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Am Freitag geht die U-20-Weltmeisterschaft in den Vereinigten Arabischen Emiraten mit dem Finalspiel zwischen den Teams aus Brasilien und Spanien zu Ende. Die von Uli Stielike trainierte U-20-Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) schied bereits in der Vorrunde aus, war aber trotzdem an einem historischen Moment beteiligt.
In der Partie gegen die USA (3:1) waren die deutschen Junioren Augenzeuge, als in der 73. Minute auf Seiten der US-Boys der "neue Pele" den Rasen betrat. Denn der Steppke mit den magischen Füßen war bei seiner Einwechslung gerade einmal 14 Jahre alt!
Freddy Adu ist der Name des Knaben, der derzeit die Sport-Welt der USA in Aufregung versetzt. In dem Land, in dem Fußball Soccer genannt wird und oft nur die zweite bzw. dritte Geige spielt, sorgt Adu für Staunen. In der Late-Night-Show von David Letterman war er zu Gast, auch die US-Zeitschrift "Sports Illustrated" wurde schon auf ihn aufmerksam – Ritterschläge für einen Sportler im "Land der unbegrenzten Möglichkeiten".
Und der gebürtige Ghanaer stellte die Fußball-Welt der USA bereits auf den Kopf. Einen Vier-Jahres-Vertrag mit der Profiliga Major League Soccer (MLS) hat er in der Tasche, noch mehr "Kleingeld" bringt allerdings ein Millionen-schwerer Deal mit dem Sportartikelriesen Nike ein. Sollte Adu beim Saisonstart im kommenden April bei Washington D.C. United sein Debüt geben, wäre er in den USA der jüngste Profi in einer Mannschafts-Sportart seit 1887, als ein gewisser Fred Chapman mit 14 Jahren sein Debüt als Baseball-Profi gab.
Natürlich sind auch längst die Späher der europäischen Spitzenklubs auf "Soccer's Wunderkind" (Chicago Tribune) aufmerksam geworden. Angeblich stand Adus Manager Richard Motzkin mit Manchester United, Chelsea, Eindhoven, Juventus und Inter Mailand in Kontakt. Auch Bayern München, Borussia Dortmund und Bayer Leverkusen sollen ihre Fühler bei der U-17-WM in Finnland, wo Adu als zweitbester Torschütze seinen älteren Kollegen die Show stahl, ausgestreckt haben. Vergebens, die Richtlinien des Fußball-Weltverbandes (FIFA) verbieten die Verpflichtung nicht-volljähriger Spieler aus Übersee.
Das letzte Wort dürfte aber Mutter Emilia gehabt haben: "Im Entscheidungsprozess hatte Priorität, Freddy zu ermöglichen, zu Hause zu bleiben", sagt die resolute Dame, die vor sechs Jahren in der alljährlichen Lotterie eine der so genannten "Green Cards" gewann und in die USA übersiedelte.
Der Weg nach Europa ist für Adu aber bereits vorgezeichnet: "Es wäre toll, wenn ich mit dem US-Team bei der Weltmeisterschaft 2006 dabei sein könnte", benennt der Jüngling sein erstes großes Ziel. Gerade einmal 17 Jahre wird er dann sein. Genauso jung war 1958 Pele, als er Brasilien erstmals zum Titel führte.
Auf keinen Fall wird es bei den Titelspielen in Deutschland aber zu einem Duell der "Wunderkinder" kommen. Denn die europäische Antwort auf Freddy Adu heißt Nikon Jevtic. Selbst ManU-Trainer Sir Alex Ferguson verschlug es die Sprache, als er die Künste des gebürtigen Serben auf Video studierte. Im Herbst ließ Jevtic - inzwischen in der Jugendakademie von Austria Wien gelandet - im Trainingsspielchen des VfB Stuttgart die U-15-Auswahl der Schwaben alt aussehen und erzielte sechs Tore. Etliche Experten halten Jevtic für den größten Rohdiamanten auf dem Planeten und prophezeien ihm eine große Karriere – allerdings erst in einigen Jahren. Denn Jevtic ist gerade einmal zehn (!) Jahre alt.