MeisterTrainerForum

Bitte loggen sie sich ein oder registrieren sie sich.

Einloggen mit Benutzername, Passwort und Sitzungslänge
Erweiterte Suche  
Seiten: 1 ... 4 5 [6] 7 8 ... 36   Nach unten

Autor Thema: [FM 20 bis 24] Lavayeuxs Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers  (Gelesen 73166 mal)

shortknife

  • Vertragsamateur
  • ***
  • Offline Offline
Re: [FM 20 Journey] Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers
« Antwort #100 am: 21.Februar 2023, 10:39:29 »

Heiliger Schwede,  ??? da ist man mal einen Tag nicht im Forum, unsererseits muss auch noch arbeiten….. 8) ;) und in der zwischenzeit steigt doch der andere mit Winti in die Super League auf :) nicht schlecht… ;D
Das nenn ich mal einen Lauf, Gratulation,  :D bin ja mal gespannt wie du dich bei den „grossen“ schlägst mit deinem minimal Budget.
Gespeichert
Schweizer, Trainer einer Juniorenmannschaft, ehemaliger U-16 Nationalspieler der Schweiz.

Noergelgnom

  • Halbprofi
  • ****
  • Offline Offline
Re: [FM 20 Journey] Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers
« Antwort #101 am: 21.Februar 2023, 19:25:23 »

(click to show/hide)




Saison 2041/42 - die ersten Spiele

"Ich habe nie an unserer Chancenlosigkeit gezweifelt." (Richard Golz)


Je näher der 21. Juli und damit unser erstes Erstligaspiel rückt, desto mehr gleicht unser Vereinsgelände einem Bienenstock.
Zumindest von den diffusen Hintergrundgebrumm her.
Oberflächlich betrachtet geht alles seinen gewohnten, professionell-vorbereitenden Gang ... aber ich habe von Tag zu Tag mehr das Gefühl, dass der Trainngsplatz, der Kraftraum, die Aschenbahn, ja selbst die Kantine und die Büroräume immer stärker vibrieren.
Wenn das einfach nur meine Nerven sind, die meine eigene Vorfreude und Aufregung in eine irgendwie fassbare Sinneswahrnehmung umzuwandeln versuchen, dann dürften sie genau JETZT bitte damit aufhören.
Geht mir nämlich tierisch an die ... äh ... Nerven.
Wahrscheinlich ist diese ungeheuer nervenzerfetzende innere Unruhe aber nicht nur durch das bevorstehende Auswärtsspiel bedingt, sondern auch durch eine SMS (ja, eine eS eM eS!) von einer unbekannten Nummer, die ich vor einigen Tagen mitten in der Nacht bekam.
Ein Winztext.
Neun Worte nur.
Und hat mich dennoch mehr aufgewühlt als jeder Kafkatext -allerdings genauso ratlos zurückgelassen.
Oder besser: nicht rat-, sondern eher hilflos.
Ich habe nämlich durchaus eine Ahnung, von wem diese Nachricht stammen könnte, kann meinen Verdacht aber nicht bestätigen, weil der Besitzer der Telefonnummer, von der diese Nachricht kam, weder ans Telefon geht, wenn ich anrufe noch auf meine Antwort-SMS (das ist in diesem Falle die Mehrzahl, genaugenommen sogar die Vielzahl....) reagiert. Und die Nummer, die ich noch gespeichert habe, ist "nicht vergeben", wie ich feststellen muß.

Toll! Unauflösbare Rätsel zur Ablenkung. Das ist haargenau das, was ich jetzt gebraucht habe!


(click to show/hide)



Da kommt mir selbst Beltrame mit seinen schrägen Fakten, die er immer wer weiß wo ausgräbt und mit irren Formulierungen, die die einfachsten und normalsten Vorgänge völlig gaga wirken lassen, gerade recht.
Diesmal grinst er mich an und sagt:
"Weißt Du eigentlich, dass es nirgendwo in Europa leichter ist, sich für den Europapokal zu qualifizieren, als hier bei uns in der Schweiz - dass aber, aber wenn man sich NICHT für den Europapokal qualifiziert, gleichzeitig auch eine nirgendwo anders so fürchterlich hohe Gefahr des Abstiegs besteht?"

Ich sortiere seine Worte kurz im Kopf und schüttele selbigen dann.
"Wat is?"

Sein Grinsen wird breiter.
"Es ist ganz einfach. In der Super League spielen zehn Mannschaften. Davon qualifizieren sich fünf - also fünfzig Prozent der Liga! - für einen europäischen Wettbewerb. Aber von den verbleibenden Clubs steigen ein oder zwei Vereine ab. Also zwanzig oder gar vierzig Prozent der nicht für den EC Qualifizierten! Ist doch Wahnsinn, oder?"

"Äh... ja. Absolut. Einem Moment, ich geh kurz meinen Kopf gegen die Wand hauen..."

Kopfschüttelnd mach ich mich auf den Weg zum Trainingsplatz, Lorenzos Lachen folgt mir noch eine Weile.





Während ich über den Kiesweg laufe, geht mir kurz eine andere durchaus interessante Statistik durch den Kopf.
Ich hatte heute morgen in der NZZ zufällig einen kurzen Artikel über einen Ergänzungsspieler des FC Basel gelesen, einen 24jährigen Schweizer mit kongolesischen Wurzeln. Mickels oder so. Der verdient - so jedenfalls der Artikel - 3,4 Millionen Euro pro Saison beim Ligakrösus.
Dreikommavier Millionen!
Das muss man sich einfach mal auf der Zunge zergehen lassen. Ein Ergänzungsspieler - der in der letzten Saison übrigens nicht einen einzigen Pflichtspieleinsatz für Basel aufzuweisen hat - verdient fast doppelt so viel wie alle unsere Spieler, Profis und Jugend, zusammengenommen!





Laut der NZZ beträgt das Gehaltsbudget der Baseler insgesamt fast 60 Millionen Euro.
Kurz im Kopf überschlagen bedeutet das irgendwas um die 35 Jahresbudgets bei uns. Wir geben aktuell 1,77 Millionen pro Jahr für alle Mannschaften zusammengenommen aus, dazu noch etwa 750.000 Euro für die Mitarbeitergehälter, meine 53.000 eingerechnet.
Nach einer anderen Aufstellung der gleichen Zeitung von vor ein paar Tagen sind wir im Bereich Gehaltsausgaben übrigens völlig überraschend abgeschlagene Letztplatzierte. Der Vorletzte, Mitaufsteiger Grasshoppers, gibt allein schon 5,3 Millionen pro Jahr für Spielergehälter aus.

