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Autor Thema: [beendet] [FM 20 Journey, aktuell: Sheffield Wednesday] ...for victory  (Gelesen 12331 mal)

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Kapitel 0 - Inside the wire


15.04. 2016, Aldershot, England


„… ergeht folgendes Urteil:
Der Angeklagte Ryan Williams, wohnhaft in Aldershot, wird wegen fahrlässiger Körperverletzung, Führen eines Kraftfahrzeugs unter Alkoholeinfluß und unerlaubter Entfernung vom Unfallort zu einer Haftstrafe von 2 Jahren verurteilt, die zur Bewährung ausgesetzt wird. Die Bewährung ist mit der Auflage verbunden, dass der Angeklagte während der gesamten Bewährungsfrist einer ehrenamtlichen Tätigkeit nachkommt, die der Zustimmung seines Bewährungshelfers bedarf. Der Führerschein wird dem Angeklagten dauerhaft entzogen.

Zur Begründung: das Gericht sieht es als erwiesen an, dass Herr Williams am Abend des 23.01.2016 - unter erheblichem Alkohol-Einfluß stehend -  in der Churchill-Straße in Aldershot den Pensionär Lewis Davenport mit seinem Fahrzeug erfaßte und ihm dabei schwere Verletzungen der unteren Gliedmaßen und der Rippen beibrachte. Danach entfernte sich Herr Williams vom Ort des Geschehens.
Strafverschärfend wirkte der Umstand, dass dies bereits der zweite Unfall unter Alkoholeinfluß war, den der Angeklagte verursachte.
Strafmildernd hingegen wirkte sowohl die Tatsache, dass sich der Angeklagte zeitnah selbst stellte als auch die während der Verhandlung glaubhaft gezeigte Reue – und natürlich der Umstand, dass der Angeklagte sich zwischenzeitlich freiwillig einem Alkoholentzug unterworfen hat.
Gegen dieses Urteil sind die üblichen Rechtsmittel zulässig.
Die Verhandlung ist geschlossen.“


Auch wenn ich im gesamten Verlauf der Verhandlung ein bißchen darauf gehofft hatte, dass ich um eine Haftstrafe vielleicht herumkomme – mir fällt eine zentnerschwere Last von den Schultern. Das Urteil „milde“ zu nennen, ist eine Untertreibung.
Ich atme einmal tief durch und bedanke mich dann stammelnd vor Glück bei meinem Strafverteidiger, der meine Worte ohne große Regung, lediglich mit einem knappen Kopfnicken, zur Kenntnis nimmt und mich dann im wahrsten Sinne des Wortes stehenläßt. Dr. Miller hat einen guten Job gemacht, das muß ihm der Neid lassen – aber dass er weder Sympathie für meine Person noch für meinen Beruf übrig hat, war ab dem ersten Moment seiner Tätigkeit klar. Für ihn bin ich ein verwöhnter, lebensuntüchtiger Rüpel.
Bloß gut, dass er nicht mein Bewährungshelfer ist!
A propos „Bewährungshelfer“ – der schlaksige Mittdreißiger mit dem irisch-roten Wuschelhaar und der John-Lennon-Gedächtnis-Nickelbrille, der jetzt auf mich zusteuert, IST mein Betreuer Steve Willikins, wie ich drei Sekunden später erfahre.
„Ryan, wir werden in den nächsten beiden Jahren sehr viel miteinander zu tun haben – ich denke, wir sollten also gleich zum Du übergehen. Deal?“
„Deal“
, nicke ich.
„Hör zu,“ fährt Steve fort, “ich hol mir jetzt rasch die Unterlagen vom Gericht – da ist auch die Liste der Tätigkeiten dabei, die für Dein Ehrenamt akzeptabel sind. Warte kurz, ich bin gleich wieder da und dann reden wir in Ruhe.“

20 Minuten später. Wir sitzen in einem kleinen Café, keine 100 Meter vom Gerichtssaal entfernt. Steve hat mir zuerst die ganzen rechtlichen Voraussetzungen und Rahmenbedinungen erläutert, in und unter denen ich mich in den nächsten 2 Jahren bewegen werde. Ich bin ehrlich gesagt immer noch wie betäubt, es fühlt sich einfach unwirklich an, dass ich in Freiheit bleiben werde.
Aber ich kann mich noch nicht in Ruhe mit diesem Gedanken und mit den Konsequenzen des heutigen Tages beschäftigen, denn jetzt sitzen wir über der Liste von offenen Stellen, die in der Umgebung von Aldershot ehrenamtlich zu besetzen sind. Und mich beschleicht ziemlich schnell das Gefühl, dass die Bewährungszeit kein Spaß wird …. Es werden in der überwiegenden Mehrzahl Altenpfleger, Streetworker-Assistenten, Laubfeger, Graffiti-Entferner, Alte-Leute-Bespaßer und so weiter gesucht. Das ist doch alles nix für mich!
Erste Seite – nix. Zweite Seite – auch nix. Dritte Seite – wieder ni … „Oh warte mal!“, stoppe ich Steve, als er gerade umblättern will. „Was ist denn das da?“
Wir schauen zusammen genauer hin.
Vorletzte Zeile: „Jugendtrainer-Assistent U 19, Bookham F.C.“

„Das ist es doch!“, lache ich erleichtert. Das wär doch das Sahnehäubchen auf einer Wendung der Ereignisse, die ich gestern abend noch für sehr unwahrscheinlich gehalten hätte.
„Ja, das klingt gut“, nickt Steve langsam. Dann schaut er mir unvermittelt tief in die Augen. „Aber jetzt frag Dich mal – warum sollte der Bookham FC einen verurteilten Suffkopp und Fahrerflüchtigen auf ihre Jugendlichen loslassen – auf halbe Kinder, die echte Vorbilder brauchen?!“
Ich schlucke. „Aber … aber … Steve … der Job steht doch auf  …. der ist doch …  warum sollte das Angebot auf dieser Liste stehen, wenn ich nicht …?“, stammele ich erschrocken.
Steve bleibt völlig ruhig. „Erstens: das Angebot steht auf dieser Liste, weil auf dieser Liste ALLE ehrenamtlichen Tätigkeiten stehen, für die Menschen gesucht werden – und bei denen die jeweiligen Suchenden bereit sind, unter Umständen“, diese beiden Worte betont er sehr deutlich, „auch Straftäter auf Bewährung in Betracht zu ziehen.“
Kurze Pause, während derer ich ein bißchen in mich zusammensacke.
„Zweitens: Ich sage nicht, dass Du diesen Job nicht bekommen wirst, das entscheide ich ja gar nicht. Ich will nur, dass Du Dir klar bist, was auf Dich zukommt – nicht nur in diesem speziellen Fall, sondern generell in den nächsten Jahren. Du bist ab heute für alle Fussballinteressierten bestenfalls das aufgrund seines Alkoholproblems gescheiterte Fußballertalent, für alle anderen der verurteilte Säufer und Raser. Dein Ruf ist nicht im Keller, der ist komplett im Arsch. Und das wirst Du mit ein paar Monaten ehrenamtlicher Tätigkeit nicht wieder gradebiegen können. Selbst wenn Du ab sofort das Leben eines Heiligen führen solltest – Du wirst Dich darauf einstellen müssen, dass Du wahrscheinlich für immer derjenige bleiben wirst, der im Suff einen alten Menschen über- und beinahe totgefahren hätte. Gewöhn Dich besser gleich dran, sonst wird Dich das auf Dauer komplett wahnsinnig machen.“

Ich nicke, obwohl die Worte in diesem Moment nicht so recht in mein Hirn dringen wollen (sie werden dafür in den nächsten Wochen umso nachdrücklicher „sacken“.)

„Zurück zu diesem Job – bevor Du dort vorstellig wirst, mach Dir Gedanken, was Du auf die Frage nach Deinem Unfall und dem Gerichtsverfahren sagen willst, wie Du die Bedenken entkräften willst, dass so etwas wieder passieren könnte. Überleg Dir, warum Du dennoch für eine Vorbildrolle geeignet sein könntest. Das ist alles völlig unabhängig von einer eventuellen fachlichen Eignung – a propos: hast Du eigentlich überhaupt einen Trainerschein?“
„Nee, hab ich nicht,“ antworte ich kleinlaut. Über diesen ganzen „Rattenschwanz“ habe ich bisher überhaupt nicht nachgedacht.

