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Autor Thema: Aus dem Leben eines Fotografen  (Gelesen 2060 mal)

RealRoadRunneR

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Aus dem Leben eines Fotografen
« am: 31.März 2016, 09:44:03 »

Auf speziellen Wunsch in einem anderen Thread:

Glaub mir, selbst ich als verdammt kleines Licht unter den Fotografen könnte da noch weit mehr spannende Erlebnisse schildern, von einem halben Liter Bier im Laptop über russische Soldaten und die Probleme wenn man als Fotograf bei The Dome schon aus dem Bravoalter raus ist  ;D  ;D

Erzähl doch mal  :D

Ich fange am besten mal mit der Bierstory an. Das war in der Saison 2009/10 beim DFB-Pokalspiel VfL Osnabrück gegen Borussia Dortmund. Schon vor dem Spiel gab es die erste ungewöhnliche Erfahrung. Unter den Tribünen verläuft in Osnabrück ein Gang rund herum. Ein Kollege und ich waren gerade auf dem Weg in den "Presseraum" (mangels anderer Bezeichnung nenne ich diesen Container einfach mal so  :laugh: ), als und plötzlich ein paar Ordner recht hektisch und massiv einfach ohne eine große Erklärung in einen Serviceraum schoben und die Tür schlossen. In diesem stockfinsteren Raum fühlten wir uns nicht wirklich wohl, auch weil es keinen Handyempfang gab. Draußen hörte man inzwischen lautes Geschrei und Bambule. Dort hatten sich wie wir später erfuhren wohl ein paar Fangruppen nicht so lieb und die Ordner wollten uns einfach aus der Schußlinie haben, klar, dass da für lange Erklärungen nicht viel Zeit war.
Im Spiel selber saß ich dann vor der Hintertortribüne der Osnabrücker Fans. Der VfL führte mit 2:1 und machte so etwa eine Viertelstunde vor dem Ende sogar das 3:1. Ich hatte kurz zuvor ein passendes Foto von Kloppo gemacht, der mit hochrotem Kopf gerade einen seiner Spieler (ich glaube es war Sahin) schüttelte. Das Foto war bearbeitet und verschlagwortet und sollte gerade auf die Reise gehen, als ein voller Bierbecher genau auf meinem Laptop landete. Knapp ein halber Liter Gerstensaft ergoß sich auf meine Tastatur, der Laptop machte kurz "btzzzz" und war aus.
Ich hatte es schon vor Augen, das Foto weg, Laptop im Eimer, die Fahrerei, Kosten, ein echtes Minusgeschäft diese Tour. Ich drehte den Laptop sofort um und eine erkleckliche Menge Bier tropfte heraus. Ohne große Hoffnung drückte ich auf den Powerknopf und was soll ich sagen? Das Teil lief  :o
Fuhr ohne Murren hoch, ich konnte das Foto dann noch versenden (ist leider trotzdem nicht abgenommen worden) und der Laptop hat zwar noch mehrere Wochen gestunken wie eine Bahnhofspinte bei Nacht, aber hat treu seinen Dienst versehen.
Schön waren auch die etwas angewiderten Blicke der schreibenden Zunft, als ich diese nasale Körperverletzung nach dem Spiel im Pressecontainer ausgepackt habe  ;D
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BenR

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Re: Aus dem Leben eines Fotografen
« Antwort #1 am: 31.März 2016, 11:07:34 »

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Plumps

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Re: Aus dem Leben eines Fotografen
« Antwort #2 am: 31.März 2016, 15:20:19 »

Krasse Geschichte, aber toller Lappi, muss ich sagen! Welche Marke war das denn(falls ich das überlesen habe)?
Und: Mehr Geschichten bitte!  ;D
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"EL MILAGRO"

"Niemand ist eine Insel. Ausser man ist Mauricio Isla"


RealRoadRunneR

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Re: Aus dem Leben eines Fotografen
« Antwort #3 am: 31.März 2016, 15:49:30 »

Krasse Geschichte, aber toller Lappi, muss ich sagen! Welche Marke war das denn(falls ich das überlesen habe)?
Und: Mehr Geschichten bitte!  ;D

Das war damals mein Lenovo, robuste Kiste  ;D
Ja, wird noch was kommen, ich denke ich werde hier jeden Tag ein Erlebnis posten, als kleinen Teaser für morgen: Wie aus mir ein NHL-Goalie wurde  8)
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RealRoadRunneR

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Re: Aus dem Leben eines Fotografen
« Antwort #4 am: 05.April 2016, 17:40:58 »

So, heute komme ich endlich dazu, hier mal wieder zu schreiben  ;)

Kurz eine Info, die für dieses Erlebnis wichtig ist. Ich war viele Jahre als Fotograf im Bereich Eishockey unterwegs, als Mannschaftsfotograf der Iserlohn Roosters und der DEG, aber auch für die Krefelder Pinguine, die Moskitos Essen und diverse Zeitungen. Das ging sogar soweit, dass ich hinter der Agentur CityPress der meistakkreditierte Fotograf in Deutschland war. Pro Saison kam ich auf mehr als 100 Eishockeyspiele.