All diese Zahlen verdeutlichen im Grunde nur das, was uns sowieso schon bewußt ist - alles andere als ein abgeschlagener Letzter zu werden, würde an ein Wunder grenzen, das mit dem überraschend souveränen Playoffsieg gegen Sion eigentlich gar nicht vergleichbar ist, weil es einfach noch viel sensationeller wäre.


~~~~


Tja, und dann isser da, der große Tag 1 unserer Erstligareise. Ob die länger dauert als  36 (oder 38) Spiele, wird sich zeigen. Wenns nach der versammelten Fussballexpertenkompetenz geht, die sich in den Tagen vor dem Saisonstart nochmal gegenseitig auf allen Kanälen zu überschreien versucht, wird Basel auf jeden Fall Meister, die Grasshoppers und Vaduz streiten sich um den Relegationsplatz ... und der FC Winterthur wird jedes einzelne Spiel verlieren, weil einfach kein einziger Spieler Erstligareife hat, nichtmal Mortier, der aufgrund dieses einen "Spiels seines Lebens" selbstverständlich völlig überbewertet ist. Falls wir in den 36 Spielen auch nur ein einziges Tor schießen sollten, dann kann es sich dabei nur um einen Fehler in der Matrix handeln, das ist zumindest der Eindruck, den die Experten vermitteln.

Beltrame und ich sagen innerlich "danke" für diese kostenlose Motivationslektüre. Zusammen mit einigen freundlichen Helfern sammeln wir tagelang wirklich jeden verfügbaren Expertenausspruch zu unserer Mannschaft im allgemeinen und auch zu jedem einzelnen Spieler. Jeder Kritikpunkt, jedes "viel zu schlecht", "zu langsam", "keine Abschlusstärke", "unsaubere Ballführung", "Passchwäche" und und und wird archiviert.
Gleichzeitig sitzen ein paar Wahnsinni ... äh ... ein paar enthusiastische Helfer vor Monitoren und sichten unser Videomaterial aus dem Training sowie Fernsehberichte der Spiele der vergangenen Saison. Gelungene Aktionen, Pässe, Tacklings, Tore etc werden als Bilder ebenfalls akribisch gesammelt.

Beide Dateien werden dann von unserer Sekretärin Yvonne, die sich sowieso immer freiwillig für sowas meldet, nach unseren Vorgaben in eine individuelle Collage für jeden Spieler verwandelt.

(O-Ton Yvonne, als wir beim Staffmeeting fragen, ob jemand Lust auf eine langweilige Grafikbastelarbeit zur Mannschaftsmotivation hat: "Ich ich ICH!", verbunden mit hektischem Armhochstrecken und Fingerschnippen, so als wär das hier die fünfte Klasse und der Lehrer hätte grad gefragt, wer sich ein Extrabienchen verdienen will. Sie hat Spaß an sowas, sag ich ja.)

Na, jedenfalls findet jeder einzelne Spieler vor dem Abschlußtraining an seiner Spindtür eine Collage aus Bildern sowie eine Liste mit Aussprüchen, die ihn gar nicht mal so subtil darauf hinweisen, dass diese "Experten" ihn ganz offensichtlich gar nicht kennen.

Hintrgrund: uns ist nicht entgangen, dass etliche Spieler immer nervöser werden, je näher der Saisonstart rückt. Wir können schlecht verhindern, dass sie die öffentliche Meinung zu unserem Team im allgemeinen und zu ihnen selbst im Speziellen zu hören und zu lesen bekommen.
Die kleine Aktion ist daher unser Versuch, ihnen bei der Suche nach der Trotzreaktion zu helfen.


Aber dann ist es endgültig soweit. Wir stehen im Stadion, hören die Einlaufmusik und dann die Vereinshymne der Grasshoppers. Aufstellung, Platzwahl, der Schiri führt die Pfeife zum Mund ...
Auf gehts!

Und wir sind von Anfang an gut im Spiel! Die Grasshoppers, ihre Spielweise und ihre Spieler kennen wir ja aus den Duellen der Vorsaison. Das hier ist vertrautes Terrain, wir wissen bei jedem Einzelnen, was er kann und was nicht. Und wir haben alles versucht, bestmöglich auf die Stärken vorbereitet zu sein und die Schwächen auszunutzen.

Nach drei Minuten prüft Faure auf Vorlage von Mortier das erste Mal den Schlußmann der Züricher. Leider kein allzu platzierter Schuß, das war zu leicht, den zu fangen.
Gärtners Abschluß von der Strafraumkante nach elf Minuten ist da schon besser, der Keeper muß sich ordentlich strecken, damit der nicht im Winkel einschlägt.
Und so geht es weiter - Winterthur ist tonangebend, hat auch die eine oder andere gute Halbchance, die Grasshoppers sind in der ersten halben Stunde ordentlich überrascht von unserer offensiven Herangehensweise. Ihr Trainer gestikuliert, gibt Anweisungen, nimmt kleinere Anpassungen vor - wie etwa ein etwas höheres Anlaufen unserer Spieler - und so ganz ganz langsam wird das Spiel etwas ausgeglichener.

In der 35. Minute kommen die Gastgeber dann das erste Mal ernsthaft vor unser Tor, eine Flanke von links, am Elfmeterpunkt steht ein Pulk aus mehreren Spielern, ein Züricher stolpert und fällt und der Schiri pfeift sofort.
Elfmeter!
Oder doch nicht?
Der VAR schaltet sich ein, der Schiri geht nach draußen udn schaut sich die Szene noch ein, zwei, drei Mal an.
Dann steht seine Entscheidung.
Es bleibt dabei - Strafstoß wegen Foulspiels von Kapitän Sibanda, der Gartenegger umgestoßen haben soll.

Aegerter hat zwar wie so oft mal wieder die richtige Ecke geahnt, streckt sich auch verzweifelt und erreicht den Ball sogar noch mit den Fingerspitzen, kann ihn aber nicht mehr weit genug in seiner Flugbahn ablenken.
Der war einfach zu platziert geschossen.
1:0 Grasshoppers.
Wird dem Spielverlauf einfach mal null gerecht, aber wen interessiert das schon?

Bis zur Pause passiert nicht mehr allzuviel - Mortier zieht nochmal aus der zweiten Reihe ab, scheitert aber am Keeper - dann ist Pause.
Wir richten unsere Jungs so gut es geht auf, sie waren hier bis auf diese eine einzige Szene deutlich besser.

In der zweiten Halbzeit müssen wir notgedrungen noch etwas offensiver und aggressiver spielen.
Wir haben auch mehrere gute Gelegenheiten - die beste vergibt Barbot, als er den Ball in der 78. Minute aus zwölf Metern zwar am Torwart vorbeispitzelt, aber leider nur an den Außenpfosten setzt.

Am Ende steht eine erste unverdiente Niederlage.
Zum Glück haben Thun und Vaduz mit zwei bzw drei Toren Unterschied verloren, so dass wir - psychologisch wichtig! - nicht gleich nach dem ersten Spiel auf einem der beiden rot unterlegten Plätze in den Tabellen stehen, die die Fernsehsender zeigen und die Zeitungen abdrucken.





Unter Druck stehen wir aber nun dennoch - jetzt kommt Vaduz an die Schützenwiese. Und danach müssen wir nach Bern zu den Young Boys, wo es mit 99,9-prozentiger Sicherheit eine Niederlage setzen wird. Wir MÜSSEN gegen Vaduz punkten, sonst sind wir nach dem dritten Spieltag schon ganz ganz tief unten drin.

Mit dem Mut der Verzweifelten setzen wir Vaduz also im ersten Heimspiel der Saison von Beginn an unter Druck - allerdings sind die Gäste der erwartet schwerere Gegner im Vergleich zu den Grasshoppers. Torraumszenen sind auf beiden Seiten eher rar gesetzt, allerdings gibt Wesley Mortier - der ja für die Super League nicht geeignet ist, wie wir wissen - unseren Fans kurz vor der Pause Grund zum Feiern, als er eine Faure-Flanke aus kurzer Distanz über die Linie drückt.
Erstes Tor, erste Führung!
Auch die ersten Punkte?
Leider nicht - jedenfalls nicht PunktE.
Denn in der 70. Minute fälscht Salaun einen Cirillofreistoß aus 18 Metern so unglücklich ab, dass Aegerter am Ball vorbeigreift und dieser in die Maschen segelt.
Bei diesem 1:1 bleibt es auch.
Wir bleiben damit überraschenderweise auch weiterhin über dem Strich, denn Thun hat verloren und bleibt bei 0 Punkten, ist damit das neue Schlußlicht. Und Vaduz hat ja immer noch das schlechtere Torverhältnis.





Als Tabellenachter reisen wir nach Bern.
Und die gute Nachricht gleich vorweg.
Wir reisen auch als Tabellenachter wieder zurück.
Das wars dann aber auch fast schon an Positivem.
Das Spiel könnte kaum schlechter beginnen - in der vierten Minute beschließt Faure, dass es mal wieder Zeit für eine beidbeinige Grätsche von hinten wäre - Rote Karte nach nichtmal zweihundert gespielten Sekunden. Meine Reaktion in Richtung unseres Führungsspielers ist alles andere als druckreif. Die Geldstrafe in die Mannschaftskasse wird heftig.
Nützt im Spiel aber natürlich exakt nix.
Die restlichen zehn Jungs geben zwar echt alles, aber zur Pause steht es dennoch 2:0 für Bern.
Nach der Pause schalten die Gastgeber ein bißchen zurück, wir kommen noch zu ein paar Halbchancen, eine davon verwertet Linksverteidiger Jose Valencia sogar zum Anschlutreffer, aber das wars dann auch.
Drei Spiele, ein Punkt. Mit etwas Galgenhumor könnte man natürlich in Richtung der Experten rufen "Besser als erwartet, hm?".
Aber das sparen wir uns.





Zumal es jetzt nur bedingt einfacher wird.
Lausanne Sports, unser Gegner im nächsten Heimspiel, hat zwar auch erst zwei Punkte vorzuweisen, aber klarer Favorit sind sie dennoch.
Wir beschließen, noch ein bißchen defensiver zu agieren, den defensiveren der beiden zentralen Mittelfeldspieler als Ausputzer ins defensive Mittelfeld zu stellen und dafür Gärtner auf der rechten Außenbahn etwas offensiver auszurichten.
Nach nichtmal zehn Minuten ist dieser Matchplan scheinbar schon wieder Makulatur, denn nach eiem angeblichen Handspiel von Beqiri gibt es Elfmeter für Lausanne.
Breu tritt an, Aegrter hat erneut die Ecke - wie macht der das eigentlich? So viel Vorahnung ist echt unheimlich! - und er hält den Schuß! Nicht nur das, er hält den Ball sogar fest! Höchststrafe für den Schützen.
Diese eine Szene entscheidet das Spiel - denn danach haben unsere Jungs auf dem Platz plötzlich Oberwasser. Wir werden von Minute zu Minute stärker und in der 40. versenkt Beqiri schließlich einen Eckball im Lausanner Tor.
Pausenführung!
Eine Führung, die wir uns diesmal - anders als gegen Vaduz - auch nicht mehr nehmen lassen.
Erster Sieg im Oberhaus!
Vier Punkte, damit Siebter vor Lausanne (2), Vaduz (2) und Thun (0).





In der Folgewoche gibt es ein total ungewohntes Spielgefühl für uns  - wir sind nämlich haushoher Favorit.
Allerdings nicht in der Liga, sondern im Pokal, beim fünftklassigen Amateurverein FC Schötz.
Und wir gewinnen standesgemäß mit 6:0. Das Beste aus meiner Sicht - wir stellen dabei sechs verschiedene Torschützen aus nahezu allen Mannschaftsteilen. Nur Torwart Aegerter trifft nicht, der olle Blindfisch.
So zumindest die Frotzeleien der Mannschaft  (wir wissen ja alle nur zu gut, wie groß Stefans Anteil an diesem Sieg mal wieder war) - der Stimmung im Team hat der zweite Sieg in Folge wirklich wirklich gut getan, das merkt man in der Folgewoche auch im Training.

Das Timing für einen Abstiegsgipfel könnte also nicht besser sein, denn jetzt kommt der immer noch punktlose FC Thun nach Winterthur.
Zwischen zwei offensiv ausgerichteten Mannschaften entwickelt sich ein offener Schlagabtausch, bei dem die jeweiligen Defensivreihen nicht immer glücklich oder souverän wirken.
So gehen sowohl unserem 1:0 (Ernst, 15.) als auch dem 2:0 (Barbot, 20.) schwere Abstimmungsfehler der Thuner Hintermannschaft voraus.
Wir wiederum patzen vor dem 2:1-Anschlußtreffer (Rogert, 38.) und beim 2:2 (Zacharias, 60.) erleben wir einen der ganz ganz seltenen Torwartfehler von Aegerter, der sich bei einer Flanke böse verschätzt, so dass der hinter ihm stehende Gästespieler problemlos einköpfen kann.

Aber das ist zum Glück nicht der Schlußpunkt in diesem für neutrale Zuschauer unterhaltsamen Spiel.
Nur 60 Sekunden nach dem Ausgleich erhalten wir eine Ecke - und der aufgerückte Zwei-Meter-Innenverteidiger Gavin Smith (die Leihgabe von Notts County) köpft zum umjubelten 3:2 ein.
Eine Führung, die wir dann glücklicherweise nicht erneut aus der Hand geben.
Aus 5 Spielen haben wir also 7 Punkte geholt.
SIEBEN!



(click to show/hide)



Das hilft uns sehr, die folgende (und eingeplante) Niederlage in Basel zu verschmerzen.
Wir haben über neunzig Minuten nicht den Hauch einer Chance, unser erster und einziger Torschuß erfolgt in der 74. Minute.
Und dennoch verlieren wir um ein Haar nur 0:1, fangen uns den zweiten Gegentreffer erst in der zweiten Minute der Nachspielzeit.





Leider haben wir jetzt kein Heimspiel gegen irgendeinen wenigstens m Ansatz schlagbaren Gegner, sondern gleich das nächste Hammer-Auswärtsspiel.
St. Gallen wartet.
Die sind zwar auch nicht perfekt gestartet, haben schon etliche Punkte Rückstand auf den FC Basel an der Tabellenspitze - aber St. Gallen ist dennoch einer der Big Five in der Liga, wahrscheinlich sogar einer der drei stärksten Gegner, die wir vor der Brust haben in dieser Saison.
Was also tun in einem Auswärtsspiel?

Unsere Defensive steht vergleichsweise sicher, das haben wir gerade erst wieder in Basel gesehen.
Die kamen zwar zu Chancen, aber auf verlorenem Posten waren wir ganz und gar nicht, jedenfalls nicht defensiv.
Offensiv ist das alles dagegen noch nicht so richtig befriedigend, was wir bisher anbieten.
Wir haben zwar - durchaus gewollt - selten mehr als 40% Ballbesitz, aber wir erspielen uns oft genug nur halb Chancen, daran müssen wir arbeiten.
Wer nur wenige Gelegenheiten erhält, muss diese eben besser nutzen als die Gegner, so einfach macht sich ein Milchmädchen die Rechnung!
Der Plan für St. Gallen sieht so aus: wir wollen einen Punkt mitnehmen, die Offensive unserer Gastgeber ist nicht diese unbarmherzige "Mordmaschine" wie beim FC Basel, der ja mit gnadenloser Wucht durch die Liga pflügt.
Und - durchaus nicht unwichtig - die Innenverteidigung unseres Gegners ist langsamer als Mortier und Gärtner! Wär eventuell eine Möglichkeit: lange Pässe auf einen der beiden und dann ab die Luzie.
Gewinnen wär natürlich schön, aber erstmal muß die Defensive stehen, bevor wir anfangen können, irgendwelchen vagen Träumen nachzujagen.

Im Spiel steht die Verteidigung des FC Winterthur dann nicht nur sicher, die steht bombenfest.
Fast jedenfalls. Natürlich erspielt sich auch St. Gallen Chancen, sowas kannst Du nicht verhindern.
Aber fast zwei Drittel ihrer Torschüsse gehen weit daneben oder drüber - auch weil sie mangels Möglichkeiten im Strafraum oft aus der zweiten Reihe schießen müssen.
Die wenigen Schüsse aufs Tor entschärft unser zuverlässiger Rückhalt Aegerter.
Unentschieden also?
Nö, nicht ganz. Denn ein Mal, ein einziges Mal nur, überraschen wir St. Gallen.
Salaun erobert tief in unserer Hälfte den Ball, nimmt den Kopf nur einen Sekundenbruchteil hoch ... Mortier spekuliert auf den Pass und sprintet los ... mit einem 40-Meter-Präzisionspaß übertölpelt Salaun das gesamte Mittelfeld samt der Abwehr der Gastgeber ... Mortier ist allein frei vor dem Keeper ... täuscht einen Schuß an  ... lupft dann lässig über den Keeper, der nach einem Flachschuß hechtet, der nicht erfolgt .... und dann isses für einen Moment ziemlich still im Stadion.

Das passiert in der 32. Minute.

Und danach überstehen wir eine komplette Stunde St. Galler Angriffsbemühungen schadlos und fahren mit 3 Punkten nach Hause, die niemand eingeplant hatte.





So ein Sieg gegen einen haushohen Favoriten ist etwas, woran wir uns gewöhnen könnten.
Und die Taktik hat ja auch herausragend gut funktioniert.
Warum also den gleichen Trick nicht auch im Heimspiel gegen Servette Genf probieren?
Diesmal mag Wesley Mortier allerdings nicht wieder bis zur 32. Minute warten, vielleicht hat er Zweifel, ob seine Luft überhaupt so lange reicht. Er ist ja eh viel zu schlecht für diese Liga.
Also gibt es eine kleine Planänderung:
Genf hat Anstoß, spielt nach vorn, verliert vor unserem Strafraum den Ball, Salaun spielt einen Pass nach links raus auf Faure, der nimmt den volley (!) und leitet den Ball zwischen den verdutzten Servette-Verteidigern hindurch zum genau im richtigen Moment startenden Mortier, der läuft noch zwei Schritte und zieht dann von der Strafraumkante einfach mal ab.

1:0.
Nach exakt 96 Sekunden.

Danach folgen 93 Minuten wütender, aber erfolgloser Gästeangriffe und ein paar nicht gut genug zuende gespielter Winterthurer Gegenangriffe.
Im Endeffekt steht aber dennoch das zweite 1:0 gegen eine Schweizer Topmannschaft in Folge.
Und natürlich die Zähler elf bis dreizehn bei unserer Mission "Punktehamster".





Eine der schönsten Begeiterscheinungen dieser unverhofften Punktgewinne ist übrigens, die Interviews der ganzen Experten zu verfolgen, die sich jetzt winden wie die Aale, um zu erklären, warum ihre "hundertprozentigen" Voraussagen doch nicht so hundertprozentig waren.
Tenor ist, dass das einfach ein durch Euphorie getragenes Zwischenhoch ist, das jetzt eigentlich jederzeit zuende sein müßte.

Dass das nicht für alle Zeiten anhalten wird, ist uns auch klar.
Aber aktuell genießen wir es und versuchen, den Lauf noch ein bißchen auszudehnen.

Das wird nicht einfach, denn als nächstes steht ein Heimspiel gegen die auch ganz gut aus den Startlöchern gekrochenen Grasshoppers an.
Und die drehen den Spieß einfach mal frecherweise um - statt uns Raum zum Kontern zu geben, lauern sie einfach selbst.
Damit kommen wir nur schlecht zurecht.
Beqiri bringt uns zwar nach einem Freißstoß per Kopf in Führung.
Leider fangen wir uns aber kurz vor Ende des Spieles doch noch ein Gegentor nach einem - richtig! - Konter.
Nur 1:1.
Und dass wir hier ein "nur" davorsetzen, ohne das ironisch zu meinen, ist eigentlich die größte Überraschung dieses ersten Saisonviertels.





Klar, die meisten Punkte haben wir nicht unbedingt verdient gewonnen, nur clever.
Aber wen interessiert nach dem Saisonende denn "verdient" oder "unverdient"?
"Klassenerhalt" oder "Abstieg", das sind die Kriterien, an denen wir uns messen wollen.

Und damit dann am Ende doch vielleicht der Klassenerhalt steht, müssen wir weiter in jedem Spiel 110% geben, auch wenn die Vorzeichen so ungünstig sind wie beim nun folgenden heimspiel gegen den FC Zürich.
Zwei Spieler gelbgesperrt, Qartuccio (hinten rechts) und Gärtner (rechts) verletzt.
Also Umbau auf 4 Positionen.
Und trotz dieses Handicaps ärgern wir uns nach dem Spiel wie blöde, weil wir gegen den turmhohen Favoriten nur unentschieden gespielt haben.
Unser Matchplan geht eigentlich hundertprozentig auf - wir stehen tief, lauern auf Konter und schalten schnell um.
Da Gärtner fehlt, spielt Mortier als rechter (inverser) Flügelspieler und Mejri (der nicht mehr der unumstrittene Stammspieler wie in den ersten beiden Saisons unter meiner Leitung ist) im Sturmzentrum.
In der 54. Minute überspielen wir mit drei Pässen das gesamte Spielfeld vom eigenen bis zum gegnerischen Strafraum.
Faure zieht vom linken Strafraumeck ab und nagelt die Pille paßgenau ins lange Eck.
Zürich fehlen die Ideen und mit zunehmender Spieldauer auch der Glaube, wie es scheit.
Die Angriffe werden immer hektischer und planloser.

Wir sind schon in der vierten Minute der Nachspielzeit, die eigentlich nur drei Minuten dauern sollte, als die Gäste noch einmal einen Freistoß aus dem linken Halbfeld erhalten.
Der Ball segelt an den Elfmeterpunkt, Sibanda will klären, schießt den eingewechselten Bamford an, von dessen Wade kullert der Ball Richtung kurzem Pfosten und noch bevor der hechtende Aegerter die Flipperkugel erreichen kann, hat sie Cleber über die Linie gedrückt.
Der Schiedsrichter läßt nichtmal mehr anstoßen, sondern pfeift direkt nach dem Tor ab.
Und wir fühlen uns hart betrogen.





Andererseits...





So ein Blick auf eine Ligatabelle kann schlechter Stimmung ziemlich effektiv entgegenwirken, wie wir feststellen.
« Letzte Änderung: 21.Februar 2023, 19:45:00 von Achtelprofi »
Gespeichert
Ex-Achtelprofi


“Goodness is about what you do. Not who you pray to.” (Terry Pratchett)

Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers

4Ramos

  • Halbprofi
  • ****
  • Offline Offline
Re: [FM 20 Journey] Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers
« Antwort #102 am: 21.Februar 2023, 20:07:01 »

Bisher läuft es Top und so wie von mir erwartet, auch wenn die Experten was anderes dachten, war ich von der Klasse des Trainers überzeugt ;)
Gespeichert

Bayernfahne

  • Nationalspieler
  • *****
  • Offline Offline
Re: [FM 20 Journey] Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers
« Antwort #103 am: 21.Februar 2023, 23:53:11 »

Na sieh mal einer an  ;) Ganz großartige Leistung bis hier hin! Ich mag so was ja, auf die gleiche Weise hab ich mal mit Balestier Khalsa aus Singapur völlig unverhofft den AFC Cup gewonnen. Es war sicherlich auch etwas Dusel dabei, aber ab dem Viertelfinale stand in 4 von 5 Spielen hinten die Null.  8)

Ihr seid gerade auf ähnlichen Pfaden unterwegs und auch wenn ich weiß, dass Lavayeux nie zu einem großen Club wechseln würde: bei Chelsea, Inter und manchmal auch Real Madrid würden sie dich bestimmt auf Händen tragen!  :D

Achja, fast hätte ich es vergessen: jetzt wo du in einer ersten Liga im Profifußball angekommen bist, will Madeleine also zurück... Ist ja nicht so, dass Menschen keine zweite Chance verdient haben, aber als Sportjournalistin kann das ja nur schwer an ihr vorbeigegangen sein. Das Timing ist jetzt nicht unbedingt das beste  :police:
« Letzte Änderung: 21.Februar 2023, 23:55:22 von Bayernfahne »
Gespeichert
...und der Teufel schickt uns einen Kuss, wir haben von alledem gewusst!

Muffi

  • Weltstar
  • *****
  • Offline Offline
Re: [FM 20 Journey] Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers
« Antwort #104 am: 22.Februar 2023, 08:39:00 »

