Hier ist mal wieder ein Update fällig.
Meine erste kleinere Erkältung habe ich nun auch hinter mir, das war mir aber schon vorher klar. Der ganze Feinstaub hier belastet einen doch ziemlich, aber man kann ja das Wochenende über aufs Land fahren oder einfach rauf in die Berge. Apropos Autofahren. Inzwischen habe ich mir den bulgarischen Fahrstil angewöhnt und muss aufpassen, wenn ich mal wieder in Deutschland fahren sollte. Ich fahre hier üblicherweise 20 km/h über dem vorgeschriebenen Limit, weil es jeder tut.
Das Reißverschlussverfahren müssen wir aber nochmals üben mit den Bulgaren. Ich stand letztes Wochenende gleich zwei Mal im Stau, weil beide Male eben jenes Prinzip nicht funktionierte. Bei der Hinfahrt waren es knapp 6km Stau, bei der Rückfahrt nur 2km, dennoch ärgerlich. Und wieso funktioniert es nicht? Weil die Fahrer entweder schon beim Anzeigen des Verfahrens direkt rüberziehen oder dann vorne niemand reingelassen wird. So weit, so normal. Was Bulgaren dann aber machen und weshalb dann ein riesiger Stau daraus wird? Die fahren dann einfach auf der abgesperrten Baustellenstrecke (ist meist nur durch Pylonen abgegrenzt und keine durchgängige Baustellenleitplanke), bis es nicht mehr geht und wollen dann in den laufenden Verkehr rein. Und die ganz Cleveren nutzen einfach den Standstreifen, bis der überraschenderweise zur einzigen verbleibenden Spur wird. Am Nadelöhr wollen also von 3 Seiten Autos auf eine Spur und weiter vorne dann immer wieder Vollpfosten von der Baustellenspur auf die normale Fahrbahn, weil (welch Überraschung) da doch tatsächlich Baustellenfahrzeuge auf der Spur am Werke sind...
Ansonsten ist meinem Octamobil noch nichts passiert, obwohl ich nach wie vor mit meinem deutschen Kennzeichen hier herumheize und das Auto auch ganz normal auf offener Straße abstelle (im Gegensatz zu meinen deutschen Kollegen, die ihre Autos auf bewachten Parkplätzen abgestellt haben). Aber wenn man nur flüchtig drauf blickt, könnte man es glatt für ein einheimisches Kennzeichen halten. Und außerdem vergreift sich wohl niemand an meinem Auto, denn schließlich liegt ein übergroßer SGE-Fanschal hinten auf der Hutablage.
Apropos Geschwindigkeit... Die langen Geraden hier auf den internationalen Landstraßen sind spannend zu beobachten (sofern ich nicht gerade selbst überhole oder überholt werde). 90 sind erlaubt, das fahren vielleicht 5% der Teilnehmer. Dann fahren etwa 50% der Leute gute 100 bis 110, dann nochmals 35% knapp 110 bis 130 (ich gehöre dazu) und 10% fahren auf diesen Straßen 130 und mehr Sachen. Da werden dann ganze Kolonnen überholt und man muss bei jedem Überholvorgang sowohl den Gegenverkehr als auch den Rückspiegel genauestens beobachten. Dass da gleichzeitig vier Autos ausscheren, ist vollkommen normal. Bemerkenswert finde ich jedoch, dass man hier aufeinander achtet. Der Überholte fährt ganz weit am rechten Rand, der Gegenverkehr geht meist vom Gas runter und weicht auch schon mal Richtung Fahrbahnrand aus, Unfälle gibt es nach meinem Dafürhalten eher wenige, das System scheint also zu funktionieren.
Schulisch läuft so weit alles. Habe den Kopierer inzwischen etwas malträtiert, weil ich dachte, dass eine bulgarische Behandlung (= rohe Gewalt) die Lösung des Papierstaus offenbaren würde. Letztlich war es aber ein Softwarefehler (was ich auch vorher schon vermutete). Durch Krankheiten im Kollegium, Fortbildungen und außerplanmäßige Veranstaltungen stand auch schon die ein oder andere Stundenplanänderung auf dem Programm, aber alles halb so wild. Die Schüler sind nach wie vor sehr motiviert und machen alles mit und dabei sind viele von ihnen so goldig, das macht echt Spaß.
Vom Wickeda-Konzert hatte ich noch Tage später was. Wie immer zu nah an der Bühne bzw. direkt vor den Boxen gewesen, aber dafür war das einfach ein klasse Abend. Am nächsten Tag heizte uns dann noch ein Münsteraner DJ auf dem Hiltoner Oktoberfest ein, was auch sehr witzig war (die Brezeln waren aber ungenießbar...). Das nächste Pubquiz ist ebenfalls schon geplant und dieses Mal hoffentlich von mehr Erfolg gekrönt (Themen: Europäische Mythologie, Musik der 90er und berühmte Filmeinspieler/-zitate). Ich bin schon mehr als 2 Monate und quasi täglich höre ich von interessanten Clubs oder Bars, die ich unbedingt mal ausprobieren soll.
Meine Wohnung habe ich dieses Wochenende vorerst fertig eingerichtet (siehe
MeisterTrainerTalk). Dank Rollos fühle ich mich nun im Wohnzimmer nicht mehr ganz so wie in einem Aquarium und die neuen/alten Deckenleuchten aus Deutschland verströmen endlich die Helligkeit, die ich zum Leben/Wohlfühlen brauche, denn davor war das doch teils sehr duster. Sofia hat übrigens entschieden, dass der Winter begonnen hat, denn die Heizung geht nun auch. In der Zwischenzeit habe ich mir einen Gasofen geholt, nach deutschen Wohnungsvorschriften darf so ein Teil maximal in der Gartenhütte oder Garage benutzt werden, bei mir steht das Ding mitten auf dem Parkett im Wohnzimmer. Als die Heizung noch nicht lief und ich mal richtig einheizen wollte, habe ich den Ofen volle Pulle aufgedreht. Nach einer Stunde waren es bei mir 24 Grad und ich konnte im T-Shirt herumsitzen. Das ist natürlich nicht das Ziel, aber ich habe nun eine Möglichkeit, meine Bude schnell aufzuheizen, wenn ich Bedarf haben sollte.
Demnächst stehen erste Abschlussprüfungen an und ich bin gespannt, was mich da erwartet. Auch eine kurze Deutschlandreise ist über Weihnachten bereits geplant und gebucht. Mal sehen, wie sehr sich Stuttgart seit meiner Abreise verändert hat.