@Akumaru: Danke! Ich hab die Meldung so halt noch nie wahrgenommen und war ein bissl entsetzt. War aber Fehlalarm, siehe unten.
@Lumpi: Danke! Das eine oder andere Jährchen bleibt Henri sicher noch in Echternach - und dann muß man mal schauen, was die Angebotsfront so hergibt.
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15.06.2025, Echternach, LuxemburgWas für eine Saison.
Dabei sieht es im Juni 2024 zuächst eher finster aus für unser Abenteur Eirepromotioun.
Der erneute Wechsel an der Vereinsspitze zieht sich von Mai bis Ende Juli hin, die dadurch verhängte Transfersperre tut uns richtig weh, da keine Verstärkungen realisiert werden können.
Und Verstärkungen wären sooo nötig!
Alex Teixeira und Jeff Lascak, unser kongenialer Doppelsturm, zeigt in den Vorbereitungsspielen einen deutlichen Leistungsabfall im Vergleich zu den Vorsaisons. Die etatmäßigen Backups Watanabe und Joao Schmit fallen langzeitverletzt aus (Kreuzbandriß und Wadenbeinbruch) - und dahinter kommen nur noch Jugendspieler, die selbst in der U19 nicht auffällig gut sind.
In der Mittelfeldzentrale klafft durch Casafinas Karriereende eine deutliche Lücke, alle seine Backups sind entweder noch nicht auf seinem Leistungsniveau oder verletzt.
Und in der Abwehr? Da haben wir seit 3 Jahren keine eingespielte Viererkette mehr, da keine Formation länger als eine Transferperiode Bestand hat.
Wir gehen also mit deutlichen Sorgenfalten durch die Vorbereitungsphase und drücken alle Daumen, dass die Transfersperre bald aufgehoben werden möge.
Am 17. Juli, mithin 13 Tage vor Ende der Transferperiode, kurz vor knapp also, ist die Hängepartie endlich durch.
Steve Peiffer, der Sonnenkönig von Echternach, übergibt offiziell den Staffelstab an Loris Mangen, den Vorstand eines Konsortiums, das sich zum Ziel gesetzt hat, "den DCE 21 nach vorn zu bringen".
Zu diesem Behufe bestätigen die neuen Chefs entgegen ihrer markigen Aussagen einen gewissen Henri Schmit als Trainer, pumpen die exorbitante Summe von 9000 Euro in den Verein und beschränken sich ansonsten auf Symbolpolitik - sie erhöhen das Transferbudget auf 250.000 Euro.
Super Idee, bei einem Gesamtbarvermögen von 123.000 Euro!
Überhaupt erweisen sich etwaige Hoffnungen, die der eine oder die andere vielleicht mit diesem Vorstandswechsel verbunden hat, als Luftschloß.
Steve Peiffer bleibt nämlich schön auf seinem bequemen Bürostuhl sitzen, da Mangen ihn
"in Ermangelung eigener freier Kapazitäten vorerst kommissarisch im Amt" beläßt.
Was das im täglichen Umgang bedeutet, erfahre ich ganz konkret zwei Tage später.
Ich erdreiste mich, den neuen alten Präsidenten mit ein paar Fragen zur immer maroderen Infrastruktur zu behelligen:
"Trainingseinrichtungen?" - "Nein."
"Jugendtrainer?" - "Non."
"Jugendtrainingsplatz?" - Njet."
"Besseres Nachwuchsscouting?" - Nope."
"Irgendwas?" - "Moment ... ich schau mal ... Nö!"Gerade als ich hochrot anlaufe und platzen will, teilt mir der Herr Präsident nonchalant mit, dass seit heute eine Partnerschaft mit einem anderen Luxemburger Verein bestehe.
Dieser Verein verfüge über exorbitant ja geradezu unverschämt hochmoderne Infrastruktur, um die uns selbst Real Madrid oder doch zumindest Hacke Spitze Niederkaltenkirchen beneiden würde.
Und diese Infrastruktur - naja, zumindest die Trainingsplätze - dürfen wir ab sofort kostenlos mitbenutzen, dafür kommen wir einmal im Jahr zu einem Freundschaftsspiel vorbei und Schifflingen behält die ganze Eintrittskohle.
Ich bin einen Moment sprachlos, schlucke, schüttele mich und frage dann, immer noch völlig perplex:
"Und mit welchem Verein partnern wir seit heute?"
