MeisterTrainerForum

Bitte loggen sie sich ein oder registrieren sie sich.

Einloggen mit Benutzername, Passwort und Sitzungslänge
Erweiterte Suche  

Autor Thema: [FM20] Högmos Traum - Jungbrunnen von Skandinavien  (Gelesen 6322 mal)

Akumaru

  • Profi
  • ****
  • Offline Offline
Re: Högmos Traum - Jungbrunnen von Skandinavien
« Antwort #20 am: 23.November 2020, 15:45:08 »

Schick ihn in irgendein kleines Kaff, irgendwo ganz im Norden. Von wegen, da wäre ein super Talent, welches er sich mal anschauen sollte.  ;D

Jólly Eyjolfsson

  • Sesselfußballer
  • **
  • Offline Offline
Re: Högmos Traum - Jungbrunnen von Skandinavien
« Antwort #21 am: 08.Dezember 2020, 13:52:11 »

PostNord-ligaen – Saisonende

Zwei Wochen lang machte ich mich so rar wie möglich. Fuhr pünktlich zum Training, und noch zeitiger im Anschluss wieder nach Hause. Lediglich für kurze Updates der Physio-Abteilung sowie meine regelmäßigen Treffen mit Klaboe nahm ich mir Zeit. Doch um die Geschäftsstelle machte ich zunächst einen großen Bogen.

Dann, nach diesen zwei Wochen, ging ich noch einmal tief in mich. War ich nicht vielleicht etwas kindisch in meiner Reaktion? Und war es nicht auch ziemlich unprofessionell von mir? Das sind normale Vorgänge in einem Profisportverein und ich musste das akzeptieren. Das hatte ja nicht zwingend zu bedeuten, dass ich mit jedem im Verein auskommen musste. Was ich auch nicht vor hatte. Dennoch rief ich Heier und Högmo an und vereinbarte einen gemeinsamen Termin.

„Ich habe Sie eingeladen, weil ich über die Basis unserer Zusammenarbeit reden möchte“
, begann ich ohne Umschweife. Eine Entschuldigung würde keiner von beiden erwarten können.
„Welche Basis meinen Sie, Jólly? Ich war, bin und bleibe verantwortlich für den Kader. Und sie sind raus aus diesem Thema.“ Mit dieser Reaktion Heiers hatte ich gerechnet. Ich kam Högmo zuvor, der gerade zu einer Antwort ansetzen wollte.

„Sehen Sie und genau in diesem Punkt sind wir uns einig und auch uneinig. Fakt ist, Sie haben die Befugnisse übertragen bekommen, den Kader zu gestalten, das zweifelt niemand an. Einen Kader den Ich täglich betreue, und aus dem ich eine Einheit formen soll, die in der Lage ist nach ganz oben zu kommen.“
Högmo blickte mich interessiert an, offensichtlich ahnte er bereits, in welche Richtung meine Gedanken gingen. Also schwieg er zunächst.

„Ich möchte Ihnen vorschlagen, dass ab sofort nicht Sie, sondern Per-Matthias und Ich für den Kader verantwortlich sind. Natürlich bleiben Sie nach außen hin der großer Kaderplaner.“ Ich hatte mir meine Worte lange zurechtgelegt und hoffte, den richtigen Ton getroffen zu haben. Irgendwo zwischen Schmeichelei und der klaren Aussage, dass ich mir nicht in meine Befugnisse würde greifen lassen.

„Warum sollte ich das tun? Warum genau sollte ich freiwillig meine Aufgaben in Ihre Hände legen? Nachher bauen Sie Mist und ich bin der, den Sie am Sack haben.“
Heiers Egoismus stank zum Himmel, doch es war der verletzliche Punkt, an dem ich ihn packen wollte. „Ganz einfach: weil man Ihnen nicht an den Kragen gehen wird. Und ich sage auch warum. Wir werden es wie folgt machen…“ meine Wortwahl war sehr gewagt. Vor mir saßen zwei meiner Vorgesetzten und ich war nicht zwingend in der Situation Bedingungen zu stellen. Doch ich hatte keine Wahl, sollte das Kapitel Fredrikstad weitergehen, dann nur auf meine Art. „…Per-Matthias und ich leiten die Scoutingabteilung, wir entscheiden, welche Spieler in den Kader kommen und welche ihn verlassen und wir leiten die sportliche Entwicklung auf taktischer Ebene. Sie hingegen übernehmen den finanziellen Part. Verhandeln Ablösen mit den Vertretern anderer Vereine, die Verträge mit den Spielern und nicht zuletzt werden Sie das Gesicht des Vereins in allen Transferangelegenheiten sein. Nach außen hin versteht sich. Intern sieht es anders aus. Läuft es sportlich nicht, können Sie gerne auf uns zeigen und Ihre Weste bleibt rein.“

Es arbeitete sichtlich in Heier, doch noch kurzem Zögern willigte er ein. Nicht jedoch ohne das letzte Wort für sich zu beanspruchen: „Also gut Jólly, ich rate Ihnen halten Sie sich an diesen Plan. Und keine Tricks. Sie wissen um meine Rückendecken.“ Mit diesen Worten ging er und ließ uns allein dem Konferenzraum zurück.

Högmo ergriff als erster das Wort: „Das war ganz schön gewagt Jólly. Aber warum tust du das?“

„Ist das nicht offensichtlich? Wir beiden und Klaboe verantworten den Kader sowieso, dann will ich das auch semioffiziell bestätigt haben. Kannst du dir vorstellen, mit welchen Jungs Heier hier ankäme, wenn er freie Hand hätte? Außerdem habe ich nicht gesagt, dass ich für die finanziellen Fehltritte einstehen werden. Das wird er höchst selbst tun dürfen und dann wollen wir doch mal sehen, wie stark die Rückendeckung ist.“

„Das war ein gewagtes Spiel. Aber ich mag deinen Ansatz. Nur beim nächsten Mal informierst du mich bitte, ehe ich in sowas hineingezogen werde.“
„Damit sind wir dann wohl quitt.“
Gespeichert

Jólly Eyjolfsson

  • Sesselfußballer
  • **
  • Offline Offline
Re: Högmos Traum - Jungbrunnen von Skandinavien
« Antwort #22 am: 09.Dezember 2020, 09:35:17 »

PostNord-ligaen – Saisonende

Mit dem sicheren Aufstieg in der Tasche ließen wir die Saison etwas ausklingen. Mit den internen Querelen um Heier, ließ mein Fokus hier und dort zu wünschen übrig. Doch das Team war stark genug und fuhr souverän 7 Punkte aus den letzten drei Saisonspielen ein.
Im letzten Heimspiel der Saison kamen wir nur zu einem Punkt gegen Vidar FK. Offensichtlich hatte mein Team bei dem 1:1 gegen den Tabellenletzten noch zu viel Restalkohol im Blut – Geschenkt.

Fredrikstad FK – Vidar FK 1:1 (0:1)
Tore:  Aukland
                                                                                 

Auswärts bei Byasen machten wir unsere Sache schon deutlich besser und gewannen in gewohnt überzeugender Manier mit 4:1. Der Sieg war mir nicht mehr wichtig, das wie allerdings schon. Meine Mannschaft zeigte schöne Ballstafetten ebenso wie schnelle Angriffe mit wenigen Kontakten bis zum Abschluss. Daran änderte auch nichts, dass ich einigen Spielern aus der zweiten Reihe Einsatzzeit gab. Borgersen auf RV und Farah davor übernahmen die rechte Seite. In der Mitte bekam Hagen noch einmal den Vorzug vor Blarud, dass hatte sich unser Oldie redlich verdient. Für die Zukunft jedoch sah ich in ihm einen wichtigen Teil meiner Jugendakademie.
 
Byasen IL – Fredrikstad FK 1:4 (1:2)
Tore:    Kjelsrud Johansen (2), Solberg, Drage
                                                                                 

Einen Tag nach unserem Auswärtsspiel stand ich wieder am Spielfeldrand. Unsere U-19 hatte souverän die eigene Liga gewonnen und stand nun in der KO-Phase um die Regionalmeisterschaft. Gegner im Halbfinale war der Nachwuchs vom SK Brann Bergen, der nach einem 1:0-Heimsieg, auch das zweite Spiel mit 1:0 für sich entschied. Ich war von der Bereitschaft unserer nächsten Generation überzeugt, jedoch fehlte ihnen am Ende etwas der Mut gegen den Gegner mit dem großen Namen. Schlechter war unser Team jedenfalls nicht. Da waren durchaus ein paar Jungs dabei, die in den kommenden Jahren den Sprung in die erste Mannschaft schaffen konnten. Und ich hatte vor ihnen auch zu zeigen, dass wir auf sie zählten.
 
Ole Langbraten im Tor und Mikael Engsmyr rechts in der Viererkette durften direkt starten. Sie hatten unglaubliche Leistungen in der Jugendliga gezeigt und ich fand, sie waren bereit für mehr. Dazu kamen Bech Hermansen für die Innenverteidigung, Adrian Hansen im zentralen Mittelfeld und Eirik Vestby, ein dynamischer Flügelspieler. Alle drei wurden im Laufe der Partie eingewechselt und auch sie fügten sich nahtlos bei unserem ungefährdeten Sieg ein. Mit einem 2:0 traten wir die Heimreise aus Stordal an.

IL Stordals-Blink – Fredrikstad FK 0:2 (0:2)
Tore:    Kjelsrud Johansen, Solberg
                                                                                 


Als ich gerade den Bus besteigen wollte, wurde ich von Högmo abgefangen, der mich bat, mit ihm zurückzureisen. Widerwillig sagte ich zu.

