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[Grätsche]

Nicht schlecht. 👍 Falls Du mal einen soliden Mann im Mittelfeld suchst, dann kann ich Ryan Manning empfehlen. Bei mir einer der Säulen für den Aufstieg mit den QPR.

Danke für den Tipp. Tatsächlich hatte ich ihn im Sommer sogar schon mal gescoutet - QPR will nach Schätzung im Scoutingbericht aber wohl Minimum 2 Mio, das wären 1.85 Millionen mehr als ich mir leisten kann...

Seine Werte lassen nicht vermuten aber Er ist ein sehr guter Freistoßschütze. Aber wenn es Dein Budget nicht erlaubt.

[Texas Alaska]

Ich werds auf alle Fälle im Hinterkopf behalten - hoffe ja, dass mit dem Bonus am Ende der ersten Saison in der Champhionship und den Geldern der Liga der kommenden Saison mein Transferbudget im Sommer deutlich besser aussieht.

Und im ZM könnt ich gerade mehr Breite im Kader richtig gut brauchen...

[Texas Alaska]

Foto: Daniel Coomber, CC BY-NC-ND 2.0

Championship 2019/2020 - Bradford beats Brighton

Es läuft gerade rund in Bradford. Als Underdog gestartet, haben wir die Hinrunde mit einem überraschenden Platz im Mittelfeld der Tabelle abgeschlossen und blicken nun voller Vorfreude auf die Rückrunde. In England beginnt diese ja schon ziemlich früh - eine Winterpause gibt es nicht. Und so starten wir bereits am 26. Dezember mit dem zweiten Teil der Saison. Zunächst gegen Sheffield Wednesday, dann gegen Brighton.

24. Spieltag: Bradford City - Sheffield Wednesday

Der Start der Rückrunde fällt auf einen besonderen Tag im Kalender. Zweiter Weihnachtsfeiertag, boxing day. Im vergangenen Jahr haben wir diesen besonderen Festtag des englischen Fußball in Sunderland begangen, dieses Jahr dürfen wir zu Hause ran. Umso besser, schließlich haben wir gegen Sheffield Wednesday noch eine Rechnung aus dem Hinspiel offen.

Im Sommer waren wir mit der Partie gegen die Owls in unsere erste Zweitligasaison seit 15 Jahren gestartet - und mächtig untergegangen. Sheffield hat uns regelrecht überrannt. Und auch im Rückspiel vor heimischer Kulisse sieht es nun zunächst mal nicht gut aus für den Bradford City AFC. Sheffield trifft in Minute 13 und Minute 24 und wir liegen kurz vor der Pause mit 0:2 hinten. Die Körpersprache meiner Jungs verrät, woran es liegt: Wir sind ratlos, mutlos, ideenlos. Doch dann kommt Jacob Butterfield. Ich hatte im vorherigen Post schon erwähnt WIE wichtig er für uns ist. Und heute beweist er es erneut. Er ist an jeder guten Aktion beteiligt, verteilt die Bälle, bietet sich wieder an und ist immer zur Stelle, wenn sich irgendwo eine Lücke auftut. So wie in der 42. Minute am gegnerischen Strafraum. Butterfield hat den Ball, legt kurz ab auf Butcher und läuft die gegnerischen Reihen runter. Bekommt den Ball erneut, sieht die Lücke, hält drauf und Tor!

Es steht nur noch 1:2 und plötzlich überschlagen sich die Ereignisse. Gleich mit dem nächsten Spielzug kommt Sheffield wieder vor unser Tor und erhöht auf 1:3. Doch die Aktion von Butterfield, seine Mentalität und sein demonstrierter Wille haben offenbar den Schalter umgelegt. Wir nehmen den Kampf auf. Und haben Glück. Ecke, Kopfball Novakovich und es steht 2:3.

In der Halbzeitpause ziehe ich ein erstes Fazit und passe taktisch ein paar Kleinigkeiten an (ein zusätzlicher Spieler im zentralen Mittelfeld, höher stehen und früher pressen). Mit durchschlagendem Erfolg. In Halbzeit Zwei ist es ein anderes Spiel. Wir haben plötzlich viel mehr Zugriff aufs Spiel, kommen immer wieder gefährlich in den gegnerischen 16er, der Ausgleich liegt in der Luft. Nur der Ball, der will nicht über die Linie. Es braucht also erneut einen Jacob Butterfield der sich ein Herz fasst und die Dinge in die Hand nimmt. Wieder ist es ein Fernschuss. Und wieder ist er unhaltbar. Wir gleichen zum 3:3  aus und noch sind 15 Minuten zu spielen.

Jetzt ist es ein offener Schlagabtausch. Hier kann jetzt alles passieren. Und gefühlt sitzt das gesamte Stadion in geduckter Haltung auf der Kante des eigenen Sitzes und starrt gebannt auf das Spielfeld. Drei Minuten vor Schluss geht Özkan Yildirim dann mit dem Ball am Fuß die linke Außenlinie hinunter, hebt den Kopf und sieht den völlig freien Jan Kliment auf der anderen Seite. Es folgt ein perfekter Diagonalpass, eine Volleyabnahme und dann reißt es alle die zu Bradford halten von ihren Sitzen. Kliment trifft zum 4:3. Spiel gedreht. Wahnsinn.

