Juni 202708. Juni 27Auf Anordnung von Scherer war ich eine Woche nach Amtsantritt wieder in seinem Büro und durfte mich diesmal sogar setzen. Er wollte sich nicht setzen, sondern lehnte gegen die Fensterbank seines großen Bürofensters. Man konnte gegen Scherer sagen, was man wollte, aber eins musste man zugeben: Er hatte Geschmack. Sein Büro war groß, aber jeder Quadratzentimeter war sorgsam eingerichtet. An den Wänden hingen Gemälde von Landschaften und jede freie Ecke seines Büros war mit Pflanzen vollgestellt.
„Bis jetzt haben Sie noch nicht viel erreicht.“
Zustimmend nickte ich. „Die Spieler sind ja auch im Urlaub.“
„Mhm.“ Er wirkte nicht sonderlich überzeugt von meinem Argument und verschränkte die Arme vor der Brust. „Und was ist ihr Eindruck? Taugt die Mannschaft etwas?“
Die Frage war offen gestellt, aber er blickte mich erwartungsvoll an und mir war klar, dass es hier nur eine richtige Antwort gab.
„Man kann damit arbeiten“, sagte ich deshalb.
Er nickte zustimmend. „Das ist gut. Ich habe nämlich mal unsere Budgets für die nächste Saison durchgerechnet.“
Er warf mir eine Aktenmappe entgegen und ich fing sie auf. Ich schlug sie auf und Scherer merkte schnell, dass ich beim Anblick der Budgets für die kommenden Saison nicht sonderlich glücklich wirkte. Trotzdem gab er mir einige Minuten Zeit, um die Zahlen zu studieren. Nach wenigen Minuten war ich fertig und stand auf.
„Damit wird es aber schwer, den Kader sinnvoll zu verstärken.“
„Werden Sie kreativ“, sagte er. Danach drehte er sich zum Fenster um und gab mir damit das Zeichen zu gehen.
Den größten Teil des Junis verbrachte ich damit, mir einen Überblick über den aktuellen Kader zu verschaffen. Da die Düsseldorfer (oder ist das in der 3. Liga normal?) fast nur Kurzzeitverträge ausstellten musste ich – ohne die Spieler groß in Aktion zu sehen und ohne Alternativen der kommenden Transferphase zu kennen – direkt die Entscheidung über die Verlängerung von 12 Spielern fällen, von denen ich bei einigen keine Ahnung habe, ob ich sie nächstes Jahr brauchen kann. Der Vertrag von drei Spielern, die zu schwach für den Kader waren, und von Patrick Weihrauch (dem Großverdiener des Kaders, der als Ergänzungsspieler stolze 425.000€ pro Jahr verdiente) wurden nicht verlängert und liefen Ende Juni aus.
Es gehörten zudem drei Leihspieler zum Kader, die allesamt Stammelf-Potential hatten. Der im Juni auslaufende Leihvertrag konnte ohne Probleme verlängert werden, die anderen beiden Leihverträge liefen ohnehin noch eine Saison. In der Hinsicht hatten wir im Sommer also keine ungewollten Abgänge zu kompensieren.
Die Nachwuchskader des Vereins gaben leider keine potenziellen Spieler für die erste Elf her und konnten deshalb erstmal getrost ignoriert werden.
Insgesamt war der Kader sehr schlecht ausgewogen und trotz einiger guter Einzelspieler überraschte es mich nicht, dass die Mannschaft in der abgelaufenen Saison so schlecht abgeschnitten hatte. Mein Ziel war es, in der im Juli beginnenden Transferphase einige Leihgeschäfte mit Erst- und Zweitligisten abzuschließen, um alle Spieler ein Jahr lang in Aktion zu erleben und dann entscheiden zu können, wer bleiben darf und wer nicht.
Juli 2027Erst Anfang Juli kam unser Kader aus dem Urlaub zurück. In den anschließenden drei Wochen organisierte ich noch drei bedeutungslosen Freundschaftsspiele gegen unterklassige Mannschaften, um die Taktik etwas einzuspielen und dann ging die Liga schon los. Da unser Scouting quasi nicht-existent war, hatte ich noch keine Transfers abgeschlossen und war noch in einer Phase der Sichtung von möglichen Leihspielern. Außerdem verletzten sich im Urlaub und während der Saisonvorbereitung vier eingeplante Stammspieler: Beckstein (TW), Syhre (IV), Dzijan (IV) und Reimann (ST).
Da der Kader noch nicht fertig ist, werde ich die endgültige Analyse des Kaders erst nach Abschluss der Transferphase durchführen. Solange müsst ihr damit leben, kaum zu wissen, wer da eigentlich spielt. Einen Namen werdet ihr euch dennoch schnell merken können…24. Juli 27: SG Sonnenhof-Grossasbach – Fortuna DüsseldorfMein Debüt feierte ich bei SG Sonnenhof-Grossasbach.
Unsere Startaufstellung: Kulusic – Schönfelder, Baalcke, Schulte (73. Zimmermann), Nitzl – Handwerker, Nolde, Bauer (62. Rangnick), Ach – Kallenbach (85. Diomandé), Sanders
Unsere Taktik: Wir liefen wie in der Vorbereitung in einem simplen 4-4-2 mit zwei zentralen Mittelfeldspielern auf. Da unsere zwei Stamm-Innenverteidiger verletzt waren und unsere Backups leider sehr langsam waren, wollten wir tief stehen und dann schnell über die Außen nach vorne stoßen.
Die ersten Minuten des Spiels waren ziemlich ereignislos, außer meiner ständigen Panik vor den schnellen Stürmern des Gegners, die nach 15 Minuten zum ersten nennenswerten Abschluss des Spiels kamen.
