01.01.2036, Sheffield, EnglandChampionship. Endlich.
Wir gehen voller Optimusmus in diese neue Saison - Zielsetzung ist es, ein Mitmischen im Abstiegskampf zu vermeiden.
Die Medien und insbesondere die Buchmacher sind durchaus geneigt, uns da zuzustimmen:
Das erste Mal seit gefühlt einer Ewigkeit haben wir keinen großen Umbruch im Kader, obwohl uns mit
Toth, Belcher, Elkins und
Smart vier Spieler verlassen. Allerdings spielte von diesen nur
Toth eine regelmäßige Rolle auf dem Feld.
Für die Kiebietze gibt es beim ersten Mannschaftstraining auch nur zweieinhalb Neue zu bestaunen.
Zum einen
Trevor Carr, der nur ein halber Zugang ist, weil er aus der U23 hochgezogen wird. (Gleichzeitig geben wir
John Amos per Leiihe an den League-Two-Verein
Oxford United ab.)
Der Franzose
Bouchiba ist dagegen ein echter Neuzugang, der Rechtsverteidiger soll vor allem
Busumbru Beine machen, da dieser mangels echter Konkurrenz sehr durchwachsene Leistungen ablieferte. Dass der Neue mit seiner unglaublichen Antrittsschnelligkeit perfekt in unseren Konterfußball paßt, versteht sich von selbst. Hoffen wir jedenfalls.
Der andere Neuling ist ein absoluter Sensationscoup, dessen erfolgreicher Transfer uns auf die Titelseiten nicht nur der regionalen Presse brachte.
Marco Antonio Cárdenas ist ein englisches Sturmjuwel, das wir kurz nach seinem 18. Geburtstag erfolgreich vom
Reading FC loseisen - dank einer Ausstiegsklausel von ehrlich gesagt lächerlichen 1 Million Euro.
Wir stechen mit dem Versprechen von Championship-Fussball (als Stammkraft) diverse Premier-League-U23-Angebote aus - und was uns besonders freut:
Cárdenas lehnt auch einen Wechsel zu
Sheffield United ab!
Obwohl wir das normalerweise vermeiden, müssen auch wir allerdings eine Ausstiegsklausel (über ebenfalls lächerliche 7,25 Millionen Euro) im bis 2038 laufenden Vertrag akzeptieren. Gezogen werden darf diese bis Saisonende 2037 von Vereinen, die in einer höheren englischen Liga spielen.
Cárdenas ist offensiv allroundtalentiert, lediglich die Kopfballstärke geht ihm ein wenig ab - dafür ist er aber ein passsicherer, mutiger, dribbel- und nervenstarker Teamplayer, der nicht zuletzt auch physisch eine Präsenz mitbringt, die für einen Stürmer seines Alters einfach herausragend ist. Seine Abschlussstärke ist das i-Tüpfelchen auf einem Zugang, der auf einen Schlag alle anderen zentralen Angreifer im Kader von der Pole Position verdrängt.
Vorschau:
Cárdenas schlägt ein wie die sprichwörtliche Bombe und entwickelt sich innerhalb eines halben Jahres zu einem der absoluten Kernbestandteile des Kaders - und er ist der erste Spieler, den ich seit seligen
Escher Tagen erlebe, der imstande ist, die Rolle eines kompletten Stürmers vernünftig auszufüllen ...
Ein weiterer Coup gelingt uns im Trainerstab, wo wir die
Manchester-United-Legenden
Paul Scholes (61) und
Phil Neville (58) als Assistenztrainer gewinnen können.
Im Verein geht das Gerücht, dass Eigner
Culshaw ihnen - zu ihren bereits üppigen Trainergehältern - noch je eine siebenstellige Summe Beraterhonorare zahlt...
Je näher die Saison rückt, desto aufgeregter werden wir samt unseren Fans. Denn die Championship hält etliche traditions-, spannungs- und rivalitätsgeladene Derbies für uns bereits.
Rotherham United.
Barnsely FC.
Nottingham Forest.
Und vor allem:
Sheffield United. Die verhaßten "
Blades" und wir - das ist eine Rivalität, die seit fast 150 Jahren gehegt und gepflegt wird.
Die United-Anhänger haben die
Owls in den letzten Jahrzehnten, in denen
Wednesday mehr und mehr abgehängt wurde, permanent mit Hohn und Spott übergossen. "Lame Owls" ist noch der harmloseste Schmähname, den sie uns verpaßt haben.
Dabei sollten sie ganz ruhig sein. Wenn sich die Eigentümer von Bramall Lane nicht mit
Wednesday über den Mietpreis für den Rasenplatz gestritten hätten und
Wednesday nicht in der Folge dieses Streits in den Vorort Owlerton im Nordwesten Sheffields umgezogen wäre ... dann hätten eben diese Eigentümer nicht 1889
Sheffield United gegründet.