Wer sich über den Namen Kliment wundert: Er hat mittlerweile seine Arbeitserlaubnis und sich seitdem zum perfekten Joker entwickelt. Der heutige Tag unterstreicht das. Knapp 5 Minuten später pfeift der Schiri ab und wir gewinnen diese Achterbahnfahrt von einem Fußballspiel

***

25. Spieltag: Brighton & Hove Albion - Bradford City

 
Die Stimmung im Verein ist nach dem Sieg am Boxing Day blendend. Das liegt nicht nur an den drei Punkten, sondern auch an der Art und Weise, wie sie zu Stande gekommen sind. Trotz übler Ausgangslage und zwei früher Gegentore haben wir uns eine Herz gefasst, nicht aufgegeben und bis zuletzt gekämpft. Wenn man dann wie wir am Schluss dafür mit einem Sieg belohnt wird, hat das natürlich eine ganz besondere Wirkung und gibt einem einen Megaschub.

Gegen Brighton können wir den auch gut gebrauchen. Nicht nur weil die Partie auswärts stattfindet, sondern vor allem, weil es sich bei dem Gegner um einen der ganz großen Aufstiegsfavoriten handelt - und um die Mannschaft der Stunde. Seit August hat das Team aus Südengland nur ein einziges Mal verloren und zuletzt fünf Siege in Folge aneinander gereiht. Wir sind hier klarer Underdog. Und so gehen wir auch ins Spiel. Wir stehen und pressen zwar hoch, riskieren sonst aber nicht viel. Der Ball soll lang und weit nach vorne gespielt werden. Klappt nur so mittel. Zur Pause steht es trotzdem noch 0:0, einfach weil wir sehr gut verteidigen.

Wie schon gegen Sheffield bringt auch heute eine kleine taktische Umstellung die Wende. Statt variablen Pässen sollen die Jungs nun kürzer passen - und plötzlich kombiniert  sich Bradford City fröhlich durchs Mittelfeld. Wir haben mehr Ballbesitz, mehr Zugriff, verlagern das Spiel viel weiter nach vorne. Und wir treffen. Erst einmal, dann zweimal, dann dreimal. Und das alles innerhalb von nicht einmal einer Viertelstunde. Wahnsinn, was so eine kleine Veränderung für Wirkungen haben kann. Bester Mann auf dem Platz ist übrigens wieder einmal Jacob Butterfield.

Brighton ist ganz offensichtlich schockiert von den drei Gegentreffern. Aber Brighton fällt nix ein. So bringen wir am Ende den Vorsprung nach Hause, gewinnen mit sage und schreibe 3:0 auswärts beim haushohen Favoriten und fahren triumphierend zurück gen Norden. Wir haben echt einen Lauf. Und nur noch zwei Punkte Rückstand auf Swansea. Sprich auf die Play Offs. Es ist wirklich Wahnsinn wie sich die Dinge für Bradford gerade entwickeln. Wir holen gerade wirklich das Maximum raus. Nein, eigentlich spielen wir deutlich über unseren Möglichkeiten und eigentlich ist auch klar, dass das nicht ewig so weitergehen kann. Aber Scheiss drauf, im Moment ist alles einfach nur rosarot - und das sollten wir genießen.

[Texas Alaska]

Foto: El Loko Foto, CC BY NC 2.0

Championship 2019/2020 - Ernüchterung im Januar

Nach einem furiosen Jahresende mit wirklich guten Spielen und noch besseren Ergebnissen starten wir deutlich verhaltener in den Januar. Im letzten Post hatte ich ja schon darauf hingewiesen, dass uns klar sein muss, dass die Erfolgswelle auf der wir da schwimmen fast schon märchenhaft ist, wenn man die tatsächliche Kaderstärke bedenkt. Was bedeutet, dass unser guter Lauf wahrscheinlich eher früher als später auch wieder enden wird. Und genauso kommt es dann auch. Der Januar beginnt mühsam und bleibt mühsam und das obwohl einige Gegner vom Tabellenende anstehen. Gegner, gegen die wir eigentlich gewinnen wollten.

Gegen die Queens Park Rangers geht ein Unentschieden zwar noch völlig in Ordnung, immerhin ist der Club aus London deutlicher Favorit, und auch das 0:0 im FA Cup gegen den Premier-League-Club Crystal Palace lässt sich eigentlich eher als Erfolg verbuchen. Die Niederlage gegen Wigan und die beiden Unentschieden gegen den Tabellenletzten Rotherham und Mitaufsteiger Barnsley hätten dann aber eigentlich ganz anders laufen sollen. Gegen Barnsley waren wir zumindest die bessere Mannschaft und selbst die Presse fragt mich, wie wir das eigentlich geschafft haben: Ein Spiel das man so dominiert hat, dann am Ende nicht zu gewinnen.

Wie dem auch sei, wir können uns nicht beschweren. Auch wenn wir vor allem in den Spielen gegen Teams aus dem Tabellenkeller mehr erwartet haben, wir stehen nach wie vor sehr gut in der Tabelle da. Viel besser als erwartet. Wobei mit drei Punkten gegen Rotherham und gegen Wigan sogar eine kleine Sensation drin gewesen wäre:

Neunter Platz - trotzdem geil. Man darf nicht vergessen, dass Bradford in finanzieller Hinsicht allen anderen Clubs dieser Liga weit unterlegen ist. Sowohl was Transfergelder als auch Gehälter angeht haben wir mit Abstand das kleinste Budget. Unser Kader gehört vom Leistungsvermögen entsprechend ebenfalls ganz ans Ende der ligaweiten Rangliste und deshalb wurden wir zu Saisonbeginn auch von Presse und Buchmachern als Abstiegskandidat Nummer Eins ausgemacht. Vor diesem Hintergrund ist die aktuelle Tabellenplatzierung der schiere Wahnsinn. Aber klar: Trotzdem würde ich mich so langsam mal wieder über einen Sieg freuen...

