Die Unterschrift war gesetzt, Chad fühlte sich sehr unwohl. Dämpfling hatte ihn in sein Büro geführt, das ebenso sehr spärlich von Tageslicht durchdrungen war, es sah vollkommen ungeordnet aus. Berge von Papiere stapelten sich auf dem Arbeitstisch, auf dem grünen Fließsofa lagen diese kreuz und quer, breiteten sich bereits auf dem Boden aus. Unfassbar, in diesem Vertrag stand tatsächlich 6600 Euro netto, Laufzeit 12 Monate. Es gibt kein Zurück mehr, Chad überflog die wenigen Seiten und verstand so gut wie nichts was auf diesen Blättern stand. Normalerweise kümmerte sich seine Frau Margarete um die Finanzen, doch nun war sie mit dem Auto auf dem Weg nach Hause, hatte Chad noch einen erstaunten Blick zugeworfen, als dieser ihr unterbreitete doch sofort mit dem Training der Jungs beginnen zu wollen. Aus Höflichkeit zu Dämpfling ersparte sie sich aber Worte, die sie unbedingt anbringen wollte und stieg ins Auto, fuhr davon. Schnitt.
„Sie haben aber sehr interessante Trainingsbekleidung, vor allem dieses vornehme Trikot.“ Dämpfling mustert Chad, der aus seiner Umkleide tritt und seine abgewetzten Trainingssachen angezogen hatte. Die Asche auf dem Trikot machte den Anschein, als wäre Chad einmal quer mit dem Hosenboden über den Tennisplatz gerutscht. San Francisco Giants trumpft mit orangenen Lettern auf dem Oberteil. Seinen Handschuh hat er in der Kabine gelassen, die Jungs sollen erst mal spielen, sich nun erst mal kennenlernen und Eindrücke gewinnen.
„Kommen sie, ich bringe sie erst mal zu Co-Trainer Maik Till, er wird ihnen die Mannschaft vorstellen. Ich habe leider noch einiges im Büro zu erledigen. Treffen wir uns später nochmal bei Fatih im Lokal, Mr. Marshall. Sie sind ein Segen für den Club!“ Das erste Training
Chad steigt eine Treppe hinab, die angrenzende Tennishalle versperrt den Blick auf das weitere Areal. Untenstehend sieht er ein weiteres Feld. Männer rennen kreuz und quer über das Feld, davor steht ein Mann, der wild gestikuliert, doch keiner scheint Notiz zu nehmen. In Chad steigt die Anspannung und Freude zugleich, ab hier kennt er sich aus, Training bei Wind und Wetter, abschalten vom Alltag und das nun für 6600 Euro netto.
„Maik, darf ich vorstellen, das ist unser neuer Trainer Chad Marshall.“ Ein kleiner, leicht ungepflegter Mann mit Halbglatze dreht sich um und mustert Chad.
„Hallo Herr Marshall, ich bin Co-Trainer.“ „Haha, Hausmeister bis du Till Eulenspiegel.“ Ein schlanker junger Mann in der Nähe stoppt kurz ab, mustert lächelnd Chad und läuft weiter.
„Ich bin Co-Trainer.“ schreit Maik dem Spieler gestikulierend hinterher, während dieser laut lachend sich wieder dem Spiel zuwendet.
„Hallo Mr. Till, schön sie kennen zu lernen! Was ist ihre Aufgabe hier als Co-Trainer?“ Chad spricht mit ruhiger Stimme zu diesem kleinen, zappelig nervös wirkenden Mann mit Pfeife in der Hand.
„Ich stehe um 7 Uhr auf, mähe den Rasen, erledige kleinere Reparaturarbeiten und halte das Vereinsheim in Schuss. Wissen sie, leider haben wir aktuell keinen Hausmeister. Danach trainiere ich mit ihnen die Mannschaft.“ Chad blickt erstaunt. Diese Deutschen sind so arbeitsam und hingebungsvoll.
