Danke, Jungs. Bevor es nun mit dem Finale weitergeht, noch eine recht spannende Geschichte, die für mich im FM auch neu ist. Aus dem Nichts werden Übernahmegerüchte bekannt und nur ein paar Tage später (direkt vor dem Pokalfinale) nimmt unser Präsident seinen Hut und der Verein wird von einem Konsortium gekauft.
Schweizer Cup
Finale
Habe ich neulich was vom wichtigsten Spiel der Vereingeschichte geschrieben? Klar, der Aufstieg ist langfristig wohl entscheidender als ein Pokalfinale, aber heute, Ladies and Gentlemen, geht es für den FC Winterthur um einen Titel. Und es ist nicht irgendein Titel, nein, es wäre der erste Cupsieg der Vereinsgeschichte. Gegner ist unser Ligakonkurrent Servette, wir sind also nach der abgelaufenen Saison sogar eher Favorit.
Bei uns fehlen nur zwei Ergänzungsspieler verletzungsbedingt und auch Servette kann im Stade de Suisse zu Bern in Bestbesetzung antreten. Es ist angerichtet und nicht nur für uns, sondern auch für die finanziell in den letzten Jahren arg gebeutelten Westschweizer geht es um sehr viel.
Man merkt beiden Mannschaften von Beginn an ihre Nervosität an, Servette ist aber einen Tick aktiver und agiler, während wir zunächst so gar nicht ins Spiel finden. Ein erster Nackenschlag ist dann die frühe Verletzung unseres offensiven Mittelfeldspielers Karim Gazzetta, der vor der Saison von Servette zu Winti gewechselt war. Für ihn kommt Antonio Vutov ins Spiel, den wir ja für diese Saison von Udine ausgeliehen haben und der heute sein letztes Spiel für uns bestreitet.
Nach einer halben Stunde finden wir etwas besser ins Spiel, agieren auch ein wenig zielstrebiger in Richtung Tor des Gegners, tatsächliche Torchancen für Winti bleiben aber Mangelware, während sich auf der anderen Seite unser Keeper Jonas Omlin gelegentlich auszeichnen kann und das 0:0 zur Pause festhält.
Die zweite Hälfte beginnt mit einem Paukenschlag, denn nicht einmal eine Minute nach Wiederanpfiff setzt sich Veloso auf links durch, legt den Ball zurück an die Strafraumgrenze und D'Angelo schießt aus 17 Metern an den Pfosten. Das wars dann aber auch erstmal wieder mit der Herrlichkeit und das Niveau der Partie verflacht immer mehr. Servette ist sogar leicht überlegen, so wirklich Torgefahr geht vom Gegner aber nur selten aus. So bleibt es nach 90 Minuten beim leistungsgerechten torlosen Remis und es geht in die Verlängerung.
Wir nehmen nun etwas Fahrt auf, übernehmen mehr und mehr Spielanteile, doch in der 99. Minute muss ich mit Gianluca D'Angelo den nächsten angeschlagenen Spieler auswechseln; für ihn kommt Nico Andermatt, der den Verein ebenfalls am Saisonende verlassen wird. Am Spielverlauf ändert dies jedoch nichts: wir sind nun am Drücker, bei Servette lassen die Kräfte zunehmend nach. Dennoch gelingt es uns nicht, den Gegner dauerhaft in die Defensive zu drängen, sodass es auf ein Elfmeterschießen hinauszulaufen scheint.
Wir starten einen letzten Angriff: Andermatt legt den Ball auf links zu Veloso, der sich gegen zwei Gegenspieler durchsetzt, den Ball in Höhe des Strafraumecks in die Spitze auf Silvio spielt, der jedoch nicht zum Schuss kommt und etwas abgedrängt wird. Geistesgegenwärtig legt er den Ball aber zurück vors Tor, wo Vutov seinem Gegenspieler enteilt ist und plötzlich sechs Meter vor dem Tor völlig frei steht und die Kugel ins rechte untere Eck schiebt. TOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOR!!!
119. Minute und Winti führt 1:0 im Pokalfinale! Jetzt nur keinen sinnlosen Fehlpass mehr spielen, ganz cool bleiben, nicht an den Abpfiff denken, sondern konzentriert den Job zu Ende bringen... Zwei Minuten Nachspielzeit, zwei Minuten Ewigkeit... Wir kommen in Ballbesitz, schieben uns den Ball zu, Servette presst brutal, aber wir bleiben ruhig und dann ist das Spiel AUS! AUS! AUS!
JAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA!!!! POKALSIEGER!!!!!!!
Es ist nicht zu glauben: wir steigen auf und holen erstmals in der Vereingeschichte den Schweizer Cup nach Winterthur. Was für ein unfassbarer Triumph dieser Truppe! Legenden wurden geboren und ich als Trainer mittendrin. Das kannst ja gar keinem erzählen...
Ach ja, netter Nebeneffekt dieses Pokalsiegs: wir sind direkt für die Gruppenphase der Europa League qualifiziert. Da werden wir zwar vermutlich ordentlich Prügel kassieren, aber da denken wir jetzt mal lieber noch nicht dran. Jetzt ist Feiern und Genießen angesagt! Aber schon krass: zu Beginn der Rückrunde habe ich mit den getätigten Transfers die Weichen für eine einigermaßen erfolgreiche nächste Saison in der Challenge League gestellt und jetzt dürfen wir uns mit den Besten des Landes messen und gehen auf Europareise.
Die Statistiken der abgelaufenen Saison liefere ich dann beim nächsten Update nach. War ein anstrengendes Wochenende mit Vorbereitung des Umzugs, dazwischen Komplettierung der Vorarlbegliga (juhu!) und viel Arbeit. Das Bett ruft!