Gestatten? Jochen Enax. Ligasieger in Norwegen mit Lyn Oslo, CONCACAF Champions League Sieger mit LA Galaxy, Inhaber der güldenen Pfefferstübchen Kundenkarte, Mister Wanne Eickel 1997, Stargast im Festzelt der Cranger Kirmes 2004, Frauenmagnet, Trainerlegende und Bruder von Klaus Enax.
Nach meinen letzten Erfolgen, Irrungen und Wirrungen habe ich mir eine wohlverdiente Auszeit genommen. Meine Leber hat es mir gedankt und auch das Pefferstübchen konnte seinen Umsatz um 450% steigern. Die Polin hinter der Theke ist weiterhin heimlich in mich verliebt und will nur mein Bestes. Meine Standardbestellung Pommes Currywurst Mayo und Sauce garniert sie mittlerweile nicht mit 2 sondern 4 Hüben Mayonnaise und frischer Petersilie. Das muss Liebe sein.
„Jochen, Schätzilein. Willst Du nicht mal wieder Gras riechen?“ fragt sie mich bei meinem Frühstück das aus Porridge mit Currysauce und 2 Hüben Mayonnaise besteht – man achtet ja auf die schlanke Linie.
„Gras? Rieche ich doch ständig am Marler Stern. Oben am Busbahnhof…“ antworte ich.
„Nein, Rasen. Frischgemähten Rasen. Egal ob Natur- oder Kunstrasen. Willst Du nicht mal wieder eine Mannschaft trainieren? Ich merke doch das dir der Fußball fehlt?“
„Papperlapapp. Nur weil ich ab und an mal bei Spielen zuschaue?“
„Du hast ja Recht. Trotzdem. Die Polizei war in der letzten Woche schon 3 Mal hier und hat dich ermahnt. Was musst Du auch am Zaun an der Grundschule stehen und Anweisungen zu brüllen wenn Erstklässler in der Pause Fußball spielen? Und dann immer eine Dose Veltins in der Hand? Wir haben 2019, das kommt heutzutage nicht mehr gut. Die Welt hat sich verändert.“
Das saß. Vielleicht sollte ich wirklich wieder aktiv werden. Über die Schnellwahltaste auf meinem Nokia 5110 wählte ich die Nummer meines Agenten der sich kümmern will. „Tu dich schnell kümmern Oida“ meinte Ermutigung zügig zu arbeiten.
Bis es losgeht werde ich mir noch Brathähnchen aus dem Hähnchenbräter Rotisserie gönnen. Das Fett kann ich anschließend direkt von meinen Fingern in meine Haare schmieren – Gel-Ersatz. Greta Thunberg wäre stolz auf mich.
Apropos Greta. Eine dieser Fridays for Future Demos mit Abiturientinnen fand auch am hiesigen Marler Stern statt, direkt vor dem Rathaus. Ausgerechnet als ich den Abend vorher in der Sternschnuppe am Lipper Weg versackt bin und ich am azurblauen Minipool vor dem Rathaus ausnüchterte.
„What do we want?“ „Climate justice“. „When do we want it?“ „Now“. Mit diesem Gekreische werde ich also mitten in der Nacht, 10:00 Uhr, aus dem Schlaf gerissen. Es dauert eine Weile bis ich mich orientiert habe und weiß wo ich bin. Von diesen Demos habe ich mal irgendwo gehört, wusste aber nicht das sie auch im schönen Marl angekommen sind. Diesen Aktionismus müsste ich doch für mich einsetzen können…
Einige Diskussionen ( und kostenlose Proseccos ) später hatte ich mein Ziel erreicht. Auf die Frage „What do we want?“ kam jetzt kein Climate Justice sondern ein schallendes „JOCHEN ENAX“.
„When do we want him?“
„NOW“
Zwei Fragen, zwei Antworten. So einfach ist die Welt erklärt. Das Marler Bürgerfernsehen ging live, kurz darauf kamen RTL, SAT1 und selbst Thomas Hornauer dazu und berichteten von der Demo für einen neuen Trainerjob für mich.
Mit stolzgeschwellter Brust und leicht angesäuselt saß ich auf der Skulptur der lebendig gewordenen Bratwurst und steckte der ein oder anderen 18jährigen Abiturientin meine Nummer zu. Ein dankbares und lüsternes Zwinkern mein erster Lohn. Mhhhhh.