Winnie und ich gönnten uns keine Pause, da wir uns um die Zukunft des Vereins sorgten. Tagelang schlossen wir uns in seinem Büro ein und wälzten Finanz- und Scoutberichte hin und her, blätterten uns durch Spielerverträge und stellten Berechnungen an. Am Ende half alles nichts, außer der Erkenntnis, dass wir sparen mussten. Das bedeutete in erster Linie, dass wir einige unserer Spieler zu Geld machen mussten, um Gehalt einzusparen und durch die Transfereinnahmen Geld in die klammen Vereinskassen zu spülen.
So verließen uns - neben den Spielern deren Verträge ohnehin ausliefen - einige Leistungsträger und Topverdiener. Besonders schmerzhaft waren die Abgänge von Manuel Gulde und Korbinian Vollmann. Yamada (Topverdiener) und Stanko gehörten nicht (mehr) zum Stammpersonal, weshalb ihre Abgänge zu verkraften waren. Insbesondere auf Yamadas Position hatten wir ja mit Kleinheisler bereits einen deutlich besseren Mann verpflichtet. Auch Michael Rensing gehörte zu den Großverdienern im Wildpark und musste deshalb gehen. Bei seinem Alter und dem niedrigen Marktwert waren wir einfach froh, in überhaupt von der Gehaltsliste streichen zu können, weshalb wir ihn ablösefrei zu PSG ziehen ließen, wo er vermutlich als dritter Torhüter dem Karriereende entgegen segeln durfte. Immerhin verdiente er dort gut und konnte sich am Ende womöglich noch einen internationalen Titel in seine Vita schreiben.
Neben den bereits feststehenden Neuzugängen Giefer und Kleinheisler blieben Neuzugänge Mangelware. Als Gulde-Ersatz kam Doneil Henry ablösefrei aus England (sein Vertrag bei Westham United war ausgelaufen) und für 500.000 Euro kam Brandon Agounon von Clermont Foot, als Backup für Rechtsverteidiger Bader. Weitere Transfers waren nicht drin, auch wenn ich gerne noch einen erfahrenen Stürmer verpflichtet hätte. Es gab allerdings genau einen interessanten Spieler in unserem Blickfeld, allerdings konnten wir uns den nicht leisten und er wollte zum jetzigen Zeitpunkt auch gar nicht nach Karlsruhe kommen - dennoch würden wir seine Entwicklung im Blick behalten.
Die Transfers im Überblick
Insgesamt konnten wir durch die Transfers etwa 4 Millionen Euro Gehalt (pro Jahr) einsparen, was dem Verein wieder auf die Beine helfen sollte. Es war nun eine Herausforderung der etwas anderen Art, doch ich war bereit, sie anzunehmen. Schließlich ging es darum, dass der Verein organisch wuchs und am Ende nicht vor einem Scherbenhaufen stand.
Die Presse hatte aufgrund der zurückhaltenden Transferpolitik auch bereits gewittert, dass im Wildpark etwas nicht stimmen konnte...
Fortsetzung folgt...
Wie gesehen, wurde Außenverteidiger-Talent Stefan Süß nach Österreich ausgeliehen, um dort Spielpraxis zu sammeln. Von Süß versprach ich mir zukünftig einiges und seine Leistungen bei der U19-EM machten Hoffnungen (die italienische Jugend hatte hingegen wohl offenbar Probleme mit dem Haarwuchs
).
Kader 2019/20
TorFabian Giefer
Daniel Davari
Mit nur zwei Torhütern gingen wir in die Saison. Neuzugang Giefer war dabei die klare Nummer 1 und zeigte bereits in der Vorbereitung, warum das so war. Im Verletzungsfall würden wir U19-Talent Felix Wolf auf die Bank setzen, aber im Grunde bereitete mir die Position am wenigsten Sorgen, auch wenn der Qualitätsabfall hinter unserem neuen Stammkeeper natürlich immens war.
