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Autor Thema: Vom Tellerwäscher zum ...  (Gelesen 1767 mal)

wrdlbrmft

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Vom Tellerwäscher zum ...
« am: 17.August 2021, 22:37:19 »

6. Mai 2014


Wrdl Brmft und sein Kumpel Mika sitzen bei einem Bierchen an der Bar des Conrad Sohm in Dornbirn (Vorarlberg/Österreich) und unterhalten sich.


Wrdl: "... und dann rannte sie hinter mir her, hat noch zwei Teller und meine Schürze nach mir geworfen und geschrien, dass ich ein blöder Sack wäre und mich nie wieder im Hirsch sehen lassen soll."

Mike: "Boah, was für eine Xanthippe! Sei froh, dass du in dem Laden keine Teller mehr abwaschen musst. Habe ich dir ja immer wieder gesagt, dass die Chefin vom Hirsch nicht mehr alle Tassen im Schrank hat ... tja und nun? Hast du schon einen neuen Job in Aussicht?"

"Nein!"

"Ja aber du hast doch laufende Kosten! Und wolltest du nicht demnächst mit Amelie in den Urlaub fahren? So wie ich dich kenne, hast du bestimmt keine Rücklagen für schlechte Zeiten."


"Seufz ... Nein. Und ich bin wieder bei meinen Eltern eingezogen. Aber sie haben mir 1.000€ geliehen, so dass ich mit Amelie in den Urlaub fahren kann."

"Du wohnst echt wieder in deinem Kinderzimmer? Krass!"

"Ja, das ist tatsächlich ziemlich krass. Aber es hat auch etwas Gutes: Dort habe ich endlich die notwendige Ruhe, um mir genau zu überlegen, wie es denn mit mir weitergehen soll. Auf eine Tätigkeit in Küchen und hinter den Tresen, darauf habe ich keine Lust mehr. Ich bin auf der Suche nach etwas, was mich erfüllt, was mir Spass macht, was mich täglich fordert, was eine sinnvolle Tätigkeit ist, was meinem inneren Ich entspricht und zu mir passt!"

"Und, bist du fündig geworden?"

"Ja ... ich werde Fussballtrainer!"


Mike prustete in sein gerade an die Lippen geführtes Bierglas und der Schaum verteilte sich auf der Bar. Der Zapfer schaute mürrisch herüber.

"Trainer?" Mika verschluckte sich und hustete heftig. "Hust hust ... Aber du hast doch gar nichts mit Fussball am Hut!? Und dann Trainer? Really? Hast du überhaupt, mal irgendeine Mannschaft trainiert?"

"Nein, habe ich nicht. Aber ich interessiere mich schon seit Jahren für die taktische Seite des Fussballs und bin regelmässig auf Spielverlagerung.de und ähnlichen Seiten. Das finde ich alles superspannend. Zudem lese ich gerne über Trainingsmethoden oder über berühmte Trainer und ihre Arbeit. Einfach weil ich dieses Thema auch sehr interessant finde. Mit euch Höhlenmenschen rede ich eben nicht über Fussball, da seid ihr mir zu dumpf dafür."

"Danke!"


"Ist doch wahr ... wenn ich z.B. sagen würde, dass die mehr gegen den Ball spielen müssen, blökt der Iro-Peter bestimmt so etwas wie 'Fresse Wrdl, sonst spiel ich mal kurz gegen deine Nase'"

"Okay, da hast du nicht unrecht. Mhm ... Das ist nun also dein Ziel ... Fussballtrainer. Aber wie willst du das denn erreichen? Da braucht man einen Trainerschein dafür und du hast keinen Trainerschein oder irgendeine Fort- bzw Ausbildung in dieser Richtung, wenn ich mich nicht irre. Rufst du dann bei einem Verein an und sagst, dass du gerne liest und Managerspiele am Computer spielst und glaubst, dass du den Verein deshalb in ungeahnte Höhen trainieren wirst?"