„May I call you Maik?“ „Was?“ „Sehr schön Herr Till. Wie sind die Jungs drauf?“ startet Chad einen neuen Versuch.
„Sie hören nicht auf mich. Warmlaufen, Stretching, Training, Trainingsspiel. Aber sie wollten gleich spielen.“Maiks Augen wandern, er hält seine Pfeife weiter krampfhaft in der Hand. Chad dreht sich zum Spielfeld und fängt das Geschehen an zu mustern. Diese Spieler traten einen viel zu großen Ball über das Feld, mit den Füßen! Kamen sie an das Ende des Spielfelds, traten sie den zu großen und leichten Ball mit voller Wucht auf die komischen Tore, darin stand ein Spieler, der die Bälle zu fangen versuchte. Aha diese Tore, dazu sind sie da! Chad hatte endlich den Sinn dahinter verstanden. Er war erstaunt, diese Spieler wirkten alle sportlich, sehr schlank, schon fast zu schlank, dass Chad die Vermutung hatte, sie würden als Batter niemals genügend Power aufbringen können. Anscheinend spielten zwei Mannschaften gegeneinander, gleichzeitig Offense und Defense, alle gleichberechtigt, wo der Ball war, da liefen sie alle hin, sie rannten unentwegt. Chad sah sich bestätigt, dass diese Deutschen wohl das Base-Running am meisten mögen und da möglichst fit sein wollen. Was für eine Verschwendung! Deshalb haben sie wohl ihn, den Amerikaner aus Fairfax verpflichtet. Richtige Entscheidung.
„Mr. Till kann ich die Pfeife haben?“ Ein eindringlicher Pfiff tönt über den Platz, die Spieler halten inne.
„Männer kommt her.“ Chad übernimmt nun das Kommando. Die Spieler trotten langsam in Richtung Chad, es bildet sich eine Traube, die Spieler mustern ihn ohne Worte zu wechseln.
„Hallo, ich bin Chad Marshall und ab sofort euer Trainer. Ich hoffe ihr habt Spaß mit mir. Euer Warmup ist toll, ein interessantes Spiel. Ich hoffe euch alle schnell kennen zu lernen.“ Vereinzelte Begrüßung der Spieler, doch der Großteil macht keinen interessierten Eindruck.
„Das Warmup habt ihr hinter euch. Leider sehe ich keine Ausrüstung, also werden wir heute keine Wurftraining machen.“ „Einwürfe sind nicht unser Problem.“ Einer spricht es aus dem Pulk, die Spieler lachen. Chad hatte sich das anders vorgestellt. Hier waren erwachsene Männer, sie machten nicht den Eindruck einer richtigen Mannschaft, sie wirkten abwesend, waren mit sich beschäftigt. Chad war erstaunt, diese Deutschen möchten wohl keinen Amerikaner, der ihnen ihr Spiel, mit diesen deutschen Regeln nun erklärte, auf diesem komischen deutschen Platz. Es stimmte ja auch, Chad konnte nichts entdecken, was auch nur annähernd mit amerikanischem Baseball zu tun hatte. Hätte er sich doch mehr mit Dämpfling ausgetauscht, gefragt, wie denn diese Deutschen Baseball im professionellen Stil spielen. Chad improvisierte, diese Trainingseinheit sauber zu Ende bringen, dann wird er erstmal seine Arbeit tun müssen, damit er diese Spieler trainieren und anführen kann.
„Der Teil geht an diese Seite des Spielfeldes, dort an die Fahne am Eck. Der andere Teil auf die andere Seite. Wenn ich Pfeife, rennt je ein Spieler von jeder Seite so schnell wie möglich zur anderen Fahne.“ Die Mannschaft schaut erstaunt, teilt sich und läuft gemütlich an die Eckfahnen, es dauert ewig. Ein Pfiff und die ersten Spieler rennen im Vollsprint auf die andere Seite. Mein Gott, das sind wirklich schnelle Spieler, die Deutschen lieben Base-Running, kein Wunder bei diesen schlanken Spielern, dachte sich Chad und nahm das Training auf. Schnitt.
