Kapitel 36 „Wattenscheid will be playing four, four, fucking two“
Prolog: So sagt es Mike Bassett in dem Film „England Manager“, in einer Pressekonferenz gefragt nach der Spielformation der englischen Nationalelf für das anstehende Spiel. Nach einigen Misserfolgen antwortet der fiktive Team Manager, der mehr oder weniger per Zufall Nationaltrainer der Three Lions geworden ist, etwas gereizt auf die Frage nach der Startformation der Mannschaft.
Wie bereits im Saisonrückblick zu bemerken war, wird auch die SG Wattenscheid 09 sich von den Erfolgsrezept des 4-2-3-1 verabschieden und die Formation in ein klassisches 4-4-2 übertragen, in der Hoffnung die Balance zwischen defensiver Stabilität und offensiver Wucht zu erzielen. Auf diese Spielidee hin ist auch die Transferpolitik in diesem Sommer ausgerichtet.
Die TransferphaseMit einem für Wattenscheids Verhältnisse gewaltigen Gehalts- und Transferbudget, gestützt durch einen neuen Sponsoren, geht es in den Transfersommer. Das klare Ziel ist es, um einige Stammkräfte bzw. Säulen herum, ein 4-4-2-System zu etablieren und dafür geeigneten Spieler zu verpflichten. Im Idealfall soll jede Position in etwa doppelt besetzt sein, aber der Kader dabei nicht zu aufgebläht werden.
Zunächst müssen einige Spieler den Verein verlassen bzw. deren (Leih-) Verträge werden nicht verlängert. Das prominenteste Opfer ist „Jeff“ Obst, der noch zu Regionalligazeiten für die 09er aufgelaufen ist, über 100 Spiele für die Schwarz-Weißen gemacht hat und ein toller Rechtsverteidiger war. Rurik Gislason, der isländische Nationalspieler, beendet seine Karriere und Hanli, Oesterhelweg und Algermissen gehen ablösefrei. Zudem wechselt Justin Neiß, eigentlich ein guter Joker und ein „Talent“, zu Holstein Kiel und Liskiewicz spielt in der kommenden Saison in der polnischen Heimat. Alle passen nicht mehr in das 4-4-2.
In den Medien werden natürlich noch spektakulärere Namen veröffentlicht, wie z.B. Thomas Müller.
Emerling wird die neue Nummer 1. Er kommt aus Bremen für die fixe Ablöse von 100.000€, die in seinem Leihvertrag so verbrieft war. Er ist U19-Nationalspieler und trotz seiner 1,85 schien er die „Lufthoheit“ im 16er zu behalten, zudem stehen um ihn herum große Jungs in der Innenverteidigung.
Peda wollte unbedingt von seinem Verein, dem FC Augsburg, weg und kommt für eine stolze Summe von 900.000 €, anstelle der anfänglich geforderten 1,4 Millionen, an die Lohrheide. Er scheint kopfballstark zu sein und soll neben Volkmer nun die etatmäßige Innenverteidigung stellen.
Der erfahrene Sternberg kommt aus dem Nachlass von Union Berlin, die abgestiegen sind, und kann den verletzungsanfälligen Douglas ersetzen und hoffentlich seine langen Einwürfe Tomas-Hajto-mäßig in die Waagschale werfen.
Mbakata kommt aus der ersten schweizerischen Liga ins Ruhrgebiet. Er und Egbo stehen in direkter Konkurrenz um die wichtige Position in dem neuen 4-4-2.
Für lau wechselt Keanu Schneider von der Weser an die Ruhr. Er hat überall solide Werte und ist der designierte Nachfolger von Corboz im Mittelfeld.
Kronemeyer ist neben Soeng-Hoon, der nun übrigens auch vertraglich fest für die 09er spielt, nun der zweite Stürmer der sowohl kopfballstark als auch schnell sein muss. Er war zuvor für die Fortuna aus Düsseldorf tätig.
Das neue 4-4-2-SpielsystemWie gesagt, das neue 4-4-2 wird im Laufe der Saison hoffentlich noch verfeinert werden, aber es soll eben die Balance zwischen Offensive und Defensive schaffen, was das 4-2-3-1 irgendwie nicht mehr erzeugte.
