Playoffs
Zunächst die erste Verwirrung: die Playoffs finden fast einen ganzen Monat nach Ende der Liga statt. Ich organisiere also ein paar Freundschafstspiele um die Moral und die Fitness hochzuhalten. Zudem lasse ich eine etwas defensivere Taktik trainieren. Selbst als frisch geborener Systemtrainer muss ich je nach Spielsituation in den Playoffs einfach mal pragmatisch sein.
In der ersten Runde der Playoffs setzt sich Genua gegen Cosenza mit 2-0 durch. Ein kurzer Blick auf unsere Saisonleistungen und ich freu mich so richtig. Gegen Genua haben wir zwei mal verloren einmal 3-0 und einmal 3-1. Hoffentlich können wir dieses mal eine bessere Leistung zeigen. Da wir zudem das erste Spiel in Genua haben gehe ich direkt mit der defensiveren Taktik in das Spiel.
Und die Nummer funktioniert. Ich weise Cutrone zusätzlich an den gegnerischen Sechser zu decken. So möchte ich die nominelle Unterzahl im Mittelfeld etwas kaschieren. In der 14. greift das Umschaltspiel dann zum ersten mal so richtig gut. Nach Ballgewinn ein langer Ball auf Mancuso. Der kann ihn fest machen und spielt weiter in den Lauf vom etwas tiefer kommenden Cutrone. 1gg1 mit dem Keeper, Lupfer, Tor!
Zu Beginn der zweiten Hälfte lässt Cutrone einen Einwurf von der linken Seite zurück zu Cagnano tropfen. Der hat zwei Meter Platz und nutzt sie für eine wunderschöne Flanke aus dem Halbfeld. Faragò ist am langen Pfosten zur Stelle und nickt zum 2-0 ein.
Aber Spiele gegen Genua wären eben keine Spiele gegen Genua wenn nicht ein langer Ball für Probleme sorgen würde. Der gegnerische Keeper mit einem langen Abstoß. Scaglia muss eigentlich nur den hohen Ball entspannt wegverteidigen. Aber er versucht den Ball anzunehmen. Er verspringt ihm ein paar Zentimeter und das reicht aus, dass der heranstürmende Coda ihn sich schnappen kann. Alleine vor dem Tor lupft er ihn dann gelassen über unseren Keeper. Für den Stürmer Coda ist das übrigens das erste Saisontor. Natürlich.
Genua hat jetzt neuen Mut gefasst und dominiert immer mehr die Mitte des Spielfeldes. Ich stelle um auf 4-1-4-1 in der Hoffnung die gegnerischen Ballstafetten so besser unterbinden zu können. Und das bringt wieder etwas Ruhe rein. Über weite Teile des Spiels kam Genua hier überhaupt nicht zu Chancen. Ein Abwehrfehler nach einem langen Ball und die darauf folgende Druckphase später können wir uns sogar eher glücklich schätzen hier knapp gewonnen zu haben.
Für das Rückspiel zu Hause werde ich nach dem Ergebnis natürlich ebenfalls eher defensiv stehen. Zur Erinnerung: Wenn wir das Spiel 1-0 verlieren und das Duell so insgesamt Unentschieden ausgeht kommen wir auf Grund der Ligaposition trotzdem weiter. Ich ziehe einen Stürmer noch etwas zurück und spiele 4-4-1-1 um den gegnerischen Sechser noch besser unter Druck setzen zu können.
Und direkt in der zweiten Minute kann ich etwas aufatmen. Nach einem Einwurf kommt der Ball zu Cagnano an der Strafraumkante. Und er drischt das Ding einfach mit Gewalt ins lange Eck. 1-0 für Como in der zweiten Minute!
Zu Beginn der zweiten Hälfte wäre es beinahe noch einmal spannend geworden. Doch Yeboah steht knapp im Abseits als er den Anschlusstreffer erzielt. Stattdessen schlägt unsere Kombination aus dem Hinspiel wieder zu. Flanke Cagnagno Kopfball Farago und die Nummer ist durch. Generell kann man sagen bin ich mit der Art und Weise unseres Spiels zufrieden. Genua hat zwar immer mal wieder vielversprechend den Ball und sogar Abschlüsse, aber wir sind immer so nah und energisch dran dass sie daraus wenig machen können. Da stört mich auch der Ehrentreffer von Ekuban aus der 84. nicht mehr. Jetzt gilt es im Finale noch einmal Leistung zu bringen! In der Parallelpartie konnte sich Frosinone durchsetzen. In der Liga spielten wir 1-1 und gewannen einmal 3-1. Ich bin vorsichtig optimistisch
Zudem Macaluso mit seinem Tordebut in der letzten Minute. Damit ist er jetzt nicht nur jüngster Spieler und Assistgeber unserer Geschichte, sondern auch der jüngste Torschütze.
In der Woche vor dem Finalhinspiel setzt es erstmal ein Transferembargo wegen eines Übernahmeversuchs. Sollten wir aufsteigen können wir also erstmal die Mannschaft nicht verstärken. Na super.
Da das Hinspiel auswärts statt findet und uns nach wie vor ein Unentschieden reicht gehe ich auch hier zunächst defensiv an die Sache heran.