„Na gut, das wär wahrscheinlich das geringste Problem,“ seufzt Steve.
Ich zucke in einem kurzen Anfall von Fatalismus mit den Schultern. „Naja, im schlimmsten Fall muß ich halt doch zwei Jahre Laub harken. Hauptsache, ich kann noch trainieren, um danach weiter Fußball zu spielen.“
Steve schaut mich mit einem irgendwie mitleidigen Blick an.
„Von dieser Hoffnung würde ich mich an Deiner Stelle besser verabschieden. Aldershot hat ja vorher schon angekündigt, Dich bei einer Verurteilung zu kündigen. Und nach zwei Jahren ohne regelmäßiges Training…. Was glaubst Du, wie gut Du dann noch sein wirst? Von der Frage, welcher Verein sich den Skandal in die Mannschaft holen will, einen verurteilten Säufer und Unfallfahrer zu verpflichten, mal ganz abgesehen. Du bist ja, bei allem Respekt, nicht Paul Gascoigne, Ryan.“

Und jetzt – als mir Steves Worte ins Bewußtssein dringen – JETZT hab ich plötzlich Schiß vor der Zukunft.
« Letzte Änderung: 13.Januar 2023, 19:23:56 von Achtelprofi »
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Re: [FM 20] Wie schreibt man eigentlich "Tiefpunkt"?
« Antwort #1 am: 03.September 2020, 13:27:58 »

Hey zusammen,

das hier soll keine vollwertige Story werden, sondern eher eine mehr oder minder kompakte Zusammenfassung meines aktuellen Saves.

Ich spiele seit 25 Jahren Fussballmanager unterschiedlichster Couleur (vom BM Professional Mitte der neunziger,über Anstoß 1 - 3 und ,ja, auch EA FM 12 und 13 (bzw zuletzt den fanmade 19er) und ich spiele grundsätzlich nie Ein-Verein-Saves, weil sich spätestens nach 10-15 Jahren in jedem Managerspiel komplette Ermüdung einstellt. Man hat alles (Einrichtungen, Spieler, Titel), man gewinnt alles ... laaaaangweilig!  ;D

Stattdessen setz ich mir grobe Ziele für eine "journeyman"-Karriere, aber ich halte mich auch nicht sklavisch dran.
In diesem hier vorliegenden Save beginne ich in Englands 16. Liga und werde im Idealfalle in allen aktivierten Ländern einen Titel holen plus mindestens einmal die Klub-WM.
Nationaltrainerangebote lehne ich immer ab, keine Lust auf Jogi 2.0.  ;D

Aktivierte Ligen im Save:

England 16.
Frankreich 3.
Deutschland 3.
Portugal 2.
Spanien 2.
Niederlande 2.
Italien 2.

Hab dutzende extra-Files aktiviert (mache bei Gelegenheit mal einen Screenshot von), hauptsächlich Ligenerweiterungen, aber auch Sachen wie "realistische Transferpräferenzen" etc.
Das hier wird also kein "echtes" Lower League Management Save, ich bin ich nicht gut genug im FM, um irgendwelche zusätzlichen Schwierigkeiten zu benötigen.
In allen bisherigen Saves hab ichs zu 4 Meisterschaften gebracht (3x Luxemburg mit Jeunesse, 1x Niederlande mit Excelsior)
, mein obiges Ziel ist also ... äh ... ambitioniert.  :P ::) ;D

Das ist übrigens kein Versehen, dass dieser Thread nicht in "Stories" steht. Ich glaub nicht, dass es dafür auf lange Sicht ausführlich genug wird (die Einführung wollte ich aber halt etwas stimmiger haben.  ^-^ )

Regeln (wird ggf noch ergänzt):

  • kein Neuladen außer im Crashfalle (hatte noch nicht einen Crash bisher)
  • keine Editornutzung, weder im Vorfeld noch im laufenden Spiel
  • keine Nutzung von Partnervereinen
  • höchstens 2 Leihspieler im Verein
  • höchstens 5 verliehene Spieler im Verein
  • Nutzung von Mitarbeiter- und Spielersuche nur bei professionellen Vereinen
[/spoiler]
« Letzte Änderung: 03.September 2020, 14:05:44 von Achtelprofi »
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Re: [FM 20] Wie schreibt man eigentlich "Tiefpunkt"?
« Antwort #2 am: 04.September 2020, 16:59:23 »

15.06. 2019, Bookham, England

Mit 20 Jahren verurteilter Suffi und Crashfahrer vor den Trümmern der Profikarriere, mit 22 zumindest vor dem Gesetz rehabilitiert, Inhaber einer Trainerlizenz und vergleichsweise gut bezahlter U-19-Trainer eines aufstrebenden Neuntligisten, der in der kommenden Saison im Aufstiegsrennen für die 8. Liga erwartet wird.

Und mit 23 immer noch U-19-Trainer desselben Vereins, nur jetzt unbezahlt.
Wieso unbezahlt?
Weil der Verein beim Einreichen der Unterlagen für die Saison 2019/2020 darüber stolpert, dass er pleite ist, die FA das gar nicht witzig findet und den Bookham F.C. mal eben um sieben (!) Ligaebenen und damit ins tiefste Amateur-Niemandsland runterstuft.
"Guildford & Woking Alliance League Division Two" - das klingt nicht nur sperrig, das ist auch 16. Liga. SECHZEHNTE!
Ich wußte gar nicht, dass es da unten auch "echte" Mannschaften gibt, dachte immer, die Teams hier wären eher lose Männer-Saufgruppen....

Sechzehnte Liga also.
Klingt wie der komplette griff ins Klo für einen, der vor ein paar Jahren noch von der SkyBet Two geträumt hat, oder?
Ist es aber gar nicht.
Ehrlich - ich freue mich eher drüber, hier zu sein als dass ich mich ärgere.
Vor ziemlich genau drei Jahren, als ich zum ersten Mal hier aufs Gelände gelaufen bin und mich dem Vorstand vorgestellt habe - da war ich am Boden.

Ich hätte den Job übrigens gar nicht bekommen - hat mir Darryl Jones, der Co der Ersten Mannschaft, später mal im Vertrauen gesteckt - wenn sich nicht jemand für mich stark gemacht hätte, den ich in meinem ganzen Leben vielleicht drei, vier mal gesehen habe - Großonkel Paul nämlich. Der war mal Spieler in der Premier League, also lange bevor es überhaupt Premier League hieß. Bei Wednesday war er, zwei Jahre lang, Anfang der Neunziger des letzten Jahrunderts. Hat auch in Sunderland und Charlton und bei den dämlichen Chrystals gespielt und ist seit seiner aktiven Spielerzeit "gut vernetzt", wie einer dieser Ahnungslosen, die sich Sportjournalisten schimpfen, sagen würde.

Meinen Onkel kann man sogar googlen, hab ich festgestellt - wer "Paul Williams" und "Wednesday" eingibt, stolpert unweigerlich über den Wiki-Eintrag. Ich hab nen Promi in der Familie!

Na, jedenfalls kennt Onkel Paul den Vorstandschef Matthew irgendwie über siebzehn Ecken und hat - nachdem er von meinem Vater erfahren hatte, dass ich mich da beworben hab - seinen Charme spielen lassen. So zumindest hat Darryl es mir erzählt. Ich hab mich bis heute nicht dazu durchgerungen, mal bei Paul nachzufragen, ob das stimmt und wenn ja, wieso er es gemacht hat...

Zurück zum Thema.
Der Kassensturz nach dem Zwangsabstieg war kurz und schmerzhaft: die Geldschatulle enthielt eine verhungerte Schabe und drei Fussel.
Der Mannschaftsüberblick fiel noch ernüchternder aus - drei U-23-Kicker waren noch da, der Rest über alle Berge.
Vom Personal ist nur Darryl geblieben.
Das Stadion, das uns utopische Zweieinhalb Tausend Pfund Miete pro Jahr kostet, faßt 1000 Zuschauer. Wir werden schon froh sein, wenn mal 50 zu einem Heimspiel kommen.
Dauerkartenabsatz: Null.
Mit anderen Worten: der Verein ist zwar nicht aufgelöst, aber mehr als die bloße Existenz und der Name "Bookham F.C." ist nach 115 Jahren Vereinsgeschichte nicht geblieben.
Man kanns aber auch positiv sehen: von hier an kanns eigentlich nur aufwärts gehen...