Hierzu nun ein paar Gedanken, gerne würde ich auch Rückmeldungen bekommen, wenn jemand Ideen hat. Manche Positionen nennen sich (offensive) Schlüsselpositionen, diese sollen also „herausragend“ sein, weil über sie die Torchancen eingeleitet werden.
Der Torwart bleibt vermutlich ein verteidigender Keeper, der hinten bleibt. Wobei Peter sicherlich mit Emerling auch eine Nummer 1 hätte, die mitspielen könnte, aber das wird noch getestet. (Bisher habe ich in allen Saves weniger positive Erfahrungen mit dem MTW gemacht)
Die Innenverteidigung: Bei der breiten Spielanlage gegen den Ball werden vermutlich eher Flanken in die Box segeln und daher müssen die zentralen Verteidiger groß, kopfballstark und zweikampfstark (Tackling, Deckung, Stellungsspiel) sein. Zudem sollte die Passwerte halbwegs stimmen, da der Spielaufbau teilweise über sie laufen wird und sie den Stress des Pressings aushalten müssen. Zuletzt ist auch Geschwindigkeit zumindest bei einem der beiden IVs ein „nice to have“.
Der rechte Flügelverteidiger soll eine „Schlüsselposition“ im Spiel sein. Er steht im Spiel mit dem Ball sehr weit vorne und bekommt, wenn das zentrale Mittelfeld ihn gut anspielt, viel Raum und Zeit für platzierte Flanken. Zudem können sowohl Egbo als auch Mbakata gute, schnelle Läufe unternehmen. Der DM oder z.T. der Mezzala (dann auf Unterstützen) sollen ihn absichern.
Der linke Flügelverteidiger (halbe Schlüsselposition) steht defensiver mit der persönlichen Anweisung „früh flanken“, was an Douglas Fertigkeit „schlägt frühe Flanken“ liegt. In der letzten Saison hat er so schöne lange Bälle auf den Stoßstürmer geschlagen, der manchmal alleine durch war.
Der DM ist der Wellenbrecher vor der Innenverteidigung und soll die Zentrale absichern und harte Tacklings ausüben und die Gegner auf die Außenbahn drängen. Mit dem Ball ist er Anspielstation Nummer 1 für die Innenverteidiger, braucht daher gute Passwerte, und kann als Tiefer Sechser auch in den Spielaufbau zwischen beide rücken, wenn das Spiel es erfordert und der Gegner stark presst.
Der ZSm (zweite Schlüsselposition) soll die Passmaschine und der Ruhepol im Spielaufbau sein. Seine Pässe können dann eben entweder auf den rechten FV gehen oder im Zentrum verbleiben. Entscheidungen, Passtärke, Technike und Übersicht sind hier wichtige Attribute.
Die weitere zentrale Mittelfeldposition ist noch nicht wirklich klar. Hier schwankt Peter zwischen Mezzala, der ja wohl so eine Halbposition zu sein scheint, einem klassischen ZM oder einem BBM. Es ist im Spiel nicht ganz einfach zu beobachten und zu entscheiden wo deren Unterschiede liegen und wie sie effizient ins Spiel eingebunden werden.
Das linke Mittelfeld wird von einem inversen Spieler besetzt, was an dem FV dahinter liegt, der die Außenposition bereits ausfüllt. Hier war „Flair“ nicht ganz unwichtig, weil über die Position eventuell das „überraschende Moment“ geschehen könnte, hier wurde übrigens noch Bias verpflichtet.
Vorne, in der Zweierspitze, sind ein Knipser und eine hängende Spitze. Der vorher übliche Stoßstürmer wurde zum Knipser, da dieser scheinbar eher in die Mitte bleibt, während der Stoßstürmer, zumindest die Interpretation von Soeng-Hoon, zu oft auf der Außenbahn stand und dann in die leere Mitte geflankt hat.
Die hängende Spitze ist ein Mittelfeldspieler mit gutem Schuss, da er eben die Verbindung zwischen Sturm und Mittelfeld besorgen soll.