[Benny]

Ich hatte von Bradford und seinen deutschen Eigentümern damals in der 11 Freunde gelesen. Fand das super, was die da vorhatten, wegen ihrer Pläne. Ein Plan sah zum Beispiel vor, dass die Eintrittspreise sinken sollten je höher die LIga ist. Glaube mich zu erinnern, dass in der Premierleague das Ticket nur noch 1 Pfund kosten sollte oder so, da man locker ohne Zuschauereinnahmen das Budget planen kann. Das hätte sicher wieder mehr ´echte´Zuschauer ins Stadion gebracht, die sich ein normales Ticket nicht leisten können. Auch die Art und Weise wie vor der Übernahme alles überprüft wurde, kam sehr professionell rüber. Schade, dass es am Ende so gelaufen ist. Am Ende ist es Rahic wohl doch eher nur um seine eigene Person gegangen und um sich in der Öffentlichkeit präsentieren zu können. Isr ja oft so, dass Personen sich stark ändern, wenn sie plötzlich Macht bekommen. Rahic war da wohl leider keine Ausnahme....

[Texas Alaska]

Ich hatte von Bradford und seinen deutschen Eigentümern damals in der 11 Freunde gelesen. Fand das super, was die da vorhatten, wegen ihrer Pläne. Ein Plan sah zum Beispiel vor, dass die Eintrittspreise sinken sollten je höher die LIga ist. Glaube mich zu erinnern, dass in der Premierleague das Ticket nur noch 1 Pfund kosten sollte oder so, da man locker ohne Zuschauereinnahmen das Budget planen kann. Das hätte sicher wieder mehr ´echte´Zuschauer ins Stadion gebracht, die sich ein normales Ticket nicht leisten können. Auch die Art und Weise wie vor der Übernahme alles überprüft wurde, kam sehr professionell rüber. Schade, dass es am Ende so gelaufen ist. Am Ende ist es Rahic wohl doch eher nur um seine eigene Person gegangen und um sich in der Öffentlichkeit präsentieren zu können. Isr ja oft so, dass Personen sich stark ändern, wenn sie plötzlich Macht bekommen. Rahic war da wohl leider keine Ausnahme....

Ja, entweder das oder er hat seine Emotionen nicht im Griff gehabt. Wenn man sich die Doku "Matter of Heart" anschaut (hinter der er ja selbst zu stecken scheint...) wird ziemlich deutlich, dass es einfach sein ganz großer Lebenstraum war: Einen Fußballclub besitzen. Dafür hat er schlichtweg alles riskiert.

Und wenn man sein ganzes, hartverdientes Geld in einen englischen Drittligisten gesteckt, zuhause alles aufgegeben und mit seiner Familie in eine nicht gerade besonders idyllische englische Arbeiterstadt gezogen ist - dann ist man zum Erfolg verdammt.

Vielleicht hat Rahic das Alles auch einfach zu sehr gewollt. Vielleicht wäre es besser gewesen, hin und wieder mal ein paar Gänge zurückzuschalten und die Dinge laufen zu lassen. Er hatte glaube ich genug fähige Leute im Verein, vielleicht hätte er sie an der ein oder anderen Stelle einfach mal machen lassen sollen.

Aber am Ende ist das natürlich alles nur Spekulation von Außenstehenden. 

Keine Spekulation ist allerdings, dass Stefan Rupp ganz offensichtlich keine Ahnung von Fußball hat. Das wird in der Doku jedesmal deutlich, wenn er den Mund aufmacht.  Muss er aber ja auch nicht...

[Benny]

Vielleicht bringt der Artikel unten mehr Licht ins Dunkel. Unbestritten ist, dass es schon von Beginn an größere und kleinere Veränderungen gab, die nicht so leicht nachzuvollziehen sind. Dass man vor dem Spiel auf Mannschaftsaufstellung als Wechselruf zwischen Stadionsprecher und Publikum umgestellt hat, so wie es in E völlig unüblich ist, darüber kann man ja noch hinwegsehen. Aber der Abgang von Phil Parkinson, dem erfolgreichen Fast-Aufstiegstrainer gleich zu Beginn, war schon ein gravierender Fehler, weil das eine Kettenreaktion gerade im sportlichen Bereich nach sich zog. Wie gesagt, der Artikel hier hat da sehr viel Interessantes zu bieten.

https://www.otbfootball.net/the-road-to-nowhere-how-edin-rahic-destroyed-bradford-city/

[Texas Alaska]

Danke für den Link! Kannte ich noch gar nicht. Der Ton ist ziemlich ähnlich wie in vielen anderen Fan-Blogs auch. Da kommt Rahic ebenfalls nicht gut weg. Eigentlich auch kein Wunder: Wenn man als Bradford-Fan mitkriegt, dass da plötzlich ein Unbekannter aus Deutschland kommt, den eigenen Verein übernimmt, alles umkrempeln will und auf die Gepflogenheiten pfeift - und dann am Ende seine Versprechen nicht hält und man in der Konsequenz sogar absteigt... Tja, dann ist man verständlicherweise angepisst.

Wobei es am Anfang für Rahic ja echt gut lief. Das erste Jahr mit McCall war Bombe und endete fast im Aufstieg. Nur danach gings halt bergab.

McCall selbst gibt in dem zweiteiligen Interview hier und hier übrigens auch ein paar interessante Einblicke. Finde es bemerkenswert, wie differenziert und fair er die Zeit damals darstellt und Verständnis für Rahic hat, obwohl die beiden echt alles andere als Freunde waren.

Wenn man das und die anderen Presseartikel zu dem Thema (ziemlich gut zusammen gefasst ist die Rahic-Ära in Bradford übrigens auch hierbei Zeit-Online) so liest, drängt sich schon der Eindruck auf, dass Rahic vor allem einen Fehler gemacht hat: Er hat sich zu sehr in alles eingemischt und wollte wohl zu viele Dinge zu genau kontrollieren. Ich persönlich nehme ihm schon ab, dass es ihn wirklich um Bradford City ging und er den Club nach oben führen wollte - nur mit seinen Methoden ist er gescheitert.

