KIA ORA PETER !!Nach 36 Stunden Flug und zwei Zwischenstopps in Istanbul und in Taipeh landeten wir endlich in Auckland.
Nach so einem langen Flug bereute ich es schon fast die Stelle angenommen zu haben, doch ich sammelte mich, renkte meinen steifen Nacken wieder ein und freute mich auf die Herausforderungen die auf mich zukommen würden.
Auf das Land freute ich mich besonders. Ich hatte mir vor der Anreise reichlich Videos und Dokus über Neuseeland angeschaut und war heiß drauf die atemberaubenden Landschaften vor mir zu sehen.
Doch zunächst waren bestimmte Formalien über meinen Trainerjob zu klären.
Im Schlepptau hatte ich meinen Co-Trainer Freddy und meine Frau Antje. Wir wurden direkt am Flughafen von einem Empfangskomitee des neuseeländischen Fußballverbandes empfangen, die uns angeführt vom Verbandspräsidenten herzlichst begrüßten.
Die Presse war auch da und sogar einige Fans hielten Plakate mit der Aufschrift "KIA ORA PETER" hoch. Durch die Dokus die ich mir angeschaut hatte wusste ich dass dies so viel wie Herzlich Willkommen auf Maori, die Sprache der Ureinwohner, hieß.
Ich winkte den Fans verlegen zu und war ehrlich überrascht über den pompösen Empfang, zumal ich wusste das Fußball in diesem Land hinter dem Nationalsport Rugby, zweitrangig war. Die Reporter riefen mir von weitem fragen zu, die ich mit meinen Englischkenntnissen kaum zu verstehen mochte. Ich wollte nicht unhöflich sein, lächelte die ganze Zeit wie ein Honigkuchenpferd und rief die ganze Zeit "KIA ORAAAAAA......" , was die Menge mit lautstarkem Jubel erwiderte.
Auf dem Weg raus zum Auto, wurden wir noch von Maori-Kriegern empfangen, die uns den Haka, einen traditionellen Kriegstanz vorführten. Diesen Tanz kannte ich aus Videos über die Rugby-Nationalmannschaft und fand diesen recht imposant.
So was live vor mir zu sehen löste bei mir eine regelrechte Gänsehautentzündung aus
.
Nach der Vorführung stiegen wir ins Auto. Der Präsident ließ Antje, Freddy und mich in einem Auto vorfahren. Er und die weiteren Verbandsmitglieder fuhren mit zwei weiteren Autos vor.
Wir fuhren durch die Innenstadt Aucklands und dabei an dem berühmten War Museum und Sky Tower vorbei. Die Stadt gefiel mir sehr und war schöner als in den Dokus die ich gesehen hatte.
Als wir auf das Gelände des Verbandsgebäudes einfuhren, sahen wir dass dort auch schon eine Menge an Presseleuten wartete. Ich fühlte mich wirklich wohl dabei und ein bisschen stolz, bei dem Gefühl so willkommen geheißen zu werden und nun der Trainer einer Nationalmannschaft zu sein. Sei es auch der 112. der Weltrangliste.
Als wir ausstiegen machten wir noch ein paar Fotos vor dem Eingang des Gebäudes und gingen anschließend rein.
In einem großen Saal mit einem runden Tisch in der Mitte besetzten wir unsere Plätze.
Nach ein paar Minuten bei der die Verantwortlichen wild hin und her sprachen läutetet der Verbandspräsident die außerordentliche Sitzung ein. Er hielt eine Rede, die mehrere Minuten ging, natürlich auf Englisch. Ich verstand das wenigste, die Rede langweilte mich. Hinzu kam, dass ich durch den langen Flug so müde war, dass ich zu gähnen begann und meine Augen auf Halbmast hingen. Meine Frau Antje stupste mich jedes mal, wenn ich einzuschlafen drohte mit dem Ellbogen an und flüsterte mir strengen Tones ich solle mich konzentrieren nicht einzuschlafen. Leichter gesagt als getan.