„Was ich heute gesehen habe, lässt mein Herz höher schlagen als jeder Sieg. Jólly, so viele Jungs aus der eigenen Jugend hatten wir seit Jahren nicht im Spieltagskader.“
„Das überrascht mich, bei der finanziellen Schieflage,“ entgegnete ich verwirrt. „Kann ja nicht angehen, dass wir die ersten sind, die auf die Idee kommen. Aber sei es drum. Ich habe nicht vor es dabei zu belassen.“

„Das freut mich zu hören“, sagte Högmo und blickte immer wieder prüfend zu mir herüber. „Dann habe ich gute Neuigkeiten für dich, wie ich höre haben sich in den unteren Jugendmannschaften weitere Jungs empfohlen. Sie werden im kommenden Jahr bei der U-19 mittrainieren. Vielleicht können wir den Erfolg aus diesem Jahr wiederholen.“

„Nein!“ sagte ich postwendend. Wieder blickte Högmo von der Straße ab zu mir. Ich sah große Fragezeichen in seinem Blick.
„Das reicht nicht. Die Mannschaft muss die Meisterschaft zumindest als Ziel haben. Ich will, dass unsere Jungs von Anfang mit einer anderen Einstellung geprägt werden als bisher. Ich sehe noch nicht diese Gier und den unbedingten Willen zu gewinnen. Gegen Bergen wäre mehr drin gewesen, doch die Jungs hatten zu viel Respekt.“

„Und wie willst du das so schnell ändern? Charakter lassen sich nicht von heut auf morgen umbiegen.“
„Wir erhöhen den Druck ein bisschen. Ola Nilsson hat die Jugendliga sehr intensiv beobachtet und mindestens 6 Spieler entdeckt, die uns auf Anhieb weiterhelfen – alle noch ohne Vertrag. Ich will mehr Konkurrenzdruck auf den Positionen, also schick Heier los. Soll der die Berater und die Jungs bezirzen.“

„Aber damit allein ist es auch nicht getan. Es braucht sicher mehr als ein paar neue Spieler. Und wer weiß, ob die ausgerechnet zu uns wollen.“
„Das lass mal Heiers Sorge sein. Der Mann kann nicht viel, aber Leuten nach dem Mund reden, darin versteht er sich. Die werden mehr Honig im Mund haben, als sie schlucken können. Und was den anderen Punkt angeht, da brauche ich deine Hilfe. Wir müssen den Vorstand überzeugen, uns personell breiter und vor allem professioneller in der Jugend aufzustellen.“
„Na dann will ich mal gucken, was sich machen lässt. Aber sicher ist da nichts.“
« Letzte Änderung: 09.Dezember 2020, 11:15:22 von Jólly Eyjolfsson »
Gespeichert

Jólly Eyjolfsson

  • Sesselfußballer
  • **
  • Offline Offline
Re: Högmos Traum - Jungbrunnen von Skandinavien
« Antwort #23 am: 09.Dezember 2020, 10:19:57 »

Saisonabschluss

Über die Abschlusstabelle gebeugt, versuchte ich mir die vergangene Saison noch einmal vor Augen zu führen.



Insgesamt hatte meine Mannschaft absolut überzeugt, auch wenn lange die taktische Beständigkeit fehlte. Doch wahrscheinlich ließ ich mich in der Nachbetrachtung von den hohen Erwartungen im Verein blenden. Es war abzusehen, dass ein zusammengewürfeltes Team mit neuem Trainer eine Weile braucht, um sich zu finden. Im Nachhinein musste ich feststellen, dass wir an jedem Spieltag auf eins standen, den besten Angriff und die beste Abwehr der Liga stellten und insgesamt einfach nur verdient aufgestiegen waren. Nun war es an der Zeit über die kommenden Schritte nachzudenken. Im Stillstand entsteht der Rückschritt.
 
Wie meine Gedanken lesend, trat mein Co-Trainer Joakim Klaboe ein. Er war mittlerweile zu einem guten Freund geworden und ich schätzte seinen fachmännischen Rat sehr. Gemeinsam hatten wir trotz der souveränen Saison bereits erste Rückschläge gemeistert, doch es würden noch tiefere Täler auf uns zukommen, dessen waren wir uns bewusst. In einer Woche hatten wir Heier und Högmo unsere Ideen für den Kader der kommenden Saison vorzustellen. Bereits seit der feststehenden Meisterschaft brüteten wir beinahe täglich über der Weiterentwicklung des Kaders, immer in enger Abstimmung mit der Scoutingabteilung. Beim Kaffee saßen wir dann oft stundenlang zusammen und schoben Magneten mit Namen über unsere Taktiktafel.

„Unser Stamm war wirklich überzeugend dieses Jahr, an diesen Jungs sollten wir festhalten,“ stellte Klaboe fest, wie um unsere gemeinsame Überzeugung festzuhalten.



„Das stimmt, ich habe nicht vor den Kader nach dem Aufstieg radikal zu ändern. Viele der Spieler haben absolut das Format, um sich in der OBOS-Ligaen durchzusetzen.“

„Diese Jungs sollten gesetzt bleiben, schau dir die Werte an:“



„Hmm. Vor allem in der Bewertung von Kjesrud Johansen war ich wohl zu voreilig. Er hat eine klasse Rückrunde gespielt. Wir werden sicher nur punktuell Stammspieler dazu holen und sonst in die Breite investieren. Mir fehlen ein paar Alternativen auf wichtigen Positionen.“

Und so vertieften wir uns immer weiter in der Kaderanalyse und unserer Beurteilung der einzelnen Positionen. Parallel arbeitete ich an einer Präsentation für das Gespräch mit Heier und Högmo. Ich wollte ihnen mit Zahlen darlegen, warum welche Spieler gehen und bleiben sollten und so jeder Diskussion aus dem Weg gehen. Bis spät in die Nacht hinein arbeiteten Joakim und ich weiter, verloren uns in endlosen Diskussionen und Interpretationen von Statistiken.

Um 01.30 Uhr morgens hatte ich ein Einsehen mit Klaboe. „Lass es gut sein für heute. Wir kommen ja doch zu keinem Ergebnis“, beendete ich unsere Nacht. Halb gähnend fügte ich hinzu: „Lass uns morgen weitermachen. Ich werde vormittags die Spieler in den Urlaub verabschieden und den ersten mitteilen, dass sie die Zeit nutzen sollten, um mit ihren Beratern nach Lösungen außerhalb Fredrikstads zu suchen. Dann sprechen wir weiter.“
                                                               

Und was war sonst so los?

Mit uns stiegen Asane IL (Sieger Avedling 2) und Elverum (Sieger in Playoff und Aufstiegsrelegation) auf. Gemeinsam würden wir das Abenteuer OBOS-Ligaen bestreiten, wobei unsere Vorzeichen sicher die besten waren.

Die OBOS-Ligaen gewann IK Start Kristiansand vor Aalesund FK. Tromso setzte sich in der Aufstiegsrelegation gegen Sogndal IL durch, die somit aus der Eliteserien abstiegen und nun in der 2. Liga spielten.

Sieger in der Eliteserien wurde Rosenborg Trondheim (56 Pkt.) vor dem Überraschungsteam aus Kristiansund (55 Pkt.). Molde und Odds BK komplettierten die Europapokalränge.

Nach dem denkbar knappen Ausgang in der Eliteserien revangierte sich Kristansund im Pokalwettbewerb und gewann das Finale mit 2:0 gegen Rosenborg.


Meister Schweden: Malmö
Meister Island: IA Akranes
Meister Finnland: HJK Helsinki

In Dänemark und dem Rest Europas ist nun Halbzeit, bzw. Winterpause. Die Ergebnisse werden folgen.

Besonderes: Bernd Schuster übernimmt IL Hödd (in unserer Liga) im August, kann den Abstieg aber nicht verhindern. Er wird auch in Liga vier Trainer dort bleiben.

Sollte darüber hinaus noch Interesse an an Ergebnissen/ Ständen o.ä. bestehen, liefere ich das gerne nach.
« Letzte Änderung: 19.Januar 2021, 16:12:21 von Jólly Eyjolfsson »
Gespeichert

Jólly Eyjolfsson

  • Sesselfußballer
  • **
  • Offline Offline
Re: Högmos Traum - Jungbrunnen von Skandinavien
« Antwort #24 am: 09.Dezember 2020, 12:25:02 »

Kaderanalyse

Zwei Wochen nach dem Ende der Saison waren Joakim und ich auf dem Weg in die Geschäftsstelle. Weitere Nächte hatten wir uns um die Ohren geschlagen, um einerseits unsere Präsentation für den heutigen Tag zu finalisieren, viel mehr jedoch, um uns darauf zu einigen, mit welchem Kader wir in die Vorbereitung gehen wollten. Auf einigen Positionen herrschte schnell Klarheit, bei anderen diskutierten wir mitunter stundenlang. Am Ende jedoch hatte ich als Cheftrainer das letzte Wort und Joakim ließ daran selbst keinen Zweifel aufkommen.

„Guten Tag, die Herren“, begrüßte uns Heier übertrieben freundlich. Offensichtlich war er gut aufgelegt. Hände wurden geschüttelt und Kaffee serviert, ehe ich mit der Präsentation begann.
 
„Kommen wir ohne Umschweife zum Punkt. Die vergangene Saison war in vielerlei Hinsicht überragend, doch in der OBOS-Ligaen sind wir wieder das Leichtgewicht und müssen uns erst beweisen.“ Högmo und Klaboe nickten zustimmend. „Nach reiflicher Überlegung und langem Studium der Daten aus der vergangenen Saison, kamen wir als Trainerteam zu dem Schluss, dass eine radikale Veränderung dennoch nicht nötig sein wird.“

Nun meldete sich Heier zu Wort, dessen Blick zuvor immer skeptischer wurde: „Nehmen Sie das nicht etwas zu sehr auf die leichte Schulter? Ihnen ist doch bewusst, dass der Vorstand den Aufstieg erwartet, oder? Was glauben Sie denn, warum wir beinahe 2 Mio. an Gehaltsbudget zur Verfügung gestellt bekommen.“

Nahezu zeitgleich verschluckten wir übrigen drei Meetingsteilnehmer uns an unserem Kaffee. Högmo war der erste, der in der Lage war wieder zu sprechen: „Sagten Sie gerade ZWEI MILLIONEN? Der Verein hat die Saison mit einem Minus von beinahe 650.000 abgeschlossen. Wie können wir uns sowas leisten?“

„Haben Sie es denn nicht gehört? Wir haben einen neuen Hauptsponsor. Garantiert uns eine halbe Million pro Jahr. Und zusätzlich planen wir fest mit dem Aufstieg, mindestens aber mit den Play-Offs. Alleine die Spieltagseinnahmen sollten uns höhere Erträge bringen, als im letzten Jahr. Wir rechnen mit dem doppelten Zuschauerschnitt.“

„Glauben Sie nicht, dass das alles etwas zu hoch gegriffen ist? Genau so ist dieser Verein schon einmal abgestürzt“, sprach Högmo meine Gedanken aus.

