Kapitel 4: Die Ruhe vor dem SturmLachs oder Matjes. Das war die Frage an diesem Abend. Nach der ersten gemeinsamen Woche mit dem Team und als kleine Einstandsfeier zog ich am Freitagabend mit dem Team um die Häuser, was im Gegensatz zu meinen letzten Kneipentouren nicht mit einem Besuch bei der örtlichen Dönerbude begang, sondern bei einem kleinen Fischimbiss in der Innenstadt. Das lag hauptsächlich daran, dass es in Kolding keine Dönerbude gab! Für mich als Liebhaber dieser deftigen Mahlzeit ein herber Rückschlag. Stattdessen gab es also Fischbrötchen, und ich schlug mich auf dem Weg dorthin hauptsächlich mit der Frage herum, welcher Fisch wohl am besten zum Tuborg schmeckt.
Nach dem kleinen Snack ging es also mit einem Großteil des Teams weiter, um das örtliche Nachtleben unsicher zu machen. Es war ein großartiger Abend, an den ich mich allerdings nicht mehr komplett erinnern kann, was wohl schon Beweis genug ist für den Spass den wir hatten;)
Woran ich mich jedoch erinnern kann ist eine nette dänische Frau, mit der ich mich im Laufe des Abends fantastisch unterhalten habe, und mit der ich mich auch danach noch weiter getroffen hab. Aber dazu an anderer Stelle mehr.
Am nächsten Morgen jedenfalls fiel mir dann ein, warum ich zuerst Zweifel dran hatte die Tour am Freitag zu machen. Durch die starken Kopfschmerzen ist es mir fast entfallen, das am Nachmittag das Testspiel gegen den Lokalrivalen Kolding SC stattfand. Wenn das Team in einem ähnlichen Zustand war wie ich, würde es zu einer peinlichen Veranstaltung für alle Beteiligten werden. Ich warf mir also eine Aspirin ein, holte mir eine Mahlzeit vom Netto um die Ecke und versuchte mir eine halbwegs vernünftige Aufstellung zu überlegen. Nachdem das erledigt war ging es zum Vereinsgelände vom KSC, wo das Spiel stattfand. Dort traf ich auf den restlichen Trainerstab, der auf die "Teamfindungs-Maßnahme" des Vorabends dankend verzichtet hatte. Ihre Blicken zufolge sah man mir die Eskapaden der letzten Nacht deutlich an und ich konnte für einiges an Erheiterung sorgen. Selbst ein Kater kann was gutes haben.
Wenige Minuten später traf das Team ein und mir wurde schlagartig bewusst, das ich anscheinend massiv aus dem "Training" gekommen bin. Keiner der Jungs ließ sich die vergangene Nacht ansehen, manche wirkten sogar wie neugeboren. Ich war zwar fassungslos, aber auch verdammt froh, weil die befürchtete Blamage ausblieb und ich auf ein anständiges Spiel hoffen konnte.
Als schließlich das gesamte Team eingetroffen war und sich in der Gästekabine eingefunden hatte stellte ich meine Taktiktafel auf um ihnen die Startformation und den Spielplan zu präsentieren
Wir starteten mit einem 4-2-3-1, was auch die Standardformation für die Saison sein sollte. Am Meisten überzeuge mich an ihr die große Offensivkraft, die allerdings bei Bedarf auch leicht deutlich defensiver ausgerichtet werden konnte, indem der Zentrale Mann der offensiven 3er Kette in einen klassischen DM umgewandelt wird. Damit wollte ich zu einem eine relativ simple Strategie etablieren, die sich jeder merken und verinnerlichen kann, die aber auch einige Variation erlaubte um auf verschiedenste Situationen zu reagieren.
Auf Einzelheiten wie das Spieltempo und ähnliches wollte ich mich noch nicht festlegen, da ich noch nicht genug Kenntnisse über die Fähigkeiten hatte und auch noch nicht meine erste Elf feststand, somit wollte ich mir die Möglichkeit freilassen, in den kommenden Testspielen verschiedene Methoden anzuwenden und zu schauen welche am Besten geeignet war.
Das Team folgte der Ansprache aufmerksam und ich sah ihnen an, dass sie zwar nicht wussten ob sie alles was verlangt wurde umsetzen konnten, ihnen die Grundidee aber gefiel.
Nun komme ich zum ersten richtigen
Spielbericht, da es für mich das erste "richtige" Spiel als Trainer war und ich mir diesen Meilstein immer in Erinnerung halten werde:
Das Spiel starte um 15:00 Uhr bei leichten Nieselregen und Wind, dafür aber angenehm "warm" mit 18 Grad. Richtiges Küstenwetter halt.
Der Gegner hatte Anstoß und versuchte sich mit direkt mit einem langsamen Spielaufbau. Jedoch wurde mir bereits nach dem fünften Ballkontakt wieder schlagartig bewusst, mit welchem Niveau wir es zu tun hatten. Der Versuch eines langen Passes auf ihren Flügelspieler landete mitten im "Point Nemo" des Spielfelds (wem das nichts sagt, einfach mal nach googeln) und rollte von dort langsam ins Seitenaus.
