In meinem direkten Umfeld habe ich nur schlechte Erfahrungen mit BUs gespiegelt bekommen...
Wir haben sicherlich nicht die billigste BU abgeschlossen, aber eine mit super Bedingungen. Versicherungsfall tritt automatisch ein, wenn man mehr als sechs arbeitsunfähig geschrieben ist - und zwar rückwirkend ab dem ersten Tag der Erkrankung. Bedeutete für meine Frau (PTBS in heftiger Ausprägung): Es gab nach sechs Monaten eine gründliche Prüfung, danach ein Jahr lang monatliche Fragebögen, seitdem einmal im Jahr die Anforderung eines Arztberichts. Wir haben geliefert, die haben gezahlt.
War schon sehr(!) entspannend, wenigstens finanziell in der Zeit keine Sorgen zu haben. (Ich hatte damals nur eine halbe Lehrerstelle, angestellt. Nein, dafür kriegt man drei Kinder und ein Haus nicht bezahlt.)
Laut den Bedingungen kann meine Frau auch wieder arbeiten gehen - solange sie nicht im selben Beruf arbeitet und nur bis zu 80% ihres letzten regulären Einkommens erzielt, zahlen die komplett weiter.
BU: [..]So früh ist das Risiko schon sehr gering BU zu werden, Unfall wird auch anderweitig übernommen, wenn man für psychische Erkrankungen nicht anfällig ist bleibt eh nicht mehr viel übrig. Bei allem längerfristigen würde ich mir dann eh wohl nen angepassten Job suchen der Spaß macht, wenn man todkrank wird hat man die kurze Zeit von der BU vermutlich auch nichts mehr. Deswegen hab ich mich entschlossen, erstmal keine BU abzuschließen.
Kann man so sehen. Für mich sind Versicherungen halt ungefähr wie Lotto spielen, nur umgekehrt. Beim Lotto zahlt man Geld und hat eine ganz geringe Chance, richtig viel zu gewinnen. Nach Erwartungswert verliert man. Bei Versicherungen zahlt man Geld und hat eine ganz geringe Chance, den richtig großen Verlust zu vermeiden. Nach Erwartungswert verliert man.
Ich gebe zu Bedenken, dass niemand damit rechnet, eine BU zu benötigen, und dass die gesetzlichen Systeme durchaus Lücken haben. Meine Frau bekommt auch von der gesetzlichen (bei ihr berufsständischen) Absicherung Leistungen. Die machen noch nicht mal 50% ihres alten Gehalts aus.
Und wir hatten das Risiko NICHT auf dem Schirm, absolut nicht. Die Erkrankung meiner Frau, die sich bis dahin beruflich wie privat als starke und selbstbewusste Ärztin, Ehefrau und Mutter behauptet hat, ist innerhalb von wenigen Wochen vollkommen angewiesen gewesen auf familiäre und professionelle Hilfe. An arbeiten war nicht zu denken - es ging wortwörtlich ums Überleben. Das war Anfang 2013. Sie hat vor drei Monaten den ersten Versuch unternommen, wieder arbeiten zu gehen.
Finanziell hatten wir glücklicherweise nach der Lohnfortzahlung eine Krankentagegeldversicherung und die BU, und nach Ende des Arbeitsverhältnis (und damit Wegfall des Krankentagegelds) die Leistung der berufsständischen Versorgung. Selbst bei 100% Erwerbsunfähigkeit (was bedeutet, man kann gar nicht mehr arbeiten, egal in welchem Beruf), bekommt man nur 2/3 seines letzten Einkommens. Kannst Du nur Deinen Beruf nicht mehr ausüben, aber sonst alles, ist das vermutlich sogar gar keine Erwerbsunfähigkeit, ergo gar keine Rente.
Ich will Dir Deine Meinung nicht ausreden. Wahrscheinlich passiert sowieso nichts. Aber ich glaube schon, wenn es passiert, wird's hart, weil Du eben neben der Erkrankung, dem Unfall, whatever, auch noch finanzielle Sorgen bekommst. Vielleicht kommt man über die Runden, aber man muss sich vermutlich stark einschränken. Ggf. muss man mehr Freizeit mit weniger Geld bestreiten. Oder statt in dem Beruf, den man gelernt hat, in einem anderen mit weniger Einkommen arbeiten.
Natürlich. Dass Versicherungen im Grunde Halsabschneider sind, darüber braucht man nicht reden. Und ja, das sage ich so pauschal, denn wenn es nicht so wäre, gäbe es solche Sauereien wie obige nicht.
Männer sind auch alles Schweine. Jeder einzelne im Grund ein totales Arschloch. Ich habe doch neulich gelesen, dass einer seine Frau geschlagen hat. Das sage ich so pauschal, denn wenn es nicht so wäre, gäbe es solche Sauereien wie das, was ich gelesen habe nicht.
Im Ernst: Natürlich wollen und müssen Versicherungen Geld verdienen. Sie sind sogar dazu verpflichtet, jede Klausel und jede Lücke auszunutzen. Täten Sie es nicht, würden Sie die Versicherungen für alle verteuern. Auch, wenn sie gewinnorientiert arbeiten, sind Versicherungen eng kontrolliert und vom Grundprinzip gesehen eine Solidargemeinschaft. Die dürfen also keine Ausnahme machen. Das ist manchmal eine Sauerei, unverständlich, und schießt über's Ziel hinaus. Ist in dem Fall aber sogar von einem Gericht bestätigt worden. Ist scheiße, wirkt auch für mich ungerecht. Das heißt aber nicht, das alle Versicherungen Halsabschneider sind.