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Der Tag der Mitgliederversammlung ist der dunkelste Tag des Jahres. Ich betrachte es nicht als schlechtes Omen und lasse mich auf meinem Weg zur Mehrzweckhalle; in der die Mitgliederversammlung der Fanvereinigung stattfinden soll, auch nicht von dem gewohnt ungemütlichem Wetter aus der Ruhe bringen. Ich bin zwar angespannt, kann mich durch die Anspannung aber gut konzentrieren. Ich entscheide mich für ein Cab und lasse mich durch die Straßen Glasgows chauffieren. Mit O‘Shea und Blomqvist bin ich vor der Halle verabredet und kurze Zeit später nehmen wir auf den für uns reservierten Plätzen in der ersten Reihe Platz.
An der Leinwand befinden sich digital die Tagesordnungspunkte. Feststellung der Beschlussfähigkeit, Bericht des Kassenprüfers usw. Barstone hat mich darauf vorbereitet, dass es erst kurz vor Ende spannend wird, wenn Anträge eingebracht werden können.
Ich erkläre Blomqvist noch einmal, dass es sich um die Mitgliederversammlung des Fanzusammenschlusses handelt, der durch die Spende von Collin Weir über 20% der Anteile an Partick verfügt. Barstone konnte Aufsichtsratsvorsitzender bei Partick werden, da er als Vorsitzender des Fanzusammenschlusses aufgrund dessen Anteile am Club, in den Aufsichtsrat entsendet wurde.
„Wenn heute für einen Verkauf der Anteile gestimmt wird, dann wird Barstone sowohl als Aufsichtsratsvorsitzender, als auch als Vorstand des Fanzusammenschlusses zurücktreten, bzw. sich nicht zur Wiederwahl stellen.“, erkläre ich.
„Ein Spiel mit dem Feuer“, sagt Blomqvist und ich nicke.
Eine Stunde, zwei Kaffee und zwei Pies, die ich mir in der Zeit genehmigt habe, später, wird nach allgemeinen Anträgen gefragt. Die Spannung steigt. Ich habe mittlerweile Clark im Publikum ausgemacht, aber er ist natürlich nicht derjenige, der den Antrag auf Verkauf der Anteile stellt, zumal ich nicht davon ausgehe, dass Clarke Mitglied des Fanzusammenschlusses und somit berechtigt ist, selber einen Antrag zu stellen.
Wie von Barstone, der auf der kleinen Tribüne mit den weiteren Vorstandsmitgliedern neben der Leinwand sitzt, bereits angekündigt, wird jemand der von ihm instruiert wurde den Antrag stellen. Ein Raunen geht nach dieser Wortmeldung durch die Halle, aber die wenigsten scheinen vom Antrag überrascht zu sein.
Der Schriftführer, der neben Barstone auf der Bühne sitzt wiederholt den Wortlaut des Antrages. Er sieht die Absicht vor, die Anteile für das Dreifache des Kaufpreises anzubieten und führt einen verpflichtenden Verkauf bei Erfüllung der Preisvorgabe an.
„Gibt es hierzu Wortmeldungen?“ fragt der Schriftführer und einige Mitglieder erheben sich. Auch Clarke ist aufgestanden.
In einer ersten Wortmeldung erklärt ein Mann, dass es, um ein klares Bild davon zu haben was mit den Anteilen passieren würde, überhaupt erstmal eines Angebots bedürfe. Eines Angebotes mit einer klaren Zielsetzung zur Zukunft Particks.
Im Anschluss meldet sich jemand der wütend erklärt, dass man doch genau wüsste von wem das Angebot kommen würde und das BAF mitsamt den Rangers doch gefälligst zur Hölle fahren sollte. Hörbarer Applaus klingt durch die Halle.
Eine dritte Wortmeldung führt an, dass die kolportierten Spieler von denen er in der Zeitung gelesen hätte Partick sehr gut zu Gesicht stehen würden.
Nun hat Clarke das Wort. Er erklärt in ruhigem Ton, dass es natürlich kein Geheimnis sei, das BAF an einer Übernahme der Anteile interessiert sei und dass er als deren Vertreter gerne die Möglichkeit hätte, die Pläne bei einer Übernahme der Anteile zu erläutern. Er könne aber auch verstehen, wenn ihm das als Nichtmitglied nicht gestattet werden würde.
Barstone möchte zum Mikrofon greifen, aber der zweite Vorsitzende, der die Versammlung moderiert ist schneller.
„Unsere Satzung schließt Wortbeiträge von Nichtmitgliedern nicht aus“. Clarke bittet darum eine fünfminütige Präsentation halten zu können und zieht einen USB Stick aus der Tasche. Auch dieses Anliegen gewährt der 2. Vorsitzende. Ein lautes Raunen und Getuschel gemischt mit einigen Pfiffen wabert durch die Halle, als Clarke sich auf den Weg nach vorne macht. Barstone sitzt blass und zusammengesunken in seinem Stuhl.
„Warum bietet Barstone Clarke denn so eine Bühne?“ fragt O‘Shea, der neben mir sitzt, flüsternd.
„Ich glaube hier läuft gerade einiges aus dem Ruder“, antworte ich und versuche Barstones Blick zu treffen.
„Das kann nicht die Absicht gewesen sein, das ist ja Selbstmord“, sage ich leise zu O‘Shea und Blomqvist, während Clarke auf der Bühne mit der Präsentation beginnt.