„Ich versichere Ihnen, der Vorstand zieht nur sichere Daten für seine Prognosen heran. Also lassen Sie die Zahlen unsere Sorgen sein. Kümmern Sie sich nur um den Aufstieg, damit meine ich vor allem Sie Jólly“, sagte er und seine blitzten in meine Richtung.

Da war er wieder, der heier´sche Größenwahn, wie ich ihn schon andeutungsweise im ersten Jahr erlebt hatte. Kurz sammelte ich mich, dann fuhr ich fort: „Wie gesagt, wir sehen uns als Aufsteiger im sicheren Mittelfeld der Liga, ob es zu mehr reicht, werden wir sehen. Unsere Planungen gehen dahin, dass wir lediglich einige Positionen in der Breite verändern wollen. Bedarf für neues Stammpersonal sehen wir nur auf den defensiven Außen. Wir werden nun alle Positionen durchgehen und erklären, warum wir uns entschieden haben, wie wir es taten. Joakim, Bitte.“

Gemäß unserer Absprache würde Joakim die weniger heiklen Punkte übernehmen und ich würde dann einschreiten, wenn die diskutablen Positionen an der Reihe waren.
                                     
Torhüter:

„Im Tor ist die Sache klar. Havar Jenssen wird als Nummer eins ins Rennen gehen. 17 Zu-Null-Spiele sprechen für sich. Er hat in der gesamten Saison keinen einzigen Gegentreffer direkt verschuldet und ist vor allem auf der Linie stark. Einzig sein Spiel mit Ball ist verbesserungswürdig, hier suchen wir nach einem Ersatzmann, der entwicklungsfähig ist und genau diese Komponente zusätzlich mitbringt.
Sollte das gelingen, kann Aleksander Karstensen verliehen werden. Er hat stand jetzt nicht das Format, um Jenssen wirklich Druck zu machen. Gibt es Fragen dazu?“
Da sich niemand regte, machte ich weiter, denn hinten links würde es etwas mehr Gesprächsbedarf geben.
                                     


Verteidigung Links:

„Nach dem Abgang von Ludvig Begby war Smith-Perdersen ein absoluter Glücksgriff. Der Junge hat sich vollkommen unbekümmert ins Team eingefügt und mit seiner offensiven Spielweise maßgeblich dafür gesorgt, dass auch Drage mehr Freiheiten hatte. Seine Flanken kamen zu 28% an den Mann, was nicht überragend ist, aber für sein Alter ein ordentlicher Wert. Zudem hat er gute Werte im Dribbling.“

„Klingt doch ganz gut“, schaltete sich Högmo ein.
„Tut es in der der Tat. Jedoch werden wir in der Liga als Neuling nicht überall so dominant auftreten können, wie wir es gewohnt sind. Und gerade defensiv waren Smith-Pedersens Daten, sagen wir ausbaufähig. Er wird nun noch stärkeren Angriffsspielern gegenüberstehen und wir wollen hier einfach einen zusätzlichen Impuls setzen. Unsere Scouts sind schon darauf angesetzt einen defensivstarken Außenverteidiger zu finden.“

„Nun gut, ich verstehe deine Argumentation. Und wenn die 48% gewonnene Tacklings, wie sie da stehen, wirklich sein Wert sind, müssen wir handeln.“

„Lassen Sie beide das mal meine Sorge sein. Geben Sie mir Namen und ich kontaktiere die Agenten“, schaltete sich Heier mit ein.

„Dann rufen Sie gleich mal bei Emil Jonassen an. Er ist seit einem halben Jahr vertragslos, nachdem ihm ein Abenteuer in Borrisow nicht bekam. Er ist 26, hat jede Menge Erfahrung in der Eliteserien und könnte unser Mann sein.“ Ja, ich bin vorbereitet du aufgeblasener Pinsel.
„Das überrascht mich aber nun. Ich hatte gehofft Sie würden, nun ja, bessere Spieler bevorzugen, von Top-Klubs.“
Ich überging diese Überschätzung der Eigenwahrnehmung. Fredrikstad war sicher noch lange nicht in der Lage, Spieler von Topformat zu bekommen. Doch ich sah in Jonassen einen Anfang.
                                     


Verteidigung Rechts:

Auf der gegenüberliegenden Seite war der Fall etwas einfacher. Wir suchten keine klare Nummer eins, da Asheim unumstrittener Stammspieler war. Lediglich sein Hang zu leichteren Blessuren brachte mich überhaupt zum Nachdenken. Borgersen traute ich die Rolle als Back-Up-Plus noch nicht zu. Er war das genaue Gegenteil von Smith-Pedersen auf links. Defensiv stand er seinen Mann, doch nach vorn war er weithin nicht zu gebrauchen. Auch für diese Position hatten wir bereits einen Namen im Kopf:
„Rufen Sie in Asane an. Offensichtlich wird Viljar Birkeland keinen neuen Vertrag bekommen. Er ist erst 21 und hat ein starkes Jahr hinter sich. Hinten steht er wie ein Baum in der Viererkette und nach vorne ist auch für Impulse gut. Hat 2 Tore und 5 Vorlagen gesammelt. Kurz, ich will ihn in meinem Team.“
Dieses Mal schwieg Heier und ich übergab wieder an Klaboe, der im Zentrum weiter machte.
                                     


Innenverteidigung:

„Mit Aukland, Mads Nielsen und Lars Saetra haben wir drei Spieler, die eigentlich Stamm sein müssten. Aukland fehlt es noch etwas an Erfahrung und er neigt hier und da zu leichten Fehlern. Dafür hat er die nötige Schnelligkeit, die den anderen beiden abgeht. Insgesamt sind wir super aufgestellt. Halvor Hovstad würde nur sehr wenige Minuten sammeln, wir möchten ihm einen Wechsel nahelegen, da wir auch nicht genug Potential für die Zukunft sehen. Das wiederum erzeugt unseren einzigen Bedarf auf dieser Position. Wir würden künftig gern auf einen Innenverteidiger mit starkem linken Fuß setzen.“

„Wenn das alles ist, ich kümmere mich drum. Sagt Ihnen Skogsrud aus Oslo etwas? Skeid will ihm keinen neuen Vertrag geben. Ich werde ihn einladen. Was die anderen angeht, kann ich nichts versprechen, die Topklubs des Landes stehen Schlange für Aukland und Nielsen. Wir könnten eine hübsche Summe rausschlagen.“
Geldgieriger, kleiner… Doch ich beherrschte mich. „Sorgen Sie in diesem Fall für eine gute Ablöse und nötigen Ersatz." Den ich selbstverständlich schon auf der Liste hatte.
Gespeichert

Jólly Eyjolfsson

  • Sesselfußballer
  • **
  • Offline Offline
Re: Högmos Traum - Jungbrunnen von Skandinavien
« Antwort #25 am: 09.Dezember 2020, 14:30:45 »

Mittelfeld Zentral:

Im Mittelfeld waren die Dinge ähnlich einfach gelagert, dachte ich zumindest. „Lindström, Blarud und Duman sind unumstritten. Die drei haben die Rückrunde beinahe im Alleingang getragen und die Aufteilung zwischen ihnen passte bislang perfekt. Sie sind unsere Achse im Mittelfeld und jeder neue wird es erst einmal schwer haben, diesen Status zu durchbrechen.“

Ich war überzeugt von diesen Spielern und würde mich jederzeit schützend vor sie stellen. Doch diesen Status konnten sich Neuankömmlinge mit Leistung und gutem Charakter verdienen.

„Dahinter sehe unsere Alternativen mit gemischten Gefühlen. Fangen wir mit Andreas Hagen an. Er ist nahezu überall im Mittelfeld einsetzbar und schon allein deswegen ein wertvoller Kaderspieler. Hinzu kommt seine Erfahrung und er hat definitiv abgeliefert, wenn er musste. Doch das Alter geht nicht spurlos an ihm vorbei. Er wird über den Ergänzungsstatus nicht hinaus kommen, das habe ich ihm auch schon offen dargelegt. Wir sind übereingekommen, dass er noch ein Jahr dran hängen könnte, und im Anschluss den Nachwuchskader als Trainer verstärkt. Könnten Sie das einfädeln Joacim?“ Ich schaute zu Heier, der wie es schien, aus einem Tagtraum aufwachte und nur störrisch nickte.

„Marius Hagen und Maikel Nieves sind unsere großen Sorgenkinder. Diese beiden hätten exakt das Duo bilden sollen, was nun Blarud und Duman darstellen. Leider hat keiner von beiden länger als ein Spiel die vorhandenen Fähigkeiten zeigen können. Nieves hat zwar drei Tore geschossen und gehört zu den besten im Team was Passwerte angeht, allerdings ist uns oft aufgefallen, dass er egoistisch spielt und zu oft aus der taktischen Marschroute ausbricht. Wir würden ihm auch auf Grund des hohen Gehalts einen Wechsel nahelegen.“
„Sind sie sicher, dass Sie das tun wollen? Maikel galt als absoluter Topstar des Teams. Wie soll ich denn weitere Spieler solchen Kalibers anlocken?“ Wieder einmal offenbarte Heier seine fehlende sportliche Expertise.

