Wobei ich das für die Sportler immer nicht so einfach finde. Fußballer sind vielleicht in einer Sonderstellung, weil die abseits der Großveranstalung einen hohen Stellenwert genießen. Aber bei Olympia finde ich das Thema groß.
Weltmeisterschaft (oder Olympia) sind der höchste Grad der persönlichen Erfüllung als Sportler. Wenn man dabei ist gehört man zur Elite der Elite. Wenn man körperlich fit bleibt hat man vielleicht 3, eventuell 4 Versuche aufs ganze Leben. Ich denke schon, dass einige Sportler darüber nachdenken, zu den verschiedenen Veranstaltungen nicht hinzufahren (Sowohl jetzt, als auch in China). Aber da stehen für mich nachvollziehbare konkurierende Ziele auf dem Plan. Von jungen Sportlern zu verlangen, dass sie aus politischen Gründen darauf verzichten ihre Chance auf die höchste Form der Selbstverwirklichung wahrzunehmen finde ich kein leichte Sache. Der Boykott des Verbands läuft auf das gleiche hinaus, der es dann quasi seinen Sportlern verbietet.
Ich sehe das Problem nur zu einem sehr geringen Teil bei den Sportlern und nationalen Verbänden. Die FIFA steht in der vollen Verantwortung den moralischen Ansprüchen und den Wertekatalog, den sie selbst propagiert, auch in ihrem Handeln zu entsprechen und zu vertreten. Dadurch würde sie verhinden, dass die Beteiligten überhaupt in diese Zwickmühle geraten... Australien, Japan, die USA und Süd Korea wären auf den ersten Blick tolle Nationen gewesen.
Darüber hinaus müsste für mich eine ganz einfache Regel gelten, abseits von jeglicher Moral: Wenn die Nation keine nachhaltige Verwendung für einen großen Teil der benötigte Infrastruktur hat, sollte das Land es nicht ausrichten. Damit wäre auch keine WM in Südafrika gewesen und Brasilien hätte vielleicht auf die Arena da Amazônia in Manaus verzichten müssen. Das sind alles ziemliche Schwachsinns-Projekte gewesen. In Quatar werden die Stadien in 10 Jahren auch nur noch verlassene Großbauten sein. Ein Land in dem es keine Fußballliga und damit Fußballkultur gibt, muss auch keine Fußball-WM ausführen.
Wenn man das geregelt hat, fallen schon einige Länder raus. Als nächstes kann man sich dann über etwaige politische Motive Gedanken machen.
Ich würde als Fußballer die Binde nicht anziehen. Was man bei einem Fehltritt erleben kann, sieht man gerade bei Brittney Griner in Russland.
Edit: Grundsätzlich fände ich es natürlich ein starkes Zeichen wenn einfach jeder Kapitän die Binde trägt und alle die gelbe Karte kassieren würden.
Aber das wird nicht passieren. Es ist auch nicht so, dass jedes Land ein so großes Ding daraus macht wie wir. Menschenrechtsverletungen in Quatar sind zum Beispiel auf dem Südamerikanischen Kontinent anscheinend überhaupt kein Thema. Die sind einfach nur heiß auf Fußball und alles andere wird von den Medien nicht bedient.