Die Mannschaftsanweisungen sind variabel, gespielt wird in der Tendenz mit „Kontrolle“, was wohl letztlich „nur“ bedeutet, dass die Mannschaft etwas mehr Risiko geht und etwas weiter vorne steht.
In Ballbesitz ist das Hinterlaufen auf beiden Seiten gesetzt, ebenso die breite Spielanlage. Der „Pass in die Tiefe“ ist mir in seiner Wirkung bisher schleierhaft. Tempo und Breite sind variabel.
Im Umschaltspiel soll vorerst auf die Innenverteidiger oder Außenverteidiger gespielt werden, wenn der Gegner das zulässt, presst dieser zu hart, dann wird der lange Ball gewählt. Konter ist standardmäßig gesetzt, ohne es kritisch zu hinterfragen
Gegen den Ball (Defensivlinie) wird breit verteidigt, so scheinen die Fernschüsse weniger zu sein und „eng decken“ ist zudem aktiviert. Die Defensivlinie steht eher tief bis Standard, da der Spielaufbau langsam ist und die Mannschaft schon aufrückt und dann nicht wie die deutsche Nationalelf bei der WM komplett blank gegen schnelle Gegenstöße steht.
Bei den Spieleranweisungen bekommen die Außenverteidiger „Spiel breit machen“ und der linke Flügelverteidiger „(häufiger) Aus der Tiefe flanken“, da das seine Spezialfähigkeit ist. Der DM soll härter in Tackling gehen, bis es eine Gelbe gibt.
Juli (2. Bundesliga)Spieltag 1 SV Sandhausen – SG Wattenscheid 09Spannend, ob die Taktik auch im Wettkampf funktioniert. In den Testspielen zumindest sah es ganz ordentlich aus. Der erste Testlauf auf voller Flughöhe findet in Sandhausen statt.
Das Spielsystem von Peter wirkt auf den ersten Blick stimmig. Nach zehn Minuten fahren die Schwarz-Weißen einen Konter, dessen letztendlicher Torabschluss von Kronemeyer an den Pfosten geschossen wird. Etwa sechs Minuten spielt Hemmerich einen Pass in den Rücken der Wattenscheider Abwehr auf Tulissi, der trifft aber ebenfalls nur das Metall. Das folgende Spiel ist definitiv sehenswert und mit der ein oder anderen Torchance auf beiden Seiten, aber niemand erzielt einen Treffer. Vier Minuten vor Spielende unterläuft dann dem eingewechselten Soeng-Hoon ein folgenschwerer Fehler. Eine Ballannahme im Mittelfeld prallt ihm von der Brust in den freien Raum, Schwede nutzt die Chance und spielt dann einen tödlichen Pass auf Tietz, der Sandhausen den Saisoneröffnungsdreier beschert.
August (2. Bundesliga, DFB-Pokal)Spieltag 2 SG Wattenscheid 09 – Fortuna DüsseldorfBeim Saisonauftakt hatten die 09er ein wenig Pech, dennoch hat man auch gemerkt, dass das 4-4-2 noch nicht in Fleisch und Blut übergegangen ist.
Gegen die Fortuna aus der Landeshauptstadt ist nicht nur die Freude auf die erste Saisonbratwurst hoch, sondern das Spiel dazu macht sie besonders schmackhaft. Den ersten Treffer der Spielzeit für die SG Wattenscheid macht Barry Douglas per Freistoß nach elf Minuten. Von der linken Strafraumkante segelt der Ball neben linken Pfosten, unhaltbar für Wolf. Danach ist Wattenscheid bis auf eine Ausnahme, einem Konter, den Bozdogan nach 2 Minuten nicht nutzt, die überlegene Mannschaft in diesem Duell. Der zweite Treffer fällt dann per Elfmeter in Minute 40, den Neuzugang Mbakata in die Maschen wemmst. Der letzte Treffer fällt dann nach 66 Minuten. Mbakata (siehe oben - Rechtsverteidiger zieht nach innen) spielt nach einem schnell Lauf einen Pass auf Bias und auch dieser Neuzugang sticht und sorgt für den 3:0 Heimsieg!