United hat ja nichtmal einen eigenen Spitznamen erfinden können. Denn wie hieß
Wednesday vor dem Umzug? Richtig, "Blades"! Der neue Spitzname "
Owls" kam dann erst nach dem Umzug nach Owlerton.
Sei es wie es sei, in den vielen vielen Jahren der Rivalität waren die Duelle immer heiß umkämpft und bisher hat keine Seite ein deutliches Übergewicht bei den Siegen erringen können.
Dennoch - oder gerade deswegen - haben alle beteiligten die Ligaduelle im Oktober und Dezember schon einmal dick und rot in den Kalendern markiert.
Aber bevor die Ligasaison startet, haben wir selbstverständlich noch etwas Zeit für einige Testspiele. Diese geben allerdings kwenig Aufschluss über unsere Leistungsfähigkeit - insgesamt 38 - 0 Tore in 5 Partien, darunter zum krönenden Abschluß ein 7-0 gegen den dritten bedeutungsvollen Sheffielder Verein:
Sheffield FC, der älteste noch existierende Verein der Welt.
Unser neuer Sturmtank
Gárdenas ist da noch nicht mit von der Partie, er kommt mit einer Verletzung zu uns und wird erst im zweiten Ligaspiel das erste Mal in der Formation stehen.
Dann wirds ernst - wir starten mit einem Gastspiel bei Absteiger
Brighton & Hove Albion, gefolgt von einem Heimspiel gegen Abstiegskandidat
Accrington Stanley. Danach fordern uns nacheinander
Bristol City,
Plymouth Argyle und
Middlesbrough FC, die allesamt in die Mitte oder gar obere Mitte des Tableaus gehören. Wir rechnen realistisch mit 4, vielleicht mit etwas Glück 6 Punkten nach diesem Auftakt.
Am Ende sind es 11 und wir sind nach 5 Ligaspielen Tabellendritter. Unser 4 1 1 3 1 mit Konteransatz scheint auch in der Championship zu funktionieren, defensiv sind wir selbst gegen Spitzenmannschaften wie
Brighton und
Middlesbrough absolut konkurrenzfähig. Und wenn unsere Sturmreihe
Powell (
Noce, Richardson) -
Cárdenas (
Clancy, Blake) -
Noah (
Blake, Richardson) nicht komplett aus dem Spiel genommen wird (wie es den beiden genannten Mannschaften gelingt) dann sind wir vorn auch nicht zu stoppen. 11-1 Tore (bei 2x 0:0) sprechen eine überdeutliche Sprache.
Dass wir inmitten dieser phänomenalen Anfangsphase auch noch die ersten beiden League-Cup-Spiele für uns entscheiden, paßt wunderbar ins Bild.
Dass es nicht die ganze Saison so weiter gehen wird, ist uns natürlich klar - und so trifft uns der durchwachsene September nicht so hart wie einige unserer Fans, die nach den ersten Ligaspielen schon den vierten Aufstieg im vierten Jahr unter meiner Führung herbeiphantasieren.
Wenn man die Euphoriebrille mal absetzt, ist der September für einen Aufsteiger sogar ein höchste respektabler Monat.
Zum Auftakt gibts erneut ein 0:0, diesmal gegen
Chrystal Palace. Wir stehen wiedermal defensiv sicher, versäumen es aber, unsere zwei wirklich guten Kontermöglichkeiten sauber zuende zu spielen.
Dann müssen wir gegen
Manchester United zu einem Testspiel ran - wollt ich eigentlich nicht, aber die sind seit Juli völlig überraschend unser Partnerverein und meine Versuche, diese Partnerschaft umgehend zu beenden, schlugen mit Verweis auf eine Kündigungsfrist fehl. Erst zur neuen Saison können wir aus dem Vertrag raus.
Das Testspiel verlieren wir nach höchst respektabler Leistung knapp mit 0:1.
Das erste von vielen Derbies in dieser Saison gegen den
FC Barnsley gewinnen wir dagegen knapp und äußerst glücklich mir 2:1. Doppeltorschütze
Noah steht beim 1:0 knapp im Abseits, beim 2:1 in der 94. Minute hat der Schiri eigentlich schon die Pfeife zum Mund geführt, um abzupfeifen, läßt dann aber doch noch diesen einen letzten entscheidenden SAngriff zu ende spielen.
Kein Wunder, dass die
Barnsley-Trainerbank nach dem Spielende vor Wut schäumt.
Der
Gillingham FC, wo wir eine Woche später gastieren, wird sich erst recht verarscht vorkommen. Die führen nach 30 Minuten gegen eine - ich kanns nicht anders sagen - desolate Gästemannschaft mit sage und schreibe 3:0, um schlußendlich in der 97. (!!!) doch noch den Ausgleich zu kassieren.
Und das Unglaublichste:
Der Torschütze des Ausgleichs ist
Ben Barlow. Der Ex-Kapitän ist eigentlich nur noch als Nummer vier auf dem rechten Offensivflügel eingeplant und nur in den Spieltagskader gerutscht, weil sich sowohl
Blake als auch
Lane verletzt haben. Im Spiel sitzt er bis zu 94. Minute auf der Bank, dann humpelt auch noch
Christian Noah (der seit
Cárdenas' Verpflichtung auf den rechten Flügel gewechselt ist) vom Feld und
Barlow kommt zu seinem ersten Einsatz in der Herrenmannschaft seit fast einem halben Jahr. Und er benötigt exakt 2 Ballkontakte, um mit der letzten Aktion des Spieles doch noch einen Punkt für
Sheffield Wednesday zu sichern.
Dass wir im Drittrundenspiel des League Cups bei
Bradford City dann auch noch die Lotterie "Elfmeterschießen" gewinnen, nachdem wir 115 Minuten lang die schlechtere, allerdings auch defensivstarke, Mannschaft waren und nur per Elfmeter zum Ausgleich kommen konnten, ist irgendwie folgerichtig.
Zum Monatsabschluß müssen wir dann wieder gegen
Norwich City ran, diesmal auswärts und in der Liga.
Und da ist unser Glück dann aufgebraucht. Wir sind eigentlich sogar richtig gut im Spiel, jedenfalls deutlich stärker als bei
Bradford, aber irgendwie bekommen wir
Norwichs Sturm nicht in den Griff.
Dreimal gehen sie in Führung, dreimal gleichen wir aus. Dem 3:4 in den 88. Minute haben wir dann aber nichts mehr entgegenzusetzen.
Oktober. Der Monat, in dem wir vier von fünf Ligaspielen gewinnen und am Monatsende dennoch unzufrieden sind. Warum?
Ganz einfach - erstens sind mehrere die Siege wieder mal sehr glücklich (die Siegtreffer gegen
Brentford und
Cardiff fallen in der 87. bzw 86. Minute). Zweitens scheiden wir total unnötig (!) bei
Chelsea (!!) aus, weil wir keine unserer 6 dicken Konterchancen (!!!) ins Tor bekommen und im Gegenzug eines dieser Konter den spielentscheidenden Treffer kassieren.
Am schlimmsten aber: wir fiebern seit Monaten dem Heimspiel gegen
Sheffield United entgegen, freuen uns einen Ast, dass die in der Liga kein Bein auf en Boden bekommen und zwischen 15. und 20, Platz pendeln ... und im Derby kaufen sie uns dermaßen den Schneid ab, dass wir uns danach bei Abwehrchef
Hyland (der einen Schuß mit der Fußspitze von der Linie kratzt) und vor allem bei Keeper
Douglas (der etliche Chancen bravourös zunichte macht) für den einen Punkt bedanken müssen. 0:0. Ein gutes 0:0, aber dennoch nur ein torloses Unentschieden.
Im November stehen dank Länderspielpause lediglich vier Ligaspiele an - und es hätte nicht viel gefehlt und wir hätten nur einen einzigen Punkt aus diesen vier Spielen geholt.
Beim Tabellenvierten
Swansea haben wir nicht den Hauch einer Chance und gehen mit 0:2 baden. Über ein 0:5 hätten wir uns auch nicht allzulaut beschweren dürfen, aber zum Glück haben wir ja
Sean Douglas im Tor. Es ist unglaublich, wie gut und konstant dieser Jungspund schon ist.
Danach empfangen wir zum nächsten Derby
Nottingham Forest. Die Gäste halten uns 92 Minuten lang erfolgreich vom Kasten fern, können aber
Powells Siegtor in der 92. Minute nach Sololauf
Blake auf der rechten Seite und nachfolgender butterweicher Flanke über die gesamte Verteidigung hinweg, exakt auf
Powells heranfliegenden Kopf (samt Körper, glücklicherweise, wäre sonst ne ziemliche Sauerei geworden), nur bestaunen.
Zuhause gegen
West Bromwich Albion verlieren wir dann verdient mit 0:1, ehe wir zum letzten Novemberspiel nach
Stoke müssen.
Stoke City ist zu diesem Zeitpunkt Tabellenzweiter und dementsprechend selbstbewußt. Unsere Defensive steht allerdings bombensicher und als uns
Richardson (der den angeschlagenen
Powell vertritt) in der 74. in Führung bringt, liegt kurz eine Sensation in der Luft. In den folgenden 16 Minuten demonstriert
Stoke allerdings, warum sie zum engsten Kreis der Aufstiegsanwärter zählen - sie ziehen die Zügel und das Tempo merklich an, kommen innerhalb von 180 Sekunden zum Ausgleich und scheitern in den letzten 17 Minuten des Spiels (inklusive Nachspielzeit) nicht weniger als sieben Mal an
Douglas, Pfosten (1x) oder Latte (2x)!
Dezember.
Auf den Straßen Sheffields liegt knöchelhoch der Schnee, als wir bei
Derby City ein verdientes 1:1 erkämpfen.
Und nachdem wir im nächsten Spiel
Swindon Town mit 3:1 schlagen, sind wir plötzlich Vierter, mit nur einem Punkt Rückstand auf den Tabellenzweiten
Brighton & Hove!
Das bekommt den Jungs irgendwie nicht so gut, denn beim Abstiegskandidaten
Rotherham - ein weiteres Derby - verlieren wir trotz bester Chancen mit 1:2.
Damit nicht genug, verlieren wir auch das nun folgende Heimspiel gegen Tabellenführer
Huddersfield.
Ich habe genug gesehen und ziehe den Schattenstürmer in Mittelfeld, so dass wir nunmehr mit einem eher langweilig-klassischen 4 1 2 3 auflaufen, wobei die beiden Mittelfeldspieler vorrangig Defensivaufgaben bekommen.
Die Wirkung ist augenscheinlich - wir überrollen
Ipswich Town mit 4:0 und fühlen uns gut gerüstet für das zweite "Spiel des Jahres" -
Sheffield United gegen
Sheffield Wednesday!
Und es wird ein absoluter Fussball-Leckerbissen.
Beide Mannschaften präsentieren sich in Topform, was besonders bei
United, die immer noch nur 16. sind, nicht selbstverständlich vorausgesetzt werden konnte.
Noces Gästeführung egalisieren die Hausherren nach 22 Minuten mit einem unwiderstehlichen Flügelangriff, danach wogt das Spiel pausenlos hin und her, beide Teams gönnen sich keinerlei Atempausen.
Besonders auffällig - es wird mit harten Bandagen, aber fair gekämpft - die drei gelben Karten muß man nichtmal unbedingt geben.
Beide Torhüter haben einen absoluten Sahnetag und bringen zusammen mitden jeweiligen Abwehrreihen die Stürmer beider Mannschaften ein ums andere Mal zur Verzweiflung.
Es läuft bereits die 82. Minute, als
United wieder einmal über ihre rechte Seite nach vorn drängt.
Der junge
Teschi läßt sich von
Noce kurz hinter der Mittellinie den Ball abluchsen.
Noce nimmt den Kopf hoch und schlägt aus dem Fußgelenk einen Zuckerpaß auf den genau im richtigen Moment in den Strafraum startenden
Cárdenas, der seinem Bewacher mit drei großen Schritten enteilt, den Ball erreicht, als dieser gerade auftippt und ihn in einer fließenden Bewegung am völlig verdutzen Torhüter vorbei in die Maschen zimmert.
12 Minuten - und einige wütende United-Angriffe - später hat
Sheffield Wednesday das ewige Duell
United -
Wednesday zumindest für eine Saison zu seinen Gunsten entschieden und
Piero Noce und
Mario Antonio Cárdenas sind neue Derbyhelden.
Drei Tage später - am 29.12.2036 - macht sich
Piero Noce bei den Fans noch ein bißchen beliebter, indem er ein wild umkämpftes Spiel gegen
Swansea City mit seinem Treffer zum 3:2 in der 92. Minute zu unseren Gunsten entscheidet.
Damit geht Aufsteiger
Sheffield Wednesday als Tabellenvierter mit komfortablen 46 Punkten in das Jahr 2036.
Bei jetzt schon 33 Punkten Vorsprung auf Rang 22 sollten die Owls mit dem Abstieg nichts zu tun haben - womit das Saisonziel schon erfüllt ist.
Alles, was jetzt noch kommt, ist also Bonus.
Ganz nebenbei haben wir schon vor einigen Wochen die Verpflichtung des jungen Walisers
Chris Logan festgezurrt. Dieser soll im zentralen und im defensiven Mittelfeld langsam an die erste Mannschaft herangeführt werden, da es immer deutlicher wird, dass
Banahene den Sprung auf Championshipniveau eher nicht mehr schaffen wird.
Wir gehen also wieder mal ziemlich entspannt in die restliche Rückrunde und harren der Dinge, die da kommen.
Und als erstes kommt unser Einstieg in den FA Cup - Heimspiel gegen
Brighton & Hove!