@ ScouT, danke dir! Bzgl. der Updategeschwindigkeit gebe ich dir Recht, wollte eigentlich auch schon viel weiter sein. Wiebke hat es aber auch gut gesagt, es ist echt hartes Brot und ich brauche Muße, um vorallem die Hintergrund-Story weiterzubringen. Feedback hilft dabei natürlich total. Daher auch dank an FluchtLicht1900 und Bayernfahne (Besonders für den Hinweis mit links und rechts! Immerhin bin ich mit dem Vertauschen der Flügel aber die ganze Story lang so konsequent, dass es echt nicht auffällt
)
Ich sitze beengt im Sitz einer kleinen Propelermaschine die mich über die irische See bis nach Dublin tragen soll. Man muss definitiv beim nächsten Mal auf einen Platz in einem größeren Flugzeug achten, denke ich, während die nächste Sturmböe den Papierflieger, wie ich das mit etwa 20 Personen besetzte Fluggerät mittlerweile in Gedanken nenne, durchschüttelt.
Das ständige Gewackel und die damit einhergehende leichte Nervosität hat mir sogar das Kaffeetrinken verleidet. Auch die Stewardess, die in mir, nach 2 Runden Filterkaffee schwarz innerhalb der ersten 20 Minuten, sicher einen erfreulich trinkfreudigen Kunden erkannt hat, bemüht sich nicht mehr den Servierwagen unfallfrei durch das gebeutelte Flugzeug zu manövrieren.
Ich gedenke, zwei Wochen der langen Winterpause in der Heimat zu verbringen, um mein kleines Häuschen an der Westküste etwas auf Vordermann zu bringen und dem Regen zu entfliehen, wie ich halb im Scherz zu Blomqvist und O’Shea gesagt habe. Wohlwissend, dass sich die Zahl der Regentage zwischen Glasgow und der irischen Westküste nun nicht wirklich unterscheidet.
Was ich brauche, ist etwas Abstand und da sehe ich in meinem alten Zufluchtsort nun in der Tat die beste Adresse. Es scheint mir ein letztes großes Luftholen zu sein, bevor die Geschichte in Glasgow endgültig seinen Lauf nehmen wird und der Vorhang fällt.
Wie bin ich da nur wieder reingeraten? Während jeder meiner Stationen sind es die Nebenschauplätze rund um die von mir betreuten Vereine, die meinen Weg bestimmen, ihn fast vorzeichnen.
Zweimal bin ich bereits geflohen. In Turku ziehe ich die Konsequenzen, als der Präsident Seiranen die Garanten meines unbestreitbar großen sportlichen Erfolges zu Gunsten seiner Stadionpläne zu Geld macht. In Västeras ist es sogar nur ein kleiner Lokaljournalist, dessen Intrigen dazu führen, dass ich meine Klamotten packe und verschwinde.
Und dieses Mal? Noch nie war ein Nebenschauplatz in meiner sportlichen Station so groß, so undurchsichtig und hatte so viel Tragweite. Ich überlege, warum ich dieses Mal nicht aufgebe. Ist es die Unterstützung von Blomqvist, O’Shea und Cullen? Ist es der riesige sportliche Erfolg, der uns auf einem unfassbaren 3. Platz überwintern lässt?
Ich denke an einen alten Agatha Christie Roman. The Murder of Roger Ackroyd. Der ich-Erzähler des Buches der zugleich als Assistent von Detektiv Hercules Poirot auftritt, wird am Ende der Geschichte von ebendiesem als Mörder entlarvt. Vielleicht ist es das, denke ich. Vielleicht renne ich diese Mal nicht weg, weil ich tiefer in der Geschichte stecke als jemals zuvor. Weil ich meine eigenen Erkenntnisse habe, weil ich vielleicht sogar mehr weiß als alle glauben. Weil Barstone, Clarke und alle anderen denken, dass mein Fokus alleine dem Sportlichen gilt und weil dieses Mal vielleicht ich derjenige bin der andere dazu bringt ihre Koffer zu packen. Dieses Mal erzähle ich die Gesichte und fühle mich, als hätte ich die Fäden in der Hand.
Blomqvist wird nicht im Ansatz erwartet haben welche Dämonen uns auf dieser Station begegnen werden, aber Partick und seine Geschichten haben mich dazu gebracht zu kämpfen. Und dieses Mal werde ich nicht aufgeben.
In der Reihe vor mir beginnt ein Mann leise zu beten. Die Stewardess geht eilig durch den Mittelgang und bedeutet mir mit einem strengen Blick in Richtung der Lichtsignale über meinem Platz, dass ich mich nun wohl doch mal anschnallen sollte. Ich trinke den letzten Schluck kalten Kaffee aus dem Pappbecher und greife zum Gurt.