Ich hatte es ja schon vor einiger Zeit mal angekündigt, und da mich keiner aufgehalten hat, müsst ihr jetzt da durch - meine erste Story - mit CM4 wohlgemerkt, auch wenn man davon in der eigentlich kürzer geplanten Einleitung nicht allzuviel mitbekommt...
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Es war wieder einmal einer dieser schwülen Sonntagnachmittage in Köln-Höhenberg. Eigentlich ja recht ungewöhnlich zu dieser frühen Jahreszeit Ende Mai; aber mir war es, als wären die vergangenen Wochen und Monate im Flughafenstadion nicht anders gewesen als diese. Schwül, extrem schwül und frustrierend. Viktoria Köln gegen Borussia Freialdenhoven stand auf dem Programm, Abstiegsduell in der Oberliga Nordrhein vor einer Handvoll Zuschauer. Und ich saß wiedereinmal auf der Tribüne, wenn man die ausgebleichten und teilweise angebrochenen orangenen Plastikschalen denn so nennen wollte. In anderen Stadien würde man dies als Stehplätze bezeichnen.
Und dieses Stadion, das weiss Gott schon schlimmes hat erleben müssen, musste mitansehen wie unser Team es abermals fertig brachte, den sichergeglaubten Sieg in den letzen Minuten noch zu verspielen. Erst der Ausgleich, und in der Nachspielzeit dann noch eine der ach so typischen Aktionen, mit der die Viktoria zuletzt zum gerngesehensten Team der ganzen Liga avancierte. Der linke Verteidiger vertändelt völlig unbedrängt im eigenen Strafraum den Ball, und holt anschließend den gegnerischen Stürmer von den Beinen. Rote Karte und Elfmeter...1:2, die sechste Heimpleite in Folge. Der Abstieg in die Verbandsliga war besiegelt. Und für dieses Team sollte ich nicht mehr gut genug sein?
OK, die Saison war bis dahin alles andere als gut für mich gelaufen. Zu Saisonbeginn hat mir der Trainer eine Chance gegeben. Drei Chancen sogar, um genau zu sein. Aber ich hatte einfach die Seuche am Fuß. Drei dicke Klatschen für die Viktoria, und selber kein Tor erzielt – da musste einfach ein Sündenbock für herhalten. Und wer hätte in dieser Situation besser gepasst als ich, der die neue Saison im ersten Spiel gleich nach 2 Minuten mit einem Eigentor einleitete? Also nahm der Trainer mich raus, und prompt lief es. Fünf Siege aus den nächsten neun Spielen gaben ihm in seiner Entscheidung recht. In der Folge musste ich meinen Platz auf der Ersatzbank dann immer häufiger gegen einen Platz auf dieser Tribüne eintauschen. Und als dann zur Winterpause ein unglaublicher sechster Platz zu Buche stand, war ich endgültig draußen.
Doch zur Rückrunde dann lief nichts mehr zusammen, vier Punkte aus dreizehn Spielen hatten uns wieder tief in den Keller abrutschen lassen. Aber ich fand meinen Platz weiterhin in diesen orangefarbenen Plastikschalen wieder; der Trainer schien mich vergessen zu haben, und gab stattdessen Nachwuchsspielern eine Chance. Doch nichts half. Als der Trainer dann noch dem besten Stürmer unseres Teams die Freundin ausspannte, und dieser ihm daraufhin mit mehreren Teamkollegen am trainingsfreien Montag vor seiner Stammkneipe auflauerte und krankenhausreif schlug, war die Moral im Team endgültig am Boden. Der Trainer musste gehen, und ein Neuer kam.
Ich schöpfte neue Hoffnung, und nahm mir vor mich ab nun wieder besonders reinzuhängen. Noch mehr? Eigentlich ging das gar nicht...noch mehr! Aber auch er setzte nicht auf mich. Besser noch, bereits nach der zweiten Trainingseinheit bat er mich zu einem Gespräch unter vier Augen, und kündigte mir an, nicht weiter mit mir zu planen. „Ejal ob Oberlija oder Verbandslija – du bes et nit“ sagte er mir eiskalt ins Gesicht. Entweder ich ginge freiwillig mit Gehaltsverzicht in die Zweite, oder ich solle mir besser noch einen neuen Verein suchen. Fehlte nur noch, mir den Job als Greenkeeper anzubieten. Das war also der Dank für zwölf Jahre harte Arbeit und voller Identifikation mit dem Verein...
Aber Bezirksliga, Aschenplätze und Hau-Drauf-Fußball? So hatte ich mir das nicht vorgestellt. Nicht das es mir auf das Geld angekommen wäre, aber ich hatte einen Traum: Einmal einen Profivertrag in den Händen halten. Doch dieser Traum war nun elendig geplatzt. Aus, vorbei. Nicht einmal ein unterdurchschnittlicher Verbandsligist hatte Interesse an meinen Spielkünsten, wie sich die folgende Woche herausstellte. Sollte das bereits das Ende einer hoffnungsvollen Karriere im Fußball sein, mit gerade einmal 24 Jahren?
Nein!!!Darum schalten sie ein, wenn es wieder heißt: Jedes Ende ist ein neuer Anfang...