[Das eigentlich hierhergehörende Wappen des Bookham F.C. kann ich aus rechtlichen Gründen nicht zeigen, stellts euch einfach vor: gelber, runder Hintergrund, schwarzer Schriftzug am Rand, Löwe mit Fußball in der Pranke in der Mitte. Sieht echt toll aus, vielleicht wollt ihrs ja mal googlen  :angel: ]
[Ach ja: Vorgeschichte Ende.  ;D]
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Re: [FM 20] Wie schreibt man eigentlich "Tiefpunkt"?
« Antwort #3 am: 04.September 2020, 18:27:53 »

Kapitel 1 - return from chaos

30.06.2020 Bookham, England

Die ersten Tage und Wochen in der Welt der Amateure sind ... arbeitsreich und überraschend, soviel läßt sich zusammenfassend sagen.
Wir müssen sparen, wo wir nur können - und das schließt den Staff mit ein. Von den fast 30 Mitarbeitern der letzten Neuntligasaison sind zunächst nur zwei übrige - Darryl und ich.
Die erste Amtshandlung von des Vorstandsvorsitzenden Matthew ist die Einstellung eines neuen Trainers für die Erste - das geht auch reichlich fix. Mit Benny Brockhurst ist ein erfahrener Coach schnell gefunden, Darryl bleibt Co-Trainer.

Ein neuer Torwarttrainer und ein paar (sprich: zwei) neue Scouts und Physiotherapeuten komplettieren den Trainerstab.
Die U23 und die U18 werden ab sofort in Personalunion von mir trainiert. Ich bin zuerst nicht sicher, ob ich das schaffe, aber da beide Mannschaften jeweils nur zwei Tage in der Woche trainieren und Darryl mir teilweise helfen kann, funktioniert das in der Praxis ganz gut.
Die Mannschaften vorzustellen ist reichlich sinnfrei - kaum einer der Spieler bleibt länger als ein halbes Jahr bei uns. Die einen wecken durch konstant gute Leistungen die Begehrlichkeiten höherklassiger Vereine, die anderen kommen nicht auf genug Spielzeit. Mit anderen Worten: die Herrenmannschaft des Bookham F.C. ist ein Taubenschlag.
Im Jugendbereich sieht es ein klein wenig besser aus - aber das liegt auch nur daran, dass die meisten hier zur Schule gehen und ich allen unisono einbläue, wenigstens erstmal einen Schulabschluss zu machen, bevor sie in die Jugendabteilung irgendeines Zehntligisten wechseln, der ihnen 10 Pfund pro Woche und drei weitere pro Spiel zahlt. Davon kann ja keiner leben!

Apropos "leben": Finanziell ist es gar nicht sooo schlecht hier.
Ich hatte zunächst ein paar Bedenken, wovon ich meinen Lebensunterhalt bezahlen sollen, wollte schon zum Sozialamt gehen... aber dann nahm mich Matthew eines abends beiseite und schlug mir einen Deal vor.

"Hör zu - ich bin echt überrascht, wie gut Du Dich in den letzten 3 Jahren gemacht hast. Die Jungs scheinen Dich trotz Deines ... Karriereknicks ... zu respektieren, mir kommt von allen Seiten nur Gutes über Dich zu Ohren. Ich möchte Dich gern behalten, kann Dich aber nicht bezahlen.
Daher mach ich Dir einen Vorschlag - Du wohnst ab sofort bei mir im Haus. Ich hab noch ein kleines Appartment im Souterrain frei. Kost und Logis sind frei, Martha, meine Haushälterin wird Dir den Kühlschrank mit auffüllen, wenn sie einkauft. Und wer weiß, vielleicht vergeß ich ja ab und an mal n Zehner, wenn ich Dich besuchen komme?
Oh und noch eins: ich bezahl Dir sämtliche weiteren Trainerscheine bis hoch zur A-Lizenz... wenn Du sie schaffst, heißt das. Den ersten Trainerschein hab ich Dir ja schon vor 2 Jahren finanziert.
Deal?"

Ich überlege nicht lange.
"Deal."
Im Endeffekt "verliert" Matthew bei seinen wöchentlichen Besuchen im Schnitt einen glatten Fuffi - wenn man kein Auto oder Motorrad haben darf und sich um Essen, Wohnung oder Parties (davon halte ich mich seit drei Jahren strikt fern) keinerlei Gedanken machen muß, reicht das völlig.
Die Abende verbringe ich am Computer - ich hab da ein völlig nerdiges Fussballmanagerspiel entdeckt...

Als die Saison beginnt, werden wir von der Lokalpresse im Mittelfeld der Tabelle eingeordnet, es weiß einfach keiner, was von uns zu erwarten ist. Die Hälfte unserer Testspiele haben wir - allerdings gegen teilweise deutlich höherklassige Teams - knapp bis deutlich verloren, jede Woche spielt ein anderes Team in der Startelf ... und für unsere Trainingseinheiten interessiert sich ja keiner. Dort könnte man aber die Stammformation sehen, die Benny ausgetüftelt hat.
Eine Art defensives 4 3 3, Zentrum des Spiels sind ein sehr zurückgezogen agierender Sechser und zwei durch diese Absicherung eher frei operierende Zentrumsspieler.
Die Viererkette ist primär defensiv orientiert, die beiden offensiven Außen ziehen bevorzugt nach innen, um den zentralen Stürmer (der meist etwas hängend operiert) zu unterstützen.

Als die Saison zuende geht, grinsen wir alle um die Wette:



Wir haben den ersten Schritt zurück geschafft.
Weitere sollen natürlich folgen.

Dass uns zum Ende der Saison sage und schreibe 16 Spieler verlassen, heißt allerdings, dass die neue Saison mit einer komplett anderen Mannschaft angegangen werden wird...
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Re: [FM 20] ...for victory
« Antwort #4 am: 05.September 2020, 21:14:34 »

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13.05.2021, Echternach, Luxemburg

Schweißgebadet sitze ich in meinem Bett, das matte Licht der Straßenlaterne fällt auf meine Füße, die ich mir während des Traums freigestrampelt habe.
Und was war das für ein Traum!
Ich, ein Säufer und Unfallfahrer! Lächerlich! Also gut, ich trinke schon ganz gern mal ein oder zwei Bier ... gestern abend zum Beispiel, als Kutte, Steimi und ich meine erste Traineranstellung gefeiert haben.
Langsam setzen sich einzelne Erinnerungsfetzen in meinem Kopf zu einem, wenn auch lückenhaften, Bild zusammen.
Die Eckkneipe ... Kutte, der eine Lage Kurze anschleppt, die wir exen, von der Bardame grinsend beobachtet ... wir drei, singend auf der menschenleeren "Hauptstraße" in Echternach ...

Mit einem Mal weiß ich, wo zum einen der schräge Traum herkam ... und wieso mir verdammt nochmal so speiübel ist.
Ich haste würgend ins Bad.

Drei Tage später werde ich von meinem neuen Boss Michael Thill offiziell als neuer Trainer des Daring Club 1921 Echternach vorgestellt.
"Pressekonferenz" ist ein bißchen übertrieben als Bezeichnung - wir sitzen mit Andrè Feinbier von der Echternacher Lokalzeitung in Thills Büro und plauschen kurz.
Ist mir ganz recht so, dieser fehlende "große Bahnhof". Erstens wär der hier mitten in der tiefsten Luxemburger Provinz sowieso fehl am Platze, zweitens bin ich trotzdem aufgeregt wie sonstwas.
Den (kleinsten) Trainerschein hab ich zwar schon ein paar Monate in der Tasche, aber das hier ist das erste Mal, dass aus meiner verrückten Idee tatsächlich ernst geworden ist.
Ich. Bin. Trainer.
Wahnsinn.

Ich hoffe nur, dass ich als Coach ein bißchen besser bin - als Fußballer war ich jedenfalls ne Niete, soviel steht fest. Selbst für die unterste Luxemburger Liga war ich zu ungelenk, da half mir meine gute Physis auch nur bedingt weiter.
Jetzt bin ich fast 27 - ein Monat isses noch hin - und werde in Kürze anfangen, Jungs und Männer umherzuscheuchen und ihnen zu erklären, wie man richtig spielt.
Kann ja heiter werden.

Feinbiers fragender Gesichtsausdruck holt mich ins Hier und Jetzt zurück.
"Wie bitte? Entschuldigen Sie, ich war ein bißchen abgelenkt - die Vorfreude auf meine Tätigkeit hier, Sie verstehen...?"

Der Reporter nickt mit irgendwie ironischem Grinsen.
"Ich wollte wissen, ob Sie sich bereit fühlen, mehr als theoretische Erfahrung haben Sie ja eher nicht..."

"Das stimmt so aber nicht," erwidere ich. "Ich hab immerhin fast 10 Jahre lang selber gespielt, verschiedene Jugend- und Herrenmannschaften durchlaufen."

"Schon richtig, aber wie gut lernt man das SPiel von der Bank oder Tribüne aus denn zu lesen?", fragt Feinbier. Wieder dieses Grinsen.

Für einen Moment bin ich völlig verdattert - und bevor ich antworten kann, springt mir Thill zur Seite.
"Wir haben Herrn Schmit im Bewerbungsverfahren auf Herz und Nieren geprüft, er macht auf uns sehr wohl den Eindruck, der richtige Mann zu sein. Und sein mit Auszeichnung bestandener Trainerlehrgang sagt ja auch einiges aus, finden Sie nicht?"

Feinbier nickt. "Sicher, ich möchte auch nicht den Eindruck erwecken, hier der Miesepeter sein zu wollen. Es ist nur so - der DCE ist hart auf dem Boden aufgeschlagen, wenn Sie mir dieses Wortspiel erlauben. Abstieg in die 3. Division, das ist schon wirklich beschämend, wenn man bedenkt, dass eigentlich der AUFstieg das Ziel war. Ich hoffe einfach nur, dass Herr Schmit das Ruder herumreißen und Echternach wieder dahin führen kann, wo derClub hingehört."

"Und das wäre?"

"Na die Eirepromotion, mindestens!"

Ich nicke, innerlich feixend.
Echternach hat irgendwann vor dem Krieg mal in der Eire- also der Ehrenpromotion, vulgo 2. Liga, gespielt. Davon zu sprechen, dass der Club "dahingehört", ist schon ein bißchen größenwahnsinnig.

"Wir haben uns zunächst einmal das Ziel gesetzt, wieder ein Team zu formen, dass die guten Voraussetzungen für erfolgreichen Fußball in Echternach in gute Leistungen auf dem Platz umsetzen kann. Wir wollen, dass es wieder Spaß macht, zum Heimspiel zu kommen. Ende Juno ist das erste öffentliche Trainig angesetzt, Sie sind herzlich eingeladen!"

Ein paar Floskeln später verabschiedet sich der Reporter und Thill klopft mir lachend auf die Schulter.
"Na das lief doch gut. Vor der Presse gibst Du schonmal eine bessere Figur ab als Dein Vorgänger."

Ich grinse als Antwort und verabschiede mich dann.
Bevor die Jungs in wahrscheinlich nicht sonderlich guter Stimmung in den Urlaub verschwinden, will ich mich ihnen noch schnell vorstellen ....

« Letzte Änderung: 05.September 2020, 21:16:35 von Achtelprofi »
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Re: [FM 20] ...for victory
« Antwort #5 am: 07.September 2020, 21:52:10 »

15.03. 2023, Echternach, Luxemburg

"Und, was willst Du jetzt machen?"
Michael Thill sieht mich fragend über seinen massiven Schreibtisch hinweg an.

Ich lasse das Fax sinken, das er mir vor einigen Minuten gereicht hat und das ich staunend gelesen habe.
"Cheftrainer... diesmal wollen sie's wirklich wissen, scheint mir," sage ich langsam und nachdenklich. "Letztes Frühjahr wars noch ein Co-Trainer-Posten."

Ich schaue noch einmal auf das Papier in meiner Hand.



Als ich wieder aufblicke, schaut mich der Präsident noch immer unverwandt an, prüfenden Blickes.
"Verführerisch, oder?"

Ich zucke in einer Mischung aus Hilfloskeit und Verlegenheit mit den Schultern.
"Das ist mein Lieblingsverein in Luxemburg ... natürlich ist das verlockend..."

Ich schaue aus dem Fenster. Auf dem in der Märzsonne liegenden Trainingsplatz, den wir - Mannschaft und Betreuer - heute morgen in Gemeinschaftsarbeit vom Schnee befreit haben, werden gerade die Hütchen für die Laufeinheiten aufgestellt. Wie üblich bietet das Gelegenheit für jede Menge Schabernack und Scherze.
Selbst durch das geschlossene Fenster kann ich das Lachen der Jungs geradezu spüren.
Ich schaue ein paar Augenblicke zu und in mir breitet sich ein warmes Gefühl aus.

Mit einem ebenso warmen Lächeln stehe ich auf und reiche Thill das Fax zurück.
"Irgendwann bestimmt ... aber nicht heute und auch nicht am Ende dieser Saison.
Ich hab hier noch zu tun."


Während ich die Treppe vom Büro in den Empfangsraum nehme und dann auf das Gelände hinausschlendere, hangeln sich meine Gedanken noch einmal an den letzten beiden Jahren entlang.
"Wie im Rausch", so überschrieb der "Echternacher Kurier" seinen Saisonrückblick auf das erste Jahr unter meiner sportlichen Leitung.
Nachdem wir das erste Testspiel unglücklich mit 2:3 gegen den höherklassigen SC Ell verloren hatten und ich an meinem 4 1 3 2 einige kleine Anpassungen vorgenommen hatte, lief es nämlich wie am Schnürchen. Gut, wir waren vor der Saison als stärkstes Team eingeschätzt worden, als die Mannschaft erstmal Gestalt annahm - aber das wir in 27 Saisonspielen nur 2 Niederlagen kassieren würden, hatten nichtmal die kühnsten Optimisten gehofft.

Insbesondere auch deswegen nicht, weil sich das, was uns vor der Saison passiert war - maximaler Spieler-Aderlaß nämlich - in der Saison munter fortsetzte.
Von den 26 Spielern, die fürs erste Saisonspiel 21/22 zum DCE 1021 Echternach gehörten, waren nicht mal ein Drittel auch beim letzten Spiel noch im Verein. Der Rest war abgewandert und gezwungenermaßen ersetzt worden.

Es machte sich unter diesen Umständen bezahlt, dass ich die Taktik nicht übermäßig kompliziert gewählt hatte. Ein bißchen Pressing, ein bißchen Überfallkonter, ein bißchen flach flanken und vor allem: keine Falschen Neunen, Raumdeuter, abgekippte Halbsecher oder wie auch immer dieser ganze esoterische Quatsch heißt, den man in München, Madrid und Manchester für unverzichtbar hält.
Innenverteidiger, Außenverteidiger, Defensiver Staubsauger, zentrale Anspielstation, Flügelflitzer links und rechts - und vorne zwei quirlige, entschlossene Stürmer, die jedem Verteidiger auf die Füße latschen, der den Ball behalten will.

Mit Teixeira und Lascak haben wir aber auch zwei absolute Glückstreffer gelandet. Teixeira hatte letzte Saison 29 Ligatreffer, Lascak 13 Vorlagen. Obwohl beide auf dem Papier die gleiche Aufgabe haben - Abwehr unter Druck setzen, Ball erobern, abzischen, einnetzen - läuft es im Spiel oft genug auf "Lascak holt den Ball, Teixeira startet genau im richtigen Moment für den Steilpass, erläuft ihn und netzt grinsend ein" hinaus.

Ich werde mich nicht beschweren.



Im Pokal lief es auch erschreckend gut - wobei wir auch drei Runden lang das Glück des Heimrechts hatten. Und als wir dann in der vierten Runde ein Auswärtlos zogen, haben wir zwar beim Erstligisten Racing FC erwartungsgemäß verloren - aber erst nach Verlängerung! Und dreitausend Euro Preisgeld haben wir mit nach Hause genommen. Kriegt man in Luxemburg nämlich als Verlierer. Der Gewinner wird ja durchs Weiterkommen genug belohnt.

Und jetzt, in der aktuellen Saison?
Da sahen uns "die Buchmacher" (also die zwei Pickelgesichter, die ihr Geld wahnwitzigerweise mit der luxemburgischen vierten Liga verdienen wollen) eher im Mittelfeld, aber da hatten sie - und all die selbsternannten Experten gleich mit - sich gehörig getäuscht.
Es war uns gelungen, einen Großteil der Mannschaft trotz fehlender Bezahlung - Amateurstatus halt - zu behalten, mit Fernando Gomes blieb sogar unser Brasilianer (gut, zugegeben: brasilianischer Austauschstudent) bei uns.
Taktik blieb die gleiche, hatte sich ja bewährt. Wir verpflichten auch weiterhin hauptsächlich schnelle, fitte, ausdauernde Leute, wenn wir Ersatz für irgendwen benötigern, der sich zu Höherem (oder einfach nur besser Bezahltem) berufen fühlt.

Und vorne haben wir ja auch weiterhin "TeLas", wie unsere Fans sie getauft haben. Die treffen einfach nach Belieben.



[Das Bild wurde nach dem letzten Saisonspiel gemacht.]


Ergebnis? Wir sind Zweiter und brauchen nur noch einen einzigen Sieg für den sicheren Durchmarsch.
Und im Pokal haben wir diesmal nicht nur die wiederum drei Heimspiele gegenViert- und Drittligisten, sondern sogar das Auswärtsspiel in Hesperingen gewonnen. Nach Elfmeterschießen, okay - aber hey, die sind auch Drittligist!
Schade nur, dass wir in der fünften Runde beim US Rumelange nicht das gleiche Spielglück hatten, sondern durch ein Billardtor in der 104. Minute mit 1:2 ausgeschieden sind. Aber da es diesmal ein dickeres Trostpflaster gab - 7700 Euro nämlich - war das dann auch halb so wild. Eigentlich gehts uns nämlich auch diese Saison nur darum, aufzusteigen.
Und wir habens fast geschafft!

Ich trotte auf den Trainingsplatz, mittlerweile breit grinsend.


Nachtrag [16.05.2023, Echternach, Luxemburg]


Geschafft!
Durchmarsch!





[Die sechs Zahlenkolonnen rechts sind Teamwork, Führungsqualitäten, Zielstrebigkeit sowie Antritt, Grundfitness und Schnelligkeit.
Bild ist nach dem von mir nicht gewollten, aber vom Vorstand durchgedrückten Wechsel in die Semiprofessionalität entstanden.
Wie man sieht, war ich nicht schnell genug damit, die ganzen halbgaren Jugendspieler aus der U19 zu kicken, weswegen die jetzt alle 5x so viel verdienen wie meine besten Senioren. Und mein Gehaltsbudget ist natürlich auch im Allerwertesten. Grummel!]
« Letzte Änderung: 07.September 2020, 22:01:00 von Achtelprofi »
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Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers

AndreH

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Re: [FM 20] ...for victory
« Antwort #6 am: 07.September 2020, 22:09:09 »

Glückwunsch  ;)
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Akumaru

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Re: [FM 20] ...for victory
« Antwort #7 am: 08.September 2020, 07:41:23 »

Saubere Leistung bisher!

Zwei japanische Austauschstudenten haben sich auch zu euch verirrt?  :P

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Re: [FM 20] ...for victory
« Antwort #8 am: 08.September 2020, 11:07:20 »

Hey, hier lesen ja Leute mit - find ich toll.  8)

@AndreH: Danke!  8)

@Akumaru: Danke auch Dir.  8)

Jaja, meine Austauschstudenten.  ;D
Die drei Exoten waren tatsächlich schon in unteren Luxemburger Ligen im Einsatz und wurden mir dann von meinem Scout empfohlen (dem einen Scout, den ich in der 5. Liga hatte :D).
Und natürlich hab ich sie verpflichtet, so als kleine Farbtupfer, damit nicht nur Luxemburger und Portugiesen bei Echternach spielen (die vielen Spieler mit portugisischen Namen sind übrigens nicht sooo weit hergeholt, wenn man sich mal die realen Kader luxemburgischer Mannschaften anschaut!)

Gomes war zumindest eine Saison lang unangefochtene Stammkraft hinten rechts, inzwischen ist er aber nur noch im Team, weil ich ihn bezahlen kann.
(Neuzugänge, die die Mannschaft verstärken würden, verlangen schonmal 200 oder mehr Euro Antrittsprämie - bei Spieltagseinnahmen von 300-400 Euro einfach nicht bezahlbar. Der Fluch des geringen Prestiges halt.  ;D )

Inada
ist immer noch eine gute Option für die Flügel. Als ich ihn geholt hab, war das tatsächlich erstmal der "Reiz des Unbekannten", aber der hat sich schnell durchgesetzt und ist so zuverlässig, dass ich ihn auch in der nächsten Saison noch im Team sehen - selbst wenn wir erneut aufsteigen sollten.

Watanabe war auf dem Papier der stärkste der drei, kam allerdings durch Teixeira und Lascak nur zu wenigen Startelfeinsätzen und wird wohl höchstens als Kaderfüller bleiben.

Kaderplanung ist auf diesem Level, in dieser Liga und mit diesem Prestige übrigens die mit Abstand größte Herausforderung.
Spieler zu finden, die mir (a) weiterhelfen und (b) für annehmbare Konditionen zu mir wollen, ist wie die Suche nach dem berühmten Heu im Nadelhaufen.  ;D
(Vor allem, wenn man einige der LLM-Regeln befolgen und zB die Spielersuche nicht nutzen will. - Für Scoutingpakete wär aber sowieso kein Geld da. :D)
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Re: [FM 20] ...for victory
« Antwort #9 am: 08.September 2020, 12:00:39 »

Ja, es gibt tatsächlich eine große portugiesische Gemeinde in Luxemburg. Die machen round about 16-18% der Bevölkerung Luxemburgs aus.

Bin gespannt wohin dein Weg noch führt. Viel Erfolg weiterhin !
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Re: [FM 20] ...for victory
« Antwort #10 am: 08.September 2020, 15:12:56 »

Ja, es gibt tatsächlich eine große portugiesische Gemeinde in Luxemburg. Die machen round about 16-18% der Bevölkerung Luxemburgs aus.

Bin gespannt wohin dein Weg noch führt. Viel Erfolg weiterhin !

16 - 18%? Wow, war mir nicht bewußt, dass der portugiesische Bevölkerungsanteil SO groß ist.
Danke! (Für Info und gute Wünsche.  ;) )
« Letzte Änderung: 08.September 2020, 15:28:51 von Achtelprofi »
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Re: [FM 20 Journey, aktuell: DC 1921 Echternach] ...for victory
« Antwort #11 am: 08.September 2020, 19:47:31 »

05.05.2024, Echternach, Luxemburg


Die Schlagzeile nimmt die halbe erste Seite des "Tagesanzeigers" ein:


"Dritter Titel in 7 Tagen! - DCE europäisch!
Schmit: `Haben Titelhunger'
"



Ich schaue über den immer noch massiven Schreibtisch im immer noch ersten Stock des Verwaltungstraktes, wo - nicht immer noch, sondern erst seit 4 Monaten - Steve Peiffer sitzt, der die Präsidentschaft im DC 21 Echternach übernommen hat, nachdem Michael Thill sich entschied, kürzertreten zu wollen.

Peiffer - ein hagerer Endfünfziger mit kurzen grauen Haaren, stets im korrekt sitzenden dunkelgrauen Bankeroutfit anzutreffen - nickt, irgendwie huldvoll. Diesen Gestus beherrscht er perfekt.
"Gute Leistung, Schmit. Wir sind beeindruckt von der rasanten Entwicklung, die der DCE unter Ihrer Führung nimmt."

So wie er das einleitende "wir" ausspricht, kommt man auf den Gedanken, dass er damit nicht seine Vorstandkollegen einschließt, sondern dass es sich schlicht um den Pluralis Majestatis handelt und er sich folgerichtig als absoluter Herrscher sieht. Sein Benehmen paßt zu oft zu diesem Verdacht ...

Ich nicke mit dem Kopf in Richtung Trainingsplatz.
"Den Jungs gebührt der Ruhm, Herr Präsident, ich habe nur ein bißchen motivieren müssen. Die Mannschaft ist es, die sich Tag für Tag auf dem Trainingsplatz quält, der - mit Verlaub - dringend auf Vordermann gebracht werden sol..."
"Papperlapapp, Schmit! Nicht flennen, rennen! Die Jungs sollen sich einfach nicht so haben. Trainingsgelände erneuern und ausbauen - damit lagen Sie schon meinem Vorgänger in den Ohren. Und ich kann Ihnen nur das gleiche sagen wie er: kein Geld für solchen Luxus. Und wie Sie nachdrücklich bewiesen haben, gehts doch auch so bestens!"

Ich seufze. "In Ordnung, ich gebe jedoch zu Protokoll, dass wir deutlich mehr Trainingsverletzungen als der Schnitt der Liga aufweisen, ohne mehr zu trainieren. Und wenn wir schon dabei sind: die Jugendeinrichtungen sind nicht zeitgemäß. Ich habe das zweite Jahr in Folge keinen einzigen der Knirpse in die U19 übernehmen können, weil die einfach null Entwicklungsmöglichkeiten in der U15 und U17 haben. So wie es jetzt ist, können wir die Jugend auch komplett einsta ..."
"Quark, Sie müssen einfach genauer hinsehen! Wahrscheinlich haben Sie den nächsten Messi mit weggeschickt dieses Jahr. Mein Neffe trainiert die U17 und der bestätigt mir permanent gute Leistungen und Entwicklungen!"