Beinahe hätte auch hier die Flanke an den langen Pfosten zu Faragò funktioniert. Der Mann stand aber knapp im Abseits. Trotzdem bin ich mit dem Beginn sehr zufrieden. Frosinone hat in den ersten dreißig Minuten null Abschlüsse. Kurz vor der Pause will ich wieder jubeln, doch auch Cutrone steht hier im Abseits. Und als wäre das nicht ärgerlich genug bewirbt sich Crisetig um ein Sondertraining am nächsten Tag und holt sich eine glatte rote Karte ab. Und es ist noch nichtmal eine sinnvolle Notbremse oder so. Nee im gesicherten Mittelfeld und völlig ohne ersichtlichen Grund springt er einfach mit zwei offen Sohlen voran in den Gegner. So ein Mist! Das Ziel ist es jetzt natürlich irgendwie das 0-0 über die Zeit zu bringen.
Aber direkt nach Wiederanpfiff spielen sich Caso und Lulic bockstark durchs Zentrum. Gegen eine geordnete defensive reichen zwei Doppelpässe und Caso steht alleine vor dem Tor. 1-0 für Frosinone. Fünf Minuten später meint Binks es sei eine gute Idee bei einem gegnerischen Freistoß zu halten. Gelbrot für unseren Innenverteidiger und Elfmeter für Frosinone. Spektakulär wie sehr wir hier gerade die Nerven verlieren. Rohden verwandelt. 2-0.
Unsere neue Formation heißt 4-3-1. Aber trotz drei zentraler Mittelfeldspieler kommt Errico noch einmal unbedrängt zu einem Distanzschuss. Und der sitzt. 3-0.
Und wie man es schaffen kann den Mann keine sechzig Sekunden später komplett alleine im Strafraum zu lassen ist mir auch völlig schleierhaft. Die eine gute Gelegenheit die wir noch bekommen lässt Cutrone dann auch noch alleine vor dem Keeper liegen und wir dürfen mit einem 4-0 wieder nach Hause fahren. Zudem nehmen wir zwei Rotsperren mit. Das kann man sich nicht ausdenken!
Frosinone sieht gegen uns hier überhaupt kein Land. Wir haben alle Zügel in der Hand und haben zwei mal Pech, dass wir bei unseren Toren knapp im Abseits stehen. Aber dann verliert Crisetig die Nerven und holt Frosinone ins Spiel. Wie wir danach auseinanderbrechen ist wirklich spektakulär. Das ist eigentlich nicht mehr aufzuholen.
Ich lasse die gesamte Zwischenzeit in jeder einzelnen Einheit die Chancenverwertung trainieren. Es ist super unwahrscheinlich, aber ein 4-0 würde ja reichen. Die Devise fürs Rückspiel muss heißen: volle Offensive und rein das Ding!
Insgesamt haben wir gleich drei wichtige Stammspieler die gesperrt sind. Binks, Crisetig und unser einziger brauchbarer Linksverteidiger Cagnano. Ein bisschen fehlt mir ehrlich gesagt der Glaube das irgendwie holen zu können.
Hilft aber ja alles nichts. Da wir mit Crisetig auch noch unseren einzigen wirklich guten Sechser verlieren stelle ich komplett um. Keine Ahnung ob die Nummer eine Chance hat, aber diese Taktik solls richten:
Tja und nach einer frühen sehr guten Gelegenheit für Cutrone nimmt Garritano uns die Hoffnung. In der achten Minute haut der einen direkten Freistoß aus eigentlich ungefährlicher Position in den Knick. Das wars dann wohl. Ich stelle nochmal auf sehr Offensiv um, denke aber ehrlich gesagt nicht mehr dass es noch groß Hoffnung verspricht.
Aber was ist das? Anstoß, langer Ball von Fabregas auf Mancuso und drin ist die Pille. Alles auf Anfang. Vier Tore für die erste Liga.
Die neu gewonnene Hoffnung hält drei Minuten. Baselli ist ungeschickt im Zweikampf, verursacht so einen Elfmeter und Mazzitelli verwandelt zur erneuten Führung. Bitter!
Aber zwei Minuten später geht wieder ein raunen durchs Comer Stadion. Eine Flanke segelt an den langen Pfosten. Vignali steigt am höchsten. 2-2. Was ist denn hier los? Es heißt wieder: vier Tore für die erste Liga!
Aber das war natürlich sowieso unwahrscheinlich. Mulattieri bringt Frosinone wieder in Führung und wer mit vier Toren unterschied gewinnen muss, der sollte halt keine drei fangen. Mancuso bekommt nochmal einen Treffer wegen Abseits aberkannt, wir treffen noch zweimal den Pfosten und Fabregas holt sich unnötig am Ende nochmal glatt rot. Zwar gewinnen wir hier knapp 4-3 und zeigen im Rückspiel auch, dass wir tendenziell in der Lage gewesen wären über zwei Spiele zu gewinnen, aber wir sind als Mannschaft einfach nicht reif genug für den Aufstieg!
Zweimal verlieren wir in der entscheidenden Situation der Saison komplett den Kopf. Im Topspiel gegen Brescia darf man einfach nicht in der Nachspielzeit Sekunden nach dem Ausgleich wieder einen Gegentreffer fressen und danach mehrere Spiele das Fußballspielen einstellen.
Und was im Hinspiel passiert ist ist ja auch nicht normal für eine erwachsene Mannschaft. Außerdem fehlt uns das Glück. Wenn wir die drei knappen Abseitstore bekommen, dann gehen wir mit 7-7 in die erste Liga. Jetzt heißt die Situation also wie folgt: kein Geld, Transferembargo und wichtige Schlüsselspieler die ausgeliehen waren verlassen den Verein, da ich ihnen wegen des Embargo natürlich keine Verlängerungen anbieten kann. Na das kann ja lustig werden.