München - Fußball-Deutschland muss Abschied von zwei großen, verdienten Nationalspielern nehmen: Helmut Rahn, der Siegtorschütze zum 3:2-Finaltriumph bei der WM 1954 gegen Ungarn, und Lothar Emmerich sind verstorben.
Rahn verstarb in der Nacht zum Donnerstag im Alter von 73 Jahren in seiner Wohnung in Essen. Emmerich litt an Lungenkrebs und wurde 61 Jahre alt.
Rahn, der "Boss" - wie er vonallen nur genannt wurde -, erlag einer langen, schweren Krankheit. Er erzielte in 40 Länderspielen 21 Tore für die deutsche Nationalmannschaft.
Trauerflor gegen Italien
Im Gedenken an Rahn trägt die Nationalmannschaft beim Länderspiel am Mittwoch in Stuttgart gegen Italien Trauerflor.
"Er war und bleibt eine der letzten Legenden des deutschen Fußballs", sagte "Kaiser" Franz Beckenbauer und sprach vielen Fußball-Fans aus der Seele: "Fußball damals war eigentlich die Achse Sepp Herberger, Fritz Walter und Helmut Rahn."
"Plötzlich war Deutschland wieder wer"
Der Boss hat zum wichtigsten Erfolg der deutschen Fußball-Geschichte beigetragen. Plötzlich war Deutschland wieder wer. Wir haben durch diesen Erfolg für ein ganzes Land wieder Selbstwertgefühl bekommen."
Nach dem Tod Rahns leben noch drei Weltmeister von 1954: Horst Eckel, Ottmar Walter und Hans Schäfer.
Eckel und Walter erhielten die traurige Nachricht auf dem Weg zur Stätte des WM-Triumphes. Die beiden Kaiserslauterer waren unterwegs nach Spiez am Thuner See, wo die Nationalmannschaft während der WM ihr Quartier bezogen hatte.
Öffentlichkeitsscheu und bodenständig
Ihr Mannschaftskollege Helmut Rahn, der am Samstag seinen 74. Geburtstag gefeiert hätte, war längst von der öffentlichen Bühne zurückgetreten.
Er lebte geradezu scheu und ohne jeden Kontakt zur Sportszene immer noch in einem Mehrfamilienhaus in Essen. Er war längst Rentner.
Zuvor hatte der gelernte Elektriker jahrelang zusammen mit seinem Bruder einen Autohandel betrieben hatte. Seine Frau Gerti und die beiden Söhne und Diplom-Ingenieure Uwe und Klaus schirmten ihn weitgehend ab.
Schlagzeilen wegen 7000 Mark
In die Schlagzeilen geriet der "Boss", der in 40 Länderspiele erstmals 1951 durch seinen Wechsel von den Sportfreunden Katernberg zum Nachbarn Rot-Weiß Essen.
Für die Ablösesumme von 7000 Mark kauften sich die Katernberger eine Sichtblende, die prompt den Namen "Helmut-Rahn-Zaun" erhielt.
Schalkes Fritz Szepan war zu spät gekommen, um sich die Dienste des Torjägers zu sichern. Schneller war ein gewisser Georg Melches, der Rahn an die Essener Hafenstraße lockte.
So manche Eskapade
1953 wurde Helmut Rahn mit Rot-Weiß Essen durch einen 2:1-Erfolg gegen Alemannia Aachen deutscher Pokalsieger. Danach ging sein Stern erst richtig auf.
Bundestrainer Sepp Herberger machte den unkomplizierten und äußerst lebenslustigen Essener, der auf dem Fußballplatz und außerhalb für Kapriolen sorgte, zu seinem Ziehsohn. Dabei übersah "Chef" Herberger großzügig auch so manche Eskapade seines Torjägers.
Das Finale von Bern
Rahns denkwürdigster Auftritt als Fußballer war zweifellos das WM-Finale am 7. Juli 1954 gegen Ungarn. Deutschland lag 0:2 zurück, dem Nürnberger Max Morlock gelang auf Vorlage Rahn der Anschlusstreffer zum 1:2.
Der Essener selbst erzielte danach nicht nur den Ausgleich, sondern sechs Minuten vor Schluss auch das Siegtor zum 3:2-Endstand. Auch bei der Weltmeisterschaft 1958 in Schweden war Rahn noch dabei.
Karriereende beim MSV
Von Essen aus, wo er tausendfach an den Theken der Ruhrmetropole "dat Tor" zum Besten gegeben hatte, zog es ihn nach dem Gewinn des deutschen Meistertitels 1955 ins benachbarte Holland nach Enschede.
Seine Karriere musste Helmut Rahn 1964 - nach insgesamt noch 19 Einsätzen in der jungen Bundesliga - beim MSV Duisburg wegen einer Knieverletzung beenden.
Quelle:
Sport1.de