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Autor Thema: Wild! Unbarmherzig! Stark! - Entfessle den Tiger in dir! (FM 2012)  (Gelesen 11276 mal)

Mike

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Vorgeschichte

22. Juni 1986 - Irgendwo in Österreich

Eine verqualmte Wohn-Ess-Stube. Am Tisch sitzt mein Großvater. Vor sich hatte er einen Aschenbecher mit einer glühenden Zigarette stehen. Eine noch nicht angezündete Zigarette hatte er sich hinter das Ohr gesteckt. Eine dritte Kippe hing ihm aus dem Mundwinkel. Davor ein großer Fernseher. Ich auf der Ersatz- äh Eckbank. Es läuft gerade ORF 1. Immer wieder forderte er mich auf endlich still zu sein. Beim gucken von Fußball sollte man sich am besten nach seiner Anweisung richten. Wenn Blicke töten könnten, hätte ich dieses Spiel nicht überlebt, denn sein Grundsatz beim Fußballschauen im TV war: „Schweigt, damit ich nichts verpasse!“. Aber welcher 6-jährige Knabe kann dauerhaft schweigen? Ich konnte es jedenfalls nicht. „Opa, Opa!“ rief ich aufgeregt. „Der hat das Tor mit der Hand erzielt! Darf er das?“ Seine Antwort: „Sei leise!“ und „Nein, darf er nicht!“. Ich verstand die Welt nicht mehr. Warum jubelte denn dann dieses blaue Männchen so ausgelassen? Ich nervte meinen Großvater mit weiteren Fragen, warum denn der Blaue ein Tor mit der Hand erzielen dürfe, wenn dies anderen nicht gestattet sei. Am Ende half England das Tor von Lineker nicht mehr und Argentinien gewann 2:1 durch ein Tor mit der „Hand Gottes“ und eines durch Maradona.

Silberhochzeit meiner Großeltern (29.7.1975)

25. Juni 1988 - Irgendwo (ein anderes irgendwo als 1986) in Österreich

Zwei Jahre waren seit dem Tor durch die „Hand Gottes“ vergangen. Bewusst verfolgte ich Fußballspiele noch nicht. Doch heute durfte ich mir ein Spiel ganz alleine ansehen. Meine Eltern und meine Geschwister waren weggefahren. Das war mir ganz recht so, denn irgendwie hatte ich das Verhalten meines Großvaters übernommen. Während einer Fußballübertragung sollte am besten nicht geredet werden und daher war es mir ganz recht, dass ich das Finale Niederlande gegen die UDSSR alleine sehen konnte. So lag ich am Boden vor dem Fernseher im Wohnzimmer und genoss dieses Finale. An das Spiel selbst kann ich mich nicht mehr so erinnern, aber insgesamt haben mir Koeman, Rijkaard, Gullit, van Basten und wie sie sonst noch alle im Kader der Niederlande hießen mit ihrem Spiel sehr gefallen. In meinen Augen war daher der Erfolg der Niederlande absolut verdient.

8. Juni bis 8. Juli 1990 - Kinderzimmer irgendwo in Österreich

Die WM in Italien ist die erste Fußballgroßveranstaltung, die ich bewusst mitverfolgt habe. Bereits im Vorfeld habe ich sämtliche Artikel der „Kronen Zeitung“ fein säuberlich in den mitgelieferten Ordner eingeheftet. Und auch die Panini Pickerl habe ich fleißig gesammelt. Voll ist dieses Album dennoch nicht geworden. Aber Spaß hat es trotzdem gemacht.

Von meiner Stiefgroßmutter haben meine Brüder und ich einen kleinen, weißen Schwarz-Weiß-Fernseher (ich glaube einen solchen konnte man beim Camping benützen) bekommen. Während der WM lief dieser dann heiß, wenngleich nicht immer alles vom Spiel erkannt wurde. Da ich mir aufgrund der teilweisen späten Anpfiffzeiten (nach 20 Uhr) nicht alle Spiele ansehen durfte, wurden viele der Spiele heimlich verfolgt und bei jedem noch so kleinen Geräusch wurde schnell der Fernseher ausgeschaltet und ausgesteckt (sonst wäre er weg gewesen). Bei den ersten Partien Österreichs war dies kein Problem, da am nächsten Tag keine Schule war. Beim Sieg Österreichs gegen die USA wurde aufs heftigste gejubelt, aber leider nur ganz leise, da ich mir das Spiel eigentlich nicht ansehen durfte. Geholfen hat dieser nicht, da Österreich die Koffer packen musste. Rückwirkend bin ich mir nicht einmal mehr sicher, ob ich das gesamte Spiel gesehen habe oder ich nicht schon vorher eingeschlafen bin.

Am besten in Erinnerung geblieben ist mir Kamerun mit Roger Miller. Seine Spielweise in Italien ist einfach unvergesslich. Mittlerweile drückte ich England die Daumen, aber auch die konnten den Pott nicht holen.


10. Juni bis 26. Juni 1992 - Dasselbe Kinderzimmer irgendwo in Österreich

Seit den Spielen der WM 1990 habe ich jedes (bis auf die Zeit beim Bundesheer, wo ich nicht schauen konnte) Spiel der österreichischen Nationalmannschaft im TV verfolgt. Darunter auch die Schlappe gegen Färöer (Griechenland ist nun deren aktueller Lieblingsgegner :)) nach der Hickersberger seinen Platz auf dem Trainerstuhl räumen musste und Österreich sich nicht für die EM qualifizieren konnte. Dazwischen habe ich natürlich daran gedacht selbst Fußball bei einem Verein zu spielen, aber das ist sich aus irgendwelchen Gründen nicht ausgegangen. Die EM 1992 habe ich wie die WM 1990 vor dem kleinen, weißen Schwarz-Weiß-Fernseher mitverfolgt. Unglaublich wie ich damals mit den Dänen mitgefiebert habe, obwohl sie „meine“ Engländer aus dem Bewerb gekegelt haben. Das dänische Dynamit zündete erst so wirklich nach der Vorrunde und niemand hat ihnen etwas entgegensetzen können.
« Letzte Änderung: 24.Juli 2017, 11:13:37 von Mike »
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Octavianus

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Re: Wild! Unbarmherzig! Stark! - Entfessle den Tiger in dir! (FM 2012)
« Antwort #1 am: 26.Oktober 2016, 15:23:06 »

Wow, eine Story vom geschätzten Mike. Das ist schon lange her und ich freue mich auf deine Geschicke!
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Ständig im Einsatz für einen besseren FM und für ein tolles Forum :)

Du hast FRAGEN? Hier gibt es ANTWORTEN rund um den FM!

