Inzwischen ist das neue Schuljahr im vollen Gange und unzählige Korrekturen lassen dunkle Schatten am Horizont aufziehen.
Ich bin nun Klassenlehrer in zwei Klassen, was natürlich auch doppelten Aufwand bedeutet. Zusätzlich dazu habe ich vor kurzem einen Schüleraustausch betreut, den wir mit einem Gymnasium in der Nähe von Bremen durchführen. Da waren ein Dutzend Schüler zu Gast und wir haben ihnen Sofia und Sehenswürdigkeiten in Bulgarien gezeigt. Wirklich klasse war die Wanderung am Sonntagmorgen, die ich spontan angeboten hatte und deren Teilnahme freiwillig war. Es sind doch 50% der Schüler aufgetaucht und sind mit uns einmal rauf auf ein Plateau gelaufen, von dem man einen herrlichen Blick auf die Stadt hat. So schön der Schüleraustausch und die Ausflüge waren, so nervig ist der organisatorische Kram. Hier muss man jeden Pups dem Ministerium ankündigen und für alles Unterlagen ausfüllen. Und natürlich kommt der eigene Unterricht und vor allem die Vorbereitungszeit deutlich zu kurz. Das kann einen ganz schön stressen. Immerhin bin ich nun aber gewappnet für künftige Austauschprogramme und kann mir die Zeit für diese besser einteilen. Vor allem kenne ich nun alle Fettnäpfchen, in die ich sicher kein zweites Mal trete.
Wenn die Korrekturen nicht wären, könnte es eigentlich entspannt sein. Dumm nur, dass Ende November Sprachprüfungen anstehen, bei denen ich mir wieder einen Wolf protokollieren werde. Immerhin darf ich dann aber auch mal prüfen und darauf freue ich mich schon. Erstaunlicherweise haben wir dieses Jahr Herbstferien, es sind zwar nur 3 freie Tage in der nächsten Woche, diese werde ich aber definitiv brauchen und genießen. Mit Korrekturen und dem ein oder anderen Gläschen Wein. Oder so...
Die Heizung geht hier immer noch nicht, also läuft meine Klimaanlage fleißig, wenn ich zuhause bin. Die Stromrechnung hat sich dementsprechend schon verdoppelt, aber sobald die Heizung geht, wird die Klimaanlage nur bei Bedarf zugeschaltet.
Heute Abend wurde eine Lesung durch den Schülerrat organisiert, bei der Schüler Prosa oder Lyrik vortragen konnten, die sie gesammelt hatten. Ich war natürlich auch eingeladen und hatte sofort zugesagt. Viele der bulgarischen Texte habe ich leider nicht verstanden, zu poetisch sind die Wortkonstruktionen, dass ich sie mit meinem begrenzten Wortschatz hätte entschlüsseln können. Da ich jedoch eine Rampensau bin, habe ich gestern gefragt, ob ich denn auch eigene Texte vortragen dürfe. Die Schüler waren natürlich begeistert und so durfte ich am Ende ran und habe zwei Gedichte aus meiner eigenen Schulzeit zum besten gegeben. Über die Qualität dieser Gedichte kann man streiten, sie waren meiner Meinung nach noch die besten von denjenigen, die ich digitalisiert habe. Großen Anklang fand dann noch mein dritter Text. Ich persönlich höre gerne Poetry Slams an und habe auch mal einen versucht. Über Zeit, Prüfungszeit, um genau zu sein. Mit ein paar Lachern hatte ich das Publikum schnell auf meiner Seite, auch wenn sicher nicht jede Zeile angekommen ist, schließlich lagen meine Texte nicht dem offiziellen Heft bei, das die Schüler im Saal verkauft haben. Dafür habe ich meine Teilnahme auch ein wenig zu spontan zugesagt. Ich freue mich schon auf die nächste Woche und habe schon jetzt zehn Anfragen von Schülern, die den Text sehen wollen oder ihn sogar im Unterricht besprechen wollen. Ich glaube, dass Poetry Slam genau das richtige für unsere Schüler sein wird. Kein starres Konzept, keine Reime auf Teufel komm raus und ein unheimlich komödiantisches Potential. Das liegt denen. Ich probiere es deshalb mal die nächsten Wochen in zwei zwölften Klassen aus, bei denen habe ich sowieso einen gewissen Spielraum.