf beiden Seiten eher rar gesetzt, allerdings gibt Wesley Mortier - der ja für die Super League nicht geeignet ist, wie wir wissen - unseren Fans kurz vor der Pause Grund zum Feiern, als er eine Faure-Flanke aus kurzer Distanz über die Linie drückt.
Erstes Tor, erste Führung!
Auch die ersten Punkte?
Leider nicht - jedenfalls nicht PunktE.
Denn in der 70. Minute fälscht Salaun einen Cirillofreistoß aus 18 Metern so unglücklich ab, dass Aegerter am Ball vorbeigreift und dieser in die Maschen segelt.
Bei diesem 1:1 bleibt es auch.
Wir bleiben damit überraschenderweise auch weiterhin über dem Strich, denn Thun hat verloren und bleibt bei 0 Punkten, ist damit das neue Schlußlicht. Und Vaduz hat ja immer noch das schlechtere Torverhältnis.
Als Tabellenachter reisen wir nach Bern.
Und die gute Nachricht gleich vorweg.
Wir reisen auch als Tabellenachter wieder zurück.
Das wars dann aber auch fast schon an Positivem.
Das Spiel könnte kaum schlechter beginnen - in der vierten Minute beschließt Faure, dass es mal wieder Zeit für eine beidbeinige Grätsche von hinten wäre - Rote Karte nach nichtmal zweihundert gespielten Sekunden. Meine Reaktion in Richtung unseres Führungsspielers ist alles andere als druckreif. Die Geldstrafe in die Mannschaftskasse wird heftig.
Nützt im Spiel aber natürlich exakt nix.
Die restlichen zehn Jungs geben zwar echt alles, aber zur Pause steht es dennoch 2:0 für Bern.
Nach der Pause schalten die Gastgeber ein bißchen zurück, wir kommen noch zu ein paar Halbchancen, eine davon verwertet Linksverteidiger Jose Valencia sogar zum Anschlutreffer, aber das wars dann auch.
Drei Spiele, ein Punkt. Mit etwas Galgenhumor könnte man natürlich in Richtung der Experten rufen "Besser als erwartet, hm?".
Aber das sparen wir uns.
Zumal es jetzt nur bedingt einfacher wird.
Lausanne Sports, unser Gegner im nächsten Heimspiel, hat zwar auch erst zwei Punkte vorzuweisen, aber klarer Favorit sind sie dennoch.
Wir beschließen, noch ein bißchen defensiver zu agieren, den defensiveren der beiden zentralen Mittelfeldspieler als Ausputzer ins defensive Mittelfeld zu stellen und dafür Gärtner auf der rechten Außenbahn etwas offensiver auszurichten.
Nach nichtmal zehn Minuten ist dieser Matchplan scheinbar schon wieder Makulatur, denn nach eiem angeblichen Handspiel von Beqiri gibt es Elfmeter für Lausanne.
Breu tritt an, Aegrter hat erneut die Ecke - wie macht der das eigentlich? So viel Vorahnung ist echt unheimlich! - und er hält den Schuß! Nicht nur das, er hält den Ball sogar fest! Höchststrafe für den Schützen.
Diese eine Szene entscheidet das Spiel - denn danach haben unsere Jungs auf dem Platz plötzlich Oberwasser. Wir werden von Minute zu Minute stärker und in der 40. versenkt Beqiri schließlich einen Eckball im Lausanner Tor.
Pausenführung!
Eine Führung, die wir uns diesmal - anders als gegen Vaduz - auch nicht mehr nehmen lassen.
Erster Sieg im Oberhaus!
Vier Punkte, damit Siebter vor Lausanne (2), Vaduz (2) und Thun (0).
In der Folgewoche gibt es ein total ungewohntes Spielgefühl für uns - wir sind nämlich haushoher Favorit.
Allerdings nicht in der Liga, sondern im Pokal, beim fünftklassigen Amateurverein FC Schötz.
Und wir gewinnen standesgemäß mit 6:0. Das Beste aus meiner Sicht - wir stellen dabei sechs verschiedene Torschützen aus nahezu allen Mannschaftsteilen. Nur Torwart Aegerter trifft nicht, der olle Blindfisch.
So zumindest die Frotzeleien der Mannschaft (wir wissen ja alle nur zu gut, wie groß Stefans Anteil an diesem Sieg mal wieder war) - der Stimmung im Team hat der zweite Sieg in Folge wirklich wirklich gut getan, das merkt man in der Folgewoche auch im Training.
Das Timing für einen Abstiegsgipfel könnte also nicht besser sein, denn jetzt kommt der immer noch punktlose FC Thun nach Winterthur.
Zwischen zwei offensiv ausgerichteten Mannschaften entwickelt sich ein offener Schlagabtausch, bei dem die jeweiligen Defensivreihen nicht immer glücklich oder souverän wirken.
So gehen sowohl unserem 1:0 (Ernst, 15.) als auch dem 2:0 (Barbot, 20.) schwere Abstimmungsfehler der Thuner Hintermannschaft voraus.
Wir wiederum patzen vor dem 2:1-Anschlußtreffer (Rogert, 38.) und beim 2:2 (Zacharias, 60.) erleben wir einen der ganz ganz seltenen Torwartfehler von Aegerter, der sich bei einer Flanke böse verschätzt, so dass der hinter ihm stehende Gästespieler problemlos einköpfen kann.
Aber das ist zum Glück nicht der Schlußpunkt in diesem für neutrale Zuschauer unterhaltsamen Spiel.
Nur 60 Sekunden nach dem Ausgleich erhalten wir eine Ecke - und der aufgerückte Zwei-Meter-Innenverteidiger Gavin Smith (die Leihgabe von Notts County) köpft zum umjubelten 3:2 ein.
Eine Führung, die wir dann glücklicherweise nicht erneut aus der Hand geben.
Aus 5 Spielen haben wir also 7 Punkte geholt.
SIEBEN!
Ich würde gern behaupten, dass diese ungewöhnliche Spielzusammenfassungsansicht Absicht ist und ich euch einfach irgendwelch Statistiken zeigen wollte. aber die Wahrheit ist: ich hab vergessen, direkt nach dem Spiel einen Screenshot zu machen und komme im Nachhinein (also am nächsten Tag, nach Spielneustart) leider nicht mehr an diese Anricht heran. Sorry! :/ )
Das hilft uns sehr, die folgende (und eingeplante) Niederlage in Basel zu verschmerzen.
Wir haben über neunzig Minuten nicht den Hauch einer Chance, unser erster und einziger Torschuß erfolgt in der 74. Minute.
Und dennoch verlieren wir um ein Haar nur 0:1, fangen uns den zweiten Gegentreffer erst in der zweiten Minute der Nachspielzeit.
Leider haben wir jetzt kein Heimspiel gegen irgendeinen wenigstens m Ansatz schlagbaren Gegner, sondern gleich das nächste Hammer-Auswärtsspiel.
St. Gallen wartet.
Die sind zwar auch nicht perfekt gestartet, haben schon etliche Punkte Rückstand auf den FC Basel an der Tabellenspitze - aber St. Gallen ist dennoch einer der Big Five in der Liga, wahrscheinlich sogar einer der drei stärksten Gegner, die wir vor der Brust haben in dieser Saison.
Was also tun in einem Auswärtsspiel?
Unsere Defensive steht vergleichsweise sicher, das haben wir gerade erst wieder in Basel gesehen.
Die kamen zwar zu Chancen, aber auf verlorenem Posten waren wir ganz und gar nicht, jedenfalls nicht defensiv.
Offensiv ist das alles dagegen noch nicht so richtig befriedigend, was wir bisher anbieten.
Wir haben zwar - durchaus gewollt - selten mehr als 40% Ballbesitz, aber wir erspielen uns oft genug nur halb Chancen, daran müssen wir arbeiten.
Wer nur wenige Gelegenheiten erhält, muss diese eben besser nutzen als die Gegner, so einfach macht sich ein Milchmädchen die Rechnung!
Der Plan für St. Gallen sieht so aus: wir wollen einen Punkt mitnehmen, die Offensive unserer Gastgeber ist nicht diese unbarmherzige "Mordmaschine" wie beim FC Basel, der ja mit gnadenloser Wucht durch die Liga pflügt.
Und - durchaus nicht unwichtig - die Innenverteidigung unseres Gegners ist langsamer als Mortier und Gärtner! Wär eventuell eine Möglichkeit: lange Pässe auf einen der beiden und dann ab die Luzie.
Gewinnen wär natürlich schön, aber erstmal muß die Defensive stehen, bevor wir anfangen können, irgendwelchen vagen Träumen nachzujagen.
Im Spiel steht die Verteidigung des FC Winterthur dann nicht nur sicher, die steht bombenfest.
Fast jedenfalls. Natürlich erspielt sich auch St. Gallen Chancen, sowas kannst Du nicht verhindern.
Aber fast zwei Drittel ihrer Torschüsse gehen weit daneben oder drüber - auch weil sie mangels Möglichkeiten im Strafraum oft aus der zweiten Reihe schießen müssen.
Die wenigen Schüsse aufs Tor entschärft unser zuverlässiger Rückhalt Aegerter.
Unentschieden also?
Nö, nicht ganz. Denn ein Mal, ein einziges Mal nur, überraschen wir St. Gallen.
Salaun erobert tief in unserer Hälfte den Ball, nimmt den Kopf nur einen Sekundenbruchteil hoch ... Mortier spekuliert auf den Pass und sprintet los ... mit einem 40-Meter-Präzisionspaß übertölpelt Salaun das gesamte Mittelfeld samt der Abwehr der Gastgeber ... Mortier ist allein frei vor dem Keeper ... täuscht einen Schuß an ... lupft dann lässig über den Keeper, der nach einem Flachschuß hechtet, der nicht erfolgt .... und dann isses für einen Moment ziemlich still im Stadion.
Das passiert in der 32. Minute.
Und danach überstehen wir eine komplette Stunde St. Galler Angriffsbemühungen schadlos und fahren mit 3 Punkten nach Hause, die niemand eingeplant hatte.
So ein Sieg gegen einen haushohen Favoriten ist etwas, woran wir uns gewöhnen könnten.
Und die Taktik hat ja auch herausragend gut funktioniert.
Warum also den gleichen Trick nicht auch im Heimspiel gegen Servette Genf probieren?
Diesmal mag Wesley Mortier allerdings nicht wieder bis zur 32. Minute warten, vielleicht hat er Zweifel, ob seine Luft überhaupt so lange reicht. Er ist ja eh viel zu schlecht für diese Liga.
Also gibt es eine kleine Planänderung:
Genf hat Anstoß, spielt nach vorn, verliert vor unserem Strafraum den Ball, Salaun spielt einen Pass nach links raus auf Faure, der nimmt den volley (!) und leitet den Ball zwischen den verdutzten Servette-Verteidigern hindurch zum genau im richtigen Moment startenden Mortier, der läuft noch zwei Schritte und zieht dann von der Strafraumkante einfach mal ab.
1:0.
Nach exakt 96 Sekunden.
Danach folgen 93 Minuten wütender, aber erfolgloser Gästeangriffe und ein paar nicht gut genug zuende gespielter Winterthurer Gegenangriffe.
Im Endeffekt steht aber dennoch das zweite 1:0 gegen eine Schweizer Topmannschaft in Folge.
Und natürlich die Zähler elf bis dreizehn bei unserer Mission "Punktehamster".