Mike

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Re: Wild! Unbarmherzig! Stark! - Entfessle den Tiger in dir! (FM 2012)
« Antwort #2 am: 27.Oktober 2016, 09:29:03 »

@Octavianus: Ja ist sicher mittlerweile fünf Jahre her als ich meine letzte Story so mir nichts dir nichts aufgegeben habe, da ich dafür aus privaten Projekt keine Zeit hatte. Dieses Projekt ist aber nun abgeschlossen und ich habe nun definitiv wieder mehr Zeit. Zudem verbinde ich das Spielen des FM immer mit dem Schreiben einer Story, so dass es nun einfach an der Zeit war wieder zu starten. Dies hatte ich schon länger geplant, aber mit der Umsetzung starte ich erst jetzt. Ich hoffe, dass ich die Erwartungen der "älteren" Leser erfüllen kann.

@All: Diese Story basiert zumindest anfangs teilweise auf meiner letzten Story, so dass vielleicht dem einen oder andern dieser Anfang etwas bekannt vorkommen könnte.


Seit der EM 1992

War man erst einmal der Faszination Fußball erlegen, dann gab es kein Halt mehr. Jedes Großereignis wurde verfolgt. Wenn es möglich war wurde bzw. wird jedes Spiel (mittlerweile konnte ich mehrheitlich die Spiele in Farbe mitverfolgen) gesehen. Auf nationaler Ebene gelang es österreichischen Vereinen selten über die Grenzen hinweg Aufmerksamkeit zu erregen. International von Bedeutung waren der Einzug ins Finale des Cups der Cupsieger durch Rapid rund um Trifon Iwanow sowie der UEFA-Cup Finaleinzug der Salzburger. Deren Pech gegen Inter ist unvergessen. Salzburg und Rapid sind zwar nicht meine Vereine, aber mitgezittert habe ich trotzdem. Über meinen Herzensverein* möchte ich nicht so viel schreiben. Nur so viel sei gesagt, dass er Mitte der 1960er Jahr zum einzigen Mal österreichischer Meister wurde.

Auf der professionellen Ebene habe ich mich abgesehen von der Trainerausbildung wenig mit Fußball beschäftigt. Das Erlangen der UEFA Pro-Lizenz ist ein hartes Stück Arbeit gewesen. Da ich mich vorab nur im Nachwuchsbereich verdingt habe, wurde ich immer wieder für diese Lizenz abgelehnt. Mit Hartnäckigkeit und Ausdauer gelang es mir einen begehrten Platz neben den Ex-Profis zu ergattern, die es mich spüren ließen, dass ich mit Fußball außer „gucken“ nichts zu tun hatte. Trotz aller Ressentiments bekam ich mein Diplom und wollte mich fortan in der großen Fußballwelt beweisen.

Unter dem Motto „Auf mich hat die Welt gewartet!“ ging ich an die ersten Bewerbungen in Österreich. Die Antwort der Welt hat nicht lange auf sich warten lassen und lautete: „Sie hat nicht auf dich gewartet!“. Kein Danke für die Bewerbung. Kein vielleicht kommen wir in der Zukunft auf sie zu. Kein ach was weiß ich, was ich mir neben der Akzeptanz erwartet hatte. Nach und nach erhielten meine ehemaligen Kameraden während der Schulung zur UFEA Pro-Lizenz ihre Anstellungen in Österreich. Niemand, aber auch wirklich niemand wollte mich verpflichteten. Dabei ging ich bereits von der irrigen Annahme in den obersten Ligen trainieren zu wollen ab. Vereine in Regionalligen, Landesligen oder Bezirksligen wollten mich ebenso nicht verpflichten, wie jene Profivereine, die mich bereits bei der Bewerbung ausgelacht hatten.

Die zahlreichen Absagen ließ ich mir sehr zu Herzen gehen. Ich zog mich in mein kleines melancholisches Ich zurück und blies Trübsal. Weiter wurde naturgemäß Fußball im TV konsumiert und da ich nun das nötige Fachwissen hatte auch analysiert. So fand ich schnell heraus warum Karel Brückner nach der Heimeuropameisterschaft 2008 mit Österreich scheitern musste, oder warum Özcan nach dem Aufstieg mit Hoffenheim leider doch nicht in der Bundesliga landete. Die sportliche Krise beim HSV war ebenfalls so schnell erklärt wie der Absturz meines Herzensvereins in die sportliche Belanglosigkeit oder warum der FC Liverpool einfach keine Titel holte. Und nein, es liegt nicht daran, dass ich dort nicht als Trainer arbeite und die Spieler zu sportlichen Höchstleistungen motivieren hätte können.


* Nach der aktuell hier behandelten Saison kam es zu einem Zwangsabstieg in die drittklassige Regionalliga, der erst im FM 2013 Berücksichtigung fand.
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doc_moustache

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Re: Wild! Unbarmherzig! Stark! - Entfessle den Tiger in dir! (FM 2012)
« Antwort #3 am: 27.Oktober 2016, 14:43:19 »

Ich bin mit Interesse dabei. Hört sich so an, als würde da jemand "von unten" die Alpenrepublik aufrollen.
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Mike

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Re: Wild! Unbarmherzig! Stark! - Entfessle den Tiger in dir! (FM 2012)
« Antwort #4 am: 27.Oktober 2016, 19:20:30 »

@doc_moustache: Danke schön. "Von unten" aufrollen stimmt, aber nicht in der Alpenrepublik.


« Letzte Änderung: 24.Juli 2017, 11:14:39 von Mike »
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Stefan von Undzu

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Re: Wild! Unbarmherzig! Stark! - Entfessle den Tiger in dir! (FM 2012)
« Antwort #5 am: 27.Oktober 2016, 20:47:19 »

Ganz großes Kino.  ;D
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Mike

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Re: Wild! Unbarmherzig! Stark! - Entfessle den Tiger in dir! (FM 2012)
« Antwort #6 am: 28.Oktober 2016, 11:58:10 »

@Stefan von Undzu: Danke! Werde mich bemühen, dass die verehrten Leser weiterhin mit Vergnügen meine Story verfolgen.


Im Juni 2011 hielt ich es vor lauter Depressionen zu Hause nicht mehr aus und so beschloss ich eine kleine Rundreise durch das Mutterland des Fußballs zu machen. Vielleicht könnte ich das eine oder andere dazulernen, wodurch ich in ferner Zukunft eine Anstellung als Fußballtrainer erhalten könnte. Gesagt getan. Die Sachen wurden für eine etwa dreiwöchige Rundreise gepackt und schon setzte ich mich hinter das Steuer meines neuen Wagens. Den iPod steckte ich in die vorgesehen Haltung und schon konnte mich meine aktuelle Lieblingsmusik beschallen. Das erste Lied in der Playlist war „Second chance“ von Peter, Bjorn & John.

In Passau war ich schneller als gedacht. Soundtechnisch begleitet wurde ich vom Schweizer Folk der Gruppe 77 Bombay Street, Pop der Marke Adele oder Bruno Mars. Aber auch Rock von Anouk oder Three Days Grace durfte nicht fehlen. Die Fahrt verging relativ schnell. Ein erster Zwischenstopp wurde in Nürnberg eingelegt. Die Cluberer hatten gerade eine famose Saison mit dem 6. Platz in der Bundesliga und dem Erreichen des Viertelfinales im deutschen Pokal hinter sich gebracht. Ein bisschen Sightseeing und dann ging es bereits weiter nach Frankfurt, wo ich mir eine Übernachtungsmöglichkeit suchte und für kurze Zeit in das Nachtleben abtauchte.

Am nächsten Tag stand dann der Abschnitt bis nach Dover auf dem Plan. Dass auf der Autobahn schneller als Tempo 130 gefahren werden darf, ist ziemlich gewöhnungsbedürftig. Immer wieder erntete ich „nette“ Blicke von der Seite als mich der eine oder andere Deutsche überholte. Da in Belgien zahlreiche Baustellen den Weg bis nach Dover pflastern sollten, entschied ich mich für den Weg von Brüssel über Lille nach Dover. Im Nachhinein betrachtet keine so gute Entscheidung. Erstes ist mein Schulfranzösisch schon stark eingerostet und zweitens - der vielleicht wichtigere Grund - die Anzahl der Baustellen nach Lille war enorm. Vielfach hatte ich das Gefühl überhaupt nicht mehr voranzukommen. Besser wurde meine Stimmung nicht als 77 Bombay Street zum x-ten Mal lief und erneut „Long way“ angestimmt wurde.

Meine Stimmung wurde in Dover nicht besser. Der Gedanke an Fish & Chips hatte mir keine große Freude beschert. Überhaupt hatte ich mich nicht wegen des Essens auf den Weg nach England gemacht. Kultur und Fußball, aber vor allem Fußball, waren meine Leitmotive. Um 21 Uhr 50 hatte ich die Überfahrt nach Dover absolviert und mich meinem kulinarischen Schicksal ergeben. Der Hunger war so groß, dass ich mich nicht überwinden musste und mir am Hafen eine Portion Fish & Chips besorgte. Diese Portion triefte geradezu vor Essig. Davon wurde mir erst richtig schlecht und meine Gedanken möchte ich hier nicht zu Papier bringen. Ist einfach besser so.

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Signor Rossi

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Re: Wild! Unbarmherzig! Stark! - Entfessle den Tiger in dir! (FM 2012)
« Antwort #7 am: 28.Oktober 2016, 12:45:39 »

Ich habe eine leise Ahnung, welcher Club es werden könnte O0
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Mike

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Re: Wild! Unbarmherzig! Stark! - Entfessle den Tiger in dir! (FM 2012)
« Antwort #8 am: 28.Oktober 2016, 23:36:50 »

Ich habe eine leise Ahnung, welcher Club es werden könnte O0

Worauf tippst du?
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Re: Wild! Unbarmherzig! Stark! - Entfessle den Tiger in dir! (FM 2012)
« Antwort #9 am: 31.Oktober 2016, 11:47:06 »

Meine Rundreise startete in Dover und sollte mich in zahlreiche kleine Küstenstädte führen. Zuerst hatte ich gedacht, dass es fein wird solch kleine Orte zu besuchen. Nach einer Weile schlugen meine Gedanken um. Wie viele einsame Küstenstädte kann man sich wohl auf Dauer zu Gemüte führen ohne an Einsamkeit zu sterben? Wirklich viel Kultur wurde mir in diesen Orten nicht geboten, aber auch die hohe Fußballschule bot sich mir nicht. Anders in der Metropole London. Hier gab es zahlreiche Vereine, die auf Topniveau spielten, aber auch unterklassige Vereine. Erstere befanden sich auf Trainingslager im Ausland. Die zweiten zeigten ungefähr jenes fußballerische Können, wie es in Österreich in den unteren Klassen auch anzufinden ist.

Schließlich begab ich mich Richtung Südwesten. Dort sollte es eine größere Stadt mit einer großen Kathedrale geben. Klang durchaus interessant. Auf dem Weg zur Kathedrale wurde ich von einem örtlichen Rugbyspiel abgelenkt. Mein erstes Spiel dieser Art überhaupt. Das Spiel war interessant zu verfolgen, aber Fußball ist es nicht. Ich erkundigte mich nach dem örtlichen Fußballverein. Sie meinten es spiele zurzeit nur ein Verein in dieser Stadt und zwar auf einem Trainingsplatz. Ich könne die Swans auf ihrem Platz in der Wisloe Road besuchen. Qualität solle ich mir jedoch nicht erwarten, da diese bislang höchstens in der Hellenic League gespielt hätten. Hellenic League? Hatte ich noch nie gehört. Wahrscheinlich irgendeine Dorfmeisterschaft.

Am nächsten Tag begab ich mich auf die Suche nach der Wisloe Road. Dort angekommen erinnerte mich die Baustelle in der mein Lieblingsverein aktuell spielen musste an ein Schmuckkästchen. Kaum gestutzter Rasen und sonst die eine oder andere Unannehmlichkeit. Ein Hinweisschild im Eingangsbereich verkündete, dass der Slimbridge F.C. hier bis auf weiteres nicht mehr anzutreffen sei. „Na toll. Der weite Weg war für die Katz.“ dachte ich mir, ehe ich von einer Frau angesprochen wurde. Auf meine Nachfrage erklärte sie mir, dass ein Verein in der Nähe im Meadow Park spielen würde. Doch auch dort kam ich aus dem Staunen nicht heraus. Ein zugenagelter Eingangsbereich sind die Reste der großen Flut vom July 2007 - Aufgrund dieser war die gesamte Stadt 17 Tage von der Wasserversorgung ausgeschlossen. Als es noch so aussah*:


Große Verwüstung durch die Flut im Juli 2007

Es war zum aus der Haut fahren. Hier spielt doch wieder niemand! Wollten die mich heute vera… ? Trotz allem sah ich mich kurz rund um den Meadow Park um. Das Herumstreunern wurde von einer netten Person beobachtet, die mich darauf ansprach. Diese Person, die sich als Präsident des Fußballvereins herausstellte, verwickelte mich in ein längeres Gespräch. Darin versicherte er mir, dass in zwei bis drei Jahren hier ein neues Stadion* errichtet werden würde. Neben diesem Faktum klärte sich, dass nicht der Slimbridge F.C., sondern der größere Gloucester City A.F.C. hier sein zu Hause hätte. Damit hatten der Herr und ich eine gute Gesprächsbasis gefunden. Am Ende erzählte er mir, dass Gloucester City zwischen 1939 und 2009 in der Southern Football League gespielt habe und danach erstmals den Aufstieg geschafft hatte.

Feierlichkeiten zum Aufstieg in die Conference North nach 70 Jahren in der Southern League!

Leider seien sie nicht in die Blue Square Bet South eingeteilt worden, sondern in die Blue Square Bet North. Zudem habe die Überschwemmung von 2007 dafür gesorgt, dass Gloucester City seit diesem Zeitpunkt nicht mehr in Gloucester, sondern beim Erzrivalen Cheltenham die Heimspiele ausüben müsse. Zudem erfuhr ich einiges über die Tradition des Vereins. 1956 konnte der Red Insure League Cup zum einzigen Mal gewonnen werden. Wesentlich öfter konnte der Gloucestershire County FA Senior Challenge Cup gewonnen werden, nämlich 17 mal. Letztmals allerdings 1993. Ein Wort ergab letztlich das Andere. Wir Beide waren auf der Suche. Er nach einem Trainer für seinen Verein. Ich nach einem Job. Endlich hatte ich meine Aufgabe gefunden.

* Bis 2015 gelang es nicht ein solches zu errichten, wodurch die Saison 2015/16 die neunte Saison ist in der Gloucester City seine Heimspiele nicht zu Hause austragen kann. Ab der Saison 2016/17 sollte die Mannschaft wieder zu Hause spielen, aber endgültig genehmigt wurden der Ausbau und der Umbau erst am 4.10.2016. Die Renovierung beinhaltet auch eine Anhebung des Stadions um vier Meter, um für kommende Fluten gerüstet zu sein.

**Mein Dank gilt Neil Phelps (http://www.tigerroar.co.uk) für die Zurverfügungstellung des Bildmaterials zur weiteren Illustrierung dieser Story.
« Letzte Änderung: 02.November 2016, 11:50:48 von Mike »
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Signor Rossi

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Re: Wild! Unbarmherzig! Stark! - Entfessle den Tiger in dir! (FM 2012)
« Antwort #10 am: 31.Oktober 2016, 13:31:06 »

Worauf tippst du?

Hull City wäre ja naheliegend gewesen...
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Plumps

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Re: Wild! Unbarmherzig! Stark! - Entfessle den Tiger in dir! (FM 2012)
« Antwort #11 am: 31.Oktober 2016, 15:16:25 »

Oha! Da haste dir viel vorgenommen :)
Wünsche dir viel Erfolg, ich bin dabei  :D
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Mike

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Re: Wild! Unbarmherzig! Stark! - Entfessle den Tiger in dir! (FM 2012)
« Antwort #12 am: 02.November 2016, 12:00:14 »

@Signor Rossi: Ja. Wäre tatsächlich eine Möglichkeit gewesen. Aber ich wollte unbedingt noch meine letzte Story mit Gloucester fortsetzen. Da sie aber schon vor so langer Zeit begonnen hatte, habe ich einfach den "Zurück an den Start"-Knopf gedrückt. Das Ergebnis könnte ihr nun hier nachlesen.

@Plumps: Vornehmen kann man sich ja viel. Ob es klappt steht dann auf einem anderen Blatt. Druck habe ich ja keinen, da ich mir nichts großes Erwarte und selbst schon gespannt bin, wie ich mich denn nun hier schlagen werde.

Saison 2011/12 - 1. Saison

Gloucester - Meine neue Heimat

Ein Handschlag besiegelte mein Schicksal, das nun unzweifelhaft an jenes von Gloucester City A.F.C. gebunden war. Damit war ich nun einer Stadt verbunden, die ich zuvor nicht einmal auf der Landkarte gefunden hätte. Größer wäre da schon der Zufall gewesen, wenn ich mit einem Dartpfeil auf eine Landkarte geworfen hätte und der Pfeil zufällig in Gloucester gelandet wäre. Von dem Ort kenne ich bislang nichts bis auf das Bed and Breakfast in dem ich die letzten Nächte genächtigt hatte. Ich möchte mich nicht gleich zu Beginn als Banause zu erkennen geben, weshalb ich mein Smartphone nahm und nach Tourist Information Center Gloucester suchte.

Nun ja was soll ich sagen. Damals als ich dieses Handy gekauft hatte, wurde es mir als Smartphone angepriesen. Internetnutzung ist mit diesem Handy so eine Sache. Nach etwa fünf Minuten hatte es dann endlich die Homepage des Tourist Information Center von Gloucester geladen. Gleich stach „Your warm welcome starts here“ ins Auge. Natürlich! Schlechtes Wetter ist typisch für England, daher kann man sich dort aufwärmen. Scherz beiseite, ich weiß schon, dass dies anders gemeint ist und so schlecht ist mein Englisch dann auch nicht. Zumal mich auch gleich fünf Personen sympathisch anlächelten. Die zweite Information, die mir ins Auge stach, war „Free Walking Tour App for Gloucester“. App? Was ist das für ein neumodisches Zeugs? Ein Begriff, den ich bislang nicht kannte, aber nach weiteren fünf bis zehn Minuten Wartens, dass die Informationsseite geladen wurde, hatte ich es kapiert. Aber leider konnte mein Handy aufgrund geringer Speicherkapazitäten diese App, die drei Erkundungsruten zu Gloucester anbot, nicht herunterladen.