"So in etwa."

"Das ist doch total naiv!"

"Nein! Pass auf! Die Euphorie und die Sachkenntnis und der Willen und die Überzeugung, die in meinen Bewerbungsbriefen spürbar sind, wird die Verantwortlichen anspringen und von mir überzeugen!"

"Du hast bereits Bewerbungen versandt?"

"40 Stück!"

"40 Stück? Wahnsinn! Ja, an wen denn?"

"Vereine im In- und Ausland. Z.B. Bregenz, Lustenau, St. Gallen, Chur, Ravensburg, Salzburg usw ..."


Mike starrte mich an. Dann haute er mir plötzlich auf die Schultern und sagte etwas zu laut:

"Du verrückter Sauhund! Du traust dich was! Wahnsinn ... Wrdl, wenn das klappt, dann ... dann ... dann erlasse ich dir deine Schulden bei mir!"

"Danke, zu grosszügig!"

"Gerne doch! Und was sagt eigentlich die Amelie dazu?"

"Ähm ... tja ... der erzähle ich es morgen ..."


"Au au au au ..."







« Letzte Änderung: 11.März 2023, 00:27:09 von wrdlbrmft »
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wrdlbrmft

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Re: Vom Tellerwäscher zum ...
« Antwort #1 am: 23.August 2021, 17:11:18 »

31. Mai 2014


Das Gespräch mit Amelie verlief leider nicht wie erhofft. Wenn ich sagen würde, dass sie ziemlich sauer wegen meinen Zukunftsplänen war, wäre dies sehr stark untertrieben. Es fielen Worte wie "Träumer", "Naivling", "Vollidiot" und "Egoist". Sie "braucht jetzt erst mal Zeit", um das alles zu verdauen und um "ihre Gefühle für mich einzuordnen". Seitdem habe ich nichts mehr von ihr gehört.

Auch nichts gehört habe ich von den Vereinen, die ich angeschrieben hatte. Na ja, nicht ganz: Der FC St. Gallen hat immerhin geantwortet. Sie bedankten sich für die Bewerbung und fanden es sehr eindrucksvoll, mit welchem Enthuisiasmus ich an die Suche herangehe. Aktuell sind sie aber mit ihrem Übungsleiter zufrieden und sie wünschen mir viel Erfolg für meinen weiteren Lebensweg.

Job weg, Freundin weg, Zukunft weg ... ich bin am Boden. Da klingelt das Handy! Es ist Mike ...


"Na mein Grosser, wie läuft's?"

"Gar nicht so schlecht: Ich bin pleite, keiner der angeschriebenen Vereine hat Interesse und meine Freundin möchte nicht mit einem Versager zusammen sein."

"Ach, das mit Amelie wird schon wieder. Sie hat sich vor kurzem bei mir nach dir erkundigt!"

"Echt? Okay, wenigstens ein kleiner Hoffnungschimmer ..."

"Und wegen des Trainerjobs, habe ich da vielleicht was für dich!"


Ich war schlagartig hellwach.

"Du? Cool ... äh ... super ... wie denn, was denn, wieso denn?

"Ich war vorgestern bei Doris zum Grillen eingeladen und habe dort einen coolen Typen kennengelernt. Der hat ein Hotel hier in der Nähe und ist ... tatatataaaa ... Präsident eines echten Fussballvereins!"

"Von welchem Verein ist er denn der Präsident?"

"Keine Ahnung ... habe ein bisschen zu viel getrunken und es gleich wieder vergessen. Aber sie suchen einen Trainer für die neue Saison und da habe ich gleich an dich gedacht und von dir erzählt. Er schien sehr interessiert zu sein und hat mir gleich seine Telefonnummer gegeben. Du sollst ihn heute zwischen 14:00 und 16:00 Uhr anrufen! Geil, oder?"

"Ja, schon ... aber wenn das nun irgendein Dorfklub aus dem Montafon oder dem Bregenzerwald ist?"