„Maikel gehört in eine spielerisch stärkere Liga und in ein taktisches Konzept, dass ihm mehr Freiheiten erlaubt. Beides kann und werde ich ihm nicht bieten. Sollte es damit ein Problem geben, nur raus.“ Ich war absolut in Angriffslaune, ohne, dass ich hätte sagen können warum. Jede Minute mit Heier brachte mich mehr auf die Palme. Das spürte wohl auch Högmo
„Nun mal langsam mit den jungen Pferden. Es gibt bereits Interessenten für Maikel, wie mir zu Ohren kam, sicher wissen Sie längst davon Joacim?“
„Ja…äh…Selbstverständlich, ich bin mit Beratern im Austausch.“
„Gut, dann kommen wir zu Marius Hagen. Ich bin bereit ihm in der Vorbereitung eine Chance zu geben. Auch in Ermangelung einer weiteren Alternative. Sollten wir jedoch einen weiteren ähnlichen Spielertypen wie Blarud finden, wird es schwer für ihn.“
                                         


Mittelfeld offensive Flügel:

„Außen ist, denke ich, alles klar. Drage und Solberg sind absolut gesetzt, zusammen waren sie an 31 Toren beteiligt – meist sogar als Vorlagengeber füreinander. Und beide haben mit der Unterschrift unter ihre neuen Verträge bereits klargemacht, dass wir auf sie zählen können.“ Während Klaboe sprach, grinste Heier heimlich in sich hinein, wohl in dem Glauben, das gut verbergen zu können.

„Dahinter haben wir mit Eirik Vestby und Love Reuterswärd zwei talentierte Jungs, denen zum Stamm aber noch einiges fehlt. Anas Farah hingegen könnte Solberg etwas Feuer machen, das hat angedeutet. Jedoch muss er konstanter werden. Sollte sich hier nicht ein absoluter Must-Have-Transfer ergeben, müssen wir zunächst nichts tun.“
                                         


Sturm:

„Als allererstes werde ich hier Abbitte an Kjelsrud Johansen leisten, den ich eindeutig unterschätzt habe. Seine Leistungsexplosion nach dem Sommer war der Garant für unseren Aufstieg. Er geht mit einigen Vorschusslorbeeren ins Rennen und ich werde auf ihn setzen.“
„Ja, war wohl mein bester Transfer bis jetzt“, feierte sich Heier und blickte triumphierend in die Runde.

„Weniger gut steht es um Riki Alba. In seiner Bewertung habe ich den zweiten großen Fehler im Sturm gemacht. Letztlich war er mit Ball zu schwach und auch als Ankerstürmer mit einer miserablen Kopfballquote kaum zu gebrauchen. So hart es klingen mag, er wird uns auf jeden Fall verlassen.“ Dass auch dieser Transfer von Heier eingefädelt wurde, ließ er geflissentlich unter den Tisch fallen. Doch allen war es klar.
„Kevin Harletun dahinter hat unglaubliches Talent. Seine Geschwindigkeit und sein Instinkt für gefährliche Räume ist genau das richtig für unser Spiel. Oft kam er als Joker sofort ins Spiel und überzeugte mit 5 Treffern in seiner Debütsaison. Mit 19 Jahren hat er noch reichlich Entwicklungspotential.“
„Vor allem an seinem Timing muss er noch arbeiten. In der Box steht er sehr oft goldrichtig. Doch außerhalb rennt er zu oft in Abseits. In 17 Spielen hat er ganze 26 Läufe aus Abseitsposition gemacht. Daran arbeiten wir.“
„Ja, danke Joakim. Vollkommen richtig. Was wir aber im Kern damit sagen wollen: Auch, wenn Kjelsrud Johansen unser Vertrauen gilt, sind wir auf der Suche nach einem anderen Typ Stürmer. Schnell, beweglich mit Gefühl für gefährliche Szenen und vor allem mannschaftsdienlich - unser Pressing nimmt nun einmal alle in die Pflicht. In aller erster Linie aber möglichst mit Stammspielerformat. Denn fällt Henrik aus, muss der junge Harletun die gesamte Offensive allein tragen.“

„Um das kurz für mich zusammenzufassen: Sie suchen in jedem Bereich marginale Verbesserung? Das erscheint mir in der Tat nicht sehr ambitioniert. Aber gut Jólly, sie müssen wissen, was sie tun.“
„Das weiß ich. Und deswegen habe ich hier noch eine Liste mit 6 Namen.“ Ich überreichte ihm einen Zettel mit handschriftlichen Notizen.
„Mikkelsen, Överly, Tögersen…? Wer soll das sein?“ Mit einem verächtlichen Geräusch, warf er den Zettel von sich.

„Das ist unsere Zukunft.“
„Diese Jungs? Hier steht, die sind alle 16 oder 17? Wie sollen die bitte die OBOS-Ligaen gewinnen?“ Heier schien beinahe etwas beleidigt von meinen Vorschlägen.

Unser Chefscout hatte die Jugendmeisterschaft genau beobachtet und mir eine Liste mit jungen Spielern bereitgestellt, die alle noch ohne Profivertrag waren. Ich sah unsere Chancen zwar als gering an, aber wer weiß wozu Heier im Stande war.
„Die sollen ja gar nicht die OBOS-Ligaen gewinnen. Diese Jungs werden in 2-3 Jahren in der Eliteserien kicken. Und ich will sie bei uns kicken sehen. Machen Sie das möglich und wir besorgen den Rest.“
« Letzte Änderung: 09.Dezember 2020, 14:35:49 von Jólly Eyjolfsson »
Gespeichert

Jólly Eyjolfsson

  • Sesselfußballer
  • **
  • Offline Offline
Re: Högmos Traum - Jungbrunnen von Skandinavien
« Antwort #26 am: 09.Dezember 2020, 14:35:11 »

Mit der abschließenden Kaderanalyse ist die Saison 2019 aus meiner Sicht beendet. Alle Geschehnisse im November und Dezember werde ich mit in die Vorbereitung ziehen. Der nächste Teil folgt dann bald, planmäßig wird die Pause auch deutlich kürzer als jetzt zum Saisonabschluss.

Ich bedanke mich an der Stelle an alle (auch stillen) Mitleser. Um die Story weiterzuentwickeln und auch für eine möglichst breite Leserschaft spannend zu halten (oder erst zu machen) bin ich offen für jedwede Kritik und sonstiges Feedback. Andernfalls geht es hier im gewohnten Stil mit der Vorbereitung und den ersten Transfers weiter. Das bezieht sich auch auf die Verteilung von Bild und Text.  :D
Gespeichert

Akumaru

  • Profi
  • ****
  • Offline Offline
Re: Högmos Traum - Jungbrunnen von Skandinavien
« Antwort #27 am: 11.Dezember 2020, 16:28:19 »

Ich finde es spannend und bin weiter dabei!

Jólly Eyjolfsson

  • Sesselfußballer
  • **
  • Offline Offline
Re: Högmos Traum - Jungbrunnen von Skandinavien
« Antwort #28 am: 19.Januar 2021, 16:09:37 »

Tja, oft kommt´s anders als geplant. War jetzt privat und vor allem beruflich anders als gedacht eingespannt. Jetzt geht es dann aber doch weiter. Der save lebt.
                                                                                                     



Start ins nächste Abenteuer

Fredrikstad. Ende Februar. Allein am Ufer der Glomma. Wild tobte der Schnee um mich herum. Ich fühlte mich wie ein Eisklotz und ein Blick auf den zugefrorenen Fluss bestätigte diesen Eindruck. Dennoch genoss ich die frische Luft und die Stille um mich herum. Unsere Vorbereitung war gerade richtig in Fahrt gekommen und ich gönnte mir einen ausgiebigen Spaziergang, um meinen Gedanken nachzuhängen. Ein Jahr war vergangen seit ich meinen Job hier in Fredrikstad antrat. Es war ein turbulentes Jahr, an dessen Ende der ersehnte Aufstieg stand.

Obwohl meine Mannschaft zurecht Erster wurde und ich wusste, dass unser Team auch in Norwegens Zweiter Liga problemlos würde bestehen können, wanderten Restzweifel in meinem Kopf. Diese galten aber mehr meiner Arbeit in Fredrikstad an sich, als dem täglichen Miteinander mit dem Team. Das ständige Auf und Ab und mit den Verantwortlichen des Klubs setzte mir mehr zu, als ich mir eingestehen wollte. Lange Zeit hatte ich in unserem sportlichen Leiter und Vorstandsmitglied Per Mathias Högmo meinen einzigen Vertrauten innerhalb des Vereins. Er hatte die Vision Fredrikstad nicht nur in die Eliteserien zurückzuführen und dort zu etablieren, sondern auch gleich noch zu einer Topadresse für skandinavische Talente zu machen. Ich war ein großer Freund dieser Vision und war gerne bereit die Mühen eines Ausbildungsvereins auf mich zu nehmen.

Daneben hatte ich nicht viel Rückendeckung aus der Vereinsspitze zu erwarten. Angestachelt vom Geschäftsführer Sport (und Sportdirektor in Personalunion), Joacim Heier, sah ich mich ständig überzogener Erwartungshaltungen ausgesetzt, die mit dem Aufstieg keinesfalls endeten: Man erwartete nicht weniger als die Relegation von mir. Und damit mindestens einen Top-6-Platz im Aufstiegsjahr. Das versprach zunächst weiteres Konfliktpotential. Doch die letzten Nachrichten aus dem Führungsgremium machten mich zuversichtlich, dass einer reibungsloseren Zusammenarbeit künftig nichts im Wege stand. Neben einem üppigen Budget für den Kader, wurden neue Sponsorendeals vermeldet, die uns auf das Niveau einer Mannschaft im Mittelmaß hievten – in der 1. Liga wohlgemerkt. Neben dem größten Stadion und den modernsten Einrichtungen hatten wir auch die größte Fanbase der gesamten Liga.

Ich schlug meinen Kragen hoch, um den Wind, der wellengleich anpeitschte, etwas abzuhalten, als mein Handy vibrierte. Es zeigte eine neue Nachricht in unserem Mannschafts-Chat, den ich für organisatorisches eingerichtet hatte.

Emil Jonassen: Hey Jungs. Das war Wahnsinn heute. Ich hatte euch letztes Jahr schon auf dem Schirm. Der Aufstieg und wie ihr gespielt habt. Das will ich dieses Jahr auch. Gehen wir es an!