Tja, wer’s nicht im Handy hat, der hat’s in den Füßen. Weil mein Smartphone nicht die besten Eigenschaften eines Smartphones aufwies, begab ich mich zu Fuß zum Touristeninformationszentrum von Gloucester in der 28 Southgate Street. Gottseidank lag es praktisch um die Ecke meines Bed and Breakfasts, so dass sich der Fußmarsch in Grenzen hielt. Begrüßt wurde ich von folgendem dekorativen Spruchband:


“The historic city of Gloucester is a fascinating and diverse place to
explore, from cobbled streets and independent shops to green
spaces, designer shopping and unbelievable historic architecture.
There is so much to see and do across the city and we can’t wait to
help you explore - it’s what we do best!”

Hörte sich vielversprechend an. Von einer kleinen Brünetten wurde ich herzlich in Gloucester begrüßt. Wie schon auf der Homepage beschrieben, wurde mir ein warmer Empfang bereitet. Die junge Dame konnte mir zahlreiche Tipps geben worauf ich mich für den Anfang in Gloucester konzentrieren sollte. Zudem riet sie mir zu einer Audio Tour, die ich mit Begeisterung in Anspruch nahm. Darüber hinaus gab sie mir für meinen Trip durch Gloucester eine 17seitige Broschüre mit auf den Weg. Schon immer war ich eine Leseratte gewesen, so dass diese Broschüre nur einen kurzen Appetithappen darstellte und ich erste Informationen nur so in mich aufnahm.
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Mike

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Re: Wild! Unbarmherzig! Stark! - Entfessle den Tiger in dir! (FM 2012)
« Antwort #13 am: 02.November 2016, 12:04:10 »

Urkundlich ist Gloucester anfänglich schwer fassbar. Während der römischen Besatzung war Gloucester wohl noch kein Dorf, sondern wurde vielmehr mit der Garnison bzw. der Kolonie von Glevum gleichgesetzt. Die ideale Lage an einem Fluss führte 681 zur Gründung einer Abtei und es kam zu einer ersten Blüte der „Stadt“. 1155 wurde den Bewohnern der Stadt von König Heinrich II. dieselben Rechte verliehen wie sie die Bewohner Londons und Winchesters hatten. Richard I. weitete 1200 die Rechte der Stadt weiter aus. 1643 kam es zur Schlacht um Gloucester, bei der die Parlamentarier siegreich hervorgingen. Diese Schlacht gilt als eine der bedeutendsten des Englischen Bürgerkriegs (1642 - 1649).

Bereits auf einer der ersten Seiten der Broschüre rühmte sich Gloucester damit zu den Top 10 der historischen Städte Großbritanniens mit mehr als 500 historischen Gebäuden zu sein. Das traf sich gut, da Punkt eins auf meiner Liste die Kathedrale der Heiligen Dreifaltigkeit von Gloucester (The Cathedral Church of The Holy and Indivisible Trinity) war.


Westseite der Kathedrale

Der Turm der Kathedrale mit den vier Spitzen ist das Wahrzeichen der Stadt. Ursprünglich war die Abtei von Gloucester als Nonnenkloster gegründet worden. Ab 1022 führten die Benediktiner diese Abtei. Unter Abt Serlo (1072 bis 1104) erfolgte ein Neubau der Kirche im normannischen Stil. Die Besonderheit des Baus unterstreicht der mehrfache Besuch durch Wilhelm „den Eroberer“. Weihnachten 1085 gab dieser im alten Kapitelhaus die Anweisung das „Domesday Book“ anzulegen. Dieses ist vergleichbar mit dem Theresianischen Kataster, das von Maria Theresia im 18. Jahrhundert für die habsburgischen Länder angelegt wurde. Mit dem „Domesday Book“ sollten die Besitzverhältnisse im vom Wilhelm „den Eroberer“ eroberten Gebiet festgehalten werden. Bauschäden und Brände verzögerten immer wieder die Fertigstellung der Kathedrale. 1242 war schließlich die steinerne Einwölbung vollendet worden. Im 14. Jh. gelangte die Abtei zu größeren Geldmitteln und begann mit einer Verschönerung der Kirche.

Innenraum der Kathedrale. Vorne sieht man das Crécy-Fenster.

Das Crécy-Fenster ist das größte Farbfenster in Großbritannien, wurde von Adeligen gestiftet und stellt die Schlacht von Crécy (1346) dar. Ich bin zwar nicht sehr religiös, aber was hier errichtet wurde ist sehr, sehr beeindruckend. Von nun an wird mich diese Kathedrale öfter sehen, vor allem wenn ich für den Erfolg - ich weiß so etwas soll man nicht machen - der Tigers beten werde. Neben dem prunkvoll gestalteten Innenraum muss man auch das Grab von Eduard II. (1284 - 1327) gesehen haben.

Grab von Eduard II.
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Mike

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Re: Wild! Unbarmherzig! Stark! - Entfessle den Tiger in dir! (FM 2012)
« Antwort #14 am: 02.November 2016, 12:07:43 »

Der zweite Punkt auf meiner Liste sind die Gloucester Kaie und die Docks. Nachdem die Bedeutung der Schifffahrt für Gloucester abnahm verfiel der Hafen Gloucesters zunehmend. Erst nach den 1980er Jahren beschloss die Stadt eine Revitalisierung.

Gloucester Docks

So sahen die Docks 2003 aus. Quasi malerisch. In diesem Viertel sind auch einige Museen untergebracht. Zu erwähnen wären das Nationale Wasserwege Museum oder das Soldatenmuseum. Natürlich darf man auch die Rundfahrt mit den „Gloucester Leisure Cruises“ nicht vergessen. In 45 Minuten kann man so einen etwas anderen Blick auf Gloucester erhalten. Hier werde ich wohl des Öfteren nach nervenzerfetzenden Spielen entspannen. Mehr als ein gutes Buch und meinen iPod werde ich nicht benötigen. Hoffentlich werde ich hier nicht allzu oft von den Fans angepöbelt werden, falls die Mannschaft schlecht spielt. Habe schon oft gehört, dass die Fans in England da ab und zu ziemlich sauer auf einen werden können. Deshalb wäre ich wohl auch nicht zu Grimsby („The Grim Faces“) gegangen. In dauergrimmige Gesichter möchte ich nicht sehen.