Unser erster guter Angriff fand erst in der 32. Minute statt. Nolde spielte den Ball aus dem Zentrum lang auf den rechten Flügel, Ach erlief den Ball an der Grundlinie und flankte sofort in die Mitte. Seine Flanke war derart ungenau und viel zu lang, aber Kallenbach erlief den Ball am langen Pfosten, drehte sich schnell und versenkte den Ball zum 0:1 im Tor!
Das Tor gab uns plötzlich den Mut, der uns zu Beginn der Partie gefehlt hatte und nach zwei ungefährlicheren Abschlüssen war es zwei Minuten später wieder Ach, der auf der rechten Flanke nach einer schlecht geklärten Standardsituation von Schulte freigespielt wurde. In der Mitte standen Sanders und Kallenbach durch die misslungene Abseitsfalle völlig frei und dieses Mal spielte Ach eine präzise Flanke in den Fuß von Kallenbach, der ohne Mühe zum 0:2 einnetzte.
Der anschließende Rest des Spiels war relativ ereignislos. Mein Debüt gewannen wir somit relativ souverän mit
0:2Fazit: Insgesamt reichten uns offensiv 5 gute Minuten, um uns einen gelungenen Saisonstart zu bescheren – Kallenbach sei Dank! Defensiv standen wir sehr gut, offensiv ist unsere Leistung definitiv noch ausbaufähig. Allerdings verletzten sich Schulte (IV) und Rangnick (ZM) länger und werden einige Spiele ausfallen. Sanders verletzte sich ebenfalls leicht, sollte bis zum nächsten Spiel allerdings wieder fit sein.
27. Juli 27: Fortuna Düsseldorf – Hallescher FCUnsere Startaufstellung: Kulusic – Schönfelder (79. Binzenbach), Baalcke, Nitzl, Lange – Handwerker, Nolde (82. Zimmermann), Bauer, Ach (52. Djordjevic) – Kallenbach, Sanders
Unsere Taktik: Wir standen erneut tief und mussten dank einem weiteren verletzten Innenverteidiger heute mit RV Nitzl in der Innenverteidigung auflaufen. Neuzugang Lange durfte direkt am Tag seiner Ankunft als RV auflaufen. Trotzdem wollten wir etwas ballsicherer und offensiver agieren als zum Saisonauftakt.
Unser Heimdebüt begannen wir wie auch den Saisonauftakt relativ verhalten und waren erneut auf eine individuelle Aktion angewiesen. In einer Klärungsaktion schlug Baalcke den Ball nach vorne hinter die gegnerische Abwehr. Kallenbach reagierte am schnellsten, erlief den Ball und versenkte ihn cool im gegnerischen Tor zum 1:0 (8.).
Nach dem Tor waren wir plötzlich voll im Spiel und spielten mutig nach vorne. Der gegnerische Keeper erwischte aber einen guten Tag und parierte drei gefährliche Abschlüsse unserer Mannschaft stark. Kallenbach traf mit einem Freistoß zudem noch die Latte. Der Hallesche SC war vollkommen harmlos und schoss in der Nachspielzeit der ersten Hälfte erstmals aufs Tor.
Nach dem Seitenwechsel agierten wir sehr kontrolliert und gingen nicht zu viel Risiko. Der Hallesche SC ging sehr aggressiv in die Zweikämpfe, war dabei allerdings nicht sehr erfolgreich und verursachte viele Freistöße. In der 73. flog zudem ihr IV Bauernfeind mit gelb-rot vom Platz. So waren auf beiden Seiten Chancen Mangelware, ehe Kallenbach wieder eine Einzelaktion hinlegte. In der 78. Minute wurde er am Sechszehner flach angespielt, ging mit etwas Glück an Verteidiger Klewer vorbei und stand plötzlich allein vor dem Torwart. Diese Chance ließ er sich natürlich nicht nehmen und erzielte das
2:0 und damit den Endstand.
Fazit: Defensiv war das wieder stark, offensiv schon besser als im ersten Spiel. Allerdings nutzten wir einige gute Chancen nicht, sondern ließen Kallenbach das Spiel mit seinen Einzelaktionen entscheiden.
30. Juli 27: Unterhaching– Fortuna DüsseldorfUnsere Startaufstellung: Kulusic – Schönfelder (54. Binzenbach), Baalcke, Nitzl, Lange – Handwerker, Nolde, Ammerbach, Ach (67. Djordjevic) – Kallenbach, Sanders (59. Diomandé)
Gegen Unterhaching wollten wir unseren Aufwärtstrend fortsetzen und setzten erneut auf eine tiefstehende Defensive. Durch diesen Fokus verteidigten wir gut, aber offensiv lief wenig zusammen, sodass das Spiel insgesamt ziemlich ereignisarm war. In der ersten Minute der Nachspielzeit kam dann wieder der große Moment von Kallenbach: Knapp 20 Meter vor dem Tor schnappte er sich den Ball zum direkten Freistoß und zirkelte den Ball über die Mauer in die untere Ecke des Tores zum glücklichen
0:1 Siegtreffer.
Fazit: 7 Tore in 31 Spielen war Kallenbachs Bilanz in der abgelaufenen Saison. Dieses Jahr erzielte er bisher schon 5 Treffer in 3 Spielen und war dabei tödlich effektiv.
Dennoch belegte er – für mich völlig unverständlich – bei der Wahl zum Spieler des Monats nur den zweiten Platz.
Kurz nach dem Spiel klingelte mein Handy. Es war Scherer.
„Das war knapp.“, sagte er und legte sofort wieder auf.
Die Tabelle nach dem dritten Spieltag sieht für uns sehr erfreulich aus: