Die U21-Europameisterschaft ist Geschichte, die Serben unterlagen im Finale ohne nennenswerte Gegenwehr Frankreich. Aus Mannschaftskreisen heißt es, dass Nationalcoach Stepan Vukcevic nach dem Finale zu den jungen Spielern in die Kabine ging, um sie aufzubauen und mit einigen potentiellen Verstärkungen für die A-Mannschaft Einzelgespräche zu führen. Es sieht sehr danach aus, als wäre Vukcevic, der inzwischen ein Jahr im Amt ist, ein Trainer, der einen "Hands-on-Approach" bevorzugt, also viele Dinge gerne selbst erledigt. Sicherlich ein Vorteil, wenn man viel mit jungen Spielern arbeitet. Wie ein Spieler, der unerkannt bleiben wollte, verriet, sei Vukcevic für viele der jüngeren Spieler ein großes Vorbild.
Vukcevic selbst wollte sich dazu nicht äußern. Man merkt, dass er nicht gerne in der Öffentlichkeit steht und sich lieber auf seine Arbeit konzentriert. Seit der Veröffentlichung des Porträts im Sportski žurnal hält sich der 31-Jährige öfter bedeckt. Aber es kann im Fußball ja nicht nur die Klopps und Mourinhos geben. Manchmal ist auch ein Leisetreter gar nicht so schlecht.
Leise wird es allerdings für die serbische Nationalelf nicht. Es stehen zwei wichtige Qualifikationsspiele an, die allerdings beide im heimischen Stadion stattfinden. Zuerst wird die Auswahl aus Moldawien empfangen, die den Serben im Hinspiel ordentlich Probleme bereitet hat, und danach kommt es zum potentiell entscheidenden Spiel gegen Verfolger Wales. Sollten diese beiden Spiele gewonnen werden, dürften die Serben durch sein. Außerdem spielt Wales vorab noch gegen Österreich, und sicherlich hoffen Vukcevic und sein Team, dass Gareth Bale und Co. in diesem Spiel Punkte liegen lassen. Einen Ausfall haben die Serben zu beklagen - kurz vor der Kadernominierung verletzte sich
Dusan Tadic und fällt für zwei Wochen aus. "Nur" zwei Wochen, aber es reicht, um die Spiele zu verpassen. Der Kader:
Paukenschlag auf der Position zwischen den Pfosten.
Predrag Rajkovic ist nach seinem Kreuzbandriss wieder genesen und spielt sofort wieder eine Rolle, das an sich ist noch keine große Überraschung.
Vanja darf ebenfalls weiterhin mitfahren. Doch statt eines erfahrenen dritten Keepers wie
Stojkovic, Kahriman oder auch
Denis Petric zieht Vukcevic stattdessen
Djordje Nikolic vom FC Basel in die A-Mannschaft. Damit ist die Mannschaft auf dieser Position fest in der Hand der Jugend, doch schon während der Verkündung des Kaders gibt es erste Stimmen auf Twitter, dass ein erfahrener Keeper zusätzlich die bessere Option gewesen wäre. Doch bisher hat Vukcevic in allen Personalentscheidungen ein gutes Händchen bewiesen.
Auch in der Verteidigung hat sich einiges getan:
Neven Subotic und
Stefan Milosevic müssen ihre Plätze vorerst räumen, dafür ist
Matija Nastasic nach überstandener Verletzung ebenfalls wieder dabei. Ganz neu im Kader ist der 22-jährige
Nemanja Antonov von den Grasshoppers Zürich, der sich wohl durch seine Leistungen bei der U21-EM den Platz erkämpft hat.
Der Ausfall von Dusan Tadic gibt einem weiteren jungen Talent die Möglichkeit, die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken und zu zeigen, ob er seine guten Leistungen von der EM bestätigen kann.
Srdjan Plavsic darf sich ebenso über seine Nominierung freuen wie der zuletzt außen vor gelassene
Filip Kostic vom HSV.
Luka Milivojevic von Crystal Palace scheint in den Plänen von Vukcevic wenig Raum zu haben, aber das zentrale Mittelfeld ist auch bärenstark besetzt.
Die einzige Änderung im Sturm besteht darin, dass
Uros Djurdjevic inzwischen zu Dinamo Moskau gewechselt ist. Der Wolf vertraut hier auf altbewährte Kräfte, eine Taktik, die ihm bisher zu Erfolg gereicht hat.
Life is what happens while you're busy making other plans. Diesen schönen Satz sang John Lennon in seinem Song "Beautiful Boy". So passiert es auch Stepan Vukcevic - gleich zwei Spieler verletzen sich vor den Spielen gegen Moldawien und Wales und fallen aus:
Doch für Ersatz ist schnell gesorgt. Es kommen
Marko Grujic, der derzeit an Bordeaux verliehen ist, sowie etwas überraschend
Aleksandar Katai vom spanischen Zweitligisten Deportivo Alavés.
