I. Akt: „Ganz unten“„Ring … Ring … Ring … Ring !“
Das Festnetzt-Telefon von Erwin Schiebulski klingelte energisch. Erwin hatte darauf gewartet. Sein Steuerberater sollte über den Ausgang der Schlussbesprechung beim Finanzamt Bottrop über die Außenprüfung bei seiner Kneipe berichten.
Erwin ging ans Telefon: „Schiebulski hier“, meldete er sich. Eine geschäftige und professionell klingende Frauenstimme war am anderen Ende: „Hier Kanzlei Dr. Rosenkötter, Gluffke und Partner … ich verbinde mit Dr. Rosenkötter!“
„Guten Tag Herr Schiebulski … Rosenkötter hier. Ich komme gleich zum Thema. Ich habe schlechte Nachrichten für Sie. Die Betriebsprüfung war zu keinen Zugeständnissen bereit. Eine tatsächliche Verständigung über die Zuschätzungen wegen Ihrer fehlerhaften Kassenbuchführung, die von den Schätzungen der BP signifikant abweicht, wird nicht zugestimmt. Das war zu befürchten. Unsere Argumente gegen die Schätzungen standen auf schwachen Füßen und haben die BP in keiner Weise beeindruckt. In Bälde wird der Bericht dann ausgewertet und die geänderten Steuerbescheide erlassen. Nach unserer Berechnung dürfte ein Nachzahlung von ca. 198.000 € zuzüglich Zinsen auf Sie zukommen.“
„Herr Dr. Rosenkötter … kann man da irgendwas machen … Ratenzahlung über 10 Jahre oder so?“
„Herr Schiebulski … neee … vergessen Sie das direkt. Ich bin eigentlich froh, dass man kein Steuerstrafverfahren eingeleitet hat, weil Sie die Erklärungen der letzten 3 Jahre so verspätet abgegeben haben. Wenn Sie Opel wären und paar Millionen nachzahlen müssten und ein paar tausend Arbeitsplätze garantierten, da nimmt die Politik schon mal Einfluss. Aber Sie als kleiner Krauter werden wohl eher die Härte des Fiskus zu spüren bekommen. Ja, wenn Sie eine gesicherte Einnahmequelle hätten, aus der regelmäßige Zahlungen fließen könnten, wäre vielleicht ein gentlemans agreeement denkbar. Aber so … mit den wieder zurück gehenden Umsätzen aus Ihrer Kneipe ist da wohl nichts zu machen. Der Fiskus benimmt sicher leider nicht wie ein Unternehmer sondern eher wie eine betrogene Ehefrau und wird gnadenlos drauf hauen. Tut mir leid … wir werden zwar eine Stundung beantragen aber machen Sie sich da keine Hoffnungen. Sollen wir Ihnen unseren Fachmann für Insolvenzrecht vorbeischicken?“
In Erwins Augen glomm Wut auf. Noch war er nicht am Ende. Er müsste sich was einfallen lassen … irgendwas.
„Neee Herr Doktor. Noch nich! Ich geh mal in mich, vielleicht hab ich noch ne Idee!“
„Gut, wie Sie meinen, Herr Schiebulski … tja, wenn Sie Ihre Trainerkarriere nach dem Erfolg da in Schottland bei einem Profiverein fortsetzen könnten … das wäre eine Einnahmequelle, da könnten wir bei Fiskus noch was erreichen, denke ich. Aber so … wie gesagt, wenn Sie sich doch für die Privatinsolvenz entscheiden wollen, beraten wir Sie gerne … allerdings müssten wir auf eine vorschüssige Honorarzahlung bestehen. Ich wünsch Ihnen noch einen guten Tag!“ Dr. Rosenkötter legte auf.
„Wär ich doch in Glasgow beim Queenspark FC nach meine sensationellen Aufstieg geblieben“, dachte Erwin. So aber war er nach der gewonnenen Wette gegen Gökhan Öztürk zurückgekommen und hatte dessen Imbissbude übernommen.
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Die nächsten 3 Jahre liefen Kneipe und Imbiss bombig und zehrten vom Ruhme der gewonnenen Wette. Schiebulski nutzte das, um sich seinen Lebenstraum zu erfüllen. Er eröffnete einen Nachtclub in Bottrop, das „Bällebad Bottrop“ und setzte dafür seine Reserven ein. Damit hatte er sich aber ziemlich verspekuliert, da die Stadt sein Etablissement nur in einem neuen Gewerbegebiet duldete und der Kreis der interessierten Kundschaft in Bottrop wohl arg begrenzt war. Tja, und dann kam das Finanzamt und wollte was vom Kuchen abhaben. Soviel Geld konnte er unmöglich auftreiben. Ihm würde auch keine Bank der Welt diesen Betrag leihen, da er durch das „Bällebad“ bereits ziemlich verschuldet war.
„Das Scheiss-Bällebad …“, dachte Erwin. „Das bringt nur Ärger.“ War doch vor kurzem ein Albaner namens Tarek Dushtu bei ihm erschienen und hatte ihm eine umfassende Gebäude- und Unfallversicherung angeboten. Dachte Erwin jedenfalls im ersten Moment .. . bis er verstand, dass die Prämienzahlung nur Schutz gegen Schäden bot, die die vier vierschrötigen Begleiter des Albaner in seinem „Bällebad“ verursachen könnten. Da war Erwin bedient und zahlte erst mal.
„Das wäre doch ne Idee“, dache Erwin als er sich an die Albaner erinnerte. Kurz entschlossen rief er diesen Kerl an und bot ihm das „Bällebad“ zum Kauf an. Man wurde sich recht schnell einig, einerseits weil dem Albaner die Gelegenheit gefiel, das nagelneue „Bällebad“ zu übernehmen und andererseits weil Erwin nicht viel feilschen konnte. Wenn der Albaner zahlen würde, wäre ein Teil von Erwins Steuersorgen gelöst. Mehr als die Hälfte hätte er aber immer noch an der Backe.