Im Sommer 2007 war ich bei Freunden zum Grillen. Mein Handy war in meiner Jacke die an der Garderobe hing, ich hatte ja frei.
Irgendwann auf dem Weg zum Klo, warf ich kurz einen Blick auf das Display und war irritiert, ich hatte etwa 20 Anrufe in Abwesenheit und deutlich über 50 SMS (ja liebe Kinder, die hat man damals geschrieben  ;D ).
Alle Nachrichten waren etwas verwirrend, da standen Sätze wie "Herzlich Willkommen bei den Roosters!", "Ich hoffe Du hältst den Kasten sauber!" oder "Hammer!", alle versehen mit lachenden Smileys. Ich ging gerade im Geiste meinen Alkoholkonsum durch, kam aber auf keinen Level, der dieses Szenario erklären würde, als mein Handy wieder klingelte und ein guter Freund und Kollege dran war. Er meinte nur wenn ich mich gerade wundern würde, solle ich doch mal ins Internet schauen. Also bei den Freunden an den Rechner, Nachrichten gecheckt und da fiel mir die Meldung ins Auge, dass die Iserlohn Roosters einen neuen Goalie verpflichtet hätten, Norm Maracle, einen Kanadier, der zuletzt in der russischen KHL tätig war. Mein Baujahr, war bei einem Verein, von dem ich sogar ein Originaltrikot in meiner Sammlung hatte, aber das erklärte noch nichts. Zumindest bis dann mein Blick auf sein Foto fiel:

Das hier bin ich:


Das hier ist Norm:


Das erklärte dann jetzt die ganzen frotzelnden Nachrichten. Naja, das Spiel spielte ich natürlich mit. Ich stutzte meinen Bart genau wie Norm, an der Frisur und auch der Statur musste ich wenig ändern, Norm ist lediglich 3cm größer als ich und hat bedeutend mehr Tattoos auf dem Körper.
Es kam dann der Tag an dem die neuen Spieler am Düsseldorfer Flughafen sollten und davon habe ich für die Webseite und Pressemeldungen auch immer Fotos gemacht. Hier fuhr ich also frisch angepasst, in meinem Trikot von Avangard Omsk zum Flughafen.
Es war göttlich, Norm kam aus dem Transitbereich, sah mich, blieb irritiert stehen, stutzte, sah sich um (suchte wahrscheinlich die versteckte Kamera) und kam dann etwas zögerlich zu uns.
Wir unterhielten uns, ich erzählte ihm auch von den Nachrichten als seine Verpflichtung bekanntgegeben wurde und wir lachten uns kaputt. Er wühlte dann minutenlang in seinem Gepäck, um eine Playercard von sich zu angeln und signierte mir die.
Immer wenn wir uns dann gesehen haben, waren wir nur "Big Brother und Little Brother".
Die Roosters starteten mit Norm im Tor sehr gut in die Saison und erreichten sogar in der Saison erstmals in der Vereinsgeschichte die Playoffs, entsprechend beliebt war er natürlich. Nach einem gewonnenen Spiel ging ich dann hoch in den VIP-Raum, um die Fotos zu bearbeiten. Folglich war ich also auch eigentlich deutlich als Fotograf zu erkennen, die Cam baumelte um meinen Hals, die restliche Ausrüstung hing im Rucksack auf meinem Buckel und spätestens bei der anheftenden Akkreditierung war alles klar.
Trotzdem standen gleich mehrere der VIPs auf und fingen an mir Standing Ovations zu spendieren, einer gratulierte mir zu meinem Spiel und wollte ein Autogramm und wieder ein anderer bestellte ein Bier für mich  :laugh:

Zugegeben, es war der VIP-Raum in dem die Spieler nach dem Spiel auch immer verpflegt werden, aber wer sich wirklich mit dem Sport und dem Team auseinandersetzt, hätte uns nie wirklich verwechseln dürfen. Das Autogramm habe ich natürlich gegeben, hab aber natürlich nicht mit Maracle, sondern mit "Fotohoschi" unterschrieben, ist aber auch niemandem aufgefallen. Das Bier habe ich auch getrunken  :laugh:

Beim nächsten Mal: Sicherheitskontrolle auf russisch  :police:
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Signor Rossi

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Re: Aus dem Leben eines Fotografen
« Antwort #5 am: 05.April 2016, 18:29:40 »

Super Geschichten, sehr schön!
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Leland Gaunt

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Re: Aus dem Leben eines Fotografen
« Antwort #6 am: 05.April 2016, 21:20:27 »

Haha...klasse! ;D
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FMGaunt

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Immer schön GErade bleiben!

Cubano

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Re: Aus dem Leben eines Fotografen
« Antwort #7 am: 05.April 2016, 21:37:12 »

 ;D klasse Story
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FM-Fuchs

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Re: Aus dem Leben eines Fotografen
« Antwort #8 am: 05.April 2016, 21:39:51 »

Geile Geschichte. :)
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Alles wird gut!!! :)