Das läuft ja bisher wie am Schnürchen. Jetzt heißt es aber dringend auf dem Boden zu bleiben, sonst kann der Trend auch ganz schnell in die andere Richtung gehen. Ich drücke dir weiterhin die Daumen, solltest du am Ende "nur" die Klasse halten, wäre das bei den Preisgeldern in der Super League ja ein echter Segen und du hättest den Verein finanziell auf sicherem Grund.

Was ist eigentlich aus den ehemaligen Weltklasse-Spielern Messi und CR7 geworden? Sind die irgendwo als Trainer aktiv?
Gespeichert

knufschu

  • Halbprofi
  • ****
  • Offline Offline
Re: [FM 20 Journey] Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers
« Antwort #105 am: 22.Februar 2023, 13:45:52 »

Hömma, du bist aber schnell! Weiter so!
Gespeichert

Noergelgnom

  • Halbprofi
  • ****
  • Offline Offline
Re: [FM 20 Journey] Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers
« Antwort #106 am: 22.Februar 2023, 16:49:36 »

(click to show/hide)




Saison 2041/42 - zweites Saisonviertel

"Das Gegentor fiel zu einem psychologisch ungünstigen Zeitpunkt. Aber man muß an dieser Stelle auch mal die Frage stellen, ob es Gegentore gibt, die zu einem psychologisch günstigen Zeitpunkt fallen." (Christoph Daum)


Die Ausgangslage hat sich für uns nach einem Viertel der Saison so dermaßen verbessert, dass wir intern zum Beispiel dem Vorstand gegenüber schon deutlich auf die Bremse treten müssen.
Im Gegensatz zum Trainerstab können die Damen und Herren Vorstände das Zustandekommen des Höhenflugs nämlich nicht wirklich realistisch einordnen, wie wir zu unserem Entsetzen feststellen müssen.
Einige in der Chefetage träumen halblaut schon von einer Teilnahme am Europapokal!

Beltrame und ich geben uns alle Mühe, solchen hanebüchenen Unsinn von der Mannschaft fernzuhalten.
Wir haben genug Baustellen im Team, da brauchen wir sowas nicht auch noch.
Baustellen? Was denn für Baustellen?

Na zum Beispiel die Tatsache, dass wir durch unsere robuste - aber nicht unfaire, von Faures eingesprungenen Kniescheibenquetschern mal abgesehen - Spielweise relativ viele Gelbe Karten kassieren.
Etwa ab dem siebten Spieltag sind eigentlich in jedem Spiel mehrere unserer Spieler entweder gesperrt oder dicht vor der Sperre. Kaderübersichten wie diese hier sind absolut nichts ungewöhnliches mehr in Winterthur:




Die durch solche Sperren - und auch durch diverse Verletzungen - bedingten Engpässe sind mit unserem Kader oft nur schwer aufzufangen und so erhalten immer wieder auch Jugendspieler die Chance, sich in der ersten Mannschaft zu beweisen und sich den Herausforderungen der Super League zu stellen.
Und davon gibt es reichlich!

Am 11. Spieltag gehts für uns nach Vaduz, zum Tabellenletzten.
Auf dem Papier eine der machbarsten Aufgaben, die wir in der Liga bekommen können.
Wir gehen mit dem gewohnten 4411 ins Spiel, rechts verteidigt allerdings Wallaeys aus der Jugend, da sowohl Qartuccio als auch Schlauri ausfallen und der dritte Rechtsverteidiger, Multitalent Bamford, im Mittelfeld benötigt wird.
Trotz (oder wegen?) der Engpässe entwickelt sich ein offenes ansehnliches Spiel, in dem wir Anfang der zweiten Halbzeit eine unserer Chancen nutzen und durch - mal wieder - Mortier in Führung gehen.
Leider gestehen wir den Hausherren gegen Ende der Partie noch einem Freistoß am linken Strafraumeck zu, der ihnen das 1:1 einbringt.
Zwei verschenkte Punkte, kann man nicht anders sagen.





Zumal das nun folgende Heimspiel ein Schlag in die Magengrube wird und uns ordentlich zurückwirft.
Ich meine, klar, man kann gegen die Young Boys verlieren, kein Problem.
Aber null zu fünf, ohne jede Gegenwehr?!
Rote Karte für Barbot inklusive?
Indiskutabel, insbesondere die Defensivleistung kam einer "Wir können hier eh nichts holen, komm wir schonen uns fürs nächste Spiel!"- Leistungsverweigerung gleich.






Unser Vorsprung auf den Relegationsplatz beträgt immer noch 7 Punkte, aber das ist weniger als es klingt, wenn wir weiter so spielen.

Zum Glück erhalten wir ja gleich in der Folgewoche die nächste Chance auf einen Dreier.
In Lausanne, beim neuen Tabellenletzten, stehen die Chancen sogar vergleichsweise gut - viel besser jedenfalls, als wenn wir jetzt  in, sagen wir mal, Basel antreten müßten.

Irgendwie scheinen die Spieler sich aber nicht so richtig im Klaren zu sein, dass ""gute Chancen" niemals "Selbstläufer" heißt.
Die Mannschaft tritt in der ersten Halbzeit so auf, als müßte sie nur dabei zusehen, wie sich Lausanne selbst schlägt.
Und das ist natürlich Unsinn - wir spielen damit ganz im Gegenteil den Aufbauhelfer fürs Schlußlicht und gehen mit einem 0:1 in die Pause, das folgerichtig und verdient ist.
Ich falte das Team zusammen, nehme ganz gegen meine Gewohnheit schon in der Halbzeitpause zwei Wechsel vor ... und dennoch können wir nur unter Aufbietung aller Kräfte wenigstens einen Punkt retten.
Und das auch nur, weil Gärtner die einzige gute Chance, die wir im gesamten Spiel haben, direkt versenkt.





Wir sind nun also schon seit fünf Spielen ohne Sieg - und jetzt kommt Basel.
Die Niederlage, die wir kassieren, fällt dank eines einzigen Spielers sehr moderat aus.
Dieser Spieler heißt, klar, Aegerter - und er ist, von einem Freistoß abgesehen, einfach nicht zu überwinden.
Von der Leistung her hätten wir null zu vier verlieren müssen.
Mindestens.
Unsere Serie wächst auf sechs sieglose Spiele.





Wenn wir jetzt beim Tabellenachten Thun irgendwas Zählbares mitnehmen wollen (und so langsam müssen wir wirklich mal wieder punkten!), braucht es eine klare Leistungssteigerung in allen Mannschaftsteilen.
Nur ist Thun damit so gar nicht einverstanden.
Sie haben uns natürlich nicht so klar im Griff wie Basel in der Vorwoche, aber unsere Chancen sind eher Kleinstgelegenheiten.
Und als wir in der 78. Minute hinten mal nicht hundertprozentig fokussiert sind, klingelts sofort.
Siebtes siegloses Spiel am Stück, Thun und die Grasshoppers sind bis auf einen Punkt ran und zum FC Vaduz auf dem Relegationsrang sinds auch nur noch fünf Zähler.
Wir sind zwar noch immer Sechster, aber zu unserem direkten Tabellennachbarn oben (St.Gallen) haben wir nun mehr Punkte Abstand als zum 9. Platz.
Soviel zu unserer tollen Ausgangslage.






Zu allem Übel verletzt sich nun - direkt vor dem Pokalspiel in Schaffhausen - auch noch Stefan Aegerter.
Wir schwanken, ob wir Frauenfeld, den etatmäßigen Ersatzkeeper, ins Tor stellen sollen - oder den jungen Zago, der in dieser Saison erstmals zum Herrenkader gehört.
Am Ende entscheiden wir nach den Trainingseindrücken - und da hat Zago nicht nur die Nase, sondern den ganzen Kopf vorn.
Er wird also im Derby spielen.





Im Gegensatz zu Mortier, der sich leicht am Knöchel verletzt hat, für ihn spielt Mejri.
Wir gehen endlich mal wieder in einem Pflichtspiel in Führung (25.), nur um fast postwendend den Ausgleich zu kassieren (31.).
Die Gastgeber werden von voller Hütte nach vorn gepeitscht und unsere Jungs haben alle Mühe, nicht in Rückstand zu geraten.
Zago ist zwar durchaus nervös, hinterläßt aber alles in allem einen guten Eindruck und hat etliche gute Szenen.

Als Faure uns gut zehn Minuten vor dem Ende erneut in Führung bringt, sehen wir tatsächlich wieder mal einen Pflichtspielsieg am Horizont heraufdämmern...
... nur um ihn mit Schülerfußball leichtfertig wieder herzuschenken.
In der 92. Minute (!) schaffen wir es, einen einzelnen Schaffhauser Spieler zu viert (!) nicht vom Strafraum fernhalten zu können, als Krönung rutscht Zago (mit seinem einzigen Patzer an diesem Tag) auch noch weg, als er nach dem Ball zu hechten versucht.
Rodrigues braucht unter dem ohrenbetäubenden Jubel der Zuschauer nur noch einzuschieben.

In der Verlängerung sind beide Teams platt wie die Flundern, die Entscheidung muß also im Elfmeterschießen fallen.
Und es scheint, als ob Aegerters Fehlen die Mannschaft komplett lähmt.
Nur unser erster Schütze Barbot schafft es, seinen Schuß ins Netz zu bugsieren.
Mortier schießt drüber, Qartuccio und Faure zielen so schlecht, dass der Keeper überhaupt keine Mühe hat, die Elfmeter zu parieren.
Die Schaffhausener dagegen sind sicher in ihrem Versuchen - auch wenn Zago immerhin einen halten kann, fliegen wir damit also achtkant aus dem Pokal.
Ausgerechnet beim Erzrivalen.
Prost Mahlzeit, nächster Nackenschlag.




Gegen St.Gallen zuhause (16. Spieltag) rechnen wir uns nun eigentlich gar nichts aus bei der gegenwärtigen Formtalsohle des Teams, aber zumindest versuchen müssen wirs natürlich dennoch.
Wir wählen ein ultradefensives 4141 mit Salaun als tiefem Spielmacher zwischen den beiden Viererketten in Defensive und Mittelfeld. Und vorn spielt der genesene Mortier den Alleinunterhalter und hofft auf lange Bälle.

Und - oh Wunder! - es funktioniert!
Wie schon im ersten Aufeinandertreffen mit St.Gallen versenkt Mortier gleich die erste Chance.
Dreier!
Oder?
Nein, leider nicht - die Gäste gleichen mit dem Pausenpfiff aus.
Immerhin stemmen wir uns erfolgreich gegen die Niederlage und nehmen einen Punkt mit.
Dennoch: acht sieglose Ligaspiele am Stück sind niederschmetternd.





Und es wird ja nicht besser, denn zum Jahresabschluß spielen wir noch zwei mal auswärts. Erst beim FC Zürich und dann - damit wir auch definitiv mit einem negativen Gefühl in die Pause gehen - beim Tabellenzweiten Servette Genf.

In Zürich sind wir in der ersten Halbzeit gar nicht mal sooo schlecht im Spiel, haben zwar keine großen Chancen, die Gastgeber aber dank guter Defensivarbeit unserer Mannschaft auch nicht.
Das ändert sich in der zweiten Hälfte grundlegend.
Die Gastgeber berennen unseren Strafraum mit allem, was sie haben ... und wir können am Ende froh und dankbar sein, hier mit einem Punkt zu entkommen.
Eigentlich viel zu wenig, klar - aber wir freuen uns einfach, nicht schon wieder verloren zu haben.





Eine Woche später ist uns dann nicht mal das vergönnt. Servette ist uns zwar nur eine halbe Stunde lang überlegen, nutzt diese Zeit aber für zwei Tore.
Danach sparen sie Kräfte, konzentrieren sich auf die Defensive und lassen uns wieder und wieder abprallen.
Wie befürchtet, gehen wir mit einer Niederlage in die wochenlange Winterpause.
Exakt die Hälfte der Saison ist gespielt und wir können zwar stolz darauf verweisen, dass wir immer noch Vorsprung auf die letzten beiden Plätze haben, aber es sind eben nur noch drei auf den Relegationsrang.
Und wenn wir weiterhin so (nicht) punkten wie in den letzten nunmehr zehn Spielen, dann wird dieser Minivorsprung nicht reichen, das steht außer Frage.






Die Experten haben es natürlich schon von Anfang an gewußt, und jetzt wissen sie es aber mal absolut definitiv: Winterthur wird absteigen und zwar direkt, ohne Umweg über die Relegation.