AbwehrMohamed El-Bouazzati
Daniel Gordon
David Kinsombi
Doneil Henry
Marvin Friedrich
Ylli Sallahi
Naser Aliji
Matthias Bader
Brandon Agounon
In der Innenverteidigung hatte die Qualität durch den Verlust von Gulde deutlich nachgelassen. Henry war zwar ein guter, erfahrener Mann, kam aber eben nicht an unseren Ex-Kapitän heran. Kinsombi hatte die Leihe nach Bochum spürbar gut getan und er war eine echte Alternative für die Stammelf. Gordon war ein Backup, der vermutlich gar keine Rolle mehr spielen würde. Einzig Marvin Friedrich zeigte in der Innenverteidigung noch Entwicklungspotential, alle anderen waren bereits am Maximum angelangt.
In der Außenverteidigung hatte sich nicht viel verändert. Sallahi und Aliji waren auf Links eingeplant, Bader und Neuzugang Agounon (der eine deutliche Verbesserung im Vergleich zu Kübler darstellte) auf rechts. Beide Rechtsverteidiger hatten noch Entwicklungspotential, wobei Bader deutlich mehr Luft nach oben hatte.
MittelfeldErwin Maas
Rani Khedira (Vize-Kapitän)
Marvin Mehlem
Artem Simonyan (C)
Laszlo Kleinheisler
Tom Lawrence
Lloyd Isgrove
Charis Mavrias
Die Zentrale war, angeführt von Neu-Kapitän Artem Simonyan, nach wie vor stark besetzt. Mit Khedira und Maas hatten wir zwar nach dem Verkauf von Stanko und der Leihe von Wydra nur noch zwei defensivstarke Mittelfeldspieler, aber der Entwicklung von Maas würde die zunehmende Spielpraxis sicher gut tun. Dazu hatten wir mit Kleinheisler, Mehlem und Simonyan drei spielstarke Männer in der Zentrale. Gleiches galt auch für Lawrence, der sich mittlerweile aber auch auf dem linken Flügel richtig wohlfühlte (auch Kleinheisler war im zweifelsfall flexibel einsetzbar). Insgesamt hatten wir durch den Verlust von Vollmann auf den Flügeln sicherlich an Qualität eingebüst, aber ein bezahlbarer Ersatz war einfach nicht aufzutreiben gewesen. Das bedeutete mehr Einsatzzeiten für Isgrove und Mavrias.
Mehlem, Simonyan und natürlich Maas waren die drei Spieler, denen noch eine Steigerung ihrer Fähigkeiten zugetraut wurde (mit Abstrichen auch Khedira).
SturmPascal Köpke
Antonio Colak
Patrik Dzalto
Vadim Manzon
Hier hatten wir das wohl größte Qualitäts- und Erfahrungsdefizit. Eine wirkliche Granate fehlte uns hier, zumal Colak sein Entwicklungspotential völlig eingebüßt hatte. Bei Köpke, Dzalto und Manzon waren aber auch nur noch sehr kleine Entwicklungssprünge zu erwarten. Nunja, gute Stürmer waren teuer und deshalb, in der aktuellen Situation, unmöglich zu verpflichten. Köpke war erst einmal gesetzt.
FazitIm Grunde war das immer noch ein Zweitligakader - zwar ein sehr guter, aber eben ein Zweitligakader. Letztlich musste ich darauf vertrauen, dass die taktischen Ideen zündeten und sich die Spieler mit Potential gut entwickelten. Es würde eine Herausforderung ganz neuen Ausmaßes werden, die Liga zu halten. Das zeigten auch die Wettquoten und der Teambericht im Ligavergleich:
VorbereitungWir absolvierten diesmal nur wenige Testspiele, doch die liefen durchweg gut. Wir zeigten ansprechende Leistungen und die Neuzugänge fügten sich gut ins Team ein. Neben dem 4411 studierten wir nur eine weitere Taktik ein (Vorstellung folgt), die gegen Everton und Rotterdam hervorragend funktionierte.
VorschauOb die neue Taktik auch unter Wettbewerbsbedingungen funktionierte würde sich zeigen. Der Saisonauftakt hatte es mit Dortmund, Hertha und Hoffenheim natürlich in sich, aber leichte Gegner gab es in dieser Liga ohnehin nicht - wir würden immer die Underdogs sein. Der Pokalsieg gegen Drittligist Paderborn war natürlich Pflicht.
Nächstes Mal: Saisonauftakt und Taktiken.