2032/33Irgendwie zieht es mich schon wieder weg. Serienmeister in Belgien? Wenig motivierend. Mit Club Brugge die Champions League gewinnen? Gegen die Schwergewichte aus England, Frankreich, Italien und Spanien? Eher unwahrscheinlich, sinnierte ich und bewarb mich lose auf ein paar offene Stellen. Und durfte feststellen, dass mein bisheriges Wirken auch auf höchster europäischer Ebene nicht unbemerkt geblieben war. Unerwartet kommt ein Anruf aus Norditalien. Wieder ein traditionsreicher Verein mit einer sehr langen Erfolgsgeschichte. Etwas ungläubig und mit weichen Knien treffe ich mich ein paar Tage später mit den Vereinsverantwortlichen. Es wird ein gutes Gespräch, ich lese aber nicht zu viel heraus.
Dann die Überraschung, nicht nur für mich: Am 02.07.2032 werde ich als neuer Manager vorgestellt... des ruhmreichen Juventus Football Club!
Ich bei der Alten Dame... Ruhm, Titel, Tradition. Viel Geld (ungefähr dreimal so viel Gehaltsbudget wie in Brügge) und eine überaus hungrige, talentierte Mannschaft. Plötzlich manage ich einen Kader, dessen Spieler ich aus der Berichterstattung der Serie A und den internationalen Spielen kenne. Erfahrene wie Federico Chiesa, Merih Demiral, Moise Kean im Herbst ihrer Karriere, hoffnungsvolle Talente mit dem Potenzial zu Weltkarrieren wie Eigengewächs Marco Vincenzi und der Argentinier Diego Vilán. Mir dreht sich der Kopf...
Er dreht sich noch ein wenig schneller, als ich feststelle, dass die U23 des Clubs derzeit in der Serie B spielt. Somit habe ich zwei Mannschaften in den beiden höchsten italienischen Spielklassen. Also muss ich wohl auch noch die Einkaufspolitik für einen Zweitligisten managen. Ich kümmere mich direkt um eine Verbesserung des Funktionsteams...
Ich fange mich aber schnell wieder und stelle fest, dass es auch Lücke gibt im Kader. Also werde ich direkt tätig... kaufe aber nur zwei alt bekannte Gesichter: Für 25 Mio. € (dank festgeschriebener Ablösesumme im mit mir verhandelten Vertrag) bzw. 10,5 Mio. € folgen mir Efe Keklik und Matteo Zanini von meiner alten Wirkungsstätte ins Piemont. In Brügge sind die Verantwortlichen nicht gerade begeistert... Aber ich miste aus: Insgesamt 9 Spieler verlassen uns im Sommertransferfenster. Wir erlösen rund 61 Mio. €. Nicht das wir das Geld gebraucht hätten... Im Winter schlagen wir noch einmal zu. Eigentlich nur als Notlösung kommt Serge Perin für knapp 10 Mio. € und die linke offensive Seite von der Association Sportive de Monaco und für 70 Mio. € verpflichten wir die italienische Nachwuchshoffnung Andrea Fornasier von der Associazione Sportiva Roma. Er soll zusammen mit Vincenzi das Innenverteidigungsduo der kommenden Dekade bei Juve bilden.
Aufgrund einer nicht gerade berauschenden Vorsaison (die mir wohl auch den Posten eingebracht hat) starten wir international „nur“ in der Europa League. Da allerdings gleich als Mitfavorit.
In der Serie A starten wir verhalten. So gibt es in der Hinrunde insgesamt 5 Niederlagen, fast nur gegen die anderen Schwergewichte, einzig die Niederlage bei Unione Sportiva Sassuolo Calcio ist ärgerlich. Aber dann findet sich die Mannschaft, verinnerlicht meine Spielphilosophie (die seit meiner Zeit in Wrexham unverändert ist) und wir starten durch. Und bleiben ungeschlagen, müssen gerade einmal drei Unentschieden hinnehmen und holen 51 von 57 möglichen Punkten.
Logische Konsequenz: In meinem ersten Jahr im Piemont holen wir den Scudetto, mit schlanken 10 Punkten Vorsprung auf die Società Sportiva Calcio Napoli. Der Jubel ist überschwänglich, der Vorstand in seiner Entscheidung bestätigt, ist es doch die erste Meisterschaft seit 11 Jahren, eine ungewöhnlich lange Durststrecke für die Alte Dame.
In der Coppa Italia scheitern wir dagegen kläglich. Zu Hause verlieren wir in der 1. Runde gegen die Fahrstuhlmannschaft von Ascoli Calcio 1898 mit 0-2.
In der Europa League starten wir direkt in der Gruppenphase. APOEL aus Zypern, Cashpoint SC Rheindorf Altach aus Österreich und der FC St. Gallen sind die Gegner. Immerhin kurze Wege. 6 Siege, 17-1 Tore stehen nach 6 Spielen auf der Habenseite, darunter ein 8-0-Heimsieg gegen APOEL.
Und ein Auftritt im Westfalenstadion in der 2. Knockout-Runde, wo wir auf Borussia Dortmund treffen. Unbeeindruckt von der Kulisse gewinnen wir durch Tore von Alessio Dondi und Mauro Castillo 2-0. Das Rückspiel endet 2-2 und wir stehen im Viertelfinale. Wo ein ganz anderes Kaliber auf uns wartet: Manchester City FC. Wieder einmal, denke ich. Und wieder einmal ziehen wir den Kürzeren. Eine 0-1-Heimniederlage im Hinspiel können wir im Etihad Stadium nicht aufholen. Im Gegenteil, hier verlieren wir auch, mit 1-3. Erste Erkenntnis: Wenn das mit den europäischen Titeln etwas werden soll, muss noch erheblich investiert werden.
Auch unsere U23 schlägt sich in der Serie B prächtig und beendet die Saison auf dem 5. Platz. Als Ziel habe ich mir hier langfristig den Klassenerhalt sowie die Entwicklung unserer Nachwuchskräfte auf dem Weg in die 1. Mannschaft gesteckt.