~~~~~~


Was Swansea City und die Young Boys bewogen hat, mir in der aktuellen Situation ein Vertragsangebot zu unterbreiten, weiß ich nicht - ich hab sofort abgelehnt. In einer solchen Situation kann ich doch nicht gehen!





Was wir stattdessen machen, ist - auch wenn das nicht so geplant war - nach Verstärkungen zu suchen.
Ein bißchen Kriegskasse ist ja da, wenn auch nicht viel.
Im Gehaltsbudget sind noch mehr als 170.000 Euro frei, fast die Hälfte davon investieren wir in einen jungen Brasilianer, der uns Ende Dezember angeboten wird.





Und so ganz nebenbei stecken Beltrame und ich die Köpfe zusammen und überlegen hin und her, ob wir eine Abkehr vom 4411 riskieren und auf ein 433 umschwenken sollen.
Die Risiken sind natürlich enorm, eine solche Änderung - das hab ich im allerersten Trainerlehrgang in Aspelt gelernt - sollte normalerweise nicht während der Saison stattfinden.
Aber erstens haben wir eine (wenn auch kurze) Wintervorbereitungsphase, die wir nutzen können und zweitens könnte es sich im Hinblick auf Mortier und nun auch Eliomar lohnen, das anzugehen. Könnte gerade den beiden entgegenkommen.

Irgendwas muß jedenfalls passieren.
Wenn wir einfach ein "Weiter so!" als Parole aufrufen, behalten die Experten recht.
Gespeichert
Ex-Achtelprofi


“Goodness is about what you do. Not who you pray to.” (Terry Pratchett)

Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers

Muffi

  • Weltstar
  • *****
  • Offline Offline
Re: [FM 20 Journey] Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers
« Antwort #107 am: 23.Februar 2023, 09:00:38 »

Oha, leider hat sich da mein Unken bestätigt, das war so natürlich nicht gewollt. Aber ich glaube dennoch an einen Klassenerhalt, Lavayeux wird das Ruder schon herumreißen!  :)
Gespeichert

Lancelot

  • Kreisklassenkönig
  • ***
  • Offline Offline
Re: [FM 20 Journey] Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers
« Antwort #108 am: 23.Februar 2023, 14:20:13 »

„Da springen die Gedanken ihm hinein,
wie aufgeschreckte Unken in den See,
Und singen ihm betrübte Melodein.
Sie rufen übers weite Schlachtgefild.
Das Unkenlied des Zweifels dumpf und wild:

Nikolaus Lenau: Die Albigenser
« Letzte Änderung: 23.Februar 2023, 20:05:50 von Lancelot »
Gespeichert

shortknife

  • Vertragsamateur
  • ***
  • Offline Offline
Re: [FM 20 Journey] Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers
« Antwort #109 am: 23.Februar 2023, 16:02:06 »

Du kriegst gegen die Young Boys eine 0:5 Klatsche und anschliessend ein Jobangebot :o
Heiliger Schwede….wie hast den das geschafft ??? Vitamin B oder so….…Winterthurer Abendzeitung…Radio Super Turbo…. ;).irgendwas muss da doch passiert sein, am Luxemburgischen Dialekt liegt das wohl kaum…oder?.  ;)
Aber das besten kommt ja noch… ;).du sagst auch noch ab. Himmelherrgott…da kommt einer der besten Vereine der Schweiz…und der andere sagt ab… okay der Name „Young Boys“ ist jetzt vielleicht nicht gerade der Brüller, gut, Grasshopper hört sich auch nicht viel besser an, dennoch vom Abstiegskampf zum Titelkampf, das wäre doch dein Ding gewesen.
Gespeichert
Schweizer, Trainer einer Juniorenmannschaft, ehemaliger U-16 Nationalspieler der Schweiz.

Bayernfahne

  • Nationalspieler
  • *****
  • Offline Offline
Re: [FM 20 Journey] Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers
« Antwort #110 am: 23.Februar 2023, 21:45:39 »

Du kriegst gegen die Young Boys eine 0:5 Klatsche und anschliessend ein Jobangebot :o
Heiliger Schwede….wie hast den das geschafft ??? Vitamin B oder so….…Winterthurer Abendzeitung…Radio Super Turbo…. ;).irgendwas muss da doch passiert sein, am Luxemburgischen Dialekt liegt das wohl kaum…oder?.  ;)
Aber das besten kommt ja noch… ;).du sagst auch noch ab. Himmelherrgott…da kommt einer der besten Vereine der Schweiz…und der andere sagt ab… okay der Name „Young Boys“ ist jetzt vielleicht nicht gerade der Brüller, gut, Grasshopper hört sich auch nicht viel besser an, dennoch vom Abstiegskampf zum Titelkampf, das wäre doch dein Ding gewesen.

Ein wahrer Käpt'n bringt die Mannschaft sicher durch den Sturm oder geht mit seinem Schiff unter!  O0 Im Falle von Lavayeux hoffe ich natürlich auf ersteres und glaube, das wird schon noch. Bis auf den Ausreißer gegen die Young Boys sah das doch Ergebnistechnisch gar nicht soooo schlimm aus und dass bei eurer sehr defensiven Taktik nicht in jedem Spiel vorne einer reingemurmelt werden kann ist bei den ja eigentlich überlegenen gegnerischen Abwehrreihen ein zu erwartender Kollateralschaden. Auch hinten kann die Null nicht immer stehen, wenn der Gegner mal einen Sonntagsschuss auspackt oder Aegerter ausnahmsweise einen Elfmeter nicht hält. Es ist jetzt maximal unglücklich, dass diese Ereignisse in so einer Häufung auftreten, aber das wird auch wieder besser, sobald mal ein Erfolgserlebnis steht. Ich hoffe nur, ihr schafft es bis dahin über dem roten Strich zu bleiben. Wenn ich mich recht entsinne wart ihr da die ganze Saison über und was es für psychologische Folgen haben kann, wenn man dann plötzlich doch auf einem Abstiegsplatz steht, wollen wir lieber nicht herausfinden...
Gespeichert
...und der Teufel schickt uns einen Kuss, wir haben von alledem gewusst!

Noergelgnom

  • Halbprofi
  • ****
  • Offline Offline
Re: [FM 20 Journey] Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers
« Antwort #111 am: 23.Februar 2023, 23:16:33 »

(click to show/hide)




Saison 2041/42 - drittes Saisonviertel

"Den größten Fehler, den wir jetzt machen könnten, wäre die Schuld beim Trainer zu suchen." (Charly Körbel als Trainer)

Das Jahr 2042 beginnt mit einer Mitteilung, die mich ein bißchen stutzen läßt. Cristiano Ronaldo hat seinen Vertrag als Trainer bei Arsenal verlängert.
Den hatte ich schon komplett vergessen! War mal ein großer Name, dieser "CR7", aber nach seinem letzten Engagement war - mitten in der Wüste - Gras über seinen Ruhm gewachsen.
Eine kurze Recherche zeigt, dass er lange vereinslos war, dann vor einigen Jahren die U23 Arsenals übernahm und nun schon seit vier Jahren Cheftrainer in London ist.
Der Wiki-Artikel zu Ronaldo enthält verschiedene Links zu anderen, einst berühmten Fussballern - doch wen ich auch anklicke, außer Ronaldo scheinen sie alle dem Ball den Rücken gekehrt zu haben.
Messi? Untergetaucht.
Mbappe? Unauffindbar.
Haaland? Seit Jahren nicht gesehen.
Modric? Verschwunden.
Benzema? Abgetaucht.
Ibrahimovic? Leerer Bildschirm.
Kroos? Weg.
Lewandowski? Gut getarnt.
Neymar? Wer?!

Irgendwie ist keiner der "alten" Haudegen, die in meiner Jugend große Namen im Fussball waren, noch mit dem Sport verbunden.
Außer Ronaldo eben.
Der hat offenbar Geldnot und muß nun für vergleichsweises Taschengeld (der Artikel spekuliert über eine halbe Million pro Jahr) als Trainer bei einem der langweiligsten englischen Fussballvereine arbeiten.
Sachen gibts!


Die Winterpause ist ansonsten betriebsam, voll nervöser Hektik und vor allem: viel zu kurz für unseren Geschmack.
Wir - also Beltrame und ich - haben eines der Hauptprobleme in unserer Mittelfeldzentrale ausgemacht.
Salaun allein ist nicht in der Lage, das Zentrum zu halten. Und die Spieler, die mit ihm auf dem Platz stehen, sind meist überfordert.
Wir brauchen also eine Verstärkung.
Und zwar eine echte Verstärkung, nicht irgendein halbgares Talent, das noch drei Jahre behutsamen Heranführens an den Profifussball benötigt, um irgendwann Challenge-League-Niveau zu erreichen.
Problem dabei: jeder Spieler, der diese gewünschte echte Verstärkung wäre, verlangt entweder ein Gehalt, mit dem wir gefühlt den kompletten Kader ein halbes Jahr finanzieren könnten - oder winkt sofort lachend ab, wenn wir anfragen.

Und wenn wir nicht vor kurzem gezwungenermaßen einen neuen Chefscout eingestellt hätten, wär das vermutlich auch so geblieben.
Tomasz Jodlowiecz (besagter neuer Chefscout, ein Pole) kennt sich allerdings in den osteuropäischen Ligen sehr gut aus und gibt uns den Tip, doch mal bei Rubin Kasan nachzufragen, ob die bereit wären, uns Sergey Semenov auszuleihen. Der junge Belarusse sitzt seit seinem Wechsel quasi dauerhaft auf der Tribüne und wird wohl kaum mit dieser Sitation zufrieden sein.
Wir schauen uns also ein paar Videos an und stellen schnell fest: ja, das könnte passen!





