Saison 3 - 2020 Juni / Juli 2020 | Sommerpause, EURO und CL-QualiDie Sommerpause wollten wir nutzen, um uns von den Strapazen der vielen englischen Wochen zu erholen, die der Spielplan in Schweden für uns bereit hielt - und um uns auf die vielen englischen Wochen vorzubereiten, die nach der Pause anstehen. Da soll sich nochmal ein Bundesligist über einen engen Spielplan beschweren... kommt mal nach Schweden!
Mein Vorgänger als Trainer des IFK Norrköping hatte sich zwischenzeitlich übrigens positiv über meine Arbeit geäußert
Mit
Gudmundur Thorarinsson (Island) stellten wir nur einen EM-Fahrer.
Olsson und
Holmberg waren zwar für den erweiterten Kader nominiert, bekamen im endgültigen Kader Schwedens aber leider keinen Platz. Naja, uns sollte es Recht sein, blieben ihnen dadurch doch weitere Pflichtspiele erspart. Einige Spieler waren zwar zu Testspielen für diverse Nachwuchsnationalmannschaften unterwegs, doch der Kern des Teams blieb in Norrköping.
Neben Training, Scouting, Transfer- und Vertragsverhandlungen verfolgte ich natürlich auch die Europameisterschaft 2020:
Gruppenphase:Das frühe Aus von Italien, Kroatien und Belgien kam doch sehr überraschend. Und die Leistung der Niederlande... nun... immerhin hatten sie sich überhaupt qualifiziert
Schweden als Gruppensieger einer recht starken Gruppe hat mich natürlich gefreut.
Runde 2:Bis auf England setzten sich alle Favoriten durch. Georgien im EM-Achtelfinale war sicherlich nicht zu erwarten, aber gut, sie hatten Holland in der Gruppe und durch den komischen neuen Modus kommen ja sowieso fast alle in die nächste Runde
Viertelfinale:Mit Frankreich und Spanien setzten sich zwei Favoriten durch. Schweden flog gegen Griechenland raus (haben die Rehagel zurückgeholt?
) und Deutschland war ohne Chance gegen Portugal.
Halbfinale:Der Titelverteidiger ist raus, der Weltmeister ebenfalls. Und die Griechen gingen bei ihrer letzten Finalteilnahme als Europameister vom Platz...
Europameister 2020:Doch Spanien ließ im Finale nichts anbrennen und holte den Titel.
Im Anschluss rollten noch ein paar Trainerköpfe - und es stimmt zuversichtlich, dass der DFB zumindest im FM erkannt hat, dass es einen Neuanfang ohne Löw braucht
Vertragsverlängerungen und TransfersDer einzige planmäßige Abgang war der Verkauf von
Jordan Larsson - sein Leihverein hatte ihn zum 1.7. fest verpflichtet. Zwar für eine Scherzablösesumme, aber immerhin sparen wir sein Gehalt. Der Vorstand sieht es genau so.
Die Verträge mit
Alexander Fransson (ZM) und
Kasper Larsen (IV) wurden vorzeitig verlängert - zu sehr budgetfreundlichen Konditionen. Gerade von
Fransson hatte ich höhere Forderungen erwartet, doch er ließ sich auf eine Reduzierung zum Stammspieler ein und forderte keine große Gehaltserhöhung.
Nebenbei hielt ich natürlich stets Ausschau nach ablösefreien Verstärkungen. Auf drei Positionen wurde ich fündig, um zumindest der fehlenden Breite entgegen zu wirken. Leider allesamt keine Schweden, doch einer hat zumindest schon Grundkenntnisse der Sprache. Wie sich anhand der vorherigen Vereine erkennen lässt, schauen wir uns inzwischen schon bei Europas Topvereinen um (auch wenn wir nur ihre "Ausschussware" erhalten
). Die Gehaltsforderungen sind leider entsprechend hoch, aber da müssen wir mittlerweile wohl durch, um konkurrenzfähig zu bleiben. Selbst innerhalb Schwedens sind deutliche Steigerungen bei Gehältern und Ablösesummen zu sehen.