[Texas Alaska]

Foto: joshjdss, CC BY 2.0

Championship 2019/2020 - Glory, glory Bradford City!

Mal wieder ein Spiel gewinnen - das hab ich mir beim letzten Mal gewünscht. Und was soll ich sagen: Ich wurde offenbar vom Fußballgott erhört. Und das gleich mehrfach und in einer Weise, dass ich mir noch immer vor Verwunderung die Augen reibe. Was zum Teufel geht hier ab in Bradford?

Wahnsinn, oder? Vier Siege, zwei Unentschieden, eine Niederlage. Und das gegen eine ganze Reihe der großen Namen der Liga. Was wir hier machen ist so langsam wirklich das, was Edin Rahic ankündigte, als er den Verein übernommen hatte: “Fighting the big boys - with our ressources!”

Gegen West Brom läuft das noch nicht so gut. Der Club hat einen Premier-League-tauglichen Kader mit zwei wahnsinnig schnellen Flügelspielern. Die kriegen wir einfach nicht in den Griff und deshalb entsprechend auf die Mütze. Dass wir zwei Mal Aluminium treffen und zumindest eine gute Stunde lange sehr schönen Fußball zeigen, ist dabei lediglich eine Randnotiz

Millwall hingegen ist dann schon wieder eher unsere Kragenweite. Wir sind die spielbestimmende Mannschaft. Blöd nur, dass Millwall aus der ersten Chance gleich ein Tor macht und wir schon nach einer Viertelstunde hinten liegen. Danach treffen wir erstmal nur den Pfosten und vergeben dann auch noch den (geschenkten) Elfmeter. Es ist wie verhext.

Nach einer guten Stunde, in der wir uns ohne Ende mühen und wirklich alles in die Wagschale werfen was wir haben, gleicht Sean Scanell dann schließlich doch noch aus. Der sprichwörtliche Eisbrecher. Was bislang nur sehr gewollt war, ist plötzlich auch gekonnt. Wir machen Druck ohne Ende und müssen doch bis ganz zum Schluss warten. In der dritten Minute der Nachspielzeit ist es dann - wieder einmal Jacob Butterfield, der den Ball regelrecht über die Linie zwingt. 2:1, Abpfiff, was für eine Erlösung, endlich wieder mal ein Spiel gewonnen. Wunsch erfüllt!

Danach geht es nach Leeds. Über die ungleiche Rivalität zwischen den beiden Clubs hatte ich ja schon berichtet. Und aus der Hinrunde haben wir nach dem dort eigentlich verdienten aber in letzter Minute entglittenen Sieg noch eine Rechnung offen. Meist ist es ja so, dass solche Spiele, die vorab mit soviel Bedeutung aufgeladen wurden, dann erstaunlich öde sind. Nicht so diese Partie. Was zum Teufel war das denn bitte?

In Halbzeit Eins verteidigen wir grundsolide, bauen sauber auf, holen uns das Selbstvertrauen über weitgehend fehlerloses Kurzpassspiel. Der Kommentator sieht “Vorteile für Bradford”, ich sehe vor allem eine hart arbeitende Mannschaft (meine) und eine ziemlich lustlose Mannschaft (die gegnerische). 70 Minuten lang steht es trotzdem (oder vielleicht gerade deshalb) 0:0. Dann sehen die Zuschauer einen blitzschnellen Angriff Bradfords über den linken Flügel, Flankenwechsel und Volleyabnahme von Özkan Yildirim. Es steht 1:0. Mehr als verdient. Und jetzt brennt das Spielfeld. Wir spielen wie entfesselt. Zehn Minuten später klingelt es erneut im Kasten der Heimmannschaft. Butcher wird in einer Lücke freigespielt und zimmert einen Fernschuss unhaltbar zum 2:0 in die Maschen. Die Entscheidung. Und der Sieg für Bradford. Auswärts! Beim Erzrivalen! Was kann es geileres geben? Ich habe es irgendwo weiter vorne schon einmal geschrieben und ich wiederhole mich in diesem Fall gerne: Egal wie die Saison ausgeht, wenn wir gegen Leeds gewinnen, war es eine gute Saison.

Und ein solcher Sieg bringt natürlich Selbstbewusstsein. In unserem Fall sogar derart viel, dass wir im nächsten Heimspiel gegen Birmingham trotz Rückstand nach Elfmeter das Spiel drehen. Nicht zuletzt dank einem furiosen Chuks Aneke, der einen Treffer vorbereitet und einen selbst erzielt.

Als nächstes fahren wir nach Sheffield. United schwächelt in der Liga und wir nutzen das gnadenlos aus. Nach einer konzentrierten und fleißigen Stunde Fussball belohnen wir uns mit dem Führungstreffer. Unser spanischer Innenverteidiger Pleguezuelo  nutzt die Verwirrung nach einer Ecke und schießt den Ball aus schier unmöglichem Winkel ins Tor. Wir gewinnen völlig verdient 1:0 und fühlen uns wie die Könige. Drei Siege in Folge, seit sechs Spielen nicht mehr verloren - und das in der Championship. Mit Bradford City! Fucking hell.