Semenov ist ein paßstarker Mittelfeldstratege mit viel Übersicht, guter Ballbehandlung und einem gesegneten Freistoß.
Für uns ist klar - den wollen wir haben.
Und nach einigen Verhandlungsrunden mit Kasan kriegen wir ihn auch.
Eigentlich wollten die Russen eine Kaufpflicht von einer Million Euro mit in den Vertrag schreiben, wir einigen uns jedoch schließich auf eine KaufOPTION.
Ob wir uns das Gehalt des Jungspunds leisten könnten, wenn er mit uns neu verhandelt, wage ich nämlich mal zu bezweifeln.
Wenn wir die Klasse halten, kann man dennoch drüber nachdenken (anhängig von seiner Performance natürlich), aber in der zweiten Liga wäre so ein Spieler nicht finanzierbar für Winterthur.

Semedov selbst ist von der Leihe durchaus angetan und sagt sehr schnell zu, so dass wir ihn noch rechtzeitig für das erste Ligaspiel nach der Winterpause registrieren können.

Bleibt die Frage - wie bauen wir den Zauberfuß ein?
Wir einigen uns schließlich auf ein schlichtes 442, in dem Salaun den defensiven Part übernimmt und der Neuzugang den eher offensiven.
Und dann ... Daumen drücken und mal sehen!

Wir haben jetzt einige möglicherweise entscheidende Partien vor uns - zunächst gehts zum Mitaufsteiger nach Zürich.
Eigentlich ein Spiel, das wir gewinnen müssen.
Nicht, weil wir so viel besser wären - as sind wir nicht - sondern weil wir Gefahr laufen, endgültig auf einen Abstiegsplatz abzurutschen, wenn wir keine drei Punkte holen.
Und außerdem - wenn wir nichtmal bei den Grasshoppers und eine Woche später gegen Vaduz siegen können, gegen wen denn dann?

Bevor es losgeht, veröffentlicht swissfootballstats.ch aber noch die Einschätzung, welche Mannschaft auf welchem Platz die Saison beenden wird.
Gerade durch das lange Transferfenster (das erst Mitte Februar schließt) ergeben sich in der Schweiz im Winter oft gravierende Änderungen in der geschätzten Spielstärke.
Wenig überraschend sind und bleiben wir trotz zweier starker Zugänge letzter.
Ja genaugenommen trauen uns die Journalisten inzwischen noch weniger zu, den Klassenerhalt zu packen, als sie das vor der Saison taten.





Naja, wir können nur unser Bestes auf dem Rasen geben und hoffen, dass es irgendwie doch reicht.
In Zürich zum Beispiel.
Wir haben Anstoß - und wir haben uns vorgenommen, in diesem Fall sofort einen Überraschungsblitzangriff zu starten.
Klappt auch fast, wir erwischen die Grasshoppers komplett auf dem falschen Fuß - nur der Keeper kann Mortiers Schuß von der Strafraumgrenze irgendwie noch zur Ecke klären.
Die bringt Semenov herein - und zwar exakt auf den Kopf von Smith, unserem anderen Leihspieler.
1:0 für Winterthur - nach 64 Sekunden.
Die Gastgeber wirken ein bißchen geschockt.
Nach dem Anstoß dauert es daher nicht allzulange, bis sie den Ball wieder los sind. Mortier spielt einen klasse Doppelpas mit Semenov, kommt etwa 20 Meter vor dem Tor wieder an das Spielgerät, zieht ab ... 2:0. In der 4. Minute!
Die Grasshoppers sind jetzt völlig von der Rolle, lassen im Minutentakt hundertprozentige Chancen der Gäste zu und können sich ausschließlich beim Pfosten (2x), der Latte (1x) und unserem eigenen Unvermögen (2x) bedanken, dass sie nach einer Viertelstunde nicht schon vier, fünf oder sechs Tore geschluckt haben.
Negativer Höhepunkt ist Faure, der den Ball aus einem Meter Entfernung nicht ins Tor bringt - obwohl er in der Mitte des Tores steht und ihn absolut niemand am Schuß hindert, setzt er die Kugel links daneben.
Nach einer Viertelstunde haben sie sich dann zumindest soweit gefangen, dass sich das Spielgeschehen nicht mehr permanent in ihrem eigenen Strafraum abspielt.
Bis zur 96. (!) Minut sehen sie allerdings den unseren nicht ein einziges Mal von innen.
Dann betreten sie ihn doch mal - und erhalten nach einem Minischubser prompt einen Elfmeter, den Aegerter leider auch nicht halten kann.
Doch obwohl der Schiedsrichter wieder viel zu lange nachspielen läßt, rächt sich das nicht mehr - und wir beginnen das Kalenderjahr 2042 mit einem wirklich wichtigen Sieg.






Jetzt einfach gegen Vaduz nachlegen und die Welt sieht gleich viel freundlicher aus!
Aber was so einfach klingt, entpuppt sich als unlösbare Aufgabe.
Vaduz spielt - genauso wie wir normalerweise - auf Konter.
Und obwohl wir das wissen und zu verhindern versuchen, gelingt es uns nicht.
Am Ende darf Vaduz über drei "big points" jubeln, während unsere Euphorie vom Grasshoppers-Sieg jäh der Ernüchterung weicht.






Und jetzt müssen wir nach Bern, wo die Young Boys warten.
Die haben uns diese Saison schon mal böse verprügelt, diesmal muss es besser laufen!
Tut es auch, irgendwie - wir verlieren nämlich nur 2:0 statt wieder 5:0.

Allerdings verlieren wir zum Ausgleich Gärtner mit Gelbrot.
Und eine wirkliche Chance hatten wir in diesem Spiel dennoch nicht.
Noch einen Punkt vor dem neunten Rang.





Heimspiel gegen Lausanne. Die waren im Herbst mal ein paar Spieltage ganz unten in der Tabelle, haben sich aber sukzessive hochgekämpft und stehen inzwischen zwei Punkte vor uns auf dem siebten Rang.
Die sollten wir zuhause besser schlagen, sonst wird es langsam wirklich ungemütlich.
Wir stellen - nachdem das 442 so überhaupt nicht mehr läuft - auf unser 42211 mit 2 DMs aus der Vorsaison um.
Und gehen krachend baden.
Nächste Niederlage, und wenn die Grasshoppers gewonnen hätten, wären wir jetzt Neunter.
So sind wir punktgleich mit ihnen, nur aufgrund der besseren Tordifferenz noch vor ihnen.





Die Wahrscheinlichkeit, dass wir auch nach dem nun folgenden Spiel noch über dem Strich stehen, ist winzig. Denn wir dürfen zum Tabellenführer nach Basel reisen.
Einigeln, jeden Ball, der in den Strafraum kommt, gnadenlos rauskloppen und auf ein 0:0 hoffen, lautet die Devise.
Und wir sind auch sehr erfolgreich damit ....





... sagenhafte achtzehn Sekunden lang.
Am Ende dürfen wir uns bei Aegerter bedanken, dass es nicht eine neue Rekordniederlage wird...





Die Grasshoppers verlieren auch, wir bleiben gradeso Achter.
Aud der Schußfahrt gen Abstiegsplatz haben wir erneut die Chance, die Abzweigung zu nehmen - zuhause gegen Thun nämlich.
So viele Heimspiele gegen Teams, die mal am Tabellenende standen und jetzt vor uns sind.
Thun ist inzwischen Sechster.
Und wir sind nach dem Spiel endlich Neunter, da haben wir ja auch lange genug drauf hingearbeitet.
Schwache Leistung quer durch alle Mannschaftsteile, inklusive Aegerter, der sich inzwischen immer öfter von der Panik seiner Vorderleute anstecken läßt.
Dabei gehen wir durch einen sehenswerten Treffer von Neuzugang Semenov sogar in Führung, gewinnen dabei aber keinerlei Sicherheit.
Und als wir kurz darauf den Ausgleich kassieren, ist der Rest des Spieles nur noch schwer zu ertragen.
Es ist scheinbar inzwischen auch völlig egal, wen wir aufstellen - jeder spielt die gleiche uninspirierte angstgetriebene Sicherheitspaß-Grütze - bis dann einer einen Fehlpass spielt und es hinten wieder mal klingelt.





In dieser Verfassung fahren wir eigentlich nur anstandshalber nach St. Gallen zum 25. Ligaspiel.
Eigentlich könnten wir die Punkte auch gleich mit der Post schicken.
Beltrame und ich haben unter der Woche alles versucht, um den Jungs irgendwi ein bißchen Selbstvertrauen oder wenigstens Kampfgeist einzuimpfen .... wieder nix.
Null zu zwei.
Und weil der Talbellenletzte Vaduz in Gegensatz zu uns nicht nach Bern fährt, um den Young Boys brav dir Punkte zu schenken, sondern sich mit Zähnen und Klauen wehrt, gewinnen sie dort mit 1:0 (!!!) und wir sind nach dem 25. Spieltag der Super League zum ersten Mal Tabellenletzter.








Jetzt kommen zwei Wochen Länderspielpause und danach haben wir vier Heimspiele nacheinander.
Falls wir vorhaben sollten, auch nächste Saison in der Super League anzutreten, MÜSSEN in diesen vier Spielen Punkte her. Und zwar möglichst mehr als zwei, drei.
Bei dem Restspielplan habe ich nämlich die Befürchtung, dass danach nicht mehr viel geht.





Irrerweise kommen auch in diesen erschütternd deprimierenden Wochen wirder Topvereine mit Vertragsangeboten auf mich zu:






Wird natürlich alles abgelehnt.
Interessiert mich alles nicht.
Mich interessiert nur eins - wie verhindern wir den Abstieg?!


(click to show/hide)
« Letzte Änderung: 23.Februar 2023, 23:57:56 von Achtelprofi »
Gespeichert
Ex-Achtelprofi


“Goodness is about what you do. Not who you pray to.” (Terry Pratchett)

Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers

Bayernfahne

  • Nationalspieler
  • *****
  • Offline Offline
Re: [FM 20 Journey] Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers
« Antwort #112 am: 24.Februar 2023, 00:24:07 »

Uh, jetzt brennt der Baum aber ordentlich...  :'( Du weißt doch wie es heißt: nach einer Niederlagenserie muss man den FM ausschalten und wenn man sich wieder dran setzt, sieht die Welt wieder ganz anders aus! Eventuell mal wieder ein Teammeeting, irgendwas in der Art? Und taktisch könntest du vielleicht versuchen, in Ballbesitz hinten rum zu spielen, also den Ball tief zirkulieren zu lassen, um die Gegner weit rauszulocken und dann doch wieder mit Kontern zuzuschlagen. Das kann ich dir aber nur theoretisch raten, meine Versuche, eine solche Taktik zu bauen, waren eher semi-erfolgreich. Meine damals erfolgreichste Defensiv-Taktik war mit Dreierkette, ich fürchte da hast du auf den defensiven Außen nicht das Spielermaterial bzw. deine offensiven Außen dafür zu opfern wäre komplett dumm.