Da werden mir die Fans von Gloucester wohl eher zujubeln, wenn wir uns in der Liga passabel halten und nicht all zu schlecht abschneiden. Immerhin spielten sie zwischen 1939 und 2009 immer unterhalb der Conference in der Southern League. Deshalb war damals wohl auch die Freude über den Aufstieg so groß. Nach 70 Jahren auf einem solchen Niveau spielend, werde ich mich darum bemühen, dass „The Tigers“ eine weitere Saison in dieser Liga überleben und den Ansprüchen der McGurk-Brüder sorge getragen wird.

Neben den bereits erwähnten Museen gibt es noch weitere die unbedingt besucht werden müssen. Unter anderem werde ich in den kommenden Wochen sicher dem Jet Age Museum einen Besuch abstatten.


Eines der historischen Flugzeuge, die man im Jet Age Museum zu sehen bekommt.

Meinen ersten Rundgang schloss ich, wie es für den neuen Trainer von Gloucester gehört, standesgemäß im Tiger’s Eye ab. Vom Ambiente und den Gerichten war ich absolut beindruckt. Vom Waygu Rind habe ich natürlich schon gehört, aber bei dem stolzen Preis von £ 31,95 für knapp 227 g habe ich mich dann doch für ein anderes Menü entschieden. So hoch ist mein Anfangsgehalt als Trainer halt nicht. Aber ich möchte nicht jammern, da ich nun endlich dieser Beschäftigung nachgehen darf.

Die Informationen und Bilder sind folgenden Seiten entnommen:

https://de.wikipedia.org/wiki/Gloucester
https://en.wikipedia.org/wiki/Gloucester
http://www.thecityofgloucester.co.uk/dbimgs/VisitorGuide2016%20for%20web%281%29.pdf
https://de.wikipedia.org/wiki/Kathedrale_von_Gloucester
https://en.wikipedia.org/wiki/Gloucester_Cathedral
http://www.gloucesterdocks.me.uk/gloucester/forvisitors.htm
https://en.wikipedia.org/wiki/Jet_Age_Museum
http://www.theoldbell-tigerseye.co.uk/attachments/File/Tigers_Eye_A3_Menu_Flyer_Summer_2014_to_print.pdf

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Re: Wild! Unbarmherzig! Stark! - Entfessle den Tiger in dir! (FM 2012)
« Antwort #15 am: 04.November 2016, 13:21:50 »

Der Abend klang also im Tiger’s Eye aus. Als Tourist war ich damit für den Anfang durch. Gloucester hatte doch einiges zu bieten, aber die schönen Dinge im Leben sollten mich nun keinesfalls mehr ablenken. Nachdem ich vom Tiger’s Eye in das Bed & Breakfast zurückkehrte, begann ich mich intensiv mit Gloucester City A.F.C. - zumindest historisch - auseinanderzusetzen. Es sollte nun niemand an meinem ersten Arbeitstag auf die Idee kommen, dass ich über den Verein im Grunde genommen nichts weiß. Im Hotel griff ich auf das Wlan zu und startete meine Recherche.



Logo der Tigers von Gloucester

Am Montag, den 5. März 1883, wurde Gloucester A.F.C. aus der Taufe gehoben. Im Jänner hatte Thomas H. Coleman in einem Leserbrief an „The Citizen“ gefragt, warum es denn in Gloucester keine Fußballmannschaft gebe. 1883 diente eher dazu erste Strukturen und eine Mannschaft aufzubauen, so dass es auch keine Spiele der Mannschaft gab. Erster Kapitän der neuformierten Mannschaft wurde schließlich Thomas H. Coleman. Das erste Spiel des Teams fand am 9. Februar 1884 statt. Es ging zu Hause am Budding’s Field gegen Warmley. Den Auftakt verlor Gloucester glatt mit 1:3. Nach drei Jahren wurde das Projekt Fußball wieder zu den Akten gelegt.

Aber auch wenn der erste Versuch nicht von Dauer war, wurde weiterhin Fußball gespielt. Zwischen 1888 und 1889 trat ein Team unter der Führung von Algernon S. King an. Das Team spielte unter dem Namen „A.S. King‘s XI“. Da es an einer Heimstädte fehlte wurde die Mannschaft bereits nach zwei Spielen als „Gloucester Nomaden“ bezeichnet. Die Spieler übertrugen zwei Enthusiasten die Aufgabe den Verein zu reformieren. Der Aufgabe nahmen sich Reverend Henry Lloyd Brereton und Charles Pool an. Am 10. Oktober 1889 war es schließlich soweit und Gloucester A.F.C. - wie der Verein nun wieder hieß - trat zu seinem ersten Bewerbsspiel an. Die Mannschaft trat in der 1. Runde des Gloucestershire FA Junior Challenge Cup an und feierte zu Hause am Budding’s Field einen triumphalen 10:0 Sieg. Jedoch „nur“ gegen die Reserve von Clifton Association.

Gloucester A.F.C. trat der Bristol and District League, welche später zur Western League wurde, bei. Das erste Spiel in dieser Liga wurde 1893 bestritten und ging mit 2:3 verloren. In dieser Zeit etablierten sich auch die Spitznamen „The Gloucestrians“ und „The Citizens“. Anfang des 20. Jahrhunderts (1902) wurde das bis heute gebräuchliche „City“ in den Mannschaftsnahmen inkludiert; wobei der Zusatz bereits 1900 erstmals in einer Zeitung Verwendung fand.

1906 war es bereits wieder zu Ende mit Gloucester City A.F.C. Es kam zu einer Verschmelzung mit dem Hempsted Team von St. Michael zum Saisonstart 1906/07. Diesem neuen „Produkt“ war nur eine kurze Zeit vergönnt, da schon 1910 die Auflösung erfolgte. Zur selben Zeit wurde in Gloucester jedoch ein weiterer Verein, der Gloucester YMCA, gegründet. Viele Spieler von City wechselten nach Auflösung ihres Vereins zu YMCA. Bis 1913 nahm YMCA an der District Thursday League teil. Dann entschied sich der Verein dazu an der North Gloucestershire League teilzunehmen. Da YMCA - wenn auch unter anderem Namen - bis heute existiert, gilt als offizielles Gründungsjahr des Vereins 1910, aber wie die Autoren Timothy R.D. Clark und Rob Kujawa in der offiziellen Vereinsbiographie „The Complete Record of Gloucester City AFC 1883 to 2009“ herausarbeiten, ist eine Verbindung zur Gründung von 1883 auch durch die Übernahme der Spieler von City im Jahr 1910 nicht von der Hand zu weisen.