Pedro Amaral: Der 22-jährige Portugiese kommt ablösefrei von Benfica Lissabon und soll die Lücke auf der Linksverteidiger-Position schließen. Dort war nach dem Abgang von
Borges zwar
Thorarinsson vorgesehen, er liefert seine besten Leistungen aber nur im zentralen Mittelfeld.
Johannes Vall hat inzwischen so stark abgebaut, dass er in der Reserve gelandet ist und Leihgabe
Nordqvist bringt zwar enormes Potential mit und liefert durchaus gute Leistungen, dennoch leistet er sich noch zu viele Fehler und ist oft überfordert, wenn er auch noch Offensivarbeit übernehmen soll.
Pedro Amaral hat in der Vorsaison bereits leihweise in der Allsvenskan gespielt. Für Falkenbergs FF kam er in jedem Ligaspiel zum Einsatz. Er kennt sich Schweden also bereits ein wenig aus, hat Kenntnisse der Sprache und sollte sich schnell einleben.
Bean Sheaf: Ein 22-jähriger Innenverteidiger, der beim FC Arsenal keine Perspektive hatte. Für uns aber dennoch ein passabler IV mit Luft nach oben, der den Druck auf das, seit Beginn meiner Amtszeit, bestehende IV-Duo
Larsen/Dagerstal erhöhen soll.
Alexander Blomqvist ist und bleibt nur Reservist. Leihgabe
Keven Schlotterbeck macht seine Sache zwar meist gut, ist aber zum einen eben nur geliehen und zum anderen ebenfalls noch zu schwach, um ernsthaft für das A-Team infrage zu kommen. Das 18-jährige Talent
Theodor Stenshagen ist noch per Rückleihe an seinen Ex-Verein Sundsvall verliehen und hängt dort noch ein paar zusätzliche Monate dran (ich stimmte der
Verlängerung der Leihe bis Saisonende zu, da Sundsvall sich darauf einließ, ihn als Schlüsselspieler einzusetzen). Ihn werde ich in der nächsten Saison schrittweise in den Kader integrieren.
Fabian Bredlow: Vom 1.FC Nürnberg kommt der 25-jähriger Torhüter. Er war in Nürnberg unzufrieden und wollte seinen Vertrag nicht verlängern. Diese Chance nutzte ich und bewahrte ihn wenige Tage vor Vertragsende vor der Arbeitslosigkeit. Mit ihm erhalten wir nun die fehlende Breite im Tor, da wir neben unserer Nummer 1,
Sondre Rossbach, nur Torhüter aus der Jugend zur Verfügung haben.
Otto Lindell erhielt zwar schon ein paar Einsatzchancen im Profikader, ist aber noch zu jung und zu schwach, um im Fall der Fälle längerfristig für
Rossbach einspringen zu können. Mit
Bredlow können wir nun aber eine brauchbare Nummer 2 auf die Bank setzen und müssen uns wegen angeblicher Interessenten für
Rossbach (der FC Liverpool soll interessiert sein...) keine ganz so großen Sorgen mehr machen.
Kaum öffnete das Transferfenster in den großen Ligen Europas (1. Juli), flatterte auch schon das erste Transferangebot ins Haus. Der 1. FC Nürnberg war an unserem Innenverteidiger
Filip Dagerstal interessiert. Doch die gebotenen 1,1Mio. zzgl. Bonuszahlung von 300k betrachtete ich als Zeichen mangelndem Respekts, denn bereits sein Marktwerkt lag bei 1,2Mio.
Entsprechend verärgert sah meine Reaktion aus: ich antworte mit einer "bedingt verhandelbaren" Forderung von 10Mio.€.
Die Antwort der Franken hatte mich dann doch ein wenig schockiert. Sie reagierten mit einem nicht weiter verhandelbaren Gegenangebot. 8Mio. fix, dazu 300k in zwei Raten, nochmal 275k nach 50 Einsätzen und als Zugabe sogar eine Beteiligung in Höhe von 20% aus dem Profit des nächsten Verkaufs. Nürnberg hat wohl größere Probleme auf der IV-Position, anders kann ich mir ein solch gigantisches Angebot nicht erklären. Ich fürchtete schon, dass der neue Präsident die Sache selbst in die Hand nimmt - doch die Entscheidung lag bei mir.