Für die defensive Kompaktheit bei gleichzeitig höherer offensiver Durchschlagskraft: wie wäre es mit einem 4-1-2-2-1 ? Also Salaun auf der 6, die tiefstmögliche Abwehrlinie und dann vielleicht zusätzlich mit tiefem Sechser, um im Spielaufbau eben tief zu zirkulieren. Davor zwei 8er, von denen der eine den offensiven Part übernimmt und der andere sowohl vorne als auch hinten aushilft, klassischer Box to Box oder einfach CM(s). Die offensiven Außen dafür eins weiter nach vorne, als Flügelstürmer, was natürlich riskant ist, aber im Zweifel lässt du die einen (oder beide) gegnerischen offensiven Flügel manndecken. Das kann man dann situativ noch ein/ausschalten, je nachdem wie stark sie dadurch hinten gebunden bleiben. Nachteil ist halt, dass du vorne wieder nur eine Spitze hättest, aber ja eigentlich zwei Spieler dafür. Optional von den 8ern einen zum 10er machen (und natürlich versetzt aufstellen), kann Mortier eventuell auf der 10 spielen? Dann könntest du mit ihm + Semenov auf der 8 eine sehr offensive Interpretation des Systems aufbieten...
Das ist, was mir so spontan einfällt. Ist sicherlich nicht die taktische Offenbarung, aber vielleicht kannst du daraus irgendwas nützliches ziehen. Ich bin immer noch davon überzeugt, dass ihr es packen könnte, es ist erst vorbei, wenn es vorbei ist!
Gespeichert
...und der Teufel schickt uns einen Kuss, wir haben von alledem gewusst!

knufschu

  • Halbprofi
  • ****
  • Offline Offline
Re: [FM 20 Journey] Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers
« Antwort #113 am: 24.Februar 2023, 08:51:26 »

Autsch! Die Verpflichtung von Semenov scheint zwar ein guter Schritt gewesen zu sein, aber der Rest liefert leider nicht, scheinbar.

Wieso stellen sich die Gegner gegen den Tabellenletzten eigentlich hinten rein? Spielst du noch in dem 4-4-1-1? Eventuell könnte auch ein ballhaltender Spieler in der Mitte helfen oder das Tempo zu vermindern?
Gespeichert

shortknife

  • Vertragsamateur
  • ***
  • Offline Offline
Re: [FM 20 Journey] Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers
« Antwort #114 am: 24.Februar 2023, 09:01:57 »

..ach du lieber jolli… :o.was ist denn das für eine Kacke. Das sah doch nach 10 Spielen so gut aus. Hätte jetzt ein Pferd gewettet, ist zwar schwierig, hab keins ;), dass du da sicher nicht mehr in den Abstiegstrudel kommen würdest.
Im FM21 bin ich mal mit Preston North End von der Championship in die Premiere League aufgestiegen, nach 3 erfolglosen Versuchen…., und das sah alles in etwas gleich aus wie bei dir jetzt. Nach 15 Spielen auf Rang 9, Premier League wohlverstanden…, wir haben schon die Champagner Flaschen kühl gestellt, einige im Verein hatten schon europäische Gedanken, weiss der Teufel wie die darauf gekommen sind, anyway…von da an gings nur noch Bergab, und zwar im schnellsten Lift der man sich vorstellen kann. Am Schluss sind wir sang und klanglos wieder abgestiegen. Mir ist heute noch schleierhaft, wie das passieren konnte. (Mein bis jetzt erster und einziger Abstieg in der FM-Reihe)

Was ich daraus gelernt habe, ist eigentlich simple. Du musst Tore schiessen. Hört sich jetzt banal an, ich weiss und ich bin jetzt auch nicht der absolute Taktikguru, aber mit nur einer Sturmspitze sind nun mal Tore eher eine Seltenheit.
Ich würde dein System auf 4-1-2-1-2 umstellen. Ein defensiver Mittelfeldspieler, der die Abwehr unterstützt. Ein offensiver Mittelfeldspieler, der die Sturmspitzen unterstützt.
Schwächere Mannschaft müssen das Zentrum dicht machen damit stärkere Mannschaften über die Seiten kommen müssen. Über die Seiten Tore zu schiessen, ist immer schwieriger als wenn du direkt vor dem Kasten stehst.

Ich bin Juniorentrainer einer B-Mannschaft und das praktizieren wir dort auch so. Der (stärkere) Gegner will immer, oder meistens, durchs Zentrum kommen, weil er dann rechts und links Abspielmöglichkeiten hat. Kommt er über die Seiten, dann kann er nur in die Mitte spielen und so hast du dann dort meistens auch ein Übergewicht. Das funktioniert im Realen auch nicht immer, aber immerhin besser, als wenn du mit einer schwachen Mannschaft über die Flügel angreifen willst, denn dann hast du im Umschaltspiel gehörig Löcher im System. Funktioniert im FM eigentlich auch recht gut mit underdogs….
Bin ja mal gespannt und hoffe das du Klasse halten kannst....
Gespeichert
Schweizer, Trainer einer Juniorenmannschaft, ehemaliger U-16 Nationalspieler der Schweiz.

Muffi

  • Weltstar
  • *****
  • Offline Offline
Re: [FM 20 Journey] Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers
« Antwort #115 am: 24.Februar 2023, 11:12:28 »

Erstmal danke für die Infos zu CR7 & Co.  :)

Sportlich hat dich die Abwärtsspirale ja leider vollends erwischt. Einiges, was du machen könntest, wurde ja schon gesagt. Ich würde dir auch empfehlen nach Möglichkeit Überzahl in der Zentrale zu schaffen, mit Semenov hast du ja auch einen guten Ballverteiler, der das Spiel aus der Zentrale lenken könnte.
Aber wer bin ich, dass ich dem Aufstiegs- und Meistertrainer Lavayeux hier Tipps geben will.  ;)

Ich bleibe dabei, du packst den Nichtabstieg!  O0
Gespeichert

t.oelpel

  • Hobbyspieler
  • **
  • Offline Offline
Re: [FM 20 Journey] Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers
« Antwort #116 am: 24.Februar 2023, 16:09:24 »

Puh, ganz bittere Ergebnisse. Kopf hoch! Persönlich bin ich froh, dass Lavayeux nicht den einfachen Weg wählt und zu einem anderen Team wechselt. Zumindest in deinem Save siegt noch das Gute im Trainer.

Taktisch bin ich bei shortknife und möchte ergänzen, dass ich trotz offensiverer Formation die Grundausrichtung auf vorsichtig sehe. Plan A bleibt der Konter und wenn ihr doch selbst den Ball habt, dürft ihr das Spiel ruhig langweilig aufbauen. So würde ich versuchen defensiv stabil zu bleiben und darauf hoffen, dass Semenov etwas Geniales einfällt.
« Letzte Änderung: 24.Februar 2023, 16:12:08 von t.oelpel »
Gespeichert

Bayernfahne

  • Nationalspieler
  • *****
  • Offline Offline
Re: [FM 20 Journey] Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers
« Antwort #117 am: 24.Februar 2023, 20:10:33 »

@t.oelpel:
Das mit den Grundausrichtungen ist im FM so eine Sache. Ich weiß nicht, wie es bei den aktuelleren Versionen ist, aber für frühere FM's (ab 2014 und bis wann weiß ich dann eben nicht) galt, je offensiver die Grundausrichtung, desto ballhaltender agieren die Spieler im eigenen Abwehrdrittel und desto risikobereiter die Spieler in der Offensive. Also mehr direktes Spiel vor dem gegnerischen Kasten. Bei defensiven Grundausrichtungen genau umgekehrt. Man kann sich jetzt streiten, ob die Benennung vielleicht andersherum mehr Sinn ergeben würde, aber meines Wissens ist (war) es de facto im Spiel so. In diesem Fall (so habe ich es auch meistens gehandhabt) ist eine offensive Grundausrichtung deswegen unter Umständen besser für defensiven Fußball geeignet. Mit Partizan Belgrad hatte ich eine auf extremen Ballbesesitz ausgelegte Taktik, die mit "Defend" daherkam, die nächst-defensivere Ausrichtung war dann schon auf "Counter". Ich hoffe, das hat jetzt nicht mehr zur Verwirrung beigetragen als zur Lösung  :-X
Gespeichert
...und der Teufel schickt uns einen Kuss, wir haben von alledem gewusst!

Noergelgnom

  • Halbprofi
  • ****
  • Offline Offline
Re: [FM 20 Journey] Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers
« Antwort #118 am: 27.Februar 2023, 21:11:40 »

(click to show/hide)





Saisonfinale 2041/42, Teil 1: Spieltage 26-30

"Wir haben sehr viel Arbeit in diese Niederlage gesteckt." (Max Merkel)


In der Länderspielpause stehen zwei Dinge ganz oben auf unserer Agenda:
1. Spieler aufrichten
2. Taktik anpassen

Lorenzo hat - ohne das vorher mit mir abzustimmen, weil er "ein bißchen Bammel hatte, Sie könnten nein sagen", wie er mir später gesteht - in unserem Fanforum unter Pseudonym eine Umfrage gestartet:

"Was würdest Du tun, wenn Du EINE Sache an der aktuellen Winterthur-Taktik ändern könntest?"

Die Resonanz ist erstaunlich gut.

Als Lorenzo mir die Umfrage zeigt, bin ich echt erstaunt, wie viele User sich in den paar Tagen dazu geäußert haben. Ich wußte gar nicht, dass wir so dermaßen viele Fans haben, die regelmäßig im Forum unterwegs sind.
Fast genauso geschockt bin ich, als ich mir die Beiträge durchlese.
Da stecken etliche gute Ideen drin, wie wir feststellen.