Er spielte auf unseren Sieg im Testspiel gegen Lyn Oslo an. Der war überzeugend, dennoch war ich  verblüfft. Selten hatte ich einen Spieler erlebt, der neu in ein Team kommt und gleich so forsch auftritt. Aber genau deshalb war Jonassen einer meiner absoluten Wunschspieler – neben seinen Fähigkeiten auf dem Platz, nahm ich ihn während unserer Gespräche im Vorfeld des Deals als Kämpfer und Leitwolf wahr. Der Linksverteidiger war zum Jahreswechsel ablösefrei und wir ergriffen die Chance. Nicht nur bei ihm. Insgesamt 11 Spieler verstärkten unser Team bis Mitte der Vorbereitung, und lediglich für das 17-Jährige Talent Tommy Aandewiel war eine Ausbildungsentschädigung fällig.
 
Man mag von Heier halten was man will, dachte ich bei mir, aber verflixt, er hatte seine Hausaufgaben gemacht. Heier hatte es geschafft jeden meiner Wunschspieler zu verpflichten und dazu noch die Liste an talentierten Nachwuchskräften abgegrast. Daneben gab es auch den einen oder anderen Korb, aber nichts, was uns aus der Bahn werfen würde. Wir hatten ein Grundgerüst der Mannschaft längst gefunden und auch ohne weitere Verstärkungen, sollten wir stark genug sein uns schnell in der Liga zu etablieren. Doch noch viel es mir schwer mein Team im Ligavergleich einzuschätzen. Das würde sich bis zum ersten Spieltag auch nicht ändern, dachte ich mir. Ein Blick auf die Uhr verriet mir zudem, dass mein Moment der Einsamkeit nun endete. Ich hatte noch einen späten Termin mit Heier, der mir meinen letzten Wunsch erfüllen wollte – Einen spiel- und abschlussstarken Stürmer.
« Letzte Änderung: 19.Januar 2021, 16:14:28 von Jólly Eyjolfsson »
Gespeichert

Jólly Eyjolfsson

  • Sesselfußballer
  • **
  • Offline Offline
Re: Högmos Traum - Jungbrunnen von Skandinavien
« Antwort #29 am: 19.Januar 2021, 16:24:02 »

Im Presseraum der Geschäftsstelle:

Kurze Zeit später saß Heier auf unserer Pressetribüne, lächelte sein selbstzufriedenes Lächeln, und stellte der versammelten Medienschar unseren letzten Neuzugang des Winters vor. Hermann Geelmuyden hieß unsere 18-Jährige Hoffnung für den Sturm. Der junge Norweger wagte früh den Sprung ins Ausland zu PSV Eindhoven, sollte nun aber mittels Leihe Spielpraxis bei uns sammeln. Er würde uns für mindestens zwei Jahre verstärken.



In der hinteren Ecke des Presseraumes beobachtete ich, wie Geelmuyden verschmitzt in die Kameras lächelte und artig alle Fragen beantwortete. Wegen solcher Jungs war ich Trainer geworden – jung, talentiert, bodenständig und vor allem lernbereit. Offensichtlich hatte unser neuer Stürmer ähnliche Gedanken:
„Ich wollte unbedingt zu Fredrikstad. Viele sagten, der Schritt in die 2. Liga sei einer zurück. Ich sehe hier aber perfekte Bedingungen, um mich zu entwickeln und die nötige Spielzeit zu erhalten, die ich in dieser Phase meiner Karriere brauche. Außerdem ist man hier eher im Fokus der Nationalmannschaft“, fügte er mit einem Zwinkern hinzu. Die Reporter lachten und alle waren ausgelassen. In diese Stimmung hinein erhob Heier die Hand, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.

„Ich kann ihnen versichern, Hermann wird hier viel spielen“, dabei heftete er seinen Blick unmerklich auf mich, ehe er weitersprach: „…und er wird nicht der letzte talentierte Spieler sein, der hier seine Zelte aufschlägt. Für diese Transferperiode sind unsere Bemühungen zwar abgeschlossen, sollte es keine größeren Verletzungen geben.“



„Doch wir haben noch eine wichtige Entscheidung für die Zukunft getroffen, die den Kader auch betreffen wird.“ Ich wurde hellhörig, als Heier weitersprach: „Ich kann ihnen heute exklusiv verkünden, dass Fredrikstad FK ab sofort eine Ausbildungskooperation mit Rosenborg Trondheim unterhält, mit dem Ziel norwegischen Talenten auf hohem Niveau Spielpraxis zu verschaffen.“

Ich war hin- und hergerissen: zum einen fuchsteufelswild, dass ich nicht in diesen Plan eingeweiht war – mal wieder. Doch es überwog zum anderen die Freude über einen so klugen Schachzug des Vereins. Heier sprach noch minutenlang weiter, doch ich hörte bereits nicht mehr zu. Halb in Feierlaue, halb mordlüstern verließ ich den Pressesaal und bereitete mich auf das kommende Training vor
Gespeichert

Jólly Eyjolfsson

  • Sesselfußballer
  • **
  • Offline Offline
Re: Högmos Traum - Jungbrunnen von Skandinavien
« Antwort #30 am: 19.Januar 2021, 17:11:26 »

Drei Spiele warteten im März noch auf uns, ehe wir Ende des Monats unsere gemeinsame Reise in der OBOS-ligaen fortführen würden. Bewusst hatte ich noch einmal einen härteren Testspielgegner gewählt, um das Leistungsniveau meiner Mannschaft abzuklopfen. Mit Halmstads BK trafen wir auf einen schwedischen Erstligisten, der uns alles abverlangen würde. So dachte ich zumindest. Ich schickte mein Team im 4-4-2 auf das Feld, einer Taktik die wir im Laufe der Vorbereitung häufig erprobt hatten. Wie sich herausstellte, war dieser Ansatz ein sehr guter gegen diesen Gegner. 5:1 hieß es am Ende eines einseitigen Spiels. Alle fünf Treffer erzielten meine Stürmer (Geelmuyden 1, Kjelsrud Johansen 2, Harletun 2) und überhaupt lieferten wir ein überzeugendes Spiel ab.

Ich war zufrieden und wähnte mein Team auf einem guten Weg in Richtung Saisonstart. Während der Rückreise aus Halmstad philosophierte ich mit meinem Co-Trainer Joakim die taktische Herangehensweise für die abschließenden Testspiele.

„Wir sind mit dem 4-4-2 wirklich gut gefahren bislang,“ sagte Joakim, „dennoch sehe ich immer wieder Defizite im Anlaufverhalten in der Mitte. Duman oder Pipo haben als offensiver Part nicht die Robustheit, um in diesem System dauerhaft das Pressing aufrechtzuerhalten.“
„Sehe ich auch so. Mit dem gewohnten 4-1-4-1 sind wir stabiler den mittleren Zonen. Doch dann fehlt uns ein Platz in der Offensive. Alle drei Stürmer sind gerade top drauf. Das wird eine harte Nuss bis zum Start.“
„Stimmt. Schreit nahezu nach Rotation. Wie auf den meisten Positionen.“ Ergänzte Joakim.

Ich grübelte und blickte aus dem Fenster. Mit der Zusammenstellung des Teams konnte ich absolut zufrieden sein. Jeder Spieler hatte seinen Wert und nahezu alle hatten die Chance in die Startelf zu rutschen. Nur wenige Spieler hatten eine Garantie für die Startelf. Neben unserem Torwart Havar Jenssen, war der linke Flügel fest an Jonassen und Thomas Drage vergeben. Dazu hatte Hasan Duman, der kreative Dreh- und Angelpunkt unseres Spiels, eine Startgarantie von mir erhalten. Zwar hatten wir mit Felipe „Pipo“ Ferreira einen direkten Konkurrenten auf seiner Position verpflichtet, doch Duman setzte sich eindrucksvoll in Szene während der Vorbereitung. Selbst in der Innenverteidigung waren alle Plätze umkämpft, nachdem sowohl Mads Nielsen als auch Aukland mit Wechseln liebäugelten, die letztlich aber nicht zustande kamen.

In Gedanken ging ich den Kader weiter durch, getrieben von der Angst, doch ein Rädchen zu übersehen.



Wahlweise Vestby oder Reuterswärd konnten uns noch leihweise verlassen, ohne, dass unser Kader an Substanz verlieren würde. Ansonsten waren wir sehr gut bestückt. Entstehende Lücken würden wir bis zum Sommer aus der eigenen Jugend auffüllen können, da wir starke Neuzugänge begrüßen konnten.




Einige der Jungs durften dann auch in den abschließenden Spielen ran, da sie sich im Training aufdrängten und so diese Chance verdienten. So kamen Aandewiel, Edward Tögersen und Brian Olsen Överli zu ihren ersten Profiminuten.
Eine Woche vor dem Saisonstart konnte ich glücklicher mit meinem Job nicht sein. Die Beziehungen zur Vereinsführung hatten sich auf ein professionelles Niveau eingependelt, die taktische Variabilität der Mannschaft stieg mit jedem Spiel und obendrein stimmten die Ergebnisse. Insbesondere die erneute Abwehrstärke bei gleichzeitigem Torhunger erfreute mich sehr. Mit Blick auf unseren Leistungsstand zählten uns die Medien längst zum Favoritenkreis im Aufstiegsrennen.



Bester Dinge, sah ich der Saison entgegen. Auf einmal erschien mir die Erwartungshaltung des Vorstands gar nicht mehr so übertrieben. Meine Mannschaft performte auf einem hohen Level und die Trainingsbereitschaft war ungebrochen. Die Saison konnte beginnen.
Gespeichert

Jólly Eyjolfsson

  • Sesselfußballer
  • **
  • Offline Offline
Re: Högmos Traum - Jungbrunnen von Skandinavien
« Antwort #31 am: 20.Januar 2021, 11:24:02 »

OBOS-ligaen – 1. Spieltag

Es war soweit, drei Monate der Vorbereitung lagen hinter uns. Drei gute Monate, die unsere Mannschaft auf und neben dem Platz zu einer Einheit schweißten, die auf maximalen Erfolg ausgerichtet war. Allen voran Emil Jonassen war es, der immer wieder mit überragenden Trainingsleistungen das ganze Team anheizte und für hohe Intensität während der Übungen sorgte. Wir waren bereit und voller Vorfreude auf das Gastspiel bei Asane IL, einem Mitaufsteiger und Sieger der anderen Staffel in Norwegens 3. Liga, die zweigleisig aufgeteilt wird.