"Na und? Mensch Wrdl, sei endlich mal realistisch! Du hast keine Erfahrung, keine Ausbildung, keine Fussballerkarriere! Glaubst du immer noch, dass die Vereine bei dir Schlange stehen, nur weil du nett bist, Enthuisiasmus zeigst und beim FM den FC Lustenau in die zweite Liga geführt hast? Wach auf!"

"Aber ..."

"Nix aber! Hier hast du die grosse Chance, einen Fuss in die Tür zu bekommen und deine Trainerkarriere zu beginnen! Reiss dich endlich zusammen, rufe den Alexander an und überzeuge ihn! Alles andere wird sich dann wie von selbst ergeben."

"Danke Mike ... bist ein wahrer Freund ... und du hast ja Recht. Gib mir die Nummer und werde ihn nachher anrufen."

"Brav, Wrdl ... das hört sich gut an! Und lass hören, wie das Gespräch lief. Ciao!"

"Ciao"



Ich tippte die Nummer ein, die mir Mike gegeben hat ...






« Letzte Änderung: 09.Mai 2022, 12:10:45 von wrdlbrmft »
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Re: Vom Tellerwäscher zum ...
« Antwort #2 am: 06.September 2021, 09:07:07 »

... und hatte Alexander Eisl am Apparat, seines Zeichens Hotelbesitzer und Präsident des:

Es war ein sehr gutes Telefonat. Alexander war ein angenehmer und sehr sympathischer Gesprächspartner und er bestätigte mir auch gleich, dass der FC Mellau tatsächlich händeringend einen Trainer für die neue Saison sucht. Der vorherige Übungsleiter steht berufsbedingt nur noch als Assistenztrainer zur Verfügung und wenn er niemanden für den Trainerposten findet, müsste er die Mannschaft trainieren, wofür er eigentlich keine Zeit hat. Deshalb ist er sehr froh, dass ich mich gemeldet habe ... und wenn ich nur halb so gut als Trainer sei, wie mich mein angetrunkener Freund auf dem Grillfest beschrieben hat, würde er sich über eine Zusammenarbeit sehr freuen. Wir vereinbarten, dass ich in der kommenden Woche, wenn die Vorbereitung startet, das Training übernehmen soll und er sich dann danach mit der Mannschaft und mir unterhält, ob eine weitere Zusammenarbeit Sinn macht. Ein guter Vorschlag, den ich sofort annehme und mich bei Alexander auch gleich für die Chance bedanke.

Nach dem Telefonat ... Mellau ... bekannter Skifahrort im Bregenzerwald und eine halbe Stunde von Dornbirn, meinem Wohnort, entfernt. Knapp 1300 Einwohner und ein Fussballverein ... vielleicht bald "mein" Fussballverein. Ich schaue mir die Homepage des FC Mellau an. Das "Tannastadion": zwei Rasenplätze, Vereinsheim und eine spektakuläre Kulisse rundherum:


                                                                           
(c) FC Mellau


Die Mannschaft spielt aktuell in der 5. Landesklasse Unterland ... das bedeutet 10. Liga! So tief wollte ich sicher nicht einsteigen, aber ich habe wohl tatsächlich keine andere Wahl. Ich meldete mich kurz bei Mike und machte mich dann an die Arbeit. Mit einem guten Trainingsplan würde ich Mannschaft und Präsident sicher überzeugen können!





Aktuelle Finanzsituation:

Gehalt :     100 € (Taschengeld)
Ausgaben :     100 €
Vermögen :     0 €
Schulden :     10 € (An Amelie für Kinokarten)
Wohnungssituation :     Kinderzimmer im Elternhaus
Fahrzeug :     Klapprad und Linienbus
Grösste Anschaffung :     "Buch "1001 Übungen für das Fussballtraining" für 12.90 €
Für Amelie ausgegeben :     9.90 € (Sixpack und Chips von der Tanke)




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