Gloucester City A.F.C. Kader von 1935/36

Bis 1925 dauerte es bis aus Gloucester YMCA wieder Gloucester City wurde und als solcher wurde dieser Gründungsmitglied der Gloucestershire Northern Senior League. 1934/35 gewann der Verein die Liga und den Pokal. Daraufhin wurde Gloucester City zu einem semi-professionellen Verein, trat der Birmingham Combination bei und zog in ein neues Stadion in Longlevens , das 26 Jahre genützt werden sollte, um. 1937 schloss sich der ehemalige Stürmer von Chelsea und den Wolverhampton Wanderers Reg Weaver City an. In der Saison 1937/38 schoss dieser unglaubliche 67 Tore in 39 Spielen für City. Weaver sollte von 1937 bis 1946 jedoch nur 84 mal für City auflaufen und ihm gelangen in diesen wenigen Spielen jedoch sagenhafte 103 Treffer. Mehr Treffer für City schossen nur Rob Coldray (108 Tore zwischen 1954 und 1969 in 348 Spielen) und Jerry Causen (201 Tore zwischen 1930 und 1936 in 194 Spielen).

1939 war es dann soweit. City bestritt sein erstes Spiel in der Southern Football League. Für die nächsten 70 Jahre sollte diese Liga das Zuhause von City bleiben. Nach dem Zweiten Weltkrieg gelang zwischen 1948 und 1951 dreimal in Folge der Einzug in die 1. Runde des FA Cups. Jedoch scheiterte City jeweils Mansfield Town, Norwich City und Bristol City. Ein Zuschauerrekord in Longlevens konnte 1952 bei einem 2:1 Sieg gegen Tottenham Hotspur mit 10.000 Zuschauern aufgestellt werden. In der Saison 1956/57 konnte der Southern League Cup gegen Yeovil Town gewonnen werden. Dabei hatte City das Hinspiel bereits mit 4:1 verloren. Das Rückspiel wurde mit 5:1 gewonnen, so dass City den ersten „bedeutenden“ Titel erringen konnte.

1964 zog der Verein in das Horton Road Stadion um, das bis zu 30.000 Personen fassen konnte. Nach der Saison 1968/69 stieg City in die Southern Football League Premier Division auf. Bereits nach der Saison 1970/71 stieg man als Letzter wieder ab und zwar in die neu regionalisierte Division One, Abschnitt North. Mit der Saison 1979/80 wurde die Southern League reformiert und City war nun Teil der Midland Division; wobei 1982/83 die Premier Division wieder eingeführt wurde, für die sich City qualifiziert hatte. Bereits nach der Saison 1984/85 musste City wieder den Gang in die Midland Division antreten. 1989 gelang als Champion die Rückkehr in die Premier Division. 1991 verfehlte City um zwei Punkte den Aufstieg in die Football Conference. 1997 wäre man beinahe glücklich aufgestiegen, da den Gresley Rovers der Aufstieg wegen mangelhafter Platzverhältnisse verweigert wurde und so Erzrivale Cheltenham als Zweitplatzierter aufsteigen durfte. Dieses Mal wurde der Aufstieg um einen Punkt verpasst.

Das neue Millennium meinte es mit City nicht gut. 2000 stieg der Verein in die Division One West ab, die 2002 in Western Division umbenannt wurde. Diese Zeit war zugleich mit enormen finanziellen Schwierigkeiten verbunden. Nach der 101. Saison der Southern League wurde mit Saison 2004/05 das nationale Ligensystem reformiert. Unter der National Conference wurde die zweigleise Conference North/South eingeführt, so dass City in der Ligenpyramide nun um eine Stufe weiter von der Premiere League entfernt war. In der Saison 2004/05 nahm City an der Premier Division der Southern League teil. 2008/09 schließlich das Unglaubliche. City, Dritter in der Premier Division, qualifizierte sich für die Playoffs zur Conference North. Im Halbfinale wurde Cambridge City mit 3:1 geschlagen und im Finale setzte sich City mit 1:0 gegen das favorisierte Team aus Farnborough durch. Nach einer unglaublichen Saison konnte sich City in der Conference North - der ersten außerhalb der Southern League nach 70jähriger Zugehörigkeit - halten.

Die Informationen sind folgenden Seiten entnommen:

https://en.wikipedia.org/wiki/Gloucester_City_A.F.C
http://www.gloucestercityafc.com/?page_id=72

« Letzte Änderung: 04.November 2016, 15:43:53 von Mike »
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Re: Wild! Unbarmherzig! Stark! - Entfessle den Tiger in dir! (FM 2012)
« Antwort #16 am: 04.November 2016, 14:58:18 »

Wow, sehr ausführliche Ausführungen!  :o Bin mal gespannt, was du aus der Küstenstadt herausholen kannst, genügend Fußballromantik scheint jedenfalls vorhanden zu sein. Viel Erfolg!  :)
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Re: Wild! Unbarmherzig! Stark! - Entfessle den Tiger in dir! (FM 2012)
« Antwort #17 am: 05.November 2016, 00:42:45 »

Wow, sehr ausführliche Ausführungen!  :o Bin mal gespannt, was du aus der Küstenstadt herausholen kannst, genügend Fußballromantik scheint jedenfalls vorhanden zu sein. Viel Erfolg!  :)

Romantik muss man da ja aufbieten. In so einer Liga wird es wohl nicht ohne den berühmten Kick & Rush gehen. Freue mich dich als Leser gewonnen zu haben.

Amtsantritt

Der Abend war noch unglaublich lange geworden. Die Lektüre zur Geschichte der Tigers hat sich dann doch ganz schön gezogen. Beinahe wäre ich in der Früh nicht aus dem Bett gekommen. Schlaftrunken wie eh und je begab ich mich ins Bad. Ich holte meine Zahnbürste und die Zahnpaste hervor und begann meine Zähne zu putzen. In den Spiegel wollte ich nicht unbedingt sehen, da ich morgens kein sehr schöner Anblick war. Dennoch wagte ich einen Blick und musste mit Entsetzen feststellen, dass mein Bart doch etwas gestutzt werden musste, wollte ich nicht bereits den ersten Eindruck in den Sand setzen. Wohl oder übel musste ich noch den Rasierer aus der Tasche hervorkramen.

Nachdem ich mich mehr oder weniger herausgeputzt hatte, ging ich in den Frühstücksraum. Geschäftig brachte mir der Sohn der Gastgeberin mein englisches Frühstück.



