Also ich bringe auch häufig Kritik an und sehe grundsätzlich die Entwicklung der ME in den letzten Jahren als nicht gerade berauschend an.
Aber es ist gerade eine Problem der ME, dass selbst "Kirmesmannschaften" - mit den richtigen Einstellungen - viel zu viel Ballbesitz und Kontrolle erlangen können. Selbst mit lauf- und pressingstarken MF kommt man z.B. in manchen Europa-Quali-Spielen auf Zypern oder in der ersten Pokal-Runde gegen TuS Oggersheim kaum zu einem realistischen Abbild.
Daher kann ich die "Direktspiel"-Kritik erstmal nicht nachvollziehen; vielleicht kannst Du dazu Screenshots oder Statistiken posten?
Da bräuchte ich Stats zur durchschnittlichen Passlänge, um dir einen Nachweis zu liefern. Übrigens gibt es anscheinend nun doch ein finales Update. Aber irgendwie ist mir die Lust zumindest am 17er gerade vergangen. Es ist ja nicht so, dass ich weniger Ballbesitz hätte; ganz im Gegenteil, aber die Spielsituationen schlüsseln sich zu gefühlt 90% aus Balleroberungen im eigenen Drittel und Diagonalspiel auf, selbst wenn ich testweise 4-3-3 Tannenbaum mit Kurzpassspiel und sehr geringem Tempo spiele.
Bsp.: Der IV erobert den Ball knapp vor dem 16er und spielt direkt zum Außenstürmer, der im gegnerischen Drittel wartet, wobei er mindestens 7 alternative Anspielstationen hätte. Das sind im diesjährigen FM vollkommen gängige Spielzüge. Die Außenverteidiger werden im Spielaufbau streckenweise völlig übergangen.
Was mich momentan am meisten stört, ist, dass die Attribute in vielen entscheidenen Situationen nicht genug Einfluß finden.
Mörderische (Halbdfeld-) Flanken oder Top-Abschlüsse aus der zweiten Reihe mit dem schwachen Fuß? Kein Problem! Dribblings von hüftsteifen Leuten mit "6-10" bei "Dribbling" und "Flair" gegen gehobene Verteidiger? Kein Problem! Die gehen dann mal durch drei - wirklich gute - Abwehrspieler einfach "durch".
Dein Flankenproblem würde ich eher deiner taktischen Ausrichtung zuschreiben. Hohe Flanken werden aus dem Halbfeld geschlagen, flache Flanken von der Grundlinie, kraftvolle Flanken, sobald der Flankengeber durch ist. Der gesamte Mannschaftskomplex verschiebt sich nach deiner Flankenausrichtung. So wirst du bei "variablem" Flankenspiel mal eine höher stehende Verteidigungslinie haben, mal eine tiefere. Bei deinem Defensivproblem fehlen mir genauere taktische Infos. Es ist dieses Jahr schon so, dass zwei Stürmer ordentlich wirblen, sofern man nicht den Zielspieler in Manndeckung nimmt. Die ME variiert sogar den Zielspieler während des Spielverlaufs, ganz gleich ob der Sturmpartner dafür geeignet ist. Ich persönlich prüfe die gegnerische Formation nach jedem Tor und jeder Einwechslung. Flache/kraftvolle Flanken sind hier gewinnbringend; Verteidigungslinie verschiebt nach vorn, Zielspieler wird gedeckt, False 9 auf Abseits gestellt.
Was bei dir auch problematisch sein könnte, ist dass du die CBs voll in dein Pressing involvierst, dabei sollten gerade die stabil die Linie halten. Da sollte man sich auch nicht von den Konditionswerten irritieren lassen. Innenverteidiger sind nicht dazu da, um den Raum enger zu machen. Das Raumverhalten zum Vordermann spielt dabei auch mit ein. Einen MFS mit dem Attribut A ist zum Beispiel durch einen CB der in der Kette mit einem D drin steht, schlechter abgesichert als mit einem Vorstopper.
Zum Flair/Dribblingverhalten kann ich dir nicht viel sagen. Wenn du mit Big Player-Teams spielst, bist du quasi für jeden Gegner das Spiel des Jahres. Da spielen die Aggressionswerte sowie die Pace des Gegners eine Entscheidende Rolle.
Hinzu kommen strukturelle Probleme (Fehlende Einstellungen bei Pressing, Anlaufen oder verbuggte EInstellungen bei Deckung). Zudem keine Kettenbildung möglich. Die Rollen wirken defensiv wie offensiv, sodass die Suche nach einer richtigen Grundordnung obsolet sind.
Darüber hinaus dann die Benotung. Drei Verteidiger werden stehen gelassen, ein IV zeigt einen Stellungsfehler, es fällt ein Gegentor. Wer bekommt plötzlich eine Verringerung der Note? Der Torwart!
Ferner sind die AV viel zu kompakt und lassen ihre Seite viel zu frei.
Ja, da pflichte ich dir größtenteils bei. Die ME kalkuliert zwar mit der Pressingstärke deines Teams, was sich dann auch in den Ballbesitzwerten widerspiegelt, bildet es jedoch wenig bis überhaupt nicht ab. Dass ein Spieler auf den falschen Fuß gezwungen wird, ist mir bei jeder FM-Ausgabe nur bei den Torabschlüssen aufgefallen; Falscher Fuß entspricht meiner Auffassung nach bei den restlichen Feldspielern in etwa, die Passwege zuzulaufen. Ob die Außenverteidiger viel zu frei stehen, sei mal dahingestellt. Ein rein unterstützender AV kommt bei der Dynamik einiger Konterteams etliche Male einfach nicht hinterher, ganz unabhängig von welcher Güte er ist oder wie eng er zum Nebenmann steht.
Bei kompakten Defensivverbänden wiederum arbeiten sie überproportional gut.
Zum Punkt Grundordnung; was mir extrem auf den Magen stösst, und das schließt meine Außenverteidigerproblematik mit ein, sind die einfachen taktischen Mittel zu denen der Gegner greift, um einem das Leben schwer zu machen; durchschnittliches Team - also nicht Atlético Madrid - 4 Verteidiger auf einer Linie, evtl. noch ein Ausputzer vor der Abwehr und davor noch einmal zwei Balleroberer, oder 5er Kette mit einem angreifenden AV. Obwohl die Wenigsten in diesen Zerstörer-Verbünden Long-Range-Pässe schlagen können, feuern sie zielgenau in den Laufweg ihres Stoßstürmers; es ergeben sich ohne einen einzigen Kreativspieler mehrere CCCs gegen ein Top-Team. Selbst bei den AVs landen die Bälle, die meines Erachtens nach wie unwillkürliche Klärungsversuche ausschauen, zentral zwischen den CB. In dieser Häufung ist das absolut zu viel des Guten. Bei der variablen 5er-Kette wird dieses Faktum dann völlig overpowered; die Verteidiger schlagen in mehreren Spielsituationen die Bälle raus, welche direkt den eigentlich völlig körperlosen AP (den ich in meinen Voreinstellungen ausnahmslos hart tackle) finden; daraus ergibt sich dann der Steilpass auf den stürmenden AV oder in die beiden Spitzen.
Damit schließt sich der Kreis zu dem von mir beanstandeten Punkt der viel zu direkten Dynamik im 17er. Der Eindruck, der sich mal fernab von der wirklich gelungenen Match-Optik bei mir manifestiert hat, ist, SI hat sich dieses Jahr vertuchelt, verlöwt und verkloppt und dabei völlig außer Acht gelassen, dass alle drei Trainer das Privileg haben, mit Edeltechnikern zu arbeiten.