Der User "Bayernfahne" findet zum Beispiel, dass die Achse Salaun - Semenov - Mortier doch geradezu nach "Sechs-Acht-Zehn" schreit. "Sein vorgeschlagenes 41221 wäre zumindest eine Überlegung wert, um das Zentrum dichtzubekommen", kommentiert Lorenzo.
"knufschu" würde zuallererst mal das Abspieltempo unserer Jungs ein wenig verringern und im Mittelfeld nicht nur auf "mit Speed nach vorn" setzen - vielleicht nicht die schlechteste Idee, wenn man sieht, wie nervös und dadurch unsicher einige aktuell sind.
"shortknife" erstellt gleich ein kleines Essay, in dem er - unter Verweis auf Beispiele aus anderen Ligen Europas - für die bei uns ja auch schon mal eingesetzte Raute Werbung macht. Inklusive der Umstellung auf zwei Stürmer, um unserer fast schon bestürzend harmlosen Offensive ein wenig Leben einzuhauchen.
Auch er ist ein Verfechter des "dicht gepackten Zentrums".
Und auch "Muffi", den unser Absturz sehr mitnimmt, wie man seinem Post deutlich entnehmen kann, sieht das Zentrum als entscheidende Spielzone, um die Misere zu beenden. Und Semenov als entscheiden Spieler, aus dessen Kreativität und Passicherheit "Kapital geschlagen werden MUSS!", wie er schreibt.
"t.oelpel" hat tatsächlich lobende Worte fürs Trainerteam übrig und betont, dass er sich über unseren Verbleib trotz lukrativer Angebote freut. (Woher weiß er denn von den Offerten?)
Sein Post läßt sich unter der Prämisse "weniger Risiko, hinten dicht und vorne hilft Semenov" zusammenfassen.

Auch andere User sprechen immer wieder unser teilwese doch erschreckend offenes Zentrum an - was Beltrame zu dem augenzwinkernden Kommentar "Wieviele Menschen müssen Dir das eigentlich noch sagen, bis Du es endlich begreifst?" veranlaßt.
Ich grummle nur. Innerlich hab ich längst eingesehen, dass er recht hat, aber sich einen Fehler einzugestehen - noch dazu einen, dem man mehr als ein halbes Jahr aufgesessen ist - ist manchmal echt schwer.

Wir nutzen die Länderspielpause (in der glücklicherweise der Großteil unserer Spieler nicht in ihre Nationalmannschaften berufen wird) also zum Einspielen einer neuen alten Taktik:





Dann schicken wir die Jungs aufs Feld, um unsere neue Spielweise zu testen.
Und zwar auf die zweitschwerstmögliche Art und Weise in dieser Liga.
Gegen Servette Genf.
Die sind immer noch Zweiter in der Liga und spielen genauso wieder FC Basel inzwischen in einer eigenen Liga - der Abstand zum Dritten Young Boys beträgt bereits dreizehn Punkte.

Wir spielen zwar zuhause, aber wenn wir ehrlich spind, ist das nebensächlich. Servette wird nicht nochmal den Fehler machen, uns zu unterschätzen - alles andere als eine krachende Niederlage wär mindestens ungewöhnlich.
Im Endeffekt gibts für uns dann auch nichts zu holen in diesem Spiel, wir verlieren glatt mit 0:3.
Was uns wenigstens ein bißchen Hoffnung verleiht, ist allerdings, dass wir durchaus gute Chancen herausspielen konnten - nur mit der Nutzung dieser Chancen haperts noch.





Aber gut. Entweder kriegt Mortier das langsam mal wieder auf die Reihe mit dem Toreschießen oder er kann sich in der neuen Saison hinter Gudmundsson anstellen.
Der schießt nämlich bei seiner Leihstation FC Chiasso ein Tor nach dem anderen und unsere Scouts sind voll des Lobes über ihn - und auch über unseren zweiten Leihspieler Christos Orban, der ebenfalls bei Chiasso spielt.
Zusammen sind die beiden entscheidend (mit-)verantwortlich, dass der Aufsteiger noch immer Chancen auf den Klassenerhalt hat, obwohl er nominell das mit Abstand schwächste Team der Challenge League ist...

Und ihr Stammverein - also der FC Winterthur - hat ebenfalls noch alle Chancen darauf, die Klasse zu halten. Nur sollten wir dafür endlich mal anfangen zu punkten.
Unsere Mitkonkurrenten haben zwar ebenfalls verloren, aber irgendwann spielen die auch wieder gegeneinander und dann ...
...ach besser gar nicht daran denken, sondern einfach selber punkten.
Zum Beispiel im zweiten Heimspiel nacheinander, diesmal gegen den FC Zürich.
Die sind noch in Reichweite der Europacupplätze, müssen aber auch aufpassen, nicht selbst noch ganz unten reinzurutschen, so ewig groß ist der Vorsprung da nämlich auch nicht.
Zwei Teams, die gewinnen wollen und daher auf Sieg spielen - das sind gute Voraussetzungen für ein gutes Fussballspiel.
Und das wird es auch.
Das Ergebnis ist zwar nicht das Gelbe vom Ei, aber wir holen immerhin einen Punkt und schießen auch wieder mal Tore.
Optimisten, die wir sind, sehen wir das als Schritt in die richtige Richtung.





Damit das aber auch wirklich ein Schritt wird, muß im dritten Heimspiel in Serie nun ein Sieg her. Gegen die Grasshoppers sind wir zwar nicht direkt Favorit, aber immerhin nach Ewigkeiten mal wieder bei den Buchmachern höher bewertet als der Konkurrent.
Die bekannten Experten trauen uns sogar ein Unentschieden zu, man höre und staune.
Bloß gut, dass die Spieler nicht auf irgendwelche Experten hören.
Semenov und Faure mit einem Doppelschlag vor der Pause, Mortier und Gärtner - mitten hinein in die beste Phase der Grasshoppers - mit einem Doppelschlag nach der Pause.
So kurz läßt sich beschreiben, was fast 8000 Zuschauer und die gesamte Trainer- und Auswechselbank der Gastgeber in pure Ekstase versetzt.
4:0 gegen die Grasshoppers. Erster Sieg seit Wochen - und sofort der Sprung auf den 8. Platz!
Es ist nichts gewonnen, überhaupt nichts.
Aber die psychologische Wirkung dieses Sieges könnte enorm sein.





In der Woche darauf haben wir am Mittwoch spielfrei, weil der Pokal ansteht.
Dabei verlieren die Young Boys in St. Gallen. Nicht ganz unwichtig, denn zum Abschluß unseres Heimspielquartetts gastieren eben jene Young Boys, die nunmehr vier der letzten 5 Spiele verloren haben, bei uns an der Schützenwiese.
Zielsetzung ist klar: ein Punkt, egal wie.
Aber noch etwas ist klar: wenn man so weit unten drinsteckt wie wir, hat man das Glück im allgemeinen nicht gerade gepachtet.
Und daher .... erste Chance Young Boys ... Kopfball .... 0:1. Vierte Minute.
Für den Rest des Spiels hätte sich Stefan Aegerter auch frei nehmen können. Es kommt NICHTS mehr auf sein Tor.
Wir sind hoch überlegen, schaffen es jedoch nicht, auch nur ein Tor zu erzielen.





Da Vaduz gewinnt, sind wir am Ende des 29. Spieltags damit leider wieder Vorletzter.
Aber - und das ist die gute Nachricht - die Grasshoppers haben auch verloren und wir gehen damit mit 3 Punkten Vorsprung in den nächsten Spieltag, der uns auswärts zum Tabellennachbarn nach Vaduz führen wird.

Bevor wir dorthin fahren, habe ich allerdings noch eine extrem schwere Entscheidung zu treffen, da einer der größten Namen des deutschen Fussballs aus unerfindlichen Gründen der Meinung ist, mir das Traineramt anzutragen.
Nach reiflicher Überlegung - etwa drei Sekunden - lehne ich unter Verweis auf die Situation in Winterthur ab.
Ich werde die Jungs jetzt nicht alleine lassen - egal wer anklopft!



(click to show/hide)



In Vaduz erwischen wir einen absoluten Sahnestart. Mortier bringt uns mit dem ersten Angriff in Führung, als er einen Steilpass von Semenov am Strafraumeck annimmt, sich um seinen Gegenspieler herumdreht und in derselben Bewegung flach ins lange Eck abschließt.
Auch nachdem wir bereits in der 12. Minute den Ausgleich fressen, als Aegerter ausnahmsweise mal einen Elfmeter nicht hält (Smith hatte im Strafraum zu forsch geschoben), bleiben wir dran.
In der 24. ist erneut Mortier zur Stelle, diesmal versenkt er eine Faureflanke aus drei Metern.
Diese Führung hält bis in die zweite Halbzweit, dann kommt Vaduz erneut zurück.
Am Ende steht ein etwas unbefriedigendes Ergebnis - das Unentschieden hilft uns nicht wirklich weiter - aber das Spiel ... auf dem Spiel können wir definitiv aufbauen.





Schade nur, dass wir die Chance nicht nutzen konnten, uns wieder an Vaduz vorbeizuschieben.
Immerhin haben wir einen Punkt auf die Grasshoppers gutgemacht, die zuhause gegen die Young Boys verloren haben.
Lausanne hat übrigens auch gewonnen und setzt sich so langsam ab.
Es scheint, als ob die Entscheidung über Klassenerhalt, Relegation und direkten Abstieg nur zwischen dem FC Vaduz, dem FC Winterthur und den Grasshoppers aus Zürich fallen wird...
... es sei denn, wir gewinnen unser nächstes Auswärtsspiel, das uns nach - Kuckuck! - Lausanne führt.

Sechs Spiele noch, Lausanne eingerechnet.














« Letzte Änderung: 27.Februar 2023, 21:26:55 von Achtelprofi »
Gespeichert
Ex-Achtelprofi


“Goodness is about what you do. Not who you pray to.” (Terry Pratchett)

Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers

Bayernfahne

  • Nationalspieler
  • *****
  • Offline Offline
Re: [FM 20 Journey] Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers
« Antwort #119 am: 27.Februar 2023, 23:10:38 »

Wow, ich weiß nicht, ob ich jemals bei einer Story so mitgefiebert habe wie hier... Das 4:0 war ganz, ganz wichtig, auch in Sachen Tordifferenz. Die von Vaduz ist zwar merklich besser, aber sollte es am Ende punktgleich mit den Grasshoppers durchs Ziel gehen, solltet ihr wohl vorne bleiben. Wer ist denn in der Challenge League gerade Zweiter, falls es die Relegation wird? Und Hand aufs Herz: wenn du zum jetzigen Zeitpunkt (ich weiß nicht, wo du ingame bist, aber falls die letzten Partien noch nicht gespielt sind) die Möglichkeit hättest, die Saison per Knopfdruck zu beenden und sicher in die Relegation zu gehen, würdest du es tun?

In jedem Fall: saustark, dass du nach wie vor Kapitän der Nussschale bleibst, am besten lässt du irgendwen von der Presse (mir würde da jemand einfallen) die Info veröffentlichen, dass du Gladbach abgesagt hast. Wenn das die Mannschaft nicht nach oben bugsiert, was dann?

Noch eine Frage zur Taktik: spielst du jetzt auch gegen die Schwergewichte der Liga mit der neuen Raute oder ist es da weiterhin die Defensivtaktik?
Gespeichert
...und der Teufel schickt uns einen Kuss, wir haben von alledem gewusst!
Seiten: 1 ... 4 5 [6] 7 8 ... 36   Nach oben