Seit einem Jahr habe ich hier nicht mehr geschrieben und das nicht etwa, wie damals angekündigt, weil ich nach Deutschland zurückgekehrt bin, nein, ich bin weiterhin in Sofia, aber dennoch hat sich mein Leben grundlegend verändert.
Die Renovierung der Wohnung hat sich hingezogen, konnte aber kurz vor Weihnachten inklusive Umzug abgeschlossen werden. Nun leben wir schon ein gutes Jahr in unseren eigenen vier Wänden in Zentrumsnähe und sind sehr glücklich, denn das Auto brauche ich nun kaum noch, weil fußläufig alle nötigen Geschäfte zu erreichen sind. Nach einigen Hin und Her konnten wir uns auch einen Stellplatz in der Tiefgarage kaufen, aber das Einparken ist nichts für Fahranfänger, da dieser an der Außenwand liegt und man quasi kaum Platz hat, um in der TG vernünftig zu rangieren. Beim Ausparken habe ich dann auch in den ersten Wochen meinen Außenspiegel demoliert und den hinteren Kotflügel leicht geschrammt. Aber seitdem parke ich wie ein Profi. Man muss das eben nur oft genug üben.
Im Juni stand dann ein großes Ereignis ins Haus. Unsere Hochzeit. Wir haben im kleinen Rahmen mit Familienangehörigen gefeiert in der Nähe und direkt am Waldrand. Die Location war toll, es war dank Wald nicht zu heiß und auch die Hochzeit an sich war schön und nur wenig nervenraubend. Im Vorfeld die Dokumente beisammen zu bekommen, war da schon der größte Aufreger. Ich musste mehrmals nach Deutschland fliegen, um bei meinem Standesamt die Unterlagen zu beantragen. Die Mitarbeiter dort waren da eher überfordert, obwohl wir beide EU-Bürger sind. "Oh, die Geburtsurkunde ist in englischer Sprache." Und ich irritiert so: "Äh ja, das ist nun mal der Standard." "Dann dauert das etwas länger, weil das nicht auf Deutsch ist." Dann musste ich freundlich darauf hinweisen, dass im Annexx auch Deutsch vorhanden ist (man informiert sich ja vorher ein wenig). Gefühlt habe ich deren Job erklären müssen. Dann gab es noch Ärger mit dem Amtsgericht, weil die bei meiner Namensänderung vor einigen Jahren Unterlagen nicht ans Standesamt geschickt haben... Hier in Bulgarien ging es dann super fix. Ärztliche Untersuchungen? Okay, bitte hierhin gehen. "Sie wollen heiraten? Einmal hier unterschreiben. Dann hier. Und hier. Tschüss!" Übersetzung? Klar, 2 Tage später war alles fertig. Termin beim Standesamt? Nächste Woche Donnerstag? Alles klar, macht dann 25 Euro bitte.
Wir haben eine schöne Zeremonie dann ein paar Tage später nachgeholt, da gab es dann auch Unterschriften, aber das war dann nur für die ganzen Gäste und die Show, denn wer hat schon am Donnerstagvormittag Zeit, um einer Trauung beizuwohnen?
Und kurz danach hat sich dann alles verändert, als unsere gemeinsame Tochter per Kaiserschnitt auf die Welt kam. In Deutschland kann man ja bei fast allem als Vater dabei sein, in Bulgarien geht das nicht. Wir haben die Entbindung in einer privaten Klinik vorgenommen, weil es dort (und nur dort) überhaupt die Möglichkeit auf ein Familienzimmer im Anschluss gab. Glücklicherweise konnte ich bis kurz vor dem OP-Termin dabei sein und danach durfte ich Frau und Kind für 24h nicht sehen. Am nächsten Tag dann aber schon und das war natürlich ein großartiges Gefühl. Nun sind wir schon seit Anfang Juli daheim und unsere kleine Maya wächst und lächelt uns an. Meine Frau ist für noch mindestens ein Jahr im bezahlten Mutterschutz, danach sehen wir weiter.
Und bei der Arbeit tut sich auch einiges. Ich schrieb, dass mein Vertrag ausläuft und das war unausweichlich. Ich habe dann jedoch Kontakt aufgenommen zu Privatschulen und bin nun an einer anderen Deutschen Schule tätig. Die Bezahlung ist eine andere, dafür ist aber auch die Arbeitszeit so, wie ich das eigentlich kenne (nicht wie an der alten Schule teilweise bis abends um halb
. Die Klassen sind kleiner, das Kollegium ist nett. Bislang kann ich Beruf und Familie gut unter einen Hut bringen und dank meines Wunschs nach einem kompakten und stets zur ersten Stunde beginnenden Stundenplans habe ich an etlichen Nachmittagen Zeit für die Familie, auch wenn ich eingestehen muss, dass mein Unterricht schon mal variabler und interessanter war, aber es bleibt eben nicht immer Zeit, um Stunden so vorzubereiten, wie ich mir das eigentlich vorstelle.