Dagerstal hatte kein Interesse an einem Wechsel, ich hätte also ohne Folgen ablehnen können. Aber 8 Millionen Euro sind für einen schwedischen Klub natürlich enorm viel Geld. Und da ein großer Teil der Transfereinnahmen ins Budget fließt, hätte mir dieser Wechsel sehr viel Spielraum eröffnen können:
Eine fiese Zwickmühle. Will ich meinen Stamm-IV der letzten 2 Jahre wirklich verkaufen? Andererseits, mit
Ben Sheaf hatte ich ja einen potentiellen Nachfolger ablösefrei verpflichtet. Außerdem stößt in wenigen Monaten der talentierte
Stenshagen ins Team... und von dem vielen Geld hätte ich locker noch mal einen Ersatz-IV verpflichten können. Mhm...
Zumindest war klar, dass ich nicht über seinen Kopf hinweg entscheiden möchte. Zumal es sowieso niemals zu einem Geschäft kommt, wenn er sich weigert, überhaupt mit Nürnberg zu sprechen. Also beorderte ich
Filip Dagerstal zum Vier-Augen-Gespräch in mein Büro und hakte vorsichtig nach, ob er sich nicht doch vorstellen könne, die Herausforderung in einer stärkeren Liga anzunehmen. Lehnt er ab, muss Nürnberg woanders weitersuchen. Doch er änderte seine Meinung und sah seine Chance. Damit war auch klar, dass es kein Zurück mehr gab.
Ich nahm das Angebot aus Nürnberg an - und dann hieß es: warten. Darauf, ob die beiden Parteien eine Einigung erzielen oder nicht. Sie einigten sich.
Dagerstal packte seine Sachen zusammen, ich richtete ein paar Abschiedsworte an ihn und dann zog er von dannen. Der neue Kontostand zauberte mir und dem Vorstand ein Lächeln ins Gesicht - dennoch war ich mir noch nicht sicher, ob ich mich freuen sollte, oder ob ich einen großen Fehler gemacht habe...
Mit diesem Transfer stellten wir auch mal wieder ein paar neue Rekorde auf:
Einen kleinen Teil der Transfereinnahmen nutzen wir noch wenige Stunden vor Bekanntwerden des Dagerstal-Deals, um die Lücke in der IV direkt wieder zu schließen. Dazu bediente ich mich beim Ligarivalen IFK Göteborg und lotste den 22-jährigen Schweden
August Erlingmark für 575k nach Norrköping. Er ist zwar einen Tick schwächer als
Dagerstal, kann sich aber noch verbessern und ist ebenfalls vielseitig als IV, DM und ZM einsetzbar. Die erste Runde der CL-Quali müssen wir aber noch ohne ihn auskommen, denn innerhalb Schwedens können erst ab dem 15.7. Transfers vollzogen werden.
Champions LeagueEndlich wieder Fußball (bzw. Pflichtspiele) in Norrköping. Die erste Runde der CL-Quali stand an. Leider verletzte sich in der Pause unser Mittelfeld-Star
Kristoffer Olsson und drohte im wichtigen Hinspiel auszufallen. Ansonsten mussten wir nur noch weiterhin auf unser dänisches Talent
Nicklas Röjkjaer verzichten, der inzwischen
nach seinem Kreuzbandriss die Reha aufnahm. Alle anderen Spieler waren fit und einsatzbereit - bis auf unseren EM-Fahrer Thorarinsson, der konditionell kleinere Probleme hatte.