"Schifflingen."Schifflingen, aha. Na da wird sich die Mannschaft aber freuen, an jedem Trainingstag zwei mal 60km fahren zu dürfen. Am besten lassen wir sie mit dem Fahrrad fahren, dann können wir die Kosten für den Fitnesstrainer auch gleich noch einsparen. Das denke ich mir aber feigerweise nur.
"... Äh ... toll! Schifflingen ist ja für eine wirklich gute Jugendarbeit bekannt, profitieren wir da auch irgendwie von?"
"Was?! Sind Sie eigentlich nie zufrieden, Sie Gierschlund?! Raus!!"Immerhin wirft er keine seiner teuren chinesischen Vasen nach mir, mit denen er das Büro "verschönert" hat.
Unabhängig von irgendwelchen Vorstandslappalien arbeiten wir ab dem Nachmittag des 17.07. mit allen verfügbaren Mitteln an der Verstärkung der Mannschaft.
Und wir können tatsächlich noch drei echte Kracher an Land ziehen.
Also kleine Kracher, Echternach-Liga. Messi oder Ronaldo wechseln also nicht nach Ostluxemburg, die wären mir mit Ende dreißig aber auch nicht willkommen.
Wir verpflichten stattdessen einen pfeilschnellen Stürmer, der mal wieder Schmit heißt. Erwähnte ich schonmal, dass Schmit der mit Abstand häufigste Nachname in Luxemburg ist?
Dieser Schmit heißt Patrick, hat einen platzierten Schuß und überzeugt im einzigen Testspiel, das wir vor der Kaufentscheidung zur Verfügung haben, mit vier Toren in 25 Minuten.
Was er nur mangelhaft kann, sind Kopfbälle - aber da wir unter meiner Ägide noch nie auf hohe Flanken gesetzt haben, nehmen wir das mal in Kauf und verpflichten den Guten für völlig überteuerte 500 Euro. Bleiben also nur noch 249.500 Euro im Transferbudget, da müssen wir uns wohl ab sofort ein bißchen einschränken.
Die nächste Verpflichtung ist Leon Schmit, der im zentralen Mittelfeld die Fäden ziehen und also Casafina ersetzen soll:
Und zu guter letzt gelingt uns - wenn es schon keinen guten Abwehrspieler giibt - mit dem Transfer des französischen Torhüters Ilyas Izri noch ein kleiner Coup:
Dann ist die Vorbereitung vorbei und es beginnt das Abenteuer Zweite Liga.
Wobei ein anderes Abenteuer zu diesem Zeitpunkt bereits wieder vorbei ist - die erste internationale Teilnahme des DC 1921 Echternach nämlich.
Alle Journalisten sind sich einig, dass wir die erste Runde nicht überstehen werden - aber es kommt dann doch ein bißchen anders:
Das schlußendliche Ausscheiden ist zwar schade - zumal wir nicht wirklich chancenlos, sondern nur im Abschluß glücklos sind, und zwar in beiden Spielen - aber wir haben eine sehr ausdrückliche Duftmarke gesetzt und springen am Ende der Saison auch wegen dieser Spiele mal eben um über 200 Plätze auf Rang 816 der UEFA-Rangliste.
Und neben den schönen Erfahrungen und dem Stolz, das kleine Luxemburg auch als Zweitligaaufsteiger sehr würdig vertreten zu haben, trösten uns auch über 400.00 Euro Einnahmen aus Prämien und Eintrittsgeldern.
Die Finanzierung des DCE ist somit auf Jahre hinaus gesichert, wenn wir nicht wie ein gewisser schwarzgelber deutscher Bundesligist Anfang des Jahrtausends auf Krampf versuchen, schneller zu wachsen als gesund ist.
Der warme Geldregen in der Conference League läßt uns finanziell auch das diesmal vergleichsweise frühe Ausscheiden in den beiden Pokalen verschmerzen, wo jeweils in den Viertelfinals Endstation ist.
Und die Liga?
Die Experten sehen uns unter den ersten fünf, und das schaffen wir auch, irgendwie.
Nach dem 5:2 gegen Wormeldingen am 23. Spieltag steht fest, dass der DCE 1921 Echternach exakt 110 Jahre nach dem Abstieg aus der Nationaldivisoun in die zweite Erstligasaison seiner Vereinsgeschichte gehen wird.