Beim Blick auf die Tabelle muss ich mich echt kneifen. Wir sind nicht nur Siebter, wir haben auch nur einen läppischen Punkt Rückstand auf Swansea und damit auf eine Play-Off-Platzierung. Ich werde jetzt ganz bestimmt nicht größenwahnsinnig und rufe Wembley als neues Ziel aus, aber geil ist das schon. Und ich muss sagen: Unser ursprüngliches Ziel Klassenerhalt wäre mir nach dem Saisonverlauf nun zuwenig. Wenn wir am Ende auf einem einstelligen Tabellenplatz stehen sollten, wäre das schon was Feines.

[Akumaru]

Läuft doch! Daumen sind weiter gedrückt, vielleicht wird es ja wirklich etwas mit Wembley.

[Benny]

Hab mir jetzt nochmal das Interview mit McCall durchgelesen. Zeigt doch deutlich, dass da nicht mit sondern gegeneinander gearbeitet wurde. Symptomatisch die eine Stelle, wo McCall über einen Spieler sagt, we agreed on terms same deal, same money. Then 5 Minutes later after being with Edin the player said i won´t sign.

[Texas Alaska]

Foto: El Loko Foto, CC BY-NC 2.0

Championship 2019/2020 - Das Saisonfinale

Bradford City ist ein kleiner Club. Große Erfolge oder gar Titel haben die Bantams in ihren langen und wechselhaften Geschichte nicht gesammelt, aber dennoch gab und gibt es immer wieder Zeiten, in denen das Team des Bradford City AFC seine Anhänger stolz macht. Gerade ist wieder eine solche Zeit. Bradford City ist eben erst in die zweite englische Liga aufgestiegen, das alleine ist schon ein Erfolg, der dem Club seit eineinhalb Jahrzehnten nicht mehr geglückt ist.

Überhaupt in der Championship dabei sein zu dürfen, ist also für Anhänger von Bradford City eine große Sache und jeder Spieltag ist ein kleiner Festtag. Namen wie Leeds United, Nottingham Forest oder Middlesbrough FC prangen nicht oft bei einem Pflichtspiel an der Anzeigetafel der Valley Parade. Und eigentlich ist Bradford gegen solche Teams auch weitgehend chancenlos. Eigentlich. Denn obwohl nahezu die gesamte Liga über drei, vier oder sogar fünf Mal soviel Geld verfügt wie wir, spielen wir in dieser Saison ziemlich weit oben mit. Und nun, wo die Spielzeit auf ihr Ende zugeht, haben wir sogar die Chance, uns für die Play-Offs zu qualifizieren. Wahnsinn, dein Name ist Bradford City.

Ihr ahnt es schon: Der Wahnsinnslauf der vergangenen Wochen geht weiter. Wir müssen zunächst einmal nach Hull. Der dortige Club Hull City spielt aktuell gegen Abstieg und genauso treten sie auch gegen uns auf: Wie ein Absteiger. Wir treiben den Gegner 90 Minuten lang vor uns her machen ein erstklassiges Spiel. Der 2:0-Sieg ist mehr als verdient. Und believe it or not:. Wir ziehen damit in der Tabelle an Swansea vorbei und stehen auf einem Playoff Platz! Und dank der guten Ergebnisse der darauffolgenden Partien bleibt es auch erstmal dabei:

Gegen Reading haben wir zwar zunächst mal das Nachsehen, weil der Gegner unsere Schwächen gnadenlos ausnutzt, gegen Blackburn sieht die Welt dann aber gleich schon wieder ganz anders aus.

Was für ein Ritt. Blackburn ist klarer Play-Off-Kandidat und spielt bislang auch eine hervorragende Saison. Aber: Sie haben klare Schwächen im Stellungsspiel und beim Spiel ohne Ball. Auch die Zweikampfstärke lässt zu Wünschen übrig. Ich will diese Schwächen ausnutzen, stelle die Grundausrichtung auf kontrolliert, reduziere die Breite und lasse ruhig aufbauen. Und es funktioniert wunderbar. Wir bestimmen das Spiel, haben eine ganze Reihe guter Chancen und nach einer halben Stunde bringt uns Yildirim in Führung. Wohlgemerkt: Auswärts in Blackburn, gegen einen der Top-10 Clubs der Liga!

Und der hat uns auch in Halbzeit Zwei kaum was entgegen zu setzen. Kurz vor Schluss kommt dann aber ein langer Ball in die Spitze, der gegnerische Stürmer ist auf und davon und plötzlich steht es 1:1. Unfassbar, nach all der Mühe, der konzentrierten Arbeit und fast fehlerlosen Vorstellung reicht ein langer Pass und der nahezu sichere Sieg entgleitet uns doch noch. Oder nicht? Der eingewechselte Novakovich nutzt seinen Vorteil, frisch von der Bank zu kommen und geistig und körperlich topfit zu sein: Er klaut dem Gegner im Spielaufbau den Ball und plötzlich ist er es, der auf und davon ist und ganz alleine vor dem Keeper auftaucht. Kann er diese Chance auf den Führungstreffer im letzten Augenblick nutzen? Hat er die Nerven dazu? Er kann und er hat. Novakovich trifft und stellt auf 2:1. Ein last-minute-Sieg. Und was für ein hochemotionaler. Wir gewinnen auswärts in Blackburn dank Joker Novakovich und der Mentalität, immer alles zu geben, bis ganz zum Schluss. Außerdem festigen wir mit diesem Ergebnis Platz 6 und damit die Chance auf die Play-Off-Teilnahme. Und am allerbesten: Mit den drei Punkten haben wir uns den Klassenerhalt gesichert. 7 Spieltage vor Schluss. Bäm!