Im Bus Richtung Bergen (Asane ist ein Vorort) saß ich wie gewohnt ganz vorn mit meinem Co-Trainer. Wir besprachen gerade den Ablauf der letzten Trainingseinheit vor dem Spiel am kommenden Tag, als es im hinteren Teil etwas lauter wurde. Offenbar wurde unser Nachwuchs mal wieder von den älteren Spielern beim Karten spielen übers Ohr gehauen. Ich sah den jungen Tommy Aandewiel, wie er mit verschämtem Blick ein paar Scheine aus der Tasche fummelte.

„Nehmt ihn nicht zu sehr aus Männer“, rief ich nach hinten. „Sonst hat der arme Junge kein Geld mehr für die Rückfahrt.“ Allgemeines Gelächter. Die Stimmung war ausgelassen, was mich aber nicht weiter beunruhigte. Die Spieler hatten allen Grund gut drauf zu sein, sollten sie das Grübeln mir und meinem Stab überlassen. Denn ein, zwei Punkte stimmten mich in der Tat nachdenklich: Das Tommy überhaupt mit nach Asane fuhr, war dem Umstand geschuldet, dass sich Aksel Smith-Pedersen im letzten Vorbereitungsspiel am Hüftbeuger verletzte und mindestens die Hinrunde würde passen müssen. So kam Aandewiels Chance früher als gedacht.

Heier hatte mir zunächst in den Ohren gelegen, wir sollten nun unbedingt einen neuen Spieler verpflichten, doch Högmo konnte ihn davon überzeugen, dass Aandewiel den perfekten Back-Up für Jonassen abgab und wir das Geld lieber im Sommer ausgeben sollten, falls uns Spieler verließen. Zudem wüssten wir dann viel besser, wo das Team stehe und wo Bedarf besteht. Damit gab er sich zufrieden und Högmo und ich konnten nach Vestby den nächsten Jungspund ins Team aufnehmen.

Darüber hinaus grübelten Klaboe und ich nach wie vor über der Startformation. Neben Smith-Pedersen fehlte Lindström angeschlagen und auch Harletun hatte leichte Schwierigkeiten. Insgesamt wollten wir die letzten Trainingseindrücke abwarten, um uns festzulegen, wer starten sollte. Doch unsere Scoutingabteilung hatte bereits herausgearbeitet, dass Asane sich gegen Teams mit einer 4-4-2-Formation schwertun könnte. Dementsprechend legten wir auch den Fokus in der den Tag abschließenden Einheit.

„Wir sollten es wagen Jólly. Kjelsrud Johansen und Geelmuyden harmonieren perfekt zusammen. Dieser Sturm wird jeder Mannschaft Probleme bereiten.“ War Klaboes abschließendes Urteil. Dem ich dann auch traute. Vor allem, weil mein Bauchgefühl mir sagte, dass es eine gute Entscheidung wäre. Und so stellten wir folgende Elf Spieler zum Saisonstart auf:



Gerade sechs Minuten waren gespielt, da erwies sich mein Bauchgefühl als mieser Verräter. Nach einem leichten Ballverlust auf Höhe des Mittelkreises spielte es Asane blitzschnell und traf nach feiner Kombination. Wir waren komplett übertölpelt und ich merkte den Spielern in der folgenden Phase an, dass sich Unsicherheit breitmachte. Zwar hatten wir spielerisches Übergewicht und waren gut in den Zweikämpfen unterwegs, im letzten Drittel fehlten uns jedoch Ideen, um gefährlich in den Strafraum zu kommen.

Nach 25 Minuten hatte ich genug gesehen: „Joakim, schick Blarud zum warm machen. Wir stellen um.“ Wenige Minuten später nahm ich Kjelsrud Johansen, der eine unterirdische Passquote hatte, vom Feld und stellte auf unser gewohntes System um. Für die Spieler schien dieser Zug wie eine Befreiung zu sein. Mit Thompson Ekpe nun als 6 vor der Abwehr konnten die defensiven Flügel mehr nach vorn schieben und Drage und Farah waren ihrerseits freier. Bereits in der 33. Minute zeigte die Umstellung Wirkung, als Duman einen Pass in die Schnittstelle zu Geelmuyden spielte, der ansatzlos zum 1:1 einnetzte. Und noch vor der Pause hätten wir das Spiel drehen können, wäre Asanes Keeper nicht so glänzend aufgelegt gewesen.

Nur wenige Augenblicke nach dem Seitenwechsel machten wir unsere Sache dann besser. Über links dribbelte Drage in den Strafraum, wo Geelmuyden mit einem geschickten Laufweg die Abwehr auseinanderriss. Drage nutzte die entstehende Lücke und schloss trocken zum 1:2 ab. Ab da kannte das Spiel nur noch eine Richtung. Doch es dauerte bis zur 84. Minute ehe ich mich beruhigt in meinen Sitz fallen ließ.

Nach einem Doppelschlag führten wir mit 4:1. Erst hatte Thompson Ekpe einen Abpraller im Anschluss an eine misslungene Ecke aus 17 Metern in den Winkel gejagt, dann vollendete erneut Drage eine sehenswerte Kombination über insgesamt 14 Stationen. Wir hatten Asane förmlich ausgespielt und zerlegt. Nach dem Spiel feierte die Mannschaft ausgelassen in der Kabine; wir waren wieder Tabellenführer. Mir war natürlich bewusst, dass dies am 1. Spieltag keine Aussagekraft hatte, doch mit etwas Glück konnten wir die Welle der Aufstiegseuphorie weiter reiten. Dennoch blieben beschäftigten mich die taktischen Defizite weiter. Es würden noch viele lange Abende vergehen, ehe ich den optimalen Verbund im Mittelfeld finden würde, so viel war klar. Ebenso klar war, dass Asane noch kein Gegner mit Aussagekraft darüber war, wo wir im Ligavergleich standen. Das würde sich in den kommenden Partien ändern.

Asane IL - Fredrikstad FK 1:4 (1:1)
Tore:  Drage (2), Geelmuyden, Ekpe
SdS: Drage (8,8)
Gespeichert

Akumaru

  • Profi
  • ****
  • Offline Offline
Re: [FM20] Högmos Traum - Jungbrunnen von Skandinavien
« Antwort #32 am: 20.Januar 2021, 18:02:43 »

Endlich geht's weiter - und wie! Super Start!

juli

  • Hobbyspieler
  • **
  • Offline Offline
Re: [FM20] Högmos Traum - Jungbrunnen von Skandinavien
« Antwort #33 am: 20.Januar 2021, 22:04:19 »

top gestartet :) mit deinem Leihstürmer hast du ja ein Talent an Land gezogen!
Gespeichert

Jólly Eyjolfsson

  • Sesselfußballer
  • **
  • Offline Offline
Re: [FM20] Högmos Traum - Jungbrunnen von Skandinavien
« Antwort #34 am: 26.Januar 2021, 15:00:28 »

Danke an das super Feedback. Freut mich, dass es trotz der längere Pause fleißiger (weiter-)Leser gibt. Dann wird er euch der nächste Teil hoffentlich genauso gefallen. Nur so viel vor weg...es war eine schwierige Woche für meine Emotionen.

                                                                                                                   

Zwischentöne:


Am Morgen nach dem Spiel saß ich zufrieden in meinem Büro und sah mir einzelne Szenen des Spiels an, die mir Klaboe zur Analyse mit der Mannschaft immer aufbereitete. Ich spulte gerade zum dritten Mal die Entstehung des Gegentores zurück, als Henrik Kjelsrud Johansen seinen Kopf zur Tür hereinsteckte. Als Freund von stetem Austausch hatte ich alle Mitarbeiter zur Open-Door-Policy gedrängt, selbstverständlich wollte ich mit gutem Beispiel vorangehen.

„Komm nur rein Henrik“, sagte ich und pausierte den Fernseher, während mein Blick schon Richtung meines Mittelstürmers ging: „was kann ich für dich tun? Wenn du besorgt bist wegen deiner Auswechslung, kann ich…“

„Nein, Nein Chef. Darum geht es nicht.“ Ich hasste es unterbrochen zu werden, doch Henrik schien etwas schwer zu beschäftigen, darum sah ich darüber hinweg und hörte weiter zu. „Ich wollte mich dennoch für meine Leistung entschuldigen. War wohl nicht ganz bei der Sache“, sagte er, wobei er immer wieder nervös zu Boden blickte. Das sah ihm als gestandener Spieler, der er war, überhaupt nicht ähnlich.

„Ach schon vergessen. Ehrlich, du hast genug Kredit bei mir, das weißt du. Ich bin sicher, dass du eine wichtige Rolle spielen wirst.“
„Sehen Sie, das ist es ja. Es geht nicht um meine Rolle…jedenfalls nicht hier.“

Jetzt hatte er mich. Ich setzte mich gerade auf und sah ihm tief in die Augen: „Du willst also weg, ja? Ist das Angebt es denn wirklich wert?“ Ich gab mich keinen Illusionen hin, es gab sicher eine Menge Optionen für einen Spieler wie Henrik.

„Ja, allerdings. Drammen möchte mich unbedingt und ich habe auch schon mit den Verantwortlichen dort gesprochen. Es wäre eine unglaubliche Möglichkeit für mich, noch einmal in der 1. Liga anzugreifen. Herr Heier sagt auch, es wäre ein guter Deal für alle Seiten.“
„Tja, dann werde ich dir nicht im Wege stehen. Ich danke dir für alles, was wir gemeinsam erreicht haben. Ich werde dich nachher beim Training dann gebührend vor dem Team verabschieden.“

Mit einem letzten Gruß verließ Henrik mein Büro, ich bat ihn die Tür nun doch zu schließen. Schäumend vor Wut griff ich nach meiner Büroschere und feuerte sie quer durch den Raum. Nur knapp verfehlte ich das Fenster. Der Wechsel als solches torpedierte zwar meine Planungen für die Saison in hohem Maße, doch hatte ich vollstes Verständnis für meinen Spieler. Was mich allerdings ärgerte, war, dass ich wieder einmal als letzter von solchen Personalentscheidungen erfuhr. Für den Moment würde ich es schlucken müssen. Doch dabei konnte ich es nicht bewenden lassen.
Eilends rief ich bei Högmo an, der ebenso von dem Wechsel überrascht wurde.