Das Wetter machte das Spiel nicht ansehnlicher. Durch den aufgeweichten Rasen waren vernünftige Pässe kaum möglich und nach wenigen Minuten entstand eine beeindruckende Kraterlandschaft.
Nach fünf Minuten dann gab es für uns an der rechten Seitenlinie, ungefähr 15 Meter vom gegnerischen Strafraum entfernt einen Freistoß. Die Hereingabe von Raunsbaeck kam gut auf Petersen, der allerdings bei der versuchten Ballannahme vom gegnerischen Verteidiger sehr unsanft zu Boden geschickt wurde. Der Schiri entschied folgerichtig auf Elfmeter!
Rode trat an und versenkte den Strafstoß! Zwar etwas glücklich, da er fast den Torwart abschoss, der in die andere Richtung sprang, aber drin ist drin. Somit führten wir bereits nach bereits frühzeitig, ein Einstieg nach Maß.
Kurzt danach holte sich dann Patrzalek Hansen durch ein sehr ungeschicktes Foul an der Mittellinie den gelben Karton ab, worauf ich ihm anwies fürs weitere Spiel auf Zweikämpfe zu verzichten, solange sie nicht absolut notwendig waren.
Aufgrund der Platzverhältnisse und der begrenzten spielerischen Fähigkeiten passierte in den nächsten zwanzig Minuten immer wieder dasselbe: Ein Team bekam den Ball, versuchte das Spiel aufzubauen, was allerdings durch die Matschlöcher unmögich wurde, und schlussendlich drosch irgendjemand den Ball nach vorne, in der Hoffnung irgendeiner der Offensiv-Leute würde ihn schon kriegen, was jedoch immer misslang und zum Ballbesitzwechsel führte. Dieser Vorgang wiederholte sich Mal um Mal.
In der 35. Minute kam der Ball dann nach einem erneuten Freistoß über mehrere Stationen und mit viel Glück zu Rode, der freistehend vor dem Torwart den Ball aus knapp 12 Metern links am Tor vorbeischoss.
In der 38. kam der Ball nach einem Einwurf zu Baagoe-Engels, der sich nach einem Doppelpass mit Johansen ein Herz nahm und aus 22 Metern direkt abzog. Der Ball flog wie ein Strich in die linke obere Ecke des Tors und prallte von der Unterlatte hinter die Torlinie. Ein absolutes Traumtor! Noch heute eins der schönsten Tore die ich jemals gesehen habe.
Die letzten Minuten der ersten Hälfte passierte dann wieder wenig und so ging es dann mit einer komfortablen 2:0 Führung in die Pause.
Nach der Halbzeit ließ ich dann die restlichen sechs Jungs ran, die auf der Bank saßen und gab ihnen die Möglichkeit sich zu empfehlen.
In der 50. Minuten kam es dann zu einer nahezu kompletten Wiederholung der Ereignisse vor dem 1:0: Freistoß von rechts auf den langen Pfosten, wo diesmal Baagoe-Engels stand. Allerdings wurde er nicht umgeholzt, weshalb er aus kurzer Distanz abschließen kann. Ein strammer, aber durchaus haltbarer Schuss, jedoch verschätzt sich der Torwart vom Kolding SC komplett und haut sich das Ding beim Abwehrversuch selbst ins Netz. 3:0 für uns!
Danach hatte unser Team zwar noch einige Chancen, vorallem nach Standardsituationen, aber es war nichts erwähnendes dabei, weshalb das Spiel bis zum Abpfiff auch eher Schonkost war.
Allerdings war ich nach Spielende sehr erfreut über den klaren Sieg und vorallem über die ordentliche Verteidigung, da der KSC nur einen einzigen Torschuss vorweisen konnte, und der war auch eher eine Rückgabe als gefährlich.
Somit war mein erstes Spiel als Trainer überstanden und der Einstieg gelungen und meine eigene Hoffnung groß, dass die Saison positiv verlaufen könnte...
AnhangIch hoffe das Lesen hat euch Spaß gemacht. Ich wollte diesen ersten Spielbericht etwas hervorheben, um erstmal zu gucken wie er euch bezüglich Umfang und Schreibart gefällt und was man evtl. ändern könnte.
Morgen kommt hoffentlich noch da Kapitel zum Rest der Vorbereitung, damit ich dann nächste Woche mit der richtigen Saison starten kann. Wann genau es soweit ist kann ich noch nicht genau sagen, da ich übers Wochenende nicht am Rechner bin. Ich werde aber die Zeit versuchen zu nutzen um mir schonmal weitere Nebenstories einfallen zu lassen;)
PS: ich baue aktuell in die Geschichte ein kleines Easter-Egg ein, wem es als erstes auffällt kann mir schreiben was es ist, für den/diejenige lass ich mir dann was einfallen;) Kleiner Tipp: Das Easter-Egg beginnt ab Kapitel 2