Ich beginne den Tag an dem wir zum ersten Mal als Erstligist auf die Rangers, und somit auf meine Nemesis Stevan Gerrard treffen, mit zwei großen Bechern schwarzen Kaffee. Bekanntlich soll man ja den Tag mit warmer Flüssigkeit beginnen, um den Magen zu schonen und den Kreislauf in Schwung zu bringen, dass ein halbes Pfund Kaffeepulver das warme Wasser vorher tiefschwarz färbt, sollte da eigentlich kein Problem sein.
Mit einer Mischung aus Anspannung und Vorfreude betrete ich den Mannschaftsbus der uns die wenigen Kilometer durch Glasgow zum Lokalrivalen kutschieren wird.
50000 Rangers Fans erwarten uns mit Vorfreude. Für mich zählt heute aber nur Gerrard. Es macht keinen Sinn, die Mannschaft über meine persönliche Rivalität zu informieren. Wer bei so einem Spiel nicht brennt, sollte sich eh einen anderen Beruf suchen, da braucht es keine alten Geschichten vom Trainer. Blomqvist und O’Shea wissen ja aber bescheid und behandeln mich heute äußerst sensibel, was mich allerdings eher nervt, als das es mich beruhigt.
Als wir den Platz betreten sind alle Kameras fast ausschließlich auf Gerrard gerichtet. Die Maße an Fotographen und einiger Fernsehleute bewegt sich fast wie ein lebender parasitärer Organismus der seinem Wirt folgt. Gerrard bewegt sich aus seiner Coachingzone, von der aus er vor einer Sekunde selbstzufrieden in die Kameras blickt, auf mich zu. Der Organismus aus Fotografen folgt ihm.
„Einmal lächeln für die Kamera, Kennedy“, sagt Gerrard und streckt seine Hand aus. Überrumpelt schüttle ich die ausgestreckte Hand und blicke verkniffen in die Kameras.
„Viel Spaß in den nächsten 90 Minuten“, sagt Gerrard noch und lächelt ironisch.
„Werde ich haben“, sage ich grimmig, nachdem ich mich nun etwas gefangen habe.
Ich habe mich lange gefragt, ob sich Gerrard noch an mich erinnert. An das Spiel im Regen, an sein Foul, an mich auf der Trage. Die Szene wiederholt sich vor meinem inneren Auge. Ich glaube mittlerweile ist es mir egal ob er sich erinnert. Die Wut und Rachegelüste aber, die sind geblieben.
Ein Pfiff reißt mich aus meinen Gedanken. Als hätte mir jemand Stöpsel aus dem Ohr gezogen, höre ich jetzt den ohrenbetäubenden Lärm der Rangers Fans. Es geht los...