Du verstehst das falsch. Das bezieht sich darauf, dass ein Schiedsrichter ein paar Sekunden abwarten kann, ob sich ein Vorteil ergibt. Ein Vorteil ist ja nicht immer direkt in Torschuss sein, das können ja auch mal 1-2 Pässe sein, etc. Er kann nicht abwarten, ob sich aus der Vorteilsaktion dann wiederum etwas brauchbares ergibt. Es steht ja auch weiterhin, sobald sich dann daraus eine neue Spielsitution ergibt... Wie will man das ganze auch sonst formulieren?
Also, werden wir mal offiziell; das PDF (https://www.dfb.de/fileadmin/_dfbdam/118958-Fussballregeln_2016_2017_WEB.PDF) des DFB formuliert es so:
Vorteil
• das Spiel bei einem Verstoß oder Vergehen weiterlaufen zu lassen, sofern das
regelkonforme Team dadurch einen Vorteil erhält, und eine Strafe für den
Verstoß auszusprechen oder das Vergehen zu bestrafen, wenn der
mutmaßliche Vorteil nicht sofort oder innerhalb weniger Sekunden eintritt
Jetzt ist die Frage, was der Schiedsrichter sich vom Vorteil verspricht. Bei einem Elfmeter kann der mutmaßliche Vorteil eigentlich nur ein Tor sein (keine andere Situation hat eine höhere Wahrscheinlichkeit, ein Tor zu ergeben, außer ein Lauf aufs leere Tor, der hier aber nicht gegeben war). Laut DFB kann er das Vergehen bestrafen, "wenn der mutmaßliche Vorteil nicht sofort oder innerhalb weniger Sekunden eintritt". Der mutmaßliche Vorteil (also in diesem Fall das Tor) ist innerhalb weniger Sekunden nicht eingetreten. Also kann er das Foul bestrafen. Von "neuer Spielsituation" schreibt der DFB übrigens nichts.
Was genau verstehe ich da jetzt falsch?
Wie will man das ganze auch sonst formulieren?
So, dass man's versteht.
Ich hatte so eine konkrete Situation schon als Linienrichter
Spieler umkurvt den Torwart, der hält ihn fest, Ball rollt zum Spieler rechts daneben und der schießt aus 10 m vorbei, obwohl nur ein Verteidiger schräg vor ihm war. Der Vorteil ist eingetreten.
Ein konkretes Beispiel für die Anwendung der Regel wie offiziell beschrieben wäre jetzt. Der letzte Mann räumt den Stürmer um vorm Sechzehner, der Ball rollt aber frei in den leeren Raum, Außenstürmer und Verteidiger laufen auf den Ball zu. Der Schiedsrichter lässt weiterlaufen, da der 2. Stürmer vllt vorher am Ball ist und alleine aufs Tor zulaufen kann. Jetzt stolpert der aber und der Verteidiger ist zuerst dran
Dadurch ist der mutmaßliche Vorteil nicht eingetreten und er kann den Vorteil zurücknehmen
Die Sekunden sind halt so gedacht, dass man nicht ne halbe Minute wartet, ob sich jetzt vielleicht nicht doch was positives ergibt, gibt ja deutlich unklarere Situation als alleine aufs Tor zu laufen, z.B. Ein Dribbling oder so
Das ganze hat natürlich einen relativ breiten Ermessensspielraum was ein Vorteil ist, aber laut meiner Ausbildung und Erfahrung (sh Beispiel oben, als mir der Landesligaschiri erklärte, dass er jetzt keinen Elfer mehr geben darf, wenn er die Situation für den Stürmer laufen lässt) darf das Ergebis des Schusses nicht in die Bewertung des Vorteils mit einfließen