„Fertig, Schluss für heute. Das war gut Männer.“ Chad dreht sich zu Maik, der ihm nicht von der Seite wich und keinen Ton von sich gab, aber sichtlich interessiert und begeistert die Atmosphäre auf dem Feld aufsaugte, seine Augen wanderten unentwegt.
„Mr. Till wann ist das nächste Training?“ „Am Samstag spielen wir gegen die Türken und am Montag ist wieder Training.“ In 2 Tagen bereits das erste Spiel? Chad wurde es wieder unwohl. Es gibt noch viel zu klären. Während die Mannschaft in Grüppchen zum Vereinsgelände schlendert, gesellt sich ein Spieler zu Maik und Chad.
„Hallo Herr Marshall, ich bin Mark Schulz, darf ich fragen wen sie vorher trainiert haben?“ spricht der junge Mann mit schwarzen Seitenscheitel freundlich.
„Hallo Mark, ich habe die Osnabrück Tigers gecoacht, 16-19 Jahre, gute Jungs. Wie lange spielst du schon hier?“ „Ich bin Zeitarbeiter und seit 3 Tagen da. Vermutlich bin ich in ein paar Wochen wieder weg, das kommt ganz darauf an wo es Arbeit für mich gibt. Ich halte mich hier fit, Dämpfling wollte mir einen Vertrag anbieten, dann kann ich bleiben. Können sie etwas tun?“ Ein Free-Agent dachte sich Chad, am Samstag das erste Spiel. Chad erschauderte es ob der Tragweite seiner Entscheidung, ok weiter improvisieren.
„Wird dir Dampling einen max cap anbieten?“ Mark lacht
„Ne das läuft hier vermutlich anders.“ „Ich werde mit Stefan (Dämpfling) reden, ich will das du bleibst.“ Chad schließt die Türe und sinkt erschöpft auf seine Bank in der kleinen Umkleidekabine. Wie amateurhaft hatte er sich da in etwas reinstoßen lassen, nun schälte sich langsam heraus, dass es noch unglaublich viel zu lernen gibt. Eine Herren-Mannschaft, das war doch etwas ganz anderes wie seine Jugendtruppe, dazu dieses komische Training. Am Samstag bereits ein Spiel, er musste also nochmal vor die Mannschaft treten, wollte aber so wenig wie möglich sagen, nur keine Fehler machen.
„Am Samstag spielen wir gegen die Türken, unser Startschuss. Ich habe mir heute einen guten Eindruck von euch gemacht. Ich erwarte euch alle fit und ich freue mich auf das Spiel, ihr seid hoffentlich heiß.“ Die Spieler ziehen sich um, ein Teil steht bereits unter der Dusche, der andere Teil ignoriert Chad. Er schließt die Türe leise und tritt wieder in seine Umkleidekabine. Selten fühlte sich Chad so allein.
Die Mannschaft
Der FM hat es ganz gut mit Chad Marshall gemeint. Grundsätzlich ist der Kader sehr ausgewogen, bietet bereits eine gute
Kadertiefe. Natürlich fehlt Qualität allgemein im Vergleich zur Liga. Die nähere Vorstellung dann in den nächsten Folgen.
Durch die vollständige Generierung der Mannschaft sind da teils völlig abwegige Werte rauskommen Die Mannschaft ist
vor allem eins, extrem antrittsschnell. Der 20er ist leider ein IV, kein Winger. Aber gut, auch da wird Pace nicht hinderlich
sein. Noch 2 Einleitungen, dann ist die Vorstellung des Settings erst mal abgearbeitet und das erste Spiel steht an.
Ich hoffe bis dahin ist noch wer dabei.
Nächste Folge....
Wie lange hält Chads Maskerade? Wird er bereits am ersten Trainingstag entlarvt? Ja.