Nachdem der Verbandspräsident zu Ende gesprochen hatte, übergab er das Wort an einen jungen Mann, der direkt neben ihm saß. Dieser entpuppte sich, so wie ich das durch den Zusatz auf dem Namensschild vor ihm entziffern konnte als Sportdirektor.
Er hatte eine Powerpoint-Präsentation vorbereitet in der die Ziele und das bevorstehende Programm des Verbandes geschildert wurden. Der Vortrag war freundlicherweise auf Deutsch übersetzt, so dass ich schlagartig die Müdigkeit vergaß und gespannt auf die Wand starrte.
Das Programm und die Ziele waren klar. Im Mai, also in zwei Monaten geht die Qualifikation zur WM 2018 los.
Der erste Teil der Quali war gleichzeitig die Ozeanienmeisterschaft. Diese sollte auf Papua-Neuguinea stattfinden. Der Sportdirektor äußerte mit ernstem Ton an, dass es selbstverständlich sei, dass wir das Turnier als klarer Favorit gewinnen müssen.
Ich sah mir die Gegner an auf die wir treffen sollten und dachte mir, dass es vollkommen Recht hatte.
Wir waren in einer Gruppe mit den Salomon Inseln, Fidschi und Vanuatu. Die großen Namen waren das nicht.
Ich erfuhr dass die ersten beiden jeder Gruppe ins Halbfinale kommen und daraufhin das Finale ausgespielt werden sollte. indem der Ozeanienmeister ermittelt wird. Das war so weit klar. Zusätzlich gab es aber noch den Modus, bei der Platz 1 bis 3 jeder Gruppe in die nächste Quali-Runde kommen und dort nochmal, aufgeteilt in zwei Gruppen den jeweiligen Gruppenersten bestimmen. Diese spielen dann in einem Play-Off den Vertreter des Kontinentalverbandes OFC aus, der dann auf einen Vertreter der CONMEBOL trifft.
Ich überlegte kurz: "CONMEBOL ? ; CONMEBOL ?......."
"Südamerika", flüsterte mir Freddy zu. "Wir müssen, wenn wir dies alles überstehen gegen ein Team aus Südamerika ran !"
"Sch####" war mein erster Gedanke. Bis zu den Play Offs sollte es kein allzu schwieriges Problem werden dachte ich mir, aber dann
gegen ein Südamerikanisches Team, das wird schwierig.
Nachdem ich diese Info verdaute, stellte der Sportdirektor dann den Plan für nächstes Jahr vor. Er gab bekannt, dass wir im nächsten Jahr im Sommer die Ehre haben werden, im Confed Cup gegen alle Kontinentalmeister anzutreten. Dies könnte auch nochmal ein guter Test für uns werden, dachte ich mir.
Freddy und ich schauten uns lächelnd an und nickten uns dabei zustimmend zu. Hier sind wir genau richtig, dachten wir uns. Das wird hier richtig Spaß machen.
Nach den ganzen Formalien unterschrieben wir den Vertrag und wurden der Presse nochmal im Presseraum vorgestellt. Ich durfte auf Deutsch meine Ziele äußern und verkündete dass ich es im besten Falle mit der Nationalmannschaft zur WM fahren wolle.
Nach diesen ganzen Strapazen, wurden wir ins Hotel gefahren. Im Zimmer angekommen, fiel ich ins Bett vor lauter Müdigkeit. Meine Frau, der die ganzen Reisestrapazen augenscheinlich nichts ausmachten, erinnerte mich daran, dass wir morgen früh raus müssen, wenn wir auf Rangitoto Island wollen.
"Stimmt da war was", sagte ich zustimmend. Rangitoto Island hatten wir uns auf einer Doku angesehen. Eine wunderschöne Insel unweit von Auckland die toll zum Schnorcheln ist.
Wir hatten uns fest vorgenommen diese Insel zu besuchen, wenn wir in Neuseeland sind.
Also stellte ich mir meinen Wecker und legte mich schalfen. Ab Morgen kann das Abenteuer im Land der langen Wolken starten