Foto: Dom Fellowes, CC BY 2.0

Der Ewood-Park in Blackburn - Stätte eines großen Triumphs für Bradford City

In den Folgepartien gegen Bristol und Ipswich machen wir genau dort weiter, wo wir in Blackburn aufgehört haben und fahren zwei souveräne Siege ein. Es ist unfassbar: Mit jedem neuen Spiel rückt das Saisonende näher und wir stehen noch immer auf Rang 6, also auf einem Tabellenplatz, der uns zur Teilnahme an den Aufstiegs-Play-Offs berechtigt. Wenn ihr mich fragt: Eigentlich mindestens zwei Nummern zu groß für uns, aber Scheiss drauf. Jetzt wollen wir es natürlich wissen!

Und kriegen prompt erstmal einen vor den Latz geknallt. In Brentford scheint der Schiri vor der Partie eine stolze Summe auf einen Sieg der Heimmannschaft gesetzt zu haben. Er schenkt gleich nach 10 Minuten unserem Gegner einen Elfmeter. Als der Schütze den Strafstoß versemmelt, pfeift der Schiri gleich die nächste Strafraumszene wieder ab - und zeigt nochmal auf den Punkt. War der erste Elfer schon umstritten so ist dieser eine echte Farce. Und diesmal bekommt der Schiri auch was er will: Die Führung für Brentford. Dass wir später ausgleichen ist egal, denn kurz vor Schluss geht Brentford dann nochmals in Führung und das wars dann. Niederlage, dieses Mal keine Punkte für Bradford City.

Da wir in der Woche drauf beim Heimspiel gegen Nottingham Forest dann in den letzten Spielminuten noch eine 1:3 Führung hergeben, rutschen wir dummerweise wieder auf Platz 7 in der Tabelle ab - die Konkurrenz schläft nun mal nicht in der Championship.

Es wird also nochmal richtig, richtig eng zum Saisonfinale. Punktgleich mit Platz 6 und drei Punkte Rückstand auf Rang 5. Da ist noch alles drin. Die Gegner, die auf uns warten sind aber auch nicht ohne. An den letzten drei Spieltagen geht es gegen Wolverhampton, Middlesbrough und Sunderland. Die Wolves ziehen zusammen mit Brighton einsam ihre Kreise an der Tabellenspitze und sind schon längst fix aufgestiegen. Auch wenn es für sie noch um den Ligatitel geht, fehlt vielleicht dennoch der letzte Biss, das ist zumindest meine Hoffnung. Middlesbrough hingegen ist direkter Konkurrent um einen Play-Off-Platz, in diesem Spiel fällt wahrscheinlich die (Vor-)Entscheidung. Und Sunderland ist Sunderland. Stadium of Light am letzten Spieltag - auch kein Selbstläufer.

44. Spieltag: Bradford City - Wolverhampton Wanderers

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Gegen die Wolves endet das Spiel zwar 0:0, aber die Partie ist trotz des torlosen Ergebnisses alles andere als langweilig. Wie erwartet laufen die Wolves eher auf laufwarmer Betriebstemperatur. Sie sind nicht gerade lustlos oder nachlässig, aber das ganz große Feuer fehlt ihnen irgendwie. Trotzdem lassen sie in vielen Aktionen immer wieder aufblitzen wie gefährlich sie sind. Dank unserer Abseitsfalle hat das aber keinerlei Konsequenzen. Auf der anderen Seite des Platzes sind wir immer wieder kurz davor, das Führungstor zu erzielen, am Ende fehlt aber immer wieder das letzte Bisschen. Genau aus diesem Hoffen und Bangen bezieht die Partie ihren Reiz - bis zuletzt. Ein Unentschieden gegen eine der beiden absoluten Übermannschaften der Saison ist ganz sicher aller Ehren wert und wer weiß was uns dieser Punkt vielleicht noch bringt - aber für die Tabelle bedeutet dieses Unentschieden nun schon zwei Punkte Rückstand auf einen Play-Off-Platz. Nun gilt es gegen Middlesbrough erst Recht. Nur mit einem Sieg können wir uns noch ernsthaft Hoffnungen auf einen Play-Off-Platz machen.

45. Spieltag: Middlesbrough FC - Bradford City

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Es geht also am vorletzten Spieltag nach Middlesbrough ins Riverside Stadium. Großer Name, großartiges Stadion. Doch wir sind nicht hierher gekommen, um mal dagewesen zu sein und später unseren Enkeln erzählen zu können, wie das war, damals als Bradford Championship spielen durfte. Nein, es geht hier, zwei Spieltage vor Saisonende noch um die Play Offs zum Aufstieg in die Premier League. Für beide Mannschaften! Mit einem Sieg wären wir wieder im Rennen, würden an Boro vorbeiziehen und hätten es am letzten Spieltag gegen Sunderland dann selbst in der Hand. Wer hätte das zu Saisonbeginn für möglich gehalten. Das sind die Gedanken die mir durch den Kopf gehen, während ich beobachte, wie die Spieler zum Anstoß auf den Platz gehen. Doch in den folgenden 90 Minuten kommt uns das Glück, das wir die gesamte Saison über immer wieder in den entscheidenden Momenten hatten, schlicht abhanden. Wir legen einen ordentlich Auftritt hin und haben durchaus unsere Chancen, aber wie es die Presse-Headline oben verrät - gegen Middlesbrough reicht das einfach nicht. Unser Gegner ist in allen Belangen den entscheidenden Tick besser und weiß sowohl unsere Offensivbemühungen effektiv zu bekämpfen als auch selbst die Chancen zu nutzen, die sie haben. So endet das Spiel nicht unverdient mit einer Niederlage für Bradford und damit eigentlich auch mit dem Ende unseres Traums von den Play-Offs. Rein rechnerisch können wir am letzten Spieltag mit einem Sieg gegen Sunderland zwar immer noch auf Rang 6 springen, aber dafür müssten sowohl Swansea als auch West Brom patzen.

46. Spieltag: Sunderland AFC - Bradford City

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Gegen Sunderland sind es nun wir, die den entscheidenden Tick besser sind - und wir gewinnen hochverdient mit 2:0. Eigentlich ein versöhnlicher Saisonabschluss. Da aber die Konkurrenz jeweils punktet, reicht der Sieg dann doch nur für Tabellenplatz 8.

Championship 2019/2020 - Abschlusstabelle

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Nichts war's also mit den Play-Offs. Schade, schade, aber ehrlich gesagt war es auch so eine sensationelle Saison. Wir haben weit, weit, weit über den Erwartungen gespielt und Rang 8 fühlt für Bradford City an, wie eine kleine Meisterschaft.

So weit also das Saisonfinale in der Championship-Saison 2019/2020. Beim nächsten Mal ziehe ich dann ein Saisonfazit und wage einen Blick in die anderen Ligen.

[Akumaru]

Klasse Saison, nur schade, daß im Finale etwas die Luft raus war. Darauf läßt sich aufbauen!

[Texas Alaska]

Bradford City - Saisonfazit im Sommer 2020

Die Saison ist nun schon seit ein paar Wochen beendet, es ist Hochsommer in Bradford und die Spieler sind im Urlaub. Ich blicke auf eine schier unglaubliche Saison zurück. Wir sind als absoluter Underdog in die Monsterliga Champhionsship gestartet und so ziemlich jeder - mich selbst eingeschlossen - hätte vor der Saison gesagt, dass der Klassenerhalt wohl ein mindestens ebenso großer Erfolg wäre, wie der Aufstieg im vergangenen Sommer. Es ist anders gekommen. Wir waren besser als erwartet, viel besser.

Der Saisonverlauf macht es deutlich: Wir hatten zu keinem Zeitpunkt der Saison etwas mit den Abstiegsrängen zu tun. Mehr noch: Wir hatten über sehr weite Teile der Spielzeit nicht einmal etwas mit der unteren Tabellenhälfte zu tun. Stück für Stück hat sich Bradford die Saison über nach oben gearbeitet und hat im letzten Drittel sogar um die Teilnahme an den Play-Offs mitgespielt.

Und auch wenn es stimmt, was @akumaru weiter oben schreibt und gegen Ende wirklich ein bisschen die Luft raus war - ich habe es schon einmal gesagt und ich wiederhole mich gerne: Für einen Verein wie Bradford ist dieser Tabellenplatz in der aktuellen Situation des Clubs und angesichts der schier übermächtigen Konkurrenz in der Liga ein Erfolg, der kaum zu überschätzen ist. Fühlt sich fast an wie eine kleine Meisterschaft. Die Presse sieht das ähnlich und kürt uns zur Überraschungsmannschaft der Saison:

Eine solche Einschätzung macht uns natürlich mächtig stolz. Auch wenn Jacob Butterfield streng genommen eigentlich kein echter Neuzugang ist (immerhin war er schon im Vorjahr Stammkraft, wenn auch mit Leihvertrag) war er ganz klar die entscheidende Stütze. Was umso bemerkenswerter ist, wenn man bedenkt, dass er rein von den Werten her gerade mal Durchschnitt für diese Liga ist, und zwar eher unterer als oberer.

Im Gegensatz zu Butterfield sind Chuks Aneke, Gedion Zelalem und Matt Butcher echte Neuzugänge und erst seit dieser Saison im Kader. Alle drei haben sich im Verlauf der Saison zu Stammkräften und Leistungsträgern entwickwelt. Wenn ihr mich fragt: Sie sind der Schlüssel zu unserem jüngsten Erfolg.

Butcher und Zelalem hatte ich beide als möglichen Ersatz für unseren Vorjahresbesten O’Brien verpflichtet und beide haben diese Aufgabe mehr als erfüllt. So gut, dass ich aus dem Duo im zentralen Mittelfeld ein Trio gemacht habe. Zusammen mit Butterfield bilden die beiden die Schaltzentrale unseres Spiels. Mit ihnen steht und fällt alles, ohne sie wäre die Saison ganz sicher anders gelaufen.

Ohne sie und ohne Özkan Yildirim. Der Ex-Bremer hat auf dem Flügel immer wieder für Überraschungsmomente gesorgt und ist mittlerweile eine feste Stütze im Team. Genauso wie ganz vorne drin: Chuks Aneke. Er kam aus Englands vierter Liga, seine Karriere war eigentlich schon längst in einer Sackgasse. Bei uns ist er wieder aufgeblüht und hat sich zum soliden Zweitligastürmer entwickelt. Sein Präsenz, sein Willen und seine Abgezocktheit hat in entscheidenden Momenten, in denen Spiele auf der Kippe standen, immer wieder geholfen und maßgeblich dazu beigetragen, dass wir oft am Ende triumphieren konnten.

Taktisch gesehen war auffällig, dass sich die Saison in dem Moment für uns in Richtung Sensation entwickelte, als wir begonnen haben, Kontrolle über das Spiel ausüben zu wollen. Wir sind mit einer klassischen Underdog-Taktik gestartet, haben damit auch sehr ordentliche Ergebnisse erzielt, vor allem aber gegen stärkere Mannschaften am Ende dann meist doch noch den einen Treffer kassiert, der uns Punkte gekostet hat. Interessanterweise hat sich das geändert, als wir mehr mitgespielt und eher den Weg nach vorne gesucht haben und vor allem deutlich höher und aggressiver ins Pressing gegangen sind. Um trotzdem nicht ins offene Messer zu laufen habe ich dafür die Formation als solche defensiver ausgerichtet und aus dem 10er einen (sehr tiefen) 6er gemacht. Im Ergebnis hat das wunderbar funktioniert. Viel besser als ich dachte.

Mein Fazit: Manchmal kann es ratsam sein, auch mit technisch limitierten Spielern zumindest ein bisschen Ballbesitz haben zu wollen und eher früh als spät den Gegner zu stören - zumindest im FM.

Unser Erfolg jedenfalls ist aus meiner Sicht eine Mischung aus beidem: Ein glückliches Händchen bei der Auswahl der Neuverpflichtungen und taktische Wagnisse, die belohnt wurden. Das gute Abschneiden von Bradford ist übrigens auch der Konkurrenz nicht verborgen geblieben. Gegen Saisonende schneien plötzlich einige Anfragen anderer Clubs rein, die mich als Manager verpflichten wollen. Neben Erstligist Newcastle ist auch ein Club darunter, zu dem ich eine gewisse lokalpatriotische Bindung habe und bei dem mir die Absage besonders schwerfällt. Die Rede ist vom FC Basel, der im Kampf um die Meisterschaft in der Schweiz gerade zum dritten Mal in Folge gegen die Young Boys den Kürzeren zu ziehen droht. Schweren Herzens muss ich absagen, meine Reise mit Bradford ist noch nicht zu Ende.

Das kriegen auch die Ligakonkurrenten Leeds und Nottingham zu hören, die sich ebenfalls melden. Nottingham ist ganz clever und denkt sich offenbar: Wenn ich den Chef nicht haben kann, dann hole ich eben den Co - und macht meinem Assistenten Anton McElhone ein Angebot. Der überlegt lange und nimmt am Ende an. Ich werde mich also auch nach einem neuen Co-Trainer umsehen müssen.

Der Blick über den Tellerrand

Zeit für einen Blick in die anderen Ligen. Beginnen wir mit unserem Sehnsuchtsort, der Premier League. In der selbsternannt besten Liga der Welt hatte im vergangenen Jahr ja ziemlich überraschend ein Club aus London den Titel errungen und es war keiner der beiden Großen der Stadt, sondern die Tottenham Hotspurs. In diesem Jahr ist jedoch wieder alles beim Alten und mit ManCity holt einer der üblichen Verdächtigen die Meisterschaft. Die Spurs dürfen aber immerhin Champions-League spielen. Große Überraschung ist erneut Bournemouth, die sich wie schon im Vorjahr den siebten Platz und damit eine Europa-League-Teilnahme sichern. Aus dem ehemaligen Viertligisten hat sich mittlerweile eine ernstzunehmende Kraft in der Premier League entwickelt. Ein ideales Vorbild für Bradford City. Wenn die das können, warum nicht auch wir?

Mit Aston Villa und Norwich kommen übrigens jene zwei Mannschaften wieder runter zu uns in die Championship, die sich vor ziemlich genau einem Jahr erst über den Aufstieg in die Premier League gefreut hatten. Klassischer Fahrstuhl sozusagen. Apropos Aufsteiger: Aus der League One kommen in der anstehenden Saison zwei Clubs, auf die ich mich besonders freue. 

Derby County und der FC Portsmouth sind klingende Namen, Partien gegen diese Clubs entsprechend reizvoll. Und mit dem dritten Aufsteiger Accrington gibt es nun endlich auch zumindest einen Club in Liga 2, dem wir finanziell voraus sind.

Im Ausland gibt es ähnlich wenig Überraschungen. Deutscher Meister wird wieder einmal der FCB und in der Schweiz, der dritten in diesem Save simulierten Nation, ebenfalls. Also auch der FCB. Der aus Basel. Und die Young Boys gucken in die Röhre.

Das internationale Geschäft ist in dieser Saison wiederum eine rein englische Angelegenheit. Um genauer zu sein: Eine Manchester-Angelegenheit. Die Champions League gewinnt ManCity und die Europa League ManUnited. Boring.

Soviel also zu dieser ersten Zweitligasaison für die Bantams seit langer, langer Zeit. Ausgesprochen erfolgreich war sie und vielversprechend für alles, was noch kommt. In der anstehenden Saison wollen wir diesen sensationellen Erfolg nun festigen. Die zweite Saison nach dem Aufstieg ist ja angeblich immer die Schwerste. Unser Ziel ist klar: Bradford City will sich in der Championship etablieren.

Der Vorstand sieht das ganz ähnlich und zeigt sich für seine Verhältnisse ausgesprochen großzügig. Unser Gehaltsbudget wird von rund 600.000 im Monat auf gut 900.000 aufgestockt. Und unser Transferbudget durchbricht die Millionenschallmauer und liegt kommende Saison bei 1,2 Mio. Ein Quantensprung im Vergleich zu den 65.000 aus dem letzten Sommer. Beides natürlich immer noch mickrig für die Championsship, aber Gras wächst ja bekanntlich auch nicht schneller, wenn man dran zieht.

[Akumaru]

Wobei die Einnahmen aber auch ordentlich gestiegen sein müßten, oder?

[Texas Alaska]

Sind sie, ja. Aber halt nur die Einnahmen aus Liga und TV-Geldern. Alles andere ist relativ konstant, Sponsoring und Spieltagseinnahmen sind nur unwesentlich mehr geworden.

Aber davon mal ab sind die Budgetsteigerungen schon okay. Wenn wir kommende Saison drin bleiben und dann nächsten Sommer nochmal um die gleiche Summe Gehaltsbudget und Transfergelder steigen können, nähern wir uns langsam einem Niveau, auf dem man in der Liga wenigstens halbwegs konkurrenzfähig wird.

Muss auch sagen, dass mich das durchaus reizt: Mit wenig Mitteln eine gute Truppe aufzustellen.