UEFA WM-Qualifikation Gruppe 4, 7. Spieltag: Serbien vs. Moldawien 1:1 (1:1)Anstoß: 31.08.2017, 19:30
Stadion: Stadion Rajko Mitić, Belgrad, Serbien
Zuschauer: 30.393
Schiedsrichter: Daniele Daveri ()AufstellungRajkovic - Gajic, Ivanovic, Nastasic, Antonov - Grujic (
79. Gudelj), Fejsa - Kostic (
69. Zivkovic), Plavsic, Katai - Djurdjevic (
46. Mitrovic)
Tore1:0 Plavsic (22./
)
1:1 Nicolaicuc (33.)
KartenGelb: Fejsa (8.), Djurdjevic (42.), Gajic (52.), Grujic (78.), Zivkovic (79.) / Cebotaru (50.), Iucru (80.)
Moldawien präsentiert sich einmal mehr als sehr, sehr unangenehmer Gegner. Die Serben rannen ein ums andere Mal an, doch die Jungs vom Schwarzen Meer waren stets auf der Hut und leiteten einige gefährliche Konter ein. Serbien kam oftmals gefährlich vor das Tor, doch Keeper Ilie Cebanu auf Seiten der Moldauer machte ein Riesenspiel und hat mehrere Großchancen, unter anderem von
Marko Grujic, vereitelt. Glück im Unglück für die Weißen Adler: Wales und Österreich trennten sich ebenfalls mit einem Remis, so dass sich die Situation in der Tabelle nicht groß verändert hat.
| | »Liebe Fans und Unterstützer unserer Weißen Adler,
ich weiß, dass ihr alle heiß darauf seid, dass sich unsere Jungs für die WM qualifizieren. Doch bevor ich mich mit einem kleinen Appell an euch richte, möchte ich kurz auf die Nachrichten eingehen, die mich in den letzten Tagen erreicht haben. Man warf mir Verantwortungslosigkeit vor, dass ich drei so junge Torhüter für diese beiden wichtigen Spiele nominiert habe.
Wir haben diese Entscheidung allerdings gemeinschaftlich im Trainerteam getroffen. Wir alle waren der Meinung, dass Predrag, Vanja und Djordje derzeit die besten Optionen auf dieser Position sind, und ich habe bereits mehrfach betont, dass ich streng nach Leistung nominiere. Das ist beispielsweise auch der Grund für die Nominierung von Aleksandar Katai, der zuletzt für seinen Club gut in Form war. Diese Philosophie werde ich auch weiterhin nicht ändern.
Nun meine Bitte: Das Spiel gegen Wales am Sonntag ist entscheidend. Sollten wir es gewinnen, sind wir im Prinzip sicher durch und haben uns direkt für die WM qualifiziert, eine Leistung, auf die ich und die Mannschaft sehr stolz wären, genau so, wie ihr alle das auch sein könnt. Und dann verspreche ich euch, dass wir in Russland alles geben werden, um das beste Ergebnis der letzten Jahre zu erreichen.
Daher - kommt am Sonntag zahlreich. Seid laut, peitscht die Jungs nach vorne und drückt uns die Daumen. Gemeinsam können wir das schaffen.«
Stepan Vukcevic auf Facebook |
UEFA WM-Qualifikation Gruppe 4, 8. Spieltag: Serbien vs. Wales 2:1 (0:1)Anstoß: 03.09.2017, 19:30
Stadion: Stadion Rajko Mitić, Belgrad, Serbien
Zuschauer: 30.393
Schiedsrichter: Curtis Millar ()AufstellungRajkovic - Tomovic (
89. Maksimovic), Ivanovic, Nastasic, Ristic - Gudelj, Grujic (
89. Fejsa) - Zivkovic, Sergej, Ljajic (
89. Katai) - Mitrovic
Tore0:1 Sergej (10./ET)
1:1 Sergej (86.)
2:1 Zivkovic (88.)
KartenGelb: Ristic (53.) / Ramsey (37.)
Es ist unglaublich, wozu diese serbische Mannschaft unter Stepan Vukcevic im Stande ist! Unglücklich in Rückstand geraten, als
Sergej einen Schuss von Aaron Ramsey unhaltbar für Rajkovic abfälscht, dann wütendes Anrennen gegen den Kasten der Briten und ein ums andere Mal scheitern, bis dann ausgerechnet wieder
Sergej erneut trifft, diesmal allerdings ins richtige Netz. Keine 90 Sekunden später folgt ein Jubelschrei aus dem Stadion Rajko Mitić, welcher vermutlich bis nach Sarajevo zu hören war, als
Andrija Zivkovic den Endstand markiert. Danach haben sich die Serben hinten festgesetzt, und Vukcevic hat erst in der 89. Minute seine Wechsel vorgenommen. Ein Zeichen, dass der junge Coach den Spielern, die auf dem Platz standen, absolut vertraut hat. Einer Startelf, die einen Altersdurchschnitt von 24 hat.
Der serbische Fußball ist offensichtlich wirklich auf dem Weg in eine goldene Generation. So sieht die Tabelle in der Qualifikationsgruppe 4 nach 8 von 10 Spielen nun aus:
Rein rechnerisch sind die Serben noch nicht durch, doch ihnen reicht im nächsten Spiel gegen Österreich ein Unentschieden. Somit kann man wohl davon ausgehen, dass Vukcevic und seine Jungs für die WM in Russland planen können, nicht zuletzt dank der unglaublichen Willensanstrengung im letzten Spiel gegen Wales.