Zugelost wurde uns ein alter bekannter, gegen den wir vor unserer Teilnahme an der EL-Quali mal einen Test absolvierten (und mit 3:0 bestanden), um unsere Europa-Tauglichkeit auf den Prüfstand zu stellen. Tja, die Welt ist klein. Und so kommt es zum Wiedersehen mit dem FC Steaua Bukarest, den die Medien und Buchmacher als gleichwertigen Gegner betrachten:
Olsson war zum Glück pünktlich wieder halbwegs fit und so konnte unser starkes ZM-Duo gemeinsam auf den Platz. In der Defensive kamen gleich beide Neuzugänge zum Einsatz. Natürlich lief wieder vieles über
Olsson - so auch die Vorbereitung unseres Führungstreffers durch
Kalle Holmberg. Nur eine Minute später nutzte
Thern einen Fehler des Gegners, spielte einen schnellen, langen Ball durch die Mitte,
Holmberg lief allein aufs Tor zu und schon stand es 2:0. Es war ein sehr kampfbetontes Spiel, gerade im ersten Durchgang. Eine gelbe Karte nach der anderen und als wäre das nicht genug gewesen, flog
Mrabti in der 47. Minute mit Gelb-Rot vom Platz. Kein Wunder, dass das 3:0 per Elfmeter fiel (wieder
Holmberg). Nach 82 Minuten spielten dann 10 gegen 10 und in der Nachspielzeit holte sich auch noch
Simon Thern seinen Platzverweis. Bei der Gelegenheit wechselte ich schnell den gelbvorbelasteten
Olsson aus, aber dann war es auch schon überstanden. Wir standen mit einem Bein in der zweiten Quali-Runde, müssen im Rückspiel aber auf zwei wichtige Spieler verzichten. Die neue Abwehrreihe stand sicher und ließ nicht viel zu, vorne zeigten wir uns recht effektiv und machten aus verhältnismäßig wenigen Chancen immerhin drei Tore.
Mrabti erhielt nach seinem erneuten Platzverweis einen einwöchigen Gehaltsentzug (Wiederholungstäter), zeigte sich aber äußert uneinsichtig im anschließenden Einzelgespräch. Naja, er wird sich schon wieder beruhigen...
Auf nach Rumänien, denn eine Woche später stand bereits das Rückspiel an und diesmal wurde Steaua sogar leicht favorisiert.
Auf Grund der beiden Sperren musste
Olsson nun ins OM aufrücken und
Mrabti ersetzen. Dafür rückte
Thorarinsson ins Team und spielte neben
Fransson im ZM. Für den gesperrten
Thern durfte
Skrabb auf den Platz. Bukarest agierte in einer seltsamen 4-2-2-2 Formation, äußerst zentral und auf sichere Defensive bedacht. Klar, ein Heimgegentor und sie müssen selbst 5 Tore erzielen, um weiterzukommen. Andererseits: 3 Tore brauchten sie so oder so, um zumindest eine Chance auf Verlängerung oder Elfmeterschießen zu bekommen. Doch wie im Hinspiel zuhause waren wir das bessere Team. Zwar hatten wir Probleme mit dem eng stehenden Abwehrbollwerk (22 Ecken...), doch gefährdet waren wir zu keinem Zeitpunkt, da auch wir defensiv wieder sehr sicher standen. Unsere Hinspiel-Helden, Olsson und Holmberg, blieben etwas blass und mussten nach etwa einer Stunde vom Platz. Das zahlte sich aus, denn die eingewechselten Spieler brachten frischen Wind rein und so war es kurz vor Schluss Jungstürmer Oscar Aga, der uns endgültig in die zweite Runde schoss.
Die erste Runde hatten wir überstanden. Nach zwei physisch sehr anspruchsvollen Spielen stehen wir in Runde 2 des langen Weges in der CL-Quali. Und da nun die Liga wieder beginnt, kommt auf dem weiteren Weg auch die Doppelbelastung ins Spiel. Aber vielleicht können wir einen Vorteil daraus ziehen, dass wir mitten in der Saison stecken, während die meisten Gegner mehr oder weniger aus dem Urlaub heraus antreten müssen...
Das Los bescherte uns für Runde zwei den NK Maribor aus Slowenien. Sie haben in der jüngeren Vergangenheit durchaus ein paar Achtungserfolge erzielt: Erreichen der EL-KO-Runde und dort gegen Sevilla gut mitgehalten. Dazu konnten sich zwei Mal für die CL-Gruppenphase qualifizieren und sich auf dem Weg dorthin gegen Klubs wie Maccabi Tel Aviv oder Celtic Glasgow durchsetzen. Ein schwierig einzuschätzender Gegner. Aber was soll's, wir wollen das Spiel gewinnen!