Spieltag 3 SC Paderborn 07 – SG Wattenscheid 09Mit dem souveränen Heimsieg gegen Düsseldorf im Gepäck geht es nach Paderborn.
Der erste Aufreger der Begegnung ist bereits spielentscheidend. In der zehnten Minute flankt Tekpetey die Pille in die Box und nach einem Zweikampf mit Peda geht Florschütz zu Boden, es ertönt der Pfiff und es gibt Elfmeter, den Ritter sicher verwandelt. Danach hat Wattenscheid einige gute Torchancen, die aber allesamt nicht im Tor der Gastgeber enden wollen. Zunächst köpft Kronemeyer in der 32. Minute freistehend über den Kasten, dabei hätte er ausreichend Zeit zur Ballannahme usw. gehabt. In der 42. Minute fliegt ein Schuss von bias nur wenige Zentimeter am Kasten von Zingerle vorbei und nach dem Seitenwechsel nutzt Keita alleinstehend vor dem Tor seine Möglichkeit nicht. Die Krone im Chancenverschwenden setzt dem Ganzen dann Soeng-Hoon auf. Er trifft in der 65. Minute aus rund 1 ½ Metern das leere Tor nicht, bzw. Zingerle bringt seine krakenartigen Arme noch toll an den Ball.
1. Runde DFB-Pokal FC Carl-Zeiss Jena – SG Wattenscheid 09Im Pokal sind die Gäste aus dem Westen der Favorit. Jenas Tabellenplatz in der 3. Liga ist ungefähr so schick wie sein Stadtteil Lobeda.
So ein Spiel muss Wattenscheid gewinnen, über 90 (+30) Minuten sind sie das bessere Team und kommen auf viele, viele gute Torabschlüsse, aber am Ende bleibt nur das Aus in Runde 1 des Pokals. Bias trifft für die Bochumer verdient in der 23. Minute, aber danach folgt zumindest vor dem Tor nur noch Stückwerk. Und natürlich wird das bestraft! In der Nachspielzeit kommt Jena mit einem Schuss aus spitzem Winkel zum Ausgleich. Die Verlängerung verläuft dann ohne nennenswerte Ereignisse, aber auch hier ist Wattenscheid gefährlicher.
Im Duell von dem Punkt zeigen sich beide Vereine mit ihren ersten fünf Schützen treffsicher. Bei Jena trifft auch der sechste Schütze, während Kronmeyer aktuell seine torlose Situation bei den Schwarz-Weißen bestätigt und seinen Elfmeter versiebt.
4. Spieltag SC Freiburg – SG Wattenscheid 09Ende August reisen die 09er nach Freiburg. Mit Sicherheit will der FC gerne wieder in das Oberhaus, doch hierfür müssen sie dominanter werden. Die ersten drei Spiele warfen, wie eine bunte Tüte, einen Sieg, eine Niederlage und ein Unentschieden ab.
Im Spiel ist der Gast aus dem Ruhrgebiet besser, bekommt aber ein blödes Gegentor nach 28 Minuten. Günter will von der linken Straumraumkante in den 16er flanken, Keita springt vor den Flankenball und fälscht diesen derart ab, so dass Emmerling zu spät an die kurze Ecke hechtet und es 1:0 steht. Doch nach nur sieben Minuten wird die Führung egalisiert. Der zur Zeit sehr formstarke Douglas bedient Soeng-Hoon von außen und der flammt die Pille aus rund 19 Metern per Direktabnahme ins rechte Halbnetz. Mindestens bis zur 70. Minute behält der Gast die Oberhand und gewinnt die wichtigen Zweikämpfe im Mittelfeld, während Freiburg eher zum Verteidigen gezwungen wird. Die letzten 15 Minuten können sich die Breisgauer dann aber freischwimmen, aber für ein Tor reicht es nicht, denn die berühmte Zone 14 vor dem Tor der 09er „is dicht, wie die B1 zu Stoßzeiten.“
Bisher ist das 4-4-2 optisch und in der Kreation von Chancen sehenswert, bei passabler Defensive.
Wir sehen uns im Herbst / Winter!