„Wir brauchen nun dringend Ersatz Jólly!“, ermahnte mich Högmo. „In wenigen Tagen endet das Transferfenster.“
„Ich weiß, und am besten den gleichen Stürmertypen zu ähnlichen Bezügen“, sprach ich das offensichtliche aus, auch um mir selbst zu vergegenwärtigen, wie dringend es war. Wir hatten zwar mit Tögersen einen sehr talentierten Stürmer im Nachwuchs, ihm fehlte es jedoch noch deutlich an der nötigen Physis für den Seniorenbereich.
„Ich glaube, wir haben Glück im Unglück. Gestern rief mich der Berater von Alexander Ruud Tveter an. Als junger Spieler hatte er in der Eliteserien seine erste Schritte bei uns gemacht. Und nach einigen Irrungen, sucht er nun noch einmal einen neuen Weg für seine Karriere.“
„Lad ihn ein. Ich kenne seine Videos aus der Scoutingabteilung und will ihn mir im Training auf jeden Fall mal ansehen.“
„Alles klar, dann bereite ich die Gespräche mit seinem Berater auch vor und fädele alles andere ein. Heiers Spiel beherrsche ich auch.“

Mit mächtig Wut im Bauch beobachtete ich später am Tag das Team bei der Krafteinheit. Vor allem Geelmuyden und Harletun konnte ich die Enttäuschung über den Abgang von Kjelsrud Johansen deutlich ansehen. Mit seiner Erfahrung und seinem Charakter im Allgemeinen war er ein wichtiger Bestandteil der Mannschaftshierarchie, für die beiden jungen Stürmer darüber hinaus aber auch Integrationsbeauftragter und Lehrmeister. Ich dachte über Högmos Worte nach, Ruud Tveter war bereits 29 und hatte einiges an Erfahrung in die Waagschale zu werfen. Vermutlich hatten wir hier wirklich Glück im Unglück.

Jäh riss mich ein Schrei aus meinen Gedanken. Thompson Ekpe lag mit schmerzverzerrtem Gesicht unter der Schrägbank, die Hantel neben sich geworfen. Sofort eilte unser Physio zu ihm, nach einem kurzen Schreckmoment kam ich hinzu. Gemeinsam brachten wir den Spieler zur Untersuchung zum Mannschaftsarzt, die Einheit wurde abgebrochen.
Wie sich später im Krankenhaus herausstellte hatte sich Ekpe einen Riss der Bauchmuskulatur zugezogen – seine Ausfallzeit könnte bis zu 3 Monate dauern. Damit war mir eine wichtige Stütze mehr weggebrochen und meine Sorgenfalten wurden größer.

Seinen Höhepunkt fand dieser Tag allerdings am Abend, als mich unser Towart Havar Jenssen auf dem Weg nach Hause auf dem Parkplatz abfing. Er wolle mich ja nicht so überfallen, aber nach allem was heute passiert sei, mache er sich Sorgen um die Ziele des Teams.
„Havar, der heutige Tag war sicher für alle im Team ein Scheißtag. Aber glaube mir, ich bin nicht gewillt auch nur einen Milimeter von unserem Weg abzuweichen“, sagte ich und versuchte ihn damit etwas zu beruhigen. Was offensichtlich nur mäßig gelang.
„Ich glaube Ihnen ja. Wir haben schon viel erreicht zusammen und ich will ja auch hierbleiben. Aber, wenn wir den Kader nicht richtig verstärken, werden wir nichts mit dem Aufstieg zu tun haben.“

Vergebens versuchte ich ihm klar zu machen, dass das nicht so einfach wäre und ich durchaus den jetzigen Kader schon für stark genug hielte. Doch er argumentierte mit den finanziellen Möglichkeiten des Kaders, von denen Joacim Heier immer spreche und er sei überzeugt wir bräuchten noch mehr Qualität insbesondere im Mittelfeld.
Getrennter Meinung teilten sich unsere Wege für diesen Abend. Gefrustet lief ich zu meinem Wagen. Schlechter hätte der Auftakt zur Vorbereitung auf das erste Heimspiel nicht laufen können.
« Letzte Änderung: 26.Januar 2021, 16:45:42 von Jólly Eyjolfsson »
Gespeichert

Jólly Eyjolfsson

  • Sesselfußballer
  • **
  • Offline Offline
Re: [FM20] Högmos Traum - Jungbrunnen von Skandinavien
« Antwort #35 am: 26.Januar 2021, 15:04:56 »

OBOS-ligaen – 2. Spieltag

Am Spieltag saß ich angespannt auf der Bank und wartete auf den Anpfiff. Im Kopf spukten mir noch immer die Fragen der gestrigen PK im Kopf herum. Ob wir unsere Aufstiegshoffnungen nun begraben könnten, wurde ich gefragt. Und, ob ich mit einem qualitativ so dünnen Kader sehr unzufrieden sei. Ich verwies auf das vergangene Spiel, in dem weder Ekpe noch Kjelsrud Johansen so stark aufspielten, dass sie unersetzlich waren. Zudem habe jeder Spieler im Kader seinen Wert, auch wenn das für die Laien auf der Pressetribüne nicht immer gleich zu erkennen sei.

Meine Kabinenansprache war damit auch bereits erledigt. Ich musste meinem Team nur den O-Ton der Presse vorspielen und appellierte an jeden einzelnen, seinen Wert heute zu untermauern.
Obwohl Ruud Tveter bereits zum Team gestoßen war, ließ ich ihn für dieses Spiel noch außen vor. Zu groß war sein Trainingsrückstand – das 4-4-2 hatte sich damit zunächst erledigt und ich kehrte zum erfolgreichen System des Vorjahres zurück.



30 Minuten nach Anpfiff strahlte ich wie ein Honigkuchenpferd. Mit einem dicken Schulterklopfen an Klaboe, schritt ich die gesamte Bank ab und klatschte alle Spieler und Staff-Mitglieder ab, um anschließend richtig Pressetribüne zu grüßen. Meine Mannschaft lieferte vor über 6.000 Zuschauern, die beste Partie seit ich vor 14 Monaten in Fredrikstad meine Arbeit begann. Noch während meines Grußes an die Presse, jubelte das Team um mich herum erneut. Gerade hatte Drage zum 5:0 getroffen – in der 32. Minute – und damit seinen vierten Treffer des Tages erzielt.

Den ersten steuerte er bereits nach wenigen Minuten bei, als er eine abgeblockte Ecke vom Strafraumrand in den Winkel schweißte. Nach zehn Minuten erhöhte Geelmuyden nach feinem Steilpass von Duman. Anschließend kam die große Stunde von Thomas Drage: Innerhalb von zehn Minuten schnürte er einen Hattrick. Das absolute Highlight (wenn es das unter all den super Aktionen gab) war ein Solo über 50m, dass Drage mit vorherigem Tunnel eines Innenverteidigers und trockenem Abschluss krönte. 5:0 hieß es zur Pause und mein Team hatte die Antwort auf den schlechten Wochenstart und den daraus resultierenden Medienreaktionen gegeben. Leidtragende unserer Wut waren die Gäste von KFUM aus Oslo.

Die zweite Hälfte spielten wir weiter überlegen, aber meine Jungs hatten nun doch ein Nachsehen mit den Gästen. Wir waren weiter druckvoll, aber weniger zwingend vor dem Tor. Lediglich der eingewechselte Solberg konnte noch eine Duftmarke abgeben, als er in der 76. nach Konter zum 6:0 traf. Ich war rundum zufrieden und konnte das 6:1 für Oslo in der 91. Minuten mit einem Augenzwinkern verschmerzen. Eilig ging ich Richtung Presseraum, zur Nachbesprechung. Doch die Runde wurde kürzer als üblich, da sich niemand traute mir direkt eine Frage zu stellen und so beendete unser Pressesprecher die PK mit guten Wünschen für die Gäste.

Fredrikstad FK – KFUM Oslo 6:1 (5:0)
Tore:    Drage (4), Geelmuyden, Solberg
SdS:   Drage (9,9), Duman (4 Assist, 9,4)
« Letzte Änderung: 26.Januar 2021, 16:47:12 von Jólly Eyjolfsson »
Gespeichert

Akumaru

  • Profi
  • ****
  • Offline Offline
Re: [FM20] Högmos Traum - Jungbrunnen von Skandinavien
« Antwort #36 am: 26.Januar 2021, 17:12:43 »

Das war mal eine klasse Antwort des Teams!

Jólly Eyjolfsson

  • Sesselfußballer
  • **
  • Offline Offline
Re: [FM20] Högmos Traum - Jungbrunnen von Skandinavien
« Antwort #37 am: 27.Januar 2021, 09:21:20 »

OBOS-ligaen – 3. Spieltag

Am folgenden Spieltag stand ein weiteres Heimspiel an und wieder kamen mehr als 6.000 Zuschauer ins Stadion. Zumindest in diesem Punkt waren die Erwartungen der Vereinsführung erfüllt worden. Und auch in dieser Woche wollten wir das Publikum mit druckvollem Fußball unterhalten. Meine Aufstellung änderte ich nicht, einzige Änderung war das Bank-Debüt von Ruud Tveter, für den Harletun weichen musste, der nach wie vor noch etwas Trainingsrückstand hatte nach seiner späten Verletzung in der Vorbereitung.

Mit 4 Punkten aus den ersten Spielen waren die Gäste gut gestartet und so nahmen wir das Spiel durchaus ernst. Und in der Tat erwies sich Elverum als deutlich härtere Nuss, die zu knacken Geduld erforderte. Trotz des guten Starts igelte sich der Gast von Beginn an hinten ein, was uns genug Platz gab unser Spiel aufzuziehen. Doch bis auf ein paar Fernschüsse kam zunächst nicht viel dabei herum. Nach 20 Minuten dann schaltete Duman schneller als alle anderen und führte einen Freistoß im Mittelfeld blitzschnell auf Drage aus. Der kam über links in die Mitte und zog mit dem Selbstbewusstsein der letzten Spiele aus 20 Metern ab – unter Mithilfe des Torhüters landete der Ball im Netz.