Ich seufze erneut.
"In Ordnung, Herr Präsident, war das dann alles?"
"Ja, Sie dürfen sich entfernen, Schmit."

~~~

In der Cafeteria - ja, dafür war Geld da, kann man ja den gut 100 Nasen, die inzwischen zu Heimspielen kommen, noch ein bißchen Geld aus der Tasche ziehen - hole ich mir einen Kaffee und mache mich ans Studium der Zeitung. Ganze vier Seiten hat Feinbier der Zusammenfassung einer Saison der Superlative gewidmet.
Kein Wunder, ist es doch das erste Mal, dass Echternach auch nur annähernd so erfolgreich ist in seiner Geschichte.

Die vier Seiten beginnen mit einem kurzen geschichtlichen Abriß des DCE.
Inklusive seiner beider kurzlebigen Vorgänger Jeunesse Echternach und Cercle des Sports Echternach bringt es der Verein auf ein einziges Erstligajahr (1914/15) und seine Geschichte stellt ansonsten ein Sammelsurium der Erfolglosigkeit dar.
Die beiden größten Erfolge des Vereins sind der Gewinn der Zweitligameisterschaft 1913/1914 (nach einer "Saison" mit sagenhaften 6 Spielen) und die Finalteilnahme im Coupe FLF in der Saison 1953/54. Da nach den Aufzeichnungen allerdings nur 4 Mannschaften an diesem Coupe-FLF-Durchgang teilnahmen, relativiert sich auch dieser "Erfolg" schlagartig wieder.
Im größeren der beiden Pokalwettbewerbe, dem Coupe de Luxembourg, erreicht der DCE immerhin ein halbes Dutzend mal das Achtelfinale, bevor Endstation ist.

Ansonsten: dritte und vierte luxemburgische Liga, einhundert Jahre lang, mit kurzen Ausreißern nach oben oder unten.

Und jetzt, im dritten Jahr meiner Trainerkarriere hier - Drittligameister und Gewinner beider Pokale!
Selbst im beschaulichen Luxemburg, wo die Leistungsunterschiede zwischen den einzelnen Ligen nicht so groß sind wie anderswo, ist das die Sensation des Jahrzehnts.
Zumal wir im CdL auch noch den gerade frisch gekürten Meister Racing FC geschlagen haben.

Die Erfolge sind auf den nächsten Seiten anschaulich aufbereitet:






Der Kundige erkennt schon an diesen Statistiken, dass das Endergebnis weniger deutlich ist als es sich im ersten Moment anhört.
Als ich zum Beispiel an das CdL-Finale zurückdenke, wird mir nochmal kurz flau im Magen. Racing drückt uns die ersten vier Minuten komplett hinten rein, trifft den Pfosten - und dann kassieren sie eine sehr harte Rote wegen Einsteigens von hinten. Wärs andersrum gewesen, würd ich mich jetzt noch aufregen, so unverhältnismäßig war das.
Danach können wir das Spiel ausgeglichen gestalten, geraten aber trotzdem in Rückstand und gleichen erst kurz vor Ende durch einen abgefälschten Ball meines Lieblingsjapaners Inada aus.
Und in der Verlängerung schießt uns ausgerechnet Fabio Fama Gaspar zum Titel - der ist erst vor der Saison gekommen, ist in der gesamten Abwehrreihe flexibel einsetzbar, meist aber nur zweite Wahl. Im Endspiel ist er nur deswegen in der Startformation, weil Avdic im FLF-Finale drei Tage vorher seine 5. Gelbe gesehen hat und dadurch gesperrt ist.

Dass das Tor unter freundlicher Mithilfe eines Racing-Spielers, der abfälscht, sowie des Innenpfostens, der exakt schmal genug ist, damit der Ball nicht wieder zurück ins Feld, sondern ins Tor springt, zustandekomt, ist dann fast schon unausweichlich....

Das Finale im Coupe FLF war noch mehr Glück - nie zuvor gab es irgendein Halbfinale im Luxemburg, an dem kein einziger Erstligist mehr beteiligt war. Diesmal haben sich erst alle brav gegenseitig abgeräumt, den letzten verbliebenen Vertreter Düdelingen hat uns dann Atert Bissen freundlicherweise abgenommen.
Und im Finale war Heimspiel - das wir durch ein Tor in der 91. (!) Minute gewannen.


Na, im Endeffekt ist es völlig egal. Das Team ist jedenfalls aktuell in aller Munde, selbst aus dem Ausland kamen Interviewanfragen.
Und angeblich überlegen verschiedene Vereine aus den größeren Ligen schon, ob sie nicht mal einem Luxemburger an der Linie das Vertrauen schenken sollten....

Ich denke nochmal kurz an das Gespräch mit el Presidente eben. Wenn Google recht hat, dann bekommen wir alleine dafür, dass wir im ersten Qualispiel der European Conference League das Feld betreten, ein paar Zehntausend Euro. Die beiden gewonnen Finals haben auch schon hunderttausend gebracht. Die Eirepromotion, in der wir nächstes Jahr spielen, hat halbwegs vernünftige Fernsehgelder .... und für ein bißchen Aufhübschen des Trainingsplatzes für die Mannschaft, die all diese Einnahmen überhaupt erst eingespielt hat, ist also kein Cent da?!

Mir schwillt schon wieder der Kamm.
In der Sache ist die letzte Wurst noch nicht vom Hund geklaut, soviel steht mal fest!

Ich trinke meinen Kaffee aus und gehe. Als ich am Zeitungsstand vorbeikomme, fällt mein Blick auf eine Schlagzeile der Wirtschaftswoche:


« Letzte Änderung: 08.September 2020, 20:03:50 von Achtelprofi »
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Re: [FM 20 Journey, aktuell: DC 1921 Echternach] ...for victory
« Antwort #12 am: 08.September 2020, 20:27:46 »

Weiterhin fantastisch zu lesen! Weiter so!


... die Meldung mit dem Konsortium habe ich schon öfter gelesen (und in älteren FM auch selbst erlebt). Ausgetauscht wurde der Trainer aber am Ende nie, oder täusche ich mich da?

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Re: [FM 20 Journey, aktuell: DC 1921 Echternach] ...for victory
« Antwort #13 am: 09.September 2020, 14:31:48 »

Schöne Story, quasi um die Ecke - werde das sehr gespannt aus dem Saarland verfolgen ;)
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Re: [FM 20 Journey, aktuell: DC 1921 Echternach] ...for victory
« Antwort #14 am: 10.September 2020, 17:41:16 »

@Akumaru: Danke! Ich hab die Meldung so halt noch nie wahrgenommen und war ein bissl entsetzt. War aber Fehlalarm, siehe unten.

@Lumpi: Danke! Das eine oder andere Jährchen bleibt Henri sicher noch in Echternach - und dann muß man mal schauen, was die Angebotsfront so hergibt.  ;)

~~~~~~~

15.06.2025, Echternach, Luxemburg


Was für eine Saison.

Dabei sieht es im Juni 2024 zuächst eher finster aus für unser Abenteur Eirepromotioun.
Der erneute Wechsel an der Vereinsspitze zieht sich von Mai bis Ende Juli hin, die dadurch verhängte Transfersperre tut uns richtig weh, da keine Verstärkungen realisiert werden können.
Und Verstärkungen wären sooo nötig!

Alex Teixeira und Jeff Lascak, unser kongenialer Doppelsturm, zeigt in den Vorbereitungsspielen einen deutlichen Leistungsabfall im Vergleich zu den Vorsaisons. Die etatmäßigen Backups Watanabe und Joao Schmit fallen langzeitverletzt aus (Kreuzbandriß und Wadenbeinbruch) - und dahinter kommen nur noch Jugendspieler, die selbst in der U19 nicht auffällig gut sind.
In der Mittelfeldzentrale klafft durch Casafinas Karriereende eine deutliche Lücke, alle seine Backups sind entweder noch nicht auf seinem Leistungsniveau oder verletzt.
Und in der Abwehr? Da haben wir seit 3 Jahren keine eingespielte Viererkette mehr, da keine Formation länger als eine Transferperiode Bestand hat.
Wir gehen also mit deutlichen Sorgenfalten durch die Vorbereitungsphase und drücken alle Daumen, dass die Transfersperre bald aufgehoben werden möge.

Am 17. Juli, mithin 13 Tage vor Ende der Transferperiode, kurz vor knapp also, ist die Hängepartie endlich durch.
Steve Peiffer, der Sonnenkönig von Echternach, übergibt offiziell den Staffelstab an Loris Mangen, den Vorstand eines Konsortiums, das sich zum Ziel gesetzt hat, "den DCE 21 nach vorn zu bringen".
Zu diesem Behufe bestätigen die neuen Chefs entgegen ihrer markigen Aussagen einen gewissen Henri Schmit als Trainer, pumpen die exorbitante Summe von 9000 Euro in den Verein und beschränken sich ansonsten auf Symbolpolitik - sie erhöhen das Transferbudget auf 250.000 Euro.
Super Idee, bei einem Gesamtbarvermögen von 123.000 Euro!