Eine der schönsten Begeiterscheinungen dieser unverhofften Punktgewinne ist übrigens, die Interviews der ganzen Experten zu verfolgen, die sich jetzt winden wie die Aale, um zu erklären, warum ihre "hundertprozentigen" Voraussagen doch nicht so hundertprozentig waren.
Tenor ist, dass das einfach ein durch Euphorie getragenes Zwischenhoch ist, das jetzt eigentlich jederzeit zuende sein müßte.
Dass das nicht für alle Zeiten anhalten wird, ist uns auch klar.
Aber aktuell genießen wir es und versuchen, den Lauf noch ein bißchen auszudehnen.
Das wird nicht einfach, denn als nächstes steht ein Heimspiel gegen die auch ganz gut aus den Startlöchern gekrochenen Grasshoppers an.
Und die drehen den Spieß einfach mal frecherweise um - statt uns Raum zum Kontern zu geben, lauern sie einfach selbst.
Damit kommen wir nur schlecht zurecht.
Beqiri bringt uns zwar nach einem Freißstoß per Kopf in Führung.
Leider fangen wir uns aber kurz vor Ende des Spieles doch noch ein Gegentor nach einem - richtig! - Konter.
Nur 1:1.
Und dass wir hier ein "nur" davorsetzen, ohne das ironisch zu meinen, ist eigentlich die größte Überraschung dieses ersten Saisonviertels.
Klar, die meisten Punkte haben wir nicht unbedingt verdient gewonnen, nur clever.
Aber wen interessiert nach dem Saisonende denn "verdient" oder "unverdient"?
"Klassenerhalt" oder "Abstieg", das sind die Kriterien, an denen wir uns messen wollen.
Und damit dann am Ende doch vielleicht der Klassenerhalt steht, müssen wir weiter in jedem Spiel 110% geben, auch wenn die Vorzeichen so ungünstig sind wie beim nun folgenden heimspiel gegen den FC Zürich.
Zwei Spieler gelbgesperrt, Qartuccio (hinten rechts) und Gärtner (rechts) verletzt.
Also Umbau auf 4 Positionen.
Und trotz dieses Handicaps ärgern wir uns nach dem Spiel wie blöde, weil wir gegen den turmhohen Favoriten nur unentschieden gespielt haben.
Unser Matchplan geht eigentlich hundertprozentig auf - wir stehen tief, lauern auf Konter und schalten schnell um.
Da Gärtner fehlt, spielt Mortier als rechter (inverser) Flügelspieler und Mejri (der nicht mehr der unumstrittene Stammspieler wie in den ersten beiden Saisons unter meiner Leitung ist) im Sturmzentrum.
In der 54. Minute überspielen wir mit drei Pässen das gesamte Spielfeld vom eigenen bis zum gegnerischen Strafraum.
Faure zieht vom linken Strafraumeck ab und nagelt die Pille paßgenau ins lange Eck.
Zürich fehlen die Ideen und mit zunehmender Spieldauer auch der Glaube, wie es scheit.
Die Angriffe werden immer hektischer und planloser.
Wir sind schon in der vierten Minute der Nachspielzeit, die eigentlich nur drei Minuten dauern sollte, als die Gäste noch einmal einen Freistoß aus dem linken Halbfeld erhalten.
Der Ball segelt an den Elfmeterpunkt, Sibanda will klären, schießt den eingewechselten Bamford an, von dessen Wade kullert der Ball Richtung kurzem Pfosten und noch bevor der hechtende Aegerter die Flipperkugel erreichen kann, hat sie Cleber über die Linie gedrückt.
Der Schiedsrichter läßt nichtmal mehr anstoßen, sondern pfeift direkt nach dem Tor ab.
Und wir fühlen uns hart betrogen.
Andererseits...
So ein Blick auf eine Ligatabelle kann schlechter Stimmung ziemlich effektiv entgegenwirken, wie wir feststellen.