Das Tor änderte jedoch wenig am Spielverlauf. Elverum hatte offensichtlich wenig Interesse daran sich am Spiel zu beteiligen. So rollten unsere Angriffe weiter auf die Abwehr zu, jedoch ohne die allerletzte Konsequenz. Wir hatten nahezu 60% Ballbesitz und lagen auch sonst in allen relevanten Statistiken vorn. Doch das zweite Tor wollte nicht fallen, was vor allem auch daran lag, dass der Gäste-Keeper seinen Patzer mehr als wieder weg machte.

So kam es in der 88. Minute, wie es so oft in solchen Spielen kommt. Als sich alle mit dem 1:0-Sieg angefreundet hatten, schlug Elverum zu. Ein langer Einwurf wurde vom hölzernen Mittelstürmer verlängert, sodass Elverums Mittelfeldmotor Holte Törasen von der Strafraumkante frei zum Ausgleich einschoss.
Ich war deutlich ernüchtert, konnte das Ergebnis als Teil des Prozesses aber verkraften. Wir waren weiter ungeschlagen und bestens in die Saison gestartet. Unserem Status als Underdog waren wir zwar bereits jetzt schon entwachsen, doch als direkten Aufstiegsfavoriten wollte ich uns dennoch nicht wahrgenommen sehen.
Im April erwarteten uns noch drei weitere Spiele: zunächst stand ein Auswärtsspiel im Pokal beim 4.-Ligisten Sola FK an; in der Folge werden wir uns mit den etablierten Mannschaften von Hamarkemaratene (A) und Sandefjord (H) messen. Dann werden wir auch wirklich wissen, wo wir stehen.

Fredrikstad FK - Elverum IL: 1:1 (1:0)
Tore: Drage
SdS: Drage (7,8)
Gespeichert

Jólly Eyjolfsson

  • Sesselfußballer
  • **
  • Offline Offline
Re: [FM20] Högmos Traum - Jungbrunnen von Skandinavien
« Antwort #38 am: 27.Januar 2021, 13:57:58 »

Norgesmesterskapet – 1. Runde

Die erste Pokalrunde bescherte uns ein Auswärtsspie bei Sola Fk, die in der vierten Liga spielten. In der Annahme, dass unsere bisherige Überlegenheit auf dem Feld sich auf das gesamte Team auswirken würde, hatte ich mächtig rotiert.
Gleich neun neue brachte ich aufs Feld, darunter Holst im Tor, Aandewiel und „Pipo“ Ferreira, die allesamt ihr Startelf-Debüt gaben. Lediglich Geelmuyden und Lindström blieben aus der eigentlichen Startformation erhalten; Lindströms stabilisierende Wirkung auf die Mannschaft mochte ich zu keiner Zeit missen. Immer öfter griff er steuernd in unser Spiel ein, mit einer bis dato Überragenden Passquote von 92%.

Und in der Tat lief das Spiel trotz der vielen Wechsel im Team, wie ein Pokalspiel laufen sollte – die höherklassige Mannschaft beherrschte Ball und Gegner nach Belieben von Beginn an. Nur der Weg in den Strafraum viel uns überraschend schwer. Zur Halbzeit verzeichneten wir 78% Ballbesitz, nach Torchancen stand es jedoch lediglich 5:0 für uns, wobei nicht ein Ball direkt auf das Tor Solas ging.

Zur 2. Halbzeit stellte ich auf höheres Pressing und vertikalere Spielweise um, mit Erfolg. Wir wurden zwingender und entwickelten stärkeren Zug vors Tor. Dennoch vertändelten wir noch zu oft leichtfertig den Ball. Allen voran Marius Hagen qualifizierte sich als erstes für einen Wechsel. Seine Unfähigkeit einfachste Pässe an den Mann zu bringen, war in diesem Spiel einfach zu offensichtlich. Mit ihm ging Geelmuyden, der sichtlich mit der aktuellen Taktung an Spielen zu kämpfen hatte. Für die beiden kamen Blarud und Harletun. Doch auch die Wechsel brachten nur wenig Besserung und so gingen wir über 120 Minuten – nicht gerade was ich mir vorgestellt hatte.
 
Ich gab letzte taktische Anweisungen und schickte meine schon sichtlich erschöpfte Mannschaft aufs Feld zurück. Doch auch die Spieler Solas hatten mit dieser Belastung so ihre Probleme. Mit der zweiten Luft erkämpften wir uns dennoch ein 2:0 und vermieden ein drohendes Aus im Efmeterschießen. Zunächst nickte Harletun eine feine Flanke von Solberg ein, ehe Lindström seine Leistung krönte und aus der zweiten Reihe zum Endstand traf. Ein hartes Stück Arbeit, trotz aller Überlegenheit meines Teams. Die nächste Runde würde ich definitiv ernsthafter angehen, dann sollte OBOS-Absteiger Notodden auf uns warten.

Sola FK – Fredrikstad 0:2 n.V. (0:0, 0:1)
Tore: Harletun, Lindström
SdS: Lindström (8,1)
Gespeichert

Jólly Eyjolfsson

  • Sesselfußballer
  • **
  • Offline Offline
Re: [FM20] Högmos Traum - Jungbrunnen von Skandinavien
« Antwort #39 am: 27.Januar 2021, 14:01:46 »

OBOS-ligaen – 4. Spieltag

„Es gibt einfach solche Tage, da will der Ball nicht rein. Und heute war so ein Tag; da hat sich allerdings auch fortgeführt, was in den vergangenen beiden Spielen schon im Ansatz zu sehen war. Unglücklicherweise haben wir dazu auch noch die nötige Konzentration in der Abwehr vermissen lassen. Wenn man den Verlauf sieht, hätten wir dieses Spiel nicht verlieren dürfen“, lautete mein Fazit in der PK zum Spiel bei Hamarkemaratene. Mit zerknirschtem Gesicht starrte ich in die versammelte Pressemeute und gratulierte meinem Gegenüber zum wichtigen Heimsieg. Gerade hatten wir 1:2 verloren, wobei der Gegner selbst nicht genau beschreiben konnte, wie er zu seinem Glück kam.

Dabei begann das Spiel selbst genau nach Plan: hohes Anlaufen und pfeilschnell in die Spitze, um möglichst geradlinig zum Abschluss zu kommen. Darauf hatten wir uns eingerichtet, um der hölzernen Abwehr des Gegners schnell die Grenzen aufzuzeigen. Bereits nach 17 Sekunden hatten wir diesen Plan umsetzen können: Blarud schickte Geelmuyden, der noch einmal für Drage quer legte – 1:0.
Danach schien der Kasten wie vernagelt; wie schon im Spiel zuvor. In den ersten 10 Minuten trafen nacheinander Drage, Geelmuyden und Aukland Aluminium. Was darüber hinaus bis zur Pause auf des Gegners Tor kam, entschärfte der Torhüter. Das alles wäre kein Beinbruch, wenn nicht im Gegenzug auch Hamarkemaratene zu einigen anständigen Chancen kam, begünstigt durch eklatante individuelle Fehler unserer Viererkette. In der 40. lieferte Lars Saetra den vorläufigen Höhepunkt, als er über einen einfachen Rückpass trat und Jonas Enkerud plötzlich frei vor Jenssen auftauchte. Mit 1:1 ging es in die Kabine und Hamarkemaratenes Spieler schienen selbst überrascht.

Trotz meiner Ermahnung zu mehr Konzentration, änderte sich an unserer Schludrigkeit absolut nichts. Nach vorne fehlte uns weiter das nötige Fortune und hinten überboten sich meine Jungs gegenseitig in Slapstickeinlagen. Ich nahm Birkeland und Saetra runter und brachte mit Asheim und Nielsen zwei Stabilitätsgaranten der letzten Saison – so dachte ich. Am Spielverlauf änderte sich wenig: Hasan Duman spielte mit der gegnerischen Abwehr nach Belieben und filetierte die Viererkette ein ums andere Mal mit geschickten Steilpässen. Nur verwerten wollte diese Vorlagen niemand. Und so hatte Hamarkemaratene das letzte Wort. In der 93. Minute spielten sie einen Verzweiflungsball in unseren Strafraum, wo sich Nielsen und Asheim gegenseitig behinderten und so erneut den Weg für Enkerud freigaben. Der Schiedsrichter pfiff gar nicht erst wieder an.

Fassungslos saßen Klaboe und ich noch minutenlang in der Kabine, nachdem längst alle Spieler im Bus saßen. „Was machen wir mit ihm? Er ist Kapitän und war letztes Jahr schon Führungsspieler“, spielte Joakim auf die Leistung von Mads Nielsen an.
„Ich weiß es ehrlich nicht. Das ganze Gerede von einem Wechsel hat ihn dermaßen aus der Konzentration gerissen. Er ist aktuell weder in der Lage die junge Truppe zu führen, geschweige denn unsere Abwehr zu stabilisieren“, entgegnete ich resigniert. Wie viele meiner Spieler hatte Mads reichlich Kredit, doch sein Formloch hielt nun schon eine Weile an.
„Ich werde ihn vorläufig nur von der Bank bringen. Lars und Phil bleiben gesetzt.“
Klaboe schien noch etwas auf der Zunge zu liegen, was er sich nicht auszusprechen traute.
„Nur zu, Joakim. Du weißt wir können immer offen reden“, ermutigte ich meinen Co-Trainer in dem Glauben, dass dies nicht hätte nötig sein müssen.
„Die Sache ist die, es wird immer offensichtlicher, dass seine Schnelligkeitsdefizite unserer Spielweise entgegenstehen. Ich fürchte wir müssen uns eher früher als später ohnehin von ihm trennen. Will sagen, wir sollten darüber nachdenken, die Binde weiter zu geben.“
Das schien mir übereilt, aber ich nahm die Anregung mit in den Bus und das Thema beschäftigte mich die komplette Rückfahrt – hatte ich womöglich doch einige Fehler in der Kaderzusammenstellung gemacht?

Hamarkemaratene – Fredrikstad FK 2:1 (1:1)
Tore: Drage
SdS: Duman (9,0)
Gespeichert