Alles was mein Frühstücksherz so begehrte. Orangensaft und eine halbe Grapefruit. Auf dem Teller Würstchen, Bohnen, Spiegelei, Toast, mehrere Rösti - teilweise leicht angebrannt -, Champignons sowie eine halbe Tomate. Sollte ich etwas vergessen haben, so sei es mir verziehen, da ich noch nicht wirklich wach war, als mir gegenüber dieses Frühstück stand. Jubel über dieses Frühstück brach bei mir nicht aus. Am liebsten hätte ich mir die Seele aus dem Leib gekotzt. Zum Besseren Verständnis: Es lag nicht am liebevoll präsentierten englischen Frühstück, meinem nicht vorhandenen Wachzustand oder an den dargebotenen Bestandteilen des Frühstücks, obgleich ich Tomaten tatsächlich nicht esse. Vielmehr war der Grund jene Tatsache, dass mein Frühstück seit Jahrzehnten aus einer kleinen Tasse warmer Schokolade oder einfach nur Kakao bestand, da ich früh morgens einfach nichts essen konnte. Andererseits wollte ich kein schlechter Gast sein, weshalb ich mich mühsam quälte das Essen hinunter zu bekommen. Mir war so etwas von übel, als ich alles bis auf die halbe Tomate verspeist hatte. Mit Magenschmerzen musste ich nun zur Geschäftsstelle der Tigers und meinen ersten Tag als Cheftrainer antreten.
« Letzte Änderung: 05.November 2016, 00:49:51 von Mike »
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Re: Wild! Unbarmherzig! Stark! - Entfessle den Tiger in dir! (FM 2012)
« Antwort #18 am: 06.November 2016, 20:05:28 »

Die Bauchschmerzen ob des Frühstücks durfte ich mir nicht anmerken lassen. Ein Verdauungsspaziergang ging sich auch nicht mehr aus, so dass ich diese so gut wie möglich überspielen musste. Punkt 9 Uhr traf ich schließlich an der Geschäftsstelle der Tigers ein. Was soll ich sagen. Der Ausblick auf das trostlose Stadion, das in seinen Trümmern seit der Flutkatastrophe lag, hob meine Stimmung nicht. Ein nervöser Magen trübte meine Vorfreude auf diesen ersten Tag, den ich mir immer so wunderbar ausgemalt hatte.

Mit der rechten Hand griff ich etwas zittrig nach dem Türknauf. Doch was war das? Ich konnte die Tür nicht öffnen. Noch einmal rüttelte ich an der Tür. Diese gab jedoch nicht nach und so sah ich mich verwundert vor einer verschlossenen Tür stehen. Ein Blick auf meine Armbanduhr offenbarte mir, dass es tatsächlich schon 9 Uhr morgens war. Also wieso konnte ich die Geschäftsstelle nicht betreten? Mein Blick wanderte langsam nach links und da sah ich es. Öffnungszeit: Montag bis Freitag 9:30 bis 12:00, Mittwoch und Freitag von 14:00 bis 16:00. War ich zu früh dran? Hatte Nigel Hughes nicht gesagt, dass wir uns heute um 9:00 treffen? Ich war mir da absolut sicher. Wenn ich Raucher wäre würde ich mir nun eine Zigarette gönnen. So aber blieb mir nichts anderes übrig als mir vor dem Gebäude die Füße in den Bauch zu stehen.

Unbewusst musste ich an einen Song meiner Jugend denken.


I steh in der Költ'n und woat auf a Taxi, oba es kummt net.
(Kummt net, kummt net)
I woat auf des Brummen von am Mercedes Diesel, oba es brummt net
(Brummt net, brummt net)

Lang, lang ist’s her, dass DÖF mit Taxi einen Hit hatten. Schlechtwetter war zwar für heute nicht gemeldet worden, aber koid war‘s trotzdem. Fünf Minuten vergingen. Dann zehn. Dann war bereits eine Viertelstunde um. In der Zwischenzeit hatte ich das Gefühl, dass Godot gleich um die Ecke gebogen kommen müsste. Im Kopf ging ich nochmals die wichtigsten Daten zum Verein durch. Viele hatten in den letzten Jahren versucht die Geschicke des Vereins zu lenken, aber mit dem Aufstieg aus der Southern League gab es nur einen einzigen nennenswerten zu feiern. Ansonsten ging es meist um das finanzielle Überleben.

Mit zunehmender Zeit begann ich an mir zu zweifeln. Hatte ich mir das Gespräch mit Nigel Hughes nur eingebildet? War ich gar einem Betrüger aufgesessen? Dann endlich! Von 12 Uhr näherte sich eine Person. Langes schwarzes Haar. Einen bunter, mit violetter Farbe durchsetzter Schal war um den Hals drapiert. Über dem weißen T-Shirt mit dem Aufdruck „If I had a hammer … I’d SMASH Patriarchy“ trug sie eine blaue Jeansjacke. Über ihrer rechten Schulter hing eine beige Handtasche. Ihr schwarzer Lederrock betonte ihre langen Beine, die in schwarzen und ziemlich hohen Stiefletten steckten. Neben einem Nasenring zierte ihr Gesicht eine dunkle Sonnenbrille. Schnellen Schrittes kam sie näher und zog aus der Handtasche einen Schlüssel. Ohne mich eines Blickes zu würdigen, schloss sie die Tür zur Geschäftsstelle auf, und bevor ich nur ein Wort sagen konnte, hatte sie mir die Tür bereits wieder vor der Nase zugeknallt.

Bevor ich wusste wie mir geschah, hörte ich wie sie von innen den Schlüssel im Schloss umdrehte. Ein weiterer Blick auf meine Uhr verriet mir, dass die Geschäftsstelle erst in sieben Minuten geöffnet wird. Eine Ausnahme für mich - vermutete ich mal - wird es nicht geben. Wenigstens regnete es nicht und die nächsten sieben Minuten kann ich auch noch warten. Dann hoffentlich trifft Nigel Hughes ein, damit ich endlich mit der Arbeit beginnen konnte. Die Zeit zog sich wie ein klebriger Kaugummi.
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doc_moustache

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Re: Wild! Unbarmherzig! Stark! - Entfessle den Tiger in dir! (FM 2012)
« Antwort #19 am: 07.November 2016, 06:54:51 »

Beim vorletzten Post hast du das NSBB-Tag vergessen: Not safe before breakfast  8)

Macht Spass zu lesen!
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