Mal wieder ein kleines Update.
Der Sporttag war witzig. Ich hatte keinerlei Kontaktinfos ausgetauscht mit meiner Kollegin, die die Klasse als bulgarische Klassenlehrerin leitet (während ich der deutsche Part bin). Wir hatten am Park ausgemacht, nur ist der Südpark riesig und beginnt an mehreren Stellen. Auch die Beschreibung über eine der Tramrouten war nur bedingt hilfreich, denn direkt vor Ort hält kein einziger Bus. Ich habe mich dann auf Googlemaps umgeschaut und einen vielversprechenden Parkeingang ausgemacht, bin morgens mit dem Bus fast eine dreiviertel Stunde unterwegs gewesen und als ich dann dort war, habe ich hunderte Schüler gesehen. So weit, so gut, nur habe ich meine Klasse nicht sofort erkannt. Wie auch, nach dem kurzen Kennenlernen am Vortag? Auch die Kollegin habe ich mit Sonnenbrille nicht sofort erkannt. Wir sind dann kurz nach 10 losgelaufen, ich habe mich mit meiner Kollegin unterhalten und auch ein paar Gespräche mit Schülern geführt. Als wir nach etwa einer halben Stunde einen kleinen See erreichten, war der Wandertag auch schon vorbei. "Sport"
Sport wird zumindest an dieser Schule nicht groß geschrieben. Auch Schach zählt hier als offizielle Sportstunde. Auf dem Betonplatz draußen stehen ein paar Tore und ein Basketballkorb. Die Turnhalle hat schon bessere Tage gesehen und auf dem Parkett würde ich ebenfalls keine Flugeinlagen einlegen wollen. Aus dem Lehrerzimmer heraus habe ich dann die Schüler beim regulären Sportunterricht gesehen. Da wurde ein Volleyball im Kreis herum gespielt. Das war es dann. Als Schüler hätte ich das super gefunden, schließlich gibt es auch keinen Kunst- und Musikunterricht. Mit meiner pädagogischen Brille muss ich inzwischen sagen, dass das für die Gesundheit und Ausgeglichenheit der Schüler nicht unbedingt förderlich ist. Nun gut, ich allein werde das bulgarische Schulwesen mit Sicherheit nicht reformieren können.
Da ich als deutscher Kollege am Samstag nicht zur Anwesenheit verpflichtet war, habe ich mich freitags kurz entschlossen auf den Weg zur Verwandtschaft auf dem Balkan gemacht und war dann auch gleich noch baden, schließlich schien am Wochenende hier die Sonne und es waren nochmals 30 Grad. Kein Vergleich mit dem bescheidenen Wetter, das wohl in Deutschland aufgezogen war und nun leider auch hier ist. Gestern/heute gab es einen kleinen Temperatursturz runter auf 18 Grad und immer mal wieder leichten Regenschauern. Der kleine Kurzurlaub tat ganz gut, ob er auch meinem Auto gut bekam, ist fraglich, denn sobald man die Transitstrecken verlässt, muss man doch sehr auf die Straße achten. Teilweise heftige Schlaglöcher, teilweise enge Gassen und innerorts sind 70 km/h und mehr normal. Ich habe mich auch gleich gut eingefügt und auf einer Geraden einen gemütlich fahrenden Mercedes mal eben mit 80 Sachen überholt. Die deutschen Raser mal wieder...
Gestern und heute dann viele Klassen kennengelernt. Mangels Unterrichtsbüchern in vielen Klassen habe ich einige Kennenlernrunden hinter mir und habe langsam nicht mehr so viel Lust auf weitere, aber die Schüler sind hellauf begeistert, dass ich so viel über Bulgarien weiß, dass ich bulgarische Speisen kenne und schätze und natürlich, dass ich sogar bulgarisch verstehe und ein wenig spreche. Ich denke, dass wir alle gut miteinander auskommen werden. Heute war ich direkt nach dem Unterricht (die letzte Stunde ging bis 19 Uhr... das ist schon eine Umstellung für mich) in einem Literaturclub hier in Sofia, weitere deutsche Kollegen waren auch da und auch zahlreiche Schüler, denn wir hatten sie herzlich dazu eingeladen. Zu Gast war der deutsche Botschafter aus Russland, Rüdiger von Fritsch, der ein Buch über seine Rolle als Fluchthelfer für seinen Vetter aus der DDR geschrieben hat. Das Buch erscheint nun auf bulgarischer Sprache, da die Flucht durch Bulgarien spielt und ein nicht unerheblicher Teil der Geschichte in Bulgarien spielt. Ein rundum gelungener Abend und einer meiner Schüler war sogar so mutig, ebenfalls eine Publikumsfrage zu stellen. Da war ich natürlich mächtig stolz.
Nun wollen meine Schüler das Buch wohl unbedingt lesen, auf Deutsch natürlich, da muss ich mal schauen, wie wir das bestellt bekommen.
Das verlängerte Wochenende werde ich wohl nochmals für etwas Erholung auf dem Land nutzen und mich dann in erste Korrekturen stürzen. Yeah!