Überhaupt erweisen sich etwaige Hoffnungen, die der eine oder die andere vielleicht mit diesem Vorstandswechsel verbunden hat, als Luftschloß.
Steve Peiffer bleibt nämlich schön auf seinem bequemen Bürostuhl sitzen, da Mangen ihn "in Ermangelung eigener freier Kapazitäten vorerst kommissarisch im Amt" beläßt.

Was das im täglichen Umgang bedeutet, erfahre ich ganz konkret zwei Tage später.
Ich erdreiste mich, den neuen alten Präsidenten mit ein paar Fragen zur immer maroderen Infrastruktur zu behelligen:

"Trainingseinrichtungen?" - "Nein."
"Jugendtrainer?" - "Non."
"Jugendtrainingsplatz?" - Njet."
"Besseres Nachwuchsscouting?" - Nope."
"Irgendwas?" - "Moment ... ich schau mal ... Nö!"


Gerade als ich hochrot anlaufe und platzen will, teilt mir der Herr Präsident nonchalant mit, dass seit heute eine Partnerschaft mit einem anderen Luxemburger Verein bestehe.
Dieser Verein verfüge über exorbitant ja geradezu unverschämt hochmoderne Infrastruktur, um die uns selbst Real Madrid oder doch zumindest Hacke Spitze Niederkaltenkirchen beneiden würde.
Und diese Infrastruktur - naja, zumindest die Trainingsplätze - dürfen wir ab sofort kostenlos mitbenutzen, dafür kommen wir einmal im Jahr zu einem Freundschaftsspiel vorbei und Schifflingen behält die ganze Eintrittskohle.

Ich bin einen Moment sprachlos, schlucke, schüttele mich und frage dann, immer noch völlig perplex:
"Und mit welchem Verein partnern wir seit heute?"
"Schifflingen."


Schifflingen, aha. Na da wird sich die Mannschaft aber freuen, an jedem Trainingstag zwei mal 60km fahren zu dürfen. Am besten lassen wir sie mit dem Fahrrad fahren, dann können wir die Kosten für den Fitnesstrainer auch gleich noch einsparen. Das denke ich mir aber feigerweise nur.

"... Äh ... toll! Schifflingen ist ja für eine wirklich gute Jugendarbeit bekannt, profitieren wir da auch irgendwie von?"
"Was?! Sind Sie eigentlich nie zufrieden, Sie Gierschlund?! Raus!!"


Immerhin wirft er keine seiner teuren chinesischen Vasen nach mir, mit denen er das Büro "verschönert" hat.

Unabhängig von irgendwelchen Vorstandslappalien arbeiten wir ab dem Nachmittag des 17.07. mit allen verfügbaren Mitteln an der Verstärkung der Mannschaft.
Und wir können tatsächlich noch drei echte Kracher an Land ziehen.
Also kleine Kracher, Echternach-Liga. Messi oder Ronaldo wechseln also nicht nach Ostluxemburg, die wären mir mit Ende dreißig aber auch nicht willkommen.

Wir verpflichten stattdessen einen pfeilschnellen Stürmer, der mal wieder Schmit heißt. Erwähnte ich schonmal, dass Schmit der mit Abstand häufigste Nachname in Luxemburg ist?
Dieser Schmit heißt Patrick, hat einen platzierten Schuß und überzeugt im einzigen Testspiel, das wir vor der Kaufentscheidung zur Verfügung haben, mit vier Toren in 25 Minuten.

Was er nur mangelhaft kann, sind Kopfbälle - aber da wir unter meiner Ägide noch nie auf hohe Flanken gesetzt haben, nehmen wir das mal in Kauf und verpflichten den Guten für völlig überteuerte 500 Euro. Bleiben also nur noch 249.500 Euro im Transferbudget, da müssen wir uns wohl ab sofort ein bißchen einschränken.



Die nächste Verpflichtung ist Leon Schmit, der im zentralen Mittelfeld die Fäden ziehen und also Casafina ersetzen soll:



Und zu guter letzt gelingt uns - wenn es schon keinen guten Abwehrspieler giibt - mit dem Transfer des französischen Torhüters Ilyas Izri noch ein kleiner Coup:



Dann ist die Vorbereitung vorbei und es beginnt das Abenteuer Zweite Liga.


Wobei ein anderes Abenteuer zu diesem Zeitpunkt bereits wieder vorbei ist - die erste internationale Teilnahme des DC 1921 Echternach nämlich.
Alle Journalisten sind sich einig, dass wir die erste Runde nicht überstehen werden - aber es kommt dann doch ein bißchen anders:




Das schlußendliche Ausscheiden ist zwar schade - zumal wir nicht wirklich chancenlos, sondern nur im Abschluß glücklos sind, und zwar in beiden Spielen - aber wir haben eine sehr ausdrückliche Duftmarke gesetzt und springen am Ende der Saison auch wegen dieser Spiele mal eben um über 200 Plätze auf Rang 816 der UEFA-Rangliste.

Und neben den schönen Erfahrungen und dem Stolz, das kleine Luxemburg auch als Zweitligaaufsteiger sehr würdig vertreten zu haben, trösten uns auch über 400.00 Euro Einnahmen aus Prämien und Eintrittsgeldern.
Die Finanzierung des DCE ist somit auf Jahre hinaus gesichert, wenn wir nicht wie ein gewisser schwarzgelber deutscher Bundesligist Anfang des Jahrtausends auf Krampf versuchen, schneller zu wachsen als gesund ist.

Der warme Geldregen in der Conference League läßt uns finanziell auch das diesmal vergleichsweise frühe Ausscheiden in den beiden Pokalen verschmerzen, wo jeweils in den Viertelfinals Endstation ist.

Und die Liga?
Die Experten sehen uns unter den ersten fünf, und das schaffen wir auch, irgendwie.



Nach dem 5:2 gegen Wormeldingen am 23. Spieltag steht fest, dass der DCE 1921 Echternach exakt 110 Jahre nach dem Abstieg aus der Nationaldivisoun in die zweite Erstligasaison seiner Vereinsgeschichte gehen wird.
« Letzte Änderung: 11.September 2020, 10:52:40 von Achtelprofi »
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Re: [FM 20 Journey, aktuell: DC 1921 Echternach] ...for victory
« Antwort #15 am: 10.September 2020, 18:40:44 »

Avenir Beggen war mal eine große Nummer in Luxemburg... jetzt wohl nicht mehr :(
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Re: [FM 20 Journey, aktuell: DC 1921 Echternach] ...for victory
« Antwort #16 am: 11.September 2020, 07:51:23 »

Und wieder aufgestiegen. Das läuft doch. Wie sind denn die Trainingseinrichtungen von Schifflingen im Vergleich?

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Re: [FM 20 Journey, aktuell: DC 1921 Echternach] ...for victory
« Antwort #17 am: 14.September 2020, 15:56:04 »

@Lumpi: Ja, an die Zeiten kann ich mich auch noch (vage) erinnern. Das knuffigste Wappen haben sie jedenfalls immer noch.  :angel:

@Akumaru: Ja, et läuft. Aber nicht mehr lange.  ;D Und die Trainingseinrichtungen von Schifflingen sind einfach Stufe 2/7 (bzw 4/20), eine einzige Stufe über Echternachs "Trainingseinrichtungen?!"-Level.

~~~~~~~

15.05.2026, Echternach, Luxemburg

Boah, was hab ich die Schnauze voll von diesen Pfennigfuchsern!
Da spielen wir die beste Saison in der Geschichte des Daring Club, sorgen für Einnahmen und einen Kontostand in nie dagewesener Höhe - und diese BWL-Schnösel im Vorstand weigern sich weiterhin, auch nur einen Cent in die Mannschaft zu investieren.
"Wir müssen sparen!", so der penetrant wiederholte Ausspruch Peiffers, den ich auch in der abgelaufenen Saison ertragen durfte.

Die Mannschaft wurde vor der Saison also notgedrungen mal wieder ablösefrei verstärkt, der Gehaltsetat liegt weiterhin um die Hälfte niedriger als beim Dreizehnten in der BGL-Ligue-Gehaltstabelle, das Training findet weiterhin auf einem abgeernteten Kartoffelacker statt und die Jugend ist ein Haufen beinverknoteter Versager ohne Entwicklungspotential.

Und wie schlagen sich diese Voraussetzungen in Ergebnissen nieder?
Nun, das kann man vielleicht am besten so zusammenfassen:

Bis zum 26, also letzten, Spieltag gibt es ein Kopf-an-Kopf-Rennen um die Meisterschaft in der BGL.
Die beiden Kontrahenten sind Differdingen, denen die Buchmacher vor der Saison einen Platz unter den Top3 vorausgesagt haben ... und der DC 21 Echternach, für den die Wettanbieter eine Quote von 1:1001 (!) für den Klassenerhalt festgelegt haben.
Die Aufsteiger aus Ostluxemburg kümmern sich einen feuchten Kehricht um irgendwelche Prognose und pflügen einfach mit einer ans Unverschämte grenzenden Lässigkeit durch die Liga und auch durch die beiden Pokale.
Dass sowohl im Coupe de Luxembourg als auch im Coupe FLF jeweils im Halbfinale Schluß ist, hat denn auch weniger mit genereller Unterlegenheit als vielmehr mit Tagesform und Spielglück zu tun.
1:2 gegen Differdingen (auswärts, nach Verlängernung) und 0:1 gegen Jeunesse Esch (ebenfalls auswärts, ebenfalls nach Verlängerung) zeugen von knappen, hart umkämpften Spielen.

Und die Liga?
Die hält ein Endspiel bereit, wie es spannender kaum vorstellbar ist:
Differdingen (60 Punkte) empfängt zum Saisonfinale Echternach (59). Und damit heißt es für beide Mannschaften: Spiel gewinnen, Meister sein. Differdingen genügt auch ein Unentschieden, sicher, aber beide Mannschaften streiten sich nicht nur um den Meistertitel in dieser Saison 2025/2026, sondern auch um den Titel der besten Offensivreihe. Sowohl Differdingen als auch Echternach haben über 70 Tore erzielt, ein vorsichtiges Taktikgeplänkel scheint unvorstellbar.

So spannend das Spiel auch im Vorfeld scheint, so schnell ist es dann leider (vor-)entschieden. Nach drei und nach sieben Minuten netzt Differdingen Goalgetter Damir Schmit (nun 28 Tore) humorlos ein, von diesem Doppelschlag erholt sich Echternach nicht wieder. Am Ende heißt es 3:0 für die Platzherren, die damit zum Meister der BGL gekürt werden, vier Punkte vor Aufsteiger DC 21 Echternach.

Die Enttäuschung bei den Gästen ist natürlich riesengroß - aber auch der Stolz darauf, nicht nur das interne Ziel "sicherer Klassenerhalt" realisiert, sondern Echternach auch mit einem lauten Knall endgültig auf der Fussballlandkarte Luxemburgs platziert zu haben.



Der DCE 21 spielt also nächste Saison mal wieder international, weitere Einnahmen von 80.000 Euro (mehr als ein Jahresetat!) sind sicher... aber eine erneute Anfrage nach einer wenigstens kleinen Verbesserung der Infrastruktur schmettert Peiffer in altbekannter Weise ab.

Ist zum Glück das letzte Mal, dass ich mich mit ihm herumschlagen muß, denn...

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Bemerkung am Rande:
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« Letzte Änderung: 14.September 2020, 15:58:49 von Achtelprofi »
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Re: [FM 20 Journey, aktuell: DC 1921 Echternach] ...for victory
« Antwort #18 am: 14.September 2020, 17:31:58 »

Kapitel 2 - when glory beckons

15.06.2027, Esch-sur-Alzette, Luxemburg

Viel Zeit zur Verabschiedung bleibt mir nicht, denn schon am 17.06.2026 trete ich meinen neuen Posten an.
Vom äußersten Osten Luxemburgs ziehe ich dazu in den äußersten Westen, nach Esch-sur-Alzette. Aus einer Kleinststadt (Echternach hat nicht einmal 6000 Einwohner) in die mit 34.000 Einwohnern zweitgrößte Stadt Luxemburgs, die noch dazu zwei deer größten und bedeutendsten Vereine hervorgebracht hat, die der Fußball in diesem Land kennt: AS Jeunesse Esch und den nach allgemeinem Dafürhalten ältesten Luxemburger Verein CS FOLA Esch.

Trainer bei Jeunesse Esch also. Pure luxemburgische Fussballtradition, soviel steht mal fest.
29 Mal war Jeunesse Esch luxemburgischer Meister (was Rekord ist), wobei 26 von diesen Miesterschaften ins 20. Jahrundert fallen. Seit der Jahrtausendwende läuft die ehrwürdige Jeunesse aus Esch der Musik allzuoft hinterher.
Ganze drei Mal (2004, 2010 und 2021) konnte die Meistertrophäe seitdem noch in Empfang genommen werden, in manchen Jahren gelang statt einer erhofften Meisterschaft nicht einmal der Sprung in den Europacup. Das hinterließ immer deutlichere finanzielle Lücken und inzwischen ist der Verein bestenfalls noch viert- eher sogar fünftstärkste Kraft, da Differdingen, FOLA Esch, Racing FC Luxemburg und neuerdings auch Progres Niederkorn den Eschern mehr und mehr den Rang abgelaufen haben.

Die Zielsetzung ist daher klar -erst einmal Sicherstellung einer kontinuierlichen Teilnahme an der Qualifikation zur Europa Conference League. Darauf aufbauend soll in den nächsten 2 Jahren die Zusammenstellung eines Teams erfolgen, das um Meisterschaft, Pokalsieg und vor allem die Qualifikation zur Champions League mitspielen kann.



Jeunesse Eschs Infrastruktur hat schon deutlich bessere Zeiten gesehen - verglichen mit Echternach fühl ich mich trotzdem wie im Paradies, als ich die Einrichtungen bei einem ersten Rundgang besichtige:



Was allerdings auffällt - die Nachwuchsarbeit, einst das absolute Prunktstück des Clubs, hat deutlich gelitten und ist auf einem historisch schlechten Niveau.
Hier soll schnellstmöglich angesetzt werden - der Verein hat aktuell knapp 800.000 Euro auf der hohen Kante. Präsident Raths hat mir beim Antrittsgespräch zu verstehen gegeben, dass ich etwa 200.000 davon - sowie die Hälfte von allen diesjährigen Europapokaleinnahmen - zur Verbesserung der Infrastruktur verwenden darf.
Paradies, ich sags ja.
Die Umwandlung in einen vollprofessionell agierenden Verein lehnt Raths jedoch ("vorerst", wie er mehrfach betont) ab, zuviele finanzielle Risiken sind damit verbunden.

Ich stelle mich am zweiten Tag der Mannschaft vor - ein deprimierend kleiner Haufen. Nachdem die Qualifikation für die Europa Conference League nur durch Schützenhilfe vom Racing FC gelang (Esch wurde Vierter, das reicht nur deswegen, weil Racing Dritter UND Pokalsieger wurde), haben etliche der auf Prämienbasis agierenden Halbprofis den Verein verlassen.
Ich schaue mir die verbleibenden Spieler während der ersten Trainingseinheiten genau an und entscheide dann, dass wir in allen Mannschaftsteilen Verstärkung benötigen - die Torhüterposition ausgenommen. Dort tummeln sich gleich 5 (!) Spieler, von denen mit Sequeira jedoch nur einer gehobenes Erstligaformat hat.

Es folgen also arbeitsreich Wochen für die Scouts und mich selbst, am Ende gehen wir mit folgendem Kader in meine erste Saison als Trainer von Jeunesse Esch:



Sechs Neuzugänge, von denen Peqas, Useldinger und Schmit die am stärksten eingestuften sind, sollen helfen, Jeunesse Esch wieder an die Spitze der Luxemburger Fussballnahrungskette zu befördern.
Insbesondere der Transfer von Schmit (und in geringerem Ausmaß auch der von Gomes) lösen dabei ein massives Rauschen im journaistischen Blätterwald aus - die beiden waren Stützpfeiler meiner Echternacher Erstligamannschaft und es wird allenthalben als schlechter Stil angesehen, dass ich sie "mitnehme". Ist mir aber egal, ganz besonders Schmit ist für meine in den letzten beiden Jahren gereifte 4 3 3 - Taktik perfekt geeignet.



Die Zeit wird zeigen, ob sein Transfer den Aufruhr wert war, den er verursacht hat.

Viel Zeit zum Einspielen bleibt der erneuerten Jeunesse nicht - der kasachische Vertreter FK Schetissu Taldyqorghan bittet zum Qualifizierungstanz!


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Re: [FM 20 Journey, aktuell: AS Jeunesse Esch] ...for victory
« Antwort #19 am: 14.September 2020, 21:33:49 »

Viel Erfolg beim neuen Verein!