Ich sehe das im Grunde wie Leland. Man kann die Spazierer nicht über einen Kamm scheren. Ich finde aber auch, dass das Rejs nicht wirklich gemacht hat. Natürlich ist nicht jede Person bei den Querdenkern radikal und gewaltbereit. Dafür ist die Querdenker-Bewegung nicht homogen genug und die Teilnehmer kommen aus vielen Bereichen der Gesellschaft.
Aber es ist auch nicht von der Hand zu weißen, dass im Rahmen dieser Bewegung eine Radikalisierung von Menschen stattfand. Wir haben Online-Gruppen die Todeslisten führen, mit Klarnamen zu Morden aufrufen und jubeln, wenn Tankstellenpersonal umgebracht wird oder eine Ärztin Selbstmord begeht. Die politischen Entscheider und ihre Familien in diesem Bereich haben mittlerweile fast quer durch die Bank Polizeischutz. Die Übegriffe auf Vertreter der Medien auf diesen Demonstrationen sind statistisch signifikant höher als auf Demonstrationen anderer Gruppen. Der Gründer der Querdenker-Bewegung trifft sich mit einem bekannten Reichsbürger zu Zwecken der Netzwerkbildung. Je nach Bundesland ist ein gewisser Anteil der Querdenker der rechtsradikalen Szene zuzordnen (Bis zu 10% in NRW).
Das Teile der Querdenker-Organisation (BaWü) vom Verfassungsschutz überwacht wird passiert nicht ohne Grund.
Es ist nicht jede Person auf einer Querdenker-Demo radikal und gewaltbereit. Es ist auch nicht jeder AFD-Politker ein Nazi. Aber man kann ihnen vorwerfen, dass sie auch nichts dagegen tun. Als vor einiger Zeit die Organisatoren einiger Querdenker-Demos gefragt wurde, ob auch Rechtsradikale eingeladen werden wurde geantwortet, dass alle wilkomen sind. Wie kann man sich als Organisator einer, von der Verfassung geschützten politischen Aktion, die auf legitime Bedenken hinweisen möchte, sich nicht von rechtsradikalen Teilnehmern abgrenzen?
Wenn ich auf einer Demo spazieren gehe und neben mir eine Gruppe offen erkennbare Nazis (Symbole, Hitlergruß) herumsteht muss man für sich selbst überlegen, ob man dort stehen will. Wenn der Sprecher auf der Bühne vergleiche zu Konzentrationslagern, dem dritten Reich und Diktaturen macht, kann man den Organisator der diesen Sprecher eingeladen hat durchaus mal hinterfragen. Wenn ich Teil einer Onlinegruppe bin und dort der Mord oder die Entführung von Personen vorgeschlagen wird und alle dieser tollen Idee zustimmen oder zumindest niemand dagegen spricht, sollte mir das zu denken geben. Wenn in der gleichen Gruppe Straftaten gefeiert werden ebenso. Das ist genauso, wie wenn ich in einer Partei bin in der die Führungsriege offen rechts ist.
Ich persönlich kann mit der AFD leben. Es gibt kein Gesetz, dass eine Partei rechts von der CDU/CSU verbietet und die deutsche Parteinlandschaft kommt damit locker klar. Ich kann auch mit den Querdenkern leben. Die haben das Recht Bedenken zu haben und natürlich auch das Recht zu demonstrieren.
Aber das beide Organisationen von der Gesellschaft dort hin gestellt werden wo sie hingestellt werden haben sie sich selbst zu verantworten. Meuten hat es nicht geschafft die Partei zu säubern, den rechten Flügel nachhaltig loszuwerden und die AFD "salonfähig" zu machen. Bei den Querdenkern gibt es gar nicht den Versuch das zu unternehmen. Und damit macht sich eben jedes Mitglied und jeder Unterstützer ein bisschen mitschuldig, dass es so ist wie es ist. So viel Kamm scheren muss erlaubt sein. Auch wenn am Ende nicht jeder einzelne persönlich einen Morddrohung geschrieben hat.
Das der Nazi die gleiche Meinung hat wie der Bürger aus der Mitte ist natürlich ein doofes Dilemma für den Bürger aus der Mitte. Es darf nicht das Gefühl aufkommen, das Meinungen die zufällig von Nazis vertreten werden generell nicht vertreten werden dürfen. So ein Nazi hat nunmal auch mehr als 2 Gedanken und kann sogar eine gute Idee haben. (Das Dillema gibt es auch in der Kommunalpoltik, in der Politiker der AFD durchaus sinvolle Vorschläge in die Räte einbringen und die anderen Partein damit umgehen müssen.) Grundsätzlich muss der Bürger aus der Mitte halt zusehen, dass er irgendwie in der Mitte bleibt. Je näher er sich radikalen Umfeldern nähert, desto stärker könnte der Eindruck entstehen, dass er das nicht mehr ist.
Und das alles funktioniert komplett ohne die Frage, ob die jetzt wissenschaftlich fundierte Meinungen vertreten oder nicht. Das ist ein ganz anderes Thema.
Und ja. Ich sehe das bei Links genauso. Ich finde es auch nicht gut, wenn sich Politiker mit der gewaltbereiten autonomen Antifa solidarisieren oder gefeiert wird, dass der schwarze Block in Berlin Gehwegplatten auf Polizisten schmeist und Bonzenautos anzündet.