Die Schere zwischen Bayern und dem Rest der Liga ist eine Tatsache und nicht wegzudiskutieren. Und ich finde da auch nicht (mehr) alles gut und gerechtfertigt. Dennoch sind solche Spiele wie das zwischen Dortmund und Bremen nicht alleine damit zu erklären, das ist meine Meinung. Ich ziehe da mal als Beispiel das Reus-Interview nach dem direkten Duell gegen Bayern heran, als er eine strittige Szene, bei der Bayern angeblich bevorzugt wurde, als Grund ausgemacht hat, wieso die Partie verloren wurde. Zusätzlich mit der Behauptung, dass das abgepfiffen worden wäre, wenn dieselbe Szene gegen Bayern passiert. Klar, direkt nach dem Spiel sind Emotionen drin und Marco Reus wird auch keinen Preis als der größte Denker gewinnen, aber diese Bereitschaft, die Schuld woanders als bei sich selbst zu suchen ist etwas, das in meinen Augen beim BVB immer wieder aufflammt und sich irgendwie durch den Charakter dieser Mannschaft zieht. Sicherlich, es gibt eine Vorgeschichte mit strittigen Schiedsrichterentscheidungen im direkten Duell Bayern-BVB, aber der BVB hat nicht jede Chance auf die Meisterschaft in den letzten 10 Jahren im direkten Duell verloren. Zumal es da auch genügend Kantersiege gab, bei denen die Rolle des Schiedsrichters sicher nicht spielentscheidend war. Im Gegenzug sah ich als Fan oft Spiele, in denen ich das Gefühl hatte, benachteiligt worden zu sein und egal, welchen Spieler oder Trainer auf Bayernseite man fragt, es kommt immer: "Da müssen wir uns an die eigene Nase packen." Hier sehe ich einen unsagbar wichtigen Unterschied in der Art und Weise, wie man mit dem eigenen Misserfolg umgeht. Ein Thomas Müller sagt, dass es für ihn jeden Tag darum geht, sich mit den besten zu messen und alles aus sich rauszuholen. Das Silber, das es am Ende dafür zu gewinnen gibt, ist gar nicht so sehr der Hauptantrieb. Und ich denke, wenn ein Mensch diese Einstellung an den Tag legt, wechselt der auch eher nach München als nach Dortmund. (Wobei ich natürlich nicht sagen möchte, dass die finanziellen Möglichkeiten hierfür keine Rolle spielen würden.) Den Fall Mats Hummels und Niklas Süle beschrieb ich hier vor einiger Zeit, da kann man das denke ich auch ganz gut sehen. Keine Ahnung, ob man daran etwas durch besseres Scouting oder durch eine andere Herangehensweise bei der Spielerverpflichtung ändern kann, aber gefühlt muss sich der Verein hinterfragen, was er ausstrahlen möchte. Hummels spielt da aktuell, weil er unter anderem die Stimmung im Dortmunder Stadion besser findet als in der Allianz Arena. Ist seine Meinung, völlig legitim. Aber mit solchen Spielern gewinnst du halt nicht dasselbe wie mit denen, die selbst beim lockeren Tischtennisspiel nach der Trainingseinheit noch verbissen genug sind, keinen Ball herzuschenken, egal ob zehntausende auf den Rängen Alarm machen oder nur der Sohn vom Masseur zuschaut.
Mir ist bewusst, dass das von selektiver Wahrnehmung und Confirmation Bias beeinflusste Ferndiagnosen sind. Dazu ist der letzte Satz bewusst überzeichnend. Und liebe Dortmundfans, korrigiert mich, wenn mein Eindruck völlig daneben liegt, aber das ist, was ich seit Jahren mit meiner Bayernfanbrille beobachte.